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in der SCHWEIGHAUSERSCHEN Buchhandlung
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VORREDE
Die ersten richtigen Aufschlüfse über einen grofsen Theil
der südamerikanischen Säugethiere, insbesondere über die
von Paraguay, verdankt die Naturgeschichte dem unermüd-
lichen Fleifse eines spanischen Genieofhicier’s, Don Feliz
de Azara. Derselbe kam im Jahr 1781 als Commilsair für
die Grenzberichtigung mit Brasilien. nach Amerika, und
hielt sich während’ zwanzig Jahren in dem ehemaligen Vi-
cekönigreiche Buenos
-Ayres auf, wo er vorzüglich die an
Brasilien stofsenden Provinzen, Banda-Oriental, Entre-
Rios und Paraguay bereiste, Die Portugiesen legten aber-
den Grenzberichtigungen so viele Hindernifse in den Weg,
dafs oft Jahre lang Stockungen in diesem Geschäfte ein-
traten. Diese freie Zeit benutzte Azara, um die Cħarte
von Paraguay und der südlicher am Parana gelegenen Pro-
vinzen aufzunehmen, und über die physische Beschaffen-
heit, die bürgerlichen Einrichtungen und die Geschichte
des Eandes Thatsachen zu sammeln. Ueberdiefs, angezo-
gen durch die Neuheit und die Mannigfaltigkeit der Thier-
welt, welche ihn umgab, beschäftigte er sich, und zwar
ohne sich früher mit der Naturgeschichte abgegeben: ZU
haben, mit .der Zoologie jener Gegenden, beschrieb die
Thiere , welche er sich auf seinen: Reisen verschaffen konn-
te, und beobachtete die Sitten. derselben im freien und im
häuslichen Zustande. So E seine zwei bekannten
Werke, die Naturgeschichte der vierfüfsigen. Thiere von
vi
Paraguay, *) die nöch während seines Aufenthaltes in
Amerika von Herrn Moreau -Saint-Mery aus der spanischen
‚Handschrift ins Französische übersetzt und im’Jahr 1801
in dieser Sprache herausgegeben ward und. die Reisen durch
Südamerika **), die nach seiner Zurückkunft von Herrn
Walkenaer ebenfalls aus der spanischen Handschrift ins
Französische übersetzt wurden und im Jahr ı80g in zwei
Bänden erschienen; als dritter und vierter Band ward dem
letzieren Werke eine von Herrn Sonnini verferligte Ueber-
setzung von Azara’s Naturgeschichte der Vögel von Para-
guay und vom La- Plata, die bereits in spanischer Spra-
che herausgekommen war, beigefügt.
Das erstere von diesen zwei Werken, das allein uns
hier angeht, enthält nicht nur die Naturgeschichte der
Säugeihiere von Paraguay, sondern erstreckt sich auch über
einige Gattungen, welche den Provinzen Buenos-Ayres ,
St. Fee und Banda-Oriental angehören; es kann in die-
sem Fache als Muster der Beobachtung und der Beschrei-
hung aufgestellt werden. Da aber Azara, wie er selbst ge-
steht, weder naturhistorische Vorkenntnifse, noch andere
Hülfsmittel als eine spanische Uebersetzung von Buffon
besafs, so mufste ihm., trotz seines ausgezeichneten Beob-
achtungsgeistes, bei seinen zoologischen Arbeiten manches
entgehen, was er sonst gewifs nicht übersehen. hätte. So
widmete er, z. B, dem Zahnbaue der Säugethiere nur we-
nig Aufmerksamkeit; bald übergeht er denselben gänzlich ,
bald sind seine Angaben darüber unvollständig oder
*) Efsais sur Phistoire naturelle des quadrupèdes de la province de Pa-
raguay, par Don Felix d’Azara , traduits sur le manuscrit inédit de
Pauteur ,„.par M. L. E. Moreau- Saint- Méry. Tom..IL Paris 4804.
wu! Voyages. dans PAmérique méridionale > par Don Felix de Azara; de-
puis 4784 jusqu’en 1801, puþliés @apres les mänuscrits de Pauteur ,
par C. A, Walkenaer ; suivis de Phistoire naturelle des oiseaux du Pa-
raguay et.de ja Plata „ par le même auteur > traduite, d'après. Pori-
ginal espagnol, et augmentée d’un grand nombre de notes; par M.
Sonnini Tom. IV. Paris 4809.
vV
unrichtig, und zuweilen verwechselt er die Milchzähne mit
den bleibenden Zähnen, Ferner gab’ er nicht genug auf
die Abänderungen acht, welche sich , oft in ziemlich gros-
ser Anzahl, bei einigen Gattungen vorfinden, und beob-
achtete die Thiere zu wenig im freien Zustande, 'wozu ihm .
‚übrigens seine anderen Arbeiten nicht immer die erfor-
derliche Zeit gestatten mochten. Buffön’s Naturgeschichte
endlich , die ihm erst nach einem mehrjährigen Aufenthalte
in Amerika , und zwar blofs durch Zufall, ia die Hände
kam , scheint er zu nicht viel anderem benutzt zu haben ,
als um Irsthümer darin aufzusuchen und darzustellen. So
gegründet aber sein Tadel hier zuweilen erscheint, so ist
er eben so oft ganz grundlos, und beweist nur dafs Azara
keine anderen Säugethiere kannte, als diejenigen, welche
er täglich vor sich hatte. Nicht selten verwechselt er eine
von- Buffon beschriebene Gattung mit einer ganz anderen,
die er selbst beschreibt ‚ und widerspricht dann, oft lei-
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denschaftlich, den richtigsten Angaben des grofsen Natur-
furschers. So hatte dieser Mangel an Kenntnifsen für Azara
die Folge, dafs: er mehrere Säugethiere, deren Entdeckung
ihm angehört, für schon bekannt, und nur ihre: Beschrei-
bung für -unrichtig hielt. "Dieser letztere Fehler gereicht
ihm übrigens cher zur Ehre als zum Vorwurfe, indem er
zeigt, dafs blofs Liebe zur Wahrheit, und nicht die Be-
gierde, sich durch neue Entdeckungen auszuzeichnen, seine
mühsamen Arbeiten leiteten.
Da viele Gatiunsen von Säugethieren, die in Paraguay
vorkommen, ebenfalls über einen Theil ren Brasilien ver-
breitet sind, so Anden wir dieselben auch in den zoolo-
gischen Schriften der Reisenden, welcke das letztere Land
besucht haben, bald unter -den schon ‚bekannten, bald
“nter neuen Namen angeführt: Ihre Angaben aber sind
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nicht immer vollständie und können es auch nicht wohl
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seyn. Der Naturforsch er, welcher ein Land blofs durch
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VIII
reiset, trifft von jeder Thiergattung gewöhnlich nur wenige
Individuen an, nach denen er, der häufigen Abänderun-
gen wegen, selten im Stande ist, die charakteristischen
Kennzeichen der Gattung genau zu erheben. Diese Abän-
derungen sind, je nach dem Alter, dem Geschlechte und
der Individualität der Thiere, oft so bedeutend , dafs sie
den Reisenden, bei seinem Mangel an Zeit und an Ge-
legenheit ihnen auf den Grund zu spüren, gegen seinen
Willen verleiten müfsen , so viel besondere Gattungen auf-
zustellen, wie diefs, z. B., beim Geschlechte Cebus ge-
schehen ist. Eine andere Schwierigkeit für den Naturfor-
scher, welcher ein Land blofs durchreiset, liegt darin, dafs
er die Sitten der Thiere nur oberflächlich beobachten kann,
und sich mit den unzuverläfsigen Aussagen der Landesein-
wohner über dieselben begnügen mufs.
= Wiewohl nun Azara, und, unter den Reisenden in
Brasilien , hauptsächlich der Prinz zu Wied unsere Kennt-
nifse über die Säugethiere, welche in Paraguay vorkommen,
. auf eine vorzügliche Weise erweitert haben, so mufsten
sie doch, aus den oben angegebenen Gründen, ihren
Nachfolgern immer noch ein grofses Feld zu neuen Beob-
achtungen offen lassen. Günstige Verhältnifse erlaubten
mir, dieses Feld zu bearbeiten und einen Theil der Lücken
und der Irrthümer in der Naturgeschichte der Säugethiere
von Paraguay auszufüllen und zu berichtigen.
Ich lebte sechs Jahre lang in diesem Lande, dessen
Hauptstadt, Asuncion, mein gewöhnlicher Aufenthaltsort
war. Von da aus durchreiste ich das Land nach allen Rich-
tungen, besuchte aber vorzugsweise die wenig beyölkerten
und die ganz öden Gegenden desselben. So brachte ich
jährlich einige Monate bald in abgelegenen Meiereien , bald
in den menschenleerten Urwäldern ‚unter freiem Himmel
zu. Da mich die Zeit nicht drängte, die Naturgeschichte
auf diesen Reisen mein Hauptzweck war, und das Leben
IX:
in diesen Wildnifsen durch die Schönheit und die Gröfse
der umgebenden Natur, so wie durch die Befriedigung ,
- welche überwundene Gefahren und Schwierigkeiten gewäh-
ten, mich nieht wenig anzog , so konnte ich mit der ge-
hörigen Mufse mich zoologischen Beobachtungen widmen,
Ich verschaffte mir von den mehrsten Gattungen von Säu-
gethieren eine Ziemlich grofse Anzahl von Individuen,
nach denen ich die charakteristischen Merkmale derselben 5
und die Abänderungen , welche sie je nach dem Geschlech-
te, dem Alter, der Jahreszeit und der Individualität dar-
bieten, bestimmte, und gieng den Thieren oft Tage lang
nach, um ihren Haushalt im Zustande der Freiheit kennen
zu lernen. Zugleich scheute ich weder Mühe noch Ko-
sten ‚ um lebende Thiere zu erhalten und sie in unserer
Wohnung aufzuziehen,, wodurch mir über ihre Sitten und
ihren Charakter , besonders aber über die Veränderungen
die sie mit dem Alter erleiden > mancher neue Aufschlufs
zu Theil ward.
In diesen Bemühungen wurdeich durch mehrere Freun-
de und Bekannte kräftig unterstützt. Am mehrsten habe
ich meinem Reisegefährten , Herrn Dr. Longchamp , zu ver-
danken. Seine Freundschaft setzte mich in den Stand , die
mit ziemlich grofsen Kosten verbundenen Reisen zu unter-
nehmen, indem er während meiner Abwesenheit allein für
unsere aekonomischen Angelegenheiten sorgte und meine Ge-
schäfte als Arzt übernahm. Auch setzte er unterdessen
meine Beobachtungen an den gefangenen Säugethieren fort,
und war mir überdiefs, während meiner Anwesenheit in
Asuncion, bei vielen Arbeiten behülflich. Ferner erhielt
ich von einem Engländer, Herrn Dr. Parlet, manchen
Beitrag zur Naturgeschichte der Säugethiere von Paraguay.
Dieser kenntnißsvolle Mann war drei Jahre früher , als Herr
Longchamp und ich, nach Asuncion gekommen, wo er
die Arzueikunde ausübte und sich zugleich aus Liebhaberei
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mit der Zoologie beschäftigte. Mit der gröfsten Uneigen-
nützigkeit theilte er mir seine Arbeiten mit und forderte
mich auf Gebrauch davon zu machen, indem er zweifelte
dieselben je vervollständigen und selbst benutzen zu kön-
nen. Leider gieng die Ahndung dieses wackeren Mannes
nur zu frühe in Erfüllung; er starb im Jahr 1824 auf ei-
nem kleinen Landgute in der Nähe von Asuncion. Auch
die Herren Machain, Ysaci, Gafsal, Espinola und Gomez,
alle fünf aus Paraguay gebürtig, beschenkten mich fort-
während mit allen Gattungen von Thieren, die sie sich
verschaffen konnten, und boten mir Hülfsmittel für meine
Reisen dar.: Da ich endlich als ausübender Arzt in ganz
Paraguay. Bekannte hatte, .so gesellien mir diese, überall
wo ich hinkam, die erfahrensten Jäger der Gegend zy Bé-
gleitern bei. Auf solche Weise dürften von den, in die-
sem Lande einheimischen Gattungen von Säugethieren nur
wenige, vielleicht einige Cheiropteren und kleine Nager,
meinen Nachforschungen entgangen seyn,
So sehr aber einerseits diese Verhältnilse meinen Ar-
beiten günstig: waren, so hatte ich anderseits mit vielen,
zuweilen unüberwindlichen Hindernifsen zu kämpfen, Um
das Mifstrauen Dr. Francia’s, des Dictators von Para-
guay, der immerfort von Uebelgesinnten und von Verschwö-
rungen träumte, nicht zu wecken, mufste ich die Zeit mei-
ner Reisen, die Gegenden , die.ich besuchen wollte, und
die Personen, welche ich als Führer oder auch blofs zur
Bedienung mit mir nahm, mit grofser Vorsicht wählen,
konnte somit meine Reisen nur -selten in der, für mich
bequemsten und für meine Forschungen ergiebigsten Jah-
reszeit unternehmen, durfte mich in Gegenden, deren
Bewohner den Argwohn des Dictators auf sich gezogen hat-
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ten, entweder gar nicht oder doch kurze Zeit aufhalten
5
und mußte mir gewöhnlich nur Menschen aus der nic-
drigsten Volksklasse als Reisegefährten zugesellen , die mir
XI
allein zur Besorgung des Gepäckes und der ‘Pferde, so wie
bei der Jagd, dienten. Die Zergliederung, die Beschrei-
bung und die Aufbewahrung der Thiere und der Pflanzen,
das Zeichnen der Gegenstände, die sich nicht aufbewah-
ten liefsen, und die Führung des Reisejournales lager. mir
also ganz allein ob. Ferner befand ich mich durch _ die
jahrelange Unterbrechung des Handels mit Buenos - Ayres
in einer für die Erhaltung meiner Sammlungen höchst un-
‚günstigen Lage. Da ich keine Gelegenheit hatte, die ge-
sammelten Gegenstände nach Europa zu senden, und es
mir an den nöthigen Mitteln zu deren Aufbewahrung ge-
brach, so giengen die mehrsten derselben durch die Motten
und die Speckkäfer, von denen Paraguay wimmelt, bald zu
Grunde. Ohne Aussicht während des Lebens vom Dicta-
tor Paraguay verlassen oder doch wenigstens meine Samm-
lungen dem verwüstenden Klima entziehen zu können,
sank mir endlich der Muth, die zerstörten Gegenstände
fortwährend zu ersetzen. Ich hörte auf, Häute von Säuge-
ihiere , Vögeln und Amphibien zu bereiten, und Pflanzen
zu trocknen , erneuerte von den Insekten blofs die Koleop-
‚teren, die sich am leichtesten erhalten liefsen , und be-
schränkte übrigens meine Sammlung auf Skelette und auf
Gegenstände, die ich in Brantwein aufbewahren konnte.
Auch besafs ich die Skelette von dem gröfsten Theile der
in Paraguay vorkommenden Säugethiere, von vielen Vögeln
und von einigen Amphibien, so wie eine nicht geringe An-
zahl von Amphibien und Fischen in Brantwein , als ich
unerwartet die Erlaubnißs erhielt, Paraguay auf einem Schif-
Se zu verlassen , das in Zeit von zwei Stunden absegeln
mufste. Nach einer sechsjährigen Gefangenschaft, unter
einer Regierung wie die von Dr. Francia , konnten Hr. Long-
Champ und ich diese Gelegenheit, unsere Freiheit wieder
a erlangen , nicht wohl unbenutzt lassen, wobei mir aber
die kärglich Zugemelsene Zeit nur einen kleinen Theil meiner
> 2
XII
Sammlungen zu packen und mit mir zu nehmen gestattete,
Von dem gröfseren, zurückgelassenen Theile, den ich eini-
gen vertrauten Personen zur Aufbewahrung übergab, sind
mir, bei der wieder eingetrettenen und strenge vollzogenen
Sperre des Landes, seit meiner Abreise keine Nachrichten
zugekommen. z
Die Materialien, welche mir zur vorliegenden Arbeit
zu Gebote standen, bestunden also nur in den Beschrei-
bungen, die ich an Ort und Stelle von lebenden und tod-
ten Individuen der verschiedenen Gattungen von Säuge-
thieren entworfen , und bei jeder Gattung so viel wie mög-
lich vervielfältiget hatte, in den niedergeschriebenen Beob-
achtungen über die Lebensart der Thiere, sowohl im frei-
en als im häuslichen Zustande, in anatomischen Bemer-
kungen und Zeichnungen und endlich in den ganzen
Skeletten oder in den Schedeln , gg ich nach Europa ge-
bracht habe.
Ueber die Ausführung meiner Arbeit habe ich folgen-
des zu bemerken. Ich beschäftigte mich blofs mit den Säu-
gethieren , die in Paraguay *) vorkommen, erwähne aber
auch der aus Europa dahin eingeführten Hausthiere, deren
Beobachtung unter ganz anderen Verhältnifsen, als dieje-
nigen, unter denen wir sie zu schen gewohnt sind‘, immer
etwas merkwürdiges darbietet. In der Anordnung bin ich
dem Systeme des Herrn G. Cuvier gefolgt.‘ Geschlechts-
kennzeichen gebe ich nur dann an, wenn ich glaube, zu
dem Bekannten etwas zuseizen zu können, oder wo ich sie:
*) Unter Paraguay ist nur die Art von Halbinsel zu verstehen , welche
die Ströme Parana und Paraguay von ihrer Vereinigung bis zum ein .
und zwanzigsten Grade südlicher Breite einschliefsen. Einige Schrift-
steller haben irriger Weise dieser Benennung eine viel zu grofe Aus-
dehnung gegeben und das ganze vormalige Vicekönigreich Buenos -
Ayres darunter begriffen. Dieser Irrthum hatte unter anderen die Fol-
ge, dals Paraguay als Vaterland mehrerer Säugethiere angegeben wird,
welche den Proyinzen St, Fee, Buenos-Ayres und Cordova ange-
hören.
XUI
zum Verständnifse der Beschreibung der Gattungen noth-
wendig finde. Die Angaben über diese letzteren sind nach
folgendem Plane geordnet. Zuerst beschreibe ich die Be-
Schaffenheit des Pelzes oder des Felles, so wie ich sie am
häufigsten bei ausgewachsenen Individuen angetroffen ha-
be, und führe dann die Farbenabänderungen an, welche
das Thier je nach seinem Geschlechte und Alter erleidet ,
oder die von individuellen Ursachen herrühren. Darauf
folgen die Dimensionen desselben , zuweilen auch die seines
Gerippes, so wie die Beschreibung seines Aussehens und
der Formen seiner äufseren Theile. Hieran-schliefsen sich
gewöhnlich noch einige Bemerkungen über die Zähne, so-
wohl die bleibenden als die Milchzähne, und einige ana-
tomische Beobachtungen. Von da gehe ich zur eigentlichen
Naturgeschichte des Thieres über, und gebe seinen Haus-
halt im freien und seine Sitten im häuslichen Zustande an.
Wo mehrere Gattungen des nämlichen Geschlechtes in ih-
rem Haushalte übereinstimmen, da habe ich , um Wieder-
hohlungen zu vermeiden, die Beobachtungen über densel-
ben den Beschreibungen der einzelnen Gattungen voraus-
geschickt. Endlich erwähne ich noch des Nutzens und des
Schadens, welche jede Thiergattung für den Landeseinwoh-
ner hervorbringt, der Art wie dieselbe gejagt wird , und
der Feinde, die ihr, aufser dem Menschen, noch nach-
stellen.
Die systematischen Namen der Gattungen sind meh-
rentheils von den Herrn F. Cuvier und Geoffroy oder vom
_ Prinzen zu Wied entlehnt; nur einigen Gattungen, die bis
jetzt unbekannt oder unrichtig bestimmt waren, habe ich
eigene Namen beigelegt. Immer aber füge ich die, in
Paraguay übliche, guaranische Benennung bei, wenn eine
Solche vorhanden ist.
Ueberall » wo ich nicht selbst beobachtet habe, führe
ich meinen Gewährsmann an oder bediene mich solcher
\ `
XIV ;
Ausdrücke, welche die Unsicherheit der Angabe andeu-
ten sollen. Nur einige Beobachtungen , die Herr Long-
champ gemacht hat, sind ohne Anführung seines Namens
unter die meinigen aufgenommen worden, indem ich mich
gänzlich auf deren Richtigkeit verlassen konnte.
Aarau im Heumonate 1829.
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oben, statt desselben lies derselben.
unten, statt Hauptfarbe 1. Hautfarbe.
unten, statt apophyset 1. apophyses.
‚unten, nach „Stirnbeinhöhlen “ ist ausgelas-
sen: und den Kinnladenhöhlen.
oben, statt Hirnschase 1. Hirnschale.
Note , statt Azavæ l. Azar.
oben, statt Hentór l. Stentor.
‚unten, statt zusammengezogen 1. zusammen-
genommen,
unten, statt weitere l. weite.
‘oben, statt braun 1. braune;
oben, statt einem l. einen,
oben , statt Bewohner 1. Bewohnern.
unten, statt ausgebildeten 1. abgebildeten.
der Note ı, statt Noethora 1. Nocthora.
oben, statt dieselben 1. dieselbe.
oben, statt Barbon 1. Borbon. -
oben, statt Hauptapparates 1. Hautapparates.
oben, statt laticandatus 1. laticaudatus.
oben , statt = -
oben, statt crassicandatus 1. crassicaudatus.
unten, statt W. de Wied 1. M. de Wied,
unten, statt Gehölsen 1. Gehölzen.
oben, statt Carodite 1. Garotide.
unten , statt villatus l. vittatus.
unten, statt faret l. furet.
oben , statt villatus l. vittatus.
unten; — =
Oben, 9.752
unten, — 7 =
unten, —
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Şeite. Linie.
128 ıı von oben, statt denselben 1. derselben.
147 von oben, statt eingeholt 1. einholt.
7 von oben , statt diese 1. diesen.
182 von unten, statt und gelbroth 1. gelblichroth»
268 von oben, statt erstern l. erstere.
271 von unten, statt Silpen 1. Silben.
282 von oben, statt Maniocpflanzen 1. Maniocpflan-
zungen.
284 unten, statt Pupillen 1. Papillen.
296 i oben, statt longicandus 1. longicaudus.
338 unten , statt gleiche 1. jegliche.
591 oben, statt laticandatus 1. laticaudatus.
392 unten, statt longitarus 1, longitarsus.
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ERSTE ORDNUNG. BIMANA.
Gen. Häro. L. Der Mensch.
Ureinwohner von Paraguay.
Ich erwähne hier des Menschen nur in so fern, als
er durch den Bau seines Körpers an die Spitze der Säuge-
thiere zu stehen kommt > und werde also die Ureinwohner
von Paraguay blofs in zoologischer Hinsicht betrachten ;
was die geistigen und die sittlichen Figenschaften, durch
welche sich ‚der Mensch . zu. einem ‘Wesen: höherer: Art
erhebt, die Lebensart und die Sitten desselben betrifft,
so gehört die Darstellung davon nicht hieher, sondern
wird in der Beschreibung unserer Reise nach Paraguay
ihren Platz finden.
Die Ureinwohner von Amerika werden » wie bekannt,
von den mehrsten Naturforschern als ein Zweig der Mon-
golischen Race angesehen , deren charakteristische Kenn-
zeichen sie auch an sich tragen. Sie zerfallen aber in eine :
Menge von gröfseren oder kleineren Gruppen , welche
unter sich, bald nur in den Gesichtszügen , bald in dem
Sanzen Baue des Körpers, merkbare Verschiedenheiten dar-
bieten. Diese Gruppen , die sich zugleich durch Sprache
Se Siftem, von emander unterscheiden , und zum Theile
>S auf den heutigen Tag getrennt leben, werden in Ame-
Ka Nationen genannt. |
Wei solcher Nationen bewohnten Paraguay , als die
‘Spanier dieses Land entdeckten. Die eine führte den
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Namen Guaranis*), die andere den Namen Payaguas ,
und beide haben sich bis auf unsere Zeit gröfßstentheils
unvermischt erhalten.
Der Guarani-Indianer ist von kleiner Statur, er mifst
gewöhnlich nur vier und drei Viertel, selten fünf Fuß.
Der Kopf ist klein , aber breit, wefswegen man ihn beim-
ersten Anblicke für ziemlich grofs hält, der Hals ist kurz
und dick; die Schultern, die Brust und das Becken sind
breit; das Gesäfs ist grofs; die Arme und die Beine sind
im Verhältnisse zum Rumpfe kurz, dabei aber dick, die
Hände und die Füfse gleichfalls kurz, aber breit, die
'Geschlechtstheile endlich klein.
Das Gesicht des Guarani nähert sich mehr der kreis-
förmigen als der ovalen Form , indem die Länge desselben
die Breite nur selten um zwei Zoll übertrift; dabei ist es
ziemlich flach. ` Die Gesichtszüge sind grob und stark
ausgedrückt. Die Stirn ist niedrig und schmal ; sie steigt
selten senkrecht empor, sondern läuft gewöhnlich, schon
vom oberen Rande der Augenhöhlen an, mehr oder we-
niger rückwärts. Die Hervorragungen des Stirnbeines ,
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tubera frontalia , sind bei wenigen Individuen vorhanden;
dagegen treten die Bogen der Augenbraunen, arcus super-
ciliares , bei den mehrsten stark hervor. Die Augen liegen
tief; die Oeffnung der Augenlieder ist gewöhnlich klein,
und läuft zuweilen , wie bei den Chinesen, in etwas schief
von aussen und oben nach innen und unten. Die Backen-
beine sind grofs , hervorragend und seitwärts ausgedehnt.
Die Nase erhebt sich beinahe so stark wie beim Europäer
über die Gesichisfläche, am Ende ist sie aber breit und
stumpf; die Nasenlöcher sind grofs ; der Mund ist weit
gespalten; die Lippen sind dünn ; die Oberlippe ragt ge-
wöhnlich in etwas über die Unterlippe hervor, und kaum
*) Die Guaranische Nation war ehemals , ohne übrigens, wie die Mexi-
caner oder Peruaner, unter einem einzigen Oberhaupte zu stehen,
nieht nur iiber Paraguay, sondern auch über den größten Theil von
Brasilien und Guyana verbreitet, wo sie aber von den Portugiesen
beinahe gänzlich ansgerottet wurde.
bemerkt man in ihrer Mitte die, von der Nase herablau-
fende Rinne; die Unterkinnlade ist hoch und mit einem
breiten Kinn versehen; die Ohren endlich sind gewöhn-
lich klein und liegen am Kopf an.
Das weibliche Geschlecht hat, ausser einer noch klei-
neren Statur und runderen Formen, beinahe den näm-
lichen Körperbau und die nämlichen Gesichtszüge wie das
männliche ; nur sind bei den Weibern die Schultern nicht
ganz so breit, das Becken hingegen weiter und das
Gesäfs noch gröfser als bei den Männern. Ihre Brüste
erreichen eine ziemlich beträchtliche Gröfse , stehen weit
auseinander und sind gewöhnlich mit einer Warze verse-
hen, welche noch einmal so dick ist, als bei den euro-
päischen Weibern. Der Schamberg ist hoch gewölbt und :
die äusseren Schamlefzen sind grofßs und fleischig.
Das Haupthaar ist bei beiden Geschlechtern gerade,
an.dem Kopfe anliegend, und in etwas steif, jedoch ohne
grob oder rauh zu seyn. An den Augenbraunen und Wim-
pern, so wiein den Achselgruben und an den Geschlechts-
theilen , stehen die Haare ii dünn ; eben so ist bei den
Männern der Bart beschaffen , welcher sich übrigens blofs
. um den Mund herum und am Kinn, nie aber weiter nach
hinten an den Backen , zeigt, *)
Die Hauptfarbe der Guaranis ist licht gelhlich-biaun í
nur äusserst wenig, und gewöhnlich blofs bei älteren In-
dividuen , ins farbe ziehend. Die neugebornen Kin-
der haben eine weißslich - -gelbe Farbe ; sie nehmen aber
schon nach wenigen Wochen die Farbe der Erwächsenen
an. Weder bei den Männern noch bei den Weibern be-
merkt man je einige Röthe auf den Wangen ; < im hefti-
gen Zorne oder bei starker körperlicher Nenn ers j
hält ogeh ihr Gesicht durch den Andrang des Blutes /
> Die mehrsten wildlebenden Indianer in und um Paraguay raufen sich
vermittelst. zweier Muschelschalen, die sie wie eine Zange zu ge-
brauchen wissen , fortwährend die Augenbraunen, die Wimpern und
ie Barthaare Be wodurch bei den Europäern die Meinung ent-
stand, daß die Indianer von Natur bartlos seyen.
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eine in etwas höhere Farbe, so wie man sie bei plötz-
lichem Schrecken und im Augenblicke des Todes in etwas
erblassen sieht. Die Haare des ganzen Körpers sind schwarz
oder schwärzlich-braun und glänzend. Die Augen haben
die nämliche Farbe und zeichnen sich durch ihren Glanz
aus. í i
Die: Zähne der Guaranis sind durchgehends klein,
schön aneinander gereiht und weifs,
Die zweite Nation, welche die Spanier in Paraguay
antrafen, die Payaguas, ist von einem schönern Schlage
als die Guaranis. Die Männer sind von mittlerer Größe
‚oder über derselben, fünf Fufs zwei Zoll bis fünf Fufs
fünf Zoll hoch, und von schlanker Statur. Der Kopf ist
klein und rund, das Gesicht nicht ganz so breit wie bei
den Guaranis; die Schultern und die Brust sind breit,
das Becken hingegen ist schmal und das Gesäfs ragt nur
wenig hervor; die Extremitäten haben im Verhältnisse
zum Rumpfe ihre gehörige Länge; die Arme sind stark
x und muskulos , die Beine hingegen gewöhnlich dünn, *)
“die Hände und die Füfse kurz und breit, die Geschlechts-
theile klein, Die Gesichtszüge haben im Allgemeinen
Aehnlichkeit mit denen der Guaranis, jedoch sind bei
den Payaguas die Backenbeine und das Kinn nicht sö breit
wie bei den ersteren, was dem Gesichte eine m
liche Gestalt giebt.
Die Weiber der Payaguas sind im Allgemeinen klein,
in der Jugend schlank, mit dem Alter aber werden sie
dick. Ihr Gesicht ist mehr kreisförmig als dasjenige der
Männer. In ihrem Körperbaue stimmen sie mit den
Güaranischen Weibern überein; nur zeichnen sie sich
vor ihnen , wie überhaupt vor allen anderen Indianerin-
ehr ling-
*) Dieses Mifsverhältnifs zwischen der Stärke oder Muskulosität der .
oberen und der unteren Extremitäten bei den Payaguas rührt von der
Lebensart dieser Indianer her, indem sie > seit Jahrhunderten , den
gröfßsten Theil ihres Lebens in ihren Nachen auf dem Wasser zubrin-
Zen, Wo sie fortwährend blofs die obere und nur selten die untere
Hälfte des Körpers bewegen und anstrengen.
RR
nen, welche sich in und um Paraguay aufhalten, durch
ihre kleinen und zierlich gebauten Hände und Füße aus.
Der 'Haarwuchs hat bei den Payaguas die nämliche
Beschaffenheit wie bei den Guaranis, Ihre Hautfarbe ist
gleichfalls licht gelblich-braun , in etwas ins Kupferrothe
ziehend ; im hohen Alter geht sie aber ins dunkel gelb-
Jlich-braune über. we
‚Hundert und dreifsig Jahre nach der Entdeckung von
Paraguay durch die Spanier siedelten sich in diesem Bande
noch zwei andere Indianische Nationen an, welche bis
dahin, unter dem Namen von Mbayas und Guanas,
Grofs-Chaco bewohnt hatten. *
| Die Mbayas machen die schönste der Indianischen
Nationen aus, die ich längs den beiden Strömen Paraguay
und Parana, vom ein und zwanzigsten Breitegrade bis
Buenos-Ayres , gesehen habe, Die Gröfse der Männer be-
trägt durchgehends fünf Fufs fünf Zoll bis fünf Fufs sechs
und einen halben Zoll ; dabei ist ihr Körper , mit Aus-
nahme des Kopfes, so regelmäfsig und kräftig gebant ,
dafs er als Modell für einen Herkules dienen könnte. Der
Kopf hingegen ist im Verhältnisse zum Rumpfe in etwas
zu klein und die Gesichtszüge sind denen der Guaranis
ähnlich ; nur schien mir bei der Mbayas die Nase in et-
was erhabener und die untere Kinnlade noch höher zu
seyn als bei den ersteren, wodurch das Gesicht weniger
flach erscheint und eine mehr ovale Gestalt erhält.
Auch die Weiber zeichnen sich bei den Mbayas durch
ihren hohen und regelmäfsigen Körperbau aus und haben,
beinahe wie die Weiber der Payaguas, kleine Hände und
Füfse , wiewohl sie dieselben nicht im geringsten schonen
oder besorgen.
In
ihrem Haarwuchse stimmen beide Geschlechter
mit den
vorher beschriebenen Indianern überein ; ihre
en
ie; Es haben s
tionen geh
noch der Eröß
i i eiden Na-
ich übrigens nicht alle Stämme , die zu diesen beiden Na
ören, in Paraguay niedergelassen ; vielmehr hält sich jetzt
ere Theil derselben in Groß-Chace auf.
= =
Hautfarbe hingegen zieht sich mehr ins Kupferrothe als
bei diesen, wefswegen sie auch von den wildlebenden
Guaranis Ava pyta, d. h. rothe Indianer, genannt werden.
; Die Guanas geben in Gröfse und Muskulosität den
Mbayas wenig nach ; auch in ihren Gesichtszügen haben
sie mit denselben grofse Aehnlichkeit; ihre Nase ist jedoch
in etwas breiter, die Nasenlöcher sind gröfser und die
Baekenbeine breiter, als bei jenen. Die Weiber erreichen
bei den Guanas eine ziemlich beträchtliche Gröfse, sind
aber dabei dick und haben gewöhnlich in etwas grofse
Hände und Füfse.
Im übrigen stimmen die Guanas mit den Guaranis
überein, nur zieht sich ihre ‚Hautfarbe in etwas mehr ins
Kupferrothe als bei diesen.*)
So leicht es, wie man aus den angegebenen Kenn-
zeichen sieht, dem Beobachter werden mufs, diese vier,
in Paraguay lebenden , Indianischen Nationen von einan-
‚ der zu unterscheiden, so schwer hält es für ein ungeübtes
Aug, die verschiedenen Individuen derselben Nation nicht
mit einander zu verwechseln , indem sie sich alle, wenn
sie nicht bemalt oder mit ihren Zierrathen geschmückt 2
sind, sehr ähnlich sehen. Ich wenigstens habe. erst nach
mehreren Monaten und bei täglicher Uebung die Fertig-
keit erlangt, individuelle Merkmale bei diesen Indianern,
besonders bei den Guaranis und den Guanas, richtig auf-
zufafsen, |
Die Verschiedenheiten,, welche sich in den Gesichts-
zügen der vier Indianischen Nationen- von Paraguay dar-
bieten , müssen sich in ihrem Schedel wieder finden. So
zeigt derselbe bei den Guaranis verhältnifsmäfsig die brei-
testen Backenknochen und die kürzesten Nasenknochen,
=) Da ich mich hier, nach dem Plane dieses Werkes, auf die Beschtei-
bung der Bewohner von Paraguay beschränke , so übergehe ich die
Beobachtungen , welche ich an mehreren anderen Indianischen Natio-
nen, namentlich von Groß-Chaco , gemacht habe , und bemerke nur,
dafs ich auch bei diesen eben so charakteristische Verschiedenheiten ,
wie bei den in Paraguay lebenden Nationen , gefunden habe,
x
bei den Payaguas die schmalsten Backenknochen und den
schmalsten Unterkiefer, bei den Mbayas die längsten und
breitesten Nasenknochen und bei den Guanas die höchste
Unterkinnlade. Könnte man eine grofse Anzahl von Sche-
deln verschiedener Nationen mit einander vergleichen, so £
würde man wahrscheinlich noch mehrere anderere und
vielleicht noch wichtigere, wenn auch nicht so stark in
die Augen fallende, Verschiedenheiten, namentlich in der
Bildung der Hirnhöhle , zwischen ihnen auffinden.*)
Ungeachtet dieser Nationalverschiedenheiten kommen
die Schedel aller Ureinwohner von Paraguay in folgenden
charakteristischen Merkmalen überein. |
Der Schedel des Indianers ist im Verhältnisse zum
übrigen Körper klein. Das Gesicht nimmt einen gröfse-
ren, die Hirnschale hingegen einen kleineren Theil dessel-
ben ein, als dieses beim Europäer der Fall ist. Unter
den Gesichtsknochen zeichnen sich besonders fünf durch
ihre Gröfse und Gestalt aus. Die Jochbeine nämlich sind
in allen ihren Dimensionen sehi stark entwikelt, und
höher, breiter und dicker als beim Europäer ; auch die
beiden Knochen der Oberkinnlade zeigen in etwas mehr
Höhe und Breite wie bei diesem, und ihr Jochfortsatz
ist so dick, dafs die fossa maxillaris beinahe ganz ver-
schwindet, wodurch das Gesicht ein flaches Aussehen er-
hält. Die untere Kinnlade endlich ist hoch und dick;
auch vereinigen sich ihre beiden Aeste unter einem weite-
ren Bogen als beim Europäer, so dafs das Kinn breit er-
scheint. ; l
Was die Knochen der Hirnschale betrifft, so ist der
Körper des Stirnbeines bei dem Indianer weit schmaler
und weniger gewölbt als beim Europäer; die Stirn ist
daher klein und die tubera frontalia sind kaum sichtbar ;
dagegen treten die Jochfortsätze , apophyset malares, stark
omaa
* | m
9. So haben z. B. die Lenguas, welche Grofs - Chaco bewohnen, eine
Öhere Stirn und einen nach oben gewölbteren Schedel als ihre Nach-
baren, die Mocobis, |
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‘und um so auffallender hervor, da die Stirn über:densel-
hen verengert ist. Am Schlafbeine bemerkt man einen
dickeren Jochfortsatz, processus zygomaticus, und gewöhn-
lich auch einen gröfßseren Zitzenfortsatz, processus ma-
millarıs, als diefs beim Schedel des Europäers statt fin-
det; das Felsenbein ist in etwas kürzer , dafür aber dicker
als beim. letzteren. Das Hinterhaupt erstreckt sich weit
rückwärts und der Körper des Hinterhauptbeines bietet
auf seiner Aussenfläche keine so regelmäßige Wölbung
dar, wie beim europäischen Schedel, sondern theilt sich
vielmehr in zwei Flächen, die bei der oberen bogenför-
migen Linie mit einander einen stumpfen Winkel bilden,
Die untere dieser Flächen, welche den Raum zwischen
dem Hinterhauptloche und der bogenförmigen Linie ein-
nimmt, ist beinahe eben, und zeigt nur im Kleinen. Er-
höhungen und Vertiefungen; die obere, die zwischen der
genannten Linie und der Lambdanath liegt, ist dagegen
‚schwach gewölbt.
Die Höhlen , welche die Sinnorgane enthalten, sind
in dem Schedel des Indianers theils verhältnifsmäßsig,
theils. absolut, gröfser als bei der Caucasischen Race. Zu
den ersteren gehören die Höhlen des Felsenbeines und die
Augenhöhlen , zu den zweiten die Nasenhöhle mit ihren
Fortsetzungen, den Stirnbeinhöhlen, sinus mazillares,
welche zwei letzteren beim Indianer besonders entwickelt
sind, und endlich die Mundhöhle.
Wird der Schedel des Indianers, nach weggenomme-
ner Unterkinnlade, senkrecht in seiner Längenaxe durch-
schnitten, so verhält sich auf der Durchschnittsebene
der Umfang der Hirnschale zu demjenigen des Gesichtes
wie 3,5 zu ı, während beim Europäer dieses Verhältnifs
ungefähr wie 4 zu ı erscheint. Am Durchschnitte der
Gesichtsknochen , welcher die Gestalt: eines Dreieckes hat,
bemerkt man, dafs beim Indianer die hintere Seite kür-
zer, die vordere und die untere länger sind als beim
Europäer, und dafs also beim ersteren der Gesichtswinkel
kleiner ist wie beim letzteren. Wirklich übersteigt auch
ee: ee Pig
derselbe niemals 75 Grade, und fällt hingegen nicht sel-
ten. biso auf- 65; herab... Führt man... einen horizontalen
Schnitt durch die Hirnschale des Indianers » so hat der
Umfang desselben eine mehr elliptische oder vielmehr
ovale Form als beim Europäer, indem , bei einem näm-
lichen Längedurchmesser , der Breitedurchmesser in der
vorderen Hälfte der Hirnschage sich bedeutend verkürzt.
In der Grundfläche der Hirnhöhle endlich zeigt sich zwi-
schen beiden Racen noch der Unterschied , dafs dieselbe
beim Indianer, vom: Siebbeine bis zum Hinterhauptloche,
stärker abfällt, so wie die zwei mittleren Gruben schmaler
und kürzer sind als beim Europäer. ;
Da nun die Knochen, welche die Sinnorgane enthal-
ten, beim Indianer stärker ausgebildet sind, als -beim
Europäer , wodurch das Gesicht einen grölseren Umfang
erhält und‘ der Gesichtswinkel verkleinert wird, da ferner
diese gröfse Ausbildung zum Theile auf Kosten der Hirn-
höhle. statt findet, welche in ihrer vorderen Hälfte weit
kleiner erscheint als beim Europäer, dagegen sich mehr
nach hinten erstreckt , wie wenn die Knochen des Hin-
terhauptes den Gesichtsknochen gewichen wären, so er-
giebt sich, dafs der Schedel des Indianers in seinem Baue
sich in etwas demjenigem einiger Gattungen von Affen,
‚besonders wenn diese noch jung sind , nähert. *)
Man trifft unter den Indianern vòn Paraguay, so viel
ich weils , keine Albinos an; überhaupt zeigen sie in der
Farbe der Haare und der Augen beinahe keine Verschie-
denheit, ausser dafs die Haare schr alter Personen grau
werden. Eben so wenig kommen unter ihnen yerunstal-
tete Individuen vor. Kein Mensch in Paraguay kann sich
EEE
*) Ich besitze den Schedel eines Caciken der Mocobis, welcher in sei-
nem Bane nur wenig vor demjenigen eines jungen Kapueiner-Affen ,
von der Gattung Cebus Aaja, voraus hat; sein Gesichtswinkel ist
Sogar kleiner und seine Stirn verhältnismäßig niedriger und weniger
Sewölbt wi
beines eine
Affen jener
e bei diesem. Auch hat die Gestalt seines Hinterhaupt-
auffallende Aehnlichkeit, sogar mit demjenigen eines alten
Gattung.
= JÒ
erinnern, je einen bucklichten oder sonst krum gewach-
senen Indianer , von den wildlebenden Stämmen nämlich ,
gesehen zu haben, *)
Das Aussehen des Indianers ist im Allgemeinen ernst-
"haft und düster; indessen drücken seine Gesichtszüge im
Augenblicke der Empfindung weder Leid noch Freude,
weder Gemüthsbewegungen noch Leidenschaften aus. Mit
seinem, nur halb geöffneten, Auge sieht er nie die Person
an, mit welcher er spricht , sondern richtet den Blick zu
Boden, oder schweift damit unstät von einem Gegenstande
zum anderen. Er lacht nur selten, und wenn es ge-
schieht, so bricht er nie in ein lautes Gelächter aus, son-
dern verzieht blofs in etwas den Mund. Seine Stimme ist
leise; er erhebt dieselbe gewöhnlich nur, wenn er anfängt
von geistigen Getränken berauscht zu werden ; selbst wenn
er von heftigem Schmerze gequält ist, oder im Kampfe
einem gewaltsamen Tode unterliegt, hört man ihn weder
einen Schrei noch ein lautes Gewimmer von sich gehen.
Seine Sinne sind im Allgemeinen scharf, besonders
das Gehör, das Gesicht und der Geruch.**) Laute, auf
welche der Europäer vergebens lauscht, hat der Indianer
schon lange vernommen und unterschieden; er erkennt
im Walde die Art des Wildes schon am Geräusche, wel-
ches dasselbe beim Durchbrechen des Gesträuches hervor-
bringt, und weils je nach dem Hufschlage des Pferdes,
ob dieses einen Reiter trägt oder frei herumläuft. Eben
so bewundernswürdig ist die Schärfe seines Auges, wie-
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*) Der Grund dieser Erscheinung mag zum, Theile auch darin liegen,
dafs die herumschweifenden Indianer häufig ihre Kinder, selbst gut
gebildete, und um so viel eher mifsgestaltete, ums Leben bringen,
damit sie ihnen auf ihren Zügen nicht hinderlich fallen.
»*) Die Sinne sind beim Indianer von Natur, und nicht blofs durch
= Uebung, schärfer als beim Europäer, indem sie, was ich häufig
beobachten konnte , beim letzteren, selbst wenn er sein ganzes Le-
ben unter den wilden Indianern zugebracht hat, nie den Grad von
Schärfe erreichen wie beim ersteren, Damit stimmen auch die oben
angeführten Beobachtungen über die grofse Entwicklung der Sinn- _
organe des Indianers überein.
== Ji =
wohl dieses durch den gänzlichen Mangel der Augenbrau-
nen und der Wimpern, die sich die wildlebenden India-
ner ausreifsen , eines Theiles des Schutzes gegen störende
Einflüßse beraubt ist, Der Guarani verfolgt im Walde
den F lug der Bienen, um seine Lieblingsspeise, den Ho-
- nig ‚zu entdecken ; der Payagua sieht schon von weitem
den Fisch unter dem Wasser und erlegt ihn mit einem
Pfeilschusse ; der Mbaya und der Guana erblickt das Wild
in einer Entfernung ; in welcher auch das geübteste Aug
eines Europäers keine Gestalten mehr unterscheidet. Die
Geruchsorgane des Indianers, wiewohl bei dessen schmut-
ziger Lebensart an übel riechende Ausdünstungen gewöhnt,
sind für fremdartige Eindrücke sehr empfindlich, So
riecht derselbe stundenweit den Brand eines Feldes, und
wittert auf ziemlich grofse Entfernungen die Pecaris, die
Männchen einer Art von Feldhirsch, den Caiman und
_ mehrere Schlangenarten. Sein Geschmack hingegen ist
äusserst stumpf, denn er geniefst ‘nicht nur unangenehm
schmeekende > sondern selbst die eckelhaftesten , Speisen.
Sein Tastsinn endlich ist wieder fein > und nicht nur in
den Händen, sondern auch in den Füfsen, bedeutend ent-
wickelt, „ Er gebraucht nämlich häufig die Zehen um Ge-
genstände damit fest zu halten oder vom Boden aufzu-
heben,
-Der Geschlechtstrieb zeigt sich bei den Männern nur
in geringem Grade ; er erscheint frühe, hört aber auch
frühe auf.*) Die Weiber haben ein, in etwas feurigeres
Temperament ; sie kommen mit unglaublicher Leichtigkeit
nieder, und ihr Wochenbett dauert oft keine Stunde.
Ihr Monatflufs ist bei: weitem nicht so reichlich, wie bei
dem weiblichen Geschlechte der Caucasischen Race.
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*) Die bekannte Pol
izei-Mafsregel,, zu welcher die Jesuiten durch diese
Schläfrigkeit der Männer veranlafst wurden, eine Abnahme in der
sevölkerung ihrer Missionen zu verhüten, ist keine Erdichtung. Sie
‚sen nämlich, allnächtlich einige Zeit vor Anbruch des Tages,
durch das ganze Dorf die Trommel schlagen , damit die Eheleute
aufgeweckt uud an ihre eheliche Pflicht erinnert würden.
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— 123.
Die Muskelkraft ist beim Indianer im Allgemeinen
geringer als beim Europäer ; er übertrifft aber diesen an
Gewandtheit und an Ausdauer im Ertragen körperlicher
Beschwerden. Mit nacktem Körper trotzt er der Hitze,
der Kälte und der Feuchtigkeit, und hält auf seinen Zü-
gen Hunger und Durst mehrere Tage leicht aus. Ueber-
haupt zeigt der Indianer von Paraguay , wiewohl er unter
einem warmen Himmelsstriche lebt, weit weniger Empfind-
lichkeit als der Europäer. Er äußert bei bedeutenden
Quetschungen und Wunden beinahe keinen Schmerz, und
bringt sich sogar mit der gröfsten Gleichgültigkeit und
ohne schlimme Folgen Wunden bei, die für einen Euro-
päer sehr gefährlich seyn würden. *)
. . Der wildiebende Indianer erreicht, wenn er nicht
gewaltthätig ums Leben kommt, oder durch die Pocken.
hingeraft wird, gewöhnlich ein hohes Alter. Unter den
wenigen Familien von Payaguas z. B., welche in der Nähe
von Asuncion wohnen, findet man immer zwei bis drei
Individuen, welche zwischen go und 110 Jahren alt sind,
und dabei noch ihren täglichen Beschäftigungen nachgehen.
Mit zunehmendem Alter wird der Indianer, der überhaupt
nie fett ist, immer magerer und endlich zu einem wahren
Gerippe. Seine Haare ergrauen sehr spät und werden nie
so weils, wie bei dem Europäer; die Zähne fallen ihm
gewöhnlich nicht aus, sondern er nutzt dieselben , gleich den
po O oft bis auf die Wurzel ab, ohne dafs sich
eine Spur von Bemfrafs an ihnen zeigte.
*) Ich habe in den Missionen Guaranis gesehen, die sich freiwillig 25
Peitschenhiebe gehen liefsen , weil sie sich träge zur Arbeit fühlten
und dadurch , wie sie sagten, ihr Geblüt in Bewegung setzen woll-
ten. Die Payaguas durchstechen sich am St. Johannes-Tage, wo sie
ein grofses Trinkfest feiern, mit Stacheln von Rochen die Arme,
die Beine, zuweilen auch die Zunge und das männliche Glied , ohne
dabei ein Zeichen von Schmerz -zu geben, und ohne gefährliche
Folgen davon zu verspüren.
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ZWEITE ORDNUNG. QUADRUMANA.
= i Gen. Mycetes. Illig.
MYcETES caraya Desm.
(Myeetes barbatus. Spix. Hentor niger. Geoff.)
— `
Der Caraya.
Die Bedeutung des Namens Caraya, welcher dem
gröfsten der paraguayischen Affen von den Guaranis bei-
gelegt wurde, ist mir unbekannt. Azara, dem wir die
ersten richtigen Aufschlüfse über diesen Affen verdanken ,
übersetzt das Wort Caraya durch „Herr des Waldes, «
wozu er aber dasselbe in Caaya umändern mufste.
Der Caraya ist unter den oben angegebenen systema-
tischen Namen von ‚versehiedenen Naturforschern beschrie-
ben worden ; ich will daher seine äusseren Kennzeichen
kurz zusammen fassen.
Das erwachsene Männchen ist mit schwarzen s glän-
zenden, feinen, jedoch nicht sehr weich anzufühlenden,
und geraden Haaren bedeckt; nur das Gesicht, mit Aus-
nähme der Stirn und des Kinnes, die Ohren , der Kehl-
kopf, die innere Seite der vier Hände und die untere
des letzen Drittheiles vom Schwanze sind unbehaart; in-
dessen finden sich einige Härchen in den Ohrenmuscheln.
und einige stärkere, in etwas gekräuselte Haare um den
14 —
Mund herum. Auf dem Rücken und zur Seite stehen die
Haare sehr dicht in einander, an der Brust und am
Bauche hingegen sind sie dünn gesäet, so dafs die Haut-
farbe zwischen durch zum Vorschein kömmt. Ihre Länge
ist nicht überall die nämliche. Im Allgemeinen beträgt
sie beinahe zwei Zoll; auf der Stirn , an den Vorderarmen
und den Beinen, so wie gegen das Ende des Schwanzes
hin, ist sie in etwas geringer ; auf den Händen sind die
Haare blofs zwei Linien lang; am Rücken hingegen , be-
sonders auf den Schulterblättern , erreichen ‚sie eine Länge
von zwei und einem halben Zoll, seitwärts am Kopfe und
ums Kinn eine Länge von drei Zoll. Sie stehen auf der
Stirne senkrecht empor; auch am übrigen Körper liegen
sie nicht nahe auf der Haut an, wodurch sie dem Thiere
ein plumpes Aussehen geben. Ihre Farbe ist am ganzen
Körper schwarz; nur auf den Händen sieht man zuweilen,
bei sehr alten Individuen , einige weifse Härchen mit den
schwarzen gemischt. Die Farbe der Haut und hiermit der
"haarlosen Theile des Thieres ist röthlichbraun.
Die Haare des weiblichen Caraya sind überhaupt von
der. gleichen Beschaffenheit wie die des männlichen; nur
sind sie mehrentheils in etwas kürzer als die letzteren ;
besonders ist diefs am Kinn der Fall, wo ihre Länge
höchstens anderthalb Zoll beträgt. Auch ihre Farbe ist
von derjenigen der Männchen verschieden , indem sie
am ganzen Körper graulich-gelb sind und am Rücken ,
besonders im Nacken, ins bräunlich-selbe übergehen. Die
Farbe der Haut ist die nämliche wie beim Männchen.
Die ganz jungen Carayas sind kurz behart, und. die
Männchen tragen , gleich den Weibchen, in ihrer frühen
Jugend die Farbe der Mutter. Mit dem ersten Haarwech-
sel, d..h., am Ende des ersten Jahres , fangen die Männ-
chen an ihre Farbe zu verändern; ihre Haare werden
dann: gelblich-brau , im zweiten Jahr röthlich-braun, und
im dritten schwarz, ausgenommen am Bauche , der seine
Farbe noch ein bis zwei Jahre behält, so. dafs erst im
vierten oder fünften Jahre der ganze Pelz schwarz erscheint.
r
— 1$ —
‚ Abänderungen habe ich ‘bei diesem Affen keine be-
merkt, ausser dafs ich zuweilen auf ein Weibchen traf,
bei dem etwas weniger grau, oder etwas mehr braun wie
gewöhnlich der gelben Farbe beigemischt war. ` Azara
‚glaubt einen Albinos unter ihnen geschen zu haben; er
beschreibt aber denselben nicht näher.
In ihrer Größe zeigen die erwachsenen Carayas ebenso
wenig Verschiedenheit wie in der Farbe ihres Pelzes, was
beides bei der folgenden Affengattung nicht der Fall ist.
Die Dimensionen eines erwachsenen Männchens sind fol-
gende : ie * 2
-Af BA- 64/1 Länge von der Schnauze bis zur Schwanzwur-
zel; 4// 6'' Länge des Kopfes; ı/ 9° 6/11 Länge des
Schwanzes; 1f 3// ungefähr die mittlere Höhe des lebenden =
‚Thieres, wenn es auf den vier Händen steht „ wobei Arme
und Beine immer in etwas eingezogen sind. Die erwach-
senen Weibchen sind gewöhnlich um zwei bis zwei und
einen halben Zoll kürzer als die Männchen. |
Der Kopf des Caraya ist, im Verhältnifs zum Körper,
grofs und in- etwas pyramidenförmig. Die Ohren, denen
des Menschen ähnlich, sitzen hoch oben am Kopfe, so
dafs die äufseren Gehörgänge mit dem oberen. Rande der
Augenhöhlen in eine Linie zu stehen kommen.
Die Iris ist gelblich-braun. Die Augenwimpern sind
schwarz. Die Nase ist breit und platt, mit. weit ausein-
ander siehenden, runden Naselöchern. Die Schnauze tritt
stark hervor, Das männliche Thier besitzt, wie alle My-
cetes, einen besonderen Slimmapparat, der sich von dem-
jenigen des Mycetes senicules, welchen Herr von Hum-
boldt in seinen Beobachtungen aus der Zoologie etc, be-
‚schrieben hat, nur dadurch unterscheidet, dafs sein
Schildknorpel mehr wie zweimal so grofs und seine knöch-
erne Stimmkapsel von einer mehr kuglichten Form ist
als bei der letzteren Gattung. Beim Weibchen _ist-dieser
Stimmapparat um zwei Drittheile kleiner als beim Männ-
chen. Vermittelst dieser Organisation erhält die Stimme
des Carayas eine , für die Gröfse des Thieres, ungeheure
wa
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Stärke , indem die in der knöchernen Kapsel zusammen-
gepreiste Luft mit Gewalt durch die, Stimmrilze dringt.
Die Daumen der Vorderhände sind bei diesen Affen dün-
ner als die anderen Finger und ragen über die erste Pha-
lange des Zeigefingers hinaus. Die Nägel aller Finger
sind schmal und in etwas zusammengedrückt. Der nackte
Theil des Schwanzes, den das Thier halb zusammengerollt
trägt, ist in Folge dieser Stellung mit vielen querlaufen-
den Runzeln bedeckt.
In der Beschaffenheit der Zähne kommt der Caraya
mit den anderen Gattungen seines Geschlechtes überein.
Die Schneidezähne sind klein und vorwarts gerichtet; in.
der oberen Kinnlade sind sie keilförmig , in der unteren
mehr zugespitzt. Die Eckzähne sind grofs , und haben
beinahe die Form einer dreiseitigen Pyramide. Die obe-
ren, von der Länge eines halben Zolles , biegen sich
hackenförmig in etwas rückwärts. Auf ihrer vorderen
convexen Fläche laufen zwei Furchen herunter; auf der
äusseren Seite bieten sie eine ebene und auf der innern
und hintern eine concave Fläche dar, wie wenn sie hier
durch den ersten Backenzahn der unteren Kinnlade aus-
geschliffen wären , was aber nur zum Theile der Fall seyn
kann , da man diese ausgeschweifte Form schon an dem
in der Kinnlade sich bildenden Zahne sieht.. Zwischen
ihnen und den Schneidezähnen ist eine Lücke von zwei
Linien, zur Aufnahme der unteren Eckzähne, vorhanden,
Diese haben eine Länge von 5 Linien, und bieten nach
hinten eine beinahe ebene, nach innen eine, concave
Fläche dar, auf welchen eine Furche herabläuft; auch
diese zwei Flächen können nur zum Theile durch Reibun-
gen gegen die oberen Schneide - und Eckzähne entstan-
den seyn, da man an dem sich bildenden Zahne gleich-
falls schon Spuren ihres abgeschliffenen Aussehens findet.
Die unteren Eckzähne sind, zur Aufnahme der oberen,
durch einen Zwischenraum von beiläufig zwei Linien von
dem ersten Backenzahne getrennt. Dieser ist, und. zwar
nur in der unteren Kınnlade, gröfser als die zwei folgen-
den, beinahe kegelförmig und nach innen und hinten
mit einem Absatze verschen ; er ragt ein und eine halbe
‚Linie über alle anderen Backenzähne hervor. Die zwei fol-
Senden Backenzähne der unteren, so wie die drei ersten
der oberen Kinnlade sind zweizackig , die drei hinteren-
beider Kinnladen vierhöckerig.. In beiden ist der fünfte
Backenzahn der gröfste. Bei den alten Individuen findet
man alle Zähne an den Steilen, wo sie keiner Reibung
ausgesetzt sind , mit einem braunen, zuweilen kalkartigen
Ueberzuge bedeckt. Mit dem Alter nutzen sich die zwei-
2ackigen und die Eckzähne nur wenig ab, um desto’
mehr aber die vierhöckerigen und die deine
Da die Zahl und die Gestalt der Milchzähne beim
Caraya die nämlichen sind wie beim Gay, und da mir
das Hervortreten , so wie der Wechsel derselben bei bei-
den Affen auf einerlei Art vor sich zu gehen schien, so
verweise ich hierfür meinen Leser auf den folgenden Ab-
schnitt. Nur so viel bemerke ich hier, dafs vor dem
Zahnwechsel die Zwischenräume zwischen den oberen
Schneidezähnen und den Eckzähnen , und zwischen den
unteren Eckzähnen und den Backenzähnen sowohl bei
diesem. als beim folgenden Affen in der-oberen Kinnlade
ganz unbedeutend , in der unteren aber gar nicht vor-
handen sind. {
Der Schedel des Caraya ist demjenigen des Araguato
oder Mycetes ursinus "ähnlich. Die untere Kinnlade ist
kaum einen halben Zoll kürzer als die obere und die
Hirnschale zusammengezogen. Ihr aufsteigender Ast, des-
Sen hinterer Rand in etwas convex ist, hat eine Breite von
anderthalb Zollen und eine Höhe von beinahe drei Zollen,
Die obere Kinnlade steigt fast einen Zoll unter die Grund-
fläche der Hirnschale herab und tritt stark vorwärts. Der .
Rand der Augenhöhlen ist kreisförmig. Diese sind nicht,
wie bei den Cebus, nach hinten durch ein einfaches
Knochenblatt, das ein Fortsatz des Keilbeines ist, son-
dern durch eine doppelte Scheidewand von einander ge-
; 2
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trennt. Hinter ihnen verengert sich die Hirnhöhle sehr
stark, so dafs die Schläfgruben (fossæ temporales), da
zugleich die Jochbogen beträchtlich hervorragen und sich
weit rückwärts erstrecken , eine grofse Ausdehnung und
Tiefe erhalten. Die Schlafmuskeln , welche dieselben aus-
füllen , bedecken die Scheitelbeine beinahe bis an die
Pfeilnath und erstrecken sich rückwärts bis zum Lambda-
rande des Hinterhauptbeines. Auf der ganzen Fläche des
Schedels , welche sie ‘einnehmen , bilden sie einen starken
Eindruck, so dafs der von ihnen frei bleibende , obere
Theil der Hirnschale sich eine Linie hoch über die Seiten-
theile derselben erhebt. Nach hinten ist der Schedel nicht
gewölbt, wie bei den anderen Affengeschlechtern,, son-
dern flach , indem das Hinterhauptbein, von dem Grund-
_ Tortsatze an, senkrecht emporsteigt und sich dann wieder
in ‘einem rechten Winkel nach vorn biegt, um sich mit
dem Scheitelbeine zu vereinigen. Das Hinterhauptloch
kommt dadurch auf die hintere Seite des Schedels und in
eine auf seine Grundfläche senkrechte Ebene zu stehen.
Die äussere Fläche des aufsteigenden Theiles vom Hinter-
hauptknochen ist uneben , in ihrer Mitte durch einen
herablaufenden Grat durchschnitten, und oben ‚ an ihrem
Rande, mit einem noch stärkeren querlaufenden Grate
versehen. An diese Erhabenheit setzen sich starke Bänder
und Muskeln, welche den Kopf in seiner horizontalen
Lage erhalten. Bei den anderen Affengeschlechtern sind
-diese Nackenmüskeln lange nicht so stark, wie bei den
Mycetes, da bei ihnen der Kopf zum Theile noch durch
die Wirbelsäule unterstützt wird. Die Grundfläche der
Hirnhöble ist derjenigen der fleischfressenden Thiere ähn-
lich, indem die hintere, Grube mit den zwei mittleren
und mit der Vertiefung des türkischen Sattels in eine und
dieselbe ‚horizontale Ebene zu liegen kommen , so dafs
das Hinterhauptloch den oberen Spalten des Keilbeines,
die hier nur noch ein ovales Loch sind, gegenüber steht,
- Es hält’ schwer den Gesicktswinkel des Caraya ` be-
stimmt anzugeben ‚ da die obere Kinnlade so weit unter
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die Grundfläche der Hirnschale herabsteigt ; er mag sich
Ungefähr auf 4o Grade belaufen. / i ;
Der Speisekanal dieses Affen ist beinahe sechsmal so
lang als sein Rumpf. Der Zwölfiingerdarm ist weit, eben
0 der Blinddarm, an dem ‘ich keinen wurmförmigen
Fortsatz fand.. Die Leber hat sechs Lappen; ‘die Gallen-
blase ist grofs und die darin enthaltene Galle von gräu-
lich-gelber Farbe, ‚Der Gallengang öffnet sich zwei Zoll
unter dem Pylorus in den Zwölfäingerdarm. Die rechte
-Niere liegt gewöhnlich einen halben Zoll dem Zwerchfelle
‚ näher als die linke, u
Ich habe den Caraya sowohl in Paraguay als noch
südlich von diesem Lande, in der Provinz Corrientes,
bis zum acht und zwanzigsten Breitengrade angetroffen.
Er bewohnt in Familien > welche aus drei bis zehen: In-
dividuen ‚bestehen, die, an Flüfsen und Sümpfen gelege-
nen, hohen Waldungen. In trockenen , wafserleeren Ge-
genden findel man ihn nie. Am häufigsten sah ich ihn in
Paraguay. längs. dem Strome_ dieses Namens. Die höch-
sten Bäume des Waldes sind den Tag über sein Lieblings-
aufenthalt; bei anbrechender Dämmerung aber zieht. er
Sich gewöhnlich in das dichte, mit Lianen durchfloch-
tene Laub der niedrigeren Bäume zurück und überläfst
sich dort dem Schlafe. Er mufs nur sehr selten, viel-
leicht nie, seine luftige Wohnung verlassen, denn ich
habe weder das Thier selbst, noch: seine Fufsstapfen je
auf dem Boden angetroffen, auch niemals gehört, dafs
Man, wie Azara erzählt, einen Caraya auf offenem Felde
gesehen hätte. Da er sich blofs ‘in Gegenden aufhält,
die entweder) sumpfig sind oder an fliefsenden Wassern
liegen , so hat er nicht nöthig, sich auf die Erde zu be-
' geben um seinen Durst zu stillen ;. auf den häufig ins
"Wasser tauchenden Zweigen. oder Lianen kann er, ohne
dieselben zu verlassen, leicht zur Tränke gelangen.
Er hält sich, wenn er nicht von seinen Feinden
verscheucht wird, gewöhnlich in einem bestimmten Revier,
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von einigen Stunden Umfang, auf; auch verweilt er
nicht selten einen ganzen Tag auf einem und demselben
Baume, wenn er da seine Nahrung findet. Diese besteht
vorzüglich aus Knospen und Blättern , weniger aus Früch-
ten und Insekten; im Nothfalle frifst er auch Baumrinde.
Die Pflanzungen besucht er nie, obschon er sich oft
Tage lang am Saume derselben aufhält; er zieht also
Baumblätter dem Mais, den Melonen u.s. w. vor. Auch
habe ich den Inhalt des Magens mehrerer Carayas unter-
sucht; und denselben immer aus fein zermalmten Baum-
' blättern, denen zuweilen Theile von wilden Baumfrüchten
beigemischt waren , bestehend gefunden.
Es hält nicht schwer diesen Affen in seinem freien
Zustande zu beobachten , da er seinen Aufenthalt durch
sein Gebrüll selbst verräth und sich überdiefs nicht selten
den Wohnungen nähert, Man trifft ihn, wie gesagt ,
gewöhnlich in mehr oder weniger zahlreichen Familien
an; nur äusserst selten slöfst man auf ein einzelnes Indi-
viduum. Die Familien bestehen, die Jungen ungerech-
net, immer aus einer gröfseren Zahl von Weibchen als
von’ Mänrichen ; im Allgemeinen kann man drei der er-
steren äuf eines der letzteren rechnen. Dieses Verhältnifs
scheint mir aber nicht das natürliche zu seyn, da ich
unter den jungen Carayas beinahe eben so viele männ-
liche als weibliche Individuen gefunden habe; es dürfte
eher daher rühren, dafs die Einwohner von Paraguay be-
sonders den Männchen und, nur selten den Weibchen
nachstellen. Gewöhnlich trifft man die ganze Familie,
sie mag grofs oder klein seyn, auf dem nämlichen Baume
versammelt an, wo dann die erwachsenen Männchen
mehrstens auf höheren Aesten sitzen als die Weibchen,
so dafs sie der Jäger bei ihrer glänzend schwarzen Farbe
oft schon aus der Ferne entdeckt. ‘Der Haushalt dieser
Affen bietet dem Beobachter wenig Abwechslung dar.
Man sieht sie langsam von einem Aste zum andern klet-
ternd, Blätter und Knospen auswählen, dieselben mit
einer der Yorderhände abreifsen und zum Munde bringen.
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Sind sie gesätligt , so setzen sie sich in kauernder Stellung
auf einen Ast, oder legen sich der Länge nach über den-
selben hin, indem sie die vier Extremitäten auf den Sei-
ten herunterhangen lassen. In beiden Fällen halten sie
Sich mit dem Schwanze an dem Aste fest. Des Morgens
‚ und des Abends stimmen sie, besonders in der warmen
Jahreszeit, selten aber. bei kalter oder egnerischer Witte-
Tung, ihr Gebrüll an, welches Azara ganz richtig mit
‚dem Knarren der ungeschmierten hölzernen Achsen eines
amerikanischen Wagens (carreta) bei ihrer Reibung in
. der Nabe vergleicht. Die Männchen machen gewöhnlich
den Anfang bei diesem Geheule, in welches die Weib-
chen, mit einer weniger lauten Stimme, zuweilen ein-
fallen, . So können sie, mit kurzen Unterbrechungen, oft
Stunden lang fortbrüllen, wobei sie nur selten den auf
dem Baume eingenommenen Platz ändern. ‘Werden sie
aber eines Feindes ansichtig, so hört sogleich ‘das ganze \
Concert auf. Bei anderen Säugethieren bemerkt man ge-
‚wöhnlich , dafs sie durch ihre Laute irgend eine Ge-
‚mülhsstimmung oder eine Leidenschaft ausdrücken ; bei
diesen Affen aber habe ich keine Ursache ihres Brüllens
auffinden können, es sey denn, dafs sie, gleich mehre-
ten Arten von Vögeln , sich an dieser Musik ergötzen,,
und sich wechselseitig darin zu übertreffen suchen: . Des
Nachts geben die Garayas keinem Laut von sich.
Nie sieht man diese Affen mit einander spielen.
Wenn sie nicht fressen oder brüllen, so sehen sie be-
wegungslos vor sich hin oder schlafen. Verläfst eines der
erwachsenen Männchen den Baum, auf dem sich die: Fa-
milie aufhält, so folgen ihm die übrigen Individuen. Sie
klettern sehr geschickt, obschon in etwas langsam , und
‚machen, nie weitere Sprünge, Der Schwanz ist für ihre
Bewegungen ein beinahe noch wichtigeres Organ als die
vier Extremitäten, Sie gebrauchen ihn: besonders, um
sich, während sie mit den Händen ihre Nahrung ergrei-
fen, damit fest zu halten, indem sie denselben mit einer
oder zwei Windungen um einen Ast schlingen. Beim
u 22 =
herabklettern halten sie sich mit dem Schwanze so lange
an dem Aste, welchen sie verlassen , bis sie einen ande-
ren mit den Vorderhänden sicher angefafst haben. Die
Kraft desselben ist größer ‘als die der Hände; auch sind
in seinem Muskelapparate die Flexoren weit stärker wie
die Extensoren und streben, gleich einer Uhrfeder, ihn
immer zusammenzurollen. Der Caraya kann sich daher
an der Spitze des Schwanzes, wenn er dieselbe auch nur
mit einer halben Windung um einen Ast schlingt, wie
an einem Hacken aufhängen. Ist er beim Klettern dieser
Hülfe beraubt, so hält es ihm schwer fortzukommen, was
ich bei einigen Individuen sah, denen der Schwanz durch
einen Schufs war verstümmelt worden.
Bemerken die Carayas einen Feind, so suchen sie
sich hinter dicken Aesten oder zwischen dem Laube zu
verstecken, oder sie fliehen durch die höchsten Gipfel
der Bäume, was jedoch nicht so schnell geschieht, dafs
sie. der Jäger, wenn anders der Wald nicht zu sehr ver-
wachsen ist, nicht leicht verfolgen könnte. Obschon sie
gewöhnlich nahe am \WVasser Tadi so versuchen sie
doch nié sich durch Schwimmen zu retten. Auch ist es
ein Mährchen se das übrigens in Paraguay den Fremden
nicht selten aufgebürdet wird, dafs die Carayas gute
Schwimmer seyen, und zuweilen über den Paraguaystrom
setzen, Sie fürchten sich im Gegentheile so sehr vor
dem Wasser, dafs wenn sie durch das schnelle An-
schwellen des Stromes auf einem Baume isolirt werden,
sie eher verhungern , als dafs sie durch Schwimmen einen
andern Baum zu gewinnen suchten. So traf ich einst
-eine solche Affenfamilie auf einem s vom Wasser rings-
umgebenen Baume an a welche , ganz abgemagert ‚ sich
vor Schwäche kaum mehr bewegen konnte, ui die nicht
nur alle Blätter und zarten Zweige , sondern sogar einen
Theil der Rinde des Baumes verzehrt: hatte; sie hätte,
um den nahen Wald’ zu erreichen , nur eine Strecke von
sechzig Fúfs zu durchschwimnien gehabt. ` ;
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© Das Weibchen wirft; gewöhnlich im Brachmonat ’
oder Heumonat , zuweilen jedoch schon: gegen das Ende
Mais oder auch erst im ı August, ‚ein, einziges Junges, Der
Säugling hängt sich , während den ersten Wochen nach
der Geburt, mit den Armen vorn an den Hals der Mut-
ter; später aber‘ trägt ihn‘ diese auf dem Rücken, wo
sich das Junge an ihren Haaren fest hält. Obgleich: sie
ihre Mutterliebe darch keine Liebkosungen an. den Tag
legt, so verläfa sie doch ihr Junges nies. wenn es noch
sehr klein ist; nur wenn sich dieses ‘schon ‚selbst forthel-
fen kann ; und die Mutter schwer verwundet wird , setzt
sie es, um schneller fliehen zu können, zuweilen auf eir
nen Ast, = ’
Da das Aussehen der Carayas in etwas plump ‚, und
ihrer Gesichtszüge so wie des grofsen Stimmapparates, we-
gen, sehr häßslich ist, so werden diese Affen in Paraguay
äußerst selten als Säuglinge eingefangen und aufgezo
gen.
Ich habe blofs zwei zahme. Individuen gesehen,, -von de-
nen das eine etwa vier, das andere ein und ein halbes
Jahr alt war. Sie sind übrigens schwer aufzuziehen ; mir
wenigstens gelang es, trotz aller Sorgfalt, nie, einen
Caraya länger als zwei Monate lebend zu erhalten, Jene
zwei zahmen Indiyiduen waren zwar von äufßserst sanftem,
zutraulichem Charakter ; ihr ganzes Benehmen aber hatte
etwas Melancholisches an sich, und weder durch ihre
Gesichtszüge noch ‘durch: ihre Bewegungen zeigten sie ‚je
eine fröhliche Slimmung an. Ihrem Wärter bewiesen sie
kaum mehr Aufmerksamkeit als fremden Personen. Sie
liefsen sich zu nichts abrichten, und zeigten überhaupt
sehr wenig Intelligenz, EF EE
Beide wurden den Tag über in der: Hausflur , anei-
nem langen ledernen Riemen angebunden , gehalten „wo
sie sich aber nicht mehr Bewegung. gaben ,. als. sie eben
mufsten, um ihre nothwendigsten Bedürfnisse „zu. befrie-
digen. Gewöhnlich kauerten sie sich mit stark nach vorn
gebogenem Körper und auf die Brust gesenktem Kopfe
in einen Winkel, legten. die‘ Vorderhände in den Schools
oder setzten fie neben den Hinterhänden auf den Boden
und schlangen 'den Schwanz um die Beine, so dafs er
auf die Hände zu liegen:kam. In dieser Stellung konn-
ten sie stundenlang verweilen , bis -sie der Hunger ver-
mochte Nahrung zu suchen, Alsdann giengen sie auf den
vier Händen und im Schritte; nur selten sah man sie
taben oder Sprünge machen. In aufrechter Stellung-
konnten sie sich kaum einen Augenblick erhalten.
So viel ich , sowohl bei diesen zahmen , als auch
bei wilden Carayas bemerken konnte, so besitzen sie ein
scharfes Gesicht und Gehör. Auch ihr Geruch und ihr
Geschmack scheinen fein zu seyn, denn sie wählen, wenn
sie nicht vom Hunger gedrängt sind, ihre Nahrung mit
Sorgfalt aus. Der Tastsinn aber scheint bei ihnen, wenn
man sie mit anderen Affen - Geschlechtern vergleicht,
durch die Vermehrung seiner Organe, da die untere
Seite des Schwanzendes auch dazu gehört, an Schärfe
eher verloren als gewonnen zu haben. Wenigstens zeigen
sie nur geringe Empfindlichkeit in ihren Händen; hinge-
gen bemerkte ich bei den zahmen Individuen, dafs sie
die Gegenstände, welche sie mit dem Schwanze fäfsten ,
zuweilen zu unterscheiden vermochten , ohne dieselben
gesehen oder mit den Händen berührt zu haben. So
kehrten sie sich auf der Stelle um, wenn man eine
Frucht, die sie liebten , unyersehens mit dem Schwanze
in Berührung brachte , während sie auf die Annäherung
eines Stückes Holz oder der Hand nicht achteten,
Die Carayas bringen ihre Nahrung mit den Vorder-
händen zum Munde, und zermalmen solche sehr fein
mit den vierhöckerigen Backenzähnen, ehe sie dieselbe
hinunterschlucken. Die zwei zahmen Individuen , die ich
sah, zogen mehrere Arten von Baumblättern ‘jeder ande-
‘ren Nahrung- vor , und die Person , welche diese Affen
besafs , versicherte mich , dafs sie bald erkranken, wenn
man ihnen statt Blätter Mais, Maniok oder Fleisch reiche;
es sey daher unmöglich, setzte sie hinzu , junge Carayas
aufzuziehen , wenn man nicht die Bäume kenne‘; welche
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ihnen im wilden Zustande ihre Nahrung: liefern ; ‚auch
gebe es nichts schädlicheres für diese Thiere als gesalzene
Speisen, welche ihnen , die sonst selten trinken, einen
unauslöschlichen Durst‘ verursachen. Flüssigkeiten. neh-
men sie schlürfend zu sich, trinken übrigens, wie gesagt,
weder viel noch oft, und nie etwas anderes als Wasser
oder- im zahmen Zustande, auch Milch. Ihr Koth ist
breiartig wie bei dem Rindvieh, und sehr stinckend. In
der Gefangenschaft sollen sie nicht brüllen und nur zu-
weilen , wenn sie mifshandelt werden , einen knarrenden
Laut von sich geben. Es ist mir unbekannt, was für ein
Alter. diese Affen erreichen mögen ; da sie erst im Laufe
des fünften Jahres ihre volle Gröfse erreichen ‚so dürfte
dasselbe auf 15 bis 20 Jahre zu stehen kommen. 'Dafs
sie sehr alt werden, beweist schon der Schedel eines al-
ten Männchens, den ich besitze und an dem alle Näthe
‚so stark verwachsen sind , dafs man kaum hier und da
noch eine Spur davon entdeckt; auch sind bei ihm die
-Kronen der vierhöckerigen Backenzähne ganz abgenutzt.
‚Einer von meinen Bekannten > Herr Doktor Parlet, fand
bei einem alten Weibchen einen grofsen Theil der her-
absteigenden Aorta verknöchert.
Das Fleisch des Caraya ist schmackhaft, wird aber
'bloßs von: den wilden Indianern gegessen. Die übrigen
Bewohner von Paraguay stellen nur den alten Männchen
nach, und zwar ihres schönen , schwarzen Pelzes wegen ,
den sie zu Mützen , Satteldecken u. s. w. inia So
liefs Doktor Francia bei 100 Grenadiermützen aus solchen
_ Fellen verfertigen. Da der Caraya seinen Aufenthalt durch
sein Gebrüll verräth,, so ist er leicht im Walde zu fin-
den, aber nicht so leicht zu erlegen; er zieht sich, wenn
ihm Gefahr droht, in die höchsten Gipfel der Bäume
zurück, so dafs ihn der Jäger, wenn ‚die Flinte nur mit
Schrot. geladen ist, nicht erreichen Ta Der Affe mufs-
ferner entweder durch den Kopf oder durch den Rück-
grat geschossen werden , damit ‘er jählings vom Baume
stürze 5 wird er nur verwundet; so legt er sich, selbst
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sterbend, in die Gabel zweier Aeste , oder befestigt sich
mit seinem Schwanze so gut an: einem Aste, dafs er auch
nach dem Tode noch mehrere Stunden daran. hangen
bleibt. Fällt er noch lebend vom Baume, was nur dann
geschieht, wenn der Schwanz schwer verletzt wird, so
vertheidigt er sich noch muthig mit den Zähnen gegen
Jäger und Hunde. Angesehossen ‘oder auch nur streng
verfolgt, läfs er fast unaufhörlich seinen Koth fallen. Die
Jagd dieses Affen hat übrigens etwas zurückstofsendes ,
indem die winselnden Töne. und der Ausdruck des
Schmerzens in den Gebehrden des Thieres, wenn es an-
geschossen ist, den Jäger an dessen Aehnlichkeit mit dem
Menschen erinnern, Dafs der Caraya seinen Koth gegen
| ‚seine Verfolger werfe, dafs er die erhaltenen Wunden mit
~ gekauten Blättern- bedecke, ‘oder dafs er mit der Hand
das aus’ denselben fliefsende Blut zu stillen suche, wie
die) Einwohner von Paraguay erzählen, sind Erdichtun-
en. Zu der letzteren mag die Beobachtung Anlafs ge-
geben haben , dafs die Carayas zuweilen bei Verwundun-
gen mit einer der Vorderhände nach der Wunde greifen.
Aehnliche Bewegungen nach einem schmerzenden Theile
des Körpers bemerkt man. übrigens bei ‘vielen anderen
Thieren. |
Ausser dem, Menschen hat der Caraya nur den Cu-
guar. (felis concolor ) und den Chjbi-guazu (felis pardalis)
zu Feinden,
Gen. Cesus. Erxleb, 3
CEBUS AZARAE, mibi,
Der Cay.
Cay bedeutet in der Guaranischen Sprache Bewohner
des Waldes. Da diese Sprache nicht, allein. :über Para-
iona
guay, wo sie jetzt noch üblich -ist ,- sondern ` auch über
einen grofsen Theil von Brasilien verbreitet war , so sind
unter dem Namen Cay und dessen Zusammensetzungen
Cay-guazu > Cay-mini ‚, so wie unter den von Europäern
verstüämmelten Namen , wie Say , Cayuasu , Sajou , Affen
von verschiedener Farbe und ‚aus verschiedenen Ländern,
alle jedoch zu: dem Geschlechte Cebus gehörend , be-
schrieben worden, Diese. -Aehnlichkeit der Namen und
eine grofse Uebereinstimmung der: Kennzeichen waren
ohne Zweifel der Grund, dafs’ Azara erst: seinen Gay für
identisch mit Büffon’s Say, Linne’s Simia capucina, ‚Marc-
grave’s Caytaya u. s. w. hielt. Später aber, in seiner
Reise nach dem südlichen Amerika , 'wiederrief er diese
Meinung: und stellte den Cay- von. Paraguay als eine be-
sondere Gattung von Gebus auf, Es lassen sich Gründe
für beide Meinungen anführen ; bei dem jetzigen Zustande
"unserer Kenntnisse aber bleibt die Frage unentschieden.
‚Ich glaube demnach , obgleich mir die erstere Ansicht
die richtigere scheint, die Gattung, welche den Gegen-
stand der folgenden Beschreibung -ausmacht , einstweilen
durch einen eigenen Namen bezeichnen zu sollen, und
heifse sie Cebus Azare, nach dem Naturforscher,
welcher den Cay von Paraguay zuerst bekannt gemacht
hate i ;
Ich habe den Cay, theils im freien, theils im häus-
lichen Zustande, während sieben Jahren ununterbrochen
beobachtet, und will erst ‘eine kleine Familie von fünf
Cays beschreiben, die ich: mit zwei Jagdgefährten im
Monate August, d.h. im Winter von Paraguay, kurz
nach meiner Ankunft daselbst, erlegte. Sie bestand aus
zwei Männchen und drei Weibchen. ; i
Ihr Fell war mit dichtstehenden , in etwas wollicht
aussehenden , jedoch nicht sehr weich anzufühlenden Haa-
‘Ten bekleidet; nur der Umfang. der Augen » die Nase,
der Rand der Lippen und die innere Seite der vier Hände
waren. nackte Auf dem- Rücken qind- den ‚Seiten „des
Körpers erreichten die Haare -eine Länge von.zwei Zoll;
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— 28 —
ins 'behaarten Theile des Gesichtes, zum Theil auch an
den Ohren und auf der äufseren Seite der Hände waren
sie dagegen kurz.
Die Farbe des gröfseren der beiden Männchen wär
mehrentheils gelblich-braun. Auf dem Rücken der Hände,
an dem Bauche, der innern Seite der Extremitäten, und
an der unteren des Schwanzes gieng diese Farbe ins
bräunlich-gelbe, an der äusseren Seite der Vorderarme
und der Beine hingegen, und an der oberen des Schwan-
zes ins dunkel gelblich-braun; über. Der obere Theil des
Kopfes, von der Mitte der Stirn bis an das Hinterhaupt,
war schwarz. Diese schwarzen Haare stiegen, als ein
spitz zulaufender Streifen, bis gegen die Nasenwurzel
hinunter , standen über der Stirn, in einem Halbkreise,
aufrecht, und bildeten an beiden Enden dieses Halb-
mondes , über jedem Ohre , einen stark hervorragenden
Büschel. Das Gesicht war übrigens mit weifslich-gelben
Haaren eingefafst, und ein Streifen solcher Haare 208
sich auf jedem Schlafe rückwärts bis an den oberen An-
satz des Ohres. Dieses war mit wenigen Haaren von gleicher
Farbe besetzt, die aber in «der Mitte der Muschel eine
= weit: gröfsere Länge erreichten als am übrigen Theile.
Durch die Mitte der weilslich-gelben Einfassung des Ge-
sichtes zog sich auf jedem Backen ein Be Streifen‘
herab , der sich an der Kehle mit dem der anderen Seite
vereinigte. Ueber den Augen standen einige schwärzlich-
braune Haare, die eine Art 'von Augenbraunen bilde-
ten. Die Kehle war weifslich-gelb , der nackte Theil des
Gesichtes und der Hände graulich-schwarz , eben so der
nackte Theil des männlichen Gliedes.
Dieses Männchen mufste ein ausgewachsenes gewesen
seyn , denn die Zahl seiner Backenzähne war nicht nur
vollständig , sondern diese waren schon abgenutzt, und
die Eckzähne hatten eine Länge von 6 bis 7 Linien er-
reicht.‘ Seine Dimensionen waren folgende :
u. 3 ganze Länge des Thieres ; 1 4/1 844 Länge von der
Schnauze: bis zur Schwanzwurzel ; .3/4 614 Länge des
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Kopfes; 1 744 411 Länge des Schwanzes 5: ra // 41!" un-
'gefähr die Höhe in der Mitte des Körpers, wenn. das
Thier auf alle vier Hände gestellt wurde. pie
- Das zweite Männchen, dessen ganze Länge um drei
Zoll geringer war, als die des so eben beschriebenen ,
und dem noch der letzte Backenzahn fehlte, stimmte mit
jenem in Farbe und Zeichnung überein, nur war die er-
stere am ganzen Körper in etwas heller. Hingegen stan-
den bei ihm’ die Stirnhaare durchaus nicht in die Höhe,
und bildeten keine Büschel über den Ohren. Seine Eck-
zähne hatten kaum eine Länge von’vier Linien.
Das gröfste von den drei Weibchen war. um etwas
mehr als zwei Zoll kürzer wie das ältere Männchen, in
Farbe und Zeichnung aber diesem ganz ähnlich, Der
Halbmond der aufrechistehenden Stirnhaare war ‚bei ihm
kaum bemerkbar. Seine Eckzähne standen beinahe fünf
Linien aus dem Zahnfleische hervor, und von den Ba-
ekenzähnen mangelte‘ihm keiner. x
Eines der zwei anderen Weibchen unterschied sich
von dem vorigen blofs durch eine ins violblaue ziehende
Farbe der unbehaarten Theile des Körpers und durch die
gänzlich liegenden Stirnhaare. Das dritte und kleinste
Weibchen endlich hatte von allen fünf Individuen die
hellste Farbe, indem die bei den vorigen Cays gelblich-
braunen Theile bei ihm bräunlich-gelb s und die bräun-
lich-gelben röthlich-gelb waren , ausgenommen an der
äufseren Seite der Hände, wo die Haare eine gelblich-
weilse Farbe hatten. Das Gesicht war weils eingefalst,
und die, bei den übrigen schwarze Mütze auf dem Kopfe,
hatte, neben einer geringeren Ausdehnung, eine bräun-
lich-graue Farbe. Die nackten Theile des Gesichtes wa-
‘ren bräunlich-fleischfarben , die innere Seite der Hände
bräunlich-violblau und die hervorstehende Clitoris blaß-
fleischfarben. Dieses Weibchen war übrigens noch jung,
denn es wechselte so eben die oberen Schneidezähne. Die
acht: hinteren Backenzähne waren noch nicht hervorge-
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brochen , und die Eckzähne raglen kaum zwei Linien
über die Backenzähne hervor,
Ich fand bei allen diesen fünf Cays die Iris, heller
oder dunkler, bräunlich-roth gefärbt. Hingegen herrschte
bei ihnen die gröfste Verschiedenheit in dem>Gesichtszü-
gen. Das ältere Männchen zeichnete sich besonders durch
seine Stirn aus, die der aufrechtstehenden Haare wegen
hervorzuragen schien, dann durch die, auf dieser und
zwischen den Augen befindlichen, tiefen Runzeln , durch
die hervorspringende Schnauze , was zum Theile von den
langen Eckzähnen herrührte, und endlich durch die halb-
abgenutzten Haare an der unteren Seite des Schwanzes
gegen die Spitze hin.
Obschon ich nun fünf Cays, die eine Familie bil-
deten, vor mir hatte, so vermochte ich doch nicht, zu
entscheiden, welches die eigentliche Farbe und Zeich-
nung dieser Gebusart seyen. Erst später und vielfältig
angestellte Beobachtungen setzten mich in Stand diesel-
ben zu bestimmen. Da ich bemerkte, dafs diese Affen
gewöhnlich bei jedem Haarwechsel eine in etwas dunklere
Farbe annehmen , und dafs im Allgemeinen die alten In-
dividuen unter ihnen dunkler gefärbt sind als die jun-
gen, so halte ich die, bei dem ersten männlichen Cay
angegebenen , Schatlirungen für charakteristisch bei dieser
Eutieäg , obschon sie, da man immer mehr junge als
alte Individuen antrifft, nicht so häufig vorkommen wie
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diejenigen, welche ich beim zweiten Männchen beschrie-
ben habe. Aeusserst selten stöst man auf einen Gay der
noch dunkler gefärbt ist als mein erstes Männchen; hin-
gegen trifft man öfters Weibchen und auch hin und
wieder Männchen an, bei denen die gelbe Farbe die
braune überwiegt. Was die schwarze Kopfmütze betrifft,
so ist sie nicht bei allen Gays von der gleichen Ausdeh-
nung. Bei einigen bedeckt sie den ganzen oberen Theil
des Kopfes, von- der Mitte der Stirn bis zum Hinter-
haupte, und von einem Ohre zum anderen ; diefs: ist be-
sonders bei alten Individuen beiderlei Geschlechtes der
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Fall, vorzüglich aber bei- Männchen. Bei anderen, be-
sonders bei jungen Weibchen, ist oft zwischen dem
schwarzen Theile und dem Ohre ein Zwischenraum von
sechs und mehr Linien vorhanden, Ferner ist der Strei-
fen, der gegen die Nasenwurzel hinunter läuft, bald
mehr bald weniger zugespitzt; im 'ersten Falle bilden die
weifsen Härchen über den Augen auf jeder Seite einen
Halbmond. Die Farbe der Haare welche das Gesicht ein-
fassen , obschon bei den mehrsten Individuen gelblich-
weils, zieht sich doch bei einigen ins bräunlich-weifse
und bräunlich-gelbe. ` Die Breite dieser Einfassung . ist
beinahe bei Jedem verschieden. So sah ich Individuen ,
wo sie kaum bemerkbar war, und wieder andere, bei
denen sie eine Breite von einem halben Zoll erreichte.
Eben so wird der schwarze Streifen, der gewöhnlich durch
die helle Einfassung herabläuft, nicht selten , besonders
bei Individuen von bräunlich-gelber Farbe, beinahe ganz
vermifst, während er anderemale, vorzüglich bei alten
braunen Männchen > die weifsen Haare verdrängt. Zu-
weilen läuft er auch ausser ‘der weissen Einfassung her-
unter ohne sie zu durchschneiden. j
- Man trifft unter den Gays auch Albinos an, deren
schon Azara zwei beschrieben hat. Auch ich sah einen
solchen, mit gelblich-weifsen Haaren. über den ganzen ;
Körper, mit Ausnahme der Kopfmülze, wo sie ins weils-
lich-graue übergiengen. Die Haut der nackten sowohl
als der behaarten Theile, war von lichter Fleischfarbe und
die Iris roth ,' wie bei den weifsen Kaninchen.
In der Gröfse herrscht bei den Cays eine nicht ge-
ringere Verschiedenheit als in der Farbe. Die Weibchen
erreichen nie die ' Dimensionen der Männchen. Man
trifft äber. auch Individuen eines und desselben Geschlech-
tes an, die man, nach der Vollzahl der Zähne zu urthei-
len, für ausgewachsen halten mufs , und die, bei glei-
chem Verhältnisse der verschiedenen Theile des Körpers,
einen Unterschied von sechs und mehr Zollen in ihrer
ganzen Länge zeigen. ı
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Ueber die Veränderungen , die der Cay vom ersten
Monate bis ins siebente Jahr seines Alters erleidet, habe
ich - folgendes beobachtet. Die Haare der Säuglinge bei-
. derlei Geschlechtes sind vier bis sechs Wochen nach der
Geburt kaum einen halben Zoll lang, und. weicher an-
zufühlen , überhaupt mehr wollicht als beim erwachsenen
Thiere. Die Farbe derselben ist am ganzen Körper gelb-
lich-braun, nur wo sie die Kopfmütze bilden , geht solche
ins graulich-braune über. Auf der Stirn und dem Schei-
tel liegen sie, wie sonst überall, knapp auf der Haut
an, Die nackten Theile des Körpers sind gewöhnlich
schwärzlich-braun. Das Gesicht hat starke Falten, was
dem Thiere ein häfsliches Aussehen giebt. Auch das
Verhältnifs der verschiedenen Theile des Körpers ist beim
Säuglinge nicht das nämliche wie beim erwachsenen Cay.
Der Kopf, obwohl die zahnlosen Kinnladen noch nicht
ausgebildet sind, so dafs der Gesichiswinkel ungefähr 70
Grade beträgt, hat eine unverhältnißsmäfsige Größe, in-
dem er beiläufig % des Rumpfes ausmacht. Dage
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hat der Schwanz noch nicht das gehörige Verhältnifs er-
reicht, da seine Länge geringer ist, als die des Kopfes
und Rumpfes zusammengenommen. Er trägt ihn beinahe
gerade ausgestreckt, und nicht wie die alten Cays, an
der Spitze halb zusammengerollt. Zum Greifen kann er
ihn noch gar nicht gebrauchen. Nach dem ersten Jahre,
oft erst nach dem zweiten , ändert die Farbe des Pelzes ,
der Kopf verhält sich zum Rumpfe beiläufig wie 3 zu 9,
der Schwanz erreicht die Länge des Rumpfes und Kopfes
zusammengenommen , und das Thier fängt an sich des-
selben wie einer fünften Hand zu bedienen. Mit jedem
Jahre wird seine Farbe gewöhnlich in etwas dunkler. Ist
es ausgewachsen, so verhält sich der Kopf zum Rumpfe
ungefähr wie 7 zu 26, und der Schwanz übertrifft an
Länge den Rumpf und Kopf zusammengenommen.
Die aufrechtstehenden Kopfhaare findet man nur bei.
Cays, die schon über fünf Jahre alt sind , und das vor-
züglich bei Männchen, In diesem Alter verändern- sich
diese Affen, wenn sie beim Eintritte der kalten Jahreszeit
ihre Haare wechseln , oft so sehr, dafs ich einst, nach
zweimonatlicher Abwesenheit, ein beinahe sechs Jahre
altes Männchen bei meiner Rückkehr , des grofsen Haar-
kranzes wegen , nicht mehr erkannte. Man sieht aber
auch alte Individuen, jedoch mehrentheils Weibchen,
denen die Haare über a Stirn nie senkrecht emporste-
hen. Es sind dann gewöhnlich solche, o denen die
bräunlich-gelbe Farbe vorherrscht und die schwarze Kopf-
mütze nur eine geringe Ausdehnung hat. Statt des Kran-
zes“ sieht man bei -diesen Cays PER lange , aber lie-
gende Haare längs der Me dos Scheitels oder längs
der Pfeilnath.
Die Länge der Haare überhaupt; so wie ihre gröfsere
oder geringere Menge, hängt zum Theile von der Jahres-
zeit te eh gegen den Wier ändern die Cays- ihre
TEROR wo sie dann , besonders vom dritten bis vierten
Jahre an, so sehr damit bedeckt werden, dafs sie ein
schwerfälliges Aussehen erhalten. Im Frühling und Som-
mer Tee fallen ihnen die längeren dieser Haare,
besonders am Bauche und an der inneren Seite der Schen-
kel und Oberarme, wieder aus, so dafs gewöhnlich die
Hautfarbe dann dürchscheint.
Ferner gehen beim Hervortreten der Milchzähne, so
wie beim Wechsel derselben grofse Veränderungen in den
Gesichtsknochen vor sich, wodurch sich auch das Ausse-
hen des Thieres verändert. Der Durchbruch der Milch-
zähne mag etwa acht Wochen nach der Geburt seinen
Anfang nehmen. Zuerst treten die zwei mittleren unteren
und nachher die zwei mittleren oberen Schneidezähne
hervor. Auf sie folgen, erst in der unteren, dann in der
oberen Kinnlade, die zwei äusseren Schneidezähne. Nun
erscheinen nach und nach die vier Eckzähne, und im
Siebenten Monate des Alters ‚sind die drei vordersten
Backenzähne vorhanden , von denen die zwei ersten zwei-
zackig, r. dritte aber vierhöckerig ist, eine Beschaffen-
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heit der Zähne, wodurch sich die amerikanischen Affen
von denen der alten Welt schon in ihrer Jugend unter-
scheiden. Mit dem Hervortreten der Milchzähne verklei-
nert sich auch der Gesichtswinkel des Cay um 4 bis 5
Grade. Ungefähr im achtzehenten oder zwanzigsten Mo-
nate des Alters fängt der Wechsel der, nun stark abge-
nutzten, Milchzähne an; er erfolgt in der nämlichen
Ordnung, in welcher diese hervorgetreten sind. Mit den
zwei mittleren oberen Schneidezähnen aber zeigt sich auch
in beiden Kinnladen und zu beiden Seiten, der vierte
Backenzahn. Der dritte, vierhöckerige , wird durch einen
zweizackigen ersetzt, und während er erscheint, tritt auch
der fünfte hervor; der sechste aber zeigt sich erst nach
dem dritten Jahre oder auch noch später. Die zweiten
Zahne sind weit gröfser als die ersten; besonders ist diefs
mit den Schneide - und Eckzähnen der Fall. Die letzte-
ren nähern sich mehr der prismatischen als der kegelför-
migen Gestalt, und sind mehr wie einmal - länger, als
die, welche sie ersetzt haben ; nach vorn haben sie eine
der Länge nach herunter laufende Furche, die man schon
wahrnimmt , wenn die Zähne noch ganz in der Kinnlade
stecken. Bei den Weibchen sind die Eckzähne gewöhnlich
in etwas kürzer als bei den Männchen. Schon während
der Zahnbildung kann man ein Anschwellen der beiden
Kiefer bemerken ; durch das Hertvortreten der Zähne aber
verändern sich die Gesichtszüge des Thieres auf eine sehr
auffallende Weise. Nicht nur verkleinert sich der Ge-
sichtswinkel bis auf 60 und weniger Grade, sondern die
Nase wird dadurch noch platter und ausgeschweifter als
sie es vorher war.
Zum Schlusse dieser Beschreibung soll ich noch be-
merken , dafs nicht nur in den äusseren Bedeckungen die-
ser Cebusart, sondern auch in der Form ihrer Schädel-
knochen , selbst bei gleichem Alter der Thiere, eine merk-
liche Verschiedenheit herrscht. So ist das Stirnbein bei
einigen breiter als bei anderen; bei einigen erhebt es
sich über den oberen Rand der Augenhöhlen, um eine
= e
eigentliche , jedoch nicht mehr als fünf bis sechs Linien
hohe Stirn zu bilden, und wölbt sich dann erst nach
hinten; bei anderen nimmt diese Wölbung gleich beim
Rande der Augenhöhlen ihren Anfang. In der Breite der
Nasenwurzel ,‚ die von einem Fortsatze des Stirnbeines ge-
bildet wird > trifft man oft einen Unterschied von andert-
halb Linien an. Bald steht das Jochbein stärker, bald
weniger stark hervor. Ebenso verhält es sich mit den
beiden Kinnladen. Endlich zeigt sich in der Länge, der
Breite und der Höhe beinahe aller Schedel ein gröfserer
oder kleinerer Unterschied. Er
Aus Allem, was ich bis jetzt über den Cebus-Azarx
gesagt habe, ergibt sich, dafs eine dunklere oder hellere
Farbe der Haare und der Haut, das Vorhandenseyn oder
der Mangel von einem Haarkranze oder von Haarbüscheln
auf dem Kopfe, die Länge der Eckzähne, ein um etwas
gröfserer Kopf oder um etwas kürzerer Schwanz, ein gröf-
sae e dee Remner Gerichtswnkel an endlich ein bres
teres oder ‚schmäleres Gesicht, zumal wenn jedes dieser
Kennzeichen für sich allein genommen , und überdiefs
das Alter des Thieres nicht berücksichtiget wird , noch
lange nicht hinreichen,, um verschiedene Gattungen auf-
zustellen. Diefs scheint aber von mehreren Naturforschern
geschehen zu seyn , wodurch eine solche Verwirrung in die-
sem Affengeschlechte entstanden ist, dafs Herr F. Cuvier
in seinem Werke über die Säugethiere, nicht ansteht, alle
bis dahin gemachten Beobachtungen über die Cebus bei
Seite zu setzen s und ganz von neuem dié Materialien zu
ihrer genaueren Bestimmung zu sammeln, eine Arbeit,
welche die Zahl derselben wohl auf die Hälfte herunter-
Setzen dürfie. Ich glaube daher gänzlich in seine Ideen
einzutreten , wenn ich hier die von mir beobachteten Ab-
änderungen des Cay mit mehreren , in naturhistorischen
Schriften als solche erscheinenden Gattungen von Cebus,
insbesondere mit ‚einigen von denen vergleiche, welche
‚dieser ausgezeichnete Naturforscher in dem oben erwähn-
ten Werke bis jetzt angeführt hat.
=. 56. se
Zwischen den äussersten Gliedern der Reihe von Ab-
änderungen, denen der Gay von Paraguay unterworfen ist,
herrscht eine gröfsere Verschiedenheit, als man bei meh-
reren dieser Gattungen , sowohl unter sich als mit jenen
Abänderungen verglichen, wahrnehmen kann. So würde
man , ohne die Uebergänge zu kennen, einen siebenjäh-
rigen Cay von der braunen Schattirung , mit aufrechiste-
henden Stirnhaaren, starken Eckzüähnen , tiefen Runzeln
auf der Stirn und zwischen den Augen , kaum merkbarer
weifser Gesichtseinfassung und brauner Haut, schwerlich
mit einem zweijährigen Cay von der gelben Schattirung,
mit durchgehends liegenden Haupthaaren , kleinen Eck-
zähnen , beinahe glatter Stirn , breiter weilser Gesichts-
einfassung und fleischfarbener Haut, zu einer und dersel-
ben- Gattung zählen , während z. B. Cebus fatuellus , cir-
rifer und robustus einander sehr ähnlich sehen. Vergleiche
ich aber jenen alten Cay mit Herrn Cuvier’s Gebus fa-
tuellus (Sajou cornu), so finde ich zwischen beiden kei-
nen Unterschied, als dafs der letztere, wenigstens in der
Abbildung, nur von dunklerer Farbe ist, als der erstere.
Die Beschreibung von Herrn Geoffroy’s Cebus cirrifer
läfs sich ebenfalls sehr gut auf einen alten Cay von der
braunen Schattirung und im Winterkleide anwenden ; nur
hat der letztere keine schwarze Schwanzspitze. Der Cebus
robustus des Prinzen zu Wied und der, mit demselben
wahrscheinlich identische, Cebus macrocephalus Spixil
haben, die dunklere Färbung ausgenommen, wiederum
sehr viel Aehnlichkeit mit dem alten Cay von Paraguay.
Jedoch ist hier das Verhältnifs des Schwanzes zum Rum-
pfe, in so fern die Dimensionen von einem ausgewachse-
nen Individuum genommen sind, nicht das nämliche;
der erstere ist beim Ceb, robustus kürzer als beim Cay und
könnte unter der erwähnten Vorausetzung wohl eine Gat-
iungsverschiedenheit anzeigen. Dagegen ist der kleine
Pleischfortsatz unter der Zunge , dessen der Prinz zu Wied
erwahnt, kein spezifisches Kennzeichen des Ceb. robustus,
indem diese Papille, auf der sich die Ausführungsgänge
u 37. a
der. Maxillar - und Sublingual-Drüsen öffnen, beinahe
bei allen Affen gefunden wird. Zwischen Ceb. cucullatus
und einem Cay mit liegenden Stirnhaaren und von der
am häufigsten vorkommenden Färbung finde ich keinen
anderen Unterschied, als dafs bei dem ersteren die casta-
nienbraune Farbe die Stelle der gelblich -braunen , die
bräunliche Rostfarbe die Stelle der bräunlich-gelben und
die Fieichfarbe der nackten Gesichtshaut die Stelle der
graulich-schwarzen Farbe des letzteren vertritt. Die weiße
Einfassung des Gesichtes, der schwarze Streifen über den
Backen hinab, die gelblich-weifsen Schläfe finden sich
hingegen bei dem einen wie bei dem anderen. Auffallend
stimmt mit einem etwa dreijährigen Weibchen des Cay
von der braunen Schattierung , die Beschreibung überein,
welche Herr F. Cuvier von seinem weiblichen Saï giebt; >
auch bemerkt er dabei, dafs er ihn für Azara’s Cay halte.
Eben so ähnlich aber ist sein Sajou male der licht-
bräunlich-gelben Abänderung des Cay, bei welcher, wie
bei jenem , die schwarzen Haare auf dem Kopfe gewöhn-
lich einen kleinen Raum einnehmen, und auf der Pfeil-
nath am längsten sind. Auch für Ceb, niger, lunatus ,
flavus, libidinosus und albus, besonders für die drei
letzteren, würden sich sehr entsprechende Abänderungen
des Cay auffinden lassen. /
Bei einer solchen Zusammenstellung kann man sich
nicht enthalten ‚ mehrere von den, als eigene Gattungen
aufgeführten Cebus, blofs für Abänderungen einer und
derselben Gattung anzusehen. Diese Vervielfältigung der
Cebusarten mufste um so cher erfolgen, da die mehrsten
derselben entweder von Naturforschern, die sie nur im
Durchreisen und nicht anhaltend in ihrem Vaterlande ,
beobachten konnten, oder in Europa nach einzelnen,
dahin gebrachten Individuen , deren Alter und Vaterland
oft unbekannt waren , bestimmt worden sind. Da mehrere
Säugethiere über einen grofsen Theil von Südamerika ver-
breitet Sind, wie ich z. B. den von Herrn von Humboldt
am Gassiquiare 6ftdeckten Douroucouli ( Aotus Humbold-
tii s. Nocthora trigir gata), auch am Ufer des Paraguay-
stromes antraf, so könnte sich eben so gut eine und
dieselbe Gattung von Cebus vom Orenoco bis zum fünf
und zwanzigsten Grade südlicher Breite finden. Welchen
Einflufs müfste nicht alsdann das verschiedene Klima auf
ein, für alle äusseren Eindrücke so empfängliches Thier
ausüben , das unter einem und demselben Himmelsstriche
schon so vielen Abänderungen unterworfen ist! Zur Ge-
wilsheit über die Identität mehrerer Cebusarten wird man
aber erst dann gelangen, wenn man sie Jahre lang in
ihrem Vaterlande wird beobachtet haben , wie es mir der
Zufall beim Paraguayischen Cebus erlaubte.
Ich habe den Gay blofs in Paraguay beobachtet; süd-
licher findet man ihn nicht mehr; eben so wenig am
. rechten Ufer des Rio-Paraguay , dessen Breite seine Ver-
pflanzung nach Grofschaco scheint verhindert zu haben,
Azara hält ihn für seltener als den Caraya, worin er sieh
aber irrt; da der Gay seine Nähe durch kein Geschrei
verkündet, wie dieses jener Brüllaffe thut, und beim
geringsten Geräusche schnell die Flucht ergreift, wird er
nur weniger leicht bemerkt.
Er bewohnt die ausgedehnten ‘Wälder Ei Landes,
besonders solche, deren Boden nicht mit Gestrüppe be-
wachsen ist. Hier bringt er den gröfsten Theil seines
Lebens auf den Bäumen zu, und yerläfst sie nur auf
Augenblicke, entweder um seinen Durst an einer Quelle
zu löschen, oder um ein nahe gelegenes Maisfeld zu be-
suchen. Er hat weder ein Lager noch einen bestimmten
Aufenthaltsort, Die Nacht über ruht er zwischen den
verschlungenen Aesten eines Baumes; am Tage streift er
von Baum zu Baum, um seine Nahrung zu suchen. Diese
besteht in Früchten, Knospen, Insekten, Honig, Vogel-
eiern und jungen Vögeln, die noch nicht flück sind,
Gewöhnlich trifft man den Cay in kleinen Familien
von 5 bis 10 Individuen an, von denen immer mehr als
die Hälfte Weibchen sind. Sehr selten stöfst man auf
einen einzelnen ; geschieht aber diels, so kann man gewils
seyn, dafs es ein altes Männchen ist, Die Lebensart
dieser Affen im wilden Zustande ist theils wegen ihren
Wohnorten , theils ihrer Furchisamkeit wegen, schwer
zu beobachten. Die wenigen Beobachtungen, die ich auf’
meinen Jagden in den Wäldern darüber anstellen konnte,
habe ich lediglich dem Zufalle zu verdanken.
So konnte ich am Saume des Caa-guazu oder grofsen
‚Waldes, dem Haushalte einer sehr zahlreichen Familie
von Cays zuschen, die sich unserem Lagerplatze genähert
hatte, während meine Reisegefährten ihre Siesta hielten.
Der flötende Ton, den sie von sich gaben , machte mich
aufmerksam ; als ich mich umsah , bemerkte ich zuerst
ein altes Männchen , mit hohem Haarkranze auf dem
Kopfe, welches, vorsichtig herumblickend, durch die
höchsten Baumgipfel gegen mich zukam. Ihm folgten
12. oder ı3 andere Affen beiderlei Geschlechtes, von
denen drei Weibchen , jedes ein Junges auf dem Rücken
‚oder unter einem Arme, mit sich trug. Plötzlich erblickte
eines dieser Thiere einen nahe stehenden Pomeranzen-
baum , der eben mit reifen Früchten behangen war, gab
einige laute Töne von sich, und sprang auf den Baum
zu. In: einem Augenblicke befand sich die ganze Gesell-
schaft auf demselben , mit: Abreilsen und Fressen der
süfsen Pomeranzen beschäftigt. Einige blieben dabei auf
dem Baume sitzen; andere begaben sich mit: ibrer Beute,
die immer aus zwei Pomeranzen bestand , auf einen an-
deren nahen Baum, mit starken Aesten , wo sie dieselben
bequemer verzehren konnten. Zu dem Ende setzten sie
sich auf einen Ast, umschlangen . diesen mit ihrem
Schwanze,, um sich fest zu halten , nahmen dann. eine
der Pomeranzen zwischen die Hinterbeine , die andere in
die Hände und versuchten nun bei der letzteren die
Schale in der Vertiefung des Stilansatzes mit einem Fin-
zu lösen. Gelang dieses nicht sogleich, 50 schlugen
sie uawiliig und knurrend die Pomeranzen zu wiederhol-
ten Malen gegen den Ast, wodurch dann die Schale-ent-
weder leichter zu lösen war, oder gar einen Rifs erhielt,
En
En en a en
Keiner hätte, wahrscheinlich des bitteren Geschmackes
wegen , dieselbe mit den Zähnen zu zerbeissen versucht.
So wie aber auf obige Art nur eine kleine Oeffnung in
der Schale gemacht war, so hatten sie auch mit der
grölsten Schnelligkeit einen Theil davon abgezogen. Gie-
rig leckten sie den herausträufelnden Saft, nicht nur an
der Frucht, sondern auch an ihren Händen und Armen
ab, und verzehrten dann das Fleisch, indem sie dasselbe
erst mit der Hand von der zurückgebliebenen Schale los-
rissen, oder auch sogleich mit den Zähnen abbissen.
Da der Baum im Verhältnisse seiner Gröfse nicht viel
Früchte trug , so suchten einige der Affen, welche ihren
Antheil verzehrt hatten, die übrigen des Ihrigen zu be-
rauben , jedoch mehr durch List als durch Gewalt, wo-
bei beide Partheien die seltsamsten Gesichter schnitten,
mit den Zähnen fletschten, und sich am Ende einander
in die Kopfhaare fahrend‘ , herumzausten. Andere durch-
suchten die abgestorbenen Aeste des Baumes, hoben die
trockene Rinde derselben sorgfältig auf, und frafsen die
darunter befindlichen Insekten-Larven. So wie sich. nichts
mehr für ihren Gaumen vorfand , setzten sich die älteren
Cays jeder auf eine Gabel der Aeste, oder legten sich
auf den Bauch über einen horizontalen Ast der Länge
nach hin, indem sie den Schwanz um denselben herum-
schlangen,, und die Extremitäten auf beiden Seiten her-
unterhangen liefsen. Einige jüngere fiengen an mit ein-
ander zu spielen, wobei sie grofse Behändigkeit zeigten.
Sehr auffallend war der Gebrauch, den sie von ihrem
Schwanze machten, indem sie sich dessen , wenigstens
um sich fest zu halten, ganz wie einer fünften Hand
bedienten, Zuwejlen hängten sie sich daran auf, um sich
zu’ schaukeln , oder um einen tiefer gelegenen: Ast leich-
ter erreichen zu können. Die Kraft, die sie in diesem
Organe besitzen , zeigte sich unter anderen durch die
Leichtigkeit, mit welcher sie, am Schwauze hangend , -
sich‘ aufwärts bogen , denselben mit den Händen fafsten -
und daran, wie an einem Strieke, wieder in die Höhe
]
kletterten. Einen eigenen Anblick gewährten die drei
Mütter mit ihren Säuglingen. : Eine derselben , deren
Junges mehrere Wochen alt seyn mochte, hatte schon ,
während sie ihre Pomeranzen verzehrte, mit ihm zu
schaffen, Es gelüstete das junge Thier gleichfalls nach
den Früchten , so dafs es vom Rücken bald auf eine
Schulter, bald unter einem Arme durch nach der Brust
der Mutter kroch, und dieser einen Bissen wegzuhaschen
suchte, Anfangs schob sie dasselbe nur sanft mit der
Hand zurück; dann zeigte sie ihm durch Grinsen ihre
Ungeduld. Da es hierdurch nicht folgsamer. wurde, so
falste sie es zuletzt bei den Kopfhaaren und stiefs es mit
Gewalt auf den Rücken zurück. So wie sie aber ihre
Mahlzeit geendet hatte, zog sie das Junge sachte. hervor
und legte es an die Brust- Ein Gleiches taten die zwei
anderen Weibchen, welche Säuglinge mit sich führten,
Die Sorgfalt, mit der sie dieselben behandelten, die
Mutterliebe, welche sie durch Anlegen des Jungen an die
Brust, durch fortwährendes Beobachten desselben während _
es sog, durch das Nachsuchen der Insekten, von denen
es gepeinigt war, durch die drohenden Geberden gegen
die übrigen , sich ihr nahenden Affen, an den Tag leg-
ten, waren bewunderungswürdig, So wie die Jungen
gesogen hatten , kehrten die zwei gröfseren derselben auf
den Rücken ihrer Mutter zurück ; das kleinste blieb hin-
gegen unter dem linken Arme der seinigen. Ihre Bewe-
gungen waren weder leicht noch gefällig, sondern im
Gegentheile plump und unbeholfen. Auch überliefsen sie
sich, so schien es wenigstens , bald nachdem’ sie ihre
Nahrung zu sich genommen hatten , dem Schlafe , wobei
sie sich mit den vier Händen an den Haaren der Mutter
festhielten.
Zu einer andern Zeit stiefs ich auf eine Affenfamilie,
welche eben ein am Saume eines Waldes gelegenes Mais-
feld plünderte, Obgleich der Gay einer dar furchtsamsten
und zugleich der gescheutesten Affen ist, so habe ich von
den gemeinschaftlichen Vorsichismafsregeln, wie ausge-
a re
stellte Wachen u. s. we, deren sich , nach den Berichten
einiger Reisenden, die mehrsten Affen, und, nach der
"Aussage der Einwohner von Paraguay, auch die Cays bei
Beraubung von Pflanzungen bedienen sollen, nichts be-
merken können. Jedes Individuum handelte für sich
allein. Sich überall herumsehend , stiegen sie von dem
Baume; wo sie versammelt waren, nach und nach her-
unter und über die Umzäumung in das Maisfeld, brachen
schnell zwei oder drei Aehren ab, und kehrten > dieselben
mit einer Hand an die Brust drückend, so geschwind
wie möglich in den Wald zurück, wo sie ihre Beute zu
verzehren anfiengen. Die jüngeren unter ihnen, als die
weniger vorsichtigen, hatten sich zuerst in die Pflanzung
gewagt. Nachdem ich einige Zeit dem Treiben dieser
Affen zugesehen hatte, trat ich hinter dem Gebüsche, wo
ich verborgen war, hervor, worauf der ganze Trupp mit
krächzendem Geschrei durch die Gipfel der Bäume die
Flucht ergriff, jedoch nicht ohne dafs Jeder wenigstens
eine der geraubten Maisähren mit sich fort trug. Ich
schofs nun auf die fliehenden meine Flinte ab, und ein
Weibchen, mit einem Säugling auf dem Rücken , stürzte
von einem Aste zum anderen, Schon glaubte ich das-
selbe in meiner Gewalt zu haben, als es noch, im To-
deskampfe , seinen Schwanz um einen Ast schlang und
daran hängen blieb: Da ich den Säugling nicht verletzen
wollte, so mufste ich eine volle Viertelstunde ‘warten, bis
das Thier, indem es anfieng zu 'erstarren,, ‘und der
Schwanz durch das Gewicht des Körpers sich aufrollte ,
vom Baume herunterfiel. Das ‘Junge hatte unterdessen
die sterbende Mutter nicht verlassen ; sondern sich viel-
mehr, obgleich einige Unruhe zeigend, fest an dieselbe
geklammert. Auch nachdem sie erstarrt war und ich es
von ihr wegnahm , suchte das 'verwaiste Thier dieselbe
mit klagenden Tönen herbeizurufen und kroch nach ihr
hin , sobald ich es auf dem Boden frei liefs. Erst nach
einigen Stunden und bei völlig eingetretener Todeskälte
schien es dem Säuglinge vor seiner leblosen Mutter zu
slauen, als ich ihn von neuem auf ihren Rücken setzte,
so dafs er willig in meiner Busentasche blieb.
Da bei den Familien der Cays die Zahl der Weib-
chen gewöhnlich die der Männchen übertrifft, so läfst
Sich vermuthen > dafs die letzteren , wenigstens zuweilen,
in Polygamie leben., Auch habe ich kleine Gesellschaften
von drei oder vier Individuen angetroffen, unter denen
sich nur ein Männchen befand. Das Weibchen wirft im
Wintermonat ein Junges , welches es in den ersten zwei
Wochen an der Brust oder unter einem Arme, später
aber auf dem Rücken „ mit sich führt. Seine Mutterliebe
ist, wie ich schon oben angeführt habe, sehr grofs; es
mufs entweder schwer verwundet, oder von einem Feinde
plötzlich überfallen werden, damit es sein Junges ver-
lasse. So sah ich ein Weibchen , dem mein Jagdgefährte
durch einen Schufs den einen Schenkel zerschmettert
hatte, seinen Säugling, welcher ihm auf der Flucht hin-
derlich war, von der Brust losreifsen und auf einen Ast
mehr zahm machen ; auch halten sie die Gefangenschaft
nur kurze Zeit aus; sie werden traurig, verschmähen
Nahrung zu sich zu nehmen und sterben nach wenigen
Wochen: Der ganz junge Cay hingegen scheint seine
Hülflosigkeit zu fühlen , vergifst leicht eine Freiheit, die
er noch nicht zu benutzen wufste, und schliefst sich an
den Menschen an. Man zieht ihn mit Milch und ge-
kochtem Mais auf; später aber frilst er beinahe Alles,
was für den Menschen genielsbar ist, Fleisch - oder
Pflanzennahrung > sie mag roh oder gekocht seyn. Sein
Getränk ist gewöhnlich Wasser oder Milch, oder der
Saft einiger Früchte. Jedoch kann man ihn auch an den
Genufs starker Getränke, wie des Weines und des Rhums,
gewöhnen , besonders wenn man sie mit Zucker versetzt.
Er wird nie in einem. Käfich gehalten; man befe-
stigt ihm bloß über den Hüften einen langen ledernen
be er
cem E
A O
Riemen um den Leib, und hält ihn den Tag über in.
dem Haushofe, im Schatten eines Baumes, angebunden ;
des Nachts aber, oder beim Regenwetter bringt man ihn
unter Dach.
Er hat wie alle Cebus ein sanftes Aussehen , besitzt
eine ausserordentliche Gewandtheit , aber wenig Muskel-
kraft. Seine gewöhnliche Stellung ist die auf den vier
Händen, den Rückengrat in etwas nach oben gebogen,
und mit ausgestrecktem „ nur gegen das Ende hin nach
unten gerolltem Schwanze. Sein Gang auf ebenem Boden
ist sehr verschieden, bald geht er im Schritte, bald im
Trabe; bald läuft er pafs nnd bald hüpft er, oder nimmt
grofse Sprünge. In aufrechter Stellung geht er, aus ei-
genem Antriebe, höchstens drei oder vier Schritte weit;
jedoch kann er dazu gezwungen werden, wenn man ihm
die Vorderhände auf den Rücken bindet. Er fällt aber
alsdann sehr leicht aufs Gesicht und muß daher yon
hinten mit einer Schnur aufrecht gehalten werden. Im
Ruhezustande sitzt er mit eingezogenen, auf die Hinter-
hände gestützten , Beinen oder kauert, wobei er gewöhn-
lich den Schwanz um die Beine herumschlingt. Zum
Schlafen rollt er sich zusammen und bedeckt Fr Gesicht
mit den Armen und dem Schwanze, Den gröfsen Theil
des Tages über ist er unaufhörlich in Bewegung, und
das um desto mehr, je fröhlicher er gestimmt ist. Die
Nacht bringt er schlafend zu, so auch die Mittagsstun-
den, wenn die Hitze grofs ist.
Die Sinne des Cay, den Tastsinn ausgenommen,
sind eben nicht sehr scharf. Er ist kurzsichtig, wobei
er jedoch einen ‚lebhaften und ausdruckvollen Blick hat.
Bei Nacht sieht er gar nichts. Sein Gehör ist ebenfalls
schwach; denn man kann einen ruhenden Cay sehr leicht
von hinten beschleichen. Noch schwächer als Auge und
Ohr. scheint mir: sein Geruchsiun zu seyn. Er muß
nämlich jeden zu beriechenden Gegenstand nahe an die
Nase halten ,. und wird auch. dann noch häufig durch
dieses Organ irte geführt, indem er ERERTEE für efs-
a
bar hält, deren Ungeniefsbarkeit ihm erst nachher sein
Geschmack anzeigt. Dieser letztere mag auch nicht sehr
fein seyn, da das Thier, auch ohne grofsen Hunger oder
Durst, seinen eigenen Koth in den Mund nimmt und: sei-
nen Harn trinkt. Der Geschmack ändert übrigens bei
ihm, wie bei dem Menschen , mit dem Alter. So zieht
der junge Cay Süfsigkeiten jeder anderen Nahrung vor;
später sind Eier seine Lieblingsspeise, und mit vorrücken-
dem Alter werden ihm Fleischspeisen , besonders. junge
Vögel, zum Leckerbissen. Als Ersatz für die Schwäche
der genannten vier Sinne besitzt hingegen der Cay einen
sehr scharfen Tastsinn. Besonders ausgebildet ist dieser
in den Vorderhänden, weniger in. den Hinterhänden. |
Was den Schwanz betrifft, der beim vorhergehenden Affen
noch ein Betastungsorgan war, so hat er hier diese Fä-
higkeit verloren, worauf schon der Umstand deutet, dafs
er durchgehends behaart ist, Er dient beim Cay blofs
als Werkzeug der Bewegung und zum Festhalten , indem
ihn das Thier, mit einer oder anderthalb Windungen um
die Gegenstände rollt, die es umfassen will. Da. der
Paraguayische Gebus in der Geschicklichkeit seine Tast-
organe zu gebrauchen vor seinen Geschlechtsverwandten
nichts voraus hat, so soll ich derselben, als eines bekann-
ten Gegenstandes, hier nicht weiter, erwähnen. Nur so
viel bemerke ich, dafs dieser Sinn bei dem Cay durch
Erziehung und Uebung einer grofsen Vervollkommnung
fähig ist, wie ich dies an mehreren Individuen erfahren
habe. Ich brachte es darin am Ende so weit, dafs mich
meine alten Cays bei der dunkelsten Nacht erkannten, so
wie sie nur einen Augenblick mein Gesicht oder meine
gewöhnliche Kleidung betastet hatten.
Die Laute, die der Cay von sich giebt, sind , je
nach seinen Gemüthsbewegungen , sehr verschieden. Am
häufigsten hört man von ihm einen flötenden, dem Pfei-
fen einiger Vögel ähnlichen Ton , wobei er die Lippen
zusammenzieht, Gewöhnlich ist er dann. unbeschäftigt
und scheint durch diesen Laut Langeweile auszudrücken.
i
Verlangt er dagegen etwas, so dehnt er den Flötenton
in ein Stöhnen- aus , dem yon jungen Hunden vergleich-
bar. Erstaunen oder Verlegenheit zeigt er durch einen
halb pfeifenden halb schnarrenden Laut an. Wird er
ungeduldig oder zornig, so wiederholt er mit tiefer und
grunzender Stimme mehrmals die Silbe hu, hu. Furcht
oder Schmerz drückt er durch ein helles Gekreisch ans š
wobei er den Mund stark verzerrt und das Gesicht run-
zelt. Einen eigenen kichernden Ton giebt er von sich A
wenn er sich über das Wiedersehen einer ihm angench- 7
men Person freut. a
Diese verschiedenen Tonarten sind bei allen Indivi-
duen die nämlichen; die Höhe und Stärke derselben aber
ist vom Einen zum Anderen verschieden ; im Allgemeinen
haben die Männchen eine stärkere und tiefere Stimme
als die Weibchen.
Wenn diese, so wie andere Thiere, durch die ihnen
eigenthümlichen Laute sich Ihresgleichen mittheilen kön-
nen , so geschieht diefs ohne Zweifel nur in so fern, als
bei den letzteren dadurch die Eindrücke erneuert werden a
welche bei ihnen schon ähnliche Laute bestimmten. Diese
Erinnerungen regen nun die nämlichen Gemüthsbewegun-
gen oder Instinkte auf, und bringen , indem die Thiere
denselben folgen , oft eine grofse Uebereinstimmung in
ihren Handlungen zuwege. So flieht auf das Angstge-
schrei eines Cay die ganze Familie, ohne die Ursache:
des Schreckens wahrgenommen zu haben.
Angenehme und unangenehme Empfindungen spre-
chen sich aber bei diesem Affen nicht allein durch Laute
und Bewegungen , sondern zuweilen auch durch eine Art
von Lachen und von Weinen aus. Das: erstere besteht
im Zurückziehen der Mundwinkel , wobei er aber keinen
Laut von sich giebt. Sein Weinen beschränkt sich auf
ein Anfüllen der Augen mit Thränenfeuchtigkeit s die
jedoch nie in dem Mafse quillt , um über die Backen
herabzufliessen, Man bemerkt bei ihm dieses Thränen
zuweilen, wenn seine Begierde nach irgend einem Gegen-
stande nicht befriedigt wird, oder wenn ihn eine grofse
Furcht anwandelt, |
Der Cay bringt seine Nahrung gewöhnlich mit den
Vorderhänden zum Munde, beriecht sie aber ehe er sie
kostet ; bisweilen ergreift er dieselbe sogleich mit den
` Zähnen und dann erst mit den Händen. Ist die Nah-
rung fein zertheilt, wie z. B. Maismehl oder gestossener
Zucker , so leckt er dieselbe mit der Zunge auf. Diese
scheint an ihrer Spitze ein sehr feines Gefühl zu besitzen,
indem der Affe die kleinsten Gegenstände, wie feine
Saamen und sogar die Insekten, welche er in seinem ei-
genen Pelze fängt, damit unter die Schneidezähne ‚bringt.
Fleisch zerreifst und kaut er mit den Eckzähnen und den
zweizackigen Bachenzähnen , Pflanzennahrung hingegen
mehr mit den Schneidezähnen und den vierhöckerigen
Backenzähnen, Wenn es die Art der Nahrung zuläfst ,
so zertheilt er sie schon mit den Händen, ehe er sie in
den Mund nimmt; besonders sucht er vorher die für ihn
'ungeniefsbaren Theile derselben von den geniefsbaren zu
trennen , wobei er sich aber oft noch mit den Zähnen
helfen mufs. So schält er Pomeranzen und Maniocwur-
zeln, sondert beim jungen Zuckerrohre den hölzernen
Theil vom Marke ab und reifst den gröfsern Insekten die
Flügel und die Beine aus, ehe er sie verzehrt. Gibt man
ihm einen kleinen lebenden Vogel, so rupft er ihm die
Federn aus, nachdem er mit einem Bisse den Schädel
geöffnet und das Hirn ‚gefressen hat, zerreisst ihn dann
in Stücken und benagt Knochen für Knochen, l
Flüfsigkeiten nimmt der Cay schlürfend zu sich, in-
dem er den in etwas zusammengezogenen Mund auf die
Oberfläche derselben setzt. Der Bau seiner Lippen , de-
ten Mukeln sehr dünn und schwach sind, erlaubt ihm
Dicht, gleich dem Menschen , am Rande eines Gefäfses zu
trinken. Ich habe öfters versucht einem Cay die Unter-
lippe an die Aussenseite eines mit Wasser angefüllten
. Glases anzulegen und ihn so die ‚Flüssigkeit einschlürfen
zu lassen; es war ihm aber unmöglich die Mundwinkel
PEN aiaa
an das Gefäfs anzuschliefsen , was ıhn dann auch verhin-
derte das Wasser an sich zu ziehen. Sehr gut versteht
er hingegen ein Ei zu leeren, indem er immer nur so
viel von der Schale wegnimmt, als eben nöthig ist um
mit dem Munde den Inhalt derselben zu erreichen. Si-
rupe, so wie andere zähflüfsige Nahrungsmittel, schlürft
er nicht ein, sondern leckt sie mit der Zunge auf.
Der Cay ist, wie alle Affen, sehr unreinlich , da er
seinen Koth überall fallen läfst und sich damit beschmützt.
Diese Unreinlichkeit hängt aber viel von der Art ab, wie
‚er gehalten wird; sucht man nämlich seine Gefangen-
schaft so viel als möglich seinem freien Zustande zu nä-
hern , und läfst ihm nicht nur auf dem Boden, sondern
auch in der Höhe, wie auf einem’ Baum oder auf einem
erhabenen Balken, einem weiten Spielraum, so ist er säu-
berlicher und beschmutzt sich selten mit seinem Kothe.
Mit dem Harne aber besudelt er sich unaufhörlich; denn
um diesen zu lösen reibt er mehrentheils, und zwar das
Weibchen sowohl als das Männchen, seine Geschlechts-
theile mit einer der Hände , wodurch sie ihren gewöhnlichen
turgor auf einen Augenblick verlieren und den Ausflufs
des Harns gestatten. Nur sehr selten sieht man ihn har-
nen , ohne dafs diese Manipulation vorangegangen wäre;
jedoch geschieht es zuweilen , wenn das Thier in heftiger
Gemüthsbewegung ist, wie im Zorne oder bei grofser
Furcht, Im ersteren Falle behalten die Geschlechtstheile
ihre Turgescenz und der Harn spritzt mit Unterbrechung,
durch krampfhafte Zusammenziehungen des Harnschnellers
(M. bulbocavernosus) getrieben , hervor; bei Anwandlung
von Furcht hingegen verliert sich die Turgescenz ‚so dafs
der Urin leicht ausfliefsen kann.
Man sollte glauben , dafs bei dem fhrriäklecied auf-
geregten Zustande dieser Theile des Cay ein starker Ge-
schlechtstrieb vorhanden wäre, und doch habe ich bei
diesem Affen nur sehr selten Aeusserungen desselben be-
merkt, obschon ich gewöhnlich Männchen und Weib-
chen beisammen hielt, nie aber jene eckelhafte Geilheit
mehrerer Affenarten der alten Welt. Der männliche Cay
egt jedoch eine Vorliebe für die Gesellschaft von Mäd-
chen, der weibliche hingegen für die von Knaben.
Bei den Weibchen habe ich hin und wieder eine Art
von Monatflufs beobachtet » welcher aber keiner ‘bestimm-
ten Periodicität unterworfen war. Er zeigte sich sehr
schwach > dauerte zwei bis vier Tage ,
‚ Mach drei, bald nach sechs , bald erst nach zehn Wo-
chen wieder. Man bemerkt dieses Zeichen der Mannbar-
keit bei den Weibchen erst gegen das Ende des zweiten
Jahres. Die Männchen, deren Mannbarkeit blofs durch
die Aeufserungen ihres Geschlechtstriebes wahrzunehmen
ist, zeigen dergleichen. selten che sie zwei und ein halbes
Jahr erreicht haben.
í Nur sehr selten begatten sich die Cays in der Gefan-
&enschaft. Ueber die Art der Begattung , so wie über die
Dauer der Tragezeit, habe ich keine bestimmten Beobach-
tungen. Die erstere soll wie bei den vierfüfsigen Säuge-
thieren vor sich gehen. Ich habe in Paraguay blofs zwei
zahme Weibchen gesehen , welche Junge geworfen hatten.
Da sie im häuslichen Zustande nicht für ihre Nahrung zu
sorgen haben , so ist ihre Zärtlichkeit für das Junge als-
dann noch gröfser wie in der Freiheit. Den ganzen Tag
über geben sie sich mit ihm ab, lassen dasselbe von kei-
nem Menschen berühren , zeigen es nur den Personen für
Welche sie Anhänglichkeit haben und vertheidigen es mu-
thig gegen jeden Angriff.
Der Cay ist sehr empfindlich für Kälte und Feuchtig-
keit, und erkrankt bald, wenn er nicht an einem trocke-
nen Orte gehalten, und im Winter gegen die rauhe Wit-
terung geschützt wird. Man braucht ihm zu dem Ende
nur eine wollene Decke zu geben, in die er sich sehr gut
“inzuhüllen versteht. Ins Wasser gehtrer niemals; auch
at man kein Beispiel dafs je ein Cay sich durch Schwim-
Men vor Verfolgung zu retten gesucht hätte, Er ist übri-
Sens ein schlechter Schwimmer, und sinkt bald unter, wenn
Man ihn ins Wasser wirft. .
4.
und kehrte bald `
ee HER aaz
Noch habe ich bei diesem Affen mehrere Krankheits“
zustände beobachtet, welche mit denen des Menschen gros“
se Aehnlichkeit haben. So ist er häufig dem Schnuppe®
und dem Brustcatharrhe unterworfen, wobei er die Symp“
tome dieser Krankheiten, wie Niefsen, Husten u. s. W
‚zeigt. Eine Folge der wiederholten catharrhalischen Anfäl-
le mag die Schwindsucht seyn, die so oft dem Leben det
Cays ein Ende macht. Es entsteht bei der letzteren Krank“
heit ein eiteriger Auswurf, den sie aber nicht auszuspu”
cken vermögen und gewöhnlich herunterschlucken. Beim
Wechsel der Zähne sterben die Cays ebenfalls sehr leicht»
indem sie von einem, heftigen Fieber ergriffen werden
Man trift ferner nicht selten sowohl wilde als zahme Ga?
an, die an einem Auge mit dem grauen Staare behaftel
sind. Schlagflüfse und Darmentzündungen kommen auch
zuweilen bei ihnen vor.
Mehrere Arzneimittel, wie Brechweinstein, Rhabarbe!
u. s. w. bringen bei diesen Affen ganz die nämlichen Wir
kungen hervor, wie beim Menschen, und ich habe diese“
ben mehrmals mit Erfolg bei ihnen angewandt. Auf ein?
eigene Art wirkt der Tabakrauch auf sie; so wie man ihnel
solchen ins Gesicht bläst, fangen sie an zu harnen. Das
nämliche thun sie, wenn man ihnen eine brennende CF
garre in die Hand gibt; sie ergreifen dieselbe begierig
und reiben damit Kopf und Rücken, bis das Feuer erlo“
schen ist.
Mein Aufenthalt in Paraguay war zu kurz, als daß
ich über das Alter, welches der Cay erreicht, eigene Be
obachtungen hätte anstellen können, und da ihn die Ein“
wohner gewöhnlich nur einfangen, um ihren Bekannte!
in Buenos-Ayres damit ein Geschenk zu machen, so konn
te ich auch bei ihnen keine Nachrichten über seine Lebens
dauer einziehen.” Nach der langsamen Ausbildung dæ
Thieres und nach einigen, 8 bis g Jahre alten Individi
en, welche noch in der Fülle ihrer Lebenskraft waren, #
urtheilen, möchte ich dieselbe auf ı5 oder noch meh!
Jahre setzen.
Ban. en
Ich habe bis jetzt hauptsächlich der physischen Eigen-
schaften des Cay erwähnt; es bietet aber dieser Affe auch
= Psychologischer Hinsicht dem Naturforscher ein weites
‘eld zur Beobachtung dar. |
Der Cay lernt, schon nach den ersten Tagen seiner
Gefangenschaft ‚ seinen Herrn oder Wärter kennen, sucht
s ihm Nahrung und Wärme, und richtet, an ihn, sọ
Wie er ein Mifsbehagen fühlt, seine klagenden Töne. Bei
guter Behandlung giebt er sich demselben mit dem gröls-
ten Zutrauen hin. Er ist alsdann nie munterer, als wenn
er sich in der Gesellschaft seines Herrn befindet, spielt
stundenlang mit ihm und läfst sich alle kleinen Neckerei-
en von ihm gefallen. Wird er von demselben auf einige
Tage verlassen, so zeigt er beim Widersehen eine ausge-
lafsne Freude, klettert seinem Herrn sogleich auf eine Schul-
® > umfafst mit beiden Händen dessen Gesicht und läfst
sein Freudengeschrei hören. Diese Anhänglichkeit kann
SO grofs werden, dafs der Cay den Trieb zur Freiheit bei-
nahe gänzlich verliert, und gleichsam zum Hausthiere
wird. So besafs ich ein altes Männchen von dieser Affen-
art, das sich zuweilen von seinem Riemen losmachte und
im ersten Augenblicke der Freude über die erlangte Frei-
heit entfloh. Nach Verflufs von zwei oder drei T agen aber
kehrte es immer wieder nach meiner Wohnung zurück,
suchte seinen Wärter, den es sehr liebte, auf, und liefs
Sich ohne Umstände von demselben wieder anbinden.
Solche zahme Individuen, die zugleich nie sind mifshan- |
delt worden , zeigen auch gegen Fremde Zutrauen , beson-
ders gegen Neger, denen überhaupt diese Affen weit mehr |
2ugethan sind als den Weifsen.
Der Cay schliefst sich aber nicht nur an den Men-
Schen an, sondern auch an Hausthiere, mit denen er aufge-
zogen wird. So geschieht es nicht selten in Paraguay, dafs
Biken ihn mit. einem jungen Hunde aufzieht, der ihm als
Reitpfera dienen muls, ‘Wird er von diesem getrennt > SO
richt er sogleich in ein klägliches Geschrei aus, und
acht ihm beim Wiederschen die zärtlichsten xiebkosungen.
4 *
a
Er zeigt aber seine Anhänglichkeit an den Gefährten nicht
allein durch leere Demonstrationen , sondern auch durch
die That, indem er denselben bei Balgereien mit anderen
' Hunden nicht ohne Muth vertheidigt.
Einen ganz anderen Charakter nimmt der Cay any
wenn er öfters Mifshandlungen erleidet. Fühlt er sich dan
stark genug, so treibt er Gewalt mit Gewalt zurück, und
'beifst Menschen und Thiere, so wie sie ihn beleidigt ha-
ben. Fürchtet er aber seinen Gegner , so nimmt er sein®|
Zuflucht zur Verstellung, und sucht sich erst dann al
ihm zu rächen, wenn er ihn unvermuthet überfallen kann
So hatte ich einen Cay, welcher mehrere Personen, die
ihn oft auf eine grobe Art geneckt hatten , in einem Au-
genblicke bifs, wo sie im besten Vernehmen mit ihm zu
‚sein glaubten. Nach verübter That kletterte er schnell
auf einen hohen Balken, wo man ihm nicht beikommen
konnte, und grinste schadenfroh den Gegenstand seine!
Rache an. Solche Affen sind gegen jedermann äufserst
mifstrauisch, und man kann sie nicht einmal berühren oh-
ne Gefahr zu laufen, von ihnen gebissen zu werden. Von
anderen geneckt, lernen sie auch selbst necken, und las-
sen kein Hausthier, das sich ihnen nähert, unangelastel
vorbeigehen. Hunde und Katzen zerren sie beim Sckwanzey
Hühnern und Enten reifsen sie Federn aus, und zupfen
selbst Pferde, die in ihrer Nähe angebunden sind, beim
Zaume, wobei sie um so gröfßsere Freude zeigen , je mehi
sie das Thier haben beeinträchtigen können.
Wie die mehrsten anderen Affen ist auch der Caf.
äufserst naschhaft , und .eignet sich jeden eisbaren Gegen“
stand zu, dessen er habhaft werden kann. Wird er die
ser Räubereien wegen bestraft, so fängt er an heimlich z4
stehlen, wobei er, um nicht entdeckt zn werden, die
gröfste Vorsicht und Verstellung gebraucht. Ganz gleich“
gültig scheint er alsdann die besten Leckerbifsen äanzuse“
hen , so lange sein Herr in der Nähe ist; so wie abe
dieser den Rücken kehrt, oder sonst nicht auf ihn ach“
tet, nähert er sich, leise und immer die Bewegungen
Z
— 93 —
Scines Herren beobachtend, der Efswaare und stiehlt sich
etwas davon weg. Wird er ob der That ertappt, so fängt
“T sogleich, aus Furcht vor der Strafe , zu schreien an.
enn er aber seinen Raub ungesehen verzehren kann, so
Sebehrdet er sich nachher so unschuldig und furchtlos,
ki wenn nichts geschehen wäre. Ist der gestohlene Ge-
senstand von geringem Volumen, jedoch so dafs er den-
selben nicht unvermerkt verzehren kann, so behält er ihn
im Munde, bis er sich nicht mehr beobachtet glaubt und
frifst ihn erst nachher.
Eben so grofs wie die Naschhaftigkeit, und zum Theil
als eine Wirkung derselben , ist bei diesem Affen die Hab-
Sucht. Was er einmal hesitzt, läfst er nicht so leicht wie-
‚der los. Er mufs schon einen hohen Grad von Anhäng-
: lichkeit für seinen Herren haben, um sich von demselben
irgend einen Gegenstand ohne Gewalt wegnehmen zu las-
sen, Gegen Personen aber, welche er hafst, ist er in die-
ser Beziehung so eifersüchtig, dafs er den Besitz auch der
für ihn nutzlosesten Dinge gegen sie vertheidigt. So hatte
ich einen Cay, der sich nicht einmal eine glühende Kohle
von einem unserer Neger, der ihn oft neckte, wegnehmen
liefs, obwohl er sich bei der Vertheidigung jeden Augen-
blick die Finger verbrannte, Wie weit die Habsucht die-
u Affen geht, zeigt folgende Art, wie man ihn zuweilen
in den Wäldern fangen soll. Der Jäger schneidet ein Lach
von einem Zolle im Durchmesser in einen Kürbis, füllt die-
sen mit Mais, und befestigt ihn an einem Baume, wo er
weils dafs Affen vorbeiziehen werden, worauf er sich in
mem Hinterhalte versteckt. Bemerken die Affen den Kür-
is , so untersuchen sie erst sorgfältig den, für sie neuen,
“genstand, und so wie einer von ihnen die darin ent-
laltenen Samen ansichtig wird, zwängt er eine der Vor-
derhände durch die kleine Oeffnung, um sich derselben
ZU bemächtigen. Da aber die letztere dem Affen nicht ge-
stattet, die mit Mais gefüllte Hand zurück zu ziehen, so
sucht er das Loch mit den Zähnen zu erweitern, In die»
sem Augenblicke springt der Jäger aus seinem Hinterhalte
u
hervor, und der Affe läfst sich eher von ihm fangen, als
dafs er die Hand öffnete und den Mais fahren liefse. Bei
allem dem zeigt jedoch der Cay nicht die geringste Vor-
aussicht, und spart nie etwas von seiner Nahrung auf.
# Endlich sind noch Neugierde und Zerstörungssucht
zwei Leidenschaften, welchen der Cay in hohem Grade un-
terworfen ist. Beide scheinen mir in ihrem Entstehen eine
Folge der Naschhaftigkeit zu seyn , indem der Affe in sei-
nen jüngeren Jahren nur die Gegenstände untersucht und
zerstört, wo er etwas für seinen Gaumen zu finden glaubt.
Mit zunehmendem Alter aber werden ihm Neugierde und
Zerstörungstrieb zur Gewohnheit, so dafs sich beide auf
alle Gegenstände , die in seinem Bereiche sind, erstreken.
Der Cay hat einen selbstständigen Charakter, so daß |.
er sich dem Willen des Menschen nicht leicht unterzieht:
Durch Gewalt kann er wohl von einer Handlung abgehal-
ten, nie aber zu einer Handlung gezwungen werden. Nicht
nur widersetzt er sich hartnäckig jedem fremden Willen
und befolgt blofs seinen eigenen, sondern er sucht auch
andere Geschöpfe diesem zu unterwerfen. Den Menschen
sucht er, bald durch Liebkosungen , bald durch drohende
Gebehrden, zur Erfüllung seiner Begierden zu bewegen.
Kleine Säugethiere, denen er an Kraft oder an Gewand-
heit überlegen ist,‘hangen ganz von seinen Launen ab. Ist
er, z. B., mit einem Hunde zusammen gekuppelt, so be-
dient er sich dessen zum Reiten, und weifs ihn eben so
gut zum stehen oder gehen zu bringen, auf den einen oder
auf den anderen Weg zu leiten , als. es der beste Reiter mit
seinem Pferde thun kann.
Bei einem solchen Charakter ist nicht zu erwarten, dafs
der Cay viel Gelehrigkeit zeige. Auch läfst er sich beina-
he zu nichts abrichten, und ahmt den Menschen gewöhn-
lich nur in Handlungen nach, wodurch seine Lüste, vor-
züglich die Naschhaftigkeit , befriedigt werden. -So lernt
er Schachteln und Flaschen öffnen, die Taschen seines
Herrn untersuchen, u. s. w., wenn er sich dadurch Le-
ckerbissen verschaffen kann.. So auch lehrte ich in wenigen
a
Tagen einen: alten Cay kleine Palmnüfse, deren Kern er
‚sehr liebte, mit einem Steine aufschlagen. Handlungen
aber, die ihm keinen Nutzen bringen, ahmt dieser Affe
nur selten nach.
Diese Ungelehrigkeit ersetzt der Cay durch eine Art /
von Selbstbildung , deren gröfseres oder geringeres Mais
yon den Umständen abhängt, in denen das Thier lebt.
Die Erfahrung ist hier seine einzige Lehrerin, wie folgen-
de Beispiele beweisen: |
Giebt man ihm zum ersten Male ein Ey, so zerbricht
er dasselbe so ungeschickt, dafs er den grösten Theil des
Inhaltes verliert. In der Folge aber wendet er beim Oeffnen
der Eyer immer mehr Sorgfalt an, und lernt sie am En-
‚de nur an der Spitze aufmachen, indem er diese ganz
Sachte gegen irgend einen harten Körper schlägt, und
den zerbrochenen Theil der Schale mit den Fingern weg-
klaubt, Hat er sich auch nur einmal mit einem schnei-
denden Werkzeuge verletzt, so berührt er dasselbe später
entweder nicht mehr, oder nur mit der gröfsten Behutsam-
keit. Ist er zuweilen von seinen Umgebungen getäuscht
worden, so wird er gegen Jedermann vorsichtig und mifs-
trauisch, so dafs er sich später nicht leicht wieder hinter-
gehen läfst. Meine Cays,waren gewohnt öfters ein Stück
Zucker, das ich in Papier wickelte, von mir zu erhalten.
Nun legte ich zuweilen statt des Zuckers eine lebende Wespe
in das Papier, von der sie das erste Mal, wo sie, wie ge-
wöhnlich, hastig zugriffen,, gestochen wurden, Dadurch
Sewitzigt, hielten sie nachher immer die Dute an ein Ohr,
und öffneten dieselbe erst, wenn sie keine Bewegung da-
fin wahrnahmen. Auch gelang es mir nie mehr als ein
al einem meiner Cays auf die oben beschriebene Weise die
and in einem Kürbis zu fangen. Diese Affen lernen bald
die verschiedenen Modificationen der Stimme und den Aus-
druck der Gesichtszüge ihres Herrn unterscheiden , und zei-
gen Furcht oder Freude, je nachdem er rauh oder sanft
mit ihnen redt, sie streng oder freundlich anblickt. In-
dessen mögen sie, besonders die allen Gays, nicht leiden,
56 —
dafs man sie anlacht, indem sie ohne Zweifel dadurch an
frühere Neckereien erinnert werden , bei denen über sie ge-
lacht wurde.
Die mehrste Intelligenz zeigt aber der Cay darin,
dafs er nicht selten die an einem Gegenstande gemachten
Erfahrungen aufseinen anderen , ihm ganz neuen, Gegen“
stand überträgt und sie bei demselben in Anwendung bringt.
So benutzte derjenige, den ich gelehrt hatte, kleine Palm-
nüsse aufschlagen, diese Fertigkeit um jede andere Frucht
zu öffnen, deren Schale für seine Zähne zu hart, oder für
seinen Gaumen von unangenehmen Geschmacke war. Auch
andere Dinge, wie Schachteln, Gefäfse u. s. w., deren
Eröffnung ihm mit den Händen nicht gelingen wollte,
zerschlug er mit einem Steine. Ein anderer Cay, den man
gelehrt hatte, sich eines kleinen Stabes zum Erbrechen ei-
nes Kästchens bedienen, wandte nachher bei jeder Bele-,
genheit, wo die Kraft seiner Hände zur Ueberwindung ei-
nes Widerstandes nicht hinreichte, den Hebel an. So sah
ich ihn unter ein Stück Holz, das er fortschaffen wollte,
seinen Stab stecken und dasselbe umwälzen.
Durch Uebung und Erfahrung gelangt der Cay zu ei-,
nem so richtigen Augenmafse, dafs er Dimensionen mit
einander vergleichen und Entfernungen zu schätzen im
Stande ist, Diefs bemerkte ich unter anderen bei einem
dieser Affen, der sich gewöhnlich auf einem Dachbalken
aufhielt, an welchen er vermittelst eines langen Riemens
gebunden war. Anfangs kletterte er, um- seine Nahrung
auf dem Boden zu hohlen, an dem Riemen herunter; bald
aber fafste er diesen, nachdem er ihn angestreckt hatte,
in einer Entfernung vom Befestigungspunkte an dem Bal-
ken , welche nicht ganz dessen Höhe über dem Boden be-
trug, und liefs sich dann in einer Pendelschwingung ker“
abfallen, so dafs er nur mit den Hinterhänden den Boden
berührte. Ich band hierauf einen andern Cay an den näm-
lichen Balken, und auch dieser gelangte nach einigen
Versuchen, bei denen er den Riemen zu lang gefafst "id
sich in etwas beschädigt hatte, bald zu eben dee Fertigkeit,
Ein treues Gedächtnifs und ein gewisser Grad von
Urtheilskraft lassen sich also dem Cay nicht absprechen.
Diese beiden Fähigkeiten sind aber nicht bei allen Indivi-
duen in gleichem Mafse vorhanden, was theils von den
ursprünglichen Anlagen, theils und hauptsächlich von ih- |
ter Ausbildung abhängt. Daher sind junge Cays und sol-
‚ che, die in der Einsamkeit auferzogen werden, nie so ge-
"scheut wie alte und wie diejenigen, welche unter vielen
Menschen leben und deren Umgebungen öfters wechseln.
Das Fell und das Fleisch des Cay, von denen das letz-
tere keinen übeln Geschmack hat, besonders wenn. es gut
zubereitet ist, werden blofs von den wilden Indianern ,
nicht aber von den übrigen Bewohner, von Paraguay , be-
nutzt. Jene stellen dem Cay mit Pfeil und Bogen nach,
diese hingegen, da sie das Thier blofs zu ihrer Belusti-
gung und daher lebend in ihre Gewalt zu bekommen su-
chen, fangen es entweder auf die oben angegebene Art
. mit einem Kürbis , oder indem sie den Weibchen ihre
Jungen abjagen. Dieses geschieht auf folgende : Weise:
drei bis vier Männer suchen im Christmonat und Jenner,
als den Monaten, während denen man unter den Cays
Säuglinge antrift, eine Affenfamilie auf und umgeben die-
selbe, ohne dafs sie von ihr bemerkt werden. Auf ein
verabredetes Zeichen hin springen sie unter lautem Ge-
schrei aus ihrem Hinterhalte hervor und werfen mit Lehm-
kugeln oder Stöcken nach den weiblichen Affen, oder
schiefsen ihre Flinten auf sie ab. Die von allen Seiten
bedrängten Weibchen lassen alsdann , um die Flucht zu
erleichtern , bisweilen ihr Junges zurück, welches die Jä-
ger ohne Schwierigkeit. einfangen.
Neben dem Menschen hat der Cay noch zwei Kalzen-
arten, nämlich den Guguar (felis concolor), und "den
Chibi-guazu (felis pardalis), so wie die grofsen Paraguayi-
schen Raubvögel , als den Falco superbus s, coronatus, den
Falco brasiliensis u. s. w» als Feinde zu fürchten. Dem
Cuguar entkommt er leicht, da ihn dieser nur bei Tage
angreift und ihn seiner Schwerfälligkeit wegen nicht bis
a ER
EEE Te ea a ES SERIE
—— 58 —
in die höchsten Gipfel der Bäume verfolgen kann. Weit
gefährlicher ist für ihn der Chibi-guazu, von dem er des
Nachts überfallen wird. Der Falco Ben greift ihn
nur dann an, wenn er ihn verwundet oder krank sieht;
der Falco superbus hingegen -stofst auf den Cay, wie der
Weihe auf ein Huhn, sobald er denselben zwischen den
obersten Zweigen eines Baumes erblickt.
Gen. NYCTIPITHECUS. Spix.
Nveripinmecus TRIVIRGATUS. *)
‘Der Mirikina.
Die dritte, in Paraguay vorkommende; Gattung von
Affen heifst in der Guaranischen Sprasche Mirikina, ein
Name, dessen Bedeutung mir unbekannt ist. Azara hat
diesen Affen zuerst bekannt gemacht. Seiner richtigen Ån-
gaben ungeachtet wurde der Mirikina ; in den systematischen
Werken uke die Säugethiere als eine Pithecia angeführt.
Er gehört aber Kae zu diesem Geschlechte, sondern
zu dem von Nyctipithecus, und da zwischen ihm und dem =
von Hr. v. Humboldt o und später von Hr. F. Cuvier pee
beschriebenen und afisgebildeten , Douroucouli nur ganz
unerhebliche Werfehtedenherten statt finden, so halte ich
beide Thiere für identisch. Um diese Bestimmung zu recht-
fertigen, m mache ich hier mit der Auseinandersetzung der
Eh lenkte: die ich sonst, bei er Ge-
schlechtern, übergehen zu können keine s den Anfang.
t
*) Hr. von Humboldt gab dem Geschlechte, wozu dieser Affe gehört,
den Namen Aotus, Hr, F. Cuvier den von Noethora und Spix den
Namen Nyctipithecus. Ich wähle diesen letzteren, als den bezeich-
nendsten, und behalte den von Hr. F. Cuvier gebrauchten Gattungs-
namen bei,
4+) Humboldt obsery. zoolog. pag. 306. fig. 18.
wre) Mammifères.
Das Aussehen des Mirikina ist von demjenigen der
zwei vorhergehenden Affenarten so yerschieden , dafs man
ihn beim ersten Anblicke kaum für einen Quadrumanen
halten möchte. ' Sein Kopf ist. klein und rund; die Oefl-
nung des äufseren Gehörganges, um welche das Ohr blofs
als ein schmaler, an dem Kopfe anliegender,, knorplig-
häutiger Anhang herumläuft, ist weit; die Augen sind
grofs und rund, denen der Nachteule ähnlich; die Nase
tritt in etwas hervor; die Nasenlöcher sind nur durch eine
schmale Scheidewand von einander getrennt, und nicht
nach vorn, wie bei den Cebus, sondern nach unten ge-
richtet; der Mund läuft weit nach hinten. Ferner ist der
Hals des Mirikina kurz; seine Hände sind denen der Ce-
bus ähnlich, jedoch fehlt dem Daumen der Vorderhände
die Beweglichkeit, welche bei jenen Affen statt findet;
auch streckt. das Thier seine Vorderhände nie ganz aus,
sondern setzt sie blofs mit der Balle und den Fingerspitzen
auf den Boden. Die Nägel ragen über die Finger hervor ,
sind in etwas zusammengedrückt und nach unten gebo-
gen. Der Schwanz endlich, obschon immer noch‘ sehr
beweglich , ist schlaft und dient dem Thiere nicht zum
anfafsen.
Die Zähne des Mirikina sind denen der Cebus an
Zahl gleich, und unterscheiden sich in ihrem Baue nur
darin von denselben , dafs sie etwa um einen Drittheil klei-
ner und überhaupt schärfer sind als jene. Die Hoden des
Männchens sind grofs, und vom männlichen Gliede be-
merkt man nur die äufsere Oeffnung. Das Weibchen hat
auf jeder Seite der Brust, beinahe unter dem Arme, eine
Zitze. Seine äufseren Geschlechtstheile sind gleichfalls grofs
und an ihrer unteren Hälfte, wie bei den Hündinnen ,
in etwas vorspringend.
Der Pelz des Mirikina besteht aus feinen, weich anzu-
fühlenden, dichtstehenden, etwa anderthalb Zoll langen
Haaren, welche beinahe senkrecht auf der Haut aufsitzen.
Die Augenlieder, die Nase, der Umfang des Mundes, und
die innere Fläche der Hände sind unbehaart, ebenso das
Ohr, welches aber durch die Haare der benachbarten Theile
in etwas bedeckt wd. Auf dem Kopfe, dem Nacken,
dem Rücken und den Seiten des Rumpfes, so wie auf der
äufseren Seite der Extremitäten und auf der inneren der
Vorderarme und der Beine sind die Haare weils und schwarz
geringelt, mit weifser, in etwas glänzender Spitze, wo-
durch der Pelz an diesen Theilen eine graue Farbe erhält.
Die Kehle, der Hals, die Brust, der Bauch und die in-
nere Seite der Schenkel und der Oberarme sind mit ein-
farbigen , röthlichgelben Haaren besetzt, deren Farbe auf
der Mittellinie des Bauches in etwas bläfser ist als an den
übrigen Theilen. Ueber jedem Auge befindet sich ein
weilser Flecken, der nach oben spitz ausläuft. Diese Fle-
cken sind durch einen schwarzen Streifen von einander
gelrennt, welcher, von der Nasenwurzel an immer brei-
ter werdend, sich nach dem Scheitel hin zieht, wo er
sich allmählig in der grauen Farbe verliert. Ein anderer
. Streifen, dessen Farbe schwärzlichgrau ist, entspringt an je-
dem äufseren Augenwinkel und steigt am Rande der Stirn
aufwärts, indem er sich in etwas nach innen biegt, ohne
sich jedoch mit dem mittleren Streifen zu vereinigen. Der
übrige behaarte Theil des Gesichtes ist weifslichgrau, mit
einem schwärzlichgrauen Borde , das vom äufseren Augen-
winkel zur Unterkinnlade gerade herabläuft, eingefafst.
Der Schwanz ist in seiner ersten Hälfte gelblichgrau, wird
dann schwärzlichbraun und gegen die Spitze hin schwarz,
Die nackten Theile des Gesichtes sind von schwarzer Far-
be, die innere Seite der Hände und das Ohr fleischfarben.
Die Iris ist gelblichbraun,
Zwischen den jungen und den ausgewachsenen , so
wie zwischen den männlichen und den weiblichen Miriki-
nas findet in Farbe und Zeichnung kein Unterschied statt,
so wie ich auch bei diesen Affen keine Abänderungen an-
getroffen habe.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Männchens
sind folgende:
une Di
al alt Gin Länge von der Schnauze bis zur Schwanzwur-
zel; 24 6l Länge des Kopfes; 1? 34 Länge des Schwan-
Zes; 84/4 gli! mittlere Höhe, wenn das Thier auf den vier
Händen steht.
Das Weibchen ist um etwas kürzer und niederer als
das Männchen. Ich habe kein so grofses Individuum ge-
sehen, .wie dasjenige sein miüfste, nach welchem Azara
die Dimensionen des Mirikina angab, bezweifle aber kei-
neswegs die Richtigkeit derselben, indem mir während.
sechs Jahren nicht ai als sechs Individuen dieser Af-
fengattung, wovon drei noch ek jung waren, zu Gesich-
te gekommen sind.
Vergleicht man nun Hr. v. Humboldts und Hr, F.
Cuvier’s E ungen des Douroucouli mit Azaras und
meiner Beschreibung des Mirikina , so wird es wohl kei-
nem Zweifel unterliegen, dafs beide Affen zu einer und.
derselben Gattung gehören, und wenn auch zwischen den
Beschreibungen einige ger inge Verschiedenheiten herrschen,
so stimmt doch die meinige mit der vortreflichen, von
Hr. F. Cuvier gelieferten Abbildung des Douroucouli voll-
kommen überein.
Der Mirikina findet sich blofs am rechten Ufer des |
Rio Paraguay, ünd das nur bis zum fünf und zwanzig-
sten Grade südlicher Breite; am linken Ufer hat ihn bis
jetzt Niemand angetroffen. Er bewohnt die, am Wasser
gelegenen, Aal Waldungen von Grofs Chaco, wo ers,
nur äufserst selten und zufälliger ‚Weise, von Holzhauern
beim Fällen von Bäumen heil wird. Von seinen Sit-
ten im freien Zustande ist mir daher nur wenig bekannt.
Er bringt sein Leben auf und in den Bäumen zu, geht
während der Nacht seiner Nahrung nach, und zieht ug
hei anbrechendem Morgen in die Höhle eines Baumstam-
mes zurück, wo er den Tag über schläft. Auf einer Reise
nach Villa Real stiefsen meine Schiffer, beim sammeln
von Brennholz, auf ein Pärchen von Mirikinas , die in
einem hohlen Baume schliefen. Die aufgescheuchten Thie-
re suchten sogleich. zu entfliehen, waren aber von dem
wre e D
62 ==
Sonnenlichte so geblendet, dafs sie weder einen richtigen
Sprung machen, noch sicher klettern konnten. Es war
uns daher ein Leichtes sie einzufangen, wobei sie sich aber.
mit ihren scharfen Zähnen tapfer vertheidigten. Ich un
tersuchte ihr Lager und fand dasselbe mit Blättern und
einer Art von Baummoos ausgelegt, woraus ich schlofs,
dafs diese Affen in einem bestimmten Reviere leben nd
sich jeden Morgen in das nämliche Lager zurückziehen.
Es scheint ferner, dafs sie das ganze Jahr hindurch paar-
weise zusammen leben, denn in jeder Jahreszeit trift man
immer ein Männchen und ein Weibchen bei einander an.
In gröfseren Gesellschaften aber, von vier und mehr In-
dividuen, versammeln sie sich nicht. Das Weibchen soll,
nach der Aussage eines Jägers, zwischen dem Brachmo-
nat und dem Herbstmonat ein Junges- werfen, welches
es, erst an der Brust, später aber auf dem Rücken mit
sich führe. ; =
Der junge Mirikina läfst sich leicht zahmen, der al-
te hingegen bleibt immer wild und beißsig. Zwar erträgt
er, mit Sorgfalt behandelt, die Gefangenschaft recht gut,
man mag ihn alt oder jung eingefangen haben; durch
Unreinlichkeit aber geht er bald zu Grunde. Man hält
ihn gewöhnlich in einem geräumigen Käfich oder in einem
Zimmer, wo er frei herumlaufen kann; denn an einem
Riemen angebunden, verwickelt er sich leicht darin und
beschädigt sich. Den Tag über zieht er sich in die dun-
kelste Stelle seiner Behausung zurück und schläft. Seine
Stellung ist alsdann sitzend, mit eingezogenen Beinen ,
den Rücken stark nach vorn gebogen, das Gesicht zwi-
schen den gekreuzten Armen versteckt, und den’ Sckwanz
um die Beine geschlungen. Weckt man ihn auf und
erhält ihn nicht durch Streicheln u. s. w. wach, so schläft
er sogleich wieder ein. Bei hellem Tage unterscheidet er
keinen Gegenstand ; auch ist seine Pupille alsdann kaum
noch bemerkbar. Bringt man ihn aus der Dunkelheit plötz-
lich ans Licht, so zeigen seine Gebehrden und seine Lau-
te, dafs ihm dasselbe einen schmerzlicken Eindruck ver-
Pre
{
ürsacht. So wie der Abend anbricht, erwacht er und sei-
ne Pupille dehnt sich allmählig und um so mehr aus, als
das Tageslicht schwindet, so dafs man am Ende kaum
mehr die Iris bemerkt. Alsdann leuchtet sein Auge, wie
das der Katzen und der Nachteulen. Mit eintretender Däm-
merung fängt er auch an, in seinem Käfich herumzuge-
hen und seine Nahrung zu suchen. Seine Bewegungen
Sind leicht. Auf ebenem Boden ist er jedoch nicht sehr
gewandt ; da seine hinteren Extremitäten um zwei Zolle
länger sind als die vordern, so mufs er mehr hüpfen als
auf den vier Händen. gehen. Hingegen zeigt er grofse Fer-
tigkeit im Klettern und beim Springen von einem Baume
zum anderen, was ich bei einem Mirikina beobachtete,
den wir zuweilen bei hellem Stern- und Mondschein in
einem mit Pomeranzenbäumen besetzten und ringsum ge-
schlossenen Hofe frei liefsen. Es war keine Rede davon,
das Thier bei Nacht wieder einzufangen ; immer mufsten
wir dazu den Morgen erwarten, wo es‘dann, vom Son-
nenlichte geblendet, zwischen den dichtesten Zweigen ei-
nes der Bäume ruhig safs und sich ergreifen liefs-
Man ernährt dem Mirikina mit allerlei Früchten, wie
Pomeranzen, Bananen u. s. w.; auch frifst er gekochten
Mais und Maniocwurzeln, jedoch ungern. Seine Lieblings-
nahrung sind aber Insekten, kleine Vögel und, in Er-
manglung derselben, rohes Rindfleisch. Der Mirikina ,
welchen_wir zuweilen des Nachts im Hofe losließsen , er+
haschte beinahe jedes Mal einen der auf den Pomeranzen-
äumen schlafenden Vögel, was wir des anderen Tages an
den auf dem Boden liegenden Federn bemerkten. Zwei
andere Individuen sah ich oft des Morgens früh in dem
halb erleuchteten Zimmer den Fliegen und Blatten (Blatta
gigantea) , die sich darin befanden, nachstellen und die-
selben sehr geschickt mit den Händen fangen.
Der Mirikina bringt seine Nahrung gewöhnlich mit
den "Vorderhänden zum Munde. Flüssigkeiten sah ich ihn
nie zu sich nehmen, obschon er beinahe jede Nacht trinkt.
Nach der Gröfse seines Mundes zu schliessen, möchte ich
glauben, dafs er dieselbe eher auflappt als einschlürft. Er
gibt des Nachts nicht selten einen starken, dumpfen Laut
von sich, den er mehrmahls wiederholt. Reisende haben
denselben mit dem Brüllen des Jaguar verglichen, mit
welchem er aber nur dann Aehnlichkeit hat, wenn man
den Mirikina ganz nahe, den Jaguar aber aus einer grolsen
Entfernung hört. Zuweilen miaut er auch, beinahe wie
eine Katze; seinen Zorn aber drückt er durch den wie-
derholten Laut: qrr, qrr aus.. Sein Gehör ist äusserst fein;
auf das geringste Geräusch richtet er seine Aufmerksam-
keit. Durch das Tageslicht wird er, wie ich schon oben
angeführt habe, geblendet und sieht am besten bei stern-
heller Nacht. Sein Koth ist halbfest, sein Harn stinkend.
So viel ich bei den wenigen, mir zu Gesicht gekom-
menen, Mirikinas beobachten konnte, besitzen diese Thie-
re nur einen geringen Grad von Intelligenz. Sie lernen
nie ihren ‘Herrn kennen, folgen seinem Rufe nich und
sind gegen dessen Liebkosungen ganz gleichgültig. Selbst
zur Befriedigung ihrer Begierden und Leidenschaften sieht
man sie keine Handlungen ausüben , die auf einige In-
‚telligenz deuten könnten. Ich habe bei ihnen blofs eine
grofse Anhänglichkeit zwischen dem Männchen und dem
Weibchen bemerkt, so dafs, wenn man ein Paar einfängt
und eines der Thiere stirbt, das andere auch bald zu Grun-
de geht. Ferner besitzen sie einen aufserordentlichen Hang
zur Freiheit, nnd benutzen jede Gelegenheit zu entweichen,
auch wenn sie ganz jung eingefangen und schon Jahre
‚lang in Gefangenschaft sind gehalten worden. Es ist da-
her nicht unmöglich, ‚dafs der: Mangel an Freiheit der
Grund sei, warum die Mirikinas im häuslichen Zustande
so wenige Zeichen geistiger Fähigkeit von sich geben.
Das Fell und das Fleisch des Mirikina werden blofs
von den wilden Indianern benutzt.
Im nördlichen Paraguay, an der Grenze von Matto-
groso, soll sich noch eine vierte Affenart finden, die mir
er ge
aber nie zu Gesichte gekommen ist. Mehrere Einwohner
Sa Paraguay versicherten mich, dieselben nicht nur ge-
sehen, sondern auch gefangen zu haben. Ein Soldat,
er sich lange in Fort Barbon , nahe an der brasilischen
‘tenze aufgehalten hatte , zeigte mir ein verdorbenes Fell
nes solchen Affen , das von der Schnautze bis zur Schwanz-
Wurzel neun Zoll mafs; der Schwanz hatte eine Länge von
zehn Zoll, Die Farbe der feinen, weichen, etwa einen
‚halben Zoll langen Haare war, so viel man davon noch
erkennen konnte, graulichgelb gewesen. Ich hielt das Fell
"für das einer Gattung von Hapale oder von Midas; übri-
ens zweifle ich, dafs der Soldat das Thier selbst in Pa-
Taguay erlegte; eher mochte er dasselbe von den wilden
Indianern ‚ den Mbayäs, welche ‘einen Theil des Jahres
hindurch die südlichen Gegenden der Proyinz von Mato-
roso bewohnen, erhalten haben.
4
DRITTE ORDNUNG. CARNIVORA.
a
4 +
Erste Familie. CHIROPTERA.
Man hat in der guaranischen Sprache keine besonde-
ren Namen für die verschiedenen Arten von Fledermäusen;
alle werden Mbopi genannt:
Azara hat in Paragas zwölf Gattungen von Fleder-
mäusen aus den Geschlechtern es, Phyllostoma >
Noctilio und Vespertilio gefunden. Die nämlichen Gat-
tungen fand auch ich, und überdiefs noch eine dreizehn“
te; welche zum Geschlechte Glofsophaga gehört.
Da diese Thiere in ihrer Lebensart sehr viel Ueberein-
stimmendes haben, so will ich hier, um mich später bei l
der Beschreibung der einzelnen Gattungen nicht jedesmal
wiederhohlen zu müfsen , die wenigen Beobachtungen, die
ich darüber machen konnte, vorausschicken.
Wie alle anderen Fiedermäuse sind auch diejenigen»
welche in Paraguay vorkommen, nächtliche Thiere , die
den Tag schlafend zubringen und nur bei Nacht ihrel
Nahrung nachgehen; jedo sieht man zuweilen auch bei
Tage einige herumfliegen. Sie bewohnen alte Gebäude;
' hohle Bäume, Klüfte und Spalten von Felsen; auch fin
det man sie nicht selten unter der aufgesprungenen Rinde
eines Baumes, und in den Kronen der Palmbäume odet
zwischen den breiten Blättern der Bananen versteckt. Ei
nige Gattungen, wie diejenigen, welche zu den Geschlech“ |
tern,’ Molossus, Noctilio und Vespertilio gehören, lebe”
un
oft in or 2 ,
I Au grofsen Gesellschaften , von zwanzig bis zu tausend
‚Individuen
die
, beisammen; die Blattnasen (Phyllostoma) und
= a ans (Glofsophaga) hingegen erscheinen mehr
lich = ; 1e atoro Gattungen, und unter ihnen rg
an p eve Fledermäuse (Gen. Vespertilio) > nisten
- daher gern unter den Dächern der Häuser und der
T ein, während die letzteren melir die Einsamkeit
a Wälder lieben. Far
Die Nahrung ‘aller dieser Fledermäuse ‚besteht in In-
sekten; nur die Blattnasen und die Zungenfresser ernähren
‚oh zugleich noch von dem Blute einiger Säugethiere ,
Wie der Hirsche, Rehe; - Pferde und Rinder, Ob einige
Arten auch Früchte frefsen , ist mir unbekannt. z
Die eigentlich sogenannten Fledermäuse stellen beson-
ders den Moskiten und den Ephemeriden nach. Man sieht
Sie daher bei einbrecheuder Nacht; welches auch die Zeit
it, wo sich zahllose Schwärme dieser Insekten von den Ufern
der Gewäfser erheben , zu tausenden ihre Schlupfwinkel ver-
lassen und an der Oberfläche der Scen, der Ströme, der
Plüfse und der Sümpfe hin und her fliegen, wobei sie im
Erhaschen ihrer Beute eben so grofse Gewandheit, wie die
Schwalben, zeigen. Man hört sie alsdann unaufhörlich
Mit den Zähnen fletschen. Die Fledermäuse vom Geschlech-
te Molossus schienen mir vorzüglich auf dem offenen Felde
thre Nahrung zu suchen, wo-sie den Nachtschmelterlin-
Sen, und einigen Arten von Coleopteren nachstellen. Ihr
Flug ist aber lange nicht so rasch, dagegen höher, als
derjenige der ersteren Gattungen, Sie kommen gewöhn-
lich erst, nachdem die Abenddämmerung schon ganz ver-
Schwunden ist, zum Vorscheine. Noch später als diese
“scheinen die Blattnasen und. die Zungenfresser, am Sau-
Me der Wälder und auf den freien Stellen in denselben.
Auch sie ernähren sich vorzüglich von Nachtinsekten, wel-
che Sie, selbst zwischen den verflochtenen Aestem: der Bäu-
ney sehr gewandt zu verfolgen verstehen. . Diese Fleder-
Mäuse sind es auch, die, besonders im nördlichen Theile
í ` %
fy
2
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von Paragüay, die Plage der Landeseinwohner ausmachet}
welche die Yerbales (die Waldungen, wo das Paragua ykraub
gesammelt wird) besuchen; sie bringen nämlich bei Nacht
den schlafenden Saumthieren kleine Wunden bei, aus de
‚nen sie das Blut saugen, Ich habe wohl hundertmal die
Verletzungen an Pferden, Mauleseln und Ochsen unter-
sucht, ohne über die Art, wie sie hervorgebracht werden;
‘zur Gewilsheit zu kommen. Die, beinahe trichterförmig®
Wunde hat gewöhnlich einen viertel Zoll im Durchmes“
ser, zuweilen etwas mehr, und, je nach dem Theile de
Körpers, eine Tiefe von einer bis zwei Linien. Sie reicht
nie durch die Haut hindurch bis auf die Muskeln, Mau
bemerkt an: ihr keinen Eindruck von Zähnen, wie bei Bifs“
wunden, hingegen ist ihr Rand immer sehr aufgelockert
oedematos angeschwollen. Ich kann daher nicht glauben,
dafs die Blattnasen und die Zungenfresser sogleich vermit“
telst eines Bifses den Saumthieren diese Wunden beibrin-
gen, wobei übrigens jedes schlafende Thier erwachen und.
sich seines Feindes entledigen würde; vielmehr vermuthe
ich, dafs sie erst durch Saugen mit den Lippen die Haut
unempfindlich machen, wie dıeses durchs Aufsetzen von
Schröpfköpfen geschieht, und dann, wenn sie angeschwol-
len ist, mit den Zähnen eine kleine Oeffnung an der Stel-
le zu Stande bringen. Durch diese bohren sie nun, wie
mir wahrscheinlich ist, ihre ausdehnbare , gleichfalls zum
Saugen taugliche, Zunge allmälig in die Haut hinein,
woher das trichterförmige Aussehen der Wunde entsteht.
Wiewohl schon Azara die Sage der Landeseinwohner;
dafs diese Fledermäuse während des Ansaugens mit. den
Flügeln fächeln und so das Thier einschläfern, für ein
Märchen erklärt hat, so ist sie dennoch von einem def
neueren Reisenden, Herrn Spix, wiederholt und unter sei
ne zoologischen Beobachtungen aufgenommen worden. Al-
‘lein die Unmöglichkeit, dafs die Fledermäuse zu gleiche
Zeit saugen und ihre Flügel bewegen, mufs Jedem ein“
leuchten, der sich die Beschaffenheit der letzteren verge*
genwärtigt, Da die Flügelhaut bis an das Fufsgelenk hinab
\
Ge
mit d ; u er ne
e den Beinen verbunden ist, so wird dem Thiere un-
Mosli . ` i 12:
glich, sich mit den Füfsen festzuhalten und zugleich
y di wid e b
i e Flügel zu gebrauchen ; es müfste also in der Luft schwe-
end saugen,
Sich auf
die Flüg
Ich wenigstens sah die Fledermäuse immer
meine Pferde niedersetzen, wobei sie nothwendig
À el einziehen mufsten. Auch wählen sie, um sich
eichter fest halten zu können, die.behaarteren oder die
achen Theile der Thiere, und bringen daher den. Pfer-
n vorzüglich am Halse, auf dem Widerriste und um
> Schwanzwurzel, den Mauleseln am Halse und auf dem
iderriste , und den Ochsen auf den Schulterblättern und
am Halslappen die Wunden bei. Diese haben an sich nichts
Sefährliches; da aber zuweilen 4, D bis 6 und noch mehr
“Iedermäuse in der nämlichen Nacht ein Saumthier ansau-
Sen und diese Operation sich oft mehrere Nächte hinterein-
ander wiederholt, so werden die Thiere durch den. Blutver-
ust sehr geschwächt, um:so viel mehr da neben dem `
lute , welches die Fledermäuse aussaugen , immer noch
ł?wei bis drei Unzen aus jeder Wunde fliefsen. Auch Je-
zen die Schmeifsfliegen nicht selten ihre Eyer in die Wun-
den und diese werden dann zu grofsen Geschwüren. Dafs
die Blattnasen auch. Menschen ansaugen, davon kenne ich
nm Beispiel, aufser demjenigen, was Azara von sich
selbst anführt,
Bei schöner Witterung bleiben die paraguayischen Ele-
dermäuse die ganze Nacht hindurch auf der Jagd ; jedoch
tegen sie nicht in einem fort, sondern sie hängen sich
Yon Zeit zu Zeit an einem Baumstamme, einer Mauer,
“mem Dache u. s. w. mit den Nägeln ihrer Daumen auf,
und ruhen einen Augenblick aus, was ich oft bei mond-
en Nächten zu beobachten. Gelegenheit hatte. Mit
Techender Morgendämmerung. ziehen sie sich, in ihre
hlupfwinkel zurück. =; : | | ;
Es ist bekannt, dafs die Fledermäuse, welche die kal-
en Zonen bewohnen, dem Winterschlaf unterworfen sind;
Merkwürdig ist aber, dafs auch in Paraguay, so wie der
'udwind in der kalten Jahreszeit einige Tage anhält, und
A
4
a
das Thermometer Er Nacht bis auf + 6°, nur äufsens‘
selten bis auf o°sinkt, bei Tage aber auf + 1o°bis + 15
steht, die Fledermäuse in einen ähnlichen wina
verfallen. Dieser dauert aber immer nur 4 bis 8 Tage, 9
lange nämlich der kalte Südwind weht, ieh sich
Kiska während den Wintermonaten so oft als die Kälte
vieda eintrift. Wechselt der Südwind plötzlich mit de”
warmen Nordwinde , so dafs das Thermometer in wenig?”
Stunden um 10 und mehr Grade steigt, so erwachen die
Fledermäuse auch sogleich, und nicht selten. sieht ma?
alsdann einige, alirschetnlieh vom Hunger getrieben»
selbst bei Tage herumfliegen.
Im re sind sie mit den Nägeln der Dau“
men an den Wänden ihrer Schlupfwinkel aufgehängt, ode
sie ruhen auch, in horizontaler Lage , auf dem Bauche4
wobei sie sich ‘zugleich auf die Füßse, auf das Gelenk
des Vorderarmes und des Carpus stützen. Das Gehen hält
den mehrsten sehr schwer; jedoch findet man unter de?
Blatinasen zwei Gattungen, welche noch schnell genug lau“
fen können. Da ich übrigens nicht alle Fledermausarted
in Paraguay lebend use konnte, so ist es leicht
möglich, dafs auch noch andere Gattungen diese Fer ug“
keit besitzen. Keine von ihnen kann sich aber, so viel
ich sah und von anderen hörte, unmittelbar vom Bode”
erheben; sie müfsen sich, gleich unseren Fledermäuse”
erst fallen lassen, um von ihren Flügeln Gebrauch 7
machen.
Ueber die Sinne der Fledermäuse habe ich nur weni
e Beobachtungen anstellen können. Ihr Aug ist, für e _
nächtliches Thier, zu klein, um ihnen von- grolsem Nu
izen zu seyn. Jedoch ist die Pupille einer beträchtliche?
Ausdehnung fähig. Es leuchtet aber nicht in der Dunke#
heit, wie diels ba anderen Thieren , die bei Nacht aw |
Raub ausgehen, der Fall ist. Ob ihr Geschmack und iW
Geruch schärfer seien als ihr Gesicht, ist mir unbekannt
Das Gehör hingegen spielt bei allen in Paraguay vorkomM“
menden Fledermäusen ‚schon eine wichtigere Rolle als 4
— 7i —
vorhergehenden Sinne, denn nicht nur sind ihre äufseren
Se törorgane”grofs und weit, sondern man findet auch die
\Nneren immer sehr ausgebildet, Für den Tastsinn end-
lich besitzen sie in den häutigen Fortsätzen des Gesichtes ,
5o wie in der Flughaut, ein besonderes und, wie es scheint,
einfühlendes Organ, Ich habe mehrere Versuche gemacht,
te mir über den Nutzen des Hauptapparates > welcher bei
cen Phyliostomen die Nasenlöcher umgiebt , einigen Auf-
schlufs verschaften. Es ist bekannt, dafs ihres Gesichtes
beraubte Fledermäuse, denen man zugleich die Ohren und
te Nasenlöcher verstopft , in einem Zimmer, in welchem
man Seile gespannt hat, herumfliegen können , ohne anzu-
Stofsen.. Blendet man aber eine Blatinase, und das nur
indem man’ das Zimmer hell beleuchtet oder ihr die Au-
gen mit englischem Taffet bedeckt, und schneidet ihr die
Hautfortsätze auf der Nase und die Ohren ab, so stölst sie
eim herumfliegen nicht selten gegen die Wände oder
Sonst gegen einen Gegenstand an. Diese Fortsätze, schéi-
en daher Gefühlsorgane zu seyn, deren die Blattnasen um
So. eher bedürfen, da.sie in den Wäldern leben und zwi-.
‚schen den Zweigen der Bäume ihrer Nahrung nachjagen,
Dafs auch die grofsen äufseren Ohren nicht allein zum.
Auffangen des Schalles dienen, sondern zugleich Werk-
2euge des Tastsinnes seien, davon kann man sich schon
bei unserer langohrigen Fledermaus durch Abschneiden
derselben überzeugen, indem das Thier dadurch in seinem
Fluge ganz irre wird, und leicht an die vorliegenden Ge-
senstände anstöfst. a:
‚_ Alle paraguayischen Fledermäuse geben einen starken, .
Widrigen Geruch von sich, der von der Absonderung ver-
Schiedener Drüsen, hauptsächlich aber von dem fettarti-
sen Ueberzuge der Flughäute herrühren mag. Ueber ihre
“Sallung und Tragezeit fehlt es mir an Beobachtungen.
1€ Weibchen werfen gewöhnlich nur ein Junges, das
Sie an der Brust mit sich herum tragen, bis es wenigstens
halb ausgewachsen ist. Einige Arten ‚werfen zweimal des
Jahres, Sie sind böse, beifsige Thiere, die sich nicht zähmen
lassen; jedoch sind sie, die Blattnasen und Zungenfresse!
ausgenommen, für die Bewohner von Paraguay von gros-
sem Nutzen, indem sie täglich eine Menge schädlicher In-
sekten vertilgen.
Ihre Feinde sind die kleinen Kaini welche sie
aber nur tödten und nicht frefsen, die Beutelratten (Di-
delphis) und die Nachteulen. Diese letzteren erhaschen
die Fledermäuse nicht im Fluge, sondern lauern ihnen
des Morgens und des Abends, wenn sie in ihre Schlupf
winkel zurückkehren oder dieselben verlassen , auf.
Gen. PnyınLostomaA. Geoff.
Von den, in Paraguay vorkommenden, Gattungen von
Fledermäusen gehören vier zum Geschlechte Phyllostoma.
Schon Azara beschrieb dieselben , verwechselte aber zwei
von ihnen mit anderen amerikanischen Blattnasen, die
schon früher bekannt waren.
Folgendes sind die Kennzeichen, welche diese vier
Gattungen gemein kaben: der Kopf ist dick und einem
stumpfen Kegel ähnlich; die untere Kinnlade tritt in et-
was über die obere hervor; die Unterlippe- ist mit VVar-
zen besetzt; die Nase hat an ihrem Ende einen häutig-
knorpligen Fortsatz, von welchem der eine Theil, in Ge
stalt eines Hufeisens, das sich nach hinten öffnet, auf
der Nase aufliegt und die Nasenlöcher umschließt, der an-
dere, gewöhnlich einem oyalen Blatte ähnlich, -von der
Scheidewand der Nasenlöcher senkrecht emporsteigt; das
Gesicht ist behaart; die Augen sind klein und seitwärts
gerichtet, mit ründlicher Oeffnung der Augenlieder, die
Ohren grofs, getrennt, nackt und mit einem, am äufse-
ren Rande gezahnten, Ohrdeckel versehen; die Arme so
"wie die Schenkel und Beine sind muskulos; der Mittel-
finger besitzt eine Phalange mehr als die zwei folgendet- b
Finger; bei allen vier Gattungen fehlt der Schwanz; die
Flügelhant ist breit und lang, die Interkruralhaut an ih-
tem Rande ausgeschnitten.. : R ;
= In der oberen Kinnlade finden sich vier Schneide-
zihne, welche paarweise stehen; indem die zwei mittleren:
urch einen. kleinen Zwischenraum von einander getrennt
Sind. Diese sind hackenförmig und nähern sich in etwas
mit ihren Spitzen. Die zwei äufseren ragen kaum ‚über
das Zahnfleisch hervor. Auf sie folgt auf jeder Seite ein
Starker, an seiner Basis breiter, kegelförmiger Eckzahn ,
auf dessen. hinterer Seite zwei, durch einen Grat gelrenn-
te Furchen herablaufen, und dann fünf Backenzähne +
von denen die zwei ersten nach aufsen einen pyramiden-
förmigen Zacken , nach innen einen, Höcker oder Absatz
(talon), der dritte und vierte drei. kleine. Zacken am äus-
seren Rande der Krone, zwei gröfsere in. der: Mitte der-
selben und nach innen ebenfalls einen Absatz, der fünfte
endlich blofs drei stumpfe Höcker haben. In der unteren
Kinnlade zeigt sich die nämliche Anzahl von Zähnen wie
in der oberen, Die Schneidezähne sind klein, alle vier
gleich lang, und stehen dicht an einander. Die Eckzäh-
ne haben dieselbe. Form wie in der oberen, Kinnlade, je-
doch sind sie in etwas kleiner. Die- Backenzähne weichen
in ihrer Gestalt von denen. des Oberkiefers darin. ab, dafs
bei allen der Absatz fehlt, dafs beim dritten und vierten,
die. zwei gröfseren Zacken an der äufseren und die drei
kleineren an der inneren Seite des Zahnes stehen, und dafs
der fünfte in seinem Baue mit dem zwei vorhergehenden
Zähnen übereinstimmt.
Bei alten Individuen fallen die Schneidezähne in bei-
den Kinnladen aus, besonders die zwei äufseren oberen,
ie von den unteren Eckzähnen abgerieben werden. :
Die Zunge dieser Thiere ist fleischig , ausdehnbar und
an ihrem vorderen Drittheile mit Wärzchen besetzt, wel-
Che in einem ‚ sich nach vorn öffnenden Halbkreise stehen,
&
PuytLostoma Surzrrcızıarum. M. de Wied,
(Azara’s chauve-souris premiere.)
Hr. Geoffroy *) sieht Azara’s erste Fledermaus als iden-
tisch mit dem in Gujana vorkommenden Phyllostoma per-
spicillatum an. Wiewohl zwischen beiden viel Achnlich-
keit herrscht, so kann ich dennoch, bei der verschiede-
nen Gestalt und Gröfse ihres Nasenblattes , dieser Meinung
nicht beistimmen, sondern halte jene Fledermaus für das;
vom Prinzen zu Wied beschriebene , Phyllostoma superci-
hatum. "Schon der letztgenannte Naturforscher spricht in
den Beiträgen zur Naturgeschichte Brasiliens **) seine Zwei-
fel über Hr. Geoffroy’s Meinung aus.
Meine Beschreibung ist von einem nBännlichen Indi-
yiduum ‚genommen.
Der Kopf und der Rumpf des Phyllostoma supercilia-
tum sind mit kurzen, dichtstehenden , weich anzufühlen-
den Haaren besetzt, welche im Gesichte noch kürzer sind
als an den übrigen Theilen. Die Flughaut, die Extremi-
täten, die Ohren und das Nasenblatt sind gröstentkeils
nackt; nur auf der hinteren Fläche der Uia und auf
auf der Interkruralhaut bemerkt man einige Härchen. Die
Farbe der Haare ist graulichbraun, die der nackten Theile
graulichschwarz. Von jeder Seite der Nase läuft über dem
Ale hin ein weifßser Streifen bis zum Ohre. Der em-
porsteigende Theil des Nasenblattes ist oval und lanzen-
förmig, ohne Ausschnitt, mitten auf seiner vorderen Flä-
che mit einer herunterlaufenden Leiste versehen, und von
der Länge von sechs Linien. Das Ohr ist eiförmig und
oben an seinem äufseren Rande in etwas ausgeschnitten.
Der Ohrdeckel liegt tief im Ohre; er ist kurz, schmal,
spitz zulaufend und hat an seinem äufseren Rande einen
Zahn. Die Daumen sind grofs und mit einem starken
Nagel versehen. Die Interkruralhaut füllt den gröfsten
*) Annales du museum V. 45, pag. 177.
*+) Band IL Seite 202,
— 75 —
Theil des Raumes zwischen den- hinteren Extremitäten aus.
Sie. wird durch zwei starke Spornen unterstützt und ist an
ihrem Rande nur wenig ausgeschnilten.
Beide Lippen des Thieres sind vorn mit kleinen Wärz-
chen besetzt. Auf der fleischigen Zunge sind diese Wärz-
chen nicht sehr hemerkbar.
Der Prinz zu Wied giebt seinem Phyllostoma super-
ciliatur, weifse Ohrdeckel und weifse Spitzen der Flügel-
haut, was das meinige nicht. hat. Da das Indiyiduum,
welches der Prinz sah, zum Theile schon in Fäulnits über-
segangen war, so möchte diefs wohl die Ursache der -wei-
fsen Farbe gewesen seyn. ` EG
Diese Blattnase ist eine der gröfsten Fledermäuse, die
in Paraguay vorkommen. Ihre Riröfistindh sind:
341 841 Länge von der Schnauze bis: zum Steifsbein ;
ut 54 Flügwöite.
Das von Pe beschriebene Individuum war noch ee
als das meinige.
Ich fand diese Fledermans nahe bei Yhu zwischen
‘dem vier und zwanzigsten und dem fünf und zwanzigsten
Breitengrade, wo man sie zuweilen einzeln in hohlen Bäum-
ideen antrift. Ihr Magen enthält gewöhnlich Ucberre-
ste von Insekten.
Puyrrostroma Lınzeirum. Geoff.
. (Azara’s chauve-souris: seconde.)
Diese Fledermaus ist, wie die vorhergehende, am
Kopfe und am Rumpfe mit dichtstehenden, kurzen , wei-
Chen Haaren besetzt; an der Schnauze sitzen einige länge-
te, borstenartige. Auf dem Nasenblatte und an den Oh-
ten bemerkt man nur wenige und sehr kurze Härchen ,
so dafs man diese Theile, gleich den Extremitäten und _
der Flughaut, nackt nennen kann, Die Farbe der Haare
ist am Kopfe, am Nacken und auf dem Rücken braun.
Von dem AA läuft ein feiner, weilser Streifen
— 76 —
rückwärts bis an die Mitte der Basis des Ohres;- ein an-
derer, von der nämlichen Farbe, jedoch in etwas breiter,
steigt von dem Nasenloche aufwärts, zieht sich über dem
Auge hin und endet über dem Ohre; endlich läuft noch
ein einzelner, ebenfalls weifser,, Streifen mitten über das
Hinterhaupt. und den Rückgrat hinunter bis ans Ende des
Steifsbeins. Der Hals und der Bauch sind graulichbraun ,
die nackten Theile des Körpers bräunlichschwarz. Zwi-
schen dem Männchen und dem Weibchen findet kein Un-
terschied, weder in der Farbe noch in der Zeichnung,
statt. :
. Der einem Hufeisen ähnliche Theil des Nasenblattes
hat in der Mitte seines vorderen Randes einen kleinen Aus-
schnitt. Der freie Theil desselben ist lanzenförmig, und
ohne Ausschnitt am Rande; auf seiner vorderen Fläche
bemerkt man drei, von oben nach unten laufende Falten;
seine Länge beträgt 4 '% Linie, seine gröfste Breite etwas
über drei Linien. Die Ohren sind oval, etwas mehr als sieben
Linien lang und ungefähr 4, Linien breit. In der Mit-
te ihres äufseren Randes sind sie stark ausgeschnitten. Der
Ohrdeckel ist 2 /, Linien lang, lanzettenförmig, jedoch
an der Spitze in etwas abgerundet und am äufseren Rande
mit zwei Zähnen versehen. Der Nagel des. Daumens ist
klein , aber scharf zugespitzt, und die Interkruralhaut an
ihrem Rande ausgeschnitten.
Beide Lippes dieser Blattnase sind mit Wärzchen be-
‚setzt; die muskulose- Zunge hat aber deren nur wenige
und dazu noch sehr kleine.
Azara gibt dieser Fledermaus 12 Backenzähne in der
oberen, und ı4 in der unteren Kinnlade. Ich habe deren
nie mehr als 10 in jeder Kinnlade gefunden, was übri-
gens kein Beweis für die Unrichtigkeit von Azara’s Angabe
„ist, indem ich vielleicht kein ganz ausgewachsenes Indi-
viduum dieser Gattung zu Gesicht bekommen habe; es
wird diefs um so wahrscheinlicher , da das gröfste Indi-
viduum, welches ich sah , nur eine Länge von zwei Zoll
und sechs Linien, und eine Flugweite von einem Fufs hat-
i m y
te, während das von Azara beschriebene zwei Zoll und
Neun Linien lang war, und einen Fufs und eilf Linien in
Seiner Flugweite mafs,
Man findet diese Fledermaus beinahe in ganz Para-
Suay, vorzüglich in hohlen Bäumen, die nahe am Wasser
Stehen. Zuweilen trift man sie auch in Städten, zwischen
den Dachbalken der Häuser; an. Ihr Flug ist schnell. .
PuYLLOSTOMA ĪNFUNDIBILIFORME. mihi.
Diese Fledermaus hat zwar grofse Aehnlichkeit mit
Azara’s chauve-souris troisième, welche er irrig für Vesper-
tilio spectrum L. gehalten hat, und die jetzt in den sys-
temalischen Werken als Phyllostoma rotundum angeführt
wird. Da jedoch die von mir beobachtete Gestalt ihres
Nasenblattes mit der von Azara beschriebenen nicht über-
ein stimmt, so gebe ich, bis spätere Untersuchungen die
Frage entscheiden > diesem Phyllostoma den Gattungsna-
men infundibiliforme.
"Seine Haare sind am Kopfe und am Rumpfe dicht
Stehend, weich anzufühlen und ungefähr zwei Linien lang;
Aur im Gesichte sind sie in etwas kürzer. Die Schnauze
hingegen ist mit einigen längeren borstenartigen Haaren
esetzt. Auf der hinteren Fläche des Ohres, bei seiner
Anheftung an den Kopf, auf der Flughaut, bei ihrer Ver-
bindung mit dem Rumpfe, und auf den Oberarmen und
‘en Schenkeln finden sich feine Härchen. Die übrigen
Theile des Körpers sind. nackt. Auf dem Kopfe, dem Na-
cken und dem Rücken ist die Farbe der Haare braun; an
der Kehle, dem Halse und am Bauche ist sie gelblichbraun.
ie nackte Haut ist dunkelbraun. _ Beide Geschlechter ha-
ven die nämliche Farbe. nr
"Die Schnauze ist bei dieser Gattung, wegen der stark
ETvortretenden Unterkinnlade} in etwas spitzer als bei den
zwei vorhergehenden. Die, Nasenlöcher sitzen in zwei
tichterförmigen Fortsätzen des liegenden Theiles vom Na-
\
— 789 =
4
$enblatte, dessen äufserer Rand von einer kleinen Rinne
umgeben wird. Das aufsteigende Blatt ist kurz, beinahe
eben so breit als hoch, oben abgerundet, und in seiner
Mitte mit einer herablaufenden Leiste oder Falte versehen.
Die Ohren sind dreieckig, nach oben zugespitzt und an ı
ihrem äufseren Rande, gegen die Spitze hin, stark ausge-"
schnitten. Ihre Länge beträgt ungefähr zehn Linien. Der
Ohrdeckel ist etwa drei Linien lang, schmal, oben spitz
und am äufseren Rande mit einem Zahn versehen. Der
Nagel des Daumens ist stark. Die Flughant läuft nicht
ganz bis zum Fufsgelenke hinab. Die Interkruralhaut ist
hinten ausgeschnitten und durch einen starken, sieben Li-
nien langen Sporn unterstützt.
An der Unterlippe bemerkt man grofse Warzen, wel-
che in der Gestalt eines aufrechtstehenden römischen V an
‚einander gereiht sind. Die Zunge ist muskulos und eben-
falls mit vielen Warzen besetzt, Das Gebifs ist stark und
scharf; auch trift man bei dieser Gattung seltener als bei
den vorhergehenden Individuen an, denen die oberen
Schneidezähne mangeln, indem die unteren Eckzähne,
des verlängerten Unterkiefers wegen, nicht gegen dieselben
anstoflsen. ; i ; :
Die Dimensionen dieser Blattnase sind:
3/1, o ganze Länge; o, g% Länge des Kopfes; 17 54
2/4 Flugweite.
Man findet sie vorzi ‚lich in Wäldern, wo sie sich
theils in hohlen Stämmen, theils unter aufgesprungener
Baumrinde und selbst zwischen dichtem Strauchwerk aufhält.
Sie läuft sehr schnell auf dem Boden , und vertheidigt sich,
wenn man sie fangen will, muthig mit ihren Zähnen.
Puvyırostoma Lısıum. Geoff,
(Azara’s chauve-souris quatrieme.) ,
‘Auch dieser Blattnase hat Azara irriger Weise den
systematischen Namen einer anderen, früher bekannten
Fledermaus, nämlich des Vespertilio hastatus, beigelegt.
ee:
‚Da ich sie nur einmal geschen habe, und das zu eis
ner Zeit wo es mir unmöglich war sie genauer zu un-
tersuchen » so ist auch meine Beschreibung derselben seht
\nyollständig.
i Thr Pelz ist dicht und weich ; seine Farbe ist oben
"öthlichbraun , unten graulichbraun. Die nackten Theile
des Körpers sind braun. Das aufsteigende Näsenblatt ist
einahe kreisförmig,, oben jedoch in etwas zugespitzt, und
Sa eben so breit als hoch. Seine Höhe mag drei, seine
Breite dritthalb Linien betragen. ‚Die, etwa sieben Linien `
angen und fünfthalb Linien breiten Ohren laufen spitz
“u und sind an ihrem äufseren Rande ausgeschnitten. Der
Ohrdeckel ist lanzettenförmig und nach aufsen mit zwei
‚Zähnchen versehen. Die Interkruralhaut ist ausgeschnitten.
_ An der Unterlippe sitzen einige Warzen; eben so auf
der Zunge. Die zwei äufseren , oberen Schneidezähne wa-
ten bei dem von mir untersuchten Individuum auf ihrer
Kante durch die unteren Eckzähne abgeschliffen worden,
P dafs man an denselben mit dem Vergröfserungsglase
eine kleine Vertiefung bemerkte. 3
. r se 3 l
Da ich diese Blattnase nicht selbst ausgemessen habe,
SO gebe ich hier die von Azara angeführten Dimensionen
derselben AaS z |
0; 24 ZI ganze Länge;: 1°, o, o, Flugweite.
"Gen. GuossopuaAGA. Geoff.
Ich habe in Paraguay nur eine Gattung von Fleder-
"ausen gefunden, welche zu diesem Geschlechte gehört.
© viel ich weils ist sie bis jetzt nie beschrieben worden.
ch nenne sie, ihrer lange Haare wegen, villosa«
En BE a
GLossornaGA VırLosa. mihi.
Der Kopf dieser Fledermaus ist lang und kegelförmig,
die Schnauze spitz, die Hirnschale breit und ah Die
untere Kinnlade ragt in etwas über die obere hervor. Die
Unterlippe ist durch eine tiefe, nackte Rinne, welche bis
in die Mitte der Kehle läuft, wie gespalten, und an ih-
rem vorderen Rande mit mehreren, kleinen Wärzchen
besetzt, Gleich über den Nasenlöchern entspringt ein kleis
ner, kaum drei Linien hoher und anderthalb Linien brei- |
ter häutiger Fortsatz oder das Nasenblatt, welches die Form
eines umgekehrten Herzens hat und gegen die Spitze hin
auf beiden Seiten in etwas ausgeschnitten ist. Die, sieben”
Linien langen und vier EN breiten, Ohren stehen nur
wenig Be dem Kopfe empor; sie schen nach vorn, sind
an ihrer Spitze abgerundet und zeigen an ihrem äufseren
Rande einen schwachen Ausschnitt. Der, dritthalb Linien
hohe., Ohrdeckel (tragus) ist lanzettenförmig und an sei-
ner Basıs nach hinten mit einer kleinen Kerbe versehen.
Der Rumpf des Thieres ist kurz und, auf der Brust, bei-
nahe so breit als lang. Die Arme sind muskulos; der Dau-
men ist dünn und mit einer starken Kralle versehen. Det
zweite Finger hat nur 'eine Phalange, der dritte vier, der
vierte und der fünfte drei. Die Beine sind schmächtig 5,
der Schwanz fehlt. Die Flügelhaut erstreckt sich bis zum
- Fufsgelenke; die Interkruralhaut, welche gleichfalls bis zu
diesem Gelenke hinabreicht, und dort noch durch einen,
etwa dritthalb Linien langen, Sporn unterstützt wird, bil-
det einen Saum, der an den Beinen drei Linien, am Rum-
pfe kaum ae Linie breit ist.
Das Gebifs dieser Fledermaus besteht in beiden’ Kinn-
laden aus vier Schneidezähnen , zwei Eckzähnen und zwölf
Backenzähnen. Die oberen Schneidezähne sind spitz, und
die zwei äufseren kürzer und schmäler als die zwei inneren,
welche durch einen kleinen Zwischenraum von einander
getrennt sind. Sie scheinen mit dem Alter auszufallen,
denn ich fand bei zwei Individuen keine Spur mehr von
— 51 —
hnen, Die unteren Schneidezähne sind alle sehr klein ;
Y EEE Á 2 :
on der nämlichen Länge, und berühren einander, Auch
Sie s; £ : : F :
© sind nicht immer vorhanden. Die Eckzähne sind ke-
Selförmi g,
J spitz und in etwas nach hinten gekrümmt: Die
rel ersten
Backenzähne auf jeder Seite der Oberkinnlade
S1 s; . ER š . 4 heie
ad inzackig, die übrigen vierzackig. In der Unterkinn-
aq 1 nf. 2 er g
. Ist auf jeder Seite nur. der erste Backenzahn einzackig,
l 1 \ e . . . . t. .
© zwei folgenden hingegen sind dreizackig und die übri=
en mit vie
‚ Zäh
i Ne war aber nicht bei allen, von mir untersuchten
adividuen die nämliche, was von der Verschiedenheit des
ters dieser Thiere und der davon abhangenden Abnutz-
ung der Zähne herrühren mag
g.
bei
r bis fünf Zacken versehen, Die Gestalt der
Besonders merkwürdig ist bei dieser Fledermaus, wie
allen Gattungen des Geschlechtes Glossophaga, der Bau
ihrer Zunge,
Sie ist fleischig, einem von oben nach un«
= zusammengedrückten Cylinder ähnlich , liegtzum Theile
ine j >
N einer Art yon Scheide und ist so ausdehnbar, dafs man
le. »zehn- Linien weit zum Munde heraus ziehen kanns
An ihrem Rande ist sie wulstig, und eine Rinne läuft der
Länge nach über ihren Rücken hin. ‘An der Spitze fühlt
Ste Sich in etwas rauh an. Vermittelst dieses Baues wird
te Zunge zum Saugen tauglich. Wenn nämlich das Thier
x beiden Hälften derselben der Länge nach erst anein-
ander legt und dann , mit Ausnahme der wulstigen Rän-
der . x: ; : ;
ler , wieder yon einander entfernt, so entsteht hierdurch
“n geschlossener Canal ‚ den es als Saugrüfsel gebrauchen
“un. » Auch zweifle ich keineswegs, dafs die Zunge, so
SU wie die Lippen, in Thätigkeit ist, wenn diese Fleder-
Maus wie ich früher erwähnt habe, andere Thiere ansaugt.
Ihr Kopf und ihr Rumpf sind mit dichistehenden ,
N, weichen und nur schwach glänzenden Haaren be-
> die im Nacken und äuf dem Rücken eine Länge
UN Eop--Liftien erreichen, so dafs das. Thier- ganz zoltig
“Ussicht, Im Gesichte sind die Haare kurz. Die Ober-
ame, die Schenkel, die F lügelhaut bei ihrer Verbindung
feine
u SER: 5
mit dem Rumpfe, und die Interkruralhaut sind ebenfalls
mit kurzen Haaren bedeckt, welche bei der letzteren wie
eine Franse über ihren Rand hervorstehen. Um den Mund
sitzen einige, fünf bis sechs Linien lange, steife, borsten“
artige Haare. Das Nasenblatt, die Ohren, die Vorderar“
me und die Finger, die untere Hälfte der hinteren Extre
mitäten und der gröfste Theil der Flügelhaut sind unbe-
haart.
Die Farbe des Pelzes ist oben schwarz, unten gradil
lichschwarz; diejenige der nackten Theile des kimen ist i
ebenfalls schwarz.
Die Dimensionen dieser Fledermaus sind folgende:
2! 10/!! ganze Länge; i/i Länge des Kopfes; ı/ K
4/14 Flugweite.
Die Männchen und die Weibchen sind einander so”
wohl in Farbe als in Gröfse gleich. |
Ich habe sechs Individuen von dieser Gattung sese- d
hen, die ich alle, auf einer Reise ins nördliche Paraguay Fi
ungefähr unter dem drei und zwanzigsten Breitengrad@
in einem hohlen Baumstamme fand, wo sie einzeln in dem
Spalten und Höhlen des trockenen Holzes salzen. Def
Magen zweier dieser Thiere enthielt etwas Blut, das sie
wahrscheinlich meinen Pferden in der Nacht ausgesogel
hatten; in dem Magen der anderen aber waren nur Theile
von Insekten vorhanden.
Gen. VESPERTILIO. L.
Zwei Gattungen der Fledermäuse, die in Paraguaf
angetroffen Fe gehören zum Geschlechte Vespertili®
Sie kommen in ihren Kennzeichen mit den Europäischen!
eigentlich sogenannten Fledermäusen ganz überein; nul
ist bei ihnen der Oberkiefer in etwas höher und breite
als bei den letzteren, und der innere Rand des Ohr“
stülpt sich nach aufsen und hinten, gegen die Muschel’
A
um
» was bei den europäischen Gattungen nicht der Fall
Ist, S
Im Bau der Zähne herrscht zwischen beiden kein Un-
terschied, <
VEsreRTILIO Vırrosıssımus. Geoff.
(Azara’s chauve-souris septième.)
Der Pelz dieser Fledermaus ist langharrig und weich
anzufühlen. Die Flügelhaut, bei ihrer Verbindung mit
dem Rumpfe, die Arme und die Interkruralhaut, die letz-
tern mit Ausnahme des Randes, sind mit feinen kurzen
ärchen besetzt. Die Schnauze, die Ohren, der übrige .
} 5 Theilder Flügelhaut und diehinteren Extremitäten sind nackt.
Die Farbe der Haare ist überall mäusegrau, diejenige
der nackten Theile schwärzlichbraun.
Die, über den Unterkiefer hervorstehende Nasenspi-
tze ist bei dieser Fledermaus beweglich , beinahe wie beim
Schwein. Die Ohren sind etwa zehn Linien lang und fünf
Linien breit; sie stehen schief am Kopfe, so dafs sie’mit
-ihrer Oeffnung nach vorn und aufsen sehen, sind oben
abgerundet, und haben an-ihrem hinteren oder äufseren
ande zwei schwache Ausschnitte. Der Ohrdeckel ist lan-
*eltenförmig und erhebt sich bis zur Mitte des Ohres. Der
als ist, der langen Haare wegen, kaum. bemerkbar. Die
Xlremitäten sind dünn, eben so der lange Schwanz, Die
lfügelhaut ersirekt sich bis zum Fufsgelenke; die Inter-
"uralhaut hingegen reicht nicht völlig bis an dasselbe
mab, Sie umschliefst den ganzen Schwanz und wird von
“nem langen Sporn unterstützt.
ie Dimensionen dieser Fledermaus sind: `
9, gu Länge des Kopfes; 1 9/4 Länge des Rumpfes;
U roll Länge des Schwanzes; 11%, o Flugweite.
Azara giebt -dieset Gattung gar keine oberen Schnei-
*zähne, worin er sich aber irrt. Man- sieht übrigens aus
seiner Beschreibung , dafs er, bei Untersuchung der Zähne
en Individuum yor sich hatte, das eben die oberen Eck-
6 *
zähne wechselte, und so die zwei mittleren, grofßsen, durch
einen beträchtlichen Zwischenraum von einander getrent“
ten, Schneidezähne von ihm für Eckzähne gehalten wur
den. Auch bemerkt er, dafs auf der äufseren Seite die”
ser Eckzähne ein kleiner Zahn stehe, den man seiner Gt
stalt nach für einen Schneidezahn ansehen könnte.
Diese, in ganz Paraguay vorkommende Fledermaus
bewohnt in Gesellschaften, oft von mehreren tausend In-
dividuen, die Söller der Kirchen, verlassene Wohnungen;
hohle Bäume und Felsenklüfte.
Vesperrinio Nıcrıcans. M. de Wied.
(Vespertilio albenscens. Geoff,)
(Azara’s chauve-souris douzième.)
Der Pelz dieser Fledermaus ist dicht, kurz und weich |
anzufühlen. Die Schnauze, die Ohren, die Extremitäten
und die Flughaut sind nackt. Die Farbe der Haare ist
an den oberen Theilen bräunlichschwarz, in etwas ins Grau&
spielend , an den unteren graulichschwarz. Die nackte
Theile des Körpers sind bräunlichschwarz. Das Ohr hab
die nämliche Gestalt wie bei der vorhergehenden Gattung)
nur wölbt sich sein äufserer Rand in etwas nach hinten
und zeigt keine Ausschnitte. Der Ohrdeckel ist klein , sch?
schmal und spitz zulaufend, Die Länge des Ohres beträgt
etwa einen halben Zoll, die des Ohrdeckels dritthalb Li-
nien. Die Flügelhaut, so wie die Interkruralhaut, erstreckt
sich bis zum Fufsgelenke. Die letztere umgiebt den Schwan?
bis an seine Spitze.
Die Dimensionen dieser Fledermaus sind folgende:
ol? g” ganze Länge des Thieres; 6% ungefähr die
Länge des Kopfes; ı/ 44 Länge des Rumpfes; 1
Länge des Schwanzes; 84 g!“ Flugweite.
Diese Dimensionen stimmen nicht ganz mit den vo”
Azara angegebenen überein, wohl aber mit denen, welch?
a — 85 —
der Prinz zu Wied von seinem Vespertilia nigricans giebt,
e letzte Umstand bestätigt also: die- Vermuthung dieses.
aturforschers , dafs Azara’s zwölfte Fledermaus und V.
gricans eine und die nämliche Gattung- seien. Auch;
"rtscht, gegen die Meinung des Prinzen zu Wied, durch
Aus kein Unterschied in der Farbe von beiden,
.. Diese, in Paraguay nicht seltene „Gattung bewohnt,
in kleinen Gesellschaften , die hohlen ‚Stämme von nahe
am: Wasser und im Sumpflande stehenden Bäumen; zu=.
weilen findet man sie auch unter hohlen Dachziegeln.
Gen. Mouossus. Geoff
= (Dysopes. Illig.)
Unter den in Paraguay vorkommenden Fledermäusen
finden sich vier Gattungen , welche zum Geschlechte Mo-
lossus gehören, Sie haben folgende Kennzeichen unter
sich gemein : |
Der Kopf ist dıck; die Nase in etwas rüfßselartig und
vorm abgestumpft ; sie ragt über die obere Kinnlade, wel-
Che die untere an Länge übertrift, hervor und hat kei-
nen.blattähnlichen Fortsatz. Die Nasenlöcher öffnen. sich.
nach vorn, und sind von einem wulstigen Rande umge-
ben, wodurch zwischen denselben eine Rinne entsteht ,
Welche yon der Spitze der Nase über ihren Rücken hin bis
Segen die Stirn läuft. Die Schnauze ist nackt; die Au-
gen sind klein , die Oeffnung der Augenlieder ist länglich,,
wie bei den Schweinen. Das äufsere Ohr ist breit, aber
Ur bei einer Gattung ragt es über den Kopf empor. Es
fängt, mit der Helix, nahe am Mundwinkel an, bedeckt,
` spitzem Winkel vom Kopfe abstehend , die ganze Seite
er Mirnschale und läuft über dem Auge hin bis an die
asenwurzel, wo es sich mit demjenigen der anderen Seite
Vereiniget. Die Anthelix erhebt sich als eine Falte, die
=e
nach hinten undi ‘hufen einen spitzen Winkel bildet,
dafs der eine Schenkel desselben nach innen und vorn in
die Höhe steigt, der andere in horizontaler Richtung nach
innen und vorn bis unter das Auge läuft. In diesem
Winkel ist die Oeffnung des Gehörganges enthalten. Die
Arme und die Beine er stark, die Finger lang; die Flug-
haut ist schmälet" als bei dee fogeideh Geschlechter
Alle vier Gattühgen haben einen Schwanz, der gegen das
d
Ende hin frei ist. In der oberen Kinnlade Eden sich
zwei, durch einen Zwischenraum von einander getrennte,
grofse Schneidezähne; dann folgt auf jeder Seite ein spi-
tzer, in etwas gekrümmter, und an der Basis breiter Eck-
zahn, und auf diesen folgen fünf Backenzähne, mit brei-
ter Krone, auf welcher vier bis sechs scharfe Zacken si-
tzen. Die untere Kinnlade enthält die gleiche Anzahl und
die nämliche Art von Zähnen wie die obere, nur sind die
Schneidezähne sehr klein, stehen nahe an den Eckzähnen r
und fallen, wahrscheinlich von diesen abgestoen, mit
dem Alter ause Die Zunge hat eine in etwas cylindrische
Gestalt, und ist weich anzufühlen.
Bei allen vier Gattungen von Molossus zeigt sich ein
ähnliches Verhältnifs zwischen der Länge des Kopfes und
des Rumpfes zusammen genommen u der Flugweite,
welches, wenn es bei den übrigen Gattungen dieses Ge-
schlechtes das nämliche seyn sollte, ein Geschlechtakenind
zeichen abgeben könnte.
Die Länge des Kopfes und des Rumpfes zusammen
genommen verhalten sich zu der Flugweite bei:
Nro. ı, wie 1:4, 736.
bei Nro. 2, wie 1: 4, 645.
bei Nro. 3, wie 1: 4, 769.
bei Nro. 4, wie ı: 4, 787.
Das mittlere Verhältnifs wäre also wie ı: n 734
indessen darf ich nicht unbemerkt lassen, dafs die Mefsung
der ‚Flugweite in etwas willkürlich ist, und nicht die Ge-
nauigkeit zuläfst, welche für die Bestimmung solcher Ver-
hältnifse erfordert wird.
Morossus Larıcasparus. Geoff.
(Azara’s chauve-souris huitième.)
Die Beschreibung dieser Gattung ist nach einem Männ-
chen verfertigt, da mir kein Weibchen zu Gesichte kam;
l 2 * 3 Be
ndessen scheint, nach meinen Beobachtungen bei ande-
r 2 IE ; :
en Fledermausarten , in den charakteristischen Kennzei-
chen kein Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern
vorhanden zu seyn. ö
\
Der Kopf und der Rumpf des Molossus laticandatus
sind mit kurzen, feinen, weich anzufühlenden Haaren bedeckt,
le im Gesichte noch kürzer als an den übrigen Theilen
Sind. Die Schnauze und das Ohr sind nackt; nur auf sei-
der hinteren Fläche zeigt das letztere einige wenige und
kurze Härchen, Die Extremitäten, der Schwanz und die
Plughaut sind ebenfalls nackt, aufser bei ihrer Verbindung
. mit dem Rumpfe wo man noch einige Haare an ihnen
wahrnimmt. ca
Die Farbe des Pelzes ist im Allgemeinen schwärzlich-.
braun , und geht am Bauche ins bräunlichgraue über.
Die Schnauze, die Ohren und die Flughaut sind bräun-
lichschwarz ; eben so die Extremitäten und der Schwanz,
deren Farbe jedoch ins fleischrothe fallt,
Die Ohren ragen nicht über den Kopf empor, deh-
nen sich aber nach hinten aus, so dafs sie, zurück gelegt,
mit einander das ganze Hinterhaupt bedecken. Der Rand
derselben ist ohne Ausschnitt, und stellt'einen halben Kreis-
dar, Beide Ohren vereinigen sich drei und eine halbe Li-
Ne hinter der Spitze der Schnauze, Am unteren Ende der
elix befindet sich ein kleines Ohrläppchen, das senk-
vecht emporsteigt, Die Schnauze ragt beträchtlich über
den sehr stumpfen Unterkiefer hervor. Die Oberlippe hat
ine Menge senkrechter Runzeln, und hängt auf beiden
ĉiten ; wie bei den Doggen , in etwas über die Unterlip-
pe herab, Die Interkruralhaut, welche an der inneren
Seite der hinteren Extremitäten bis zum Fufsgelenke her-
abläuft, hült nur die Hälfte des Schwanzes ein und geht
er O
an der anderen Hälfte in einen schmalen Saum über, der
auf beiden Seiten bis an die Spitze des Schwanzes reicht-
Die Haut der Flügel erstreckt sich gleichfalls bis an de?
Tarsus. ;
Die Dimensionen: dieser Fledermaus: simd folgende:
5// ganze Länge des Thieres; ı// 10/44 Länge des Schwan-
| zes; ı/ 3% Flugweite.
Ich habe diese Gattung in Tapua , vier Stunden nord-
östlich von Asuncion, gefunden. Sie ist selten und lebt
in ganz kleinen Familien. Ihr Flug ist mehr ein Flat-
tern, jedoch fliegt sie oft sehr hoch.
Mouossvs Gæcus. mihi.
(Azara’s chauve-souris Aemälng.)
=
Die Beschreibung ist nach einem Weibchen verferligl.
Die Farbe und die eb Beschaffenheit der Haare, so
wie ihre Ver theilung und brt Farbe der unbehaarten Thei-
le, sind bei dieser Fledermaus die nämlichen wie bei der
vorhergehenden Gattung, nur ist ihr Gesicht weniger be-
haart als bei jener, und die Farbe des Bauches braun statt
bräunlichgrau., Die Ohren, wenn sie an den Kopf ange-
legt werden, bedecken nicht nur die ganze Hirnschale,
sondern ragen sowohl nach oben als nach hinten über
dieselbe hervor. Beide vereinigen sich ungefähr zwei Li-
nien hinter der Spitze der Schnauze. Die Anthelix ist
hier sehr ausgebildet, indem: ihr unterer Schenkel sich so
weit nach vorn erstreckt, dafs das Auge zwischen beiden
Schenkeln wie in einer Vertiefung liegt, was auch beim
Molossus ater, obschon nicht in so bokef Grade, beson-
ders aber beim Molossus perotis statt findet, Die Ohr-
wmuschel ist, wie bei den Kammnasen (Rhinolophus) , wech-
seiweise mit mehreren, quer und einander gleich laufen-
den, Reifen und Furchen versehen , welche Azara ganz
richtig mit denen der Kammmuschel vergleicht. Die Schnau-
= 89 —
ze und der Unterkiefer sind: wie bei der vorhergehenden
altung beschaffen; auch die Oberlippe ist, wie bei jener,
5efunzelt, Die Flügelhaut reicht nur bis zur Mitte des
eines; die Interkruralhaut hingegen läuft bis zum Fufs-
Selenke hinab. und umgiebt die Hälfte des Schwanzes ,
essen andere freie Hälfte rund und ohne häutigen Fort-
Satz ist,
Die Dimensionen dieser Fledermaus sind:
a ganze Länge; 1% 7/4 Länge des Schwanzes; ı/
"lugweite; 10/// Breite des Ohres von der Nasenwur-
zel bis an den hinteren Rand der Helix; 8 Höhe
desselben.
Ich fand diese, nur selten vorkommende, Gattung
‚in der Nähe von Asuncion.
r
Morossus Grassıcanparus. Geoff.
(Azara’s chauve-souris dixième.)
Die Haare dieser Fledermaus sind kurz, dicht stehend ,
in etwas glänzend, und so zart wie Flaum anzufühlen. Ihre
Vertheilung über den Körper ist die nämliche, wie bei
den vorhergehenden Gattungen. Im Gesichte, auf dem
Opfe, dem Nacken und dem Rücken haben sie eine röth-
lichbraune „an der Kehle, dem Halse und dem Bauche
‚eine bräunlichrothe Farbe, die nackten Theile des Thieres
sind schwärzlichbraun.
Die Flügelhaut läuft bis an das Fufsgelenk hinab,
en so die Interkruralhaut, welche ungefähr zwei Drit-
heile des Schwanzes umgiebt und am übrigen Theile auf
Jeder Seite nur einen schmalen, bis an die Spitze reichen-
en, Saum bildet. Die Schnauze und die untere Kinn-
ade sind wie bei den vorhergehenden Gattungen beschaf-
fen; die Oberlippe ist hingegen nicht gerunzelt ; auch
Sind die Ohren, welche sich etwa zwei und eine halbe Li-
nie hinter der Spitze der Schnauze vereinigen , lange nicht
= 00 =
so’ grofs als bei jenen und bedecken kaum die Hirnschale;
wenn sie an dieselbe angelegt werden. Die Helix hat oben
an ihrem hinteren Rande einen kleinen Ausschnitt. An
ihrem unteren Ende befindet sich ein kleines, fleischiges;
vorwärtsstehendes Ohrläppchen, dessen Rand halbkreisför-
mig ist.
Da mir diese Fledermaus nur einmal, und in einem
Augenblicke wo ich sie nicht messen konnte, in die Hän-
de fiel, so gebe ich hier die von Azara angeführten Di~.
mensionen derselben an:
51 6i ganze Länge; a% 4u Länge, des Schwanzes;
10’! 4 Flugweite.
Azara giebt dieser Gattung nur einen oberen Schnei-
dezahn; sie hat aber derem zwei, wovon der eine bei dem,
von jenem Naturforscher beschriebenen Individuum ohne
Zweifel ausgefallen oder abgebrochen war. s
- were
Mouossus CaAsranzus. Geofl.
(Azara’s chauve-souris sixième.)
Die Beschreibung ist nach einem Männchen verferligt.
Obschon sich diese Fledermaus im Baue ihrer Ohren von
den anderen Gattungen von Molossus unterscheidet, so
glaube ich dennoch dieselbe unter dieses Geschlecht ord-
nen zu müfsen , indem jene Verschiedenheit nicht bedeu-
tend genug ist, um die Aufstellung eines cigenen Geschlech-
tes zu er
Bei dieser Gattung besteht, wie bei den vorhergehen-
den, der Pelz aus dicht stehenden, in etwas en eu
kurzen und weich anzufühlenden Haaren. Die Ohren ;
die Flügel- und die Interkruralhaut sind nackt. Die Farbe
der Haare ist auf den oberen Theilen des Körpers kasta-
nienbraun, auf den unteren grau; die nackten Theile sind
schwärzlichbraun.
Die Schnauze ragt über die abgestumpfte Unterkinu-
lade hervor, Die Ohren übersteigen nicht die Höhe des
Kopfes, zeigen am Rande keinen Ausschnitt, und laufen,
wie bei den übrigen Gattungen von Molossus, bis an die
Asenwurzel, ohne sich aber zu vereinigen, indem sie
ort durch die, von der Nasenspitze bis zur Stirn sich
°streckende Rinne von einander getrennt werden. - Un-
en sind sie mit einem halbkreisförmigen, vorwärts gerich-
teten Ohrenläppchen versehen. Die Oberlippe ist glatt,
` er auf den Seiten herunterhangend. Die Flügelhaut reicht
3 in die Nähe des Tarsus , die Interkruralhaut hingegen
bis zum Tarsus und umgiebt beiläufig zwei Drittheile des
Schwanzes, Die oberen Schneidezähne sind beinahe so
lang als: die Eckzähne, die unteren aber sind sehr klein
Und werden, wie es nach Azara’s Beschreibung scheint,
wit dem Alter von den Eckzähnen verdrängt.
Die Dimensionen dieser Fledermaus sind folgende:
All GII ganze Länge; 1% gl! Länge des Schwanzes ;
U gll olh Flugweite.
Von allen Molossusarten ist diese die seltenste; ich
fand sie in Villa Rica.
Gen. Nocriuıo.
Von dem Geschlechte Noctilio habe ich zwei Gattun-
Sig in Paraguay gefunden. Ihre gemeinschaftlichen Kenn-
zeichen sind folgende: 3
Der Kopf ist dick, die obere Kinnlade breiter als
ie untere und nach vorn abgerundet, während diese mehr
"Pilz zuläuft. Die Nase tritt über die Oberlippe hervor ;
Ar Nasenlöcher sehen nach vorn und sind mit einem wat-
‘tigen Rande umgeben, auch, wie bei den Molossus, durch
ne Furche von einander getrennt. Die Oberlippe hängt
UF beiden Seiten in etwas herunter. _Die Unterlippe hat
a ihrer Spitze mehrere, senkrechte Hautfalten. Das Auge
‚St klein, die Oeffnung der Augenlieder sind länglich. Die
hren sind schmal, eiförmig, zugespitzt, durchscheinend
— 92 —
und mit‘ ihrer Oeffnung nach vorn gerichtet. An ihrem
unteren Rande stülpt sich die Helix um und bildet ein
kleines, herunter hängendes Ohrläppchen. Der Ohrde-
ckel ist klein , lanzettenförmig und an seinem Rande ge
kerbt, Von dem Ohrläppchen läuft eine starke Hautfalte
bis zum Mundwinkel. Die Arme sind lang, die Daumen,
kurz und dick. Die Füfse, so wie die Nägel an den Ze-
hen, zeichnen sich durch ihre Gröfse aus. Der Sporn ist
lang und an seiner Basis von oben nach unten zusam“
men gedrückt. Beide Gattungen haben einen Schwanz. Die
Flügelhaut ist schmal, die Interkruralhaut hingegen län-
ger als der Schwanz; sie umschliefst also diesen, jedoch
so, dafs die umgebogene Spitze desselben als ein kleines
Knöpfchen aus ihrer oberen Fläche hervorragt. Die Zun-
ge ist muskulos, cylindrisch und mit keinen bemerkbaren
Wärzchen besetzt. In der oberen Kinnlade sitzen vier
'Schneidezähne, von denen die zwei mittleren oder vorde-
ren dreimal so grofs als die zwei äufseren oder hinteren,
dabei kegelförmig, spitz und nach hinten ausgeschweift
sind; die letzteren fallen mit dem Alter aus. Auf sie
folgt, nach einem kleinen Zwischenraume, auf jeder Seite
ein starker, beinahe drei Linien langer, in etwas nach
binten gekrümmter und hier mit zwei herunter laufenden
Furchen, die durch einen Grat von einander getrennt
sind, versehener Eckzahn, um den, an der Basis der Kro-
ne, eine Leiste in unregelmäfsigem Zickzack herumläuft.
Dann folgen vier Backenzähne, von denen der erste nach
aufsen eine starke, pyramidenförmige Zacke, nach innen |
einen kleinen Höcker (talon) hat. Die zwei folgenden Ba- |
ckenzähne haben fünf Zacken und zwei Höcker; drei die-
ser Zacken stehen am äufseren Rande des Zahnes und zwei
in der Mitte desselben; alle fünf sind durch Gräte, die
im Zickzack von dem einen zu dem anderen laufen, mit
einander verbunden, so dafs die. Oberfläche der Krone dret
halbmondförmige Vertiefungen darbietet.. Nach innen er-
niedrigt sich die Krone und ist mit zwei, neben einandef
liegenden, Höckern (talons) besetzt. Der vierte Backen“
ey m
sahn ist kleiner und mit weniger Spitzen versehen als die
Zwei vorhergehenden. Alle vier haben drei Wurzeln, von
enen zwei hinter einander auf der äußeren, und eine
auf der inneren Seite stehen. Die Wurzeln der zwei hin-
tersten Backenzähne steigen bis in die Augenhöhle hinauf.
In der unteren EREA befinden sich nur zwei Schnei-
dezähne, auf deren Krone man eine kleine Kerbe bemerkt.
Sie stehen, wie in der oberen Kinnlade, vor den Eckzäh-
nem, hr aber durch keinen Zwischenraum von densel-
ven getrennt, Diese letzteren haben die nämliche Form
wie in der ‘oberen Kinnlade ; nur sind sie in etwas klei-
ner, Ihre Wurzeln stehen so nahe an einander, dafs sie
blofs durch eine einfache, durchscheinende, knöcherne Schei-
dewand gesondert sind. Auf sie folgen, ohne Zwischen-
raum, auf jeder Seite fünf Backenzähne. Der erste von
diesen ist sehr klein, und nur mit einer Wurzel versehen,
die inwärts neben der vorderen Wurzel des zweiten Ba-
Ckenzahnes sitzt; so dafs man ihn, wenn man die Kinn-
lade von außen ansieht, nicht’ wahrnehmen kann. Der
zweite Backenzahn hat eine pyramidenförmige Zacke und
zwei, neben einander stehende Wurzeln; die übrigen ha-
ben zwei starke Zacken auf ihrer äufseren und drei klei-
nere auf ihrer inneren Seite, welche alle durch Gräte mit
einander verbunden sind, und, gleich den oberen Backen-
zähnen > drei halbmondförmige Vertiefungen in sich schlies-
ne, ed von ihnen hat zwei, hinter einander stehende
urzeln, An den vier hinteren Backenzähnen läuft, mit
Ausnahme ihrer inneren Seite, an der Basis ihrer Krone
eine Leiste herum. Am Schedel findet sich ein starker
tat, der von der Nasenwurzel bis an den Lambdarand
3 Hinterhauptbeines geht.
Nocrınro Dorsaruse W. de Wied.
(Azara’s chauve-souris cinquième.)
Ich balte Azara’s fünfte Fledermaus, deren Beschrei-
bung hier folgt, für identisch mit Noctilio dorsatus des
Be
Prinzen zu Wied *), und behalte ihr also den nämlichen
systematischen Namen bei.
Der Kopf und der Rumpf ist mit kurzen > feinen,
dichtstehenden Haaren besetzt; auch die Ober- und Vor-
derarme sind, auf ihrer oberen Seite, so wie die Flügel
haut, bei ihrer Verbindung mit den Schultern ‚in etwas
behaart. Im Gesichte und an den Ohren stehen die Haa-
re sehr dünn, und an den übrigen Theilen des Körpers
finden sich gar keine.
An dem Kopfe, dem Nacken, dem Rücken ‚den vor-
deren Extremitäten und der Flügelhaut ist die Farbe der
Haare graulichbraun. Ein weißslichgelber Streifen läuft
vom unteren Ende des Nackens über den Rückgrat bis an
die Schwanzwurzel hin. Die Kehle, der Hals und der
Bauch sind röthlichgelb, Die Ohren, welche eine Länge
von ungefähr zehn Linien haben, und die nackten Theile
des Körpers sind ‚von bräunlichschwarzer Farbe; die Nä-
gel blafs fleischfarben. A
Die Flügelhaut erstreckt sich nur bis an die Mitte
des Beines, die Interkruralhaut hingegen , welche beinahe
zwei Zoll länger ist als der Schwanz, bis an das F ulsge-
lenk, wo auch ein, über einen Zoll langer, Sporn entspringt
Die Dimensionen dieser Fledermaus sind:
4 44 Länge von der Spitze der Schnauze bis zum
Schwanzende; 10/// Länge des Kopfes: g 1444 Länge
des Schwanzes; 14 g/l 344 Flugweite.
Zwischen dem Männchen und dem Weibchen findet
weder in der Farbe noch in der Gröfse ein Unterschied
statt.
Diese Gattung ist nicht selten in Paraguay. Sie be-
wohnt, oft in grofsen Gesellschaften, die an den Flüfsen
und Seen stehenden, hohlen Bäume; zuweilen findet man
sie auch unter den Dachbalken von Gebäuden. Ihr F lug
ist rasch.
ba nn RE
*) Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens, Band II. pag. 248,
Nocrsızıo RUBER. mihi.
(Azara’s chauve-souris onzième.)
Azara’s eilfte Fledermaus wurde bis jetzt in den sys-
'ematischen Werken unter dem Namen von Vespertilio
ruber angeführt. Sie gehört aber zum Geschlechte Nocti-
10, woyon sie alle, oben angegebenen , Kennzeichen trägt,
wie ich mich durch die Untersuchung mehrerer Individuen
von verschiedenem Alter überzeugt habe. Mit Noctilio
eporinus und rufus Spix. hat sie Aechnlichkeit, stimmt
x ĉr weder in ihrer Farbe noch in ihren Dimensionen mit
einer dieser Gattungen ganz überein.
Ich verwechselte diese Fledermaus anfangs mit Noctilio
dorsatus, dem sie in ihren äufseren Formen und in ih-
tem Pelze sehr nahe kommt, so dafs ich sie, bei ihrer
geringeren Gröfse, für ein junges Individuum jener Gat-
lung hielt. Jedoch unterscheidet sie sich noch von der-
selben durch folgende, bei’ ihr beständig vorkommende
Kennzeichen B
Die Farbe ist am Kopfe und auf dem Rücken zim-
metbraun, am Bauche licht bräunlichgelb; *) der weifs-
lichgelbe Flecken fehlt auf dem Rücken. Die Flughaut er-
Siteckt sich bis an das Fufsgelenk, und der Schwanzer-
reicht beinahe den Rand der Interkruralhaut , beides Cha-
taktern, die sich bei der vorhergehenden Gattung nicht
vorfinden,
Ihre Dimensionen: sind. folgende:
al u Länge von der Schnauze zur Schwanzwurzel;
U all Länge des Schwanzes; g% 11/4 Flugweite ;
Bu Länge des Ohres. ~
BIN...
-*) Der französische Uebersetzer von Azara’s spanischem Manuscripte hat
den Ausdruck color de canna durch couleur de roseau wieder sege-
ben. Nun bedeutet aber in Amerika, wo Azara schrieb , canna nicht
nur jede Art von Rohr, sondern auch den aus dem Saft des Zucker-
tolres bereiteten, licht. bräunlichgelben, Brantwein , von dem man,
wie von den Pomeranzen, den Pistacien. u. S- W»; die Benennung
einer Farbe entlehnt hat. s à
u
Diese Fledermaus lebt in Gesellschaft von ‚20 bi a
100 Individuen, an den Ufern der Seen und Flüfse.
Dritte Familie. SANGUINARIA.
Erste Abtheilung. PLAN TIıGRADA.
Gen. Nasva. Cuat.
Die Kennzeichen dieses Geschlechtes von Plantigraden
sind zu bekannt, als dafs ich dieselben hier anzuführen
brauchte. Hingegen mögen einige Bemerkungen über die
Zahl der Gattungen , welche zu diesem, nur in Südame-
rika sich vorfindenden, Geschlechte gehören, nicht aus-
ser Ort seyn. Azara beschreibt, unter dem systematischen
Namen von Viverra nasua L., nur eine Art desselben , und
spricht blofs heiläufig von einem Cuati, welchen die Ein- °
wohner von Paraguay Cuati monde oder Hxgno, d.h.
allein gehend, nennen und, wegen seiner Gröfse und ein-
samen Tiehensart, als eine eigene Gattung ansehen, wäh-
rend er diese Hxgnos für sehr alte Männchen seines Cuati
hält, die von anderen Männchen aus den Gesellschaften;
worin diese Thiere leben, vertrieben und gezwungen sein |
sollen, allein in den Wäldern herum zu schweifen. Die-
se Meinung unterstützt er noch durch die Bemerkung , dafs
er bei einem trächtigen Weibchen des Cuati drei männ-
liche und nur einen weiblichen Fotus angetroffen habe;
woraus er den Schlufs zieht, dafs bei einem solchen Mifs-
verhältuifse der beiden Geschlechter natürlicher Weise
Kämpfe zwischen den Männchen entstehen müfsen , welche
die Flucht und die abgesonderte Lebensart der überwun-
denen Parthei zur Folge haben,
Gegen diese Meinung läfst sich, auch ohne eigene
Beobachtungen , schon sa einwenden, dafs der Cuati
E
monde, der, wie Azara selbst sagt, immer gröfser und
Stärker gebaut ist als die in Familien lebenden Männchen ,
nicht wohl ein, von seinen kleineren und schwächeren
efährten vertriebenes, Individuum sein kann; und dafs
“Ara aus einem einzigen Falle, wo er mehr männliche
I weibliche Jungen sah , zu voreilig auf ein allgemeines
Üsverhältnifs zwischen beiden Geschlechtern geschlolsen
al. Auch findet dieses keineswegs statt; obschon man
Gesellschaften von 10 bis ı8 Individuen antrifft, unter
Sa einige Männchen mehr als Weibchen vorhanden sind,
5 giebt es auf der anderen Seite Familien, wo die Zahl
er Weibchen diejenige der Männchen weit übertrifft, Ein
Sicherer Beweis aber, wie sehr sich Azara in seiner Mei-
“ung geirrt hat, ergiebt sich daraus, dafs unter den, von
Rir erlegten, Cuâtis mondés sich nicht nur männliche j
sondern auch weibliche Individuen befanden , und dafs ich
unge von diesen einfieng, die ich theils selbst aufzog ,
theils. bei meinen Bekannten aufziehen liefs, und welche
alle nach Verflufs von drei Jahren in Farbe , Gröfse und.
‚Stärke mit den älteren Individuen übereinstimmten. Da
ich zu gleicher Zeit Guatis von denen, welche in grofsen
S
Gesellschaften leben , aufzog, so konnte ich zwischen die-
IR und jenen Vergleichungen anstellen, die mich gänz-
S überzeugten , dafs beide nicht nur in ihrer Farbe und
tölse und zwar schon von Jugend auf, sondern auch in
Fe Verhältnifse der verschiedenen Theile des Körpers und
m ihrer Lebensart von einander abweichen.
Der. Prinz zu Wied hat zuerst unier den Namen von
2 socialis und Nasua solitaria diese beiden Gattungen
On einander unterschieden; da er aber nur ein Indiri-
“um von der letzteren zu Gesichte bekommen hat, so
ührt er dieselbe noch als zweifelhaft an.
es die, in einigen naturhistorischen Werken. aufge-
‚en Gattungen von Nasua rufa, narica und pusilla
Mir go sind sie nur Abänderungen der Nasua socialis,
M man sie alle, und, wenn man will, noch mehrere,
7
Nasu
beinahe in jeder. Gesellschaft dieser Gattung nachweise® |
kann, wie ich unten ausführlicher zeigen werde.
Nasua Socrarnıs, M. de Wied.
Der gesellige Cuati.
Der Pelz des Cuati besteht aus zweierlei Haaren, näm” |
lich aus Wollhaaren und aus Borstenhaaren. Die erste“
ren sind kurz, weich und in etwas gekräuselt; auf dem
Rücken und an den Seiten sind sie in gröfserer Menge
als an den übrigen Theilen des Körpers vorhanden; ar i
der unteren Hälfte der vier Extremitäten und im Gesicht® |
fehlen sie beinahe ganz. Ihre Farbe ist durchgehends grau
Die Borstenhaare sind gerade, in etwas steikund ER sehr!
weich anzufühlen. Ihre Länge beträgt im Allgemeinen
ungefähr einen Zoll; am Schwanze sind sie in etwas lan“
ger, im Gesichte und auf den Fülsen hingegen kürzer
als am übrigen Körper. An der Oberlippe m E seid
ten und über den Augen stehen einige, anderthalb bis
dritthalb Zoll lange, hg Borsten hervor. Die Spitze
der Nase und die Fufssohlen sind nackt.
Die, von den Borstenhaaren abhangende Farbe des Pel-
zes ist im Gesichte, mit Ausnahme der Stirn, der Lippe» |
und der Unterkinnlade, schwarz. Ein weilser, runder Fie-
cken findet sich über dem Auge, einer am äufsern Winkel |
defselben und zwei, die Se zuweilen, in einen zusam“
menflielsen, unter dem Auge. Ein weifser Streifen läuft
von der Nasenwurzel bis gegen die Mitte der Nase herab-
Die ‚Oberlippe, in der Nähe der Mundwinkel, und de
ganze Rand der Unterlippe sind weifs. Die Unterkinnla . .
& ist nach vorn schwarz, an beiden Seiten weifs und nach
hinten graulichgelb. Das Ohr hat an seiner hinteren Fi“
che eine bräunlichschwarze, an der vorderen eine grau”
lichgelbe Farbe. Zuweilen trennt diese beiden m ein
weilser Streifen , der rings am Rande der Ohrmuschel her
“mläuft, Die Stirn und der Scheitel haben eine gelblich-
Sraue, das Hinterhaupt, der Nacken, der Rücken, die
ne des Rumpfes und die äufsere Seite der vier Extre-
Miläten, bis an das Fufsgelenk hinab, eine braune Farbe.
9 Borstenhaare sind nämlich an den letztgenannten Stel-
be ihrer unteren Hälfte röthlichgelb, in oberen
Toe ? dals eine braune Farbe entsteht, indem Gas
Ka zwischen dem Schwarzen durchscheint. Die
TA ie untere Seite des Halses und. die Brust sind gelb-
. eoo o Bauch und die itinere Seite der gai Extre-
; röthlichgelb ə mit einer bräunlichen Schattierung,
Welche von der schwarzen Farbe der Haarspitzen herrührt,
nm Schwanze wechseln 6 bis y röthlichgelbe, in etwas
Mms graue ziehende, Ringe mit eben so vielen schwarzen
seine Spitze aber ist immer schwarz. Von der nimli-
= Farbe sind die Fülse so wie die nackten Theile des
Orpers und die Nägel,
Die angegebenen Farbenzeichnungen habe ich beson-
ders bei : hi i
“ ganz ausgewachsenen und, nach ihren Zähnen
a schliefsen, schon alten Individuen beiderlei Geschlech-
tes angetroffen, jedoch häufiger bei Männchen als bei
eibchen. Die letzteren, so wie die unausgewachsenen ,
“owohl männlichen als weiblichen Individuen, haben ge-
Wöhnlich auf dem Rücken und an den Seiten des Rumpfes
eine ins bräunlichgraue, an der Kehle, dem Halse, dem
Bat
iche m : er ; 2: i
`; he und der isıneren Seite der vier Extremitäten eine
ANS weifst: eg > i x
Weißslichgelbe ‚übergehende Farbe; auch sind die ab-
+ hselnden Ringe am Seviye graulichbraun und weils-
gelb, Es giebt aber bei dem geselligen Cuati noch
Mehrere Abänderungen. -So sah ich drei dieser Thiere ,
x Mit Ausnahme des Kopfes, der Fülse und des Schwan-
> ganz gelblichroth waren, indem die röthlichgelbe Far-
3 unteren “Hälfte der Pou an der oberen Hälfte
N u schwarze, sondern ins gelblichrothe übergieng ;
uf dem Rücken war die äufserste Spitze der Haare :
No ii i
„och schwarz gefärbt, was auch demselben eme dunklere
e
/
= IOO ==
Schattierung als die der übrigen Theile gab. Die. Farbe”
des Kopfes waren ganz den zuerst beschriebenen gleich,
aufser dafs bei einem der drei Individuen der weifse Strich
auf der Nase mangelte. Bei allen waren die Fülse schwärz
lichbraun; der Schwanz hingegen ‚hatte nur bei einem
ganze, abwechselnd braune und gelblichrothe, Ringe; be
den zwei anderen war er gelblichroth und zeigte blofs nach
oben acht querlaufende Flecken oder Halbringe von brat
ner Farbe.
Eine andere, nicht selten vorkommende, Abart bat
auf dem Rücken und an den Seiten des Rumpfes eine gelb-
lichgraue, am Halse, an der Brust, dem Bauche und del
inneren Seite der vier Extremitäten eine graulichgelbe Far
be, und am Schwanze wechseln graue und weifslichgelb® i
Ringe mit einander ab. Die Schnauze und die Füfse sind
alsdann bräunlichgrau, und die Nägel gelblichbraun; wo
bei die weifsen Flecken um das Auge und der weifse Strei“
fen auf der Nase nicht ausbleiben.
Endlich trift man beim Guati noch. einige wenig®
bedeutende, zum Theile schon berührte, Farbenabänderun“
gen an. So haben die einen nur‘drei, die anderen viel
Flecken um das Auge; hei den einen ist der Streifen ant
der Nase breit, bei den anderen sehr schmal, und noch
bei anderen fehlt er gänzlich. Auch findet man Indivi |
duen, bei denen keine, abwechselnd helle und dunkle
Ringe am Schwanze vorhanden sind, sondern wo diese!
blofs dunkel gefärbt ist und nur einige querlaufende, hell®
Flecken oder Halbringe zeigt, welche bald auf der oberen,
bald auf der unteren Seite des Schwanzes sitzen. |
Diese Farbenabänderungen, denen der Cuati so hät”
fig unterworfen ist, hangen weder yom Erdstriche,, in wer
chem er lebt, noch vom Geschlechte ab, denn man fin?
det immer zwei bis drei derselben in der nämlichen GA
sellschaft, und sowohl Männchen als Weibchen von de |
"nämlichen Farbenzeichnung. Selbst bei einem und dem“
selben Wurfe habe ich verschieden gefärbte Junge gesehen?
und der Prinz zu Wied hat die gleiche Beobachtung gemacht
ai DO, o
Das Alter hingegen hat Einflufs ‘auf die Farbe des Cuati,
Indem er > wie ich dieses bei meinen zahmen Thieren be-
Merken konnte, mit jedem Jahre an den oberen und äus-
Seren Theilen des Körpers eine dunklere, an den unteren
und inneren eine gelbere oder röthere Schattierung an-
mmt, :
’ Aus dem Gesagten ergiebt sich, dafs Nasua rufa, Herrn
Š Cuviers Cuati roux, so wie dessen Cuati brun, Nasua
Er lien der systematischen Werke, blofs Abände-
rungen von Nasua socialis sind, welche letztere Herr F.
‘Uver unter dem Namen von Cuati brun-foncé beschreibt,
Wit der Bemerkung , dafs diefs vielleicht Azara’s Guati
y. Nasua pusilla Geoff. scheint gleichfalls der nämlichen
altung anzugehören und nur ein ganz junges Individuum
U seyn.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Cuati sind:
2// Länge vom Hinterhaupt bis zur Schwanzwurzel ;
U 64 kili Länge des Schwanzes; 6// Länge des Kopfes;
10% ld ungefähr die vordere Höhe; a1 94! un-
gefähr die hintere Höhe. s
ı/
Die von Azara angeführten Dimensionen sind nicht
Yom geselligen Guati, sondern vom Cuati monde genom-
men,
= sie Azara angiebt; wenigstens habe ich sie nie so ge-
unden, obschon’ mir öfters alte Männchen, mit ganz
abgenutzten Zähnen, in die Hände fielen; und sollte
a EWR St E
uch Je cin so orofses Individuum vorkommen, so wäre
5 ’ D
Z . F N 7 a
B. die Länge des Schwanzes in einem anderen Verhält-
Ri k 1 . r
se zur Länge des Rumpfes, als es von diesem Natur-
erhält sich beim geselligen Cuati zur Länge des Schwan-
S wie ı zu 1, 3, während sie sich beim Cuati monde
Wr wie ı zu ı, 2 verhält, welche letztere Angabe mit
?ara’s Dimensionen übereinstimmt.
` Hier folgen noch einige Ausmefsungen, die ich am
TIppe eines geselligen Cuati, der ein Jahr alt war, ge-
Macht habe. rs
Der erstere gelangt nie zu einer solchen Gröfse s
o 3 ER EN
"scher bestimmt wird. Die Länge des Rumpfes nämlich
Ti
a x
as S ee &
—
Te e
Ta
Dumm 102 ne
441 o'l! Länge des Kopfes; 14 g/l! gröfste Breite der
Hirnschale; i// g% deren Höhe; 9 3 Länge der
Wirbelsäule bis zum ersten Schwanzwirbel; ı/ 0! 64
Länge des Schwanzes; 2// 41! Länge des Oberarmes;
2% 6/41 Länge des Vorderarmes; 2% 84 Länge des
Vorderfußses mit den Nägeln; 2// g/// Länge des Schen-
kels; 2% ıo0// Länge des Beines; 34 Z4u Länge des
Hinterfufses mit den Nägeln. f
Der gesellige Cuati ist über den ganzen warmen Theil
des östlichen Südamerika verbreitet. Er bewohnt in Pa-
raguay, in Gesellschaften von: acht bis zwanzig Indivi-
duen, alle grofsen Waldungen, welche er. nur zuweilen
verläfst, um die denselben nahe gelegenen , einzelnen Baum-
gruppen, die sogenannten Islas oder Inseln, zu besucher.
Sumpfige Gegenden liebt er nicht; auch scheut er das
Wasser, obschon er im Nothfalle kein schlechter Schwim-
mer ist. Er hat weder ein Lager noch einen bestimmten
Aufenthaltsort, und bringt sein Leben sowohl auf den
Bäumen als auf dem Boden zu. Den Tag über durchstreift
er den Wald, um seine Nahrung zu suchen, wo ihn die
Nacht überfällt, da verkriecht er sich entweder in einen
hohlen Baum, oder unter Baumwurzeln, die von der Erde
entblöst sind, oder er legt sich in eine, yon mehrerer
` Aesten gebildete Gabel, und schläft bis der Morgen an-
d x
bricht. Zuweilen soll er auch die Nacht in Graben zubrin-
gen, die mit dichtem Gestrüppe bewachsen sind. Einige
frühere Reisende haben ihn für ein nächtliches Thier ge-
halten, und geglaubt, er grabe sich Höhlen in die Erde,
was beides ein Irrthum ist, Seine Nahrung besteht theils
aus Thieren, theils aus Früchten. Er stellt den Nestvö-
geln und den Vogeleiern , den Insekten und ihren Lar-
ven, so wie den Würmern nach; zugleich frifst er allerlei
Arten von wilden Baumfrüchten.
Wenn sich der Jäger bei seinen Streifzügen durch die
Wälder in etwas vorsichtig benimmt ‚ und entweder gaf
keine Hunde oder dieselben an einem Riemen mit sick
führt, so hält es ihm nicht schwer den geselligen Cuali
— 1 —
n seiner Lehensweise , wenigstens. auf Augenblicke, zu
eobachten. Eine Gesellschaft dieser Thiere zieht zerstreut
“nker, wobei sie eigene, rauhe, halbgrunzende,, halb pfei- `
ende, Töne von sich geben, so dafs man sie gewöhnlich
Srt, ehe man sie sieht, Sie durchsuchen im Gehen den
mit Laub und faulen Acsten bedeckten Boden , und die
“chlen Baumstämme, indem sie ihre rüfselförmige Nase
a jedes kleine Loch und in jede Spalte hineinstecken.
le halten sie sich aber lange bei demselben Gegenstande
auf, Sondern springen von dem einen zum anderen. Ha-
N sie einen Wurm im Boden oder eine Insektenlarve
m faulen. Holze ausgewiltert, so fangen sie sogleich an,
Mit den Nägeln der Vorderfüfse zu scharren und zu gra-
den, bis sie ihre Beute gefunden haben, wobei sie von
“eit zu Zeit die Nase in das gegrabene. Loch hinein ste-
cken, ungefähr wie unsere Hunde, wenn sie auf dem Fel-
© den Mäusen nachstellen.: Zuweilen sieht man die ganze
sellschaft plötzlich einen Baum’ besteigen, den sie schnell
durchsucht und eben so geschwind wieder- verläßst, um
auf einen anderen zu klettern.
Obgleich der Cuati in Gesellschaft lebt, so bemerk
Man doch keine Uebereinstimmung in den Handlungen
der Individuen, aus denen sie zusammen gesetzt ist. Jedes
Andelt für sich und bekümmert sich nur insofern um
Seine Begleiter , dafs es dieselben nicht verläfst, wobei die |
alten Thiere die Leiter der Truppe zu seyn scheinen. Die
ittagsstunden bringt er gewöhnlich schlafend im Gestrüppe
oder auf cinem Baume zu; so wie aber die gröfste Hitze
vorüber ist > fängt er. seine Wanderung von neuem an,
ĉan er einen Feind bemerkt, läfst er laute, pfeifende
“öne vernehmen und klettert auf einen Baum; steigt man
y M nach oder schlägt nur heftig mit einer Axt an AR
ta mm, so begiebt er sich auf einen der äufsersten: Zweige
vad springt.yon diesem auf den Boden hinunter. Sonst
lettert er vorwärts von den Bäumen herab, indem er die
interfüfse nach auben und rückwärts dreht und so an
x
1
— 104 = =
den Stamm anlegt. Von einem Baume zum anderen, gleich
den Affen und Katzen, springt er nicht.
‚Das Weibchen, dessen Tragezeit mir unbekannt ists
wirft im Weinmonat, d. h. im Frühling von Paraguay s
drei bis fünf Junge, die es in einem hohlen Baume oder
in einer Höhle unter Baumwurzeln, oder auch in einem;
mit dichtem Gesträuche bewachsenen, Graben so lange
versteckt hält, bis sie ihm auf seinen Streifereien folgen
können; diefs geschieht schon einige Wochen nach def
Geburt, indem man öfters ganz junge Thiere, die kaum
die Schneidezähne haben, unter den Truppen von Cuatis
antrift. ;
Solche junge Individuen werden häufig in Paraguay
eingefangen und gezähmt. Ausg&wachsene Cuatis aber las-
sen sich nicht mehr zahm machen, obschon sie die Ge-
fangenschaft gut ertragen. Der junge Cuati wird mit Milch
und Früchten, später auch mit Fleisch aufgezogen , das |
er eben so gern gekocht als roh frifst. Von den Früch-
ten liebt er besonders die Zucker- und Weassermelonen
und von den verschiedenen Fleischarten zieht er das Rind-
fleisch jedem anderen vor. Aus dem grofsen Geflügel macht
er sich nicht viel, eben so wenig aus Mäusen und Ape-
reas, die er jedoch, wenn er vom Hunger geplagt wird,
nicht verschmäht. In Fäulnifs übergehendes Fleisch ist
ihm zuwider. Er ist durchaus nicht fleischgierig; man
kann ihn Monate lang ausschliefslich mit Pflanzennahrung
erhalten, ohne dafs dabei seine Gesundheit leidet, und
ohne dafs er dem Hausgeflügel nachzustellen sucht; ein
Beweis, dafs er sich im freien Zustande mehr von vege-
tabilischer Nahrung und von Insekten , als vom Fleisch®
warmblüliger Thiere ernährt. Wasser nimmt er oft und
in Menge zu sich, und man darf ihn daran nicht Mangel
leiden lassen.
Er wird selten in einem Käfich gehalten ; gewöhnlich
lest man ihm ein ledernes Halsband an und bindet ih»
mit einem Riemen im Haushofe an einen Baum; bei am
haltendem Regenwetter hringt man ihn unter Dach. Mar
— 10 —
hat nicht zu befürchten , dafs er den Riemen, an dem
sA angebunden ist, zu zernagen suche.
Obgleich der Cuati in etwas schwerfällig aussieht, so
sind seine Bewegungen dennoch rasch. Auf dem Boden
Seht er entweder im Schritte, oder springt in Sätzen, bei-
“es indem er nur die Zehen und nicht die ganze Jin-
Sohle auf die Erde setzt. Das letztere thut er blofs im
Uhezustande, wenn er stille steht, oder, auf die hinteren
eine sich stedy sitzt. Beim Gehen und Springen
mist er den Schwanz ausgestrekt und aufwärts gebogen.
ein kleines , schwarzes , jitan Auge hat gar kei-
nen Ausdruck. Er sieht nur bei Tage, kae auch dann
ist sein Gesicht nicht besonders scharf. Sein Geruch und
| sein Gehör sind dagegen sehr fein , weniger sein Geschmack.
A seiner verlängerten Nase besitzt er nicht nur ein Geruchs-
Organ, sondern auch ein Tastorgan; wenigstens zeigt er
eine grofse Empfindlichkeit i in danih. Im zahmen Zu-
Stande giebt er nur dann Laute von sich, wenn er Hun-
ger, Darst oder Langeweile fühlt, oder wenn er erzürnt
wird. In den Fällen le ersteren Art sind seine Töne ein
unterbrochenes, nicht sehr lautes, quiekendes Pfeifen;
Wird er aber in Zorn gebracht, so ist dieses Pfeifen stark
und anhaltend, wobei er seinen Rüfsel nach oben biegt,
um besser beifsen zu können. Er giebt einen starken,
unangenehmen , moschusähnlichen Geruch von sich.
-Den gröfßsten Theil des Tages über ist der Guati in
Wnaufhörlicher Bewegung. Die Miltapsstunden und die
Nacht bringt er schlafend zu. Ist die Hitze grofs, so
schläft er der Länge nach ausgestreckt; sonst aber rollt
T sich, auf der Seite ‘liegend, zusammen, und ver-
steckt a Kopf zwischen den Vorderbeinen. Wenn man
ihm seine Nahrung vorwirft, so ergreift er dieselbe, erst
mit den Vordertatzen, dann mit den Zähnen, und entfernt
~ von seinem Wärter, so weit es ihm der Riemen er-
laubt, an dem er angebunden ist. «Das Fleisch zerreifst
Oder vielmehr Ber er mit den Nägeln der Vorderfüf-
se, ehe er dafselbe frifst. Die Eier zerbeilst er, und lappt
u p00 =
die auslaufende Flüfsigkeit vom Boden auf. Das Fleisch
der Melonen und der Pomeranzen beifst er von der Schale
ab; zuweilen steckt er auch eine seiner Vorderpfoten in
dasselbe hinein , reifst ein Stück davon los, und bringt 6
mit den Nägeln zum Munde. Flüfsigkeiten nimmt er lap-
pend zu sich; wobei er die bewegliche Nase so viel als
möglich emporstülpt, damit dieselbe nicht das Wasser
berühre.
Der Cuati läfst seinen Koth, der einen starken Ge-
ruch hat, überall fallen, und beriecht ihn jedesmal. Er
nimmt sich übrigens in Acht, sich nicht damit zu be-
schmutzen; ist er aber , was zuweilen geschieht, am Schwan-
ze. mit einem herpetischen, wie es scheint, stark jucken-
den Ausschlage behaftet oder von Flöhen geplagt, so bringt
er mit den Vorderpfoten seinen Koth zwischen die Haare
desselben. Zum Harnen duckt das Weibchen den Hinter-
theil des Körpers in etwas nieder. A
Man hat kein Beispiel in Paraguay, dafs sich der Cuati
in der Gefangenschaft begattet hätte, obschon man Jahre
lang. Individuen beider Geschlechter bei einander gehalten
hat. An den:meinigen habe ich nie ein Zeichen des Ge-
schlechtstriebes wahrnehmen können,
Das Alter, welches der Cuati erreichen kann, ist mir
unbekannt; nach seinem langsamen Wachsthume zu ur-.
theilen, da er erst. am Ende des dritten Jahres ausgewach-
sen ist, mufs dasselbe über zehn Jahre gehen. Das jun-
ge Thier wechselt erst im zweiten Jahre die Milchzähne.
Diese sind klein und scharf, In der oberen Kinnlade
finden sich deren sechszehn, nämlich sechs Schneidezähne;
zwei Eckzähne und auf jeder Seite yier Backenzähne , VOB
denen die zwei ersten cinzackig sind, der dritte an seinem
äufseren Rande drei Zacken, worunter die mittlere die
gröfste ist, am inneren einen Absatz, und der yierte vier
Höcker hat. - In der unteren. Kinnlade findet sich die näm-
liche Anzahl von Milchzähnen vor, wie in der oberen#
auch ihre Gestalt ist dieselbe, nur mangelt dem drittens
dreizackigen Backenzahne ‘der Absatz nach innen,
— 107 e
Der Cuati bedarf in der Gefangenschaft keiner sorg-
fältigen Behandlung, indem er NR für Wärme, GF
für Kälte oder Regen sehr empfindlich ist, Ueberhaupt
scheint seine Empfindlichkeit sehr gering zu seyn, wie
man aus dem von Azara angeführten Beispiele abnehmen
ann; wo sich ein Cuati dreh Kratzen mit den Nägeln
“nen Eytersack am Bauche öffnete, und später die Wunde
50 vergröfserte, dafs er die Därme durch dieselbe heraus-
708, Ohne dabei Schmerz zu äufsern. Auch ich sah meh-
rere dieser Thiere sich durch Kratzen SO Abscefse öff-
aen, denen sie häufig unterworfen sind.
I Cuati wird sehr zahm ‚ jedoch ohne für seinen
ärter Vorliebe zu zeigen. Er spielt mit Jedermann, wo-
Seier sich zuweilen wie ein Affe geberdet, und untersucht
ann mit seiner Nase jede Oeffnung in der Kleidung der
mit ihm spielenden Person. Auch mit seinen aa
sen unter den Thieren , wie mit Hunden, Katzen, Hüh-
ùern und Enten, a er sich gut vertragen und spielt
Sogar mit den ersteren; nur beim Frefsen darf er nicht
gestört werden, denn auch der zahmste Cuati beifst Men-
Schen und Thiere, wenn sie ihm seine Nahrung entreifsen
wollen. Obwohl er, von seinem Riemen losgebunden,
Selten zu entfliehen sucht, so kann man ihn ER nicht
in den Wohnungen herumlaufen lafsen, indem er alle Ge-
Senstände mit seiner Nase durchwühlt oder mit seinen
alzen umwirft.
So zahm er auch sich aufziehen läfst, so hat der Cuati
ennoch einen unbändigen Charakter und unterwirft sich
“eineswegs dem WVillen des Menschen. Wenn man ihm
"gend einen Zwang anthut, so geräth er in Zorn; selbst
“ch Schläge läfst er sich nicht zwingen, sondern wider-
Setzt sich herzhaft und beifst, so wie er mifshandelt wird,
‘wohl: seinen Wärter als jeden /anderen. "Wird er so
Seschlagen, dafs er die Uebermacht seines Gegners fühlt,
“© rolt er = zusammen und sucht seinen Kopf vor des
'ireïchen zu schützen, indem er denselben an die Brust
egt und mit beiden Vorderpfoten bedeckt, was sich dadurch
— 108 o —
erklärt, dafs der Hauptsitz seines Gefühles in der verlän-
gerten Nase zu sitzen scheint, Gegen Hunde, die ibn an-
greifen » zeigt er keine Furcht, und vertheidigt sich gegen
sie noch muthvoller als gegen den Menschen, wobei ihm
seine scharfen ziehe heiten Eckzähne „ mit denen ef
liefe und gefährliche Wunden beibringt, sehr wohl zu
statten kommen. Auch unangegriffen geht er zuweilen
auf fremde Hunde los und jagt sie in die Flucht.
Von einem so reizbaren und unbiegsamen Charakter
läfst sich, nicht viel Gelehrigkeit erwarten; auch kann man
den Cuati zu gar nichts abrichten , wozu es ihm übrigens
an Intelligenz fehlt, denn es giebt nicht viele Gattungen
von Tipka die deren weniger zeigen als der geseilid
ge Cuati, In seinen Handlöngen bemerkt man’ keinen
Zen, und sein Gedächtnifs ist schwach; er er-
innert sich weder an WVohlthaten noch an Beleidigun-
gen, die er erfahren, so’ wenig wie an Unfälle, vn er
sich zugezogen hat. Er kennt daher keine Gefahr. ‚ rennt,
blindlings in dieselbe, und nicht selten. zu widerholten
Malen in die nämliche.
Der Cuati wird von den Bewohnern von Paraguay
meist nur zur Belustigung gejagt, denn blofs die wilden
Indianer benutzen- sein Fell und sein Fleisch. Aus dem
‚ersteren werden von ihnen kleine Beutel verfertigt, und
das letztere halten sie, besonders wenn es von jungen
Thieren herrührt, für einen Leckerbissen. Auch hat es,
ordentlich und besser als von den Indianern , die es meh-
rentheils ohne Salz braten, zubereitet, einen nicht unan-
genehmen Geschmack, was ein neuer Beweis ist, dafs der
Cüati sich mehr von Vegetabilien und TER als vom
Fleische von Säugethieren nährt, Um ihn zu jagen, durch-
streift man mit einer Meute die Waldungen, die er be-
wohnt. So wie man auf eine Bande stöfst, flüchtet sich
dieselbe unter Geschrei auf die nächsten Einlage wo
Sie leicht herunter geschossen werden. Man mufs sie aber
50 gut treffen , dafs sie auf den ersten Schufs fallen, den»
‚sie haben eine nicht geringe Lebenszähigkeit. So wie sie
7
— 109 —
Sich verwundet fühlen, legen sie sich in die Gabel der
va Zuweilen springen sie wieder auf den Boden her-
a
Y und suchen entweder durch Laufen zu entfliehen oder
einen
anderen Baum zu gewinnen. Dann aber werden
Sie von den Hunden leicht eingehohlt und getödtet, wo-
ei diese nicht selten starke Wunden, besonders am Hal-
se, davon tragen. Die Indianer fangen den Guati biswei-
len auch in Fallen.
Pa
Nasua Sorrtarra. M. de Wied.
Der Cuati monde oder einsame Cuati.
Auch beim einsamen Cuati besteht der Pelz theils
aus WVollhaaren,, theils aus Borstenhaaren. Die Woll-
haare sind, wie beim geselligen Cuati, grau. Die Farbe
der Borstenhaare , die zwei bis drei Linien langer sind als
bei der ersteren Gattung, ist im Gesichte gröfstentheils
Schwarz. Ueber, hinter und unter dem Auge findet sich
ein kleiner, runder, graulichweifser Flecken. Der weifse
Streifen auf der Nase, der für den geselligen Cuati be-
?&ichnend ist, fehlt hier immer. Die untere Kinnlade
ist an ihrer Spitze schwarz, auf den Seiten weils. Die
Ohren sind schwarz, mit Ausnahme des Randes, welcher
STaulichschwarz ist. Auf dem Kopfe, dem Nacken, dem
a ücken , so wie an den Seiten des Rumpfes und an der
Aufseren Seite der vier Extremitäten, bis nahe an das Fufs-
gelenk hinab, haben die Borstenhaare in ihrer unteren
älfte eine graue Farbe, welche höher in die braune, und
Sa der Spitze in die. citronengelbe übergeht. Der Pelz
ist daher an diesen Theilen, je nach der Stellung, die das
hier annimmt, bald gelblichbraun , bald bräunlichgelb,
‘ù der Kehle, dem Halse, der Brust, dem Bauche und
an der inneren Seite der vier Extremitäten sind die Bor-
Stenhaare ebenfalls in ihrer unteren Hälfte grau, in der
oberen hingegen röthlichgelb. Am Schwanze wechseln
sieben bräunlichgelbe mit eben so vielen schwärzlichbrat
nen Ringen ab, welche letztere Farbe auch die Spitze des
Schwanzes einnimmt. Die Füfse und die Beine in de
Nähe des Fufsgelenkes sind schwarz. Von der gleichen
Farbe sind die nackten Theile des Thieres, nämlich die
Spitze des Rüfsels und die Fußssohlen. |
Farbenabänderungen , wie man sie so häufig beim gesel
ligen Cuati antrift, habe ich beim Cuati mond& nie be-
obachtet. Alle Individuen, die ich sah, trugen die oben
‚angegebenen Farben, und zwischen ne Männchen und
den Weibchen, so wie zwischen den Jungen und den Al-
ten, war kein Unterschied zu bemerken.
Folgendes sind die Dimensionen eines dreijährigen
Cuati monde:
E EA Länge vom Hinterhaupte bis zur Schwanzwurzel;
il o“ Ha des Schwanzes; 6% 2/4 Länge des Kopfes;
1/ nn. die mittlere Höhe.
Man sieht hieraus, dafs der Guati mond& einen ver-
hältnifsmäßsig kürzeren Schwanz hat, als der gesellige Gua-
ti; auch der bewegliche Theil der Nase, oder der Rüfsel;
ist beim ersteren weder so spitz zulaufend, noch so lang
wie beim letzteren. ‘Seine Zähne hingegen sind weit aus
. stärker als beim geselligen Guati, eine Verschiedenheit;
die man schon an den Milchzähnen wahrnimmt, zum Be-
weise, dafs der Cuati monde eine eigene Gattung und
nicht blofs ein altes, einsam lebendes, le des
geselligen Cuati ist. Im übrigen sind beide Gattungen
in ihrer Gestalt, Haltung und ihren Bewegungen einan-
der ganz ähnlich.
Der einsame Cuati hat das nämliche Vaterland, wie
der gesellige; nur ist er, in Paraguay wenigstens, nicht
so weit gegen Süden verbreitet, wie der letztere, In Pa-
, raguay bewohnt er das Innere der großen Urwälder, die
er nicht verläfst.. In kleinen Gehölgen trift man ihn nie
an, und selten am Saume der Waldungen, Seine Le
bensart ist yon derjenigen des geschiige Cuati besonders
darin verschieden, dafs er den gröfsten Theildes Jahres
hindurch cinzeln, und, nach der Aussage einiger Jäger ,
` einem bestimmten Reviere lebt; bei der Annäherung
es Frühlings aber, im Augstmonat oder Herbstmonat,
wo die Begattungszeit eintritt, suchen sich die beiden Ge-
Schlechter auf. Sie müfsen jedoch nur kurze Zeit bei ein-
ander bleiben , denn es ist eine Seltenheit, wenn man
à ännchen und Weibchen zusammen antrift. Die Trage-
teit des letztern ist mir unbekannt. Es wirft zwei bis vier
ge, die es in einem hohlen Stamme oder in einer
š rube unter Baumwurzeln so lange versteckt hält, bis sie
“m zur Aufsuchung der Nahrung folgen können. Dann
Aber yverläfst es dieselben bald, so dafs ich schon gegen
as Ende des Christmonats auf junge Cuatis monde stiels,
‘Welche allein und ohne ihre Mutter in den Wäldern her-
‚ Qumstreiften. a |
Der einsame Cuati gräbt sich eben so wenig Höhlen
als der gesellige; hingegen soll er ein oder mehrere La-
Ser haben, wo er die Nacht zubringt, denn auch er ist
kein nächtliches -Thier, sondern er durchstreift den Tag
über die Waldungen, um seine Nahrung zu: suchen. Die-
se besteht aus Baumfrüchten , Insekten, Würmern, Vo-
‚Seleiern und jungen Vögeln. Ob er auch ganz kleinen
Säugethieren , wie Mäusen u. s. w., nachstellt, ist mir
Unbekannt. Es ist äufserst selten, dafs man ihn auf sei-
nen Wanderungen beobachten kann; jedoch bemerkte ich,
als ‘er im Aufsuchen seiner Nahrung weit langsamer zu
erke geht als der gesellige Guati, und nicht, wie die-
ser l
> Tasch von einem Gegenstande zum anderen springt,
“men Baum schnell besteigt und ihn eben so schnell wie-
“U verläfst, um sich auf einen anderen zu begeben. Diels
“ühigere Betragen hat ohne Zweifel darin seinen Grund,
al er bei seiner einsamen Lebensart nicht zu befürchten
Al, seine Gefährten möchten ihm in Auffindung der Nah-
“ung zuvörkommen ; wenigstens ist er in der Gefangen-
Schaft, wenn andere Thiere in seiner Nähe sind, weit ra-
Scher im Ergreifen seiner Nahrung als wenn er allein ist.
ebrigens habe ich in der Art, wie er Würmer und
12 —
Insekten auf dem Boden und im faulen Holze aufsuchty
oder die Bäume besteigt und. von ihnen wieder hefab klet-
tert, zwischen ihm und dem geselligen Cuati keinen Un“
terschied finden können.
Da der Cuati monde lange nicht so häufig vorkommt
als ‘die vorhergehende Gattung, und bei seiner abgeschie”
denen Lebensart und seinem Aufenthalte im Innern der
grofsen Waldungen, nur zufälliger Weise jung eingefan“
gen wird, so trift man in Paraguay selten ein zahmes In-
dividuum davon an. An den wenigen, welche ich be
sals, habe ich die nämlichen Beobachtungen gemacht,
wie an dem geselligen Cuati, so dafs alles, was ich yom
zahmen Zustande des letzteren gesagt habe, auch auf den
ersteren pafst. Jedoch zeigt der einsame Cuati einen hő-
heren Grad von en als der gesellige, indem sein
Gedächtnifs stärker ist, und seine Aufmerkfamkeit länge-
re Zeit auf einen Gegenstand kann gerichtet werden. Er
"unterscheidet daher seinen Wärter ER gut, und läfst sich
von ihm mehr als von anderen Personen gefallen ; auch
erinnert er sich an Beleidigungen , besonders wenn sie ihm
von Thieren, wie von Hunden , zugefügt werden, und
sucht dieselben später, oft auf eine sehr hinterlistige Art,
zu rächen. Man ist daher zuweilen gezwungen ihm die
Eckzähne abzufeilen. Er läfst sich von seinem Wärter zu
allerlei Künsten abrichten, wobei er aber sehr sanft muß
behandelt werden. So sah ich einen Cuati monde, det
auf den Befehl seines Herrn gleich einem Pudel aufwarte-
te, und dann auf den, mit dem Munde nachgeahmteny
Knall eines Gewehres wie todt zu Boden fiel u. s. w.
Das Fell und das Fleisch dieses Cuati werden nur von
den wilden Indianern benutzt. Da er, so wie die vor-
hergehende Gattung, für den Menschen ganz unschädlich
ist, so stellen ihm die übrigen Bewohner von Paraguay
nur dann nach, wenn sie während der Jagd von gröfse-
ren Thieren zufällig auf ihn stofsen. So wie er sich ver-
folgt sieht , besteigt- er einen Baum, von wo ihn der Jääge!
‚leicht herabschiefst. Sind ihm aber die Hunde schön zu
|
|
— 13 —
vaii, als dafs er noch einen Baum erreichen könnte, so
letet er ihnen die Spitze und vertheidigt sich, wüthend
Und unter stetem Geschrei, mit seinen Zähnen gegen ih-
R Angriffe, wobei er eine grofsè Gewandheit, sich nach
allen Seiten zu drehen und dem Feinde zu begegnen, zeigt.
a einzelner Jagdhund, von gewöhnlicher Gröfßse und.
Stärke, kann ihm nichts anhaben, und es müfsen schon
Ihrer mehrere sein um ihn zu überwältigen. Sie kommen
s °T auch dann nur selten ohne starke Verletzungen aus
einem solchen Gefechte. So machte uns ein alter Cuati `
Monde > in einem Augenblicke, von ‚drei ‚ zwar nicht ab-
Serichteten Hunden, zwei unbrauchbar, indem er dem
„etzhaftesten durch einen Bils in die Kehle eine Carodite
fnete, und dem zweiten, der vor ihm fliehen wollte,
“ine der Achillessehnen durchbifs.
Aufser dem Menschen mögen sowohl dieser als der
Vorhergehende Cuati nur noch die drei gröfseren , in Pa-
asuay vorkommenden > Katzenarten zu Feinden haben.
Gen. Procyon. G. Cuy.
Procyon CAncrRIvorUs, Geoff;
Der Aguarapope.
A Aguarapopé bedeutet in der Guaranischen Sprache
Suara oder Fuchs mit niedergedrückter oder flacher Hand,
ER Name, welcher diesem Thiere ohne Zweifel wegen
‘einer nicht geringen Achnlichkeit mit dem Fuchse und
er seiner F ähigkeit, den ganzen Fufs auf die Erde zu
“en, von den Indianern gegeben wurde.
a Azara hält den Aguarapope für identisch mit Bm,
M nämlichen ‘Geschlechte gehörenden und schon längst
“tannten, nordamerikanischen Waschbär, und legt ihm
ĉSsen früheren systematischen, Namen, Ursus lotor, bei,
8
obschon er am Ende seiner Beschreibung die Verschieden-
heiten, welche in der Farbe , der Gestalt und den Sitten
beider Thiere statt finden, sehr richtig aufzählt.
Der. Pelz dieses Plantigraden besteht theils aus Woll-
haaren, theils aus Borstenhaaren. Die ersteren stehe?
dicht in einander, haben nur die halbe Länge der Borsten-
haare und sind von grauer Farbe. Die letzteren fühlen
sich nicht sehr weich an, sind im Allgemeinen etwas über
einen: Zoll lang und stehen in einem schiefen Winkel voM
Körper ab. Im Gesichte,‘ mit Ausnahme einiger langen
Borsten um den Mund herum, und an den Ohren habe»
sie eine geringere Länge als am übrigen Körper. Der Rü-
cken der Füfse ist blofs mit einzelnen, kurzen Härches
besetzt; die Sohlen und die Spitze der Nase sind gan?
nackt. a
Die Farbe der Borstenhaare ist an dem oberen Theile
und an den Seiten des Kopfes graulichschwarz,, um die
Augen herum schwarz. Ueber diesen findet sich, gleich
einer Augenbraune, ein schmaler, weifser Streifen, und
hinter dem äufseren Winkel derselben ein kleiner , weilsef
Flecken, welchen der Prinz zu Wied in seiner Beschrei
bung übergangen hat. Der Mund ist gleichfalls weils ein“
gefafst. Das Ohr hat auf seiner hinteren Seite eine schwat“
ze, auf seiner vorderen eine graulichweifse Farbe. Die
Kehle, der Hals, die Brust und der Bauch sind gelblich“
weils. An den übrigen Theilen des Rumpfes und an den
vier Extremitäten, bis zum Fußsgelenke hinab, sind di
Borstenhaare im allgemeinen gelblichgrau , mit einer schwar“
zen Spitze. Diesen Haaren sind aber auch, zumal auf
dem Rücken, beinahe ganz schwarze, an anderen Theile”
ganz gelblichgraue beigemischt, woraus eine dunkel gelb“
lichgraue Schattierung entsteht, Der Schwanz ist schwar2
und hat, von der Wurzel bis zu seinem letzten Dritthem
le, drei bis vier gelblichweifse Ringe. Die nackten Theil
des Körpers sind schwarz. y i
Diese Beschreibung ist von einem ausgewachsene®>
männlichen Indiyiduum genommen, das ich bei eintre“
t
tendem Winter, zur Zeit A wo die mehrsten Säugethiere
= Paraguay so eben ihre : abe Sommerhaare ge-
wechselt haben, erlegte. Zwischen dem Männchen und
em Weibchen trift man keinen merklichen Unterschied
AN, aufser dafs bei dem letzteren die gelblichweifse Farbe
an den unteren Theilen des Rumpfes eine grölsere Aus-
ehnung hat. Was die allfälligen Farbenabänderungen be-
Kift, so habe ich zu wenige Individuen gesehen, um zu
erfahren, ob sich deren beim Aguarapopé vorfinden.
ie Dimensionen des Männchens; defsen Farbe ich
Oben angegeben habe, waren folgende: Esch
2’ 6/4 yon der Spitze der Schnauze bis zur Schwanz- |
Wurzel; 1^2% 3/4 Länge des Schwanzes; 6// Länge
des Kopfes; 1% 2/1 bis ı/ 344 mittlere Höhe, wenn das
Thier im Gehen ist.
Man sieht aus diesen Angaben, dafs die Farben des
tocyon cancrivorus und des Procyon lotor zwar im All-
Semeinen einander ähnlich sind, wie diefs nicht selten bei
‚den verschiedenen Gattungen eines Geschlechtes der Fall
Ist, dafs sie aber, wenn man die einzelnen Theile ver-
gleicht, wesentlich von einander abweichen. Auch das
Srößenverhältnifs der verschiedenen Theile des Körpers ist
“m Aguarapope nicht das nämliche wie beim Waschbä-
ven, indem, zum Beispiele, der.Schwanz beim ersteren
m etwas länger ist als beim letzteren. Ferner hat der Pro-
yon CAncrivorus, wie schon vom Prinzen zu Wied *) be-
merkt ward, in etwas kürzere Ohren, höhere und schlan-
ere Beine und kürzere Nägel als der Procyon lotor. Im
Anbaue hingegen sind beide einander gleich.
‚ Der Asuarapope kommt in dem ganzen, warmen Théi-
Yon Südamerika, der östlich von den Anden liegt, vor.
RR. Aussehen ist dasjenige des bekannten Waschbären von
Ordamerika ; nur ist dasselbe weniger plump als bei
\esem, Seine Bewegungen sind vielmehr leicht und ge-
a :
ley
* Bine .
) Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens, Band II. Seite 301,
= Br
m FIO Bu
fällig; sein Blick ist sanft, sein Auge, dessen Pupille rund
ist, leuchtet bei Nacht. Durch das helle Tageslicht w”
er geblendet; am besten sieht er bei sternenheller Nacht
Sein Geruch ist scharf, eben so sein Gehör. Seinen Rüfsel
gebrauchter, gleich den Cuatis, nicht selten als Tastorgad*
Er bewohnt in Paraguay, wo er übrigens selten isty
die Wälder, welche an den grofsen Sümpfen und an den
niedrigen , leicht überschwemmbaren Ufern der Flüfße
der Ströme und der Seen liegen. In erhabenen, trock&
nen Gegenden , so wie auf offenem Felde, soll man ibt
nie antreffen. Den Wohnungen der Menschen nähert ® |
sich nur selten. Er ist ein nächtliches Thier, das de!
gröfsten Theil des Tages schlafend zubringt und gewöh”
lich erst mit einbrechender Dämmerung. seiner Nahrung
nachgeht. Er hat ein bestimmtes Lager, meist in eine™
hohlen Baume, zu dem er jeden Morgen zurückkehrt;
jedoch soll er, nach der Versicherung einiger Jäger, de?
Tag zuweilen in dem dichten Gesträuche, welches au
den trockneren Stellen der Sümpfe wächst, zubringe®
Seine Nahrung besteht aus Nestvögeln „ Vogeleiern, ein
Krabbenart, welche sich häufig längs dem Paraguaystr0“
me findet, aus Früchten, und wahrscheinlich auch at
Insekten und Würmern ; wenigstens glaube ich Ueberresl®
von solchen in seinem Magen gefunden zu haben.
Im freien Zustande habe ich den Aguarapope, nie be
obachten können. Die zwei einzigen Individuen , welche
ich zu verschiedenen Zeiten selbst erlegt habe, schofs jol
von einem Baume herab, den sie, von meinen Hunde”
aùs ihrem Lager aufgescheuht , bestiegen hatten. Ein av
deres sah ich bedächtig über den tiefen Schlamm ein®
Sumpfes hinwaten , wo es mir unmöglich war dasselbe #
verfolgen. Einige alte Jäger versicherten mich, dafs ma”
den Aguarapope nur gegen den Frühling hin paarweise aP” |
ireffe, und dafs er den übrigen Theil des Jahres hinduro# |
allein lebe. Das Weibchen soll im Frühjahre, d. h, 1” |
Weinmonate oder Wintermonate, zwei bis vier J unge wei
fen, die es in einem ‘hohlen Baumstamme aufzieht«
— 117 —
Da der Aguarapope, wie gesagt, in Paraguay nur `
x n vorkommt, so ist es ein, nicht leicht sich . ereig-
ender i n
nder, Zufall, wenn man auf Junge von ihm stöfst.
selte
e habe mir nie, weder auf meinen Jagden, noch ver-
Nittelst der Bemühungen meiner Bekannten unter den,
‘gern, einen Säugling dieser Thiergaitung verschaffen
onnen, Jedoch sah ich in der Nähe von Villa-Rica bei
AS Landmanne zwei Individuen, welche schon drei Jab-
t waren, und beobachtete sie beinahe während. zwei
Onaten fast täglich. Sie waren äufserst zahm, und spiel-
S4 Ee mit jedem, der ihnen einige Liebkosungen
“chte. Auch mit dèn Hausthieren vertrugen sie sich
schr gut, zeigten aber weder für irgend eine Person noch
Ur irgend ein Thier eine besondere Vorliebe. Man hielt
N angebunden in einem kleinen Verschlage im Haushofe.
ler brachten sie, zusammen gerollt und den Kopf mit
en Vorderbeinen bedeckt, den gröfsten Theil des Tages
Schlafend zu. Gegen Abend wachten sie auf und suchten
‚Nach ihrer Nahrung. Wir liefsen sie um diese Zeit öf-
ters im Hofe frei herumlaufen,, ohne dafs sie den ande-
ten Hausthieren irgend einen Schaden zufügten. Sie be-
SRügten sich damit alle Gegenstände mit ihrer rüfselför-
"gen Nase zu berühren und diese in jede Spalte und je-
“es Loch zu stecken. Dabei giengen sie im Schritte oder
es oder sie galoppirten in Sätzen , und traten bei
allen diesen Bewegungen nie mit der ganzen Fulssohle auf,
Uweilen richteten sie sich, wie die Bären, auf den Soh-
n.der Hinterfülse stehend, in die Höhe, vermochten sich
Aber nicht lange in dieser Stellung zu halten. Den Schwanz
"Ugen sie, auch im schnellsten Laufe, nach hinten und
Unten gerichtet.
i Sie wurden mit Rindfleisch, gekochten Manioewur-
2% und Früchten ernährt. Gleich dem Waschbären nah-
Men sie zuweilen ihre Nahrung. zwischen die beiden Vor-
Tlatzen, denn mit einer Tatze allein konnten sie nichts
“greifen, drückten oder rollten dieselbe zwischen den Fufs-
Sohlen zusammen und brachten sie erst dann zum Munde
e Ha =
nie aber habe ich, so wenig wie der Eigenthümer det
Thiere, gesehen, dafs sie, wie es der Waschbär thut, die
Speisen ins Wasser getaucht hätten, obschon solches iM“
mer in ihrer Nähe vorhanden war. Flüßigkeiten nahme”
sie lappend zu sich,- und tranken oft, aber nie viel auf
einmal.
Laute hörte ich sie keine von sich geben, aufser eine!
‚Art von Knurren, wenn man sie beim Frefsen störte,
was man übrigens so wenig als möglich thun muf, da
sie leicht in heftigen Zorn gerathen uud dann um sich
beifsen. Ihr Koth und ihr Urin hatten einen starken, stin“
kenden Geruch, eben so ihr Fell. Obgleich die zwei In
dividuen von verschiedenem Geschlechte waren, so sollen
sie doch, wie mir der Eigenthümer versicherte, nie cit
Zeichen von Geschlechtsirieb gegeben haben. Sie schie
nen nicht viel mehr Intelligenz zu besitzen als der gesel-
lige Cuati, waren jedoch in ihren Handlungen nicht 50
unbedachtsam und zeigten in etwas mehr Gedächtnifs wie
der letztere; auch achteten sie auf den Ruf ihres Wärters
und sprangen diesem entgegen, wenn sie nicht etwa mil
einem Gegenstande beschäftigt waren, der ihre Aufmerk*
_ samkeit besonders erregte. Indessen unterwarfen sie sich
dem Willen des Menschen nur in so fern, als derselb®
ihren eigenen Neigungen nicht widersprach ; war abet
_ dieses der Fall, so widersetzten sie sich hartnäckig und
machten nicht selten ‚„ wenn man sie zwingen wollte, Ge
brauch -von ihren Zähnen.
Das Fell und das Fleisch des Aguarapope werden bloß
von den wilden Indianern benutzt. Die übrigen Einwob“
ner von Paraguay suchen ihn daher nie in seinen Schlupf
winkeln auf, da er ihnen keinen Schaden zufügt, und ja
gen ihn-bloß, wenn sie der Zufall in seine Nähe führt
So wie er sich verfolgt sieht, klettert er, wenn er sich
eben im Walde befindet, auf einen Baum, wo er dem
Jäger zur leichten Beute wird. Ist er aber nahe bei eine®
Sumpfe, so entflieht er schnell über den unsIcheren Moor“
grund hin, wo ihm kein Hund folgen kann, und versteckt
rr 119 m
sich in dem niedrigen Gesträuche, das denselben stellen-
Aia bedeckt. Wird er auf irockenem Boden von den
“agdhunden eingeholt, so soll er sich muthyoll gegen sie
vertheidigen , ohne ihnen jedoch so gefährliche Wunden
“zubringen wie es ‘die Cuatis thun.
Gen. Guno. Storr.
Yaguape.
` Zwei Gattungen von reifsenden Thieren, die in Pa-
fapuay vorkommen, und beide zum Geschlechte Gulo,
ielfrafs, gezählt werden, haben, ihrer niedrigen und zu-
Sleich breiten Gestalt wegen, von den Guaranis-Indianern
den gemeinschaftlichen Namen Yaguape , d..h. niederge-
drückter Hund, erhalten. In der spanischen Sprache wer-
den sie Uron oder Wiesel genannt. In der That vertreten
sie in ihrem YVaterlande die Stelle unserer Wieseln und
Marder, finden sich aber, in Paraguay wenigstens, in weit
geringerer Anzahl, als jene in Europa. |
Beide Gattungen, von denen man die gröfsere mit
dem systematischen Namen , Gulo barbarus, und die klei-
nere mit dem Namen, Gulo viflatus, belegt hat, stimmen
"War in den mehrsten generischen Kennzeichen mit den
„übrigen Gattungen von Gulo überein, weichen aber in
em Baue ihres Gebifses von demselben ab, wie ich bei
Ser Beschreibung dieser Thiere zeigen werde,
en
Guso BARBARUS, Dem,
(Mustela barbara. L.)
x
Der Gulo barbarus ist schon von mehreren Reisen +
den unter den Namen Taira 9 grand farel, Hyare Ur Se We
re ag
— J20 =
3
richtig genug beschrieben worden , dafs ich mich hier über
‚seine Gattungskennzeichen nur kurz zu fafsen brauche.
Sein Pelz ist dicht und besteht aus Wollhaaren so
wohl als Borstenhaaren. Jene finden sich vorzüglich aM
Rumpfe und an der oberen Hälfte der vier Extremitäten
vor. Sie sind kurz und von grauer Farbe. Die Borsten-
haare sind in etwas steif, rauh anzufühlen und schwach -
glänzend. Ihre Länge beträgt am Rumpfe etwa einen Zoll,
am Schwanze gegen anderthalb Zoll. An den Extremitä-
ten, wo nur die drei vorderen Viertheile der Fufssohlen
keine Haare haben, sind sie lang genug, um die Nägel
beinahe ganz zu verbergen. Das Gesicht paa ist kurz
behaart; “blof um den Mund herum und über jedem Au-
ge stehen einige lange Borsten. Die Nasenspitze ist nackt-
Die Farbe des Pelzes ist am Rumpfe, den vier Ex-
tremitäten und am Schwanze bräunlichschwarz. Das Ge-
sicht ist blafs bräunlichgrau, der übrige Theil des Kopfes,
der Nacken und die Seiten des Halses sind bald aschgrau,
bald gelblichgrau. Die Farbe des Ohres zieht sich in et-
was ins röthlichgelbe. An der unteren Seite des Halses
endlich findet sich ein groiser röthlichgelber Flecken. Die
langen Borsten im Gesichte und die nackten Theile des
Körpers sind bräunlichschwarz,
Bei beiden Geschlechtern. ist die Farbe Ei; Pelzes die
nämliche, Abänderungen finden sich bei diesem Vielfrafse
nur in so fern vor, dafs die Farbe des Kopfes und des Na-
ckens bald heller, bald dunkler und der Flecken am Hal-
se zuweilen gelblichweifs angetroffen wird.
Da ich die Dimensionen, welche ich an einem voll-
kommen ausgewachsenen Individuum gemefsen hatte , nicht
mehr besitze » so verweise ich hieküher meine Leser auf
die Angabe von Azara und des Prinzen zu Wied, und ge-
be hier blofs die Dimensionen des Gerippes von einem
etwa zehn Monate alten Gulo barbarus an:
Su Gi Länge des Schedels; 1⁄/ 8/4 gröfste Breite der
Nirnschale; ı// 10/4 Höhe ‚des Schedels; g% gi
" Länge der Wirbelsäule bis zum ersten Schwanzwirbel 5
b
7” 641 Länge des Schwanzes; 2% 4M Länge des Ober-
Umes; 2 zil Länge des Vorderarmes; 2’ 6/4 Län-
8° des Vorderfufses mit den Nägeln; 2/ ı10/// Länge
des Schenkels; 24 6/44 Länge des Beines; 34 alli Làn-
8% des Hinterfufses mit den Nägeln.
Die Gestalt dieses Vielfrafses ist derjenigen unseres
Marders ähnlich; nur ist beim ersteren der Kopf im Ver-
kun alle zum. übrigen Körper gröfser und die Schnauze
ist Fs als beim letzteren. Die Oeffnung der Augenlieder
. Tund, das Auge klein, schwarz und glänzend, die Pu-
Pille rund. Die Ohren sind kurz, nach oben abgerun-
"ei und am Kopfe anliegend. Der Hals ist muskulos,
lang und beinahe so dick als der Kopf. Die Extremitä-
ten sind kurz, aber äufserst kräftig, die Nägel zusammen |
Sedrückt und in etwas krallenförmig; die Zehen sind bis
' Segen. das letzte Gelenk hin durch eine Haut verbunden,
er Gang des Vielfrafses ist der nämliche wie beim Mar-
r, blofs in etwas schwerfälliger, da er beinahe mit der
yanzen Sohle auftritt,
Die von Azara gelieferte Abbildung defselben ist nicht
Sanz richtig, indem der Kopf zu klein und der Schwanz
u lang: dargestellt sind.
“Die Zahl und die Gestalt der Zähne sind beim aus-
Sewachsenen Thiere so beschaffen, wie sie der Prinz zu
Vied, nicht aber wie sie Azara angiebt. Es finden sich
namlich: in’ der oberen Kinnlade sechs Schneidezähne,
von denen die zwei äufseren gröfser als die vier mittleren
und in ihrer Form Eckzähnen ähnlich sind.. Auf sie fol-
Sen, nach einem kleinen Zwischenraume , zwei starke, in
Siwas rückwärts gebogene, jedoch auf ihrer inneren Seite
schwach ausgeschweifte Eckzähne, und dann auf jeder
le vier Backenzähne, Die zwei ersten von diesen sind
ackig; der dritte hat drei, hinter einander stehende
âcken , von denen die mittlere die gröfste ist, und einen
Satz, talon, mit einem Höcker nach innen; der vierte
Mdlich ist mit zwei Höckern nach aufsen und mit einem,
Weit nach innen laufenden, einhöckerigen Absatze verschen.
= 122 um
In der unteren Kinnlade sind gleichfalls sechs Schneide-
zihne und zwei Eckzähne vorhanden, von denen die letz
teren sich unmittelber an die ersteren anschliefsen. Hin“
ter ihnen aber befindet sich, zur Aufnahme‘ der obere!
Eckzähne, ein kleiner leerer Raum, und dann folgen auf
jeder Seite fünf Backenzähne. Von diesen ist der erst
klein und an seiner Krone abgerundet; der zweite und
der dritte haben jeder eine , fast pyramidenförmige, Za
cke, die seitwärts in ‚etwas zusammen gedrückt ist. De
_ vierte Backenzahn hät drei, hinter einander stehende Za
cken, von denen die mittlere die gröfste ist, und an dd
inneren Seite dieser Zacke einen ganz kleinen > einzack” |
gen ‚Absatz. Die Krone des fünften, sehr kleinen , Backen“
zahnes ist platt und beinahe ohne Gritala, |
Die Milchzähne bestehen, in beiden Kinnladen , aus
sechs Schneidezähnen und zwei Eckzähnen, die den. bler
benden Zähnen ihrer Art gleich, nur kleiner und spitze
wie diese, sind, und aus sechs Backenzähnen, Von de?
letzteren Ebern, ‚ in der oberen Kinnlade, der erste mit
dem ersten, der zweite mit dem dritten und der dritt? |
mit dem vierten , in der unteren Kinnlade der erste und
der zweite mit dem ersten und -dem zweiten, und dd
dritte mit dem vierten der Eana Backenzähne in ma
rer Gestalt überein. l
Der .Zahnwechsel geht gegen das Ende des ersten Jah?
res vor sich. Ich itiba darüber nur die einzige Beobach‘
tung machen können, dafs zugleich mit den neuen Schner
dezähnen auch der vierte untere Backenzahn hervyortritt-
Aus allen diesen Angaben über den Zahnbau de
Gulo barbarus in seinen verschiedenen Altersperioden, ©”
hellt, dafs Azara bei der Beschreibung desselben das ei
Mal ein junges Individuum vor sich hatte, welches eb”
im Wechseln der Zähne begriffen war, und dafs er sic
das andere Mal irrte, als er für die untere Kinnlade zwölf
statt zehn , Backenzähne angab.
Der Darmkanal dieses Vielfrafses ist kurz und ob? |
eine Spur von Coecum. Der Magen ist häutig und zeigt
wi. Ho e
Wenige Mtiskelfasern. Der Gallengang mündet sich nahe:
Unter dem Pylorus aus, Die Harnblase ist muskulos. In
er Ruthe des Männchens findet sich ein > beinahe drei
oll langer, Knochen, an defsen vorderem Ende ein halb-
Mondförmiger, biegsamer Knorpel, in horizontaler Rich-
lung, sitzt. Die Oeffnung der Harnröhre liegt nicht an
r Spitze der Ruthe , sondern auf der unteren Seite der-
selben, etwa vier Linien von der Spitze entfernt. Die Ho-
n befinden sich nahe am After, unmittelbar unter der
aUt und ohne in einen eigentlichen Hodensack gehüllt
i Seyn. Zwischen den Hinterschenkeln bemerkt man eine
TWerlaufende Hautfalte, in deren Tiefe einige, ganz klei-
ne Drüsen sitzen.
_ Der Gulo barbarus scheint über den ganzen warmen
‚Theil von Südamerika > östlich von den Anden , verbrei-
tet zu seyn. In Paraguay kommt er zwar nicht sehr häu-
3 vor; weniger selten hingegen ist er auf dem rechten
fes des Paraguaystromes, in Grofs-Chaco, defsen wilde
Bewohner ihn zuweilen nach Asuncion zum Verkaufe brin-
gen. Er hält sich theils in Feldern , die mit hohem Grase
bewachsen sind, theils in dichten Waldungen auf; dort
dient ihm die verlafsene Grube eines Tatu (Dasypus), hier
‚ein hohler Baumstamm zum: Lager. Er ist nichts weni-
8er als ein blofs nächtliches Thier, wofür ihn, Azara aus-
senommen , die Reisebeschreiber , die seiner erwähnen,
gehalten haben. Erst, wenn der Morgen bald anbricht,
geht er auf Raub aus und verweilt, besonders bei bedeck-
tem Himmel , bis gegen Mittag auf seinen Streifereien. Ich
abe ihn auf meinen Reisen ins nördliche Paraguay noch
um eilf Uhr am Saume der Wälder gesehen, wie er den
‘Pereas nachstellte, Während der grofsen Tageshitze aber
Acht er sich in sein Lager zurück , und verlälst dafselbe
erst wieder gegen Abend, wo er dann bis in die Nacht
Mein jagt. i i j
Seine Nahrung besteht in allen kleinen, wehrlosen
Säugethieren , deren er habhaft werden kann, wie ganz
lunge Rehe und Feldhirsche, Agutis, Kaninchen, Ape-
N
= a
reas und Mäuse. Ferner geht er auf dem Felde den Ynam- |
bus (Grypturus s. Tinamus) und den jungen Straufsen nach; | '
in den Wäldern besteigt er die: Bäume und bemächtigt
sich der jungen Brut der Vögel. Er ist blutdürstig und
. tödtet, wenn es in seiner Gewalt liegt, immer mehr Thie-
re, als er zu seiner Sättigung bedarf. So schofs ich ein
Weibchen, das so eben einen Alector mit zwei Jungen iñ
ihrem Neste umgebracht hatte. Er lebt paarweise. Das
Weibchen wirft im Frühjahre zwei bis drei Junge, wel-
che, nach der Aussage der Jäger, blind zur Welt kommen
sollen, und die es, bis sie selbst auf Raub ausgehen kön-
nen, mit Apereas und Vögeln, wie die in seinem Lager
von mir angetroffenen Knochen zeugten , versorgt.
Dieser Vielfrafs wird zuweilen in Reingting; wenn man
"ihn noch ganz jung einfangen kann, in den Wohnungen
aufgezogen. Man ernährt ihn mit Milch und mit Fleisch.
Pflanzennahrung erträgt er nicht. Wenn man ihm seine
Speise zeigt, so springt er hastig darnach, ergreift sie zu
gleicher Zeit mit den Vorderpfoten und den Zähnen und
entfernt sich damit so weit als möglich von seinem Wär-
‚ter. Dann legt er sich auf den Bauch nieder, und, das
Fleisch mit beiden Pfoten haltend, frifst er dafselbe, oh-
ne Stücke davon abzureifsen, sendise indem er, gleich
den Katzen, mit den Backenzähnen der einen Sets daran
kauet. Wirft man ihm lebendes Geflügel vor, so drückt
er dafselbe in einem Sprunge zu Boden und reifst ihm den
Hals nahe am Kopfe auf. Ein gleiches thut er mit Ka-
ninchen, Apereas und Mäusen , and, wenn er nicht sorg-
sam gezähmt worden ist, selbst mit jungen Hunden und
Katzen, deren Fleisch er aber nur durch den Hunger ge-
zwungen verzehren soll. Er liebt sehr das Blut, A man
sieht ihn gewöhnlich dasselbe ‚„ wenn er ein Thier erlegt
hat, erst auflecken , ehe er vom Fleische geniefst, Sıört
man ihn beim Frefsen so beifst er wüthend um sich. Flüß
‚sigkeiten nimmt er lappend zu sich,
Sein Koth und sein Harn sind ja nicht geruchlos s
wie Azara angiebt; sie stinken vielmehr, wie bei allen
— 125 nd
Raubthieren. Hingegen hat derselbe ganz richtig bemerkt,
afs dieser Vielfrafs, wenn man ihn reitzt und in Zorn
Tingt ‚einen eigenen Bisamgeruch von sich giebt, der
von einer Absonderung der Drüsen , welche in der Haut-
alte unter dem After liegen, herzurühren scheint. In}
er Gefangenschaft begattet er sich nicht und giebt über-
Aupt keine Zeichen von Geschlechtstrieb von sich. Laute
vernimmt man keine von ihm , ausgenommen ein Knurren,
wenn ein Mensch oder ein Thier sich ihm nähert während.
er frist, und ein helles Gekreisch wenn er im Zorne um
Sich beitst,
Behandelt man denselben mit Sorgfalt, so wird er
Segen den Menschen sehr zahm , spielt mit ihm, gehorcht
Seinem Rufe, und folgt ihm, wenn er losgebunden wird,
durch das ganze Haus, gleich einer Katze, nach. Nichis
desto weniger bleibt er ein gefährlicher Feind für alle
Thiere ‚ denen er an Kraft überlegen ist. Die kleineren
austhiere, namentlich Geflügel, sind keinen Augenblick
vor ihm sicher, so wie er freigelassen wird. Ohne sich
an erhaltene Züchtigungen zu erinnern, springt er mit ei-
ter Art von WVuth auf dieselben zu und wird nicht im
Würgen müde, so lange er etwas Lebendes um sich sieht.
Seine Lebensart ändert er in der Gefangenschaft,
wenn er immer angebunden bleibt oder in einem Käfich
gehalten wird, in so weit, dafs er die ganze Nacht schla-
fend zubringt.. Läfst man ihn aber in der WVohnung frei
Tumlaufen, was nur geschieht, wenn sich keine anderen
Jausthiere darin befinden, so befolgt er die nämliche Le-
ensordnung wie im freien Zustande. Er schläft alsdann
auy während den Mitternachts- und Mittagsstunden, und
Jagt am frühen Morgen und Abends bis zum Einbruche
er Nacht den Ratten und den Mäusen nach, yvon denen
T, besser wie keine Katze, das Haus zu reinigen versteht,
r kann sich nämlich, da sein Rumpf sehr dehnbar ist,
durch jede Oeffnung hindurchdrängen , welche grofs ge-
nug ist, seinen Kopf aufzunehmen.
I
\
— 126 —
Das Fleisch dieses Vielfrafses wird blofs yon den wil-
den Indianern, für deren Gaumen keine Art von Fleisch
zu schlecht ist, gegefsen. Auch sein Fell benutzen sie zu”
weilen, indem sie kleine Säcke daraus verferligen ode
dafselbe in Riemen zerschneiden, die sie als Zierrath ge
brauchen. Wird er gejagt, so versteckt er sich, wen!
er die Gelegenheit dazu findet, in einem Erdloche oder i”
` einem hohlen Stamme , oder er klettert auf einen Baum-
Fehlt ihm aber ein solcher Zufluchtsort, so erreichen ibn
die Hunde sehr bald, da er gar keinen schnellen Lauf
hat, und Eee ihn nach einer kurzen , jedoch
muthigen RE
Aulser dem Menschen mag er in Paraguay höchstens
die gröfseren Katzenarien und Schlangen zu Feinden haben.
Guro Vılkarus. Desm.
Dieser Vielfrafs ist in Paraguay so selten, dafs ich selbst |
ihn nie angetroffen habe. In Groß-Chaco kiise kommt
er Winne vor, und die wilden Indianer Mita ihn yon
da in Friedenszeiten zum Verkaufe nach ı FT Da
aber, einige Monate nach meiner Ankunft in dieser Stadt;
Feindseligkeiten zwischen denselben und den Bewohnern
von Paraguay ausbrachen, so konnle ich mir auch auf
diesem WVege kein Individuum verschaften. Die folgende
Beschreibung habe ich meinem verstorbenen Collegenl
Hrn. Dr. Parlet, zu verdanken. $ ;
Der Pelz des Gulo viflatus besteht theils aus kurzen s
weichen, weifslichgrauen Wollhaaren, theils aus geratlen ;
nicht sehr weich anzufühlenden. Borstenhaaren, die am
Kopfe und an den Füfsen kurz sind, am Rumpfe hinge-
gen eine Länge von einem Zoll und am Schwanze, beson-
ders an den Seiten defselben,, eine Länge yon anderthalb
bis zwei Zoll haben. Um den Mund herum stehen einiges
etwa sechszehn Linien lange, starke Borsten, Die Nasen-
senspitze und die Fufssohlen sind nackt,
Fr er a nn ee er... ig -
= 12700
SR }
Die Farhe der Borstenhaare ist im Gesichte, mit Aus-
nahme der Stirn, an der Kehle, dem Halse, an der Brust,
Ba Bauche und- den Extremitäten , mit Ausnahme der
un A Seite des Hinterschenkels und des Hinterbeines $
varz. An den übrigen Theilen des Körpers sind diese
: Ya in ihrer unteren Hälfte ebenfalls Boby ios „an der
a z hingegen gelblichweifs, oder , wie diefs namentlich
Bar M Stirn dex Fall ist, graulichweits. Die — um
TE und, so wie die unbehaarten Theile, als die Nasen-
„. umd die Fufssohlen , sind schwarz. Zwischen dem
Ehen und dem Weibchen, so wie zwischen Alten
ungen, findet kein Unterschied in der Farbe statt.
Der gröfste Gulo vi latus, den Dr. Parlet sah, hatte
ölgende Dimensionen : 2°
4il 6 Länge des Kopfes; ı/ ı// 64 Länge vom Hin-
!erhaupte bis zur Schwanzwurzel; 8% 214 Länge des
Schwarizes; 7’! vordere Höhe; 84 hintere Höhe.
Leider ist der Zahnbau des ausgewachsenen Thieres
Y eh eh f
‚an meinem Freunde nicht untersucht worden ; jedoch sah
Ich bei ihm den Schedel eines jungen Individuums, wel-
Ches die Milchzähne noch nicht gewechselt hatte. Ich
fand diese ganz so beschaffen, wie ich sie beim Gulo bar-
arus beschrieben habe. Stimmen nun beide Thiere in
Zahl und der Gestalt ihrer Milchzähne überein, so läfst
er mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthen, dafs auch
Ihre bleibenden Zahne nicht von einander abweichen. Auf
jeden Fall ist Azara’s Angabe über die Zahl der Backen-
“ihne des Gulo vilfatus unrichtig. Wenn er in der obe-
ven Kinnlade sechs und in der unteren. acht Backenzähne
nd, so hatte er ohne Zweifel ein Individuum vor sich,
we die Zähne zu wechseln begann, wo dann der
“e untere Backenzahn zugleich mit den neuen Schnei-
“ihnen hervortritt. Hr, Fr. Cuvier giebt, in seinem
erke über die Säugethiere, dem Gulo villatus acht Ba-
“tenzähne in der oberen Kinnlade, wie sie auch der Gulo
Arbarus hat, hingegen zwölf ın der unteren, was wohl
“mer näheren Untersuchung bedarf,
rsuchung
AET rer"
— 128 —
Die Bemerkungen, welche mir Dr, Parlet noch übe!
die Gestalt und die Sitten dieses Vielfrafses mittheilte? |
stimmen mit meinen Beobachtungen über die vorherg®
hende Gattung so überein, dafs ich dieselben, um wi
derholungen zu vermeiden , hier unterdrücke,
Zweite Abtheilung. DIGITIGRADA.
Gen. LUTRA
E
|
Paraguay besitzt nur eine Gattung von Fischotter, de
ren erste und bis jetzt einzige Beschreibung wir Azara ve
danken. In seinem Werke über die Säugethiere_ von Pa!
raguay legt er derselben den systematischen Namen vo” |
Mustela lutra brasiliensis bei, indem er sie für identisch |
mit der in Brasilien vorkommenden Fischotter hält. Wirk |
lich herrscht zwischen beiden in Gestalt uad Farbe so vid |
Achnlichkeit, dafs man, ohne die Zähne mit einander 74
vergleichen, die eine blofs für eine Abänderung der a“
deren ansehen könnte. Die brasilische Fischotter hat aber?
nach allen Beschreibungen, die nämliche Anzahl von Zäh’
nen wie die Enapäikche; bei der von Paraguay hingege®
ist diefs nicht der Fall, wefswegen ich sie für eine eigend |
Gattung halte und ihr den Namen lutra paranensis beile
ge, indem man sie sowohl im Parana- als im Paraguay“
strome antrift, und da sie mit der lutra paraguaensis, de“
ren in einigen systematischen Werken erwähnt wird und
die keineswegs in Paraguay vorkommt, nicht verwechselt
werden darf.
á aeee
Lurra PARANENSIS. mihi.
Ich konnte eben so wenig als Azara den Guaranische®
Namen dieser Gattung von Fischotter ausmitteln.
t
Paraguay x so wie überhaupt!längs dem Parana, wird sie
von den Indianern sowohl als von den Kreolen , unrich-
tg zenug, Lobo genannt , indem man sie für eine Art.
von Seehund , auf Spannisch lobo marino , hält.
Ihr Fell ist mit- beiderlei' Arten von Haaren , die sehr
icht und beinahe senkrecht auf der Haut stehen , besetzt.
E Wolaare sigd ehya secht-hinion lang, gerade und
tufserst weich anzufühlen. Die Borstenhaare unterschei-
a Sich yon ihnen nur dadurch, dafs sie ungefahr eine
-anie länger, in etwas steif, und nicht ganz so weich
Anzufühlen 5 überdiefs in ihrer oberen Hälfte stark glän-
‚end sind. Um den Mund herum und über den Augen
Sllzen einige, anderthalb bis fünf Zoll lange, glänzende
„sten , und ein Büschel ähnlicher Haare findet sich hin-
ter jedem Mundwinkel auf einer Art von Warze. Die
Cheidewand der Nasenlöcher,, die Augenlieder und die
Matere Seite der Zehen und der Schwimmhaut sind nackt.
' Die Farbe des ganzen Pelzes, mit Ausnahme der Keh-
È ist dunkelbraun und glänzend. An der Kehle findet Ț
Sich ein grolser, beinahe viereckiger, heller Flecken, des-
sen Farbe je nach dem Alter des Thieres verschieden ist.
cì ganz jungen Individuen, welche noch die Milchzähne
Safsen, fand ich sie bräunlichroth, bei solchen , wel-
‚8 dieselben so eben gewechselt hatten, röthlichgelb,
ad bei ganz ausgewachsenen, mehrere‘ Jahre alten In-
iduen gelblichweifs. Noch ist zu bemerken dafs bei
Ken Blasen die Oberlippe ER rer Pii ER
aren besetzt ist, welche aber beim ersten Ha
Wechsel durch braune ersetzt werden. |
ich rischen dem Männchen und : dem Weibchen fand )
“nen Unterschied in der Farbe. Azara hingegen giebt i
Rn letzteren eine weifse Schwanzspitze, eine Angabe, an!
Eren Richtigkeit ich nicht zweifeln darf, da ich nur zwei,
es Bas. meihliche Kuarignan gesehen hatte ei.
> ei jungen Thieren der Fall ist, in 1 rbe
n dem ausgewachsenen Weibchen abweichen konnten.
5 9
— 130 —
Ein grofses Männchen von dieser Gattung von Fisch“
otter jie folgende Dimensionen:
54 64 iuge des Kopfes; ı 84 847 Länge vom Hin
terhaupt bis zur Schwanzwurzel; 1⁄7% ale des Schwa®”
zes; ı1'/ ungefähr die mittlere Höhe.
Das Weibchen soll nach Azara einen in etwas küs-
zeren Schwanz haben als das Männchen, was aber, bei
ganz jungen Individuen wenigstens, nicht der Fall ist.
Wie verschieden das Verhältnifs der Theile des KO” |
pers zu einander, besonders des Kopfes zum Rumpfe, ba
einem jungen und einem ganz ausgewachsenen Thiere ish
mögen folgende Dimensionen Eulen , die ich. von dem
Gortppè einer etwa vier Monate alten Lutra paranensis her |
nehme:
a/ 84 Zul ganze Länge; 3// g/l! Länge des Kopfes!
2ll lll gröfste Breite der Hirnschale; 1‘ Bu Höb?
derselben; 9 Länge der Wirbelsäule bis zum ersi
Schwanzwirbel; 7’ 6/4 Länge des Schwanzes 3. ST gi!
Länge des Oberarmes; 1% zı/! Länge des Vorder
mes; 1% g// Länge des Vouddiida, 14 gu Lär
ge des Schenkels; 1% 10/4 Länge des Beines; 34 Lám
ge des Hinterfufses.
Obschon diese Fischotter in ihren äufseren Form”
der Europäischen ähnlich ist, so zeigt sich doch , wel
man Theil für Theil vergleicht, zwischen beiden ein b%
deutender Unterschied. Der Kopf der ersteren ist, m
Verhältnils zum übrigen Körper, grofs, von oben nad |
unten zusammen jedsdeke und breit. Das Gesicht nim |
nur den Viertheil seiner Länge ein, Die, nach vorn al
gerundete , Schnauze tritt in etwas über den Unterkie®
hervor. Die Nasenlöcher werden durch halbmondförmif®
Klappen, deren eonyexer Rand nach unten sieht, beinaB®
ganz bedeckt; Azara vergleicht sie einem C, defsen HO
ner nach oben gerichtet sind. Diese Äligoem yerschli
sen die Nosoniäeheht so wie das Thier untertaucht. D”
Auge ist klein, rund, schwarz und glänzend, die Auge®
höhle weit nach vorn gerückt. -Die Ohrmuscheln s
— 131 —
-Bleichfalls klein, etwa sieben Linien breit und eben so
och, und an ihrem Rande abgerundet. Der, muskulo-
"©; Hals hat fast die nämliche Breite wie der Kopf. Der
Umpf ist beinahe walzenförmig, der Schwanz von oben
Nach unten zusammen gedrückt, breit und am Ende ab-
Serundet, Die vier Extremitäten sind kurz, aber schr mus-
ulos, Die Zehen werden durch eine dicke Schwimmhaut
verbunden , welche blofs die letzte Phalanx frei läfst und
eim äufsersten Zehen sogar bis an den Nagel fortläuft.
ag Nägel sind. klein, aber stark, seitwäris zusammen ge-
» und kaum gebogen.
Was die Zähne beirift, so finden sich beim erwach-
Men Thiere in der oberen Kinnlade sechs, dicht an ein-
‚der stehende, Schneidezähne. Die vier mittleren sind
einahe ganz gleich grofs, von den Seiten in etwas zu-
“mmen gedrückt, keilförmig und mit einer convexen,
Scharfen Schneide versehen. ‚Die zwei äufseren sind dicker
Und in etwas länger als die inneren. Sie hahen die Ge-
stalt eines Kegels, und sind nach aufsen und hinten aus-
öeschweift, so dafs sie, in der Richtung des Randes der
Kinnlade, rückwärts gebogen erscheinen und Eckzähnen
ähnlich sind. Aufsie folgt, nach einem kleinen Zwischen-
raume, auf jeder Seite ein sechs Linien langer , in etwas
ückwärts gebogener, kegelförmiger, und nach innen schwach
Usgeschweifter , Eckzahn , und dann vier Backenzähne.
U diesen hat der erste bloß eine stumpfe, kegelförmige
ac te
Tückt
» welche an der inneren und an der hinteren Seite
ın ge 5 z 3
rag ausgeschweift ist. Der zweite ist dem ersten -in
Mer Gestalt ganz ähnlich, nur ist er um die Hälfte gröf-
Ser,
hat a
Der dritte ‚ oder der Reifszahn (grande carnassière),
| N seinem äulseren Rande drei Zacken, von denen
1e Yorderste klein, die zwei hinteren stark sind, und- ei-
a Srofsen, vertieften Absatz, talon, mit einem gekerb-
Rande nach innen. An dem vierten, welcher um
en Dritiheil mehr breit als. lang ist, bemerkt man zwei
“geschliffen Höcker nich aufsen, und zwei nach innen;
9 *
—_— 132% —
und zwischen beiden Paaren eine weite Vertiefung. In
der unteren Kinnlade sind gleichfalls sechs Schneidezähn®
vorhanden, die von innen nach aufsen an Gröfse zuneh”
men, und, wenigstens wenn sie eben hervorgetreten sind,
in der Mitte ihrer scharfen Schneide eine kleine Erhaben“
heit zeigen. Die daran stofsenden Eckzähne sind wie die
jenigen der oberen Kinnlade beschaffen. Auf sie folge
auf jeder Seite fünf Backenzähne. Die zwei ersten dersel“
ben haben die nämliche Gestalt wie die zwei ersten obere”?
Backenzähne; der dritte hat gleichfalls nur eine Zacke,
die an den Seiten zusammengedrückt, nach vorn und nach
hinten aber mit einem , von der Spitze zur Basis herab“
laufenden, Grate versehen ist; in der Mitte des hintere?
Grates erhebt sich senkrecht eine ganz kleine Zacke. Die
Krone des vierten Backenzahnes besteht vorn aus drei Zar
cken, welche die Gestalt von dreiseitigen Pyramiden na
ben und im Dreiecke stehen, und hinten aus einem grofsenz
vertieften Asbsatze, welcher an seinem äufseren Rande ei
nige scharfe Erhabenheiten zeigt. Auf der kreisförmige®
Krone des fünften Backenzahnes bemerkt man ebenfalls
eine Vertiefung.
Die Milchzähne bestehen in jeder Kinnlade aus sechs
Schneidezähnen , zwei Eckzähnen und sechs Backenzäh“
nen, die alle im Verhältnifßs zu den zweiten Zähnen seh?
klein sind. Die Schneidezähne und die Eckzähne weiche
in ihrer Form nur wenig von denen, die sie ersetzen, abı
wohl aber die Backenzähne. Der erste von diesen in de
oberen Kinnlade ist klein und einzackig; der zweite hats
in Gestalt einer vierseiligen Pyramide, eine starke, an de
Kanten schneidende Zacke, an deren inneren Seite ein klei”
ner Absatz, mit einer ebenfalls kleinen Zacke , sitzt, un
einen scharfen , nach hinten laufenden Grät; der dritt
ist zweihöckerig und nach innen mit einem Absatze vo
sehen. In der unteren Kinnlade hat der erste Backenzah®
die nämliche Form , wie der erste in der oberen, der zwei?
te hat eine, nach hinten äusgeschweifte Zacke, und det
dritte zwei dreiseilige Zacken, die hinter einander steheR?
70 2
ag 99 —
Uan ... a ur í 3
i rdiefs eınen kleinen Höcker auf der inneren und einen
ertieftar. : ? ;
lieften Absatz auf der hinteren Seite der zweiten Zacke.
b Alle diese Zähne, dıe Milchzähne sowohl, wie die
leibenden ;
ie haben in ihrem Inneren gröfsere Höhlen, als
ĉr anderen Raubthieren angetroffen werden.
Aus allem, was ich bis jetzt über die Fischotter von
, aguay gesagt habe, ergiebt sich, dafs sie sich von der
rasilischen durch den Mangel der weifsen oder gelblich-
er Längestreifen am unteren Theile des Halses > durch
te Abwesenheit des röthlichgelben Fleckens auf derBrust,
und, wenigstens nach Azara, durch die weifse Schwanz-
re beim ausgewachsenen Weibchen unterscheidet; fer-
aer finden sich bei ihr in der oberen Kinnlade auf je-
r Seite nur vier Backenzähne vor, während die letztere
deren fünf besitzt. Endlich scheint sie mir auch nie die
!ölse der brasilischen Gattung zu erreichen, indem ich
“m Individuum gesehen habe, das in seiner ganzen Län-
Se über vier Fuls maß.
Diese Fischotter kommt in Paraguay längs den bei-
den grofsen Strömen Parana und Paraguay häufig vor, sel-
tener hingegen an den Flüfsen, die sich aus dem Inneren
M jene Ströme ergielsen. Wie weit sie noch südlich von
\
tesem Lande gefunden wird, ist mir unbekannt; jedoch
So > > ese
u man sie am Parana .bis zum neun und zwanzıgsien
rerten
Stade angetroffen haben. : i S
Sie lebt theils auf dem Lande, theil im Wasser, ` Auf
dem Lande bringt sie, des Schlafes wegen oder wenn sie
“onst der Ruhe bedarf, die Nacht und einige Stunden
a Tages zu, Zum Frefsen steigt sie ebenfalls ans Ufer:
“Uweilen unternimmt sie auch Wanderungen zu Lande
und besucht Sümpfe und kleine Seen , die ihrem Wohn-
“ip nahe gelegen sind. Die übrige Zeit- hindurch hält
ste sich im Wasser auf und jagt ihrer Nahrung nach, wel-
Cne allein aus Fischen besteht. Sie schwimmt schneller
und leichter als unsere europäische Fischotter, was wohl
von ihrem breitgedrückten Schwanze herrühren mag, und
ält länger als dieselbe unter dem Wasser aus; auch ist
\
—
ihr Kopf gewöhnlich untergetaucht und ragt nur selten über
dem Wasser empor, wenn sie grofse Strecken durchschwimmb
Ihre Lebensart ist übrigens nicht das ganze Jahr hin“
durch die nimliche. Von der Begattungszeit an, die M
den Monaten Julius und August, d. h. im Winter von
Paraguay, eintritt, bis zum Zeitpunkte, wo ihre jung®
Brut erwachsen ist, lebt sie paarweise , und in einem be
stimmten Reviere. Zu dem Ende sucht sie am Flufs oder
See, den sie bewohnt, ein steiles Ufergehänge auf und
gräbt sich dort eine, vier bis fünf Fuls tiefe Höhle, dere”
Mundloch anderthalb bis zwei Fufs im Durchmesser hab
Hier bringt nun das Paar regelmäfsig die Nacht zu und
legt sich auch den Tag über, bei kühler Witterung, vo!
der Höhle an die Sonne. In dieser Wohnung ist es auch?
wo das Weibchen im Frühjahre zwei bis drei Junge wirft;
die es, gemeinschaftlich mit dem Männchen , mis Fische?
aufzieht. .Zuweilen steigen in dieser Jahreszeit die Was
ser ‚so, dafs sie die junge Brut bedrohen, wo dann die
Alten eine neue, höher am Ufer gelegene Höhle grabe®
und ihre Jungen dahin in Sicherheit bringen. Kaum kön“
nen diese auf der Erde fortkriechen , so folgen sie der Mut
ter ins Wasser und stellen den Fischen nach. Die gan%
Familie kehrt aber jeden Abend, und von Zeit zu Zeil
auch den Tag über, zur Höhle zurück. Auf diese Art le
ben die Fischottern bis in die Mitte des Sommers, #
welcher Zeit sie ihren bisherigen Aufenthaltsort verlasse? |
und sich zu Gesellschaften von acht bis zehn, ja bis zwa®
zig Individuen vereinigen. Alsdann verweilen sie nie lang?
in der nämlichen Gegend, sondern schwimmen währe®
ganzer Tage bald stromauiwäris, bald stromabwärts, und
dringen auch wohl in die kleineren Flüfse und in d#
Scen ein. Dieses letztere geschieht besonders im Herbsi® |
wenn die Wasser anschwellen und die mehrsten Fische d® |
Parana- und den Paraguaystrom verlassen , um die übel”
schwemmten Gegenden zu besuchen, wo sie Nahrung aM
Veberfiufs finden. Auch auf diesen Wanderungen steig?”
die Fischottern den Tag über, sei es um ihre Beute zi
— 135 —
Verzehren oder um auszuruhen , so wie des Nachis, um zu
Schlafen ‚ans Land. Nicht selten setzt es dann Balgereien
Unter ihnen ab „ wobei sie ein Geschrei hören lafsen, das
emjenigen der Katzen, wenn sie sich herumbalgen „ nicht
"ähnlich , aber weit aus stärker als dieses ist.
Ich habe während. der Jagd auf dem Paraguaystrome
nehrmals. Gelegenheit gehabt, solche Gesellschaften von
'schottern in der Nähe zu beobachten. Bald da bald
ma iah diese Thiere, entweder blofs mit = Schnau-
mit dem ganzen Kopfe, an der Oberfläche des
tromes , wo sie schnarrend und schnaubend , das in die
senlöcher eingedrungene Wasser und die zurückgehalte-
te Luft von sich stiefsen. Sogleich aber tauchten sie wie-
è unter und kamen weit von der Stelle, wo ich sie
its den Augen verloren hatte, von neuem zum Vorschei-
ne Von der Oberfläche des Wassers verschwanden sie
ur zweierlei Art, indem sie, entweder gerade heruntersan-
en, oder, den Rücken über das Wasser erhebend, köpf-
mgs untertauchten. Nicht selten hielten sie bei ihrer
Wiedererscheinung einen zappelnden Fisch quer im Mun=
de, mit dem sie sogleich ans Land schwammen und ihn
dort, bis auf den Kopf und die Gräte, verzehrten. Nicht
Nur kleine Fische, sondern auch gröfsere, von zwei und
Mehr Fufs Länge, werden die Beute dieser Raubthiere.
Da diese Fischotter vom Menschen nur selten verfolgt
> SO ist sie auch nicht scheu, und nähert sich so-
Sar, auf ganz kleine Entfernungen, neugierig den Fahr-
eugen , wobei sie sich oft beinahe mit dem halben Kör-
Per über das Wasser erhebt.
Azara’s, auf das Zeugnifs der Payaguas gestützte, An-
gaben über ihre Lebensart im freien Zustande, wie 2. B.
als mehrere Weibchen in der nämlichen Höhle ihre Jun-
Sen werfen, und dafs sie, Männchen und Weibchen, das
Saze Jahr hindurch die Nacht dort zubringen s sind ganz
richtig. Auch begreift man nicht, wie er der Aussage
„eser Menschen einigen Glauben beimeßsen konnte, da er
Ne wie Jedermann:in Paraguay, als die lügenbaftesten
wird
- had
EEE i DE a
— 136 =
und: verschmitztesten aller Indianer kennen mufste. Sein?
eigenen Beobachtungen hingegen , die er an einer zahme®
Fischotter machte, habe ich bei einem Individuum, da
‚ich selbst besafs, bestätigt gefunden. Die meinige war ein
Männchen, und, als ich dieselbe erhielt, etwa zwei M0-
nate alt. Die zwei ersten Wochen ihrer Gefangenschaft
zeigte sie sich störrig und bifs um sich, so wie man Sie
berühren wollte; jedoch scheute sie sich nicht in Gegen
wart eines Menschen ihre Nahrung zu verzehren. Ich 208
sie mit Fischen, rohem Fleische, Milch und Wasser auf
Allmälig ward dieselbe so zahm, dafs ich sie nach. Ver
flufs von zwei Monaten zu Zeiten frei herum laufen liefs;
ohne dafs sie zu entfliehen gesucht hätte. Sie gaukelf®
mit ihrem Wärter, so wie mit Katzen und Hunden, g&
horehte seinem Rufe und folgte ihm im Hause nach:
Weder dem Geflügel noch den anderen Hausthieren füg
te sie Schaden zu. So wie man sie frei liefs, besuchte
sie gewöhnlich zuerst den Wasserbehälter, der in eine
Ecke des Hofes eingegraben war, und badete sich dort ei
nige Zeit lang. Warf man alsdann einen lebenden Fisch
in den Behälter, so hatte sie denselben im Augenblicke
erhascht und verliefs hierauf sogleich das Wasser , uM
ihre Beute im Trocknen zu verzehren. ‚Mehrmals nahm
ich ihr den gefangenen Fisch aus dem Munde, ohne daß
sie sich dagegen sträubte, und warf denselben wieder 1”
den Behälter; aber kaum war dieses geschehen , so hat“
te sie auch den Fisch wieder herausgeholt. Leider wurd®
mir dieses, so zahme Thier von einem Pferde zertretten»
sonst würde ich den Versuch gemacht. haben , es zum
Fischfange im Paraguaystrome abzurichten , was mir auchy
nach dem lenkbaren Charakter, den es bis dahin gezeigt
hatte, zu schliefsen, ohne Zweifel gelungen wäre.
Diese Fischotter schlief bei Nacht und während de”
Mittagsstunden , wozu sie sich gewöhnlich zusammenrol#
te; die übrige Zeit hindurch war sie wach, jedoch ohn?
sich, wie es andere Raubthiere thun, an dem Riemen, mit
dem sie angebunden war, viel hin und her zu bewege
x
! oe 1397 ——
Selbst wenn sie losgebunden wurde; gieng sie nur kurze '
et im Hofe herum , und suchte bald einen Menschen oder
ta Hausthier auf „ neben das sie sich hinlegte. Ihr ge-
Wöhnlicher Gang war ein langsamer Schritt; zuweilen
‘Prang sie in Sätzen. Ueberhaupt aber waren ihre Bewe-
SÜngen auf dem Lande weder gewandt noch rasch. Laute
Sab sie nur dann von sich , wenn man sie durch Mifs-
ndlung in Zorn brachte. Es war ein eigenes Gekreisch ,
aà sich etwa dem Geschrei der Katzen vergleichen läfst.
te die mehrsten Raubthiere liebte: sie die Reinlichkeit 5
und legte ihren Koth gewöhnlich an der nämlichen Stelle
Ab. ini Wasser enthielt.sie sich .der Entledigung desselben
Und stieg für diese immer aus dem Behälter. Sie verbrei-
tete endlich keinen unangenehmen Geruch, wie diefs bei
der europäischen Gattung der Fall ist.
Das Fleisch der Fischotter wird in Paraguay sowohl
von den Indianern als von den Kreolen für ungenielsbar
Sehalten. Auch hat es, frisch gebraten oder gesotten , kei-
nen angenehmen Geschmack; wird es aber erst gebeizt und
‘ dann zubereitet, so läfst es sich efsen. Das Fell s wel-
ches in Europa geschätzt sein würde, bleibt gleichfalls
unbenutzt, Da diese Thiergattung also für die Einwohner
von keinem Gebrauche ist und denselben auch keinen
Schaden zufügt, so bewohnt sie ungestört, wenigstens von
eite des Menschen , die Gewässer von Paraguay und de-
ren Ufer, à
Will man Jagd auf sie machen, so thut man am þe-
» zur Zeit, wo sie sich paart, ihre Höhle aufzusuchen
“nd sich in der Nähe derselben auf die Lauer zu stellen.
ann hält es nicht schwer das Thier zu erlegen, wenn es
Sien
` ans. Land steigt. Verfolgt man aber die Fischotter im
asser, so ist es wohl leicht ihr einen tödlichen Schufs
| “izubringen, äufserst schwer aber ihrer habhaft zu wer-
“U, indem sie, auch noch so verwundet, immer noch
Üntertaucht und dann nicht mehr zum Vorscheine kommt,
ùr ein Mal habe ich eine Fischotter in einiger Entfer-
nung vom Wasser angetroften ; der Hund, welchen ich
— 138 —
mit mir führte , griff sie sogleich an, fand aber hartnäcki-
gen Widerstand, indem-sich das Thier mit seinen Zäh“
nen muthig vertheidigte, wobei es zugleich einige krei-
schende East von sich gab; -und nih hätte
sie auch ihren Zufluchtsort in der Gefahr, das Wassers
wieder erreicht, wenn ich meinem Hunde nicht zu Hül-
fe geeilt wäre.
Unter den Säugethieren hat die Fischotter blofs de?
Jaguar zum Feinde, welcher sie des Nachts, wenn si@
am Ufer ausruht, beschleicht. Im Wasser aber stellt ihr
noch ein anderer, eben so furchtbarer Feind nach, eine
grofse Wasserschlange nämlich, die zum Geschlechte Eris
gehört. So fand ich in dem Magen einer solchen Schlan-
ge, die eine Länge von achtzehn Fufs hatte, eine, bei“
nahe ausgewachsene Fischotter.
=
Gen. CANIS. L
Canas JusaTus, Desm.
(Canis campestris. M. de Wied. Canis brachyurus.)
Der Aguara- guazu.
Die gröfsere von den -zwei Gattungen des Hundege
schlechtes, ‚welche in Paraguay wild vorkommen , Re in
der guaranischen Sprache Aguara-guazu, d. h. grofser Agua“
ra, zuweilen auch Yagua pyta, rother Hash; genannt.
Dieses Thier ist in Paraguay nicht schr sekieti jedoch
so scheu und flüchtig, dafs ich mir dasselbe nie habe ver”
schaffen können, en ich auf meinen Reisen mehrere In^
dividuen aus der Ferne sah, und des Nachts ihre Stimme hörte
Die folgende Beschreibung ist daher nicht das Resultat mer
ner eigenen Beobachtungen , ‚sondern rührt von meine®
Freunde, Dr. Parlet, her, welcher einen zahmen Aguara“
guazu überein Jahr besefsen hatie.
m nn a et rather
eg -
— 139 —
Die Haare des Aguara-guazu sind denjenigen des eu-
"opäischen Wolfes ähnlich, gerade, beinahe rauh anzu-
len, und glanzlos, An der Schnauze, einige lange
Osten ausgenommen, die über der Oberlippe sitzen ,
“nd an den Fülsen sind. sie kurz; auf dem Nacken hin-
Segen und zwischen den Schulterblättern haben sie eine
Ange yon yier Zoll und bilden eine Art von Mähne; an
en übrigen Theilen des Körpers sind sie ungefähr drei
AON lang, Die Farbe des Felles ist, am gröfßsten Theile
es Kopfes, auf dem Rücken, an den Seiten des Rum-
pfes , an der äufseren Seite der vier Extremitäten, und
‚um Theil auch am Schwanze rothbraun, am Bauche, an,
er inneren Seite der vier Extremitäten und an der Spitze
des Schwanzes graulichgelb. Im Gesichte, von den Au-
gen bis an die Spitze der Schnauze, geht die rothbraune
Farbe allmälig in die schwarze über. Die Kehle und das
nnere der Ohren ist weifslichgelb, Die Mähne und die
Füsse, bis an den Tarsus, sind bräunlichschwarz. Längs
der vorderen Seite der vier Extremitäten läuft ein dunkel-
brauner Streifen bis zu den Füfsen hinab, welcher übri-
gens von der rothbraunen Farbe nicht scharf getrennt
ist, sondern auf der äufseren Seite unvermerkt in diesel-
be übergeht. pi
Was die Dimensionen des Aguara-guazu betrifft, so
Sagt Hr, Parlet uns so viel: „Er ist beiläufig von der Gröfse
des europäischen Wolfes, scheint mir aber nicht völlig so
ang zu seyn, einen weit kleineren Kopf, eine dünnere
und mehr zugespitzte Schnauze, einen kürzeren Schwanz
und feinere Extremitäten zu haben. Ueberhaupt, fährt
r. Parlet fort, sieht er in seiner Gestalt und in seinen
wegungen mehr einem Wolfe als einem Fuchse gleich.
‘uch seine Zähne sind denen des Wolfes ähnlich, nur
Wd sie bei weitem nicht so grofs und scheinen auch mit
s% > j s . a : *
der Gröfse des Thieres nicht im Verhältniß zu seyn. *)
ET TEN ;
*) Nach der, yon Azara erwähnten Angabe eines Kreoien , des Hr. No-
zeda, soll der Apwara-guazu nur zwölf Backenzähne in der unteren
Kinnlade haben, was ohne Zweifel ein Irrthum ist.
PR
BEST
,
= 10 —
Der Aguara-guazu bewohnt in Paraguay den Saum der
grolsen Waldungen , besonders derjenigen, welche nahe
bei Sümpfen oder Flüfsen gelegen sind; jedoch trift ma?
ihn auch zuweilen auf den, mit hohem Grase bewachse“
nen Feldern an. Von seiner Lebensart ist nur wenig be
kannt, denn er fürchtet den Menschen so sehr, nd wit
tert- oder hört denselben aus einer solchen Entfernung!
dafs es unmöglich wird, ihn auch nur auf Augenblicke
in der Nähe zu kockaichaie Den gröfsten Theil een Jah
res hindurch lebt er allein, und, wie es scheint, in kei
nem bestimmten Reviere, indem er nie lange in der näm“
lichen Gegend gesehen wird. Den Tag bringt er im dich“
testen Gehölze zu; gegen Abend und bei Nacht geht e
seiner Nahrung nach, in ganz unbewohnten Gegenden zu“
weilen auch bei Tage. Im Herbste sollen sich beide Ge-
schlechter eirata, zu welcher Zeit sie auch häufiger,
als während den übrigen Jahreszeiten , ihr starkes Gebell
hören lafsen, von em das Thier ohne Zweifel seinen Na-
men erhalten hat und das A- gua-a lautet. Gegen Ende
des Augstmonates trift man zuweilen schon. junge Aguara“
guazu’s an, die aber noch nicht frefsen können. Was ei-
gentlich die Nahrung dieses Wolfes ausmache, ist bis jetzt
berähe ganz unschan, nur so viel weifs man, dafs ef
zuweilen die Pflanzungen besucht und dort die Zucker-
rohre an ihrer unteren Hälfte benagt. Azara glaubt, ef
nähre sich hauptsächlich von Krabben, die sich in den
Sümpfen vorfinden sollen. Ich mufs aber bemerken, daß
ich in Paraguay nur längs den fliefsenden , grofsen Was“
sern, nie aber in Stopi Krabben jaiai habe; ehet
mag er sich, wie auch Azara angiebt, von Mäusen, Reb-
hühnern und Eiern von Sumpfvögeln, vielleicht auch von
Acutis, Apereas, Tatus u. s. w., mähren. Gröfsere Säu-
gethiere scheint er nicht anzugreifen ; wenigstens rich”
tet er unter dem. Viehstande nicht den geringsten Scha“
den an,
Ueber den Aguara-guazu im zahmen PER giebt
Hr. Dr. Parlet folgende Nachrichten: „Ich erhielt ein
mansis 141 nm
f
a Monate altes Individuum » welches ein Land-
set einigen Wochen mit Milch aufgezogen hatte.
2 schon das Thier grofs genug war, um Fleisch frefsen
onnen, so fuhr ich dennoch fort, ihm die nämliche
ah zu reichen , da man mich N hatte, dafs
er gung Bi- und Schaffleisch. nicht NA 3
rn dasselbe wieder hervorbreche. Später gab ich ihm
Nckerrohr und Pomeranzen die er beide sehr zu lieben
E Da er doch seinen Zähnen Baron PR lEEBhEReEr
RE, Thier war, so mufste ihm auch irgend eine Art von
leisch unschädlich seyn. Ich schofs ihm daher auf der
agd erst einige Apereas, die er, so wie ich ihm diesel-
ên vorwarf, sogleich verzehrte, ohne dafs ich die gering-
‚le üble Wirkung davon an ihm bemerkt hätte. Nun gab
ich ihm auch ein Kaninchen, Ratten und Mäuse, so wie
allerlei Arten yon Vögeln, bei welcher Nahrung er schnell
und kräftig aufwuchs. Nach einem halben Jahre machte
Ich den Versuch ihn Rindfleisch frefsen zu lafsen, um
Mich von dem Grunde oder Ungrunde der Behauptung
Seines ehemaligen Besitzers zu überzeugen. Er brach aber
das rohe Rindfleisch eine Stunde, nachdem er dasselbe
genofsen hatte, unverdaut wieder aus, das gekochte hin-
Segen ertrug sein Magen in kleiner Menge recht gut. Sei-
ba Art zu freisen war diejenige des Haushundes; auch
> Plüfsigkeiten nahm er lappend zu sich. Da ich ihn
Sa behandelte und, oft liebkoste, ‚so wurde er wohl zahm ,
We aber zutraulich. So wie man sich ihm näherte, zog
sich schüchtern zurück und duckte sich so lange, bis
man ihm durch einige Liebkosungen friedliche Absichten
Sezeigt hatte. Meine Stimme unterschied er übrigens von
Jeder anderen, und kannte auch den Namen, den ich
Am gegeben hatte; selbst wenn cine fremde Person ihn
ci demselben rief > hob er den Kopf empor. Gauckeln
and Spielen, sei es mit einem Menschen oder mit einem
iere, oder auch mit irgend einem leblosen Gegenstan-
©, sah ich ihn niemals. Ueberhaupt habe ich nie einen
Ausdruck von Freude an ihm bemerkt; als wenn ich ihn
`
f
Ei
$
A
5
i?
g.
= 142 u
einige Stunden in meinem, gut eingezäunten, Baumgal“
ten frei herum laufen liefs. Alsdann wälzte er sich ™
Grase und sprang in weiten Sätzen im ganzen Garte?
herum; so wie man sich aber ihm näherte , suchte er 50“
gleich sich zu verstecken. Um ihn wieder ‚einzufange®>
mufste man ihn, in dem Winkel oder unter dem Gesträu“
che, wohin er sich bei Annäherung des Menschen zurück“
gezogen hatte, beim Halsbande aii, denn sogar al
„meinen, ihm wohlbekannten, Ruf kam er nie von selb
zurück. Fügte man ihm irgend eine Beleidigung zu, ode!
kamen fremde Hunde ins Haus, so fing er an zu knurrens
sträubte seine Mähne und brach endlich in eine Art voß
Gebell aus. Mit den Thieren, welche seine Hausgenofse®
waren, als mit Hunden, Katzen, Hühnern und Entén,
vertrug er sich gut, d. h. er fügte ihnen keinen Schade”
zu. Die erößkere Hälfte des Tages, von zehn Uhr Mor
gens bis fünf Uhr Abends, brachte er gewöhnlich schla*
fend zu, eben so einige Stunden nach Mitternacht. Die
übrige Zeit bewegte er sich in langen Schritten um den
Pfahl herum, an dem er angebunden war, oder safs, wie
ein Kettenhund, aufrecht und beobachtete aufmerksam
was um ihn her vorging. Unter seinen Sinnen schienen
mir sein Gehör und sein Geruch sehr fein zu seyn. Bei
hellem Sonnenlichte war sein Gesicht schwach , schärfer
hingegen in der Dämmerung, Bei dunkler Nacht leuch“
teten zuweilen seine Augen. |
Die Bewohner von Paraguay erlegen den Aguara“
guazu, da er ihnen keinen Schaden zufügt, und sie we
der sein Fleisch noch sein Fell benutzen, nur dann, went
sie ihn zufälliger Weise auf der Jagd antreffen. Dieß
geschieht übrigens nicht häufig, denn er wittert und hört
Menschen und Hunde schon aus großer Ferne und ent |
zieht sich durch eine schnelle Flucht ihrer Verfolgung”
Geschicht es jedoch, dafs er von den Hunden eingeholt
und umzingelt wird, so soll er sich nur schwach gege”
dieselben mit seinen Zähnen vertheidigen,
i
t
Canis Azanm s. BrasrLieNnsis. M. de Wied:
` Per Aguarachay.
Einige Naturforscher halten den Fuchs von Paraguay ,
Welchen Azara zuerst unter dem guaranischen Namen Agua-
tachay, d. h. krauser Aguara, beschrieben hat, für iden-
sch mit dem nordamerikanischen , dreifarbigen Fuchse,
Canis cinereo — argenteus. Da aber die Beschreibungen ,
"€ man yon- diesen beiden Thieren hat, keineswegs mit
mander übereinstimmen, und ich weder in mehreren Ab-
dungen „ noch in zwei lebenden Individuen der letzt-
_ Senannten Gattung den Fuchs von Paraguay erkennen konn-.
te, so stimme ich dem Prinzen zu Wied bei , welcher
den Aguarachay als eine eigene Gattung ansieht,
Der Pelz dieses Fuchses besteht aus beiderlei Arten
Yon Haaren. Die kurzen Wollhaare sind äußerst fein
Und weich; die Borstenhaare sind nicht ganz gerade, son-
ern in etwas gekräuselt, wiewohl nicht sehr weich anzu-
fühlen, an der vorderen Hälfte des Gesichtes, an den Bei-
[ùen und den Fülsen kurz, an den übrigen Theilen des
Körpers aber bis zwei und einen halben Zoll lang. Ueber
der Oberlippe, hinter den Mundwinkeln und über den
“ugen stehen einige lange Borsten. Die Nasenspitze und
t€ untere Seite der Zehen sind nackt,
Die Farbe des Pelzes ist im Gesichte, von der Na-
tnie his zu.den Augen, bräunlichschwarz, jedoch un-
mittelbar unter den Augen in etwas dunkler als auf der
se, wo einige Haare eine weifse Spitze haben. Die Un-
'erkinnlade ist graulichschwarz mit Ausnahme des vorde-
ten Theiles:der Lippe, welcher eine weifse Farbe hat. Die
Aare der Stirn und des Scheitels sind röthlichbraun ,
Bit weifser Spitze; die vordere Seite des Ohres ist grau,
te hintere röthlichbraun, Der Näcken, der Rücken, die
iten des Halses und des Rumpfes sind graulichbraun,,
Mit etwas gelb in der Mischung, das Resultat des ring-
migen Farbenwechsels der einzelnen Haare. Diese sind
— 144 —
»
nämlich an ihrer Basis gelblichgrau, höher schwarz, dant
gelblichweifs und an der Spitze schwärzlichbraun. Die
nämliche Farbenmischung zeigt auch der Schwanz bis ge
gen sein Ende hin, welches schwarz ist. Die äufsere Seile
der vier Extremitäten ist bräunlichroth, was vorn an den
zwei vorderen Extremitäten ins schwärzlichbraune über
Die hintere Seite der Füfse, gleich über den Zehen, ist
schwarz. Die Kehle, der Hals, die Brust, der Bauch und
die innere Seite der vier Extremitäten sind weils, die lan-
gen Borsten im Gesichte und die nackten Theile des Kör-
pers schwarz. |
Die Farbe des Aguarachay ist röcde in der Jugend
dunkler als im Alter, so wie im Sommer bläfser als im
Winter. Bei dem Männchen und :dem Weibchen ist sie
die nämliche; auch habe ich sonst keine Farbenabände-
rungen bei diesem Fuchse gefunden.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen , männlichen
Aguarachay sind:
5/ al! ganze Länge; 6/,4/4 Länge des Kopfes; 1
5/ ı1//! Länge vom Hinterhaupte bis zur Schwanzwur-
zel; ı/ ı/ g(/! Länge des Schwanzes; ı/ 3 die mitt“
lere Höhe.
In seinem Zahnbaue stimmt dieser Fuchs auf das genau-
ste mit dem unserigen , Ganis vulpes , überein, nur sind
seine Eckzähne in Dis Kinnladen beinahe um drei Li-
nien kürzer als es beim letzteren der Fall ist. Vergleicht
man die Schedel beider Thiere > so finden sich zu
ihnen folgende Verschiedenheiten. Das Gesicht läuft beim
Aguarachay nach vorn spitzer zu, die Stirn ist höher und
die Jochbogen sind in ihrer Mitte weniger nach aufsen
und nach oben gewölbt, als beim gemeinen Fuchse. Fer-
ner ist bei jenem das Hinterhauptloch beinahe noch einmal
so breit als hoch, während es bei diesem fast eben so hoch
als breit ist. Endlich ist bei der paraguayischen Gattung
die untere Kinnlade , besonders der aufsteigende Ast der“
selben , weitaus gröfser als bei der Europäischen , und ihr un“
terer Rand nicht convex, sondern gerade. Im Gesichtswinkel
— tn
* beider
en zu
Gattungen zeigt sich ein Unterschied von fünf Gra-
Gunsten des Aguarachay.
. Das Aussehen , die Haltung und der Gang dieses Fuch-
en ganz die nämlichen wie bei dem unserigen. Was
‚© Sinne betrifft, so scheinen der Geruch und das Ge-
r die schärfsten zu seyn. Lange nicht so scharf ist sein
uge, welches, gleich demjenigen mehrerer Katzenarten;
IR Srofse Empfindlichkeit gegen das Licht zeigt. Es
AO nämlich durch den Sonnenschein geblendet und die
“Pla die. in der Dämmerung -und des Nachts grofs
uad rund ist, zieht sich. bei hellem Tage zu einer klei-
nen, vertikalen Spalte zusammen ; auch leuchtet es nicht
Selten bei Nacht. Es folgt also hieraus, dafs der Aguara-
„ay in der Dämmerung befser als bei Tage sieht. Sein
oth und sein Harn haben einen sehr stinkenden Geruch ;
den man auch zum Theil an seinem Felle bemerkt.
„ Er scheint in dem gröfsten Theile von Südamerika;
"stlich der Anden, vorzukommen. In Paraguay bewohnt
"r das dichte Gestrüpp; ganz offene Gegenden und das
ünere der grofsen Waldungen besucht er wohl. auf sei-
ten Jagden, hält sich ‘aber dort nie lange Zeit auf. Er :
ebtin einem bestimmten Reviere, im Sommer und Herbste
Allein, während dem Winter und dem Frühling paarwei-
ki Den gröfsten Theil des Tages bringt er schlafend: in
Seinem Lager zu. In der Dämmerung und bei Nacht geht
T auf Raub aus; wo er sich dann nicht selten über eine.
tunde Weges von seinem Lager entfernt. Seine Nahrung
esteht in allen kleinen, wehrlosen Säugethieren, wie
cutis , Paca’s, Kaninchen, Aperea’s, Mäuse u. s. W., SO
Wie im zahmen und wilden Geflügel, defsen er habhaft
Werden kann. Selbst Fröschen und Eydechsen verschmäht
N nicht, sucht die Krabben längs dem Ufer der Flüfse
WE und richtet nicht selten bedeutenden Schaden in den
"ckerrohrpflanzungen an. z
N; Ich habe zuweilen auf meinen Reisen, wenn ich die
ächle im Freien zubrachte » bei hellem Mondscheine auf
i 10
we
Augenblicke diesen Fuchs beobachten können. War id
bei einer Hütte gelagert, wo Bisamenten gehalten wur“
‘den, so sah ich ihn, sich mit der gröfsten Vorsicht de“
selben nähern. Immer geschah dieses unter dem Winde»
so dafs er Menschen und Hunde schon von weitem witter”
konnte, Mit leisem, ganz unvernehmbarem Tritte schlich
er längs den Umzäumungen oder durch das Gras, inde®
er oft grofßse Umwege machte, bis in die Nähe der En
ten, sprang dann plötzlich. auf eine derselben los, ergl
sie mit den Zähnen beim Halse, so dafs sie kaum ein”
Laut von sich geben konnte, und entfernte sich schnell
mit seinem Raube, den er hoch emporhielt, um im Lauli
nicht gehindert zu werden. Erst wenn er sich in Siche" |
heit glaubte, in einiger Entfernung von dem Orte, w
er seine Beute erhascht hatte, verzehrte er dieselbe, wa
man des anderen Tages an den zurückgelafsenen Feder?
und Knochen wahrnehmen konnte. Wurde er durch da
Geräusch, von Menschen oder Hunden, in der Ausfüh
rung seiner Räuberei gestört, so zog er sich sogleich aul
einige Zeit ins dichte Gebüsch zurück, kam aber dan
später von einer anderen Seite wieder zum Vorscheine un
untersuchte, ob er sein Vorhaben sicherer ausführen kör
ne. Auf diese Weise erschien er in der nämlichen Nach!
vier bis fünfmal in der Nähe einer Hütte, und verschwand
dann wieder, bis er zuletzt den, für ihn günstigen AW
‚genblick gefunden hatte, seinen Raub zu begehen. 6%
' lingt ihm übrigens ein Fang nicht in der einen Nacht
so läfst er sich darum. nicht abschrecken, sondern mach!
die folgenden Nächte neue Versuche. So hatte ich eine”
Fuchse, der mir eine Ente geraubt hatte, mehrere Näch!
hinter einander auflauren lafsen; er zeigte sich aber nicht
obschon wir jeden Morgen seine frischen Ferten in de
Nähe fanden. Die erste Nacht hingegen wo er niemand”
‘auf der Lauer bemerkte, besuchte er den Hühnerhof.
Auch im Walde und auf offenem Felde sah ich de®
Aguarachay seiner Nahrung nachgehen. Dort aber ist ®
|
|
|
in Verfolgung der Beute weniger behutsam , da er theils
t
ucht so yiel Feinde, wie in der Nähe von Wohnungen ,
j befürchten hat, theils mittelst seines schnellen Laufes
1e kleinen Säugethiere bald eingeholt, die er nicht un-
Yersehens überfallen kann, So wie er ein Thier verfolgt,
älter, gleich den Jagdhunden, die Nase nahe am Bo-
M; sucht ‚er aber erst die Ferte desselben auf, so läuft
” hin und her und hebt von Zeit zu Zeit den Kopf in
die Höhe und gegen den Wind. Sind die Zuckerrohre
Ihrer Reife nahe, so besucht er die Pflanzungen, und zwar
Dicht allein der vielen Mäuse wegen, die sich dort auf-
alten , sondern duch um die Zuckerrohre selbst zu be-
Ragen, Er frifst aber nur einen kleinen Theil der Pflan-
Un denjenigen nämlich , der sich gleich über der War-
a findet und den mehrsten Zucker enthält, Da er nun
Jedesmal zehn und mehr Pflanzen anbeilst, und die um-
Sefallenen Rohre sogleich sauer und hiermit unbrauchbar
Werden, so. richtet er zuweilen durch seine wiederholten
suche in den Pflanzungen bedeutenden Schaden an.
Im Sommer und Herbst lebt er, wie ich schon oben
bemerkt habe, allein. Im Winter aber, wo die Begat-
lungszeit eintritt, suchen sich die beiden Geschlechter auf,
Und lassen alsdann des Abends und bei Nacht häufig den
“ut A- gur-a, und nicht, wie Azara angiebt, gua-a-a,
Aren, Dieses Gebell erheben‘ sie übrigens auch zu ande-
ven Jahreszeiten , besonders wenn eine Wetteränderung
vorsteht, Das Männchen und das Weibchen wählen sich
Fun ein gemeinschaftliches Lager, bald im dichtesten Ge-
Vüsche, bald unter losen Baumwurzeln oder in der ver-
“senen Höhle eines Tatu , welche sie in etwas vergrös-
‚ern, Einen eigenen Bau, wie unser Fuchs that, unter-
"chmen sie nicht. Im Frühjahre, d. h. im Weinmonate,
wirft das Weibchen in diesém Lager drei bis fünf Junge,
IR ‘eg in den ersten Wochen nur selten verläßt, Wäh-
end dieser Zeit soll ihm, nach der Versicherung mehre-
X Jäger, das Männchen einen Theil- seines Raubes zu~
Agen. So wie aber die Jungen frefsen- können, so ge-
ig 1Q *
a e AS
ij
hen die Alten, wieder beide, auf die Jagd aus und ve“
sorgen ihre Brut gemeinschaftlich mit Nahrung. ` Gege?
das Ende des Christmonats trifft man schon junge Aguara-
ehay’s an, welche der Mutter auf ihren Streifereien fol
gen. Zu dieser Zeit trennt sich das Männchen vom Weib-
chen, und auch dieses verläfst dann bald seine Junge®™
Der Aguarachay wird in- Paraguay sehr häufig als
Säugling eingefangen und gezähmit. Geschicht das letzte“
re mit Sorgfalt, so kann er, wie schon Azara bemerkt;
gewilser Mafsen zum Hausthiere gemacht werden. So sal
ich zwei Individuen, das eine bei Hrn. Espindola- in Sl,
Antonio, das andere auf einer Meierei bei Villa Real
welche beinahe eben so zahm, obschon nicht so folgsamı
waren wie Haushunde. Beide hatte man noch, ganz jung
gefangen und einer säugenden Hündin, der man einig?
ihrer Jungen weggenommen hatte, ins Nest gelegt. Aui
diese Art wurden sie mit den Hunden aufgezogen, mil
denen sie sich gut vertrugen. Ihren Herrn lernten sie bald
kennen, kamen auf seinen Ruf zu ihm , suchten ihn zu“
weilen von selbst auf, gauckelten mit ihm und belecktel
seine Hände. Gegen unbekannte Personen waren sie gleich“
gültig; mit fremden Hunden aber vertrugen sie sich nicht
ihre Haare sträubten sich, so wie sie deren erblicktens
und sie fiengen zu bellen an. Man konnte sie frei her
umlaufen lafsen, ohne dafs sie zu entfliehen suchten, ob
‚gleich sie oft ganze Nächte hindurch von Hause abwesend
waren. Indessen zeigten sie sich nicht sehr folgsam , und
konnten weder durch Güte noch durch Gewalt zu etw
gezwungen, wohl aber durch Schläge von einer Handlung
abgehalten werden. Der häusliche Zustand hatte ihre an“
gestammte Lebensweise nur wenig verändert. Sie schli
fen einen grofsen Theil des Tages hindurch, wachten ge
gen Abend auf, liefen dann einige Zeit im Hause heru”
und ‚suchten sich ihre Nahrung auf, oder spielten mit ih“
rem Herrn. Mit einbrechender Nacht verliefsen sie d%
Haus und jagten, wie die wildlebenden Aguarachay’s; im
Wald und.Feld, oder stahlen von den benachbarten Hül“
į
4
au fg
a 149 mn
en Hühner und Enten weg. Gegen Morgen kehrten sie
Wieder nach Hause. Allein auch da war das zahme Ge-
En nichts weniger als sicher vor ihnen, sobald sie das-
e unbemerkt rauben konnten. 'So wie sie sich aber
"Obachtet glaubten, warfen sie kaum einen Blick auf die
u UST, z
Da beide Thiere den Hunden, mit denen man sie
. 5°20gen hatte, sehr zugethan waren, so begleiteten sie
Pibg gewöhnlich , wenn ihr Herr mit den letzteren
na le ‘Jagd ritt, und halfen das Wild aufsuchen und
Olgen. Ich selbst habe mit diesen Füchsen mehrmals
jagt, ‚und erstaunte über ihren äufserst feinen Geruch ,
‚em sie im Aufsuchen und in Verfolgung einer Ferte
lie besten Hunde ühertrafen. War ein Wild aufgestochen,
10 verloren sie nie die Spur desselben , sie mochte auch
„och so oft durch andere gekreuzt seyn. Am liebsten jag-
A sie. Rebhühner, Acuti’s > Tatu’s und junge Feldhir-
e, alles Thiere, denen sie auf ihren nächtlichen Strei-
reien nachzustellen gewohnt waren; auch grofse Hirsche,
ĉcari’s, und selbst den Jaguar, halfen sie jagen. Dauer-
e aber die Jagd mehrere Stunden fort, so ermüdeten sie
ar als die Hunde, und kehrten dann nach Hause zu-
k, ohne auf das Zurufen ihres Herren zu achten.
ei dieser Gelegenheit beobachtete ich eine sonder-
“wohnheit des Aguarachay, von welcher mir schon
e Jäger gesprochen halten, und die ich nicht zu
N Wenn er nämlich ein Stück Leder, oder
Lappen Tuch oder sonst einen, ihm unbekannten,
vu stand auf seinem Wege anti > so ergreift er ei
a den Zähnen % trägt ihn eine Strecke weit ee
` Wi ihn dann in einem Gebüsche oder in ho em
der g, _ Worauf er seinen Lauf fortsetzt, ohne später zu
a telle zurückzukehren. Dieser Sitte wegen müfsen die
è nden » welche die Nacht unter freiem Himmel zubrin-
tons ihre Zäume 3 Sattelgurten 2 W. gut verwahren ,
o a sie ihnen leicht von einem Aguarachay weg-
sen, nicht aber, wie Azara behauptet, gefressen. So
t
“— rjo —
wurde mir auf einer Reise ein Zaum, und -einem meine!
Reisegefährten ein Schnupftuch entwendet, die wir am an“
deren Morgen, in einiger Entfernung von unserem Lage
und in dichtem Gestrüppe, unversehrt fanden.
Der Balg des Aguarachay wird nur selten, sein Fleisch
aber, das einen sehr widrigen Geschmack und Geruch hats |
nie von den Einwohnern von Paraguay benutzt. Denno!
wird ihm, des Schadens wegen, den er unter dem zah `
men Geflügel und in den Zuckerrohrpflanzungen anrich”
tet, häufig nachgestellt. Man fängt ihn entweder in Fal-
len oder schiefst ihn des Abends auf der Lauer, odë |
hetzt ihn mit Hunden zu Tode. Diese letztere Art ihn 4
tödten ist die gewöhnlichste. Man sucht ihn zu dem En“
de aus dem Gebüsche, in welchem er sich versteckt hält“
ins Freie zu treiben, wo ihn die Jäger zu Pferde, zugleich |
mit den Hunden, verfolgen können, Anfangs läuft er seb
schnell, so dafs ihn die Reiter beinahe aus den Aug!
verlieren; nach einer Viertelstunde aber fängt er an a
ermüden, und wird nun bald eingeholt. Gegen die Hur
de sucht er sich alsdann mit den Zähnen zu vertheid
gen, wird aber sogleich von ihnen in Stücken zerrifse™
Es hält übrigens zuweilen schwer genug, einen Aguar
chay aus seinem Schlupfwinkel ins Freie hinaus zu wre? į
ben , indem ihm die Hunde in der Gewandtheit, dur”
das verschlungene Gebüsch und die stachlichten Bromel
‚durchzuschlüpfen , weit nachstehen.
Aufser dem Menschen mag wohl der Agnarachay ker
nem anderen Feinde unterliegen , indem ihn sein scha!”
.. . ’. . }
fes Gehör und sein äufserst feines Geruchorgan vor jede!
unversehenen Ueberfalle sichern, und er durch sei’
schnellen Lauf der Verfolgung entgehen kann.
a 0i ==
Cısıs Domesticus s. FAMILIARIS, L.
<
Der Haushund.
a.) Der amerikanische Hund.
Es ist
3 wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs Ame-
Tı zi
,
schon vor dessen Entdeckung durch die Spanier,
Mue eigene Race von Haushunden besaß. Hr. von Hum- \
oldt beweist diese Thatsache * ) theils durch die Geschich-
te der Eroberung von Amerika, theils durch einige India-
usche Sprachen, in denen er ein cigenes Wort für den
Taushund fand. Im Jahr 1535 trafen die Spanier, wel-
he zu der Expedition von Alonso Herera gehörten, in
Neu-Granada stumme Hunde an; nach Garcilasso fanden
Sich solche auch in Peru > wo sie von den Indianern von
Xauxa und Huanca selbst göttlich verehrt wurden. Die
exicaner hielten gleichfalls schon vor der Eroberung ei-
len stummen Hund, den sie afsen, und dessen Fleisch
Später den Spaniern > vor Einführung des Rindviehes, so
unentbehrlich war, dafs er allmälig ganz ausgerottet wur-
de,**) Endlich bemerkt Hr. von Humboldt, dafs sich in
Canada jetzt noch stumme Hunde vorfinden. _Ob aber
m Südamerika jene Urrace von Hunden ganz zu. Grunde
Segangen sei, oder ob sich noch Ueberreste davon aus-
Mitteln lassen, darüber giebt er keinen Aufschlufs; er
‚ warft blofs, da ihm, besonders in Quito.und Peru, die
STolse Anzahl von schwarzen, nackten Hunden auffiel, die
age auf, ob diese Hunde schon vor der Eroberung in
nerika vorhanden gewesen , oder ob sie von den Por-
lugiesen aus Afrika seien eingeführt worden.
Als Beitrag zu Hrn. von Humboldt’s Angaben mögen
folgende Resultate meiner Nachforschungen über den ame-
tkanischen Hund in Paraguay dienen. Auch ich fand in
en Sprachen mehrerer indianischen Stämme, wie der
ms un
*) Ansichten der Natur, Band I. Seite 87. und Voyage au nouveau con-
Ji tinent. Tom. 2, pag. 624 :
? Clavigero Storia di Mefsico, T. 4. pag. 73,
EEE nen gene ne eaae aa a
=== 152 pa
Abiponer, der Payaguas, der Guaranis , der Lenguas U-
s. W., einen eigenen Namen für den Hund, während die-
sẹ Indianer alle anderen, von den Spaniern eingeführten
Hausthiere mit dem spanischen Namen bezeichnen. =
der abiponischen Sprache heifst der Hund Netegink,
derjenigen der Lenguas Nektilaga , und auf a
Yagua. Ob in den zwei ersteren dieser Sprachen der Na-
me des Hundes noch eine andere Bedeutung habe, ist mif
unbekannt; von der Guaranischen Mieke weifs ich be-
stimmt, dafs diefs nicht der Fall ist. Das Wort, Yagua
ist ein Stammwort, das man in vielen anderen Wörtern,
immer mit der nämlichen Bedeutung g, wieder findet, z. B.
in den Namen Yaguarete, Körper des Hundes, Boiyagai l
Hundsschlange, Yaguay , Hundswasser u, a. m. Dieses
Dasein eines TENA für den Hund in den indianischen '
Sprachen, so wie die daraus zusammen gesetzten- Benen-
nungen yon wildiebenden Thieren > von Wassern und Ge-
genden , beweisen wohl, dafs die Indianer den Hund schon |
vor der Entdeckung von Amerika kannten.
Als einen Ueberrest dieser Urrace, obschon gröfsten-
theils mit den eingeführten europäisehen Hunden gemischt;
sche ich aus mehreren, weiter unten anzuführenden Grün-
den einen kleinen, schwachen > haarlosen Hund an, der
häufig in Südamerika vorkommt. Die allgemeinen Kenn-
Beichen desselben sind: ein im Verhältnifs zum Rumpfe
in etwas kleiner ‘Kopf, eine spitze Schnauze, aufrecht ste-
hende oder wenigstens nur mit der Spitze nach vorn über-
hängende Ohren, ein fetter Rumpf, feine Extremitäten
und ein spindelförmiger, meist hängender Schwanz, end-
lich noch eine haarlose dunkelaschgraue, in etwas ins
blaue spielende Haut, die zuweilen einige fleischfarbene
Flecken hat, Diese Rice hat mit dem sogenannten tür-
kischen Hunde (canis xgyptieus), der aus Afrika stammen
soll, grofse Aehnlichkeit, wird aber in Amerika nicht für
nischen Ursprungs gehalten. Man nennt sie näm-
lich Perro chino. Perro heifst so viel als Hund; das Wort
chino aber hat, in Amerika wenigstens , zweierlei Bedeur
j|
— 153 —
tung. In der reinen spanischen Sprache will es Chinese
oder Chinesisch sagen , in einigen Theilen von: Südame-
rika aber, namentlich in Paraguay, wo diese Sprache mehr
oder weniger verdorben ist, bedeutet es auch Indianer
Oder Indianisch. *) Es ist also mehr als wahrscheinlich,
als durch die Benennung Perro chino ein einheimischer,
wad nicht ein chinesischer Ursprung, für welchen kein
“und vorhanden war, sollte angedeutet werden, und
Wenn Hr. von Humboldt das Gegentheil vermuthete, so
Seschah diefs wohl nur darum , weil ihm der Doppelsinn
es Beiwortes chino unbekannt war, =:
i Wichtiger noch als dieser Name des nackten Hundes
‘st die Thatsache, dafs er in gröfserer Anzahl als jede
Andere Race über das ganze, warme Südamerika verbreis
tet ist , Obschon er, seiner Häfslichkeit und Unbrauchbar-
cit wegen, gering geschätzt wird und man also seine
rmehrung eher zu hindern als zu begünstigen sucht,
ben so merkwürdig ist der Umstand, dafs sich die nack-
ten Hunde weniger mit den ‘anderen Racen mischen, als
€s diese unter sich thun, und dafs, wenn auch eine Ver-
Mischung statt findet, die Jungen gewöhnlich der Mutter
Nachschlagen. So habe ich in Paraguay nie eine hehaar-
te Hündin gesehen, welche haarlose oder nur halbbehaar-
te, noch eine nackte Hündin, welche halb oder ganz be-
aarte Junge geworfen hätte. Jedoch findet man zuwei-
leni » Obwohl nur selten, einen nackten Hund, dessen Haut
a cinigen wenigen, borstenartigen, weifsen Haaren be-
Setzt ist, Ferner trift man noch bei dieser Race Indivi- |
en an, welche nicht bellen , sondern nur heulen kön-
nens ich sah sogar deren zwei, die keinen anderen Laut,
& eine Art von Gewinsel, von sich zu geben vermochten.
lese Stimmlosigkeit muls übrigens bei den nackten Hun-
en noch häufig genug vorkommen, denn mehrere Ei-
Senthümer von grofsen Meiercien, wo immer ‚sehr viele
ee
) In Paraguay bezeichnet man dén Indianer öfter durch den Namen Chi-
no als durch den von Indio; will man aber von einem Chinesen reden,
so sagt man Chino de la gran China.
Hunde gehalten werden, versicherten mich , öfters Hunde
von dieser Race besefsen zu haben, die weder bellen konn“
ten, noch bei Züchtigungen starke Töne von sich gaben-
Nimmt man nun alles zusammen, was ich über den
nackten Hund von Südamerika gesagt habe, so wird mal
die Vermuthung nicht zu gewagt finden , dafs derselbe eiñ
Abkömmling des stummen, haarlosen Hundes sei, wel
chen die Spanier bei Entdeckung des neuen Welttheile
als ein Haustbier der Indianer *) vorfanden.
b.) Der eingeführte europäische Haushund.
Die Spanier führten in Paraguay mehrere Racen. vo?
Haushunden ein; keine derselben ist aber rein geblieben;
sie haben sich im Gegentheile so sehr mit einander ver-
` mischt, dafs es bei den mehrsten paraguayischen Hunden
unmöglich ist, die Race anzugeben, von der sie abstamı-
men. Die Racen, von welchen ich einzelne Kennzeichen
am häufigsten bemerkt habe, sind der Fleischerhund, det
Windhund, der spanische Wachtelhund und der Schäfer-
hund. Seltener sind Bastarden von Pudel, von der Dogg?
und vom Pommer. Bei einer solchen Vermischung det
verschiedensten Racen, von grofsen Hunden mit kleinens-
von starken mit schwachen, läfst sich wohl erwarten, dafs
die Hunde in Paraguay nichts weniger als schön sind
Das vielfache Kreuzen der Racen hat aber nicht nur auf
ihre Gestalt, sondern auch auf ihre Stärke und ihre intel-
lektuellen Fähigkeiten einen sehr nachtheiligen Einfluß
ausgeübt. Starke Hunde nämlich, wie gemeiniglich in
Europa die Fleischerhunde , die Doggen und die Schäfer“
hunde sind, findet man nur wenige in Paraguay, so daß
es oft schwer hält, eine gute Meute für die Jagd des Ja
guar zusammen zu bringen, Ferner zeigen sie beinahe gaf
keine Gelehrigkeit und wenig Anhänglichkeit an ihre®
men
* : " . m i . . :
) Die Indianerinnen haben jetzt noch eine große Zuneigung zu jene”
haarlosen Hunden, und ziehen deren nicht selten neben ihren Kinder"
an ihrer Brust auf,
FE.
= 159 —
Herrn, Was ihnen aber an Kraft und Intelligenz abgeht,
pe dureh die Schärfe ihrer Sinne und durch ihren Muth
“setzt. Beinahe alle haben einen feinen Geruch, so dafs
Man sie fast ohne Ausnahme zur Jagd gebrauchen kann;
“ner besitzen sie, gleich den Windhunden, ein scharfes
Auge und ein eben so scharfes Gehör, welches letztere
Vorzüglich bei denen der Fall ist, die gerade aufstehende
hren haben.
Die geringe Anhänglichkeit an ihren Herrn hat zur
N olge, dafs sie zuweilen denselben verlassen , in unbewohn-
e Gegenden ziehen und verwildern.*) Jedoch geschieht
diefs in Paraguay nur selten ; in der Banda oriental und
den Pampas von Buenos-Ayres hingegen stöfst man häufig
auf ganze Truppen verwildeter Hunde, auf Spanisch Per-
tos zimarrones. genannt, die sich übrigens weder durch `
Ihre Gröfse, noch durch ihre Gestalt oder Farbe, von den
Zahmen unterscheiden. Diese Thiere graben sich dort in
den weiten Ebenen Höhlen in die Erde, theils um ihre
Jungen darin aufzuziehen, theils zu ihrem eigenen Schu-
tze gegen Kälte und Regen. Sie leben von der Jagd; Ka-
Ninchen, Tatus, Rehe und Hirsche , besonders aber Käl-
ber und Füllen der wilden und zahmen Heerden, die vor
der Reyolution in zahlloser Menge auf jenen Ebenen wei-
deten, sind ihre Nahrung. Sie jagen entweder allein oder,
Wie es zuweilen die Wölfe thun , auch truppweise. Den
Menschen greifen sie nicht an, vielmehr fliehen sie bei
Seinem Anblicke. Jung gefangen lassen sie sich leicht zäh-
Men und unterscheiden sich dann von den anderen Haus-
unden nur durch schärfere Sinne ugd gröfseren Muth.
Bei der grofsen Anzahl sowohl zahmer als verwildeter
unde, die sich in Paraguay und südlicher, längs dem
aranastrome, finden, ist es ein Glück, dafs in diesen
ändern , überhaupt, so viel ich weils, in ganz Südame-
Yıka, die Hundswuth eine unbekannte Krankheit ist; ein
ae, IR
*) Man sieht nicht ein, warum der Prinz zu Wied (Beiträge zur Natur-
geschichte Brasiliens Band II. Seite 333.) einer so bekannten Thatsa-
che widerspricht.
— 156 e
Beweis, dafs Hitze und schnelle Abwechslung der Tempe“
ratur zur Erzeugung dieser Krankheit wenigstens nicht hin“
reichen. Wohl hört man zuweilen Geschichten von toller
Hunden , welche Menschen und Thiere sollen gebifsen ha
ben; spürt man aber solchen Erzählungen nach , so el
giebt sich immer, dafs die Gebifsenen nicht von del
` Wuth befallen wurden, Ich selbst habe mehrere Hunde;
die man für toll ausgab, einfangen lassen und Wochen
lang beobachtet, konnte aber nie die geringste Spur vol
Wasserscheu an ihnen bemerken. Diese Hunde waren ent-
weder von Natur bösartig, oder hatten irgend eine Wun“
de, in der sich Würmer erzeugten, was sie zuweilen bei-
nahe rasend macht, oder sie litten an einer Darmentzün-
dung, wobei sie aber nicht nur keinen Widerwillen ge
gen das Getränk, welches ich ihnen vorsetzte , zeigten, son“
dern im Gegentheile dasselbe begierig auflappten--
Eine andere, in Europa gemeine Krankheit, welcher
die Hunde in Paraguay gleichfalls nicht ausgesetzt sind,
ist die sogenannte Sücht, Hingegen trifft man nicht sel-
ten Hunde an, die von einer Art von Rachitis befallen
sind. Bei diesen Individuen haben sich der Kopf, det
Rumpf und der Schwanz immer gehörig entwickelt, die
Extremitäten aber sind im Verhältnifse zu diesen Theiler
viel zu kurz, zugleich verdreht, wie bei den Dachshun-
den, und an den Gelenken mit knöchernen Auswüchsen
‚besetzt. Ich sah solche Hunde, die von der ‘Spitze der
Schnauze bis zur Schwanzwurzel drei Fufs mafsen und
nur vier Zoll hohe Beine hatten.
Gen. F ELISE,
Ferııs Osch, LE
Der Jaguar.
Der Jaguar, felis onca, in der guaranischen Sprache;
welche in Paraguay üblich ist, Yaguarete, d. h, Körper
des
Hundes genannt, wurde ehemals bald mit afrıkani-
Schen, bald mit kleineren amerikanischen Katzenarten ver-
Wechselt, Don Felix de Azara war der erste, welcher die
nterscheidenden Kennzeichen dieser Katze richtig angab,
“nd einige Umstände über ihre Lebensart, diese jedoch
Qcht nach eigenen Beobachtungen , hinzu fügte. Alle spä-
teren Reisebeschreiber , welche den östlichen Theil von Süd-
Amerika besucht haben , erwähnen des Jaguars , ohne uns
Mehr Als Azara zu belehren. Die vollständigste Beschrei-
A und die treffendsten Abbildungen sind von Hr. Fr.
Uvier, inseinem Wercke über die Säugethiere, nach zweien
üdividuen, welche sich in der Menagerie von Paris be-
den, geliefert worden. Diese beiden Jaguare, die der
etfasser für junge, nicht ausgewachsene, Thiere hielt,
Mufsten, nach dem angegebenen Maafsstabe zu urtheilen ,
Ihr volles Wachsthum erreicht haben; auch die Farbe
Und die Zeichnungen ihres Felles waren so, wie man die-
selben am gewöhnlichsten antrift. Dessen ungeachtet,
a ich auf meinen Reisen Gelegenheit fand, sehr viele Felle
Yon Jaguaren zu vergleichen, und lebende Individuen , so-
\
Wohl im freien Zustande, als in Gefangenschaft, zu be-
Obachten, glaube ich den Beschreibungen der Herrn Azara
‚ “ad Cuvier noch einige Bemerkungen über die Abweichun-
Sen in der Farbe, über das Vaterland und über die Le-
“usart dieses Raubthieres hinzufügen zu können,
er Jaguar ist mit kurzen, dicht stehenden, geraden,
in ee 45 r
Elwas glänzenden, und weich anzufühlenden Haaren
edeckt, welche im Inneren des Ohres, an der Kehle,
M unteren Theile des Halses, der Brust und dem Bau-
a etwas länger sind als am übrigen Körper. . Einige,
el bis vier Zoll lange, steife, borstenartige Haare ste-
„N über jedem Auge, auf beiden Seiten über der Ober-
Ppe und in der Mitte beider Backen hervor. Streichelt
Man des Nachts einen Jaguar, so hört man ein Knistern,
wd sieht zu Zeiten aus den Haarspitzen elektrische Fun-
‚A springen, Die Grundfarbe seines Felles, dessen Haare
N ihrer ganzen Länge gleichfarbig sind, ist bei den mehrsten
— Eee
Individuen röthlichgelb, ausgenommen im Inneren des Ob-
res, an der Schnauze, der unteren Kinnlade, der Kehle,
dem unteren Theile des Halses, an der Brust, der ınn®
ren Seite der vier Extremitäten, an dem Bauche und 9
gen das Ende des Schwanzes , wo sie weils ist. . Das gan2®
Fell ist theils mit kleineren , schwarzen , kreisförmigen?
länglichten, oder unregelmäfsig gestalteten , theils mit grös-
seren gelblichrothen, schwarzumrandeten, und in ihre?
Mitte mit einem oder zweien schwarzen Punkten beset
ten Flecken besprengt. Die schwarzen , vollen Flecke?
finden sich besonders am Kopfe, am Halse, an den vie
Extremitäten, der unteren Seite des Körpers und an dem
Schwanze. Wo die Grundfarbe des Felles die weifse is»
da sind sie in geringerer Anzahl , aber gröfser und unre”
gelmäfsiger, als an den übrigen Theilen ; besonders ish
diefs der Fall mit der inneren Seite der Beine, wo sie oft
Querstreifen bilden. Auch an der hinteren Körperhälfte
sind sie, sowohl auf der röthlichgelben als auf der weis“
sen Grundfarbe , gröfser als an der vorderen und bilden
am unteren Drittheile des Schwanzes, dessen Ende schwat?
ist, zwei bis drei volle Ringe. Ueber die Brust sind sie
oft wie ein Brustriemen gereiht. Beständig findet sich ein
‘schwarzer Flecken an jedem Mundwinkel, und ein ande“
rer, mit einem weifsen oder gelben Punkte in der Mitter
bedeckt den hinteren Theil des Ohres. Die gelblichro“
then, schwarzumrandeten Flecken finden sich am Nacken,
an den Schultern, den Seiten des Rumpfes und den Weir
chen. Ihre Zahl ist gering, ihr Umrifs mehr oder weni“
ger kreisföormig und ihr Durchmesser von zwei bis drei
_ Zollen. Auf dem Rücken fliefsen sie in einen unregel*
mäßsigen Streifen, der sich auf dem Kreuze in zwei theilb
zusammen. An den Seiten des Körpers bilden sie ab” |
keine mit dem Rücken gleich laufenden Reihen, wie di
bei anderen Katzenarten der Fall ist- Uebrigens trift ma”
kaum zwei Jaguarfelle an, auf denen die schwarzen vol“
len Flecken, mit Ausnahme derer an den beiden Mund“
winkeln, den Ohren und dem Ende des Schwanzes , in
Bleicher Anzahl vorhanden oder gleich vertheilt wären.
Den so verhält es sich mit den ringförmigen Flecken;
Nur ist bei diesen, wie schon Hr. F. Cuvier bemerkt hat,
es beständig , dafs nie mehr als fünf, höchstens sechs,
“selben in eine, auf den Rückgrat senkrechte , Linie
fällen, a
. Der weibliche Jaguar ist im Allgemeinen von etwas
Däfgerer Farbe, als der männliche, auch hat er weniger
ige Flecken am Halse und auf den Schultern ,
Mehr aber ‚ Obschon kleinere , auf den Seiten des Körpers.
Diefs wären die Farbe und die Zeichnungen des Ja-
Stars , wie man sie am häufigsten antrifft. Nun gibt es’
über eine Menge von Abänderungen derselben. Nicht nur
N kein Fell ganz gleich gefleckt wie das andere, sondern
“e weichen oft in ihrer Grundfarbe ganz von einander ab.
iese Verschiedenheit sah ich am auffallendsten in einer
ammlung von zwanzig und einigen Fellen , welche der
Ommandant von Villa-Real, ein grofser Liebhaber der
àguarjagd , zusammen gebracht hatte. Ein Fell war durch-
Schends graulichweifs, und ohne schwarze Zeichnung; nur
bemerkte man. eine dunklere Schattierung an den Stellen,
wo die schwarzen, vollen, und der schwarze Rand der
Selblichrothen Flecken. erscheinen sollten. Schon Azara
‘ah in Paraguay ein solches Fell und hielt es für das ei-
nes Albinos; eine Meinung die mir um desto wahrschein-
cher yorkommt s da nach der Versicherung. des Jägers,
Welcher den Jaguar , von dessen Fell hier die Rede ist,
“rlegt hatte, die Haut unter den Haaren und die Klauen
°S Thieres gleichfalls weils gewesen waren. Bis man aber
"a lebendes Individuum dieser Art untersucht haben wird ,
afst sich nicht ausmachen ob die weifse Farbe eine natür-
tche Abänderung oder Krankheit sey, In den übrigen F ellen
Pets die Grundfarbe'vom weifslichgelben zum gelben, röth-
selben, gelblichrothen, röthlichbraunen ; o A ise
ienbraunen und endlich zum schwarzen über. Die schwar-
Ze à BER 5 Kos
> so wie die kastanienbraune Farbe gehört zu den sel-
teuen ; doch habe ich theils in Paraguay , theils in Brasilien
— 100 —
mehrere solche Felle zu Gesichte bekommen. Obschon
nun alle Häute dieser Sammlung so sehr in ihrer Grund-
farbe von einander abwichen ; so liefsen sich doch bei allen
die charakteristischen Unterscheidungszeichen des Jaguar’ >
nämlich die oben beschriebene Gestalt und Vertheilung
der Flecken, nachweisen. Die schwarzen Häute braucht?
man nur von der Seite anzusehen, um die noch dunkle“
ren Flecken gewahr zu werden, Bei denselben waren auch
die gewöhnlich weilsen Theile des Körpers schwarz, n0
in etwas blafser, und bei einem dieser Felle fand ich 3ê
kastanienbraun,
In der Gröfse des Jaguars zeigt sich ebenfalls ein®
nicht geringe Verschiedenheit. Als Normalmaafs kann mal
die Dimensionen annehmen, welche Hr. F. Guvier vo
dem männlichen Jaguar, der sich in der Menagerie zu
Paris befand, angiebt. Sie sind:
3/ 84 vom Hinterhaupte bis zur Schwanzwurzel ; n”
Länge des Kopfes; 2’ 2% Länge des Schwanzes ; 2l
6// mittlere Höhe.
Das Weibchen ist gewöhnlich 4, kürzer und Ye
niederer als das Männchen.
Ich habe nur wenige Jaguare, und das blofs läng
dem Paranastrome zwischen dem sieben und zwanzigstel
und vier und dreifsigsten Grade südlicher Breite, gesehen?
S
welche diese Dimensionen um einige Linien übertrafe”
Wohl hörte ich oft von Jaguaren sprechen, die ein
Höhe von beinahe drei Fufs sollten erreicht haben; ma”
trügt sich aber schr leicht bei diesen Mefsungen , inde”
man die gerade ausgestreckten Zehen des todten Thier”
mit mifst und also zur Höhe rechnet, noch unrichtig”
sind die an den Fellen genommenen -Maafse, weil diese
ben beim Trocknen stark gespannt und ausgedehnt wei
den. In Paraguay, zwischen dem drei und zwanzigsie®
und sieben und zwanzigsten Breitengrade, traf ich selte”
einen. Jaguar an, welcher die oben angeführte Gröfßse @"
reicht hätte, und im nördlichen Theile dieses Landes sun“
sie schon merklich kleiner als im südlichen. Bei der
— ıı —
Vergleichung der in Paraguay aufbewahrten trocknen Häute
teses Thieres mit denen „ welche ich mir in der südlicher
Belegenen Provinz Entre-Rios verschafft hatte, fand ich
© letzteren immer zwei, drei bis vier Zoll länger und
eter als die ersteren. Noch kleiner als die Jaguare aus
ey scheinen. die zu seyn, welche im nördlichen Bra-
ER Ye Wenigstens waren alle Felle dieser Katz-
> die ich in Bakia und Pernambuco sah, sehr klein.
uch nach den neueren Reisebeschreibungen zu urtheilen,
üßsen dort die Jaguare denen am südlichen Theile des
âtanastromes an Gröfse ‚Stärke und Muth weit nachstehen.
x Wenn man die vielen Abänderungen in Farbe und
“chnung,, und die, jenach den Ländern die er bewohnt,
Verschiedene Gröfse des Jaguars betrachtet, so könnte man
Rh leicht verleiten lassen, mehrere Arten dieses Raub-
Mies anzunehmen. Ich habe aber, bei der großsen An-
ahl yon Fellen , und lebender sowohl als todter Indivi-
ven, die mir zu Gesichte kamen, zwischen den zwei oder
Tei Arten, die man aufzustellen versucht sein dürfte,
Immer eine solche Reihe von: Uebergängen gefunden, dafs
Man nur die Verschiedenheit der Extreme, nicht aber die
der Zwischenglieder gewahr wird. Noch ein anderer Grund
St 5
ur die Nichtannahme mehrerer Arten ist für mich das
‚"öfseverhältnifs, in welchem alle Theile des Körpers zu
e a ; a ;
Wander stehen, und das ich auch bei den, in Farbe
Und
fand, N
be annt
absoluter Gröfse verchiedensten Jaguaren immer gleich
un ist mir im ganzen Thierreiche kein Beispiel
.„ wo dieses Verhältnifs bei zwei unzweifelhaften
"ten Yas nämliche wäre. Ich mufs jedo®h bemerken,
US man > Obschon selten, Jaguare antrift, deren Schwanz
a Extremitäten in Vergleichung mit dem Körper in et-
= ZU kurz sind. Dieses Mifsverhältnifs rührt aber nach
nen anatomischen Untersuchungen von emer Art von
achitis her, welche sich in Paraguay nicht nur bei ver-
“hiedenen Säugethieren , sowohl wilden als zahmen,, son-
En auch bei einigen Gattungen von Vögeln vorfindet. ;
11
— 162 —
Der Jaguar bewohnt das warme und gemäfsigle Süd-
amerika, von den Ufern des Orinoco an bis an die Mün-
dung des La Platastromes. - Nirgends aber mag er häufi-
ger angetroffen werden als längs den Strömen Paranas
' Paraguay und Uruguay. Es ist wohl nicht zu bezweifeln,
dafs die zahlreichen Viehheerden, welche in den Ebene®
von Buenos-Ayres, von der Banda Oriental, von Entre
Rios und von Paraguay weideten, und die Gleichgültig“
keit, mit welcher die Besitzer dieser grofsen Heerden der,
von den Jaguaren angerichteten Schaden, ansahen , die
Vermehrung dieser Thiere in jenen Gegenden begünstig
ten. Da man aber zugleich am Parana und am Uruguaf?
zwischen dem sieben und zwanzigsten und vier und dreis
sigsten Breitengrade, die ER stärksten und farcht
bareh Jaguare findet, und da sie zwischen diesen Brei
ten in Farbe und Zeichnung, den Unterschied der Ge
schlechter ausgenommen, am wenigsten von einander ab
weichen, während sie hingegen in Paraguay und im nörd
lichen Theile von Brasilien weit aus kleiner sind, und die
oben angegebenen Verschiedenheiten dort häufig unto
ihnen vorkommen, so möchte fast eben so wenig zu be
zweifeln sein, dafs das wahre Vaterland dieses Raubthier®
das gemälsigte Südamerika zwischen den angeführten Brei
ten sey.
Das Aussehen des Jaguars ist in etwas schwerfällig’
und hat mehr einen Ausdruck von Kraft als von Gewand“
heit. Sein Körper ist lange nicht so schlank als der d%
Leoparden oder des Toni. auch sind die Extremitäten un
der Schwanz im Verhältnifse zum Rumpfe kürzer wie bei
jenen Kalzen; sein Gang erscheint daher auch in etwi
plump.. Jedoch im Falle der Noth fehlt es ihm keine”
wegs an Leichtigkeit in den Bewegungen, was besonde®
bei dem Weilichen zutrift, welchem ‘die Natur den klei”
neren Körperbau durch einen schlankeren Wuchs, a?
„geringere Kraft durch Gewandheii, ersetzt hat. Sein Au
ge ist unstät,'des Nachts oft leuchtend, sein Blick tebe”
dig und wild; in der Dämmerung sieht er sehr schal#
ee.
Weniger bei Nacht; vom hellen Sonnenlichte wird er ge- ;
ülendet, Sein Geruch scheint, wie bei allen -Katzen ,
Schwach zu sein, wenigstens wittert er seine Nahrung nur
Wf sehr geringe Entfernungen. Weit schärfer ist sein
Gehör. Seine. Kraft endlich, besonders in der vorderen
Hälfte des Körpers, ist für ein Thier von. seinem Wüuchse
ungemein grofs, und kann nur mit der des Tigers und
des Löwen verglichen, werden. i
| Der Jaguar bewohnt in seinem Vaterlande die bewal-
elen Ufer der Ströme, Flüfse und Bäche, den Saum der
Valdungen die nahe an Sümpfen liegen, und das Mohr-
‚land wo über sechs Fuß hohe Gras- und Schilfarten: wach-
Sen. Auf offenem Felde und im Inneren der grofsen Wäl-
der zeigt er sich selten und nut wenn er aus einer Ge-
gend in die andere zieht. Er hat kein bestimmtes Lager
und gräbt sich keine Höhlen; wo ihn die Sonne über-
Tascht, da legt er sich ins Dickicht dies Waldes oder in
den hohen Schilf und verweilt_ dort dens Tag über. In
der Morgen- und Abenddämmerung, auch bei hellem
Mond- oder Sternenschein geht er auf Raub aus, nie aber
in der Mitte des Tages oder bei sehr dunkler Narti In
s s 7 u
bewohnten Gegenden zieht.er sich bald nach Sonnen”
sang in seine Schlupfwinkel zurück , und _verläfst diesel-
ben des Abends auch später als in den Wildnifsen , wo
ich mehrere noch Morgens um neun Uhr und Abends
ci schon untergehender Sonne im Freien angetroffen habe,
Seine Nahrung sind alle Säugethiere, deren er hab-
aft werden kann, nur das Fleisch seiner eigenen Art
Ostet er nicht; wenigstens wollten Jaguare, die in Ge-
ngenschaft gehalten waren, und weder Katzen - noch
undefleisch verschmähten, nie das Fleisch eines erlegten
Jaguars berühren. Azara fand in seinem Kothe Stacheln
€ Sphiggurus spinosa, und ich in seinem ‚Magen Theile
Yon Ratten und Acutis, so dafs er auch auf kleinere Thie-
te Jagd machen mufs. Eben so Veschleicht er im Schilfe
. STölsere Sumpfvögel und weifs Fische sehr gewandt aus
a Re:
— 164 nd
dem Wasser zu ziehen. Ob er aber auch den Chin an“
` greife, wie Einige behaupten, will ich lassen dahin ge-
stellt seyn; mir konmi es aus mehreren Gründen dwdd
scheinlich vor. Hamilton’s Erzählung über den Krieg
zwischen diesen beiden Thieren ist ein dba Mährchen.
Für einen geübten Jäger ist es nichts seltenes, den
Jaguar auf seinen Jagden Ben können, beson“
don längs dem Paraguaystrome. Men sieht ihn dann lang“
samen und leisen Schrittes dem Ufer nach hinschleichen;s
wo er den grofsen Cavien und den Fischottern nachstellt.
Von Zeit zu Zeit bleibt er, wie horchend, stehen , und
sieht aufmerksam um sich, nie aber könnte ich Berne
ken, dafs er, durch den Geruch geleitet, mit zur Erde
gestreckter Nase die Spur sines Wildes verfolgt hätte. Hat
er, zum Beispiele, eine Cavie bemerkt, so ist es unglaub-
lich mit welcher Umsicht und Geduld er‘ sich BRek
zu nähern sucht,” Wie eine Schlange windet er sieh auf
dem Boden hin‘, hält sich dann wieder minutenlange ru-
hig, die Stelle seines Opfers zu beobachten, und macht
oft weite Umwege, um demselben yon einer anderen Sei-
te, wö er weniger bemerkt werden kann, beizukommen.
Ist es ihm gelungen sich ungesehen dem Wilde zu nähe-
ren, so springt er in einem, selten in zwei Sätzen auf
dasselbe hin, drückt es zu Boden, reifst ihm den Hals
auf, und trägt das noch im Todeskampfe sich sträubende
Thier im Munde in das Dickicht. Oefters aber verrät
ihn das Knistern der, unter seinem Gewichte sich brechen“
den, dürren Reiser, ein Geräusch auf welches auch die
Schiffer achten, wenn sie am Ufer des Stromes ihr Nacht
lager aufschlagen , oder die Cavien wittern ihn schon vyo?
ferne und stürzen sich mit einem lauten Schrei ins Was
ser. Man will aber schon Jaguare gesehen haben, weh
che hinter den Cavien her ins Wasser sprangen , und
sie im Augenblicke des Untertauchens erhaschten. Hat
er seinen Sprung auf das Wild verfehlt, so geht er sogleich.
und wie beschämt schnellen Schrittes weiter, oifis. sich
nur umzusehen. Im Augenblicke wo er cin Thier beschleichb
ist seine Aufmerksamkeit so sehr auf dasselbe ‘gerichtet,
als er nicht achtet was um ihn her vorgeht, und sogar
Starkes Geräusch nicht wahrnimmt. Kann er sich dem
Milde nicht nähern, ohne bemerkt zu werden , so legt er
Ach im Gebüsche auf die Lauer. Seine Stellung ist als-
ann die einer Katze, welche auf eine Maus pafst, nie-
“rgeduckt, doch zum Sprunge fertig, das Auge unver- '
St nach dem Gegenstande seiner Raubgier gerichtet ,
und nur den ausgestreckten Schwanz hin und wieder be-
wegend, Aber nicht immer geht der Jaguar dem Wilde
nach, oft versteckt er sich blofs in das Röhricht der Sümpfe
d am Ufer kleiner Bäche und erwartet hier ruhig die
‚ur Tränke gehenden Thiere. Obschon er sehr gut klet-
trt, so lauert er doch nie auf Bäumen.
Den Einwohnern von Paraguay richten die Jaguare
ft bedeutenden Schaden in Viehheerden an. Sie stellen.
esonders dem jangen Hornvich, den Pferden und Maul-
Seln nach. Dafs sie aber, wie Azara erzählt, diesen Thie-
ten auf eine sehr gewandte Art das Genick brechen, habe
Ich weder beobachten, noch bei den todten Thieren Spu-
ten davon auffinden können. Im Gegentheile habe ich
mmer bemerkt, dafs der Jaguar seiner Beute, wenn sie
m einem grofsen Thiere besteht, den Hals aufreifst, klei-
nere aber blofs durch einen Bifs in den Nacken tödtet.
tiere und Ochsen greift er selten, und nur in der Noth
AN; sie gehen muthyoll auf ihn los und verscheuchen ihn.
SA Paraguay hört man zuweilen sonderbare Erzählungen
von solchen Kämpfen, und mehrmals sollen Menschen
rch den Muth eines Stieres gerettet worden seyn, Die
ühe ‚sogar vertheidigen oft ihr Junges mit Vortheil ge-
sen den Jaguar, werden aber dabei immer schwer ver-
Mindet. Dafs bei dessen Annäherung das Hornvieh sich
U einen Kreis stelle, und die Jungen in die Mitte auf-
Nehme, wie hier und da erzählt wird, ist ein Mährchen,
m Gegentheil zieht sich die ganze Heerde sogleich ins
Offene Feld zurück ‚ und bloß die Stiere und Ochsen
leiben, unter Gebrüll die Erde mit den Hörnern und
mr —
`
den Füflsen aufwerfend, kampflustig in der Nähe des
Feindes. Pferde und Maulesel werden dem Jaguar 20"
leichten Beute, wenn sie sich den Wäldern nähern. Die
ersteren suchen sich noch hier und da durch die Flucht zu
retten; die Maulesel aber werden durch den blofsen An-
blick des Raubthieres so geschrekt, dafs sie ohne Bewe-
gung bleiben oder gar zu Boden stürzen, ehe sie noch an“
gefallen ‘werden. Dagegen haben sie einen weit feinerel
"Geruch als die Pferde, wittern’den Feind bei günstigeM
Winde yon weitem und setzen sich somit weniger der Ge-
fahr aus. Bloß Hengste sollen sich durch Beifsen und
Schlagen gegen den Jaguar vertheidigen, wenn sie nicht
schon durch den ersten Sprung zu Boden geworfen werden-
Hat der Jaguar ein kleineres Thier erlegt, so zehft
er dasselbe mit Haut und Knochen sogleich auf; von grös“
seren Thieren, wie Kälbern, Pferden, frifst er blofs einen
Theil, ohne Vorliebe für dieses oder jenes Stück des Kör-
pers zu zeigen; nur die Eingeweide berührt er alsdant
nicht. Nach der Mahlzeit zieht er sich in den Wald zu-
rück, ohne sich jedoch gewöhnlich mehr als eine Vier“
‚telstunde weit von der Stelle zu entfernen, und überläßst
sich dem Schlafe. Des Abends oder des anderen Morgens
kehrt er zu seiner Beute zurück, zehrt zum zweiten Male
davon und überläfst dann den Rest den Geiern. Meht
als zweimal frifst kein Jaguar von einem getödteten Thie“
re, und noch weniger würde er ein Aas berühren. Ei
nige kehren, nachdem sie sich gesättigt haben, sog
nicht zu ihrem Raube zurück. Diese gehören gewöhnlich
zu den wildesten; die zugleich schon öfters gejagt wol
den sind. Hat der Jaguar seinen Fang in einiger Entfel“
nung vom Walde gemacht, so schleppt er das erlegte Thiet
es mag auch noch so schwer seyn, dem Gebüsche zu. Un
möglich ist aber, dafs er, wie Azara zu verstehen gibt)
mit einem Pferde im Maul über einen Flufs schwimme”
könne; hingegen habe ich die andere Thatsache, die A74
ra zum Beweise seiner Stärke anführt, selbst beobachtet?
nämlich dafs ein Jaguar, der von zwei zusammengekup“
= 167 Ren
Pelten Mauleseln oder Pferden das Eine getödiet hat, das
todte Thier trotz des Sträubens vom Lebenden eine grofse
trecke Weges fortschlept. Uebrigens mag das Entsetz-
x > welches fast alle Thiere beim Anblicke des Jaguars
"igkeift, dem angebundenen Maulesel oder Pferde den
STölsten Theil seiner Kraft benehmen.
‚U Der Jaguar tödtet nie mehr als ein. Stück Vieh auf
“mmal, wie schon aus dem eben angeführten Beispiele zu
sehen ist, Der Grund dieser geringen Mordlust ist ohne
“weifel, dafs er mehr das Fleisch als das Blut der Thiere
liebt; denn der Cuguar, cine-andere amerikanische Katz-
nart, welche das frische Blut dem Fleische weit vor-
g und mehr Schafe,
Der Jaguar, der Einöden bewohnt, scheut den Men-
Schen; so wie er seiner ansichtig wird, flieht er, oder
Sieht ihn neugierig, aber blofs aus der Ferne, an. Nicht
Selten stielsen wir ‚ während einer Reise in die Wildnifse
des nördlichen Paraguay , auf einen oder mehrere dersel-
ben, die entweder ins Dickicht des Waldes flohen, oder
Sich an seinem Saume niedersetzten und unseren Zug ganz
kaltblütig von weitem. betrachteten. ‚Es ist auch ohne
Acht, tödtet oft in einer Nacht zwanzi
Beispiel, dafs in den unbewohsten Waldungen, wo das
araguaykraut gesammelt wird, ein Mensch von einem
Jaguar sei zerrissen worden. Diejenigen aber, welche sich
in bewohnten Gegenden. oder an Flüfsen , ‚wo viel Schif-
fahrt getrieben wird, aufhalten, verlieren leicht die Scheu
Vor den Menschen, und greifen, wenn es sie hungert,
Auch ihn an. Hat ein Jaguar einmal Menschenfleisch-ge-
Ostet, so wird ihm diefs zur liebsten Speise, und nun
füllt er nicht nur den Menschen an, wenn er von Unge-
fihr auf ihn stöfst, sondern er sucht ihn sogar gierig auf.
0 hat man besonders am Parana zwischen dem dreilsig-
Sten und zwei und dreifsigsten Breitengrade, wo die gröfs-
ten und wildesten Jaguare sich TA jährlich der
traurigen Beispiele genug, dafs. unvorsichtige Schiffer von
diesen Thieren zerrifsen werden. = Sie sollen sich sogar,
der allgemeinen Sage nach , dàs Nachts bis auf die, am
TE 168 —
Ufer angebundene Fahrzeuge gewagtund aufgehängtes Fleisch
oder Hunde weggeschleppt, ja einst einen Matrosen töd-
lich verwundet haben. Solche Beispiele kommen in Pa“
raguay selten vor; jedoch büfst hin und wieder ein Mensch»
gewöhnlich aber aus Unvorsichtigkeit, durch einen Jagua!
sein Leben ein. Da die Schiffer die Gewohnheit haben»
bei widrigem Winde ihre Abendmahlzeit am Ufer zu be-
reiten, so werden sie wohl auch von diesem Raubthiere
heimgesucht. Meistens aber läuft der Besuch unblutig
ab , indem die Schiffer sich beim geringsten Geräusche:
an Bord flüchten, und der Jaguar mit dem, am Feuef
bratenden Fleische fürlieb nimmt. Man sieht hierausy
dafs dieser keineswegs das Feuer scheut, wie von andere?
Katzenarten erzählt wird. Auch legen sich die zahmet
Jaguare gleich Katzen ans Feuer hin,
Nach Azara soll ein Jaguar, der einen Trupp schla-
fender Menschen antrift, erst die Neger oder die India-
ner, und nachher nur die Weifsen tödten. Diefs ist ein
Irrthum ; denn der Jaguar tödtet, gleich wie bei den Thie-
ren, nie mehr als einen Menschen auf einmal, wenn €f
sich nicht etwa vertheidigen mufs; hingegen ist an de!
Sache so viel wahr, dafs er vorzugsweise den Neger oder
Mulatten anfällt. Auch den Indianer zieht er dem Weis-
sen vor. Diefs geht so weit, dafs sich in Paraguay ein
Weifser, der unter freiem Himmel an einem gefährlichen
Orte die Nacht zubringen mufs, für ganz sicher hält,
wenn er Schwarze oder Indianer zu Begleitern hat. Beim
Löwen wird eine ähnliche Vorliebe für das Fleisch des
Negers bemerkt. Wahrscheinlich hat die stark riechende
Hautausdünstung der farbigen Menschen etwas Anziehen
des für diese Raubthiere.
Die Paraguayer erzählen, dafs Menschen, welche am
Tage unversehens auf einen Jaguar gestofsen seien, die-
sen im Augenblicke seines Sprunges durch einen lauten
Zuxruf, oder durch ein unverwandtes und starres Anschau“
en Zurückgeschreckt hätten. Da man ähnliche Beobach“
tungen bei Löwen und Tigern gemacht haben will, so ist
— 19 — ’
Möglich , dafs diesen Erzählungen Thatsachen zum Grun-
e liegen ; indessen glaube ich, dafs so verscheuchte Ja-
Suare, entweder noch kein Menschenfleisch gekostet oder
Sich kurz vorher satt gefrefsen hatten, in welchem letzte-
EL Palle: sie ungereizt Niemanden angreifen. |
Ueber die Art, wie der Jaguar sich Fische zu ver-
Schaffen weils, wird selbst in Paraguay manches gefabelt.
° soll er, ze B., die Fische durch den Schaum seines
Peichels, oder indem er mit seinem Schwanze auf die
„fläche des Wassers schlägt, anlocken. Ein sehr ver-
Ständiger Jäger, dem ich manche merkwürdige Beobach-
ung und manchen guten Rath für meine Reisen verdan-
€, belehrte mich eines Bessern, und eigene Beobachtung
‚stätigte mir später die Wahrheit seiner Aussage. Als
ich an einem schwülen Sommerabende bei Annäherung
mes Gewitters von der Entenjagd in meinem Nachen nach
use fuhr, bemerkte mein Begleiter, ein Indianer, am
fer des Stromes einen Jaguar. Wir näherten uns dem-
selben und versteckten uns unter die überhangenden Wei-
denbäume, um sein Treiben zu beobachten. Zusammen- -
Sekauert sals er an einem Vorsprunge des Ufers, wo das
m I N RT Fr ee ee =
u an z >> Ds en a Re = sa ri a er mr: ý
asser einen in etwas schnelleren Lauf hatte, dem ge-
Wöhnlichen Aufenthalte eines Raubfisches, im Lande Do-
tado genannt. Unverwandt richtete er seinen Blick aufs
asser, indem er sich hin und wieder vorwärts bog, wie
Cain er in die Tiefe spähen wollte. Etwa nach einer
“ertelstunde sah ich ihn plötzlich mit der Pfote einen
Chlas ins Wasser geben und einen grofsen Fisch ans
And werfen. Er fischt also auf die gleiche Art wie
Unsere Hauskatze.
N Findet ein Jaguar an, seinem Aufenthaltsorte keine
dhrung mehr, oder wird er oft gejagt, so verläfst er die
“gend und zieht in eine andere. Diese Wanderungen
\nmt er während der Nacht vor. Er scheut sich dann
icht durch die bevölkertsten Gegenden zu’streifen und
tabt bei einzeln stehenden ‘Hütten Hunde und Pferde
"eg. Besonders alte Jaguare nähern sich gern den Wob-
EEE
a rn
— 170 —
N b
nungen, weil sie da leichter ihre Nahrung finden. Auf
diesen Wanderungen oder auch auf der Flucht hält ihn
selbst der breiteste Strom nicht auf, Er ist ein treffliche!
Schwimmer und hebt dabei den Kopf und den ganze?
Rückgrat über die Oberfläche des Wassers empor, so daß.
man ihn aus der Ferne von jedem anderen schwimmen“
den Thiere unterscheiden kann. Fast schnurgerade setzt
er über den , bis anderthalb Stunden breiten , Paraguay”
strom. Wenn er aus dem Wasser steigt, so sieht er sich
zuerst um, schüttelt dann den ganzen Leib und nachh®®
noch jede Pfote für sich.
Man sollte glauben, ein schwimmender Jaguar wäf®
leicht zu tödten; aber auch dann ist er noch furchtbar"
Nur gewandte Kahnführer gelrauen sich ihn anzugreifen?
denn so wie er sich verfolgt oder gar verwundet siebt>
wendet er sich sogleich gegen den Nachen.: Gelingt cs
ihm, eine Kralle an den Rand desselben zu setzen , S°
schwingt er sich «an Bord und fällt über die Jäger ber
Ich war im Jahr 1819, kurz nach meiner Ankunft zu
Asuncion , Augenzeuge eines, zum Glücke blofs lächer“
chen, Aufirittes bei einer solchen Jagd. Es kam ein J%
guar vom jenseitigen Ufer des Stromes daher geschwoM“
men; drei Schiflleute, Ausländer, sprangen, trotz de
Warnung eines Paraguayeıs , mit einer geladenen Flint
in ihren Nachen und ruderten dem Thiere entgegen. Jo
einer Entfernung von fünf bis sechs Fufsen feuerte def
vorderste die Flinte auf den Jaguar ab und verwunde®
ihn. Dieser aber ergriff, ehe sichs die Schiffer versahe®
den Rand des Nachens und stieg trotz aller Ruder- u”
Kolbenschläge an Bord. Nun blieb den Schiffleuten nich®
übrig als ins Wasser zu springen und sich ans Land #
retten; der Jaguar setzte sich im Kahn nieder und jio
sich wohlgemuth stromabwärts treiben, bis er, von ein!“
gen anderen Jägern verfolgt, seinerseits ins Wasser spra”?
und das nahe Ufer gewann. i 5
"Das jährliche Anschwellen der Ströme und Flüfse vol“
treibt die Jaguare von den Inseln und den mit wa
— 1710
e Rn r Fr . N i
Wachsenen Ufern , so dafs sie sich zu dieser Zeit mehr
e & :
n bewohnten Gegenden nähern, und Schaden unter
üschen und Vieh anrichten. Sind die Ueberschwem-
m K Ä ‘ eoni i
Ungen grofs, so ist es nichts seltenes, einen Jaguar mit-
en in einer, am hohen Ufer gelegenen Stadt oder in ei-
“en Dorfe zu sehen. In Villa Real wurde im Jahr 1819
Einer getödtet, in der Hauptstadt im Jahr ı820 ein an-
> zwei in Villa del Pilar; in Corrientes , Goya, Va-
wird fast alle vier bis fünf Jahre einer erschofsen,
ls Wir bei hohem Wasserstande im Jahr 1825 in St. Fee
Aüdeten,, erzählte man uns, dafs vor wenigen Tagen ein
Yanziskanermönch,, als er eben dieFrühmefse lesen woll-
te
Crer
jada
‚ unter der Thüre der Sakristei von einem Jaguar sei
!errissen worden, Es geschieht übrigens nicht immer ein
üplück, wenn ein solches Raubthier sich in eine Stadt
Verirrt; denn das Gebell der verfolgenden Hunde und
êr Zulauf von Menschen verwirren dasselbe so sehr, dals
ês sich zu verbergen sucht. Fi
Den grösten Theil des Jahres lebt jeder Jaguar in ei-
nem gewissen Revier allein; in den Monaten August und
eptember aber, wo die Begattungszeit eintritt, suchen
Sch beide Geschlechter auf. Sie lassen alsdann öfter als
R jeder anderen Jahreszeit ihr Gebrüll hören, welches ein
unf bis sechsmal wiederholtes hu ist und wohl eine hal-
e Stunde weit vernommen wird. Sonst vergehen oft Tage
‚Pine dafs man die Stimme eines Jaguares hörte , beson-
YS wenn keine Weiteränderung eintritt. Hat aber der
Ordwind mehrere Wochen geweht, dann kündigen die
guare durch ihr Gebrüll, das oft halbe Nächte fortdau-
E, den baldigen Eintritt des Südwindes an. Da die Pa-
Aguayer bei Aenderung des Wetters viel an Rheumatismen
ad Knochenschmerzen leiden , so glauben sie, dafs diefs
“uch der Fall des Jaguars und sein Gebrüll durch ähn-
Iche Schmerzen erprefst seye Sollte der Grund dieser
scheinung nicht in einer Anhäufung von Luftelectrici-
tät > die wenigstens auf unsere Hauskatzen einen unleug-
Wren Eindruck macht, liegen ?
rn RE SEE are ad
u 172 —
Treffen sich zur Begattungszeit mehrere Männchen bei
einem Weibchen, so soll, nach der Aussage des oben
erwähnten Jägers, hier und da ein Kampf zwischen ibne”
entstehen, gewöhnlich aber die schwächere Parthei sich
von selbst zurückziehen. Die Begattung geschieht unte!
fortwährendem, ganz eigenem Geschrei , und wahrschein-
lich nach langem Sträuben des Weibchens, indem mal
an der Stelle, wo sich zwei Jaguare begattet haben, iM“
mer das Gras und das niedere Gebüsch einige hundert
Fufs ins Gevierte theils zur Erde gedrückt, theils ausge“
rauft findet. Die beiden Geschlechter bleiben nicht lang®
beisammen, höchstens vier bis fünf Wochen, und tren“
nen sich dann wieder. Während dieser Zeit sind sie fül
den Menschen sehr gefährlich. Obschon sie nicht mit
einander auf den Raub ausgehen, so bleiben sie sich den
Tag über nahe und helfen sich in der Gefahr. So wurde
einer der besten Jäger in Entre-Rios durch ein, aus dem
Gebüsche hervorspringendes Männchen zerrifsen, im Au-
genblicke wo er am Saume des Waldes das Weibchen nie“
derstiefs. Die Tragezeit des Jaguars kenne ich nicht be
stimmt; jedoch nach der Begattungszeit und der Zeit»
in welcher man schon Junge findet, zu urtheilen, mag
sie von drei bis drei und einem halben Monate seyn. Da
Weibchen wirft gemeiniglich zwei, der Sage nach blinde |
Junge, hier und da nur eines, selten drei. Der Ort
des Gebährens ist, in Paraguay wenigstens, das undurch”
dringlichste Diekicht des Waldes, oder eine Grube unte
_ einem halbentwurzelten Baume. Die Mutter entfernt sich
die ersten Tage nie weit von ihren Jungen, und schlepp!
sie im Munde, sobald sie dieselben nicht sicher glaubt,
in ein anderes Lager. Ueberhaupt scheint ihre Mutterlie“
be sehr grofs zu seyn, denn sie vertheidigt die Junge®
mit einer Art von Wuth, und soll stundenweit den Rät
ber derselben brüllend verfolgen. Nach ungefähr sech?
Wochen wird sie schon von der jungen Brut auf ibre”
Streifereien begleitet. Anfangs bleibt diese im Dickicht
versteckt, während die Mutter jagt; später aber legt siè
— 173 ==
Sich in Gesellschaft mit ihr auf die Lauer. Sind die Jun-
sen zu der Gröfse eines gewöhnlicher Hühnerhundes her-
"gewachsen , so werden sie von ihrer Mutter verlassen,
&iben aber oft noch einige Zeit bei einander.
In Paraguay und längs dem Parana zieht man nicht
“elten junge Jaguare in Häusern auf. Ich selbst besafs
“en drei. Dazu müfsen sie aber noch als Säugling ein-
Sefangen werden, sonst sind sie nicht mehr zu bändigen.
as
glatt
zen
ganz junge Thier hat ein in etwas wolliges, weniger
ês und weniger glänzendes Haar; auch sind die schwar-
3 Zeichnungen noch nicht in so grofser Anzahl, wie
U dem ausgewachsenen,, vorhanden; im siebenten Monate
ber ist es diesen ganz gleich. ‘Wir zogen unsere Jagua-
"e mit Milch und mit gekochtem Fleische auf; das letz-
tere ist ihnen unentbehrlich; denn mit blofs vegetabili-
Scher Nahrung leben sie nicht lange ; rohes Fleisch aber
Wacht sie bald bösartig. Sie spielten mit jungen Hun-
n und Katzen , besonders gern aber mit einer hölzernen
ügel. Ihre Bewegungen waren leicht, lebhaft und ganz
tatzenartig. Ihren Wärter lernten sie bald kennen, such-
ten ihn sogar auf und bezeugten bei seinem Wiedersehen
re Freude. Jeder Gegenstand, der sich bewegt , zieht
re Aufmerksamkeit auf sich ; sogleich ducken sie sich
Nieder , bewegen ihren Schwanz und machen sich sprung-
fertig, Empfinden sie Hunger oder Durst, oder haben sie
uch nur Langeweile, so lassen sie einen eigenen mauen-
MM Ton hören, den sie aber nur so lang sie noch jung
S
u ; s i =
„nd von sich geben. Beim Fressen knurren sie gewöhn-
lc $
> besonders wenn sich Jemand ihnen nähert, was
N übrigens so wenig als möglich thun mufs, sonst wird
ch der zahmste Jaguar in kurzem wild. Brüllen hört
AU sie nie, auch nicht wenn sie mehrere Jahre alt sind,
Er lappen wie die Katzen, und man darf sie nicht an
Wasser lassen Mangel leiden. Zum Frefsen legen sie sich
teder, halten mit beiden Tatzen das Fleisch, und kauen
ach und nach Stücke davon’ ab, indem sie den Kopf
twas auf die Seite biegen um dazu auch die Backen-
Q
— 1474 —
zähne gebrauchen zu’ können. Von den langen Knoch®
alter und grofser Thiere nagen sie nur die Gelenkende®
ab; die von jüngeren und kleineren Thieren hingegen zer”
malmen sie ganz und beinahe ohne Kraftanstrengung-
ist daher nicht schwer aus den Eindrücken der Zähne 8
den übergebliebenen Knochen irgend eines Wildes odë
Hausthieres zu sehen, ob dasselbe von wilden Hunde?)
yon einem Cuguar oder von einem Jaguar sei zerzisse®
worden. Nach der Mahlzeit legt sich der zahme Jago”
gern in den Schatten und schläft. Einmal satt gefresse#!
erzürnt er sich nicht so leicht, und man kann dann M
ihm spielen. Auch Hausthiere, wie Hühner und Ente”!
die sich ihm sonst nicht nahen dürften, können dann un
beschadet an ihm vorbeigehen.
Sie werden in Paraguay, nie in einem Käfich gehal
ten, sondern blofs mit einem ledernen Seile, das m!
an ein starkes Halsband befestiget, im Haushofe oder au?
vor dem Hause an einen Pomeranzenbaum angebunde™
Es ist merkwürdig, dafs sie das Seil weder zu zernag”
À 0676 ;
noch zu zerreilsen suchen, was doch die Raubthiere all
dem Hundegeschlechte auf der Stelle thun, wenn sie a%
gebunden werden. Der Harn und der Koth des Jagu”
sind sehr stinkend; nach Katzenart verscharrt er- sie w
weilen, doch nicht immer. Auch sein Athem hat, w
diefs fast bei allen Raubthieren der Fall ist, einen üble
Geruch; cben so sein frisches. Fell, sein Fleisch und so”
Fett, Nichts desto weniger werden die beiden letzte”
von den wilden Indianern; welche den südlichen Tb
von Grofs-Chaco bewohnen, gegessen, Ich habe sie ge
sehen kleine Schüfseln mit geschmolzenem Jaguarfette i
Getränk herumbieten , oder auch dasselbe zum Einreib®
ihres Körpers gebrauchen. Sie glauben dadurch eben 9
stark und eben so muthig als das Raubthier zu werde”
Wie durchdringend der Geruch dieses Fettes, und zugleie®
wie sehr der Jaguar von allen anderen Säugethieren ger
fürchtet ist, beweist-der Umstand, dafs man Füchse »
vien u, s. w. aus dem Reviere in welchem. sie Jeb%
w p ae
vertreiben kann, wenn man nur einige Bäume in demsel-
N mit diesem Fette bestreicht. Auch springen selbst
Muthige Pferde scheu: zurück, wenn man ihnen solches
unter die Nüstern hält, Ich kann daher nicht glauben,
als oft, wie Azara erzählt , Füchse mit dem Jaguar an
"nem und demselben Thiere zehren.
. Die Milchzähne des Jaguars sind sehr spitz; ich fand
Ar Schon bei Jungen, die kaum drei Wochen alt sein _
Unten; das Thier wechselt sie im ersten Jahre. Nach
en neunten oder zehnten Monate ist es schon halb ge-
Wachsen, und.nach zwei und einem halben, bis drei Jah-
’en soll es seine ganze Gröfse erreicht haben. Ueber die
ebensdauer des Jaguars weils man in Paraguay nichts
“slimmies; mein Bekannter, der Jäger, glaubte, er mö-
Se über zwanzig Jahre alt werden, eine Schatzung, die
Mir, wegen dem schnellen Wachsihume des Thieres , zu
(Och scheint. In bewohnten Gegenden stirbt wohl kein
Jaguar eines natürlichen Todes; doch irift man auch dort
"Sehr alte Individuen an. So schoß Hr. Longchamp vier
"Stunden von Asuncion, ganz nahe bei einem Landhause,
ein altes Weibchen, dessen Haut krätzig und dessen Ge-
Ds ganz abgenutzt war; auch fehlten ihm schon die hin-
tersten oberen Backenzähne. Die von Kleinem in Paraguay
Nulgezogenen Jaguare kann man dort nicht lange genug
Chalten, um ihre Lebensdauer bestimmen zu können.
à es, unter dem heifsen Himmel der Reinlichkeit we-
SEN, beinahe unmöglich ‚ist, sie in einem Käfich zu hal-
ten, so ermangeln sie nie, so wie sie gegen das dritte
ahr hin, oft noch früher, ihre Kraft fühlen , zum Scha-
ĉn ihres Herrn dayon Gebrauch zu machen, Vergebens
Werden ihnen die Eck- und Schneidzähne bis auf die Wur-
“el abgefeilt, und die: Klauen von Zeit zu Zeit beschnit-
N; sie besitzen doch noch ihre ungeheure Kraft, wodurch
sie, auch ohhe jene Waffen, Unglück zu stiften vermö-
Sen. - So sah ich einen ganz zahmen, und wie gesagt yer-
Slümmelten J aguar, auf den sich die Kinder des Hauses
Ohne Scheu zu selzen pflegten, seine sonst geliebte Wär-
san 176 "i,
terin, eine zehnjährige Negerin, in einem Anfalle von bö-
ser Laune mit einem Schlage der Tatze in den Nacken 74
Boden werfen, und über sie herfallen. Obwohl wir ihm
das Kind sogleich entrifsen, so hatte er doch demselbe®
mit der zahnlosen Kinnlade schon einen Arm ganz 2617
quetscht, und es dauerte mehrere Stunden , bis die Neg®
rin von der Gewalt des Schlages wieder zu sich kam. Die
Weibchen sind in etwas zähmbarer als die Männchel"
Den letzteren hat man versucht durch die Castration ei
nen Theil ihrer Wildheit zu benehmen ; sie zeigen sich
aber dann beinahe noch tückischer als vorher, und gehe
bald zu Grunde, indem sie sehr fett werden. So lang®
das Thier noch jung ist, kann man es durch Schläge ban“
digen; später aber hält es schwer seiner Meister zu wel“
den. Er zeigt keine daurende Anhänglichkeit für seine?
Wärter oder für ein mit ihm auferzogenes Thier; Grofßs”
muth und Erkenntlichkeit sind ihm fremd. Es ist dahe!
immer eine. gewagte Sache, ein solches Raubthier länge
als ein Jahr ohne Einsperrung lebend zu erhalten.
Die Wunden, welche der Jaguar beibringt, sind im“
mer höchst gefährlich, nicht nur ihrer Gröfse sonder”
ihrer Art wegen. Es sind nämlich weder seine Zähne noc!
seine Klauen sehr spitz und scharf, so dafs bei jeder Wur
de Quetschung und Zerreilsung statt finden mufs, dere”
gewöhnliche Folge, in jenen heifsen Climaten und bé
dem gänzlichen Mangel ärztlicher Hülfe, der Tetanos ish
Man mag aus folgendem schliefsen, was für Wunden eit
Jaguar durch einen einzigen Griff mit der Tatze versetze”
kann, Ein Payagua-Indianer jagte am Ufer des Paraguaj“
stromes. Er begegnete einem Jaguar, wirft seine Lanz
nach ihm, verfehlt ihn und stürzt sich dann Häuptling
ins Wasser ; aber im Augenblicke des Sprunges von dem m
etwas hohen Ufer hatte ihm schon das Thier eine Tate
auf den Kopf gesetzt und scalpierte ihm den ganze
oberen Theil des Schedels so, dafs der Hautlappe in de®
Nacken herabhieng. Und doch besafs der Indianer noo’
Kraft genug um über den breiten Strom zu schwimmer"
— 177 =
Der Jaguar wird in Paraguay und am Paranastrome
an wegen des Schadens, den er anrichtet, gejagt; sein,
re geschätztes, Fell hat dort beinahe keinen Werth
wird höchstens zu Fufsdecken gebraucht. Diese Jagd
Un aber ‚ durch die Befriedigung, welche überwundene
lähren und Schwierigkeiten gewähren, gleich der Gems-
a in den europäischen Diech gaangen; zur Leidenschaft
en, obschon gewöhnlich solche Jäger zuletzt ihr Le-
unter den Krallen eines Jaguars aushauchen, 3
Die verwegenste Art diese, zu erlegen ist folgende:
i Jäger umwickelt mit einem Schaffelle den linken Arm
h über den Elibogen und bewaffnet sich mit einem zwei-
Neidigen Messer oder Dolche, von etwa zwei Fufs Län-
8 So ausgerüstet, sucht er mit zwei oder drei Hunden
I Jaguar auf. Dieser bietet wenigen Hunden sogleich
R Spitze; der Jäger naht sich ihm und reizt ihn ge-
"öhnlich mit Worten und Geberden. Plötzlich springt
= Jaguar mit einem oder zwei Sätzen auf den Jäger zu,
let sich aber zum Angriffe, wie unser Bär, in die
She, und öffnet brüllend den Rachen. In diesem Au-
Senblicke hält der Jäger den heiden vorderen Tatzen des
hieres den umgewundenen Arm dar, und, mit dem
Ötper in etwas rechts ausweichend,, stöfst er ihm den
olch in die linke Seite. Der getroffene Jaguar fällt durch
‚a Stofs zu Boden, um so cher, da es ihm schwer hält
S Aufrechter Stellung das Gleichgewicht zu erhalten, und
te Hunde werfen sich über ihn her. War die erste Wun-
© nieht tödlich, so steht er mit Blitzesschnelle wieder
“U, macht sich von den Hunden los und stürzt sich von
Wem auf seinen Gegner, der ihm alsdann einen zwei-
y Stich’ versetzt. Ich habe einen Indianer aus der Stadt
Jada gekannt, der über hundert Jaguare auf diese Wei-
R erlegt hatte. Er war ein leidenschaftlicher Jäger , büls-
“aber im Jahr 1821 auf einer solchen Jagd das Leben
D Es gibt sogar, wie man mir versicherte, Menschen,
te tollkühn genug sind, blofs mit einer Keule bewaffnet
x2
den Jaguar anzugreifen. Auch diese sollen sich den lin”
ken Arm mit einem Schaffelle umwinden, und ihrem Fein”
de im Augenblicke, wo er gegen sie aufsteht, einen Shlag
auf die: Lendenwirbel versetzen, so dafs er zusammensink
und des gebrochenen Rückgrats wegen nicht mehr auf-
stehen kann. Einige Schläge auf die Nasenwurzel vollen“
den dann seine Niederlage. Diese zweite Art den Jagu%
zu jagen habe ich übrigens nie selbst gesehen, jedot
scheinen mir die darüber erhaltenen Nachrichten nich
unglaubwürdig, da ich bei mehreren zahmen Jaguaro”
beobachtet habe, dafs man sie durch einen, nicht seh
starken Schlag auf die Lendenwirbel, wenigstens für ei
nige Tage, an den hinteren Euttesoitäten lähmen kann
Gewöhnlich aber wird der Jaguar in Paraguay au
folgende Art gejagt: ein guter Schütze, im Begleite vol
zwei Männern, von denen der eine mit einer Lanze, de
andere mit einer fünf Fufs langen , zweizackigen Gabel
bewaffnet ist, sucht mit sechs bis zehn Enka den Ja
guar auf, Ist dieser schon öfter gejagt worden , so reißst
er, auf das erste Anschlagen der Hunde, aus; sonst ab®
stellt er sich zur Gegenwehr oder klettert auf einen Baum
Wiedersetzt er sich den Hunden, so schliefsen diese eine®
Kreis um ihn und bellen ihn an. Sie müfsen schon seh?
beherzt und geübt sein, um ihn anzugreiffen , wobei si?
dann gewöhnlich das Opfer ihres Muthes werden; den”
ohne Mühe bricht ihnen der Jaguar mit einem Schlag?
den Rücken oder reifst ihnen den Bauch auf, Ich bi?
überzeugt, dafs zwanzig der besten Dog ggen keinen ausg®
wachsenen Jaguar überwältigen könnten. So wie nun d
Jäger das Raubthier ansichtig werden, stellen sie sich 2%
ben einander, den Schützen in der Mitte. Dieser such!
ihm einen Schufs in den Kopf oder in die Brust beizl
bringen. Gelingt der Schufs, so fallen die Hunde üb®
das Thier her und drücken dasselbe zu Boden, wo sein?
Niederlage leicht vollendet wird. Fehlt aber der Schul?
oder wird der Jaguar nur leicht verwundet, so springt
er Unter frchterlichem Gebrülle, auf den Schützen 19%
— 19 —
80 wie er sich aber auf die hinteren Beine stellt, hält ihm
ĉr mit der Gabel bewaffnete Jäger diese vor und der
zenträger gibt ihm von der Seite einen Stich in die
"ust, zieht aber die Lanze sogleich wieder zurück und
Macht sich auf einen zweiten Stofs gefalst; denn der nie-
Tgeworfene Jaguar steht mit der gröfsten Schnelligkeit
Weder auf und stürzt sich auf seine Gegner, die ihn mit
Neuen Wunden empfangen , bis er seine Kraft verliert und
Adlich yon den anspringenden Hunden auf dem Boden
festgehalten wird. Während dem Kampfe suchen die letz-
“en den Jaguar niederzureifsen , indem sie ihn beim
Chwanze fassen; nur sehr starke Hunde greifen ihn auch
Von der Seite an. Der Lanzenstich darf ja nicht von vorn
Segeben werden, sondern mufs von der Seite erfolgen,
dem die Brust des Jaguars beinahe keilförmig und sei-
ùe Haut durch lockeres Zellgewebe mit den Muskeln ver-
ünden, also sehr beweglich ist; es könnte demnach das
isen leicht zwischen der Haut und den Rippen durch-
Blitschen. Auch mufs man sich hüten, das umgeworfene
{hier nicht mit der Lanze an den Boden fest nageln zu
Wollen; denn es istihm, obschon durchbohrt, ein Leich-
tes, durch einen Schlag mit der Tatze den Schaft der Lan-
% zu brechen, wie ich einmal selbst gesehen habe. Ist
aun kein zweiter Lanzenträger da, und hat der Jaguar
Noch einige Kraft, so kann er seine Gegner sehr übel
"urichten.
Es fällt auf, dafs der Jaguar, obschon ihm die Hun-
© nichts anhaben können, sich doch öfters vor ihnen
ürehtet und, so wie er gejagt wird, auf einen Baum
ĉttert, Nun hat der Jäger wohl einen sicherern Schufs
uf das Thier, aber er wird nichts desto weniger von ihm
Wgefallen , wenn er dasselbe verfehlt oder nur leicht ver-
Wundet, Blitzschnell läfst er sich vom Baume herunter,
And stürzt brüllend mitten durch die Hunde auf den Schü-
ên los, dessen Begleiter ihn dann empfangen.
. Diese letzteren müfsen erprobte Männer seyn, sonst
St der Schütze verloren. Fremde haben sich daher in
| VEE
Se oe e
Acht zu nehmen mit wem sie auf eine solche Jagd 9%
ben. Ohne den Muth eines siebzehnjährigen Jüngling’
wäre ich selbst von einem Jaguar verwundet, vielleicht
zerrilsen worden, obwohl ich zwei mit Lanzen bewaffnet
te Männer bei mir hatte, die aber zurückwichen, als dass
durch einen Schufs verwundete Thier auf mich lossprang'
Es ist nicht daran zu gedenken, dafs man sich alsdan®
mit Kolbenschlägen , Bajonetstöfsen oder Säbelhieben ve"
iheidigen könnte, denn ehe sichs der Schütze versiehlt
steht der Jaguar brüllend-und mit offenem Rachen W
ihm, reckt mit einer Tatze nach dessen Kopf oder Schul
ter und wendet mit der anderen die vorgehaltene Wafl
‚ab. In einem solchen Augenblicke sah ich mich vY%
meinen Jagdgefährten , auf die ich glaubte zählen zu köt
nen, verlassen, als der junge Paraguayer herbeisprang u
dem Thier von der Seite einen tödtlichen Stofs mit ein
Lanze versetzte. Es laufen aber auch die beherztesten und
geübtesten Männer immer einige Gefahr, Da der Kampf
platz gewöhnlich im Dickicht des Waldes ist, so bedarf
es nur einer Liane oder eines Aestchens, das den Lan“
zenträger hindert einen sicheren Stofs zu thun, damit @
oder der Schütze vom Jaguar verwundet werde.
Bei diesen Jagden befindet sich übrigens nicht imme
ein Schütze, sondera die Paraguayer greifen den Jagua!
oft blofs mit der Lanze an. Ist das Thier aber auf ein®
Baum geklettert, so suchen sie ihm ihre Schlinge , die
sie immer zu Pferde mit sich führen, um den Hals #
werfen oder dieselbe vermittelst einer oben eingekerbie®
Stange anzulegen, wogegen sich das Thier wenig zu sträl“
ben pflegt. Gewöhnlich besprengen die Paraguayer di
Schlinge mit ihrem Harne, da man die Erfahrung gemacht
haben will, dafs sich alsdann der Jaguar dieselbe ohM®
Umstände anlegen läfst. Ist sie um den Hals geworfen?
so befestigt man ihr anderes Ende an den Bauchrieme®
eines Pferdes und reifst das Thier vom Baume herunt®
und aufs offene Feld, wo man ihm neue Schlingen un!
die Füße wirft. Indem nun die Reiter in entgegengesetzte!
— 3: —
Richtun
selt,
Wird
g ihre Schlingen anziehen, wird der J aguar erdros-
Trift man einen solchen auf offenem Felde an, so
er auf gleiche Weise erwürgt, und das um so leich-
Ss, da er, vom Walde oder Röhricht entfernt, sich
nicht zu vertheidigen, sondern in grofsen Sprüngen zu
(chen sucht.
‘Noch eine andere Art den Jaguar zu erlegen ist die:
"Wie man bemerkt dafs er ein Rind oder Pferd getöd-
s hat, versteckt sich ein Schütze auf einem Baume in
. @ Nähe des Aases, und erwartet da seinen zweiten Be-
uch bei demselben , wo es ihm dann leicht fällt auf das
ier zu schiefsen. Man will jedoch Beispiele haben, dafs:
uare, die auf diese Art nur leicht verwundet wurden,
n Jäger auf dem Baume angegriffen und zerrifsen: ha-
a, Auch in Fallen werden hier und da diese Raub-
hiere gefangen. Man umgiebt zu dem Ende ein von ei-
dem Jaguar frisch getödtetes Rind, bis auf eine kleine-
ffnung > mit eingerammelten Pfählen , legt über die
etzteren Baumstämme um ein Dach zu bilden und bringt
ob der Oeffnung eine Fallthüre an, welche dieselbe yer-
Schliefst , so wie an dem Aase gezogen wird. Der Jaguar
Maht sich ohne Scheu der Falle, besieht sie ringsherum,
Seht endlich durch die Oeffnung hinein, um seinen Raub.
aus zu zichen, und wird so gefangen.
Feras- GoncouLor. F. Gwwvier.:
Der Cuguar.
In: Paraguay wird diese Katze von den Indianern der
sionen, welche zum Theil noch die unverdorbene gua-
nische Sprache reden, Guazuara, von den Creolen ‚aber
agua pyta, d. h. rother Hund , oder auch Leon, Löwe,
“Mannt. Der letztere Name wurde diesem Thiere , wegen
‘einer Achnlichkeit in Gestalt und Farbe mit dem Löwen
Yon den Spaniern beigelegt.
—_— IDN —
Auch den Cuguar hat Azara, wie den Jaguar, zUe
_ richtig beschrieben und uns Einiges über seine Sitten mt-
getheilt. Die beste Abbildung desselben hat Hr. F. cur
vier in seinen Werke über die Säugethiere geliefert; am
scheint mir das Individuum, welches ihm dazu diente, 18
seiner Farbe etwas von der gewöhnlichen abzuweich@®®
Obschon dieses Raubthier nicht so häufig, wie der Ja
guar, in Paraguay angetroffen wird, so habe ich doch
mehrere auf meinen Jagden erlegt, und einige beobach
tet, welche noch jung waren gezähmt worden.
Das Fell des Cuguar’s ist mit dichistehenden, gerade”?
sehr weich anzufühlenden Haaren besetzt, die auf dem R
cken eine Länge von etwa acht Linien, am Bauche abe’
wo sie besonders weich sind, von zwölf bis dreizehn Li
nien haben. Im Inneren des Ohres sind sie gleichfalls
sehr lang. Einige borstenartige, zwei bis vierthałb Zoll
lange, Haare sitzen auf beiden Seiten über der Oberlip
pe, und über jedem Auge. Ich habe beim Streicheln dë
Thieres bei Nachtzeit nie Funken und Knistern , wie bei®
Jaguar bemerkt.
Die Hauptfarbe des Felles ist dunkel und gelhrotb-
Die Haare sind aber nicht ihrer ganzen Länge nach gleich“
färbig, sondern ihre Spitze ist schwarz und der übrig?
Theil gelblichroth , woraus eine dunkelrothe Farbenm’”
schung entsteht. Auf dem Rücken ist dieser dunkele AN“
strich besonders bemerkbar. Der Bauch ist röthlichweiß’
noch heller ist die innere Seite der vier Extremitäten, we |
die Brust. Die Kehle, der untere Theil des Unterkiefe®
und der innere des Ohres sind weils. Der äufsere The
des Ohres ist schwarz, in seiner Mitte ins röthliche 2%
hend. Die Lippen sind mit weifsen, kurzen und selten?”
Härchen bewachsen , so dafs ihre Fleischfarbe durchschei2®
Ob und unter dem inneren Augenwirkel befindet sif
ein kleiner weifser Fleck, und ein schwarzer grofser ad
der Stelle wo die Borstenhaare auf jeder Seite über de
Oberlippe hervorstehen. Diese sind weils, über den Ar
gen aber. schwarz. Ya > A
rst
_
— 1855 —
‚ Zwischen dem Männchen und dem Weibchen findet
Sich kein Unterschied in der Farbe; die ganz jungen Gu-
Suare hingegen haben auf den Seiten des Körpers und an
en Hinterschenkeln einige, kaum bemerkbare, rande Fle-
“ken, die sich von der Grundfarbe nur durch dunklere
attierung unterscheiden und schon nach dem ersten
ahre gänzlich verschwinden.
Nicht selten stöfst man auf einen Cuguar, der in
arbe und Zeichnung in etwas von der obigen Beschrei-
Ung abweicht. So habe ich ein Fell und ein lebendes
T ier gesehen, deren Farbe beinahe aschgrau war, was
Yon einer grofsen Anzahl grauer Haare mit schwarzen Spi-
zen, welche den rothen beigemengt waren, herrührte. Fer-
der wurden mir in Buenos-Ayres mehrere Felle gezeigt,
denen theils die schwarzen Flecken über der Oberlippe,
theils die weifsen unter und über den inneren Augenwin-
keln fehlten. Bei sehr vielen: Fellen fand ich die Farbe
der Stirn und des Gesichtes stark ins dunkel grauliche zie-
end, eine Farbe welche wahrscheinlich nicht als eine
Ausnahme von der Regel, sondern für gewifse Gegenden
als die herrschende mufs angesehen werden, obschon ich
Sie in Paraguay an lebenden Individuen selten bemerkt
habe,
‚_ Die Größse des ausgewachsenen Cuguar’s scheint nicht
überall , wo er vorkommt, ganz die nämliche zu seyn.
Uls Normalmaafs kann man folgende Dimensionen in Pa-
Üiserfufsen annehmen :
2f 10/ vom Hinterhaupt bis zur Schwanzwurzel; 10⁄4
441 Länge des Kopfes; 2/ Länge des Schwanzes; 2‘
vordere Höhe; 2/ ı 6/4! hintere Höhe.
Diese Dimensionen sind von einem alten männlichen
üguar genommen, welcher in Paraguay erlegt wurde.
ier und da findet man in etwas gröfsere: Individuen ; oft
Aber sind sie, besonders in den Pampas von Buenos-
yres um mehrere Linien kürzer und niedriger. Das
Weibchen scheint dem Männchen nur um einige Linien
an Gröfse nachzustehen.
ʻ
— 184 —
>. -Der Cuguar bewohnt -beinahe ganz Südamerika und
einen Theil von Nordamerika. Diese Verschiedenheit de
Himmelstriche, unter denen er vorkömmt, mag vielleicht
die Ursache der Abweichungen in Farbe und Gröfse seyP>
deren ich oben erwähnt habe,
Das Aussehen des Cuguar’s ist lange nicht so schwer
fällig als das des Jaguars; durch seine schlankere Gestalt?
seinen kleineren Kopf und seinen langen Schwanz näher!
er sich schon mehr den Katzen mittlerer Gröfse der alte”
Welt. Seine Bewegungen sind - leicht. Der Bau sein®
Körpers, da die hintere Hälfte desselben merklich höh®
ist als die vordere, erlaubt ihm Sprünge von zwanzig und
mehr Fufs zu machen. Sein Auge ist grofs und wenige
unstät als das Auge des Jaguars, leuchtet aber gleich die“
sem nicht selten bei Nacht. Sein lebendiger Blick hat
keinen Ausdruck von Wildheit. Obschon er bei Nacht
‘und in der Dämmerung besser sieht als bei hellem Tage,
so scheint ihn das Sonnenlicht nicht sehr zu :blenden.
Sein Geruch ist schwach; sein Gehör dagegen äufserst
scharf. So sehr er an Gewandtheit den Jaguar übertrift;
so sehr steht er ihm an Kraft nach. Muth zeigt er nu
in der äufßsersten Noth und sucht gewöhnlich sein Heil
in der Flucht. Durch seine Grausamkeit aber zeichnet €
sich unter den Raubthieren der neuen Welt aus.
Der Cuguar bewohnt in Paraguay den Saum der Wäl-
der und die mit sehr hohem Grase bewachsenen Ebenen;
die letzteren scheint er aber dort blofs der Jagd wege!
zu besuchen, denn er. flieht, so wie er von Menschen
verfolgt wird, sogleich dem Walde zu. Dennoch findet
man ihn auch in baumlosen Gegenden, wie in den Pampas
yon Buenos-Ayres. Daraus aber möchte ich noch nicht;
wie Azara, den Schlufs ziehen, dafs der Cuguar mehr eif
Bewohner der Felder als der Waldungen sey; in Paraguaj
wenigstens habe-ich-ihn häufiger in den Wäldern als auf
den Weiden angetroffen. Die Ufer der Ströme und Flüs-
Se, so wie leicht überschwemmbare ‚Gegenden, scheint &
nicht zu lieben. Er hat weder ein Lager noch eine®
— 1855 —
bestimmten Aufenthaltsort. Den Tag bringt er schlafend
im Gebüsche ‘oder im hohen Grase zu. Gegen Abend
nd des. Nachts geht er auf Raub aus. Auf diesen Strei-
reien legt er oft in einer Nacht mehrere Stunden zurück,
dafs ihn die J äger nicht immer nahe bei der Stelle an-
treffen wo er seine Beute gemacht hat. Alle wehrlosen
leineren Säugethiere dienen ihm zur Nahrung , wie Acu-
ts, Pacas, Rehe, Pecaris, Quatis, Schafe, ganz junge
ilber und Füllen, wenn die letzteren von ihrer Mutter
Selrennt sind. Sogar die Affen werden von ihm verfolgt.
= cU soll auf dem Felde auch den Straufs beschleichen. Ob
“t kleinere Raubthiere angreift, ist mir unbekannt. Da
U sehr gut klettert, so sucht er seine Beute nicht nur
f dem Boden, sondern stellt derselben auch auf den
äumen nach.
Ich habe den Cuguar nie auf seinen Jagden genau
Obachten können. Man trifft ihn zu selten an, und
ürch sein scharfes Gehör gewarnt, entflieht er zu schnell,
üs dafs man sich ihm unvermerkt nähern: könnte. Dazu
kommt noch, dafs er mehrstens bei Nacht jagt. Nach
Meinen Beobachtungen an zahmen Cuguaren zu schliefsen ,
Wufs er aber, wie der Jaguar, nach Katzenart das Wild
schleichen und, wenn er sich ihm genähert hat, durch
_ nen Sprung erhaschen. Fehlt er seine Beute, so verfolgt
“T dieselbe in weiten Sprüngen, wie ich selbst einmal ge-
Sehen habe. Ich erwartete nämlich an einem Vorsprunge
Eines Waldes meine Jagdgefährten, und hatte mich, den
Wahlen der sinkenden Sonne zu entgehen, unter einen
aum gelegt. Bald hörte ich den flötenden Ruf einiger
Kapueineraffen , welche sich nicht weit von meiner Lager-
Stätte auf einem süfsen Pomeranzenbaume versammelt hat-
en Schon hatte ich die Flinte ergriffen, um mich ih-
den zu nähern, als die ganze Affengesellschaft mit kräch-
ndem Geschrei nach meiner Seite zu floh. Sie schwan-
Een sich yon Ast zu Ast, von Baum zu Baum mit der ih»
An eigenen Behändigkeit. ‘Durch ihre kläglichen Töne,
Noch mehr aber’ durch die ihnen unaufhörlich entfallen-.
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— 186 =
den Excremente verkündeten sie ihre Furcht. Sie ware”
von einem Cuguar verfolgt, welcher in Sprüngen V”
fünfzehn bis zwanzig Fufs von Baum zu Baum ihnen gie”
rig nachsetzte. Mit unglaublicher Gewandtheit schlüpft?
er durch die“mit Lianen verwickelten Aeste, wagte sC
über dieselben hinaus bis sie sich niederbogen, und nah
dann einen sichern Sprung auf ein Astende des nächste?
Baumes.
Der Cuguar reifst seiner Beute sogleich den Hals auf,
und leckt, che er von derselben zu frefsen anfängt, ZU
erst ihr Blut. Kleine Thiere zehrt er dann ganz auf; yo?
den gröfseren frifst er einen Theil, gewöhnlich den vol“
deren. Dafs er aber den Rest seiner Mahlzeit mit Stro”
zudecke, wie Azara erzählt, haben weder ich noch der
Jäger, dessen ich in der Beschreibung des Jaguars erwähn?
te, jemals bemerken können , obschon wir mehrere Mal?
auf die frischen Ueberreste eines Kalbes oder Rehes stie’
sen, das von diesem Raubthiere war getödtet wordel
Jedoch möchte ich Hrn. Azara hierin nicht ganz wider
sprechen, da mir mehrere Landleute in Paraguay das näm“
liche versicherten, und ich an zahmen Cuguaren beob”
achtet habe, dafs sie, nachdem sie gesättigt sind , de”
Rest des Fleisches zu verbergen suchen. Sobald sich de
Cuguar satt gefressen hat, zieht er sich in einen Schlupf
winkel zurück und überläßst sich dem Schlafe. Er bleib’
aber selten in der Nähe seiner Beute, wie der Jagual
sondern entfernt sich oft eine Stunde und mehr davo”
‚In der folgenden Nacht besucht er dieselbe noch einmal!
wenn ihm kein neuer Raub aufstöfßst; geschieht aber’ die“
ses, so berührt er den ersteren nicht mehr, wie ich meb”
mals zu beobachten Gelegenheit hatte. Er liebt nämlict
das Blut zu sehr, um nicht ein lebendes Thier einem scho”
erlegten vorzuziehen. Auch begnügt er sich nicht, 9%
ein einziges Thier zu erlegen, wenn er mehrere kann hab”
haft werden. Durch diese Blutgier richtet er oft in de?
Schafheerden bedeutenden Schaden an. So tödtete EP
Guguar während meines Aufenthaltes in einer Meierei ach"
zehn Schafe in einer Nacht. Von keinem derselben hatte
“T auch nur einen Bifsen gefrefsen, sondern ihnen nur
den Hals aufgerifsen. Als wir ihn des anderen Tages im
nahen Walde erlegten, fand- ich seinen Magen noch ganz
‘trotzend yon Blut, aber kein Fleisch darin. Wenn er
“ch übermäfsig mit Blut angefüllt hat, so entfernt er sich,
Segen seine Gewohnheit, nie weit von dem Schauplatze
"einer Metzelei, und überläfst sich sogleich dem Schlafe.
Ch habe diese Art von Berauschung durch Blut noch bei
mehreren Raubthieren bemerkt, welche dasselbe dem Flei-
Sche vorziehen. So fand ich z. B. Didelphen und Marder
W Schlaf versunken , mitten unter den von ihnen getöd-
leten Hühnern. Nach den Erzählungen der Landleute in
Paraguay soll oft ein Cuguar fünfzig und mehr Schafe
M einer Nacht erwürgen,. was auch Azara versichert;
jedoch scheint mir diese Anzahl übertrieben. Ich habe
i nie bemerkt, dafs der Cuguar seine Beute weit von- dem
Orte wegschleppt, wo er sie gemacht hat, wenigstens thut
er diefs nicht mit Kälbern, Füllen und Schafen. In Fäul-
nifs übergegangenes Fleisch berührt er niemals. Pferde,
aulesel, Stiere und Kühe greift er nicht an; eben so
Wenig Hunde, obschon er sich auf seinen Streifereien oft
den Wohnungen nähert. Den Menschen flieht er so wie
@T seiner ansichtig wird. |
Der Cuguar hält sich nie sehr lange in dem gleichen
evier auf. Auf seinen Streifereien und Wanderungen
aber sieht man ihn weit seltener als den Jaguar über ei-
uen Flufs setzen. Er scheint vielmehr, wie unsere Haus-
atze, das Wasser zu scheuen, und blofs durch die grölste
Noth gezwungen sich in dasselbe zu begeben. Als einst
Meine Hunde ein solches Raubthier gegen einen, in etwas
Angeschwollenen Bach hin jagten, warf sich dasselbe nicht
ins Wasser um hinüber zu kommen, sondern kletterte auf
tinen Baum ‚der am Ufer stand, und sprang von einem
über den Bach hangenden Ast auf einen Baum des jen-
Stitigen Ufers. Nichts desto ‘ weniger ist der Cuguar im
Norhfalle ein sehr guter Schwimmer.
— 188 —
Er lebt beinahe das ganze Jahr hindurch allein. Nur
zur Begattungszeit, welche im Hornung und Merz ein”
trift, suchen sich die Geschlechter auf, bleiben aber nu
kurze Zeit beisammen; denn sehr selten trift man sie 1”
Gesellschaft. Sie lassen zu dieser Zeit, so wenig wie aus“
ser derselben, ein Gebrüll hören. Die Tragezeit ma§
höchstens drei Monate dauren. Das Weibchen wirft ge
wöhnlich zwei, seltener drei, Junge, die blind zur Welt
kommen sollen. Die Mutter versteckt sie im hohen Grasê
oder im Dickicht des Waldes, auch wohl in einen hoh-
len Baum, entfernt sich aber oft sehr weit von ihnen,
wenn sie auf Raub ausgeht. Auch vertheidigt sie diesel-
ben gar nicht gegen Hunde und Menschen. Die Junger
begleiten die Mutter nach einigen Wochen auf ihren Strei-
fereien, werden aber bald von ihr verlassen.
Das von Azara beschriebene Männchen mit einem
einzigen Testikel, war, wie man sichs vorstellen kann ‚eine
Anomalie. Mit Recht erklärt er hingegen die Sagen von
Kämpfen und Geschlechtsvermischung zwischen dem Cuguar
und dem Jaguar für Mährchen, obwohl sie nicht nur in
einem 'grofßsen Theile von Südamerika von den Einwoh-
nern erzählt und geglaubt werden, sondern auch in die
mehrsten älteren Beschreibungen dieses Landes übergegan“
gen sind.
Der Cuguar läfst sich, wenn er jung eingefangen
wird, sehr leicht zähmen, und das so gut, dafs man ih?
zum Hausthiere machen könnte, wenn ihn nicht hin und
wieder die Lust anwandelte, seine Blutgier an dem zabh-
men Geflügel auszuüben. Wird er aber seiner Freiheit
beraubt, wenn er schon alt ist, so läfst er sich zu Tode
hungern. Man zieht ihn mit Milch und gekochtem Flei-
sche auf; vegetabilische Nahrung ist ihm sehr zuwide!
und mufs wenigstens mit Fleischbrühe gekocht werden»
damit er sie geniefse. "Auch erkrankt er sehr bald, wen?
man ihm kein Fleisch gibt. Warmes Blut ist aber seine
Lieblingsspeise. Ich habe öfters einem zahmen Cuguaf |
fünf und sechs Pfunde davon auf einmal ohne’ Nachtheil
— 489 a
Stgeben. Das rohe Fleisch. belekt er, ehe er dasselbe ver-
zehrt, Er beifst wie der Jaguar, oder wie unsere Haus-
atze, indem er den Kopf auf die Seite biegt. Nach der
ahlzeit legt er sich schlafen, nachdem er erst die Pfo-
ten und einen Theil des Leibes beleckt hat, und bringt
$0 einen Theil des Tages zu. Flüfsigkeiten nimmt er lap-
Pend zu sich ‚„ und man mufs ihm solche, besonders zur
Mmerszeit, öfters reichen. Frisches Blut- ersetzt ihm
um Theil das Wasser, doch nicht gänzlich. Ich glaube
bemerkt zu haben, dafs ein gezähmter Cuguar, wenn er
st fühlt, weit eher unter dem zahmen Federyieh Scha-
ên anrichtet als wenn man ihn reichlich mit Wasser ver-
Neht,. -Läßt- man! den Cuguar, welcher als Säugling ein-
Sefangen und mit Sorgfalt aufgezogen ist, weder Hunger
Noch Durst leiden, so wird er selten seinem Herrn schäd-
ich, Er lernt seine Hausgenofsen, sowohl Menschen als
iere, nach und nach kennen und fügt ihnen, das Fe-
“Tyieh allein ausgenommen, mit Willen keinen Schaden
"u. Jung spielt er mit jedem beweglichen Gegenstande,
esonders gerne mit hölzernen Kugeln, Mit Hunden und
atzen verträgt er sich sehr gut und gaukelt mit ihnen.
Gewöhnlich hält man ihn an einem ledernen Riemen an-
Sebunden, den er nicht zu zernagen versucht. . Ich habe
über auch Cuguare gesehen, die man zuweilen frei im
‚use herumlaufen liefs. Sie suchten ihren Herrn, ‘oder
Nelmehr die Person, die ihnen gewöhnlich zu fressen gab,
uf, schmiegten sich nach Katzenart an sie an, beleckten
" die Hände, oder legten sich ihr zu Füfsen. Wenn
Man sie streichelte, so gaben sie einen knurrenden Ton
Yon sich, der dem sogenannten Spinnen unserer Katzen
Anlich war und womit sie ihr Wohlbehagen ausdrück-
n. Ihre Furcht gaben sie durch eine Art von Schneu-
“en, ihren Unwillen durch einen murrenden Laut zu er-
‚nen. Brüllen, wie es der Jaguar thut, hört man sie
-iie dadurch wird der zahme Cuguar unangenehm,
lag, wenn er einmal seinen Herra liebgewonnen hat, und
dso gern mit ihm spielt, er sich bei seiner Annäherung
= 190 —
versteckt und dann unversehens auf ihn dar springt. Auch
gebraucht er nicht selten, obschon spielend , seine Kral-
len und Zähne auf eine unangenehme Art. Der Besitzef
eines Meierhofes in Paraguay versicherte mir, er habe 0°
nen Cuguar so weit gezähmt, dafs er ihn mit seinen Hun“
den zur Jagd gebrauchen konnte; eine Erzählung, dere®
Wahrheit ich übrigens nicht verbürgen möchte.
Der Cuguar wechselt seine Milchzähne im ersten Jah“
re. Anfangs des dritten Jahres hat er sein vollkommen®
Wachsthum erreicht, Seine Lebensdauer ist bis jetzt noch
unbekannt; der Analogie nach und zufolge der Aussage
mehrerer Jäger mag sie zwölf bis fünfzehn Jahre bett?”
gen. Sein Harn hat einen stinkenden Geruch; eben ®
‚ sein Athem. Seinen Koth bedeckt er mit Erde wenn ®
nicht angebunden ist.
Das Fell des Cuguars wird in Paraguay nicht benutzt
Auch stellen ihm die Einwohner blofs dann nach, wen’
sie ihn von ungefähr auf dem Felde antreffen oder wen”
er ihnen Schaden unter den Schafheerden angerichtet hat.
Uebrigens findet man ihn, da seine Jagd mit keiner 6&
fahr verbunden ist, immer seltener. Auf offenem Felde
wird er gewöhnlich mit Schlingen gefangen, im Walde
entweder durch einen Schufs, oder mit der Lanze getöd”
tet. Trift man einen Cuguar auf dem Felde an, so fliebt
er in grofsen Sprüngen; bald aber hohlen ihn die Reite"
ein, werfen ihm ihre Schlingen um und erdrofseln ihm
Im Walde hält es schon schwerer seiner habhaft zu we!”
den. So wie er nur von weitem das Geräusch der na
henden Menschen oder das Anschlagen der Hunde hört
klettert er auf einen Baum, wodurch die Hunde sein®
Ferte verlieren, und flieht mit der gröfsten Schnelligkeit
indem er von einem Baum zum anderen springt. Hat
aber der Jäger die Vorsicht den Cuguar des Morgens frü-
he, gleich nachdem er einige Schafe oder ein Füllen €
legt hat, aufzusuchen , so überrascht er ihn mehrste”
im ersten Schlafe, wo ihm dann die Hunde nicht Zeit
lassen einen Baum zu besteigen. Sie umringen ihn sogleic
und greifen ihn muthig an. Alsdann aber vertheidigt sich
er Raubthier mit eben so yiel Muth als es sonst: Furcht
St, und versetzt oft seinen Gegnern , besonders mit den
lauen » tödtliche Wunden ; jedoch unterliegt es diesem
Ampfe, wenn die Hunde grofs und geübt sind. Der Jä-
ser Slicht nun den von allen Seiten bedrängten Cuguar
it seiner Lanze nieder oder giebt ihm einen Schufs,
a el er, wenn er sich dem Thiere nicht unyorsichtig
Nähere, keiner Gefahr ausgesetzt ist, denn dieses springt
U, ‚wie .der angegriffene Jaguar, auf den Menschen
en Sind die Jagdhunde klein und schwach, so entwischt
Nen oft der Cuguar durch einen einzigen Satz, indem
Win eine Höhe von acht bis neun Fufs an einen Baum-
Stamm hinaufspringt, von dem er noch zehn und mehr
us entfernt war. Ist dann der Jäger nicht schnell mit
| Siner Flinte bereit, so verliert er ihn zwischen den Aesten
gleich aus dem Auge,
Fiers Prasrits L
(Felis mitis, F. Cuv.) (Felis tigrina. L.)
Der Chibi- guazu.
5
Die dritte, in Paraguay vorkommende, Katzenart ist
nige, welche die Eingebornen Chibi -guazu oder Mba-
NCaya-guazu, d. h. grofse Katze, die Spanier Onca nen-
dieje
Ren
at
> unter weichen Namen sie auch Azara beschrieben
* Dieser Naturforscher begieng aber den Fehler ein
N gewöhnlich großses Individuum zu seiner Beschreibung
U wählen. |
Hr. F. Cuvier hat in seinem Werke über die $äu-
Sethiere unter dem Namen Felis mitis eine neue Katzen-
hi aufgestellt, deren Beschreibung beinahe ganz mit der-
migen übereinstimmt, die Azara vom Chibi-guazu ge-
"fert hat; auch erkannte ich beim erstem Anblicke der,
— 192 —
in Hr. Cuvier’s Werke enthaltenen, Abbildung diese p3-
raguayische Katze, und stehe daher nicht an, Felis pa!“
dalis oder ocelot und Felis mitis für eine und dieselbe Gat-
tung anzusehen, Der Prinz zu Wied scheint ebenfalls die-
ser Meinung zu seyn, obgleich er sich nicht bestimmt
darüber auszusprechen wagt. Uebrigens mag die folgende
Beschreibung zeigen, in wie fern mein Urtheil richtig ist
Der Chibi-guazu kommt in Paraguay häufig vor, W
ich habe, neben einer grofsen Anzahl von Fellen, übel
zwanzig zahme Individuen dieser Katzenart: von verschie“
denem Alter theils gesehen, theils selbst besefsen Er ist
mit geraden, kurzen, dichtstehenden , in etwas glänzeN”
den und weich anzufühlenden Haaren bedeckt, die 3
dem Körper anliegen, und auf der Mittellinie am Halse;
an der Brust und am Bauche in etwas länger sind als aM)
übrigen Körper. Auf jeder Seite über der Oberlippe 5”
tzeu mehrere, mit ihr gleichlaufende, Reihen von, zw%
bis drei Zoll langen, borstenartigen Haaren. Ein Büschel
ähnlicher Haare steht über jedem Auge und auf jedem
Backen.
Die Grundfarbe des -Felles ist weifslichgelb , ausge“
nommen über und unter dem Auge, an den Backen, 3”
der Kehle, am unteren Theile des Halses, an der Brust’
am Bauche, an der inneren Seite der vier Extremitätel
und an der unteren Seite des Schwanzes , wo sie weifs isb
Die Haare haben übrigens nicht in ihrer ganzen Läng®
die eine oder die andere dieser Farben; alle sind an ih
rer Basis aschgrau, welche Farbe auch an den Seiten des
Rumpfes in etwas durchscheint, Der ganze Körper ist
theils mit schwarzen Flecken und Streifen, theils mit röth
lichgelben , unregelmäfsig geformten Flecken, die eine
schwarzen Saum haben, besäet. Auf jeder Seite der Sum
findet sich ein schwarzer Streif, der über dem Auge an“
‚fängt und sich gegen das Ohr hin verliert. Der Zwi“
schenraum dieser Streifen ist mit schwarzen Flecken a0%
gefüllt. Zwei andere schwarze Streifen laufen auf jede
Seite des Kopfes, der eine vom äufseren Augenwinkel 4”?
— 193 —n
der andere unter dem zygomatischen Bogen, rückwärts
und enden, indem sie sich beinahe vereinigen ,„ unter dem
t Die Lippen sind mit wenigen, kurzen, weifsen Här-
chen besetzt, so dafs die Fleischfarbe der Haut durch-
k: eint Die borstenartigeń Haare, die weifs und schwarz
Sttingelt sind, sitzen auf schwarzen Flecken. Die Schnau-
®ist schwärzlichbraun. An der Kehle läuft von einem
Acken zum anderen ein brauner Streifen , welchen anzu-
Sehen Azara in seiner Beschreibung vergessen hat. Das
hr 5etundete Ohr ist innen gelblichweifs, am Rande weifs-
; ichgelb , und aufsen schwarz mit einem gelben Flecken.
ach hinten. Zwischen den Ohren entspringen fünf schwar-
% Streifen , welche rückwärts über den Nacken hin laufen
ud yon denen die zwei äufseren sich nach aufsen krüm-
Den, um sich auf der Seite des Halses zu verlieren, Auf
in Rücken, von den Achseln bis zur Schwanzwurzel ,
Sicht man vier Reihen schwarzer länglicher Flecken. Die
iten des Rumpfes und die Weichen sind , jede mit fünf,
Schstens sechs, unvollkommenen Reihen von röthlich-
gelben , schwarzumrandeten Flecken, die Schultern und
ie Oberarme theils mit schwarzen , schieflaufenden Strei-
fn, theils mit runden schwarzen Flecken bedeckt. Quer-
reifen von gleicher -Farbe zeigen sich an der äufseren
eite des Vorderarmes. Die hinteren Extremitäten sind
af ihrer Aufsenseite mil mehr rundlichen als länglichen,
‘Chwarzen Flecken unregelmafsig besprengt, die vier Fülse
Schwarz, betupft. An der unteren Seite des Halses und
S Rumpfes, so wie an der inneren Seite der vier Extre-
Mläten , wo die Grundfarbe die weifse ist, befinden sich
falls nur schwarze Zeichnungen, die am Halse aus
Wei nach seiner Länge laufenden Streifen, an der Brust
nq am Bauche aus runden Flecken bestehen , an welchem
"zteren sie auf jeder Seite der Mittellinie eine Reihe bil-
ù. Die innere Seite der vorderen Extremitäten ist gleich-
Aus mit runden Flecken besäet; nur nach oben sieht man
“Men oder zwei Querstreifen. Mit ähnlichen Streifen ist
13
— 194 —
die ganze innere Seite der hinteren Extremitäten gezeich“
net. Der Schwanz, der gegen sein Ende in etwas dün-
ner wird, ist an der Wurzel ringsum, weiter hin ab@
nur auf seiner unteren Seite schwarz gefleckt; auf seine
‚oberen Seite hat er dagegen mehrere halbe und an der
Spitze drei ganze Ringe von der nämlichen Farbe. DIe
Sohlen sind dunkelbraun.
Zwischen dem männlichen und dem weiblichen Chibi
guazu, wenn beide ausgewachsen und von gleichem Alte!
‚ sind, hat in Farbe und Zeichnung kein Unterschied statt
X aufser dafs man am Weibchen gewöhnlich in etwas bi
sere Farben und weniger schwarze Flecken als am Min
chen bemerkt. Dagegen zeigt sich in dieser Hinsicht ein®
grofse Verschiedenheit zwischen jungen und alten Indi
hen; so wie auch bei ganz erwachsenen , unabhängig
yom Geschlechte, einige Abänderung in den Zeichn
vorkommen.
In seinem ersten Altersjahre ist der Chibi aia mil
äufserst weichen und sehr biegsamen Haaren bedeckt die
man mit denen eines jungen Kaninchens ve ergleichen
könnte. Die Grundfarbe seines Felles an den orgi und
Seitentheilen des Rumpfes ist bald hellgelb, bald meb!
ins Grauliche ziehend. Die schwarzen PETER sind
ganz verworren. Noch sind keine Streifen auf den Schul
tern und auf der Stirn zu sehen, sondern nur Reihe
von Flecken. Die röthlichgelben Flecken auf den Seite ii
des Rumpfes sind blofs theilweise mit einem schwarze
Rande umgeben. Bei ganz jungen Individuen sind sie
noch gar nicht vorhanden und man sicht an diesen Stel
len nur halbmondförmige Stücke des schwarzen Rando
Die Zeichnungen an dem unteren Theile des Halses u”
des Rumpfes ‚ 50 wie an der inneren Seite der vier Er
tremitäten, haben nicht eine schwarze , sondern eine Bann
ne oder aschgraue Farbe.
Erst nachdem das Thier ein Alter yon achtzehn Mo
naten erreicht hat, sind Farbe und Zeichnung seines Fell®
vollständig, und auch dann noch findet man nicht selte”
En 195 an
Mischen den verschiedenen Individuen einige Abweichun-
Sn. So trift man oft Felle an, deren Grundfarbe bald
lafser als die gewöhnliche und bald röthlich ist, was
“er auch von dem , entweder vor kurzem vorgegangenen
Oder nahe bevorstehenden , Wechsel ‚der Haare abhangt,
‚Pe ich mich durch widerhohlte Beobachtungen an zah-
Men Chibi-guazu versichern konnte, Ferner haben eini-
se dieser Katzen weit mehr Flecken an der Brust und am
auche als andere; die Streifen auf den Schultern sind
“l einigen kürzer, bei den anderen länger, oft so
hi uS, dafs sie sich über die ganze Schulter erstrecken. Auf
êm Rücken fliesen oft die zwei mittleren Reihen von
lecken beinahe in eine zusammen, Was die Zeichnung
€$ Schwanzes betrift, so sieht man selten zwei Individu-
N, bei denen sie die gleiche wäre. Bald fangen die Halb-
Unge nahe an der Wurzel, bald erst in. einer Entfernung
Yon drei bis vier Zollen von derselben an; gegen das Ende
es Schwanzes finden sich bald vier, bald nur zwei ganze
mge; endlich habe ich Individuen gesehen , deren Schwanz-
ĉde schwarz statt gelb war. Bei allen diesen Verschie-
denheiten, die, wie schon Azara bemerkt hat, durchaus
ticht yon der Verschiedenheit des Geschlechtes abhangen ,
ann man als Kennzeichen der Gattung ausheben : zwei
Streifen auf der Stirn und auf jedem Backen, vier auf
em Nacken , ringförmige Flecken auf den Seiten des
Umpfes, kleinere oder gröfsere Flecken und Streifen am
alse „an den Schultern und an den Extremitäters ein
reifen an der Kehle, schwarze Ohren mit ee weis-
‘en Flecken nach aufsen und Ringe am Schwarfende. Die-
R tegelmäfsigen Zeichnungen , in Farben die gefällig ge-
Sen einander abstechen ,„ machen diese Katze ‘U einem der
chönsten Thiere. von Paraguay. e i
Ein ausgewachsener Chibi-guazu hat gewhnlich Be
Sende Maafse:
p Länge vom Hinterhaupt bis zur Schwan
Länge des Kopfes; ı' Länge des Schwanz’ >
vordere Höhe; ı/ 5// hintere Höhe.
‚3 *
purzel ; Su
WAL
us 196 zu
Nur selten findet man Individuen, welche die ange“
gebenen Dimensionen übertreffen.
Der Chibi-guazu scheint im gröfsten Theile von Süd-
amerika bis zum zwei und dreifsigsten Grade südlich _
Breite zu Hause zu seyn. Es ist sich daher nicht zu wun
dern, wenn man ‚einige kleine Abänderungen in det
Farbe und der Zeichnung eines Thieres bemerkt, das ®
verschiedene Himmelsstriche bewohnt.
Er hat ein schlankes Aussehen. Sein schmaler Kö
per zeigt Gewandtheit, seine muskulosen Beine und PO
ten zeigen Kraft an. Sein Gang: ist leicht und leise. B
schleicht, oder trabt, oder springt in Sätzen wie die Hau“
katze. Seine ganze Haltung, besonders aber die des Hal
ses und des Kopfes, ist unübertrefllich in Hr. F. Cuvie®
Werke über die Säugethiere durch die Abbildung von Feli’
mitis dargestellt. Sein Auge, dessen Pupile beinahe rund!
und dessen Iris bei jungen Individuen gewöhnlich helh
blau, bei alten aber graulichbraun ist, leuchtet bei Nacht
Sein Blick ist ohne Ausdruck und wird nur dann wilds
wenn man dem hungrigen Thiere seine Nahrung yorhälty
oder ihm dieselbe wegnehmen will. Bei Nacht, es maß
auch noch so dunkel seyn, scheint der Chibi -guazu seh!
gut zu sehen, bei Tage aber weniger. Sein Geruch: is
schwach, sein Gehör dagegen scharf.
In Paraguay, wo er häufig vorkommt, hält er sich
in den undurchdringlichsten Wäldern und im dichteste®
Gestrügpe auf. Ich habe ihn jedoch in bewohnten G”
genden so wie in Einöden, an den Ufern von Ström”
und Bäche, am Saume und in der Mitte der Walduf
gen, deren Iyeite zwanzig und mehr Stunden betrug, a t
getroffen; atch in sumptigen Gegenden findet man ib!’
nie aber auf offenem Felde. Er scheint kein bestimmt”
Lager ar haen, Den Tag über schläft er ım dunkelste®
Theile des Waldes, zuweilen in einem hohlen Baum®»
oder auch jwischen undurchdringlichen Bromelien, die
von dichteg: Strauchwerke beschatiet sind. In der Mo
gen - und \benddämmerung » besonders aber bei Nacht?
— 197 —
diese mag noch so: dunkel und stürmisch seyn, geht er
m Raube nach.
. Seine Nahrung sind Vögel, die er entweder auf den
„men oder auf der Erde in ihren Nestern beschleicht;
“ner alle kleineren Säugethiere, wie junge Rehe, junge
caris, Affen » Quatis, Acutis, Pacas, Ratten, Mäuse u. s. wa
‚Da diese Katze meist nur des Nachts auf Raub aus-
Scht, so‘ habe ich sie nie auf ihren Jagden beobachten
à Mnen, Sie scheint aber auf ihren Streifzügen grofse
“Asche zu machen ‚ denn ich habe in den sogenannten
"Wäldern ihre Fufsstapfen oft stundenlang verfolgt. Man
ölt selten auf Ueberreste ihrer Mahlzeit, und trift man
Piche an sosind eg gewöhnlich nur die Federn eines
“legten Vogels. Ich halle sie daher nicht für Blutdür-
Nig, und glaube, dafs sie nicht mehr Thiere auf einmal
tödtet , als sie zu ihrer Sättigung bedarf, was sich auch
Urch die Beobachtung gefangener Chibi-guazu’s bestä-
t, die blofs: wenn : sie hungrig sind. ein Thier tödten
Und zwar immer nur eines auf einmal, wenn es grols ge-
Ang ist um sie zu sättigen. Sie klettert sehr gut, wobei
Ihr die starke Krümmung ihrer Krallen vortrefllich zu stat-
“U kommt. Wo die Bäume dicht stehen, springt sie
Nicht selten, wenn sie gejagt wird, von einem Baume zum
“deren ; jedoch hat sie darin lange nicht die Fertigkeit
ses Cuguar’s. Sie ist ein irefllicher Schwimmer , obgleich
R Sich nur durch die Noth gezwungen ins Wasser wagt,
‘© z. B. wenn sie durch Ueberschwemmungen vom fe-
“en Lande abgeschnitten wird ; alsdann sucht sie das näch-
e Ufer zu. gewinnen, so dafs es nichts seltenes ist, ei~
Non Chibi-guazu mitten in einer Stadt, die am Wasser
“gt, ans Land steigen zu sehen. So sah ich einen sol-
en, der über einen Theil des Paraguaystromes geschwom-
en war, bei seiner Landung im Hafen zu Asuncion. er-
‘c iefsen.
. Diese Katze lebt paarweise in einem bestimmten Re-
vier, Der Jäger kann gewils seyn, dafs wenn er den Tag
über eine derselben aufscheucht, die andere nicht entfernt
ist.. Mehr als ein Paar trift man aber nie in dem nam“
lichen Revier an. Das Männchen und das Weibchen 8%
hen selten zusammen auf den Raub aus, sondern jedes
jagt für sich; auch helfen sie einander nicht um größer
Thiere zu erlegen, oder feindlichen Angriffen zu wider
stehen. Die Begattungszeit tritt bei ihnen im Weinme
nat ein und soll, nach der Aussage von Jägern, bis yitte
Wintermonats dauern. Die Begattung geschieht des Nacht
und unter Geschrei, das dem unserer Hauskatzen piht |
unähnlich ist. Von der Tragezeit ist mir nur so viel be
kannt, dafs ein, in einer Falle gefangener, weiblich®
Chibi-guazu, welchen der bejahrte Hr. Nozeda, Azara
Freund und Begleiter auf mehreren Reisen, besafs, nê
der achten Woche seiner Gefangenschaft Junge warf. Ge
wöhnlich sind es deren zwei, welche die Mutter in ein?
hohlen Baum oder im Dickicht des Waldes versteckt. |
wie sie frefsen können, trägt ihnen diese kleine Säugethi® 1
re und Vögel zu; wenigstens findet man in ihrem Lagh
immer Federn und Reste von Knochen.
Dem Menschen schadet der Chibi- guazu nur wenig
Er fürchtet ihn und die Hunde zu sehr, als dafs er 5% |
bevölkerten Gegenden näherte. Nur Wohnungen, die naht |
an Wäldern liegen, werden hin und wieder von ihm hei |
. gesucht, und auch alsdann nimmt er höchstens zwei Hu
ner oder eine Bisamente weg, die er ins nächste Gebüst! j
trägt und sogleich verzehrt. Ist ihm seine erste Unte
nehmung gelungen, so kommt er gewöhnlich die for
genden Nächte wieder, bis er gefangen oder verscheu®
wird. j
Der Chibi-guazu wird in Paraguay häufig als S403 |
ling eingefangen und .gezähmt. Auch alte Individue!
die man in Fallen fängt, werden nach einiger Zeit, in
doch nur bis auf einen gewifsen Grad, zahm. Man 2
die Jungen mit Milch auf, und nährt sie späterhin grö É
tentheils mit gekochtem Fleische. Bei blofs yegetabil”
scher Nahrung erkranken sie bald; füttert man sie ‚abe
mit rohem Fleische, was gewöhnlich nur bei den Alter
REET Si RE) Rn eu a = a = nn > ;
ET nn TE 2A ~- A m
— 199 —
8eschieht, so werden sie gröfser, und schöner im Felle,
als bei gekochtem Fleische und Pflanzennahrung. Wenn
An alt eingefangener Chibi-guazu eines kleinen Hundes
ader einer Katze kann habhaft werden, so ergreift er das
hier, wie schon Azara bemerkt hat, beim Nacken, wirft
ês nieder, hält mit den Vorderbeinen seine Vorderbeine,
mit den Hinterbeinen seine Hinterbeine fest nnd reifst
ihm den Hals auf. Eben so bemerkt Azara ganz richtig,
‚als sie bei fortgesetztem Genulse von Katzenfleisch krä-
! ig werden und endlich sterben. Sonderbar aber ist.sei-
-E Behauptung , dafs das Katzenfleisch sie mauen mache
i gleich Katzen. Die Klagetöne, welche das, durch den
x ' Genufs dieses Fleisches erkrankte, Thier ausstöfst, obgleich
‚Sie einige Aehnlichkeit mit dem Mauen haben, sind ihm
ganz eigen, und es giebt sie von sich, so wie es leidet ,
die Ursache seines Mifsbehagens mag dann seyn welche
Sie wolle. So mauet es z. B. auf die nämliche Art, wenn
Wan es durch Hunger gezwungen hat, Kröten oder Schlan-
gen zu frefsen ; diese verursachen ihm , wie schon Azara
beobachtete, heftiges Brechen und schwächen seine Ver-
‚dauungskraft so sehr, dafs es jede andere Speise wieder
herausbricht, allmälig abmagert und stirbt; in welchem
Falle ich bei der Section eine starke Entzündung. der in-
neren Magenhaut fand. Das Geflügel ergreift der Chibi-
Suazu beim Kopfe oder beim Halse und tödtet es durch
den ersten Bils. ‘Dann zupft er, ehe er dasselbe genielst,
Mit dem Munde den gröfsten Theil der Federn ‚aus. Beim
Prefsen legt er eine oder beide Vorderpfoten auf das Fleisch
und kaut übrigens wie die Hauskatzen. Nachdem er ge-
Sättigt ist, beleckt er sich das Maul, die Pfoten und Zum
Theil auch den übrigen Körper, und legt sich gewöhnlich
Schlafen. Flüfsigkeiten nimmt er lappend zu sich. Ihren
oth verscharren diese Katzen, wenigstens in der Gefan-
genschaft, nie; hingegen haben sie die, auch von Azara
bemerkte, Eigenheit, dafs sie denselben in et Trinkge-
fäfs ablegen, sie mögen in‘ einem Käfich eingeschlofsen
seyn oder frei im. Hause herumgehen. Sie bringen den
— 200 —
gröfsten Theil des Tages zusammen gerollt und schlafend
zu; gegen Abend werden sie unruhig und bleiben die
ganze Nacht hindurch wach. Wenn sie:noch ganz juns
sind, lassen sie öfters einen mauenden Ton hören, P
sonders wenn sie Hunger oder Durst oder Langeweile ba
ben. Später geben sie, aufser im kranken Zustande , die-
sen Ton nur selten von sich. Werden sie im Frefsen 8%
stört, so knurren sie; ihre Zufriedenheit ‘legen sie durt
das sogenannte Spinnen, und ihre Furcht oder ihren Z0”
durch ein Schneutzen an den Tag. Chibi-guazu’s, die
man schon alt einfängt, unterwerfen sich wohl dem Mer
schen, werden aber nie vollkommen zahm. Der Verlust
ihrer Freiheit macht sie niedergeschlagen und gleichgültig
gegen gute oder schlechte Behandlung. Sie lassen si®
schlagen, ohne sich zu vertheidigen, machen keinen Un
terschied zwischen ihrem Wärter und anderen Mensche!
und bezeigen ihm weder Zutrauen noch Freude wenn sie
ihn sehen. Ganz junge Chibi - guazu’s hingegen, wenn
man sie mit Sorgfalt aufzieht, werden in hohem Grade
zahm. Gleich jungen Hauskatzen gauckeln sie mit ein-
ander oder spielen mit einem Stück Papier oder mit ei“
ner Pomeranze. Ihren Wärter lernen sie bald kennen;
springen ihm nach, belecken ihm die Hände, legen sich
zu seinen Fülsen nieder oder klettern an ihm herauf, Das
letztere thun sie übrigens auch bei Personen, die sie noch
nie gesehen haben. Sie lieben sehr, dafs man sie streich“
le, wobei sie, wenn sie älter werden , sogleich anfange®
zu schnurren. Sie zeigen nie Falschheit. Mit den Hun-
den und Katzen, mit denen sie unter einem Dache woh
nen, vertragen sie sich sehr gut, dem Geflügel aber stel
len sie nicht selten nach. So wie sie die Lust ankommt
eine Henne zu tödten, springen sie auf dieselbe zu, alle!
früheren Strafen uneingedenk; selbst im Augenblicke de
Raubes lassen sie sich durch keine Züchtigung abschre
cken und dieser mufs ihnen durch Gewalt entrifsen wer“
den. Man hält sie ihrer unvertilgbaren Raubsucht wege?
gewöhnlich in einem Käfich oder an einem Stricke ange-
`
— 1201 =
bunden, den sie eben so wenig, als die zwei früher be-
Schriebenen Katzenarien zu zernagen suchen.
Man hat in Paraguay kein Beispiel, dafs sich diese
Katze in der Gefangenschaft fortgepflanzt hätte, denn das
'Yeibchen, welches bei Hr. Nozeda warf , war schon träch-
HB als es in seine Hände kam; sogleich nach der Nieder-
ünft frafs es seine Jungen.
Der Chibi-guazu wechselt in seinem ersten Lebens-
Üi Te seine Milchzähne, die äufserst spitz sind. Sein voll-
GA ‘ländiges Wachsthum erreicht er erst nach dem zweiten
Ahre. Was für ein Alter er erreichen mag, ist mir un-
kannt. Nahe bei Villa Real sah ich ein sehr schönes
Qdividuum, von dem mir der Besitzer sagte, dafs er das-
‘lbe als Säugling vor sieben Jahren gefangen habe.
Dem Chibi-guazu wird in Paraguay nicht sowohl des
Schadens s den er anrichtet, als seines schönen Felles we-
gen machgestellt, aus welchem die Einwohner sich Win-
terstiefel verfertigen. Man fängt ihn am leichtesten ver-
hittelst Fallen, in deren Hintergrund ein Käfich mit ei-
Aem eingesperrten Hahn gestellt oder auch Rindfleisch
als Köder angebracht wird. Azara sagt, dafs man das
Sleiche Thier mehrere Male in der nämlichen Falle und
an der nämlichen Stelle wieder fangen könne, wenn man
“s losläfst, was von geringer Intelligenz zeugt. Spüren die
Bdhunde bei Tag einen Chibi-guazu in seinem Schlupf-
Winkel auf , so flieht er sogleich und besteigt einen Baum,
Yon dem ihn dann der Jäger leicht kann herunterschies-
en, Fällt er, nur angeschofsen vom Baume, so verthei-
„st er sich herzhaft mit seinen Krallen gegen die Hunde.
\ © Jungen verrathen nicht selten ihren Aufenthalt durch
auen , und werden daher auch ohne Hunde aufge-
Maden,
Der Chibi -guazu wird in Paraguay besonders als der
ĉind der Alector’s , der Penelopen und der, in den Wäl-
Sen lebenden, Tinamus angesehen ; auch dürfte die ge-
“nge Anzahl, in der man diese Vögel aus der Hühner-
— 202 —
familie in Paraguay antrift, allerdings der Raubsucht die-
ser Katze zuzuschreiben. seyn.
Frrıs Macrura. M. de Wied.
Langgeschwänzte Tigerkatze.
Auf einer Reise in das nördliche Paraguay traf jcb
bei der Hütte einiger wilden Indianer aus dem Stamm
der Guaranis, welche die Cordillera de los montes bewo
nen, das zerrifsene Fell und den am Feuer sich brate”
den Körper einer Katzenart an, die ich anfangs für eine)
Chibi-guazu hielt. Die Länge des abgeschnittenen Schwa#“
zes fiel mir aber sogleich auf, indem ich fand, dafs sw
über einen Drittheil der ganzen Länge des Thieres ausma!
te, was beim Chibi- guazu nicht der Fall ist. Zuglei
war er weit behaarter und nicht ganz auf die nämlich?
Art gezeichnet wie bei der letztern Katze. Der Kop
schien mir im Verhältniße zu den übrigen Theilen des
Körpers kleiner, die Extremitäten aber und die Eckzähl®
länger, als beim Chibi-guazu, dessen Farbe und Zeich”
nungen ich auf dem zerrilsenen Felle ebenfalls nicht gaw :
-erkennen konnte.
Die Indianer sagten mir durch meinen Dolmeisch®”
diese Katze sei nicht der Chibi-guazu, komme selten
vor als dieser, streife mehr bei Tag als bei Nacht in, de?
Wäldern herum, und lebe besonders von Vögeln. ob |
schon ich mir die folgenden Tage alle Mühe gab, w
Hülfe der Indianer ein vollkommenes Individuum zu ©
halten, konnten wir doch auf keines stofsen,
Ich hätte daher dieser Katze, der Unvollständigk®
meiner Angaben wegen, hier kaum erwähnt, wenn ig
in ihr nicht die Felis macrura zu erkennen glaubte, “
che. der Prinz zu Wied zuerst beschrieben und als ei
-neue Art aufgestellt hat. Ich verweise daher meinen f
E e
Ser auf dessen vortreffliche Beschreibung in seinen Beiträ-
sen zur Naturgeschichte von Brasilien, 3
Ferıs YAGUARUNDI Desm.
Der Y. aguarundi.
Diese und die folgende Katze sind bis jetzt blofs von
zara beschrieben worden. Sie werden beide in Paraguay
Jra genannt, jedoch mit dem Unterschiede, dafs man
für die erstere das Beiwort hu, d. h. schwarz, für die
‚Zweite das von pyta, roth, hinzufügt. Auf Spanisch heis-
Sen sie Gato del monte negro und Gato del monte colo-
rado, schwarze und rothe Waldkatze. Da Azara den Eyra -
hu Yaguarundi nennt, so behalte ich, um Verwirrung zu
Verhüten, demselben diesen Namen bei, obschon er nicht
einmal mehr bei den Indianern der Missionen , die doch
die guaranische Sprache am unverdorbensten reden, im
Gebrauche ist. Nur die wilden Guaranis, kennen dieses
Thier noch unter jenem Namen.
Der Yaguarundi ist in Paraguay nichts weniger: als
Selten. Seine Haare sind weich, gerade, nur. schr schwach
Slänzend , dicht stehend, und von einer Länge von etwa
Sechs Linien; im Gesichte sind sie in etwas kürzer, am
Schwanze hingegen um zwei bis drei Linien länger. Wenn.
Man die Haare mit der Hand rückwärts streicht, so. be-
Merckt man einige die kürzer sind als die übrigen, doch
Nicht kurz genug, um für Woollenhaare gelten zu kön-
Nen „ deren Weichheit und gekräuseltes Aussehen sie auch
nicht besitzen. Auf jeder Seite über der Oberlippe, über
eiden Augen und auf den Backen stehen einige >: Zwei
Zoll lange, borstenartige Haare hervor. Die Farbe des
sanzen Felles ist graulichschwarz. Die Haare, auch die
Orstenartigen,, sind licht aschgrau und schwarz geringelt,
Mit schwarzer Spitze. Um den Mund und gegen die Fülse
,
— 204 —
hin ist die graue Farbe vorherrschend. Das Weibehen
unterscheidet sich vom Männchen durch eine in etwas
lichtere Farbe. Bei beiden Geschlechtern ist übrigens das
Haar schwärzer, wenn sie dasselbe eben gewechselt haben
Abänderungen habe ich bei dem Yaguarundi keine
angetroffen, aufser dafs bei einigen Individuen, unabhän-
gig vom Geschlechte, die graue Farbe vorherrschie,
Die Dimensionen dieser Katze sind folgende:
1/ 7/! Länge vom Hinterhaupte bis zurSchwanzwurzel;
341 41 Länge des Kopfes; ı4 ı4 Länge des Schwan“
zes; 11% vordere Höhe; 1% ı/ hintere Höhe.
Ki Aaa ist sie selten kleiner als das angegeben®
Maas > wohl aber übertrift sie dasselbe hin und wieder
in etwas. Männchen und Weibchen sind von gleichet
Gröfse,
Der Yaguarundi hat ein schlankes, gewandtes Ausse-
hen, und nähert sich durch seinen gedehnten Körper und
seinen langen Schwanz sehr den Mardern. Alle seine Be-
wegungen sind leicht, und sein Gang ist der einer Haus“
katze, wobei er aber den Schwanz nicht in die Höhe
hält, wie er in Azara’s Atlas abgebildet ist, sondern in
schiefer Richtung gegen die Erde streckt. Sein Kopf ist
klein, seine Nase gebogen; die Ohren sind kurz und ab-
gerundet; das Aug ist Nein und glänzend, die Iris dun“
peba ° die Pupille rund; sein Blick fsi wenig Aus-
druck. Er sieht bei Tage besser als es gewöhnlich be
den Katzen der Fall ist, Sein Gehör ist scharf, sein Ge*
ruch schwach.
Der Yaguarundi ist, meines Wissens, bis jetzt bloß
im wärmeren Brasilien, in Paraguay, in einem Theile vo?
Grofs-Chaco und der Provinz Entre-Rios angetroffen wol“
den, : In Paraguay bewohnt er den Saum der Wälder»
dichtes Gesträuch und die Hecken, unter denen stachlicht®
Bromelien wachsen ; auf offenem Felde trift man ihn nie
Er hat ein bestimmtes Lager, wo er die Mittagsstunden 7
gewöhnlich schlafend , zubringt. Er geht a des
Morgens und des Abends, aber auch nicht selten den Tag
* u ae
— 205 —
über, auf Raub aus, und ist keineswegs ein so nächtliches
hier, wie Azara behauptet. Bei sehr stürmischem Wet-
ter verläfst er seinen Schlupfwinkel nicht.
Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Vögeln, dann
| auch aus kleinen Säugethiefen, wie Apereas, Mäuse, Acu-
ls, Kaninchen, und aus ganz jungen Rechen. Es ist aber
nmöglich ‚ dafs er, wie man Azara erzählt hat, Hirsche
greife, und sich an dieselben anklammere, bis er sie
Setädtet hat; denn nicht nur ist er dafür zu schwach und
Br wenig beherzt, sondern er bewohnt auch Gegenden,
Welche keine Hirsche besuchen ‚ indem sich diese nur auf
Schr sumpfigem Boden aufhalten.
Da der Yaguarundi sich nur zu häufig den Woh-
‚Qungen nähert, um Hühner und Enten zu erbeuten, so
hnd ich öfters Gelegenheit ihn bei seinen Räubereien zu
beobachten, oder machte mir vielmehr dieselbe, indem
ich bei einer Hecke, wo sich ein solches Thier aufhielt,
ine Henne an eine lange Schnur band und mich dann
auf die Lauer stellte. Nach einiger. Zeit streckte der Ya-
Quarundi bald hier bald dort den Kopf zwischen den Bro-
Melien hervor und sah sich vorsichtig um, Hierauf suchte
T sich unvermerkt der Henne zu nähern , wobei er den
Örper zur Erde duckte und bei seinem sorgfältigen Schlei= -
Chen kaum die Grashalme in Bewegung setzte. Hatte er
Sich nun dem Gegenstande seiner Raubgier auf sechs bis
acht Fufs genähert , so zog er den Körper in etwas zu-
“mmen und nahm einen. sicheren Sprung auf die Hen-
Ne, die er sogleich mit den Zähnen beim Kopfe oder beim
Halse fafste und nach der Hecke tragen wollte. Beim Be-
‘ehleichen eines Thieres bewegt er den Schwanz nicht: so
| fis, wie ich es bei ‚anderen Katzenarten bemerkt habe.
an sieht ihn auch hin und wieder nahe bei einer Woh-
ung, im Gesträuche, auf das Geflügel lauern. Auf Bäu-
ĉn habe ich ihn nie angetroffen , aufser er von
unden gejagt wurde, wo er dann mit Leichtigkeit von
‚um zu Baum setzt. Jedoch soll er, mach der Aussage
der Landleute, nicht selten auf den Bäumen schlafende
\
s- . 206 E
Hühner des Nachts herabhohlen, Er tödtet nie mehr als
ein Thier auf einmal. Ist aber dasselbe zu klein um ihn
zu sättigen, so geht er von neuem auf Raub aus, WS
ich ea beobachtet habe, wenn er blofs kleine Kü-
chelehen erhaschen konnte. Auf seinen Jagden macht er
selten weite Streifereien. Ohne Noth geht er nicht 9
Wasser, obwohl er ein guter Schwimmer ist,
Er lebt gewöhnlich paarweise in einem bestimmte?
Revier, das er aber nicht selten mit anderen Paaren theill»
was bei keiner der vorhergehenden Katzenarten der Fall
ist. So habe ich einmal sechs ausgewachsene Yaguarıu2“
dis mit meinen Hunden aus einer Hecke herausgejag®
Der Herbstmonat und der Wintermonat sind für ihn di
Zeit der Begattung. Man hört sie alsdann nicht selte!
zwischen den Bromelien sich hėrumbalgén, wobei sie ei-
nen kreischenden Ton von sich geben. Das Weibchel
scheint von neun bis zehn Wochen zu tragen. Es wirft
zwei bis drei Junge, im dichtesten Gesträuche oder #
einem hohlen Baumstamme, auch wohl in einem mit Ge
strüppe bewachsenen Graben. Die Mutter entfernt sich
nie weil von ihrer Brüt, versorgt dieselbe, so wie sie grös
ser wird, mit Vögeln und Apereas, und führt sie nach
einiger Zeit mit sich auf die Jagd. Sie vertheidigt abe
dieselbe weder gegen Menschen noch gegen Hunde, und
flieht von ihrem Lager, so wie es der Jäger entdeckt hal
Ich habe in Paraguay mehrere junge Yaguarundis ein“
gefangen und zu zähmen versucht; ihre Raubsucht wa
aber zu grofs, als dafs ich dieselben je hätte frei im Hat“
se können herumlaufen lassen, obgleich sie im übrige?
so zahm waren wie die zähmeste Hasakotze, Ich hielt "se
entweder in einem Käfich oder an einem Seile angebuf“
den, welches sie nie zu zerbeilsen suchten. Sie liebe”
sich sehr gern streicheln, spielten mit der Hand, die ma
ihnen darhielt, und äußerten durch ihr Entgegenkomm®
und durch Sprünge ihre Freude, wenn man sich ihne®
näherte, . Jedoch zeigten sie für Niemand ins besonder?
weder Anhänglichkeit noch Widerwillen. So wie ma”
+
i
En a o
el
n-a A
y uch nur einen Augenblick frei liefs, sprangen sie so-
Bleich auf das Federvieh im Hofe los und fiengen eine
nne oder eine Ente weg. Selbst angebunden suchten
“ solches zu erhaschen, wenn es in ihre Nähe ‘kam,
Ad versteckten sich za dem Ende. Keine Züchtigung
ee ihnen diese Raubsucht benchmen , nicht einmal
a bewegen, ihren schon gemachten Raub fahren zu las-
d + Ich habe Yaguarundis, die ein Küchelchen im Mun-
ki atten , beim Halsbande aufgehoben und mehrere Male
er Luft herumgeschwungen, ohne dafs sie ihren Raub
den Zähnen liefsen. Entrifs man ihnen denselben mit
walt, so bifsen sie wüthend um sich und sprangen nach
Hand, die ihnen den Fang weggenommen hatte. Wir
Üterten unsere Yaguarundis mit Fleisch, dem sie vor
m Blute den Vorzug gaben, Vegetabilische Nahrung
"een sie blofs durch den gröfsten Hunger gezwungen.
\ Can man ihnen ein Stück Fleisch vorwirft‘, so suchen
te
si
u
“Aug
sich damit zu verstecken, ehe sie frefsen. Sie kauen
nd lappen übrigens gleich wie unsere Hauskatze, halten
er ihre Speise mit den Vorderpfoten fest. Sind sie ge-
ttiot, so belecken sie ihre Tatzen und legen sich schla-
N wobei sie sich, wenn es kalt macht , zusammen rol-
lea und den Schwanz über den Rumpf zurückschlagen.
`t aber die Jahreszeit warm, so strecken sie beim Schla-
U alle vier Extremitäten und den Schwanz von sich,
a es ` .
nr Beobachtung die ich gleichfalls an den drei zuerst
°schriebenen Katzenarten gemacht habe. Gibt man ih-
n des Morgens nichts zu frefsen, so bleiben sie fast den
N zen Tag wach, und gehen unaufhörlich am Gitter
tes Käfiches auf und nieder; werden sie aber Morgens
a Abends gut gefüttert, so schlafen sie den Mittag und
N gröfsten Theil der Nacht über.
Sperrt man zwei Yaguarundis in einen Käfich, ein,
leben sie in der gröfsten Eintracht mit einander. Sie
Acta sich wechselseitig , spielen zusammen, Pen legen
NN gewöhnlich neben einander schlafen. Nur beim Fres-
a setzt es zuweilen einige Schläge mit den Tatzen ab.
30
— 208 —
Mauen oder schnurren habe ich sie nie gehört; wohl abef
drücken sie ihren Unwillen oder ihre Furcht durch Schneu-
izen aus. In Paraguay hat man bis jetzt kein Beispiel , dafs
sich der Yaguarundi in der Gefangenschaft fortgepflanzt
hätte. Ich habe mehrere Paare dieser Katzenart zwei UP
drei Jahre lang in einem grofsen Käfich gehalten , ohn®
nur bemerken zu können, dafs sie sich je begattet hätten
Der Koth und der Urin des Yaguarundi riechen stat
Den ersteren verscharrt er, in der Gefangenschaft wenig”
stens, niemals; wird er aber nicht sehr reinlich gehalten)
so geht er bald zu Grunde.
Er wechselt im ersten Jahre seine Milchzähne ; geg”
das zweite Jahr ist er ausgewachsen. Seine Lebensdau@
mag, nach einigen Individuen zu schliefsen, welche, sebf
jung eingefangen, fünf bis sechs Jahre in der Gefange®
schaft zubrachten , etwa sieben bis acht Jahre betrage”
Das Haar wechselt er im Brachmonat und Heumonat.
Das Fell des Yaguarundi wird in Paraguay nicht þe-
nutzt , obgleich diese Katze nicht selten, wegen dem Scha”
den, den sie unter dem zahmen Geflügel anrichtet, ent-
weder auf dem Anstande geschofsen, oder in Fallen gm
fangen wird. Zuweilen jagt man sie auch mit Hunden?
denen sie sich nur in der gröfsten Noth widersetzt; gaa
wöhnlich sucht sie ihnen zwischen den stachlichten Br“
melien zu entschlüpfen oder klettert auf einen Baum, w
sie dann dem Jäger zur leichten Beute wird. |
Frrıs Erra. Desm.
Der Eyra.
Der Eyra, oder vielmehr der Eyra pyta, ist in para’
guay weit seltener als der Yaguarundi oder Eyra hu-
Die Haare seines Felles sind weich und gerade, @ #
nicht glänzend. Ihre Länge beträgt einen halben Zoll;
— ‚209° en
“Usgenommen am Schwanze, wo sie in etwas länger sind.
Wige borstenarligen Haare sitzen über den Augen und
x beiden Seiten über der Oberlippe, auch zwei oder
"eL auf jeder Backe,
)
&
i Die Farbe des Eyra ist am ganzen Körper licht gelb-.
roth; nur über der Oberlippe befindet sich auf jeder
Ale ein gelblichweifser Flecken, wo die borstenartigen
dare stehen, welche ebenfalls gelblichweifs sind. An den
!Ppen scheint die Fleischfarbe zwischen den kurzen und
Jun Stehenden Härchen durch. Beide Geschlechter sind
` in der Farbe ganz gleich ; überhaupt habe ich nie
Weichungen von derselben beobachtet.
Die Dimensionen des Eyra sind: i
Uí 64 644 Länge vom Hinterhaupt bis zur Schwanz-
Wurzel; 34 2/4 Länge des Kopfes; ı7 2/4 Länge des
Schwanzes; 10// 6 vordere Höhe; ı/ 2/4 hintere
Höhe.
‚, "Zuweilen findet man in etwas gröfsere Individuen ;
Koch habe ich keines. gesehen, das den Yaguarundi an
töfse übertroffen hätte, wie diefs nach einer auf Jäger-
sagen gestützten Angabe des Prinzen zu Wied in Bra-
‘lien der Fall sein soll. Das Männchen und das Weib-
a sind von der nämlıchen Gröfse.
Der Eyra sieht lange nicht so gewandt aus als der
"Suarundi, und hat mit unserer Hauskatze weit mehr
Anlichkeit als der letztere, Sein Kopf ist breit und das
nur wenig abgerundet; der Leib und die Extremitä-
lis Sind dick. Das Auge ist von mittlerer Gröfse, die
| sh Stau oder braun, die Pupille rund, Sein Blick ist
n “u und wild. Er sieht in der Dämmerung sehr gut,
y nicht weniger bei Tage. Sein Geruch ist, wie bei
k Katzen, schwach, sein Gehör aber wohl noch schär-
als das vom Cuguar.
Aufser Paraguay kommt der Eyra noch in Entre-Rios '
% Großs-Chaco so wie in einem Theile yon Brasilien
“In Paraguay hat er mit dem Yaguarundi die näm-
ay
= 210 =
’ é
lichen Wohnplätze, nährt sich von den nämlichen Th
‚ ren, und ist ihm auch in seinen Sitten sehr ähnlich. Bei
de gehen zu derselben Tageszeit auf den Raub aus un
jagen auf gleiche Weise; nur habe ich den Eyra öfter
auf Bäumen angetroffen als den Yaguarundi; auch maè
er weitere Streifzüge als dieser. Noch hat er mit ihm ge“
mein, dafs er paarweise und in einem bestimmten Revi"
lebt, in welchem er aber andere Paare seiner eigenen
nicht zu dulden scheint; wenigstens trifft man, nie m®
als zwei Eyra’s nahe bei einander an. Seine Begattung®“
zeit und die Tragezeit des Weibchens kenne ich nicht
j
zw?
Dieses wirft, gewöhnlich in einem hohlen Baume ,
de?
Junge, die in ihrer Farbe keine Verschiedenheit von
erwachsenen Thieren zeigen, aufser dafs ihnen die 1”
weilsen Flecken über der Oberlippe fehlen; ihr Haar D”
ist in etwas wollicht. Man trift sie zuweilen noch ?
Säuglinge gegen das Ende des Wintermonats und
Christmonat in den Wäldern an, wo sie sich durch ein!
Art von Mauen in ihren Schlupfwinkeln verrathen. pe
Mutter versorgt ihre Jungen, ehe sie selbst auf die Jag
gehen können, vorzüglich mit Vögeln. Gegen den ‚Men
schen vertheidigt sie dieselben eben so wenig wie geg”
Hunde. i
Während meines ganzen Aufenthaltes in Paragi”!
konnte ich mir nicht mehr als zwei lebende Eyra’s we
schaffen, die beide noch Säuglinge waren. Ich zog
anfangs mit Milch auf, aber kaum konnten sie sich at
den Beinen halten, so griffen sie schon das Geflügel
obwohl es ihnen noch an Kraft fehlte ein Huhn zu o%
gen. Auch wurde mir einer derselben von einem eng
schen Streithahne durch einen Spornschlag in den ab
. getödtet. Den anderen mulste ich seiner unbezäihmba#®
Raubsucht wegen immer eingeschlofsen halten. Als °
einst aus seinem Käfich entsprang, würgte er in ein?
Augenblicke mehrere junge Enten. Ich halte daher
Eyra für eine der blutdürstigsten Katzerarten, wa
meinige auch dadurch bewies, dafs er das ihm yorgen‘
6
gl
\
ano w s An m u on
jae
raid
Re, ‚de DE
-
fene p leisch immer beleckte, ehe er dasselbe frafs. Auch
208 er das frische, Blut der Hühner ‘dem Rindfleische vor.
linkendes Fleisch berührt er eben so wenig als die an-
en von mir Besehriebenen Katzen. Seine Art zu fres=
sen und Flüßsigkeiten zu sich zu nehmen, war der “vom
e arundi gleich. Ehe er einen Vogel verzehrte, rupfte
" ihm erst mit den Zähnen die en aus. Nur als
noch sehr jung war, hörte ich ihn einen Ton von sich
Sehen, der dem Mauen der Hauskatze glich, später aber
„Nicht ich: Seinen Zorn drückte er durch Schneutzen ,
“eine Zufriedenheit, wenn man ihn streichelte, durch
Utren oder Spinnen aus. Seine Raubsucht abgerechnet,
War er sehr zahm, spielte, wenn ich ihn aus dem Käfich
fs, in den ersten Monaten mit Katzen und jungen Hun-
en, eben so mit Pomeranzen, oder mit einem Stücke Pa-
Bier, Einem meiner Affen war er besonders zugethan,
Ohne Zweifel weil ihn dieser von den-Flöhen befreite, de-
Xen alle diese Thiere aus dem Katzengeschlechte in ihres
Jugend sehr unterworfen sind, so dafs sie öfters davon
Bmagern und zu Grunde gehen. So wie aber der Eyra
älter wurde, hörte sein gutes Vernehmen mit allen Thie-
n auf; nur gegen den Menschen blieb er zutraulich ,
ulser wenn man ihn beim Frefsen störte. Uebrigens'mach-
teer keinen Unterschied zwischen seinem Wärter und ganz
‘enden Personen, und zeigte kein Gedächtnifs, weder für
ohlthaten noch für Beteriigesngen:
Der Eyra wechselt die Milchzähne ehe er ein'Jahr
AE ist, Gegen das zweite Jahr ist er ausgewachsen, Sein
th, den er nie verscharrt , und sein Urin riechen stark.
X der Gefangenschaft mufs er sehr reinlich gehalten wer-
N, wenn er nicht erkranken soll. ona.
hn, Paraguay wird der Eyra nur des Schadens ‚wegen
rlolgt, den er unter dem zahmen Geflügel: anrichtet,
And iia Fell wird nicht benutzt; es hält aber weit schwe=
"; ihn auf dem Anstande zu schiefsen als den Yagua-
wdi, denn sein äufserst feines Gehör warnt ihn vor
i *
= 212 ‘=
jedem Feinde. Am leichtesten fängt man ihn in Fuchs
fallen , in denen man ein frischgetödtetes: Huhn als Köder
befestigt. Mit Hunden sucht man ihn meist vergeblich
auf, denn er entflieht, durch dichte Bromelien oder yon
Baum zu Baum springend, so wie er ein Geräusch hött-
Nur wenn ihn etwa die Hunde schlafend überraschen W!
dann auf einen Baum treiben, kann ihn der Jäger mit
der Flinte erreichen.
Feııs Garus Domsstiıcus. À.
Die H: auskatze,
Wie sehr das Klima auf. die gröfsere oder geringe!’
Ausbildung der Thiere einfliefse, besonders wenn hunde“)
te von Generationen sich unter dem nämlichen Himmels
striche folgen, beweist unter anderen unsere Hauskatze»
welche in den ersten Zeiten der Eroberung in Paraguaj
eingeführt wurde. Noch sind keine 300 Jahre seitdel |
verflossen, und man findet ‚schon einen auffallenden U” |
terschied zwischen der europäischen und der paraguayisch®® |
Hauskatze. Nur mufs man hier diejenigen ausnehme#? |
welche zu Asuncion gehalten werden, und bei denen die |
Einwirkung des Klimas weniger sichtbar ist, da sie sif
fortwährend mit frischen Ankömmlingen vermischt habe”
Die Hauskatze im Innern von Paraguay hingegen , w
d
seit ihrer Einführung nie oder nur selten eine solche V
mischung statt fand, unterscheidet sich von der Europ“
schen durch kürzere, in etwas mehr glänzende, dünnst®
hende und knapp an einander liegende Haare, die aw
Schwanze noch kürzer sind als am übrigen Körper. F”
ner ist sie wenigstens um einen Viertheil kleiner als je
ne, hat einen schmächtigeren , zusammen gedrücktere
Rumpf und einen zärteren Gliederbau. Sie sieht dahef
schr gewandt, aber, der kurzen, seltenen Haare und
N
|
|
|
|
f
— 213 —
"Pindelförmigen > fast kahlen Schwanzes wegen, nichts
R Weniger als angenehm aus. Dazu kommt noch, dafs sie,
totz aller Nahrung, gewöhnlich mager bleibt. Blofs ver-
a nittene Männchen kommen an Gröfse und Vollleibigkeit
en europäischen Hauskatzen nahe. So sehr laber beide
„ten in ihrer Bekleidung und absoluter Gröfse von ein-
“üder abweichen, so ist das Verhältnifs der verschiedenen
cile des Körpers. bei ihnen dennoch, das nämliche. Nur
$ eine Seltenheit findet man zuweilen ein Individuum ;
.,sSsen Extremitäten in Vergleichung mit dem Rumpfe zu
Mrz sind; diefs sind aber kranke Thiere, die an einer `
Att von Rachitis leiden, welcher ich schon beim Jaguar
“wähnt habe. -4
In der Farbe ihres Felles zeigt die Hauskatze in. Pa-.
“suay eben so viele Abänderungen , wie in Europa; am
äufigsten kommt bei ihr die aschgraue Grundfarbe mit
Sfaulichschwarzen Zeichnungen vor.
DE wie das Klima auf ihren Körper , scheinen auch:
lie Umgebungen auf ihre Lebensweise eingewirkt zu ha=
en, denn hier, in den wenig bevölkerten Gegenden,
blet sie ganz ihrem Triebe zur Unabhängigkeit. Tage lang
streift sie in den Waldungen und auf den Feldern um-
er
» stellt allen wehrlosen kleinen "Säugethieren nach,
“schleicht des Nachts die Vogel auf den Bäumen und.
mmt beinahe nur bei regnerischem oder stürmischem
Wetter nach Hause. Bei dieser Lebensart ist kein Wun-.
~, dafs alle Katzen in Paraguay mehr oder weniger
„ Qschenscheu und xäuberisch sind, und dafs sich bei
nen die angebohrene Falschheit oder Launenhaftigkeit
°S Thieres in vollem Maafse zeigt. Man mag sie noch
4 Sorgfältig von Jugend auf zahm zu halten suchen, so
“wildern sie doch mit zunehmendem Alter ; nur jung
"schnittene Männchen geben gute Hauskatzen ab, die
t Hause bleiben und Mäuse fangen. ;
Indessen ist dieses unabhängigen Lebens. und des war-
men Himmelstriches ungeachtet'die Hauskatze in Paraguay
Noch nicht in den wilden Zustand übergegangen , wie
mn es Dei
RE
— 24 —
`
dieses mit Pferden, Eseln , Kühen und Hunden geschieht
wenn sie nicht gehörig rt werden. Es schein ‚aber
mit dem, durch das Klima hervorgebrachten , zärteren
Körperbau auch eine gröfsere Empfänglichkeit für äufsel?
Eindrücke bei ihr eingetreten zu seyn, Wohl findet ma
nicht selten Katzen, welche die gute Jahreszeit ganz im
Freien, und zwar am Saume der Wälder zubringen , 50”
gar dort ihre Jungen werfen; so wie aber die Regenzeit
eintritt, nähern sie sich gewöhnlich wieder den Wohn4#”
gen und bringen auch ihre Jungen mit. Ist das letztel®
nicht der Fall, so geht die Brut während des Winters zu
Grunde. Auch die alten Katzen müfsen Regen und Kälte
nicht lange in Yen Wälderen aushalten können, denn ‚m
den ehemals bewohnten Gegenden von Paraguay, wo beim
Abzuge der Weifsen die ai mehrentheils zurück 8%
lassen wurden, findet man keine Spur mehr von dasdi
ben. Als im Jahr 1815 das, ungefähr zwanzig Stunde?
östlich von Villa Real gelegene, linie Dorf Taquat
von den Weifsen zerstört ward, blieben über hundert Ka“
tzen in der unbewohnten Gegend zurück, von denen ich
aber im Jahr 18209 während are Tagen, ie ich dort mit
Jagen zubrachte, nichts mehr entdecken konnte.
Da die Hauskatzen in Paraguay einerseits den Men“
schen fliehen und anderseits ohne seinen Schutz sich nich!
fortpflanzen können, so erklärt sich, dafs sie dort, ob
schon das Weibchen zwei- bis dreimal im Jahre, und j^
desmal drei bis sechs, Junge wirft, im Verhältnifse zi
den übrigen eingeführten Säugethieren nur in äufserst g”
ringer an Be sind.
Merkwürdig ist, dafs die W uthkrankheit , welche bei
den Katzen in Europa keine seltene Erscheinung ist, bei
der Hauskatze in Paraguay bis jetzt noch nie beobachtet
wurde. A
Noch soll ich bemerken , dafs ich mehr wie einmal
Katzen auf sandigem , graslosem Boden Schlangen , selbst
Klapperschlangen f Jeban und tödten sah. Mit der
ihnen eigenen Gewandtheit gaben sie denselben Schläg?
NEE Ba
me nn me er u en . Sy
= 2315 —
eni der Pfote , und wichen hierauf dem Sprunge ihres
“indes aus. Rollte sich die Schlange zusammen, so grif-
"n sie dieselbe lange nicht an, sondern giengen um sie
“um, bis diese müde ward den Kopf nach ihnen zu
tehen ; dann aber versetzten sie ihr einen neuen Schlag
und Sprangen zugleich auf die Seite. Floh die Schlange,
> ergriffen sie ihren Schwanz, gleichsam um damit zu
‘pielen, Unter solchen fortgesetzten Pfotenschlägen erleg-
en sie gewöhnlich ihren Feind ehe eine Stunde vergieng ,
; erührten aber niemals sein Fleisch.
Vierte Familie MARSUPIALIA
Gen. DIDELPHIS.
; Micure. e
Von den sechs Gattungen von Beutelratten (Didelphis),
Welche Azara in seinem Werke über die Säugethiere von
Waguay beschrieben hat, sind mir nur drei zu Gesichte
Seckommen ; der drei übrigen Gattungen hörte ich zuwei-
von einigen Jägern erwähnen, nie aber konnte ich
mir dieselben verschaffen. Alle werden von den Einwoh-
dern mit dem gemeinschaftlichen Namen Micure, d. h.,
eines Schwein belegt, wahrscheinlich des Gestankes we-
Sen, den sie von sich geben, was die einzige Aehnlich-
A ist, die sie mit den wilden Schweinen von Paraguay
icotyles) haben. | x i
N Die drei, von mir zu beschreibenden, Gattungen ha-
` folgende Kennzeichen mit einander gemein: einen
ngen Kopf mit spitzer Schnautze, ein weit nach hinten
Sespaltener Mund, kleine, runde Augen , mit schiefer
nung der Augenlieder , grofse, beinahe unbehaarte ,
= 2316 =
an der Sonne durchscheinende Ohren, fünf Zehen an alle
vier Extremitäten, einen starken abstehenden Daumen =
den Hinterfüfsen , welcher den anderen Zehen entgege®”
gesetzt werden kann und mit keinem Nagel versehen ist;
und einen langen, beinahe haarlosen, mit Schuppen ber
deckten Schwanz, dessen Flexoren stärker sind als die r
tensoren, so dafs er immer nach unten eine halbe we
dung macht. Alle drei Gattungen haben in der: ober?”
Kinnlade zehn Schneidezähne , von denen die zwei mitt-
leren länger sind als die übrigen, sich aber früher aba"
tzen und ausfallen als diese. Auf sie folgt, nach eine
Zwischenraume zur Aufnahme der unteren Eckzähne, ™
` . . . . . + d ar er
jeder Seite ein spitzer, von den Seiten zusammengedrück
. b. .. . ° pe IR
ter, in etwas rückwärts gebogener und vier bis fünf I
nien langer Eckzahn. Dann folgen sieben Backenzähn®!
von denen die drei ersten aus einer scharfen, dreiseitig®”
Zacke bestehen, die vier folgenden ‚hingegen eine drei”
eckige Krone haben, deren kürzeste Seite nach aufsen g”
kehrt und die mit drei Zacken, zwei auswärts und ein®
rückwärts, versehen ist. Der erste und kleinste Backe”
zahn sitzt gleich hinter dem Eckzahn, und zwischen iM
und dem zweiten Backenzahn befindet sich ein leerer Rau
zur Aufnahme des zweiten unteren Backenzahnes. In 4”
unteren Kinnlade sind acht, vorwärts gerichtete , Schnei
dezähne vorhanden, von denen die zwei mittleren dut?
einen kleinen Raum von einander getrennt sind. Gleie
auf sie folgen die zwei Eckzähne, die mehr als eine Lie!
kürzer , übrigens gleich gestaltet sind wie diejenigen des
‚Oberkiefers und hierauf sieben Backenzähne. Die drei @°
sten von diesen, unter denen der mittlere , SO wie ‚m
Oberkiefer der dritte, die gröfste Länge hat, sind ein”
ckig, die vier folgenden haben drei Zacken, die im DI
ecke stehen, und hinter ihnen einen zweihöckerigen Ab
satz. Zwischen dem Eckzahne und dem ersten Backe”
zahne, so wie zwischen diesem und dem zweiten Back"
zahn , ist ein leerer’ Raum vorhanden.
Azara hat die Anzahl der Zähne bei den Beutelratie®?
deren Beschreibung hier folgen wird, unrichtig angegebe® ,
ex 217 pea
Was die Geschlechtstheile und das os marsupiale, so-
Wohl bei den Männchen als bei den Weibchen, und den
eutel oder die Hautfaiten betrift, in denen die Weib-
Chen ihre Jungen aufziehen ; so verweise ich darüber mei-
e Leser auf Hr. von Cuvier’s vergleichende Anatomie*),
dem ich keine neuen Beobachtungen über diese Theile
$emacht habe.
Noch soll ich hier Einiges über die Lebensart und
die Fortpflanzung der paraguayischen Beutelratten voraus-
Schicken, um mich später nicht bei jeder einzelnen Gat-
tung wiederholen zu müfsen.
Sie bewohnen die Waldungen und die dichten Ge-
"büsche, leben den gröfsten Theil des Jahres hindurch al-
lein, haben nicht immer ein bestimmtes Lager und hal- |
ten sich nie lange in dem nämlichen Reviere auf. Sie
Sind nächtliche Thiere, die den Tag schlafend, entweder
in der verlafsenen Hohle eines Tatu, oder im Gesträuche,
Oder in einem hohlen Baumstamme, oder auch, da sie
klettern können, zwischen den Zweigen eines Baumes, zu-
bringen. Bei Nacht gehen sie, theils auf der Erde, theils
auf den Bäumen, ihrer Nahrung nach , die, so viel man
weils , aus Mäusen, Vögeln, Vogeleiern , grofsen Insekten,
und aus einigen Arten von Baumfrüchten besteht. Fri-
Sches Blut ist ihre Lieblingsspeise; sie besuchen daher nicht
Selten die Wohnungen und richten grofsen Schaden un-
ter den Hühnern und Enten an, indem sie oft zehn bis
Zwanzig Stücke dayon tödten. Der übermäfsige Genufs
des- Blutes versetzt sie aber, wie ich schon vom Cuguar
bemerkt habe, in einen Zustand von Trunkenheit, so dafs
man sie nicht selten des Morgens unter dem getödteten
Geflügel ‚ oder wenigstens in der Nähe desselben , schla-
fend antrifft, eine Wirkung die sie von Ueberfüllung des
agens durch andere Nahrung keineswegs erfahren.
Das Aussehen dieser Thiere ist häfslich und kündet
‚großsen Stumpfsinn an. Ihre Bewegungen sind langsam.
` ;
*) XXIX. Leçon, Tome. V.
— 218 —:
y
Ihr gewöhnlicher Gang ist der Schritt; werden sie aber
verfolgt, so entfliehen sie in kleinen Sätzen. Bäume be-
steigen sie mit einiger Mühe und klettern nur langsam
zwischen den Aesten herum, wobei ihnen ihr Schwan
obschon er durch seine Krümmung nach unten dem Wi
ckelschwanze einiger Affen ähnlich ist, nur geringe Hülfe
leistet; jedoch hängen sie sich aasa vermittelst desse!
ben an einem Aste auf, und bleiben stundenlang ruhig
in dieser Stellung,
Unter ihren Sinnen ist der Geruchsinn weitaus de
schärfste; ihr Gehör, dessen Organ im Schedel nur eine”
ganz kleinen Raum einnimmt, kann nur schwach sey!’
noch schwächer ist ihr kleines Aug, das eine länglichi®»
vertikale Pupille hat, bei Nacht nicht leuchtet und durcl
das Licht gänzlich irai wird. i
Ich habe die Beutelratten nie gehört andere Laute
von sich geben, als eine Art von Schneutzen, und das
blofs, wenn sie angegriffen oder mifshandelt wurden. Sie
richten alsdann ihre Rückenhaare empor und verbreiten
einen starken, dem Geruche des Knoblauchs ähnlichen
Gestank, der aber nicht, wie Azara behauptet, vom Har-
ne, sondern von der Absonderung zweier Drüsen herrührts
welche die. Gröfse einer Haselnufs haben und an beide?
Seiten des Mastdarmes sitzen.
-„ In der Mitte des Winters, nämlich im Augstmonaie3
scheint bei ihnen die Begattungszeit einzutreten, wenig“
stens trift man in jenem Monate häufig die beiden Ge
schlechter bei einander an, und findet im darauf folgen“
den Monate trächtige Weibchen, Diese werfen, in Pa“
‚raguay wenigstens, nur einmal im Jahre. Die Zahl ihre!
Jungen ist weder bei allen Gattungen, noch jedesmal bei
der gleichen Gattung, die nämliche. Die gröfste Anzahl
wirft die Didelphis Azaræ.. So fand ich bei ihr bis vier“
zehn Junge, oft aber nur acht oder vier und einmal nu”
eines. Die. Tragezeit dauert, etwas mehr als drei Wochen.
Anfangs des Wen kommen die Jungen zur Welt
und treten sogleich in den Beutel oder unter die Hauts
filten am Bauche der Mutter ‚ wo sie sich an den Zitzen
saugen und so lange in diesem Zustande bleiben, bis
Sie ihre BEN Ausbildung erreicht haben. Diefs
Seschieht nach fünfzig und einigen Tagen. Alsdann ver-
assen sie den Beutel, nicht aber die Mutter ‚ indem sie
‚sch, auch wenn sie aan frefsen können, an dem Pelze
erselben festhalten und so von ihr noch während einiger
eit herumgelragen werden.
_ Genauere Beobachtungen über die Tolin der
ĉutelratten zu machen, fand ich blofs bei einigen Weib-
Chen yon der Gattung Didelphis Azaræ Gelegenheit, in-
em ich dieselben Bok während ihrer Schwangerschaft
oder im Augenblicke des Gebährens zergliederte, theils
ach der Geburt untersuchte.
Die Tragezeit dieser Gattung fällt in den Herbstmo-
uit, und dauert etwa fünf und zwanzig Tage. Während
ieser Zeit bemerkt man einen Zuflufs dée Säfte gegen die
Wände des Beutels, ein Anschwellen seiner Ränder, und
eine Erweiterung desselben. Die Embryonen liegen zum
Theile in den Ha zum Theile in dem Körper des
Uterus , nie aber in den henkelförmigen Fortsätzen des-
selben. Nach den ersten Tagen der Empfängnils exschei-
ùen sie blofs als gallertartige, runde Körperchen, bei de-
Len man , selbst hirik pa Vergröfserungsglas, keine Ver-
à indung mit dem Uterus, wohl aber, als erste Spur von
"ganisation, zuweilen einen feinen, blutigen Streifen be~
Werkt. Gegen das Ende der Tragezeit hingegen, wo die
Mbryonen eine Länge von beinahe sechs Linien erreicht -
Naben, findet man sie von einer Haut umgeben und mit
einem 2 Nabelstrange versehen, der sich vermittelst mehre-
ter Fasern an den Uterus ansetzt. An der Frucht selbst
Ummt man , auch mit unbewaffnetem Auge, deutlich
en Kopf, die vier Extremitäten und den Schwanz wahr,
Sie sind übrigens in diesem Zeitpunkte nicht alle gleich
Weit ausgebildet ; es herrscht im Gegentheile unter ihnen
tine Art von Stufenreihe, so dafs diejenigen, welche den
Allopischen Röhren am nächsten liegen, in ihrer Orga-
Nisation. auch am wenigsten vorgerückt sind,
- - -a en mamani nE
DE a Tiinaa aae nnne ES
mema 220 —
Ueber die Art, wie der Embryo aus der Gebährmul-
ter in dıe Scheide gelangt, habe ich folgendes beobach-
tet. Bei einem Weibchen, das ich in den ersten Tage?
des Weinmonats tödtete, fand ich in seinem yerschloße“
nen Beutel zwei, ganz kleine Junge, dann aber in dem
linken , henkelförmigen Fortsatze des Uterus einen ausge
wachsenen Embryo, der von keinem Häutchen mehr um“
geben war, und dessen Nabelstrang in keiner Verbindung
mit den Wänden des Fortsatzes stand. In dem Körpe®
der Gebährmutter lagen noch zwei andere Embryone®?
deren Nabelstrang sich’aber von demselben noch nicht ab
gelöst hatte. Uebrigens war die ‚Gebährmutter,, so wie
ihre Fortsätze aufser der gröfseren Ausdehnung: nicht iM
geringsten verändert. Die Embryonen treten also bei die“
ser Beutelratte aus dem Körper des Uterus in die henkel“
förmigen Fortsätze desselben und erst von diesen in die
Scheide, während sie, nach Home’s Angabe, bei einem
anderen Geschlechte von Beutelthieren, den Kanguroos »
aus dem Körper des Uterus durch eine Oeffnung , die sich
während der Schwangerschaft im Grunde desselben bil-
det, unmittelbar in die Scheide treten.
“Die Jungen werden, wie man sieht , nicht alle zu“
gleich geboren ; es verstrichen vielmehr drei bis vier Tag®
zwischen der Geburt des ersten und des letzten Jungen
Wie diese aber irf den Beutel gelangen, habe ich nie be“
obachten können. Vielleicht wird, wie die mehrste
Naturforscher glauben ; der Beutel vermittelst zweier Mus“
kel, welche von der Spina anterior superior ofsis ilii über di?
Ofsa marsupialia hin nach den Seiten desselben laufen, iM
Augenblicke der Geburt gegen -dié Scheide zurück gezogen?
so dafs die Jungen durch die Geburtsarbeit selbst in de®
Beutel geschoben werden.
Die neugebornen Thierchen sind und bleiben noc”
einige Zeit wahre Embryonen. Ihre Länge beträgt höch“
stens sechs Linien; ihr Körper ist nackt; der ‚Kopf ist iM
Verhältnifse zu den übrigen Theilen großs; die Augen sind
geschlossen , die Nasenlöcher und der Mund hingegen of-
a 10 aa
len, dié Ohren in Quer- und Längefalten zusammen ge-
“gt; die vorderen Extremitäten sind über der Brust, dit
interen über dem Bauche gekreuzt und der Schwanz ist
nach unten gerollt. Sie zeigen, auch auf äufsere Reitze ,
Licht die geringste Parin: Nichts desto weniger fin-
det man sie, ikte Zeit nachdem sie in den Beutel ge-
langt sind, an den Zitzen angesogen. Es ist nun kaum
enkbar, dafs Thiere in einem solchen Embryonenzustande
Ohne beadó Hülfe eine Zitze aufsuchen und fafsen kön-
en; ich vermuthe daher, dafs sie von der Mutter an
ie Zitzen gelegt werden, wozu derselben ohne am
ihre entgegensetzbaren Daumen dienen.
Die Yaszeh bleiben nun beinahe zwei Monate in dem
“eutel, ohne die Zitzen, ausgenommen in den letzten
agen, zu verlassen. In den ersten zwei Wochen be-
merkt man keine andere Veränderung an ihnen, als dafs
Sie nach allen Dimensionen zunehmen, und dafs sich die
langen Borstenhaare um den Mund zu zeigen anfangen.
Nach vier Wochen, wo sie ungefähr die Gröfse einer
Hausmaus erreicht haben, tritt der Pelz über den ganzen
Lo}
Körper hervor, und man sieht sie einige Bewegungen mit
den Extremitäten machen. Nach Azara sollen sie sich in
diesem Alter schon auf den Füfsen halten können. Et-
Wa in der siebenten Woche, wenn sie bald so grofs wie
Eine Ratte sind, öffnen sich die Augen. Von der Zeit an
Augen sie nicht mehr dem ganzen Tag an den Zitzen,
Und verlassen auch zuweilen den Beutel, kehren aber So-
gleich wieder in denselben zurück , so wie ihnen einige
efahr droht. Bald aber verschliefst ihnen die Mutter den
‚eütel, der sie nicht mehr alle fafsen kann ; und trägt
Sie dagegen während mehreren Tagen, bis sie ihren Un-
terhalt RA zu finden im Stande sind, mit sich auf dem
ücken und den oberen Theilen der Estreniiia herum,
Wo sich dieselben an den Haaren festhalten.
Während den ersten Tagen nach der Geburt sondern
die Milchdrüsen blofs eine durölisichtige; in etwas klebri-
8°, jedoch vermittelst Säuren gerinnbare , Flüfsigkeit ab,
Fe Er ann u ae un
ren ger ea een anne en
-m 3933 „ie
‚die man in dem Magen der Jungen findet. Später wird
diese Flüfsigkeit immer trüber und endlich zu wahrer Milch:
Haben die Japser einmal die Zitzen verlassen, so höre
sie auf zu saugen und die Mutter theilt dafür ihre Beute
mit ihnen, besonders wenn. diese in Vögeln oder Eiei”
besteht.
Noch soll ich einer Beobachtung erwähnen, welch®
Dr. Parlet bei einem säugenden Weibehen von Didelphis
Azaræ gemacht haben wollte. Weder er noch ich hatte?
je erfahren können, wie die Säuglinge sich ihres Kotb®
und Harnes entledigen. Nachdem während meiner AP”
wesenheit ein Weibchen, das eben geworfen hatte, fiß
Wochen lang von ihm in seiner Wohnung war beobach“
tet worden, berichtete er mich bei meiner Rückkehr, daß
die Jutges während den ersten Tagen nach der Gebut
keinen Koth von sich geben, und dafs dieses erst gesche“
he, wenn dieselben wenigstens vier und zwanzig Tage alt
seien, wo dann die Mutter von Zeit zu Zeit äh Beutel
zu Uie Ende öffne. Obwohl ich die Richtigkeit diese!
Beobachtung nicht zu verbürgen im Stande bin, so ist
doch so viel gewils, dafs man in dem Beutel des säugen“
den Weibchens von Didelphis Azaræ ’ nie zurückgebliebe"
nen Koth findet. í
Alle drei Gattungen von Beutelratten , die ich in Pa
raguay angetroffen habe, lassen sich einiger Mafsen zäh“
men, d: h, sie gewöhnen sich an den Menschen in 5
weit, dafs man sie berühren und selbst her umtragen kan®?
ohne von ihnen gebifsen zu werden. Nie aber lernen S°
ihren Wärter kennen und zeigen überhaupt auch nich!
die geringste Intelligenz , was schon ihr, im Verhältniß®
zum übrigen Kopfe, kleiner Hirnkasten und ihr Gesicht“
winkel, der nicht mehr als siebzehn Grade beträgt, ve“
muthen lalst.
- Uebrigens fällt es in Paraguay nicht leicht Jemande®
ein, eine Beufalratss aufzuziehen und zu zähmen, inde®
ihr Aussehen dafür zu häfslich, und der Geruch, den sie
von sich geben, zu abschreckend ist, auch weil sie, mit
— 223 ——
Recht, als die gefährlichsten Feinde des zahmen Geflügels
gesehen ‘werden, dem sie, selbst im häuslichen Zustande,
Inmerfort begierig nachstellen. . | |
‚Ihr Fell und ihr Fleisch werden in Paraguay nicht
nutzt ; die Indianer von Grofßs-Chaco hingegen geniefsen
~as letztere. Allein des Schadens wegen, den sie häufig
Mater dem Federvieh anrichten , werden sie überall vom
“uschen verfolgt. Sie werden entweder in Fallen ge-
gen, oder man lauert ihnen des Nachts auf und tritt,
$0 wie sie sich dem Hühnerhofe nähern > ihnen plötzlich
mit einem Lichte entgegen; dadurch geblendet, wissen
Ne Nicht zu entfliehen und werden leicht ‚todtgeschlagen.
K
Dıpsırnıs Azınzm Tem:
Š (Azara’s Micuré premier.)
Mehrere Naturforscher haben Azara’s erstes Micuré für
identisch mit Didelphis virginiana gehalten, andere ha-
ben dasselbe mit - Didelphis cancrivora verwechselt. Es
Öildet aber eine eigene Gattung, welcher Hr. Temmink
den Namen. von Didelphis Azaræ beigelegt hat.
Der Pelz dieser Beutelratte besteht vorzüglich aus dicht-
“chenden, weich anzufühlenden Wollhaaren, die am Kopfe
Mud an den Füfsen kürzer sind als am übrigen Körper;
“Un auch aus wenigen, steifen, rauh anzufühlenden ,
“lwa zwei Zoll langen, Borstenhaaren , welche sich blofs
uf dem Rücken, an den Seiten und am behaarten Theile
€s Schwanzes vorfinden. An der Schnautze, hinter den
undwinkeln und über den Augen stehen mehrere, starke
sten, von denen einige mehr als drei Zoll lang sind.
le Nasenspitze, die Ohren und die Fufssohlen sind. nackt,
êr Schwanz ist blofs an seinem oberen Drittheile be-
aart; von da bis zur Spitze bemerkt man nur einzelne,
ürze, steife Borstenhaare , die unter den Schuppen, mit
Men der ganze Schwanz bedeckt ist, hervorsichen.
— m x saani Brennen ae
maneres m G e: Se
7
— J2 =
Die Farbe der Wollhaare ist am Kopfe gröfstentheils
gelblichweifs; über die Mitte desselben läuft, vom Hin-
terhaupte bis zur Nasenwurzel, ein schwärzlichbrauner Streit
fen; ein anderer, von der nämlichen Farbe erstreckt sic?
von jedem Ohre nach dem Auge, umgiebt dieses und setzt
sich noch bis gegen die Schnautze hin fort. Die Farbe
des Rückens und der Seiten ist braun, mit weils gemischt
Die Wollhaare sind nämlich weifslichgelb mit einer schwa”
zen Spitze, die Borstenhaare hingegen in ihrer ganzen Län“
ge weils. Der Bauch ist gröfstentheils schwarz, und nur
gegen den After hin röthlichbraun. Die vier Füfse, d@
behaarte Theil des Schwanzes und die Borstenhaare im G%
sichte haben eine schwarze Farbe. Die Nasenspitze ist fleisch“
farben, die Ohren sind an ihrer unteren Hälfte schwa?
an ihrer oberen röthlichweifs; von dieser letzteren F arbe
ist auch die untere Hälfte des Schwanzes , der übrige un“
behaarte Theil hingegen ist, gleich dem behaarten , schwat%
Die Nägel sind fleischfarben.
Zwischen dem Männchen ‘und dem Weibchen findet
kein Unterschied in der Farbe statt; hingegen trift ma?
bei dieser Gattung von Beutelratten einige, durch die
Farbe bestimmte, Abänderungen an. So sah ich Indi”
viduen, denen der schwarze Streifen vom Ohre- bis gege”
die Schnautze mangelte, und wo nur das Aug eingefalt
war. Bei anderen sind die Wollhaare des Rumpfes nut
an ihrer äufsersten Spitze schwarz gefärbt, so dafs bei je
der Bewegung des Thieres die weifslichgelbe Farbe zum
Vorscheine kommt und der Pelz alsdann cher weifs aß
braun erscheint. |
Die Dimensionen dieser Beutelratte sind :
24 34 ganze Länge; 4! 2‘! Länge des Kopfes; 11
Länge des Rumpfes; 11’! 10//! Länge des Schwanze?
74 84 mittlere Höhe.
Die Ohren sind vierzehn Linien hoch und eben %°
breit. Be
In ihrer äufseren Gestalt sieht diese Gattung gan?
der Didelphis virginiana gleich; jedoch findet sich bei iht
u
a a eg En ee u
ie.” air
ee
esai D =
zw a
Mischen: dem Daumen und der zweiten. Zeke eine Haut,
Welche dieseiben längst der ersten Phalange mit einander
Vebindet, was bei der virginischen Beutelratte nicht der
all ist, $ ; s
Sie bewohnt nicht allein Paraguay, sondern auch
tofs -Chaco und die Provinzen Entre-Rios und Banda-
tiental,
r
Dipovssıpmıs LanıGerA Dem.,
(Azara’s Micure second ou laineux.)
Diese Beutelratte scheint beim ersten Anblicke nur
mit einer Art von Haaren bedeckt zu seyn. Untersucht
Wan aber diese näher, so findet man sowohl Woll- als
Orstenhaare, die sich jedoch blofs dadurch von einander
Nuterscheiden , dafs die letzteren in etwas weniger bieg-
“m sind als die ersteren, Beide sind äufserst weich an= `
fühlen; am Kopfe kurz, am übrigen Körper hingegen
o, besonders sind sie diefs auf dem Rücken und an
den Schenkeln, wo sie eine Länge von mehr als einem
oll erreichen. Ueber der Oberlippe und hinter den Mund-
Minkeln sitzen mehrere, drei Zoll lange, feine Borsten.
e Spitze der Schnautze, die Ohren, mit Ausnahme. der
Mnteren Hälfte ihrer Seite, der Hodensack und die Fufs-
hlen sind nackt. Vom Schwanze ist der zweite Drittheil
Os auf der unteren Seite behaart, der letzte Drittheil
"er ganz haarlos. |
Die vorherrschende Farbe am Kopfe, auf dem Rü-
Ken, an den Seiten des Rumpfes, und am behaarten
cile des Schwanzes ist die lichtbraune; rings um die
sen, an den Seiten des Halses und an der äufseren
„ie der vier Extremitäten geht sie ins röthlichbraune
a ; von dem oberen Theile der Stirn bis gegen die Na-
Spitze hin läuft ein schwarzer‘Streifen, und längs der
15
+
u EEE
Unterlippe ein feiner weifser Saum. Der Bauch und die
innere Seite der vier Extremitäten sind röthlichweißs » die
Borsten im Gesichte schwarz. Die Spitze der Nase un
der Hodensack sind fleischfarben, die Ohren und die Fuß
sohlen veilchenblau mit grau. gemischt, und der unbe“
‘haarte Theil des Schwanzes röthlichweifs.
Die beiden Geschlechter sind einander in der Farb?
ganz gleich. Ob sonst aber Farbenabänderungen bei 2
ser Gattung vorkommen, ist mir unbekannt, indem u
nicht mehr als drei Individuen derselben geschen habe»
Ihre Dimensionen sind folgende:
ad All Länge des Kopfes; 6 6/// Länge des Rum
pfes; 1/ ı4/ 6// Länge des Schwanzes; 44 6441 mitt
lere Höhe.
Die Ohren laufen bei dieser Gattung spiter za a
bei _der vorhergehenden; ihre Höhe beträgt nämlich ber
nahe einen Zoll und ihre Breite ungefähr die Hälfte, an
Schwanze sind die Rücken- und Querfortsätze der Wirb
so lang, dafs sie demselben eine dreieckige Gestalt gebe)
Das Weibchen hat keinen eigentlichen Beutel, sondo”
nur zwei Hautfalten am Bauche.
Ich habe diese Beutelratte blofs in den Missionen uo
bei Villa Rica angetroffen. TA
DırıpneLenrs CRASSICAUDATA. Desm.
(Azara’s Micuré troisième.)
Bei dieser Beutelratte sind die Borstenhaare gan? ver
schwunden, und der Pelz besteht allein aus sehr kurt?
und schr weich anzufühlenden Wollhaaren. Blofs um 7
Mund herum stehen einige, drei und einen halben
lange Borsten. Die Spitze oder Schnautze, die obre”
und die Fufssohlen sind nackt, die zwei letzten Drittb®
des Schwanzes beinahe haarlos.
le > Fk
-
Der Kopf, mit Ausnahme der Nase und der oberen
lade, der Nacken, der Rücken, die Seiten des Kör-
Pers bis gegen das Fufsgelenk hinab, und der erste Dritt-
theil des Schwanzes haben eine bräunlichgelbe, zuweilen
duch eine bräunlichrothe, Farbe. Die Nase, die obere
„malade und die Fülse sind braun, der Bauch und die
Mnere ;
Kin n
Ichgrau, Die wenigen Haare an-den zwei letzten Dritt-
cilen des Schwanzes sind schwarz, ausgenommen an der
Pilze desselben, wo sie eine weifse Farbe haben. Die
Näckten Theile des Körpers sind graulichbraun.
Diese Beutelratte hat folgende Dimensionen :
34 Länge des Kopfes; 8 6/4 Länge des Rumpfes ;
10// Länge des Schwanzes; 5// 9‘! mittlere Höhe.
‚„ “Aufser den angegebenen Kennzeichen unterscheidet
ie sich noch von den anderen Gattungen dieses Geschlech-
“ durch einen breiteren und höheren Kopf, eine weniger
Pitz zulaufende Schnautze, und einen dickern Hals und
umpf. Besonders aber zeichnet sie sich vor allen übri-
sen Gattungen durch ihren dicken Schwanz aus, welcher
n seiner Basis einen Durchmesser von beinahe anderthalb
oll hat. Das Weibchen ist mit keinem Beutel ,. sondern
lofs mit zwei Hautfalten am Bauche versehen.
= Man findet diese Beutelratte in ganz Paraguay, je-
coch nicht sehr häufig. *)
’ Die drei anderen Gattungen von Didelphis, welche Azara beschreibt,
‚nd die ich richt gesehen habe, sind:
Micure à queue longue (Didelphis murina. L.) i
Micuré à quene courte (Didelphis tricolor? Geof) und
Micuré noir (Didelphis pusilla. ‚Desm.)
Seite der vier Extremitäten gelblichgrau oder röth- -
TER Van oe Da en ;
y Gask ea" m er ~ ne are “
zung lern nn Ceutah Bas; p a i
d iai REN e
VIERTE ORDNUNG. GLIRES.
ea
7
Gen. M v s.
Maus.
Ich habe in Paraguay vier einheimische und zwei auf“
ländische Nager gefunden, welche zu den eigentlich soki
nannten Mäusen gehören. *) Die vier ersteren stimmen p
folgenden Kennzeichen mit einander überein.
Ihr Pelz besteht vorzüglich aus feinen, kurzen und
weich anzufühlenden Wollhaaren, die am Kopfe und #
der unteren Hälfte der vier Extremitäten kürzer sind ô
am übrigen Körper, dann auch aus wenigen, zuweile®
glänzenden, Borstenhaaren. Um den Mund herum sie“
hen mehrere lange, rückwärts gerichtete, Borsten. Die 0
ren sind nur wenig und kurz behaart, so dafs sie bein
mackt scheinen. Der Schwanz ist mit Ringen von Schuß”
pen bedeckt, zwischen denen einige, ganz kurze und st
‘fe, Haare hervortreten. Die Fafsschien sind nackt.
Alle vier Gattungen haben eine in etwas spitze Sch"
tze, einen kurzen Unterkiefer, eine kreisförmige Oefinu?
der Augenlieder, in etwas hervorspringende Augen, 58”
recht aufstekende Ohren, einen kurzen Hals, einen na
u
9 Azara beschreibt gleichfalls vier Gattungen von eigentlichen wräuset" of
die in Paraguay einheimisch sind, und denen man die systematis Ae
Namen von Mus anguya, rufus, Cephalotes und nigripes peig? Be
hat. Von diesen sah ich aber nur zwei; die zwei anderen, deren
schreibung hier folgt, waren hingegen Azara unbekannt.
Oben gebogenen Rückgrat, lange hintere Extremitäten und
“men langen Schwanz. An den Vorderfüfsen sind vier
Fe mit gekrümmten Nägeln, und statt des Daumens
3 © kleine, gleichfalls mit einem Nagel versehene War-
> an den Hinterfüfsen fünf Zehen vorhanden, deren Nä-
Sel nicht so stark gekrümmt sind wie die ersteren.
In der oberen Kinnlade finden sich zwei starke, in
“was gebogene, keilförmige, und auf der vorderen Flä-
ie gelbe, Schneidezähne, und dann auf jeder Seite drei
ackenzähne > von denen der erste der gröfste, der letz-
“ der kleinste ist. Jener hat nach vorn einen Höcker,
Welcher die ganze Breite des Zahnes einnimmt, und auf
‚U zwei, hinter einander stehende Paare von kleineren
Öckeren folgen. Die Krone des zweiten und des dritten
ckenzahnes besteht blofs aus zwei Paaren von Höckern.
‘© Zahne der unteren Kinnlade sind in Anzahl und Ge-
‘talt denjenigen der oberen gleich, nur laufen. hier die
Chneidezähne spitz zu. Nutzi sich bei den Backenzähnen
le höckerige Krone mit dem Alter ab, so wird sie zu-
“st flach, später aber concav, indem sich die Knochen-
“bstanz leichter abreibt als der Schmelz.
Mus Aucura. Dem
` (Azara’s rat troisième.)
Die Farbe dieser Maus, die in der guaranischen Spra-
€ Anguya heifst, ist am Kopfe, mit Ausnahme der Keh-
i auf dem Nacken, an den Seiten des Halses , auf dem
Ucken , an den Seiten des Rumpfes und an den vier
“lremitäten röthlichbraun „an der Kehle und unten am
alse weifs, an der Brust lichtgrau und am Bauche wie-
T weifs. Die Borsten der Oberkinnlade sind braun ,
!tjenigen ‚des Unierkiefers weifs. Der Schwanz ist braun >
> Fufssohlen sind grünlichgrau und die Nägel röthlich-
Tau,
Z
= 230 =
Zwischen dem Männchen und dem Weibchen findet
kein Unterschied in der Farbe statt.
Das gröfste Individuum dieser Gattung, das mir AU
Gesichte kam , hatte folgende Dimensionen:
ı1l ganze Länge; ı!/ All Länge des Kopfes; 34
Länge des Rumpfes: 54 g/l! Länge des Schwanzes;
li mittlere Höhe, E
‘Der Kopf dieser Maus ist grofs; die Borsten um ar
Mund sind über einen Zoll lang, die Ohren eiförmig’
etwa acht Linien hoch und vier breit, der Hals und de
Rumpf dick, die Extremitäten endlich sind fein gebat
und der Schwanz läuft spitz aus.
Ich fand sie in den steinigen Gegenden einer Hü
4 PA F he
kette, Cordillera genannt, wo sie im dichten Gebüse)
of
RUA
Du
gel
ganz kurze, unterirdische Gänge paarweise bewohnt.
ihrer Lebensart ist mir nichts bekannt,
Mus Rurvs. Desm.
(Azara’s rat cinquième.)
Ich habe nur zwei, und zwar männliche, Individu”
von dieser Gattung untersuchen können; beide wich”
in ihrer Farbe in etwas von demjenigen ab, welches Ar
ra zu seiner Beschreibung diente, ohne Zweifel weil di
‚letztere, nach dessen eigener Acufserung, lange Zeit ”
Brantwein gelegen hatte.
Ihr Peiz war am Kopfe, mit Ausnahme der Lipp?’
auf dem Nacken und auf dem Rücken kastanienbrau®?
auf den Seiten des Halses und des Rumpfes gieng dies?
Farbe ins röthlichbraune, an den vier Extremitäten „m
als»
bräunlichrothe über; die Lippen waren weils, der H
( te?
die Brust und der Bauch weifslichgelb, und die Bors
üm den Mund weifs; der Schwanz endlich und die Fu®
sohlen hatten eine bräunlichschwarze Farbe,
oy ~ in < OO Mee o Tag a en
er I EL en SE Ar. nen ni en"
-ea 231. —
‚ Das gröfßsere von beiden Individuen hatte folgende
Imensionen :
104 ganze Länge; .ı// 54 Länge des Kopfes; 4 6i
ange des Rumpfes; 4 ı//! Länge des Schwanzes; 2/7,
8/4 mittlere Höhe.
Der Kopf dieser Gattung scheint grofs, weil er, mit
ahme des Gesichtes, stark behaart ist; die Borsten
a den Mund sind verhältnifsmäfsig kürzer als bei ande-
n Mäusen und kaum sechs bis sieben Linien lang; die
Ten ragen nur wenig über den Kopf empor, sind nicht
banz so hoch als breit und an ihrem vorderen Rande um-
Sskülpt; der Schwanz endlich ist dünn und läuft spin-
Mörmig zu.
Ich traf diese Maus in der Nähe von Asuncion auf
m Campo grande (grofses Feld) an. Ueber ihre Lebens-
TE ist mir nichts näheres bekannt. |
\
Mus Ga: 4 83 75 Mbh
Der ganze Pelz dieser Maus ist grau, an den oberen
Und äufseren Theilen des Körpers mit einem Anstrich von
toth, Die Borsten an der Schnautze sind schwarz, der
Chwanz und die Fußssohlen graulichschwarz.
Ihre Dimensionen sind:
EN gd Länge des Kopfes; 34 5/4 Länge des Rumpfes;
S4 gui Länge des Schwanzes; 2’/ mitttere Höhe.
In ihrem Aussehen ist sie einer jungen Hausratte ähn- °
“ch, Die Borsten um den Mund herum sind jedoch weit-
Us kürzer als bei dieser, und kaum sechs Linien lang;
€ Ohren sind oval, neun Linien hoch und sechs breit;
T Schwanz läuft nicht in eine Spitze aus, sondern en-
y stumpf, und krümmt siçh wie ein Wickelschwanz nach
nten. Der Nagel der Daumenwarze ist ganz flach. An
eu vorderen Fufssohlen endlich bemerkt man ein Paar
And an den hinteren zwei Paare neben einander stehen-
— 232 —
der, erhabener, harter Schwielen, nach denen ich diese;
bisher unbekannte, Gattung benenne.
Ich fand ‚dieselbe am Ufer des Paraguaystromes , ne
gefähr unter dem sieben und zwanzigsten Breitengrade-
Sie gräbt sich, nahe am Wasser, Gänge von mehrere"
Fufs Länge und etwa zwei Zoll Breite in die Erde, wél-
che sie paarweise bewohnt. Ich sah sie bei Tag ihrer
Nahrung nachgehen , die aus Saamen und Wurzeln besteht-
Mus LoxncırıTtarsus Mihi.
Die Farbe dieser Maus ist am Kopfe, auf dem N”
cken, dem Rücken, an den Seiten des Rumpfes und at
den vier Extremitäten röthlichgrau, an der Kehle, den!
Halse, der Brust und dem Bauche licht aschgrau. p:e
Ohren und der Rücken der Füfse sind fleischfarben mi
einer Mischung von grau, die Borsten um den Mund und
die Fufssohlen schwarz. A
'Ich habe blofs ein männliches Individuum von die
ser Gattung gesehen, dessen Dimensionen folgende waren!
9’! Länge des Kopfes; 2// 5.4 Länge des Rumpfe®
34 8/4 Länge des Schwanzes; 1% 6/4 ungefähr due
mittlere Höhe.
Beim ersten Anblicke könnte man diese Maus eich!
mit der Hausmaus verwechseln ; sie unterscheidet sich abe
von derselben durch die Borsten um den Mund, dur?
den Schwanz und durch die Hinterfüfse. Die Borsten si”
„nämlich länger als bei der Hausmaus, und mefsen bein?“
he einen Zoll; die Länge des Schwanzes verhält sich zus
Länge des übrigen Körpers wie 1,22 zu ı, während s?
sich bei der letzteren wie 1,08 zu ı verhält; die Hinte“
füfse endlich sind weitaus länger als bei dieser, indem a
vierzehn Linien mefsen , wovon der Tarsus neun einnimM”
Ich fand diese Maus gleichfalls am Ufer des pe
guaystromes , nördlich von Villa-Real, Von ihrer Le
FE
ER, u er Ba e
En aa ET yo m x sage
a EEE a nen STR Arge. en ,
— 233 — Ey \
bensart ist mir nichts näheres bekannt, aufser dafs sie,
Sleich der Hausmaus, zuweilen die Wohnungen zu ihrem
Ufenthalte wählen soll. &
WA
Gen. ECHIMYS. Geoff
(Loncheres. Hlig.)
Stachelratte.
Es finden sich in Paraguay zwei Gattungen von Na-
dern, welche zum Geschlechte Echimys gehören, und von
nen Azara nur die eine kannte. Zwischen beiden herrscht.
eine grofse Aehnlichkeit, und sie könnten ihrem Ausse-
en und ihrer Farbe nach leicht mit einander verwechselt
Werden , wenn die eine Gattung nicht einen, im Verhält-
ufs zum Rumpfe , längeren Schwanz hätte als die andere
Und wenn sie nicht unter verschiedenen Breiten lebten,
Sie haben im Allgemeinen die Gestalt der Ratten, wei-
gen von ihnen ab,
Ihr Kopf ist dick, die Schnautze stumpf, die Oberlippe
Sespalten ; die Augen sind nicht hevorspringend ; die Oecff-
nung der Augenlieder ist kreisförmig; die Ohrmuscheln
chen jedoch in mehreren Beziehun
X% f
I Mus rattus ind Mus musculus.
Diese zwei bekannten Gattungen von Mäusen sind erst nach der Er-
oberung durch die spanischen Schiffe aus Europa nach Paraguay ge-
kommen. Jetzt aber sind sie in diesem Lande ganz einheimisch ge-
- worden, so dafs sie in den Gegenden , wo sie sich vorfinden, die in-
ländischen Mäuse an Menge weit übertreffen. Beide Gattungen hal-
ten sich nicht nur in den Wohnungen, sondern auch in den, nahe
dabei gelegenen Wäldern auf, und richten in den Mais-, Manioc- ,
Pataten- und Zuckerrohrfeldern zuweilen bedeutenden Schaden an.
Sie müfsen sich aber nie weit von den Ansiedlungen des Menschen
entfernen, denn ich habe sie in keiner unbewohnten Gegend angetrof-
fen, und auch nicht in den Häusern, welche durch einen Zwischen-
raum von fünfzehn und mehr Stunden von allen anderen Wohnungen
getrennt waren , und wohin keine Ballen von Waaren gelangten a
‚denen sie gewöhnlich aus einer Gegend in die andere verpflanzt werden.
— 234 =
sind oval und steigen senkrecht am Kopfe empor, indem
sie mit ihrer hohlen Seite nach aufsen sehen, am vorde-
ren Rande umgestülpt, und am hinteren mit einem Aus
schnitte versehen sind. Der Hals ist kurz, der Rumpf
Gick; die vier Extremitäten sind im Verhältnifs zum letz
teren nicht grofs, die Füfse sogar klein. Diese haben fünf
Zehen; der Daumen der Vorderfüfse erscheint aber bloß
als Rudiment oder als Warze. Alle Zehen, auch der Dau-
men der Vorderfüfse, sind mit kleinen, in etwas 'gebog®“
nen Nägeln versehen. Der Schwanz ist bei beiden Galt-
tungen am Ende stumpf und in seiner ganzen Länge fein
behaart; jedoch bemerkt man unter den Härchen noch
kleine Schuppen. Der Pelz besteht aus weichen Haaren»
die ich für Wollhaare ansehe ; zwischen diesen findet sich
an den oberen und äufseren Theilen des Körpers ein®
Menge schmaler, zweischneidiger und rückwärts gerichte-
ter Stacheln, auf deren oberen Fläche ein Grat, auf de!
unteren eine Kerbe der Länge nach läuft. Die obere
Kinnlade enthält zwei breite, keilförmige, auf ihrer vor-
deren Fläche gelbe Schneidezähne, dann auf jeder Seite
vier, beinahe gleich grofse Backenzähne, die mehrere Wut-
zeln haben und deren Krone durch eine querlaufende Rin“
ne in zwei gleiche, herzförmige Hälften getheilt wirde
In der unteren Kinnlade findet sich die nämliche Anzahl
von Zähnen, wie in der oberen; die Schneidezähne lau“
fen aber spitz zu, und an den Backenzähnen dringt de
Schmelz auf der äufseren Seite einmal und auf der in“
neren zweimal in die Knochensubstanz ein.
Ecuımys Speıvwosuvus, Desm.
(Loncheres brachyura. Ilig.) (Rat épineux. Azara.)
Die Haare, welche den Pelz dieser Stachelratte aus”
machen, sind an der Schnautze, auf den Füfsen und am
—_ 239 —
Schwanze kurz, am übrigen Körper aber zwei bis vier Li-
Wen lang, Um den Mund herum, auf den Backen und
über den Augen stehen einige Borsten, welche eine Län-
Se von anderthalb Zoll erreichen und nach hinten gerich-
tet sind. An dem Kopfe, rückwärts vom Auge, beson-
“s vor und unter dem Ohr, auf dem Nacken, dem
ücken bis an die Schwanzwurzel, an den Seiten des
umpfes und der äufßseren Seite der vier Extremitäten bis
Segen das Ellbogen - und das Kniegelenk hinab, stehen
zwischen und über den Haaren die Stacheln in grofser
zahl, so dafs man die ersteren kaum bemerkt. Sie
y Sind an der vorderen Hälfte des Körpers kurz, bedecken
Jedoch noch die Haare ;, auf der hinteren Hälfte aber er-
teichen sie eine Länge von sieben und mehr Linien. Auf
dem Rücken sind sie steif genug, um zu stechen, wenn
Wan sie an der Spitze berührt, an der äufseren Seite
der vier Extremitäten aber biegsam. Azara will an ihrer
Spitze Härchen bemerkt haben, welche ich aber. nie sah.
Endlich stehen sie nicht, wie bei einigen anderen Stachel- ;
Ihieren, in einem sehr offenen Winkel vom Körper ab,
Sondern liegen beinahe an demselben an. Auch habe ich
Nicht bemerkt, dafs das Thier sie willkürlich bewegen und
aufrichten könnte, wozu ihm, nach einer von mir ge-
Machten Beobachtung, die nöthigen Hautmuskeln zu feh-
len scheinen. Die Ohren und die Fufssohlen sind nackt.
Die Farbe des Thieres ist an allen oberen und äufse-
ren Theilen des Körpers braun, oder, wo Stacheln vor-
anden sind, braun mit bräunlichroth gemischt, indem
die Stacheln eine bräunlichrothe Spitze haben, Die Keh-
€, die Brust, der Bauch und die innere Seite der Extre-
Nitäten sind graulichweils; der Schwanz ist bräunlichschwarz;
die Ohren und die Fufssohlen sind graulichschwarz und
die Borsten im Gesichte, so wie die Augen schwarz.
Folgendes waren die Dimensionen eines Männchens :
2% Länge des Kopfes; 54 64 Länge des Rum-
pfes; 2% gilt! Länge des Schwanzes ; 54 GIH mitt-
lere Höhe. £ s
EEE ann re
I Rn RER TEE an TEE IE
— J36 —
Ich habe diese Gattung blofs im südlichen Theile de
Paraguay angetroffen, und auch da kann man ihrer nu”
selten habhaft werden. Sie lebt, oft in grofsen Gesell-
schaften, am sanften Abhange sandiger Hügel, wo sie sich
einen unterirdischen, schlangenföhnaig sich windenden;
Gang von fünf bis sechs Fufs Länge und einigen Zollen
weite, aber kaum mehr als einen halben Fufs unter de!
_ Oberfläche der Erde, gräbt. Diese Höhlung hat gewöhn-
lich nur einen Ausgang, zuweilen auch Snalügee; zu am
Ende derselben findet sich ein, aus dürren Gräsern ve“
ferligtes , Lager. In einem solchen traf ich zwei neug®
worfene, blinde, Jungen an, bei denen die Stacheln au
dem Rücken noch ganz weich waren.
Die Nahrung dieses Thieres scheint aus Wurzeln vol
Gräsern und aus Saamen und Früchten von Gesträuchet
zu bestehen, da in den Gegenden, wo es sich aufhält?
keine anderen, für dasselbe geniefsbare , Vegetabilien vo
kommen.
Selten verläfst disse Stachelratte bei hellem Tage iht
Lager; hingegen habe ich sie bei einbrechender Dämme-
rung auf dem Felde, oft mehr als dreißig Schritte vo”
ihrer Wohnung, angetroffen. Man hört sie zuweilen , wie
schon Azara Banks; wenn man die Nacht im Freie!
zubringt, unter der Erde die Laute cu -tu von sich g%
ben, wefswegen sie auch von den Landeinwöhnern hit
und wieder so genannt wird.
zz —
Ecsımys Loneıcavuparus, Mihi.
Die wilden Guaranis, welche in Paraguay unter de”
ein und zwanzigsten Breitengrade leben, brachten mir wäh-
rend meinem Aufenthalte unter ihnen im Jahr 1821 ein®
zweite Gattung von Stachelratten , die mit einer ganz 8%
ringen Abänderung in der-Farbe und mit e der
Länge des Schwanzes in allen übrigen Kennzeichen mif
der vorhergehenden völlig EN
—- 237 =
r
In ihrer Farbe weicht sie nämlich von der vorherge-
enden Gattung darin ab, dafs sie an den Backen röth-
lichbraun , auf dem Kopfe, dem Nacken, dem Rücken,
m den Seiten: des Rumpfes und an der äufseren Seite
er Extremitäten ganz braun ist, indem hier die Spitze
r Stacheln nicht eine rothe, sondern eine blaßsröthlich-
braune Farbe hat.
Die Dimensionen des einzigen Individuums, welches
ich sah, waren:
‚2 sill Länge des Kopfes; 5/4 10//! Länge des Rum-
bfes; 6/4 44 Länge des Schwanzes ; 34 641 unge-
fähr die mittlere Höhe.
Die Länge des Schwanzes übersteigt also hier dieje-
uige des Rumpfes, während sie bei Echimys spinosus nur
die Hälfte derselben beträgt, was ohne Zweifel zur Grün-
dung einer besondern Gattung hinreicht.
Ueber die Lebensart des Stachelratie konnte ich von
den Indianern nichts näheres. erfahren.
r
Gen. MyororTtamMmuUus. Commers.
Azara beschrieb zuerst unter dem guaranischen Namen
tüiya, die einzige Gattung, welche dieses Geschlecht
Ausmacht. Da er aber den Zahnbau derselben nicht aus-
führlich genug angab, so wurde sie erst für eine Cavia,
und später für eine Hydromys gehalten,
Mrororamus BONARIENSIS. Gommers:
(Hydromys coypus. Geoff.)
Der Quüiya.
Der Quüiya, von den Späniern fälschlich Nutria,
Pischotter , genannt, kommt in Paraguay nicht häufig
07; auch habe ich mir kein einziges , vollkommene In-
‚dividuum, sondern nur einige Häute desselben , verschaf-
fen können. Die folgende Beschreibung rührt daher gröfs-
‚ tentheils von Dr. Parlet her, der während einigen Tagen
zwei Quüiyas in seinem Hause zu Asuncion, und mehre“
re wildlebende in der Nähe von Buenos-Ayres beobach“
tet hatte.
In der oberen Kinnlade finden sich bei dieser Ca"
tung von Nagern zwei breite, dicke, keilförmige und al
ihrer vorderen Fläche bräunlichgelbe Schneidezähne , fe!“
ner auf jeder Seite vier Backenzähne, die von vorn nat
hinten an Gröfse zunehmen, und auf der inneren Seit?
einen, auf der äufseren drei Ausschnitte haben. Die näm
liche Anzahl von Zähnen enthält auch die untere Kin”
lade; die Schneidezähne laufen aber hier nicht keilfo!“
mig, sondern spitz zu und die Backenzähne haben nach
_ aufsen nur einen, nach innen hingegen drei Ausschnitte
Der Pelz dieses Thieres besteht aus beiderlei Arte!
von Haaren. Die Wollhaare sind dicht, kurz, beinab®
so weich wie Flaum anzufühlen, und haben auf dem RÜ
cken und an den Seiten des Körpers eine graulichbraun®
an dem Halse, der Brust und dem Bauche eine bräun“
lichgraue Farbe.
Die Borstenhaare erreichen auf dem Rücken und #
den Seiten des Rumpfes eine Länge von dritthalb Zoll;
am Kopf und am Bauche sind sie kürzer, und ganz ku”
auf dem Rücken der Füfse. Auch sie fühlen sich weich
an, und geben, wenn die Sonnenstrahlen auf sie falle®
einen schwachen Glanz von sich. Ueber der Oberlipf®
sitzen mehrere, über drei Zoll lange, Borsten. Die Ohr®"
sind nur wenig und kurz behaart. Der Schwanz ist mit
Schuppen bedeckt, zwischen denen einige, starke, BO"
stenhaare hervorstehen.
Diese letzteren bestimmen, als vorherrschend , gan?
allein die äufsere Farbe des Pelzes. Sie sind am Kopfe’
mil Ausnahme der Lippen und:der Kehle, auf dem Nr
cken, dem Rücken, an den Seiten des Körpers und den
z
= 239 —
Extremitäten theils ganz braun , theils braun mit einer
Yäunlichrothen Spitze. Die erstere dieser Farben zeigt
Sich besonders ‚auf den oberen, die zweite an den Seiten
theilen des Körpers. Die Kehle, der Hals und der Bauch
Sind Sraulichbraun, die Lippen weils, die Borsten über
em Munde ebenfalls weifs mit brauner Spitze, die Schup-
Pen des Schwanzes > die Fufssohlen und die Nägel schwärz-
Nchbraun.
Zwischen dem Männchen und dem Weibchen hat
Ur, Parlet keinen Unterschied in der Farbe gefunden;
ügegen wollte er, in der Nähe von Buenos-Ayres , In-
“yiduen beiderlei Geschlechtes geschen haben, deren Pelz
ĉi den einen überall bräunlichroth, bei den anderen ka-
Sanienbraun war,
Die Dimensionen eines männlichen Thieres waren fol-
Sende:
‚3° ganze Länge; 4! a!!! Länge des Kopfes; ı 317 gi
Länge des Rumpfes; af 44 3U Länge des Schwanzes;
. 11/7 6// ungefähr die mittlere Höhe.
Der Quüiya ist in seinem Aussehen dem Biber ähn-
lich ; jedoch weicht er in mancher Beziehung von ihm
ab. Sein Kopf ist breit, oben beinahe ganz flach, die
Schnautze stumpf; die Oberlippe ist nicht gespalten ; die
Albmondförmigen Nasenlöcher scheinen sich durch ei-
nen Ringmuskel schliefsen zu können; die Oeffnung der
Ugenlieder ist kreisförmig ; die Augen sind grofs und
“tyorspringend , die Ohrmuscheln nach oben abgerun-
êt, an ihrem hinteren ‚Rande mit zwei schwachen Aus-
Schnitten verschen, über einen Zoll hoch und beinahe
eben so breit; der Hals ist kurz, der Rumpf dick, der
Rückgrat nach oben gebogen; die Extremitäten sind kurz;
a den Vorderfüfsen finden sich fünf freie Zehen,. von
nen der Daumen sehr kurz ist; an den Hinterfüfsen
ind ebenfalls fünf Zehen vorhanden, diese werden aber
ürch eine Schwimmhaut mit einander verbunden, wel-
te zwischen den vier inneren sich bis zum Nagel, zwi-
‘chen der vierten und der fünften Zehe hingegen blofs
= 110 —
- nZ
bis zum Ende der ersten. Phalange erstreckt. Der Schwan
ist dick, indem er an der Basis einen Durchmesser vol
sechszehn Linien hat, und läuft kegelförn mig zus
Ich habe den Quüiya vom Wendekreise des Stein
bockes, in Paraguay , bis in die Nähe von Buenos-Ay!®?
unter dem fünf und dreifsigsten Grade südlicher Breite a0“
getroffen. Jedoch ist er im ersteren Lande, wie gesagt
selten; zwischen Buenos-Ayres und St. Fee hingeg®®
kam er ehemals häufig vor, hat sich aber durch die fort-
währende Jagd, die auf ihn gemacht wird, beträchtlic?
vermindert.. Er bewohnt paarweise die Ufer der Ström?
und der Flüfse, vorzüglich an den Stellen der stillen W3%°
ser, wo gewöhnlich Wesschullsmäinh,2 in solcher Menge vo"
handen sind, dafs sie eine Decke bilden , die stark ge
nug ist, um ein kleines Thier wie den Quüiya zu trage!
Jedes Paar gräbt sich am Ufer eine, drei bis vier Fu
tiefe und anderthalb bis zwei Fufs weite, Höhle, wo ®
die Nacht und zuweilen auch einen Theil des Tages 2
bringt. In dieser Wohnung wirft das Weibchen vier bis
sechs Junge, welche, wie Azara erzählt wurde, schr frü
der Mutter folgen. Der Quüiya ist, wie der Biber, ein
guter Schwimmer, kann sich aber nur kurze Zeit unt
dem Wasser aufhalten. Auf dem Lande sind seine Be
wegungen langsam ; auch stürzt er sich, so wie er ange“
ie wird, ins Wasser und taucht unter. Macht er 4X
e wie Azara angiebt, Wanderungen zu Lande, so kan”
dieses nur dann = Fall seyn, wenn die Gewässer, Mr
deren Ufer er lebt, bei niedrigem Wasserstande austrock”
nen, so dafs er seiner Nahrung wegen, die blofs aus was“
serpflanzen besteht, ih eine andere Gegend ziehen m! 7
Jung eingefangen soll der Quüiya sehr zahm we”
den, jedoch immer ein furchtsames Thier bleiben. P
zwei alten Individuen , welche Hr. Parlet besafs , hielte”
sich den ganzen Tag in einer Ecke ihres Stalles versteckt
frafsen wenig, aeb sie die Nahrung mit dem Munde erg
fen, nahmen gar kein Wasser zu sich, und bifsen um $i
wenn man sie berühren wollte, Beide lebten nur wenige Tag”
vo DR m
In Paraguay wird auf diesen Nager nie anders Jagd
Semacht, als wenn man ihn zufälliger Weise antrifft. Es
Aalt übrigens schwer ihm beizukommen, indem er sich.
ei der geringsten Gefahr sogleich ins Wasser begiebt,
er sich zwischen den- dichtstehenden . Wasserpflanzen
versteckt. Zuweilen gelingt es dem Jäger, ihm in dem
Ugenblicke, wo er, um Luft zu schöpfen, auftaucht, ei-
Xen Schufßs in den Kopf zu geben; dann sinkt er aber
‘gleich unter und geht für den Jäger verloren. In der
Yovinz von Buenos-Ayres mufs er auf eine eigene, mir
unbekannte Weise gejagt werden, da sein Fell früher von
TE aus in grofser Anzahl nach Europa versandt wurde.
Sein Fleisch wird, so viel mir bekannt ist, nicht ge-
$tssen,, sein Pelz hingegen zur Verfertigung feiner Hüte
enutzt. Zwischen dem ein und dreifsigsten und fünf
und dreifsigsten Grade aber haben sich die Quüiyas schon
` sehr vermindert, dafs der Preis der Häute dadurch be-
Wächtlich stieg, und ein Hutmacher von Buenos-Ayres es
der Mühe werth hielt, auf einer Meierei, durch welche
tin kleiner Flufs läuft, zum Aufziehen derselben einen Thier-
Sarten anzulegen. |
Gen. S p n1 G.G- U:R Us. F. Cuv.
Das Geschlecht der Stachelschweine , Histrix, umfafste
tüher alle mit Stacheln und einem unvollkommenen Schlüs-
‘lbeine versehenen Nager. In neueren Zeiten hat Hr. `
\ Cuyier , dem die wesentlichen anatomischen Verschie-
heiten auffielen, welche zwischen mehreren , zu die-
in Geschlechte gezählten, Gattungen herrschen , dasselbe
i fünf Geschlechter getheilt, nämlich in histrix, =
Non >» erethizon , synethere und sphiggurus. Zu, diesem
“lzteren gehört ein Nager, der in Paraguay vorkommt ,
a p
n ah
mn 242 —
und welchen Azara unter dem guaranischen Namen Cuiy
zuerst beschrieben hat. y
S rmi dipi us SPINO SA. E Cm.
(Histrix insidiosa. Lichtenst.)
Der Cuiy.
Der Cuiy hat in seinem Aeufseren mit dem europa”
schen Stachelschwein nichts gemein, als dafs, ein The
seines Körpers gleichfalls mit Stacheln besetzt ist. Dag”
gen herrscht eine grofse Aehnlichkeit zwischen ihm @
dem brasilischen Cuandu, welcher das Geschlecht syi
there von Hin, F. Cuvier ausmacht; jedoch sind se”
Geruchsorgane lange nicht so ausgebildet wie bei diese™’
was seinem Kopfe eine ganz andere Gestalt giebt.
Dieser letztere ist kurz und breit, die Schwan stumpf
die Nasenlöcher sind rund und sehen nach vorn und na?
unten; die obere Kinnlade ragt über die untere hervot!
die Oberlippe ist in etwas gespalten; die Augen sind klei”?
jedoch hervorspringend, die Ohren gleichfalls klein, U un
gefähr fünf Linien hoch und eben so breit, -oben abge“
rundet und von den umgebenden ER und stachd
bedeckt; der. Hals ist kurz und breit, der Rumpf dick
Die Extremitäten sind kurz; an den Vordakfäch finde!
sich vier, mit gebogenen Nägeln versehene Zehen, W
statt des Daumens, eine Warze ohne Nagel; an den Hr
terfüfsen sind ebenfalls vier Zehen und eine Daumen
ze vorhanden ; diese letztere aber läfst sich den Zehen ® 4
etwas entgegensetzen. Der Schwanz ist lang, an der 4
sis dick und läuft spitz zu; seine Extensoren sind so au
dafs das Thier das Ende desselben nach oben umbieg®”
und sich damit an Gegenständen festhalten kann. I” F
der Kinnlade finden sich zwei Schneidezähne und acht pe
ckenzähne. Die ersteren sind schmal und keilförmig;
— 43 —
ackenzähne haben in der oberen Kinnlade anf der inneren
ĉite einen und auf der äußeren drei , in der unteren Kinn-
ade auf der inneren Seite drei und auf der äufseren ej-
Xen Ausschnitt. Mit dem Alter verlieren sich der vorde-
À œ und der hintere der drei Ausschnitte und an ihrer
telle bemerkt mau nurnoch einen kleinen ‚Kreis von
chmelz auf der Oberfläche der Krone. ;
Die Haut des Cuiy ist theils mit Stacheln und Bor-
Stenhaaren zugleich „ theils blofs mit den letzteren bedeckt;
jedoch sind die Nasenspitze, die Lippen, die Augenlie-
der, die Fufssohlen und die obere Seite des Schwanzen-
"es nackt. E i
Die Stacheln haben eine nadelförmige Gestalt; nur
leiben ‚sie bis nahe an ihr Ende hin von der nämlichen
Dicke und laufen plötzlich spitz zu. Ihre Länge beträgt
Sechs bis sechszehn und ihr Durchmesser /, bis ‘%, Linie,
Sie sind hart und glanzend, die gröfseren unter ihnen
haben an ihrer Spitze eine Menge kleiner Widerhacken ,
die man mit der Hand fühlt, -aber nur vermittelst des Ver-
Sröfserungsglases sehen kann. Ihre Wurzel steckt nicht
tef in der Haut, so dafs sie leicht ausfallen; ihr Inneres
ist zeilig. Sie finden sich, wie gesagt, nicht am ganzen
rper, sondern blofs an den Backen, auf dem Kopfe,
€m Nacken, dem Rücken, an den Seiten des Halses und
6s Rumpfes, an der äufseren Seite der Extremitäten bis
an das Ellenbogen - und Kniegelenk hinab, und an der
Oberen Seite des Schwanzes; an diesen Stellen aber sind
Ne in grofser Anzahl vorhanden und stehen, wie beim
Igel, in allen Richtungen von der Haut ab, ausgenom-
Men auf dem Rücken, wo sie mit ihrer Spitze nach oben
Und zugleich in etwas nach hinten stehen. Die kürzesten
“zen auf den Backen und der Stirn, die längsten an den
eiten des Körpers. > -
Die Haare, welche theils mit diesen Stacheln vermischt
nd, theils die Stellen des Körpers bedecken, wo sich
eine Stacheln vorfinden, fühlen sich weich an. Im Ge-
16 * )
: u A =
sichte, mit Ausnahme einiger starker, zwei bis drei Zoll
langer Borsten, die um den Mund herum stehen , oben
auf den Füfsen und am Schwanze sind sie kurz; auf dem
Nacken und dem Rücken hingegen erreichen sie eine Läng®
von mehr als zwei Zoll, so dafs man die Stacheln zwi-
schen ihnen kaum gewahr wird; am übrigen Körper be-
trägt ihre Länge ungefähr einen Zoll. r
Die Farbe der Stacheln ist im Allgemeinen schwefel-
gelb in ihrer unteren und kastanienbraun in der obere
Hälfte; einige sind ganz gelb und haben blofs eine brat
ne Spitze; andere sind gelb an der Basis, dann braun, u
am Ende wieder gelb, oder auch, wie dieses bei den SW”
cheln auf der Stirn der Fall ist, röthlichgelb.
‚Die Haare haben eine graulichbraune Farbe mit gelb
lichrother oder röthlichgelber Spitze; die Borsten um den
Mund sind schwarz, die nackten Theile des Gesichtes gelb”
lichgrau, die Fufssohlen endlich und der haarlose Theil
des Schwanzes schwärzlichgráu.
Die Dimensionen des Cuiy sind folgende:
ı/ 10% ganze Länge; 3 Länge des Kopfes; g” 6
Länge is Bmipfes‘; ge! Br Länge des Schwanzes?
S7 ungefähr die mittlere Höhe. ;
Zwischen dem Männchen und dem Weibchen findet kei”
Unterschied, weder in der Farbe noch in der Gröfse , stall
Der Cuiy findet sich in ganz Paraguay und in eine!
Theile von Brasilien vor, Er ist aber nichts desto mind®
ein seltenes Thier, so dafs ich über seine Lebensart n®
wenige Beobachtungen anstellen konnte. Seinen Aufent
haltsort wählt er vorzüglich in hohen Waldungen ; jedoch
irift man ihn auch zuweilen in Gegenden an, die plof
mit Gestrüppe bewachsen sind. Er lebt den Aata The)
des Jahres hindurch allein und hält sich in keinem be
stimmten Reviere auf. Des Morgens und Nachmittags $ geh
er seiner Nahrung nach , die aus Blumen, Früchten Y”
Wurzeln besteht ; die heifsen Möttagääticden und die Nacht
bringt er schlafend zu. Er verweilt am liebsten auf ho-
hen Bäumen, auf denen er, wiewohl langsam, doch m
En ne u <
er EEE en aa EA. N)
— zaot
Sicherheit herum klettert. Hierzu dienen ihm vorzüglich
Seine zwei Hinterfäfse mit den beweglichen Daumenwar-
en und sein Wickelschwanz; diesen letzteren benutzt er
Aber nur beim Heruntersteigen , indem er sich mit dem-
‚ ‘elben an dem Aste, den er verläfst, festhält, bis er mit
en Vorderfüfsen einen unteren Ast sicher gefafst hat. Auf
em Boden sind seine Bewegungen noch langsamer als
auf den Bäumen, so dafs ihn selbst ein. Kind ohne An-
‘irengung einholen kann. Mitte Winters suchen sich die
eiden Geschlechter auf, und leben dann während eini-
gen Monaten paarweise. Im Anfange des Sommers, d.
` gegen das Ende des Weinmonates, wirft das Weib-
en in einem hohlen Baume ein bis zwei Junge, deren
" Stacheln noch ganz weich seyn. sollen.
| Da das Aeufsere des Cuiy nichts einladendes hat, so
Wird er von den Einwohnern von Paraguay nur äufserst
Selten jung eingefangen und aufgezogen. Die zwei ein-
gen gezähmten Individuen , die ich sah, besafs ein Land-
mann in der Nähe der Villa de S. Pedro. Beide stimmten
in ihrer Lebensart ganz mit demjenigen überein, welches
Azara besefsen hat. Sie waren sehr zahm » d. h. sie such-
ten nicht zu entfliehen, liefsen sich berühren und belei-
Üigten weder Menschen noch Thiere. Den gröfsten Theil
„es Tages brachten sie ruhig auf einem Pfahle zu, welcher
N einer Ecke des Gemaches stand, und zum Aufhängen
der Reitsättel diente. Ihre Stellung war alsdann die sitz-
“ende, mit eingezogenen hinteren Extremitäten, die Vor-
“lüfse über dem, Bauche gekreuzt und der Körper so
‘tark nach vorn gebogen, dafs die Schnautze beinahe die
Üterfülse berührte. Sie verliefsen den Pfahl blofs um ihre
Ahrung zu sich zu nehmen , wobei sie sich zugleich ih-
à Kothes entledigen; kaum waren sie gesättigt, so kehr-
2 sie, ohne sich die geringste Bewegung im. Gemache
Wit Maniocwurzeln , Mais, Pomeranzen und einigen wild
Vachsenden Baumfrüchten. Wasser nahmen sie nie zu
‘ch, Wenn man sie mit einem Stabe stark berührte,, so
“rum zu geben, an ihren Platz zurück. Man nährte sie
menan NS
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bewegten sie ihre Stachela vermittelst der Hautmuskel®
und richteten die Spitzen derselben gegen den sie berüh-
renden Gegenstand , wobei sie sich aber nicht, wie der
Igel, zusammen rollten. Uebrigens zeigten sie keinerle
Intelligenz, kannten weder ihren Herrn noch die Haus” _
thiere mit denem sie lebten, äufserten weder Freude n0©
Traurigkeit und waren nach sechsmonatlicher Gefange®
schaft eben so furchtsam und so stumpfsinnig wie am Ta-
ge wo man sie im Walde gefunden hatte. ;
Unter den Sinnen des Cuiy ist, nach Azara’s Beob*
achtungen , der Geruchsinn der schärfste ; auf diesen folg
der Tastsinn ; das Gesicht und das Gehör scheinen schwa?
zu seyn. Er soll endlich keinen anderen Laut von sich
geben als ein leises Stöhnen.
Da der Cuiy dem Menschen weder schädlich noch
nützlich ist, so wird nie auf ihn Jagd gemacht. Trif
man ihn zufälliger Weise im Walde an, so ist er, sein
Langsamkeit wegen leicht zu erlegen; von den Bäume)
schiefst man ihn herunter , auf der Erde kann man iM
mit einem Stocke tödten. Treffen ihn die Hunde auf de”
Boden an, so fallen sie sogleich über ihn her, könne
ihm aber nichts anhaben. Gewöhnlich werden sie dab®
noch übel zugerichtet, indem ihnen, wenn sie nach dem
Thiere beifsen, mehrere von seinen Stacheln Im Rache®?
in der Zunge, den Lippen und der Nase stecken bleib®
und grofse Schmerzen verursachen.
Es sind in Paraguay unter dem Volke die nämlich®®
Sagen über den Cuiy verbreitet, wie in Europa über do’
Stachelschwein. Jedoch dürfte die, von Azara bestritteß®
Behauptung der Landeseinwohner, dafs die Stacheln, wen"
sie einmal im Fleische des Thieres sitzen, auch ohne aus“
seren Druck und von selbst immer mehr in dasselbe en
dringen , nicht grundlos seyn. Die \WViderhäckehe® =
der Spitze der Stacheln hindern nämlich das Zurückt i
ten derselben, so dafs sie, wenn der verwundete The
bewegt wird, nur vorwärts glitschen können.
rn 247 u
Gen. Lee vs.
Die nämliche ‚Hasengattung, welche von mehreren
ĉisenden als in Brasilien vorkommend ist beschrieben
Vorden, findet sich auch in Paraguay. -Azara erwähnt der-
selben unter dem guaranischen Namen Tapiti. In ihren
eschlechtskennzeichen stimmt sie"vollkommen mit unse-
ten europäischen Hasen überein, nur ist die innere Sei-
tẹ 5 s 4 S z
X ihrer. Lippen nicht mit Haaren bewachsen, wie bei
lesen
SERBEFESSBUASTLIENSıS.-L.
Tapiti.
, Der Pelz des Tapiti hat, bis auf die Farbe, die näm-
liche Beschaffenheit wie der vom gemeinen Kaninchen.
Diese Farbe wird durch die Borstenhaare bestimmt. Sie
ist am gröfsten Theile des Kopfes, auf dem Nacken, dem
ücken und an den Seiten des Rumpfes braun mit bräun-
ichroth gemischt. Neben den Nasenlöchern findet sich
Nach aufsen ein kleiner weißser Flecken ; die Lippen sind
Sleichfalls weißs; ein feiner röthlichgelber Streifen läuft
Yon der Nasenwurzel über jedes Aug hin; die Kehle ist
Selblichweifs, und von ihr steigt ein breiter Streifen von
èr nämlichen Farbe aufwärts bis nahe an das Ohr; der
als und die’ Brust sind licht bräunlichroth, der Bauch
Wgegen wieder gelblichweifs; die vier Extremitäten sind
äunlichroth ; der Schwanz ist auf seiner oberen Seite
Wie der Rücken gefärbt, auf der unteren aber gelblich-
th; die Borsten um den Mund endlich ‘sind dunkel-
r raun, : i
Diefs sind die Farben des Tapiti im Winterkleide ;.
im Sommer sind dieselben nicht ganz die nämlichen. In
dieser Jahreszeit nämlich verliert das Thier vielleicht die
Mile seiner Borstenhaare, und die Farbe der übrigen.
verändert sich so, dafs die braunen. Theile des Pelzes
graulichbraun , die bräunlichrothen röthlichgelb werden.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Tapiti sind:
1/ 2// ganze Länge; 24! 1044 Länge des Kopfes; 10
441 Länge des Rumpfes; 10// Länge des Schwanzes}
64 6/4 ungefähr die mittlere Höhe; 2 444 Läng®
des Ohres. : AR
‘In dem Baue seiner Backenzähne stimmt der Tap!”
mehr mit unserem gemeinen Hasen als mit dem Kanin
chen überein, indem bei ihm, wie beim Hasen, die K20”
ne derselben verhältnifsmäfsig breiter ist als beim Kanin
‘chen. Sein Schedel aber ist von demjenigen beider Gat-
tungen in etwas verschieden. Die beiden Stirnbeine näm“
lich haben im Verhältnifse zu den übrigen Schedelkn0“
chen eine gröfsere Länge und Breite als bei dem Hase”
und dem Kaninchen, und das Hinterhauptloch ist kreis
förmig und nicht wie bei diesen an seinem oberen Rap“
de mit einem Ausschnitte versehen,
Der Tapiti hat das Aussehen, die Haltung und de®
Gang des Kaninchens, in seiner Lebensart aber gleicht
er mehr dem gemeinen Hasen, Er bewohnt. in Paraguaf
theils den Saum der Waldungen, theils die an diese aD“
stofsenden Felder; in ganz offenen Gegenden und im In“
neren der Wälder trift man ihn nicht an. Er hält sich
fortwährend in einem bestimmten Reviere auf, wo ®
mehrere Lager theils zwischen dichtstehenden _Gräser®!
theils unter niedrigem Gesträuche;. theils in hohlen Bäi
men hat. Höhlen oder unterirdische Gänge gräbt ®
keine. Den Tag bringt er in einem yon seinen Lage
zu, wo .er, zusammen gekauert, mit eingezogenen Ext?
. mitäten und auf den Rücken gelegten Ohren, so unbe
weglich wie unser Hase sitzt, Menschen und Thiere k69”
nen sich ihm alsdann auf drei bis vier Fufs nähern, eb*®
er aufspringt. Während der Nacht geht er seiner Nah-
rung nach, die aus Gräsern, Knospen und Baumrind®
besteht, kehrt ‚aber bei anbrechendem Morgen nicht in
. das nämliche Lager zurück, ‚welches er den Abend vorh®
+
l]
OP p A a u m iu
Verlassen hat ‚ sondern nimmt täglich ein anderesein. Das
Sanze Jahr hindurch leben die beiden Geschlechter ge-
trenni, jedoch suchen sie sich im Winter zur Befriedi-
Sung des Geschlechtstriebes auf , bleiben aber nur wenige
tunden beisammen. Die Tragezeit des Weibchens dau-
tE, nach Hr, Parlet’s Beobachtung an einem zahmen In-
‚Yiduum, ungefähr dreifsig Tage. Es wirft nur einmal
im Jahre, und zwar im Herbstmonate , zwei bis fünf Jun-
8°, die, wie ich vermuthe, sehend zur Welt kommen.
\e Mutter zeigt nicht groise Anhänglichkeit zu ihnen.
te säugt dieselben nur kurze Zeit und ‚verläfst sie zuwei-
N, ehe sie noch feste Nahrung gehörig zu sich nehmen
Onnen.
Diese Jungen werden in Paraguay häufig eingefan-
gen; sie halten aber, wenn sie nicht sorgfältig behandelt
Werden, die Gefangenschaft nicht lange aus. Ich sah je-
Och drei ausgewachsene Individuen, ein Männchen und
Wei Weibchen, die ein Frauenzimmer mit mehreren Ka-
Qinchen aufgezogen hatte. Sie waren sehr zahm > liefsen
Sich berühren und frafsen ihrer Wärterin aus der Hand.
ei Tage hielten sie sich in einer, mit dürrem Grase an-
Sefüllten Kiste versteckt ;- gegen Abend aber suchten sie
Ihre Nahrung auf, die aus Kohlblättern , Maniocwurzeln
u S. w. bestand. "Waren sie gesättigt, so hüpften sie
Ri ihrem Verschlage herum, setzten sich zuweilen auf die
Nierfüßse und putzten sich den Kopf und die Ohren mit
n Vorderpfoten ; bemerkten sie irgend einen, ihnen un-
kannten Gegenstand, einen Hund oder eine Katze, so ;
Mpften. sie, wie die Kaninchen, mit einem Fufse auf |
“n Boden. Nach der Aussage der Besitzerin sollen bei-
XJ Weibcheu, zum ersten Male nachdem sie ein Jahr
Ü waren > und dann im Wintermonate, so wie nach
m zweiten Jahre im gleichen Monate, mehrere Junge
$tworfen haben > die aber alle todt zur Welt kamen,
Der Pelz und das Fleisch des Tapiti werden in Pa-
“Suay blos yon den Indianern benutzt; das letztere ist
Weis und von fadem Geschmacke. Dieser Hase ist leicht
Si N
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4 432
$ |
3 ae
Eg
o |
y 4
3 |
F
j |
ji il
aiana anad a Aa a
= o
zu erlegen. Man sucht ihn mit einem Stellhunde auf und
schiefst ihn entweder im Lager oder im Aufspringen. Wird
er auf dem Felde von den Hunden aufgejagt, so flieht
er ‘sogleich dem Walde zu und versteckt sich in einem
hohlen Baume. Gelingt ihm aber dieses nicht, so sucht
er seine Verfolger durch Seitensprünge von seiner Ferte
abzuleiten und versetzt sich wie unser Hase. Sein erste!
Lauf ist schnell; er hält aber nicht lange aus und wird
bald von den Hunden eingeholt. In diesem Augenblick
oder auch wenn er angeschofsen wird, giebt er einig?
helle, quiekende Laute von sich.
Unter den Thieren hat der Tapiti eine grofse AN“
zahl von Feinden. Alle Gattungen von Katzen ul
Hunden, die in Paraguay vorkommen, so wie die gröfse“ |
ren Raubvögel und Schlangen stellen diesem wehrlose®
Thiere nach. ”
7
'Gen. GOELoGEnuvs E, Qu.
Vier Schneide- und sechszehn Backenzähne, ein gro%
ser, nach innen mit einer Höhlung versehener Jochb?
gen, fünf Zehen an allen vier Fülsen, ein ganz kurze
Schwanz, vier Zitzen, von denen sich zwei auf der Brust
und zwei am Bauche vorfinden , und endlich unva
kommene Schlüfselbeine sind die Kennzeichen dieses 6%
schlechtes. i |
Es besteht nur aus einer Gattung, die aber, wie ie
weiter unten zeigen werde, it ihrer Farbe mehrere AP
änderungen darbietet, deren Extreme in neueren Zeite”
für zwei verschiedene Gattungen sind gehalten worde?’
Die dunklere Abänderung wurde Gologenus subniger,
hellere Goelogenus fulvus genannt. Um Verwirrung 2
verhüten, lege ich dieser Gattung ihren früheren sJ
malischen Namen , Paca, bei.
mm 951 =
Caron Eros Pre
l Der Paca oder Pay.
Dieser Nager wird in Brasilien Paca, in Paraguay
Y, genannt, beides Namen, deren Bedeutung mir un-
ekannt ist.
Das Fell des Paca besteht aus kurzen, rauh anzufüh-
“nden und am Körper anliegenden Borstenhaaren. Um
“U Mund herum und über den Augen stehen einige stei-
s rückwärts gerichtete, zwei bis vier Zoll lange Borsten,
in Büschel ähnlicher Haare sitzt gleich hinter jedem Joch-
Ogen, Das Ohr zeigt nur wenige, kurze Härchen; die
N Chwanzspitze und die Fufssohlen sind nackt. N.
Die Farbe der Haare ist an den oberen und äufseren
Teilen des Körpers gelblichbraun, an den unteren und
Mneren gelblichweifs. Auf den Seiten laufen, von jeder
Schulter bis zum hinteren Rande des Schenkels, fünf Rei-
hen von gelblichweifßsen Flecken, die theils eine runde,
theils eine eiförmige Gestalt haben. In den zwei ober-
sten Reihen sind die Flecken völlig getrennt; in den zwei
Ölgenden fliefsen sie in etwas zusammen, die unterste
&he endlich vermischt sich zum Theile mit der ‚Farbe
€s Bauches. Die Borsten über den Augen, hinter den
: ‘Ochbogen und an der Oberkinnlade sind schwarz, die-
Jenigen des Unterkiefers weils, die Nägel gelb.
Diefs sind -die Farben und Zeichnungen des Paca,
Vie sie am gewöhnlichsten vorkommen. Zuweilen , je-
Och ‚selten, findet man ein Individuum, bei welchem die,
| Sewöhnlich lichte, gelblichbraune Farbe, besonders auf
m Rücken,‘ in- die dunkele übergeht; häufiger hinge-
En trift man eine Abänderung an, deren Haare auf dem
\opfe » dem Rücken und an den Seiten des Körpers , die .
nf Reihen von Flecken ausgenommen, licht , an den Ex-
Nemitäten dunkel gelbliehbraun sind. Eine dritte Abän-
“ung ist diejenige, wo die gelblichweilsen Flecken auf
ĉn Seiten des Rumpfes in keiner der fünf Reihen von
— 1352. —
`
einander getrennt sind, sondern in wellenförmige Streifen
übergehen, wie ich dieses an einem, Azara an zwei Indi-
viduen, sah. _
| Die Gestalt, das Größseverhältnifs der verschiedene?
Theile des Körpers und der Zahnbau waren bei allen aus“
gewachsenen Pacas, die ich sah, sie mochten von der
gewöhnlichen Farbe seyn oder zu einer der Abänderu®“
gen gehören, immer die nämlichen, was gewils nicht 7
Fall würde gewesen seyn, wenn sie nicht alle nur eiß
Gattung ausmachten. Ueberdiefs habe ich Pacas von ve“
schiedenen Schattierungen gepaart und in der nämliche®
Höhle wohnend angetroffen.
Ein sehr grofses Weibchen hatte folgende Dimensione?’
5/ 641 Länge des Kopfes; ı/ 8 Länge des Ru®
pfes; zu Länge des Schwanzes ; ı/ 1/ ungefähr die
mittlere Höhe, i i
und das Gerippe:
54 ofl! Länge des Kopfes; 34 5/4 Breite desselben!
34 341 Länge des Jochbogens; 17 644 Breite dessel
‚ben; 444 gi! Länge des. Unterkiefers, von der Spi"
der Schneidezähne an gemefsen; 34 oft Länge der sie“
ben Halswirbel; ı1/ 04 old Länge der Rücken- u”
Lendenwirbel zusammen genommen; 6 o14 Läng
des Heiligenbeines und des Schwanzes zusammen genom”
‚men; 2⁄/ 10 Länge des Schulterblattes; 3 zul
Länge des Oberarmes; 34 614 Länge des Vorder
mes, von der Spitze des Olecranum an gemefsen; ?
6/// Länge des Vorderfufses, samt dem Nagel des mitt
deren Zehens; 5 oʻ% Länge des Beckens; 4“ ol
Länge des Schenkels; 4 3/44 Länge des Beines; 2
‚2 Länge des Hinterfufses, von der Nagelspitze M
mittleren Zehens an bis ans Ende des Fersenbeines sr
Länge des Nagels yom Mittelzehen am Vorderfufse ;
Länge des Nagels vom Mittelzehen am Hinterfußse;
4 Länge des Brustbeines; 1% gru Länge der erste”
Rippe mit ihrem Knorpel; 5/7 gi Länge der sieben“
ten Rippe mit ihrem Knorpel; 34 oft Länge
der
Ea a T TE g Eg
en
e
dreizehnten oder letzten Rippe sammt ihrem Knorpel ;
et Länge des unvollkommenen Schlüfselbeines.
In jeder Kinnlade finden sich beim Paca zwei dicke
Chneidezähne und acht Backenzähne. Die Schneidezähne
“S Oberkiefers sind rückwärts gekrümmt und laufen, so
"ie diejenigen des Unterkiefers,, keilförmig zu; bei den
“steren bildet die Schneide eine gerade, bei den letzte-
“en eine Bogenlinie; alle vier haben auf ihrer vorderen
liche eine röthliehgelbe Farbe. Die Backenzähne sind mit
er eigentlichen Wurzel versehen; ihre Krone ist halb
sammen gesetzt, indem der Schmelz auf der äufseren
“te einmal, auf der inneren dreimal, bis nahe an die
$tgenüberstehende Seite, in die Knochensubstanz eindringt.
ie Mahlfläche der Krone stellt beim jungen, so eben her-
Vorgetretenen , Zahne einen, sich der Länge nach schlän-
Senden, Grat dar, welcher aus den zusammengeflofsenen
lättern des Schmelzes besteht; dieser schleift sich aber
“ld ab, und es erscheint an seiner Stelle eine ganz ebe-
de Fläche. Wenn. sich der Zahn weiter abnutzt, so än-
dert sich fortwährend die Gestalt der Zeichnungen , wel-
Che der eindringende Schmelz auf der Krone hervorbringt
"nd am Ende verschwindet derselbe im Inneren der Kno-
hensubstanz und ist blofs noch als äufsere Hülle sicht-
X. In beiden Kinnladen-ist der vierte Zahn der grös-
te, auf ihn folgt der dritte, dann der erste und endlich
zweite. Ihre Mahlflächen sehen im Oberkiefer nach
ten und aulsen, im Unterkiefer nach oben und innen.
Am Schedel sind die Jochbogen , wie man bei den
\mensionen des Gerippes gesehen hat, verhältnifsmäfsig
ehr entwickelt als bei jedem anderen Säugethiere. Die
ölsere Hälfte derselben besteht aus dem Jochbogenfort-
atze des Oberkiefers , welcher mit dem Infraorbitalfortsa-
“© des nämlichen Knochens eine Höhle bildet, deren Län-
Se beiläufig anderthalb Zoll und deren gröfste Breite und
Ühe “inen Zoll beträgt. Sie ist im Gerippe nach unten
ad innen offen , wird aber von der inneren Haut des
"ades, die sie zugleich auskleidet, zur Hälfte verschlofsen ,
so dafs man kaum mit einem Finger hineindringen kani
Dabei ist weder eine Oeffnung nach aufsen, noch eine aus“
` sere Backentasche, wie in einigen Beschreibungen des pa-
ca irriger Weise angegeben wird, vorhanden. Die Be-
stimmung dieser Höhle ist bis jetzt unbekannt. Ich fan
sie immer leer, hörte aber von Landeseinwohnern ber
haupten, dafs sie einen Vorrath von Speisen darin gefun-
den hätten. Obschon es den Aussagen dieser Mensche”
gewöhnlich an Zuverläfsigkeit gebricht, so ist doch nich“
unwahrscheinlich, dafs sich das Thier dieser Kapseln MU
augenblicklichen Aufbewahren von Nahrung bediene,
es vermittelst. seiner, langen, schmalen und sehr bewe”
lichen Zunge ohne Schwierigkeit in dieselbe hineinbring®
und wiederum herausnehmen könnte. U
Der Magen des Paca ist einfach, biruförmig und m
einem blinden Sacke versehen, der- über die Hälfte d
selben einnimmt. Sein unteres Ende krümmt sich gega”
die Cardia um. Der Blinddarm ist weit und ungefähr en,
nen Fufs lang,
Die weiblichen Geschlechtstheile erscheinen äufserlie)
blofs als eine Hautfalte, welche einen halben Zoll unt
dem After liegt. Zieht man diese aus einander, so ber
merkt man an ihrem unteren Ende die Clitoris} an der
ren Basis sich die Harnröhre öffnet , und auf jeder Seite d
Mündung der Scheide einen, zwei Linien langen, konis?
zulaufenden Knorpel, der: ohne Zweifel bei der Begattuß®
zum Festhalten der Rúthe dient. Die Scheide ist weit W
ungefähr drei Zoll lane. Der Körper der Gebährmull“
ist kuglich und hält bei anderthalb Zoll im Durchmess®’
‘seine Wände sind aber so dick, dafs der innere Hohlsau®
kaum vier Linien beträgt. In ihrem Grunde öffnen sieh
dicht neben einander zwei, etwa fünf Zoll lange, ur
häutige Hörner, welche nach ihrer Spitze hin kegelfőt™?
zulaufen und sich nach aufsen und hinten umkrümme®"
Der Muttermund wird durch vier, die Mündunger
beiden Hörner jede durch zwei, fleischichte Wärzehe® 5°
schlofsen. Die Trompeten sind dünn und geschläng® En
— 255 m
und die Eierstöcke , deren Länge etwa sieben und deren
"teite drei Linien beträgt, in ihrer Gestalt einer Bohne
ähnlich.
Der Mutterkuchen des Paca hat einen so eigenen Bau y
dafs ich denselben hier nicht unerwähnt lassen soll. Bei
nem schwangeren Weibchen , das ich öffnete, fand ich
m linken Horne der Gebährmutiter einen Embryo, Die
i äute, welche ihn umschlofsen , waren halb durchsich-
tis und mit einem strohgelben Wasser angefüllt. Der
Embryo selbst hatte eine Länge von beinahe vier Zoll; er
igte noch keine Bewegungen , obgleich alle seine äuße-
ten Theile ziemlich ausgebildet waren ; auf seiner Haut
"merkte man keine anderen Haare ‚„ als die Borsten um
m Mund. Der Nabelstrang war etwa neun Linien lang;
T enispringt aus dem Mittelpunkte des Mutterkuchens.
Ìeser nimmt ungefähr die Hälfte vom Umfange des Hor-
ùes ein, und besteht, wenn man ihn von innen zu un-
Tsuchen anfängt, erst aus einer gefäfsreichen , dünnen,
Scheibenförmigen Haut, die einen Durchmefser yon viert-
alb Zoll hat, convex erscheint und nur an ihrem Ran-
°, vermittelst vieler Gefäfse, mit dem Horne zusammen
ängt. Sie bedeckt einen , ihrer Mitte entsprechenden ,
Ötper, der elwa anderthalb Zoll im Durchmesser hält
y ganz die Gestalt cines Auges hat, dessen Sehnery an
© Stelle zu liegen käme, wo- bier der Nabelstrang her-
Mitt, Dieser kuglichte Körper ist zur Hälfte mit der
isföpmigen Haut leicht verwachsen, während die: letzte-
R Mit ihrem übrigen Theile hohl liegt: seine andere Hälfte
gegen wird von einer eigenen, dichten, beinahe seh-
‘ten und gefälsarmen Haut umgeben, welche sich blofs
gen die Mitte der Wölbung hin durch einen Kranz von
‚Xen Fasern ‚mit‘ der inneren Oberfläche des Hornes ver-
adet, Seine Substanz ist ganz dem Parenchyma einer
tüse ähnlich , und aus ihr treten die Gefäfse des Nabel-
nges, mit Ausnahme von zwei, ganz kleinen, welche
te scheibenförmige Haut abgiebt. Diese letzteren entsprin-= -
sen auf der inneren Oberfläche dieser Haut, nahe am
En ER ~ E
ne aa e
E E E N ENEE EER E
er
=~ 256 —
Nabelstrange, gehen dann sogleich zum Chorion über und
laufen auf delsen äufserer, linker Seite bis in die Gegend >
wo sich die Mitte vom Embryo findet; hier durchbohren
sie die Eihäute , begeben sich längs der inneren Oberflä-
che des Amnion’s, auf der linken Seite, wieder zurück
treten dann an den Nabelstrang und laufen auf diesem
bis zum Nabel, wo sie erst mit den übrigen Gefäfsen des
Stranges in unmittelbare Berührung kommen. ;
Die Ruthe des männlichen Paca hat ebenfalls ein?
ganz eigene Bildung. Ihre Eichel ist breit, nach obe”
ausgeschweift, und mit vielen, kleinen, rückwärts gerich
teten Stacheln von knorplichter Substanz besetzt, An an
ren beiden Seiten bemerkt man nach unten zwei, unge“
'fähr fünf Linien lange, knöcherne Platten, die an ihre”
oberen, freien Rande vier, ebenfalls rückwärts gericht
te Zähne haben und sich wie Flügel an die Seiten de
Eichel anlegen. Die vordere Hälfte der Ruthe “enthält
überdies einen Knochen. Die Hoden liegen unter de?
allgemeinen Bedeckungen. *) ie
"Das Aussehen des Paca ist beim ersten Anblicke. de
‚eines jungen Schweines nicht unähnlich. Sein Kopf ®
breit, oben flach, die Schnautze stumpf, die Oberlipf”
gespalten ; die Nasenlöcher sind länglich, die, braune®’
Augen grofs und hervorspringend, die Ohren kurz, ob”
abgerundet und an ihrem vorderen Rande umgestülp”
der Hals ist kurz, der Rumpf dick; die vier Extremität”
sind stark gebaut und die Zehen mit breiten, wenig g
bogenen , Nägeln versehen, von denen die drei inne?
' nach innen, die zwei Äufseren nach aufsen einen sche”
fen Rand haben, Der Schwanz zeigt sich blofs als oP
kleine, hornartige Hervorragung. Von den vier giw
finden sich zwei zwischen den Schenkeln und zwei a®
Brust, zwischen den Vorderbeinen; die zwei letztere j
i
*) Man sehe über die männlichen Geschlechtstheile des Paca die be
Prinzen zu Wied, in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte pio s
Band II. Seite 455, gelieferte Beschreibung derselben und MS
gehörigen, trefflichen Abbildungen nach.
i
llen keine Milch absondern , indem die Drüsen dersel:“
N nur. unvollkommen ausgebildet sind.
Der Paca ist in Guyana, in Brasilien und in Para
Suay- zu. Hause, In dem bevölkerten Theile des letzige-
Nanniten Landes kommt er jedoch nur selten vor; desto
Äufiger aber trift: man ihn in den Wildnifsen an, weiche
n die Provinz von Matogroso grenzen. Von seiner Le-
Msart ist mir nur weniges bekannt.
In Paraguay bewohnt er den Saum der Wälder, wo
sich im Gestrüppe oder unter Baumwurzeln eine Höhle
N die Erde gräbt, welche vier bis fünf Fufs tief seyn soll,
U dieser Wohnung bringt erden: Tag 'schlafend zu; mit
Mbrechender Dämmerung verläfst er dieselbe und geht
iner Nahrung nach , die aus den Blättern verschiedener
llanzen, aus Blumen und Früchten besteht, deren Ueber-
feste ich in seinem Magen gefunden habe, < Zuweilen be-
Mehter die Zuckerrohr- und Melonenpflanzungen und
‚Nchtet bedeutenden Schaden darin an. Er lebt bald paar-
Weise, bald einzeln. Das Weibchen wirft mitten im Som-
Wer, d.h. im Laufe des Hornungs , ein einziges Junges,
b dieses aber der erste und einzige oder, wie man in
Maguay behaupten hört, der zweite Jahreswurf sey, ha=
© ich nicht ausmitteln können. Die wildlebenden Gua-
Ws berichteten mich , dafs die Mutter ihr Junges wäh-
‘nd dem Säugen in ihrer Höhle’ versteckt halte, und dafs
"Später noch zwei bis’ drei Monate hindurch in der Ge-
schaft der -Mutter lebe und sie auf ihren nächtlichen
y
derungen begleite. |
Wins ob ;meineh Bekannten, der während drei Jah-
u einen Paca in seinem Hause gehalten hatte, erzählte
von. dessen Lebensart im häuslichen Zustande folgen-
Mi obwohl derselbe noch jung‘ war, als er eingefangen
A rde, so zeigte er sich doch anfangs sehr scheu und un-
adig sund bifs um sich ‚„ wenn man ihn berühren woll-
Den Tag über hielt er sich im dunkelsten Winkel
® Gemaches versteckt; bei Nacht hingegen lief er herum,
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suchte den Boden aufzukratzen , sprang an- die Wände
hinauf, gab verschiedene, grunzende Töne von sich ai
berührte kaum die ihm vorgestellte Nahrung. Nach eini-
gen Monaten verlor sich diese Wildheit allmählig und ef
fieng an sich an seine Gefangenschaft zu gewöhnen. Noc
später wurde er ganz zahm, liefs sich berühren und Jieb-
kosen und näherte sich seinem Herren , so wie auch frem“
den Personen, wenn sie ihn bei seinem Namen riefen"
Für Niemand zeigte er übrigens besondere Anhänglichkel'
Da man ihm gewöhnlich nur bei Tage zu frefsen gabs
und ihm auch die Kinder des Hauses den Tag über W“
nig Ruhe liefsen, so veränderte er allmählig in so fern
seine Lebensart, dafs er bei Nacht ruhiger ward und ®
nen grofsen Theil derselben. schlafend zubrachte. Ma’
ernährte ihn mit Maniocwurzeln , Zuckerrohr, Patate”!
Mais, Melonen, überhaupt mit allem was im Hause ap
- gelsen wurde, nur nicht mit Fleisch, das er immer ver
" schmähte. Die Speisen ergriff er mit den Schneidezahne®*
Flüfsigkeiten nahm er lappend zu sich. Sein Herr vers
cherte mich, dafs er ihm öfters mit einem Finger in die
_ Backentaschen gegriffen und darin Stückchen von Speise?
gefühlt habe, Er war ferner äufserst reinlich und ende“
digte sich seines Kothes und Harns immer in einiger Ent
fernung von seinem Lager, das er sich aus Lumpen , So
und Stückchen von Leder in einem Winkel des Gem”
ches bereitet hatte. Auch beleckte er sich zuweilen ™
putzte sich mit den Vorderpfoten wie eine Katze. Zu
Gang war ein Schritt oder ein schneller Lauf in Sat”
Das helle Tageslicht schien ihn in etwas zu blenden; 5®
Aug leuchtete jedoch nicht in der Dunkelheit. Obgle®
er sich an seine Wohnung und an den Menschen , wie €
schien , gut gewöhnt hatte, blieb sein Hang zur Frei g
doch immer der nämliche; er entfloh nach einer Gefa”
genschaft von .drei Jahren bei der ersten Gelegenh&
sich ihm darbot.
: Die Haut des Paca ist zu dünn und sein Haa A
grob, um benutzt zu werden. Auch sein Fleisch wird á
Paraguay nür sellen genofsen, obschon es eine der schmack-
taftesten Speisen ist und in einigen Gegenden von Bra-
lien , so wie in Guyana , sehr geschätzt seyn soll. Man
lingi den Paca gewöhnlich mit Fallen, zuweilen auch,
| & hellem Stern- und Mondlichte, mit Hunden.
4
Unter den Säugethieren sind vornämlich der Jaguar,
Cuguar , und der Mbaracaya seine Feinde,
der
Gen. CHLO Ro my sE. Cu.
(Dasyprocta. Hlig.)
Vier Gattungen von Nagern bilden das bekannte Ge-
Schlecht Chloromys oder Dasyprocta. Mit keiner dersel-
N stimmt die in Paraguay vorkommende Gattung, wel-
Che Azara unter dem guaranischen Namen Acuti beschrie-
en hat, vollkommen überein. Sie hat die Gröfse der in
tasilien und Guyana einheimischen Gattung, die unter
dem gleichen, hier ebenfalls gebräuchlichen, Namen ins '
stem ist aufgenommen worden, weicht aber in ihrer
Abe in etwas von derselben ab. Jedoch sind die Ver-
Schiedenheiten zwischen beiden nicht bedeutend genug,
IM aus dem paraguayischen Acuti eine eigene Gattung zu
Machen , zumal da er selbst nicht immer die nämlichen
arben zeigt ; ich halte ihn daher für eine blofse Abän-
ung der ersteren Gattung, und lege ihm auch den sy-
“ematischen Namen derselben bei.
Gunoromvrs Acurı F. Cu.
Der Acuti,
; à E
Der Acuti ist mit geraden, groben , rauh anzufühlen-
“U, in etwas glänzenden Borstenhaaren bedeckt, die im
po T
w go
Gesichte ‚ mit Ausnulasns einiger, zwei Zoll langer Borsteny
welche um den Mund herum stehen, und an den Extre=
mitäten kurz, den zwei vorderen Drittheilen des Rumpfes
ungefähr. -einen Zolt, und auf dem Kreutze, so wie a’
den Schenkeln, über drei Zoll lang sind. Die Spitze der
Schnautze, die Kehle, die One der Schwanz und die
Fufssohlen sind unbehaart. i
An den Haaren der oberen und äufseren Theile des
Körpers bis gegen das Fufsgelenk hinab, so wie-an deng”
‚des hiess mit Ausnahme der Mittellinie , wechsel”
‚drei bis vier braune Ringe mit eben so viel eitrongelbe
oder auch suühlichgefbäh ab, und zwar so dafs bald ®
‘eine bald die andere dieser Beine“ die Spitze dersoll"
einnimmt. Auf dem hinteren -Theile des Kreutzes y
die gelben Ringe in lichtbräunlichrothe über. An
unteren -Seite ri Halses, an der Brust, und an der ig“
neren Seite der Extremitäten, bis in die Nähe des F F
gelenkes, erscheinen die Haare in ihrer ganzen Länge er
trongelb, längs der Mittellinie des Bauches gelblichweiß
am unteren Ende der Vorderarme und der Baia so W
auf. den Füßen braun.: Die Borsten im Gesichte,
Schwanz nnd die Fufssohlen sind schwarz, die nackt?
Theile des Kopfes: bräunlichfleischroth , die Nägel prau?
Je nachdem. sich: das Thier bewegt ,: seine Haare emp”
richtet oder an den Körper anlegt, und je nachdem w
gleich das Licht auf sie fällt, ändert auch die Farbe
oberen und äufseren Theile, indem bald die braun”!
bald die gelben Ringe mehr zum Vorscheine kommet
N irıft man beim Acuti einige Farbenabändeft“
er
wi
gen an, ie theils vom Alter und von der Jahres!
A 2”
theils von der Indiyidualität abhangen. So sind beim j
gen Thiere die Haare am hinteren Theile des Kreut 8” $
.. oo I ir sh W.
wöhnlich nicht bräunlichrolh und braun, ‚sonder®
diejenigen des Rückens ceitrongelb und braun gering?”
Sie sehn: en aber die dunklere Farbe mit dem ersten, 7
weilen nicht früher als mit dem zweiten, Haarwechsel ° A
der im Anfange des Winters eintritt. Ferner wird p
— 261 —
! Schöne
Citrongelb der Haare während des Sommers immer
äfser
» so dafs die braunen Ringe mehr hervorstehen und
28 Thier im Herbste eine dunklere Farbe hat als im Win-
N Endlich noch findet man nicht selten Individuen ,
“^ denen die Mittellinie des Bauches , statt gelblichweißs,
"Sthlichgelb ist.
Folgendes sind die Dimensionen dieses Nagers:
all Gii ganze Länge; 3 6/1 Länge des Kopfes; ı/
ad Länge des Rumpfes ; 6/!! Länge des Schwanzes ;
SH vordere Höhe; 11% hintere Höhe.
Zuweilen , jedoch nicht häufig, sieht man Indiyi-
luen , die beinahe einen Zoil länger sind als dasjenige,
U welchem ich diese Ausmelsung vorgenommen habe.
Das Gerippe eines ungefähr zweijährigen Acuti’s hatte
Wachsichende Dimensionen:
ge des Heiligenbeines und des Schwanzes :
nommen; 1% gi! Länge des Schulterblatt
BB
ge des Vordefar-
u
Länge des Oberarmes; 2// g Län
Mes mit dem Ellenbogenforisatze ; tt rolf! E;
Vorderfußses mit dem Nagel des zweiten Zeh
innen ; 3 Zt Länge des Beckens;
des Schenkels; 37 o "Länge: des: Beines; ; ‘zn
inge des Hinterfulses, vom Nagel des |
an bis ans Ende des Fersenbeines; 3/
Tustbeines.
Der Acuti hat in jeder Kinnlade zwei keilförmig zu-
nde Schneidezähne. und acht Backenzähne. Die tetz-
N sind halb zusammen geselzt; sie haben eine a 3
e. Wurzel; der Schmelz dringt in die Knochensubstanz
x Krone yon ‚jeder, Seite des Zahnes einmal hinein, und
det mit derselben mehrere Windungen, oder yielmehr,
Mm mich richtiger auszudrücken, die Krone besteht aus
up,
welche
einer, mit Schmelz überzogenen Knochenplatte,
in mehrere Querfalten gelegt ist, zwischen denen sich eıR
spaltenförmiger leerer Raum befindet. _ Ihre Oberfläche
zeigt ‘sich daher, wenn der Zahn im Durchbrechen begrif-
fen ist, als ein, in einer Schlangenlinie stark gewund®”
ner Grat; so wie aber dieser sich abnutzt, wird sie ebe?
und später sogar concay; die leeren Räume zwischen den
Windungen erscheinen als dunkele Spalten, die zuletzt?
wenn der Zahn bis auf die Wurzeln abgeschliffen ist?
gänzlich verschwinden. Die Backenzähne treten beim A
ti nur langsam hervor, denn erst im dritten Jahre i
Gebifs vollständig. Bei einem‘, ungefähr zweijährigen Thit”
re fand ich den, stark abgenutzten, ersten Backenzab?
des Oberkiefers mit drei, denjenigen des Unterkiefers mil
zwei; aus einander stehenden, dünnen und kurzen wur
zeln versehen, während die zwei folgenden, von dene?
der hintere noch unter dem Zahnfleische verborgen lag!
nur eine Wurzel hatten, die aber so dick wie die Kro
ne und viereckig war. Ich fand nun später keine Gele
legenheit die Wurzeln der ersten Backenzähne bei eine
ausgewachsenen Acuti zu untersuchen, glaube jedoch au
der oben angegebenen Verschiedenheit schliefsen zu kör“
nen, dafs die vier ersten Backenzähne bei dieser Gattußb 2
ausfallen und durch neue ersetzt werden, was etwa p
dritten Altersjahre vor sich gehen mag. ,
Dieser Nager hat ein sehr feines, leichtes und gef"
liges Aussehen, Der Kopf nähert sich der eiförmigen er
stalt, ist schmal und auf seiner oberen Seite in etwas p
wölbt; die Schnautze ist nicht sehr stumpf, die Obert?”
pe gespalten; die Augen sind grofs und hervorstche# i
die Ohren fast kreisförmig, anderthalb Zoll lang un
‚breit, und an ihrem oberen Rande mit einom schwach?”
Ausschnitte. versehen; die untere Kinnlade ist weit pinze
als die obere, der Hals schlank und nach oben geboge"?
der Rumpf an der Brust schmal, auf dem Kreutze bin“
gegen breit. Der Schwanz erscheint blofs als eine horn“
ähnliche Hervorragung. Die Extremitäten sind fein 80°
ist sai? ;
o ES a
A
= x
A
CD
ar 228 O
en a0 0 2
YI EH ET
—. 263 —
baut; an den vorderen finden sich vier Zehen und statt
e Daumens, der nur im Gerippe sichtbar ist, eine War-
“e, an den hinteren blofs drei Zehen. Die Nägel sind
reit und seitwärts gewölbt, der Länge nach aber nur we-
TR gebogen. a ) -
"Der Acuti bewohnt ganz Paraguay. Von seiner Le-
Msart im freien Zustande ist mir nur wenig bekannt,
à es beinahe unmöglich ist, ein so furchtsames und so
üchtiges Thier, das überdiefs mehr bei Nacht als bei
age umherstreift, näher zu beobachten. Er hält sich
Vorzüglich in trockenen und hochgelegenen Wäldern auf;
às freie Feld und sumpfige Gegenden besucht er nicht.
en gröfsten Theil des Tages bringt er in seinem Lager
W, das er sich in einem hohlen Stamme oder unter den
Yerschlungenen Wurzeln eines Baumes aus dürrem Laub
Und Grase bereitet. Einige Zeit vor Sonnenuntergang ver-
st er. dasselbe und geht seiner Nahrung nach. Ist die
itterung schön so verweilt er die ganze Nacht auf sei-
len Streifereien , sonst aber kehrt er schon vor Mitter-
Wacht zu seinem Lager zurück. In ganz unbewohnten Ge-
Senden habe ich ihn übrigens auch bei hellem Tage in
en Wäldern herumlaufen gesehen. Er hat die Gewohn-
eit seinen Aufenthaltsort mehrentheils: auf dem nämli-
“en Wege zu verlassen und wieder dahin zurück zu keh-
U, wodurch ein gebahnter, schmaler, oft über eine hal-
© Stunde langer Fufssteig entsteht, welcher das Lager
°S Thieres verräth.. Seine Nahrung besteht aus Kräutern,
Blumen, Saamen und Früchten. In angebauten Gegen-
n besucht: er auch die Zuckerrohrpflanzungen und die
müfssärten, richtet aber darin nie viel Schaden an. Er
at im-Sommer ünd im: Hexbste allein, im. Winter und
im Frühling paarweise; nie aber versammelt: er sich in
Stofgen Gesellschaften: wie. dieses im- nördlichen Brasilien
nd in Guyanai geschehen soll. Das Weibchen wirft im
Anfange des. Frühjahres, d. h. im: Weinmonat, zwei,
öchstens drei Junge, die es während mehreren Wochen
USt, und, wenn: sie frefsen können, noch ‘einige Zeit
cim Aufsuchen der Nahrung mit sich führt.
— 264 —
Azara’s Angabe, dafs sich der Acuti ‘nicht zähmen
lasse, ist ganz irrig. Er wird, im Gegentheile, wenn ma
ihn jung einfangt und sorgsam aufzieht , beinahe zum Haus“
ihiere. Ich habe mehrere Individuen gesehen und dere
einige selbst besefsen-, die man frei konnte herum
lassen, ohne dafs sie entflohen wären. Sogar mitten ‚m
grofsen Wäldern, ihrem Aufenthaltsorte im freien Zustat“
de ‚ entweichen sie nicht, wenn sie einmal gezähmt sind“
So sah ich in den Waldungen des nördlichen Paraguaj
bei der Hütte einiger wildlebenden Guaranis zwei zahm?
Acutis, welche den Morgen und den Abend ira Walde
den Mittag und die,Nacht bei den Indianern zubrachte®
Es ist aber nicht sowohl die Anhänglichkeit an den Mer”
schen, ‚als die Angewöhnung an ihren Aufenthaltsort’
welche in ihnen ‚den Hang zur Freiheit unterdrückt. S
sind dem Menschen nur wenig ergeben, unterscheiden ihr
ren WVärter keineswegs von anderen Personen , gehorch®
nur selten seinem Rufe und suchen ihn gewöhnlich nu
dann auf, wenn sie der Hunger drängt; auch lassen sie
sich ungern von ihm berühren. Sie dulden keinen Zwang?
leben: ganz 'nach ihrem eigenen Willen, und könne
höchstens dazu abgerichtet werden, zu 'gewifsen Stund
ihre:'Nahrung an einer "bestimmten ‚Stelle aufzasucho”
Vebrigens verändern sie im häuslichen Zustande ihre b”
bensart in so weit, dafs sie mehr bei ‚Tage herum Jaufe?
und..bei. Nacht ausruhen, Gewöhnlich wählen sie irge”
einen dunkeln :WVinkel des Hauses zu ihrem Lager , u’
polstern dasselbe mit Stroh. oder Blättern aus, zuweile®
aber auch mit seidenen Frauenzimmerschuhen ‚, Schnuf”"
tüchern „ Strümpfen u. s. w- diesie in’ kleine Stücke zer“
nagen. Sonst richten sie mit ihren Zähnen nur wenig
Schaden -an -aufser wenn man sieteinschliefset, wO 4
Ge-
dann aus langer Weile alles zerstören, ‘was für ihr
bifs nicht zu hart ist. Ihre Bewegungen sind sehr JelC =
sie gehen entweder in langsamem Schritte, wobei sie blo
mit’den Zehen auftreten und den Rücken stark wölber?
. =», 7 ijen
oder sie laufen in gestrecktem Galoppe und machen zuweile®
jaufen .
.
NEN S 2 0
= 265 =
+
Sprünge , die an Weite denen unseres gemeinen Hasen nicht
u nachgeben. Unter ihren Sinnen scheint der Geruch-
“an der schärfste zu seyn , denn sie wittern schon auf
STofse Entfernungen riechende Gegenstände. Auf ihn folgt
as Gehör, dessen innere Organe sehr ausgebildet sind.
Ar Gesicht hingegen ist sowohl bei Tage als bei Nacht
schwach überdiefs ist die Stellung der Augen bei ihnen
“0, dafs das Thier Gegenstände, die gerade vor ihm lie-
Sen, nicht leicht sehen kann. Laute geben sie selten von
‚Sch, aufser wenn 'sie erschreckt werden, wo sie dann ei-
Den pfeifenden Schrei hören lassen. Jedoch knurren sie
Wweilen , aber nur ganz leise, wenn sie an einem ver-
Orgenen ' Orte‘ irgend etwas zernagen. Werden sie 'in
“Orn oder auch in grofse Furcht gesetzt , so sträuben sich
thre Rückenhaare, und es fällt ihnen dann, wie schon
Azara bemerkt hat „ nicht selten ein Theil derselben aus.
Man ernährt sie mit Allem was im Hause gegefsen
Wird; sie lieben aber das Fleisch lange nicht so, wie Aza-
ta angiebt, sondern frefsen dasselbe blofs in Ermanglung
derer Nahrung. ` Eine ihrer Lieblingsspeisen hingegen.
Sind die Rosen, so wie eine dieser Blumen in ihre Woh-
Wing gebracht wird, wittern sie solche auf der Stelle und
chen “sie auf. Ihre Nahrung ergreifen sie gewöhnlich
"rst mit den Schneidezähnen , und nehmen’ sie dann’ zwi-
chen die beiden Daumenwarzen der Vorderfüßse , indem
Ne sich zugleich, wie das Eichhorn, auf die Hinterfüfse
Setzen, Zuweilen frefsen sie auch ‘in einer kauernden Stel
WS, besonders ‘wenn sie entweder ganz kleine oder zu
oke Bifsen yor sich haben. "Ich sah>sienie trinken ; je-
och sollen sie, nach Hrn: Parlet’s Beobachtung, das Was-
lie lappend zu“sich nehmen. “Der nämliche Arzt besafs
“in Paar zahme 'Acutis , "die sich während des Winters
“gälteten. "Das Weibchen wich länge dem nachjagenden
“Ännehen aus und bißs sogar nach demselben; endlich
seng die Begattung, und zwar bei Nacht und unter Ge-
‘hrei, vor sich, Nach sechs Wochen warf das Weibchen
ei todte , nicht ganz ausgebildete Junge.
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Dns a
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= 266. =
Die Haut des Acuti wird in Paraguay nicht gebraucht»
und sein Fleisch, von dem man öfters mufs gegelsen ha-
ben, um es schmackhaft zu finden, mehrentheils nur YO”
den Indianern benutzt. Man fängt ihn gewöhnlich in Fal-
len oder, mit dünnen Reisern bedeckten Gruben, welche
der Jäger in den erwähnten, kleinen Fufswegen zurich-
tet. Nur zufälliger Weise kann man ihn: schiefsen, den?
so wie ihn die Hunde verfolgen, versteckt er sich im
sten besten Loche, in einem Baume oder im Boden. Aus
diesem Schlupfwinkel wird er alsdann entweder heraus“
graben oder durch Rauch heraus getrieben. |
Unter den Thieren sind die verschiedenen Katzen#”
ten seine gefährlichsten Feinde, dann aber auch die be
den Aguaras, |
Gen HYDROCHOERUS Bri®.
Die Kennzeichen dieses Geschlechtes, das aus eine!
einzigen, in Südamerika vorkommenden Gattung von Na
gern, dem Hydrochærus capibara, besteht, sind bekannt
Ich übergehe sie daher, mit Ausnahme des Zahnbau?
von dem ich noch nirgends eine ganz genaue Beschreibuß®
gefunden habe.
In jeder Kinnlade sind zwei grofse Schneidezähne und
acht Backenzähne vorhanden, wetche letzteren, gleich d
ersteren, keine eigentlichen Wurzeln haben. Die Schae
dezähne des Oberkiefers sind stark rückwärts gebogen W
zeigen auf ihrer, vorderen Fläche. der ganzen Länge n°,
eine, breite Rinne; an ihrem Ende‘ ragt der. Schmelz zw
_ Linien über: die Knochensubstanz heryor und läuft K”
förmig. zw, während. diese, hinter. demselben; wie beide”
Aperea und dem Meerschweinchen, einen; Absatz pildet?
sie nutzen sich endlich nach aufsen mehr als, nach inne
ab, so dafs die Oberfläche der. Krone schief. zu stehe”
kommt und in etwas nach aufsen sieht. Die Schneide“
ogg +y
Fe a E G
Zähne des Unterkiefers hahen auf ihrer vorderen Fläche
ebenfalls eine Rinne, laufen aber mit der Knochensub-
tanz sowohl als mit dem Schmelze keilförmig zu und sind
Schief nach vorn gerichtet.
Die Backenzähne bestehen aus querlaufenden, mit
Chmelz umgebenen, theils einfachen, theils an einem ih-
“Tr Ende in zwei Aeste sich spaltenden oder gabelförmi-
8n, Knochenplatten , welche durch eine dritte Zahnsub-
Stanz, die sich nur bei wenigen Thieren vorfindet, durch
àS Cement, mit einander verbunden sind, In der obe-
ten Kinnlade sind die drei ersten Backenzähne aus zwei,
Nach aufsen gabelförmigen, der vierte aus einer y ‚sich
ĉDenfalls nach aufsen spaltenden , und aus eilf einfachen
latten, deren letzte nach hinten noch einen kleinen An-
satz hat, zusammen gesetzt, In der unteren Kinnlade be-
Sicht der erste Backenzahn aus drei Platten, die alle nach
!ünen eine Gabel bilden, und von denen die zweite und
dritte in ihrer Mitte durch eine Leiste von Schmelz ver-
unden sind; der zweite hat die nämliche Anzahl von ga-
lelförmigen Platten, jedoch laufen nur die Gabeln der
ei ersten Platten nach innen, und diejenige der drit-
ten nach aufsen ; auch ist der vordere Ast dieser letzte-
“n mit der zweiten Platte mit Schmelz verbunden. Der
Mitte Backenzahn zeigt zuvorderst eine , sich ‚nach innen
M zwei Aeste theilende Platte, dann zwei einfache, die
n der äufseren Seite des Zahnes mit ihrem Schmelze zu-
mmen gewachsen sind, und endlich noch eine vierte
Atte, die nach außen in eine Gabel ausläuft.. An dem
Merten Backenzahne endlich bemerkt man sechs einfache
latten ‚ von denen die erste und die zweite an der äus-
‘eren s die fünfte und die sechste an der inneren Seite des
ahnes durch Schmelz mit einander zusammen. .hangen. -
Alle. Backenzähne nehmen von vorn nach hinten an
keite zu, so dafs der’ erste der schmälste,, der letzte der
teiteste ist, Was ihre Länge betrift,, so ist in der obe-
tn Kinnlade der vierte der längste; auf ihn folgt der er-
Sie und dann der zweite und dritte, welche beide gleich
— 268 —
lang sind; in der unteren Kinnlade ist ebenfalls der vierte
der längste, nach ihm kommt der erste und dann der
dritte und der zweite. Ihre Krone ist der Quer nach ge-
furcht, indem sich der harte Schmelz über die Knochen“
substanz und das Cement, die beide sich leichter abnutze
als der ersterf, erhebt, und ihre Mahlflächen sehen IM
Oberkiefer nach unten und aufsen, im Unterkiefer nach
oben und innen.
\
Hypbxaocsarus CıPryBiırı Eml.
r. Capiyg ua.
‘In’ der guaranischen Sprache wird dieser aa: Nager
Capiyguayd, h. Bewohner des Capiy, einer Sumpfpflan-
ze,''genannt. Unter diesem Namen hat ihn duch Azara
beschrieben,
Sein Fell besteht aus wenigen, steifen, an der Haut
anliegenden und rauh anzufühlenden Borstenhaaren , wel-
che auf dem Rücken ünd an den Seiten des Körpers eine
Länge von zwei bis drei Zoll erreichen, im Gesichte und
an deii Extremitäten hingegen kurz sind. Um den Mund
herum ‘stehen einige sitie, drei Zoll lange Borsten. Die
äufsere Seite der Ohren, die, kaum sibar , Spitze des
Schwanzes, die Fufssohlen nid: die Schwimmhäute sind
bei beiden Geschlechtern > eine Stelle gleich unter der Nas®
aber nur beim Männchen, nackt.
‘Die Farbe der Haare ist an den oberen und äufseren
Theilen des Körpers braun , mit einem Anstriche von roth,
der von den bräunlichrothen Spitzen derselben herrührtt >
an` den unteren und innern Theilen aber bräunlichgelb-
Die Borsten um den Mund" sind schwärz und die nackten
Stellen bräunlichschwarz.
Abänderungen in der Farbe kommen beim Gapiys?
nicht vor,
Die Dimensionen eines der gröfsten Männchen waren
iolgende:
10% Länge des Kopfes; 2’ ıo/! Länge des Rumpfes;
1/ 6% 6/4 mittlere Höhe; 2’ 6/4 Länge des Ohres;
ı/ 6'// Breite desselben.
Der Capiygua ist unter allen Nagern der gröfste. Sein
Kopf ist hoch und breit, sein Hals kurz, sein Rumpf
dick und plump, seine Extremitäten sind kurz und kräf-
üg. Die Schnautze ist sehr stumpf, die Oberlippe in et-
Was gespalten ; die Ohren sind nach oben abgerundet, an
Ihrem vorderen Rande umgestülpt und am hinteren mit
einem Ausschnitte verschen; die Augen springen vor und
liegen dem Ohre näher als der Schnautze; ‚die Augenlie-
deröffnung ist kreisförmig. Statt des Schwanzes bemerkt
man blofs eine kleine, hornartige Hervorragung. Die
Zehen, deren vier an den vorderen und drei an den hin-
teren Füfsen vorhanden sind, werden durch eine Schwimm-
haut mit einander verbundeu.. Die Nägel sind breit und
den Klauen der Pachydermen ähnlich.
Der Schedel des Capiygua ist auf seiner oberen Seite
Sanz flach, so dafs diese mit der Basis desselben parallel
läuft. Die Zwischenkieferknochen, die, wie bei allen Na-
‚gern, sehr g
Schen der Nase ünd den Schneidezähnen, eine starke,
Statförmige Hervorragung; die Nasenhöhle ist weit, so dafs
die Geruchsorgane eine grofse Oberfläche haben , die Fel-
Senbeine hingegen , welche die inneren Gehörorgane eni-
halten, sind klein; das Hinterhauptloch hat eine birnför-
mige, mit der Spitze nach oben gerichtete Gestalt; die
geringen Theil des Schedels
ĉn, während die beiden Kinnladen mehr wie drei Vier-
Theile desselben betragen.
Der Magen des Capiygua ist einfach, und sein blin-
der Sack macht beinahe die Hälfte desselben aus; auf sei-
ter vorderen oder unteren Fläche läuft der Länge nach
ein Büschel yon starken Muskelfasern, welche die Magen-
häute in Querfalten zusammen ziehn, Die dünnen Därme
` `
Hirnschale nimmt nur einen
grols sind, bilden bei ihrer Vereinigung, zwi-
En
! 23
|)
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peu
u aas
— 270 —
sind lang und eng, der Blinddarm hingegen ist sehr weit;
beinahe drei Fufs lang mit drei und einem halben Zoll
im Durchmesser; das Colon bildet an der Stelle, wo 6
aus diesem heraustritt, auch noch einen kleinen blinden
Sack. Bei beiden Geschlechtern sind der After und de!
' Ausgang der Harnwerkzeuge von einer Hautfalte umgeben? ;
so dafs man, da zugleich die männlichen Geschlechtsthei!®
aufsen nicht sichtber sind, beim ersten Anblicke das Män!
chen von dem Weibchen nicht unterscheiden kann. Die
unter der Haut verborgenen Hoden erreichen eine Läng®
von dritthalb Zoll; zwischen ihnen liegt, gleichfalls UM“
ter den allgemeinen Bedeckungen, die Ruihe; diese Jäuft
erst nach vorn, krümmt sich dann in der Hälfte ihre
Länge nach hinten um und endet unter dem After. Sie
ist mit einer Vorhaut versehen und enthält in ihrem letz
ten Drittheile einen Knochen. Die Saamenbläschen end‘
lich zeigen mehrere Verzweigungen.
= Der Capiygua scheint im gröfsten Theile des östlicher
Südamerika, vom Orinoco bis zum vier und dreifsigste®
"Breitengrade, zu Hause zu seyn. Er bewohnt die Ufer de
Ströme und der Flüfse, der Seen und der Sümpfe. Läng’
dem Parana sah ich ihn immer nur paarweise, am Pa
raguaystrome in kleinen Gesellschaften, von vier bis sec!’
Individuen, und in den sumpfigen Gegenden längs dem
Tebiquary, einem Flufse von Paraguay, in grofsen Trup“
pen von zwanzig und mehr Individuen. Er entfernt sich
nie weil vom Wasser und man trift ihn gewöhnlich gan?
nahe beim Ufer an, wo er entweder weidet oder, wie ein
Hund, mit zusammen gezogenen Hinterbeinen sitzt. In
dieser Stellung scheint er am liebsten auszuruhen 9 den"
nur selten sieht man ihn auf dem Bauche oder auf d®
Seite liegen. Sein Gang ist ein langsamer Schritt; im Noth-
falle springt er auch in Sätzen, jedoch isi sein Lauf W©
der schnell, noch hält er denselben lange aus. Dagegen
ist er ein trefflicher Schwimmer und setzt über Gewässe!?
deren Breite mehr wie eine halbe Stunde beträgt. Beim
Schwimmen hebt er blofs den Kopf über das Wasser em”
Por, und taucht zuweilen auch ganz unter, wenn er sich
verfolgt sieht. Er begiebt sich übrigens nie in dasselbe,
° sei denn um, der Nahrung wegen, seinen Aufenthalt
U verändern > oder um einer drohenden Gefahr zu ent-
iehen. Gewöhnlich lebt er in einem bestimmten > Zwar
Weiten Reviere, zieht aber bald in eine andere Gegend ,
Wenn er dort Verfolgungen ausgesetzt ist. Er hat kein La-
| Ser In bewohnten Gegenden geht er mehr bei Nacht, in
äume,, Zuweilen , jedoch selten, richtet er auch in den
übewohnten mehr bei Tag seiner Nahrung nach. Diese
steht aus Wasserpflanzen und aus der Rinde junger
lanzungen ‚ die seinem Aufenthaltsorte nahe liegen, ei-
tigen Schaden an, indem er die Wassermelonen > den
ungen Mais u. s. w. wegfrifst. i
Er ist ein stilles und phlegmatisches Thier, dabei
Äufserst stumpfsinnig. Dem Jäger wird es leicht, ganze
"uppen von Capiyguas stundenlang zu beobachten ; je-
Och bietet ihr Haushalt wenig Abwechslung dar. Ent-
Weder gehen sie langsamen Schrittes ihrer Nahrung nach,
der ruhen in sitzender Stellung; yon Zeit zu Zeit kehren
Sie etwa die Schnautze oder ein Ohr gegen den Wind,
um zu spähen, ob sich ihnen irgend ein Feind nahe. Be-
Merken sie einen solchen in einiger Entfernung, so eilen
sie ja nicht die Flucht zu ergreifen, sondern gehen ganz
l Mgsam dem Wasser zu. Ein panischer Schrecken ergreift
i
Ne aber, wenn sich plötzlich ein Feind in ihrer Mitte
ist; mit einem lauten Schrei stürzen sie sich dann ins
asser und tauchen unter. Sind sie nicht gewohnt, Men-
‘then za sehen, so betrachten sie dieselben oft lange, ehe
‚Ne entfliehen. Man hört sie keinen anderen Laut von sich
f ben, aufser jenes Nothgeschrei, welches Azara durch
ie Silpen A, pe ausdrückt. Diefs ist aber so durchdrin-
Send, dafs ich oft bei Nacht in meiner Wohnung zu
Suneion, die am Ufer des Rio Paraguay lag» dasselbe
‘hr deutlich vernahm , obschon sich die Capiyguas auf
er enigegengeseizien Seite des, über eine Viertelstunde
"eiten. Stromes “befanden. Nie sieht man diese ‘Thiere,
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selbst die jungen nicht, mit einander spielen oder sich
herumjagen, 6)
: Das Weibchen wirft, nur einmal im Jahre und dás
im Frühling , ein bis vier Junge und nicht acht, wie man
in Paraguay behaupten hört, Ob diefs in einem, beson“
ders dazu bereiteten Lager geschehe ; habe ich nicht a”
mitteln können. Die Jungen folgen sehr früh -ihrer Mut-
ter, die ihnen ‚aber wenig Anhänglichkeit zeigt und si?
in der Gefahr sogleich verläfst:. Nach Hr. Parlet’s Beoh“
achtungen soll ein Männchen oft zwei und drei Web
chen mit sich führen, woher der Irrthum entsprung®®
seyn mag, dafs diese bis acht Junge werfen. qr
Ich habe in Paraguay mehrere Capiyguas gesehen ; die
man jung eingefangen und ‚aufgezogen hatte. Sie warel
so zahm wie ein Hausthier, giengen gleich diesem aus un
ein, und liefsen sich von Jedermann berühren. JedoC
zeigten sie weder viel Folgsamkeit noch Anhänglichkeit ad
Menschen. Sie gehorchten nicht immer dem ‚Rufe ihre
Herrn und waren gern allein; dagegen hatten. sie sich 50
sehr an ihren Aufenthaltsort gewöhnt, dafs sie sich nie
weit davon entfernten. Man brauchte sie nicht zu fút
tern, sie suchten selbst ihre Nahrung auf und das bal
bei Nacht, bald bei Tage; jedoch frafsen sie auch Maniot”
wurzeln , oder. Schalen yon VVassermelonen , die ibne”
vorgesetzt wurden. ‚Ihre Lieblingsspeise blieben aber, w
in.der Freiheit, Sumpf- und Wasserpflanzen ; die sie aueh
täglich aus nahe gelegenen Flüfsen,, Bächen oder Sümpfe? |
holten. Der zahwe Capiygna geht aber noch’ seltener p
(der wilde ins Wasser; auch sah ich einen solchen, wer
chen Dr. Parlet besaß, täglich am Ufer des Stromes wei?
den, ohne daß er sich je darein begeben- hätte. Ihre
Nahrung. ergreifen sie erst mit den Lippen und dan» ”
den Vorderzähnen.' Flüfßsigkeiten sollen sie, wie mich if
Parlet berichtete y lappend zu. sich nehmen. , Ihr Koth i
länglich eirund etwa. einen Zoll Jang und sion ie SA
Linien dick.’ Sie,;geben ihn. oft und in grofser Menge von
sichs Die ‚Männchen harnen ; wie ‚die Weibchen s nat
$
\
hinten, Ihre Sinnen scheinen nur schwach zu seyn; der
Schärfste ist der Geruchsina à das Gehör und das Gesicht
„ügegen dienen ihnen blofs für nahe Gegenstände, Was
ihnen aber an Schärfe der ‚Sinnwerkzeuge abgeht, wird
\rch Muskelkraft ersetzt, so dafs zwei Männer, ohne
ünstliche Hülfsmittel, kaum im Stande sind einen Ga-
Piypua zu bändigen. Mehrere Jäger versicherten mich ,
Udividuen erlegt zu haben, an denen man untrügliche
eichen sah, dafs sie den Klauen eines Jaguars entsprun-
Sen waren. _
Das Fell des Capiygua wird in Paraguay bisweilen zu
lemen, Fufsdecken, Schuhen u, s. w. benutzt. Es ist
ick, aber sehr schwammig und läfst das WVasser leicht
Mirch. Das Fleisch hingegen efsen blois die Indianer, *)
Frisch gebraten hat es einen eigenen , widerlichen Geschmack,
et von dem anhangenden Fette herrührt ; wird es aber
Ist" mit Wasser gekocht oder eingebeitzt, und dann zu-
ereitet, so ist es’so schmackhaft wie das zarteste Kalb- `
isch. =
Die weifsen Einwohner von Paraguay jagen zuweilen
den Capiygua zu ihrer Belustigung. Können sie ıhn zu
ferde unvermuthet überfallen und ihm den Weg zum
asser abschneiden , so erreichen sie ihn bald und wer-
in ihm ihre Schlingen um. Gewöhnlich aber fährt man
mit einem Nachen dem Ufer des Stromes nach und er-
St ihn mit dem Feuergewehr. Wird er nur angeschos-
‘en, so stürzt er sich ins Wasser, sucht aber bald wie-
“er das Land zu gewinnen, wenn die Wunde tödtlich
st und er sich entkräftet fühlt. Man mufs sich übrigens
nem angeschofsenen Capiygua nur mit Vorsicht nahen,
Iüdem er sich zuweilen noch mit den Zähnen zu verthei-
igen sucht, und seinen Verfolgern schwere Wunden þei-
) Es giebt in Paraguay nur wenige weifse Einwohner, welche Gewild
—
eben, zum Theile weil sie die Zubereitung desselben nicht verstehen ;
ich habe sogar viele Personen, besonders vom weiblichen Geschlech.
te, dort gekannt, die nicht nur keinerlei Art von Wild, sondern
Selbst kein zahmes Geflügel gekostet hätten.
18
Sr EEE -asah
TE 7
R ER! ü
=== 274 p
bringt. Schiefst man ihn durch den Kopf, wenn er schwimmt;
so sinkt er unter und geht für den Jäger verloren.
Der Capiygua hat aber weniger den Menschen als den
Jaguar zu fürchten, der ihn bei Tag und bei Nacht zu
beschleichen sucht und dessen häufigste Beute er ausmacht:
Gen. Cavia Illig.
(Anœma. F. Cuv.)
Bis jetzt zählt dieses Geschlecht von Nagern *) n
eine ‚Gattung, nämlich den in Südamerika, östlich bi
den Anden, vorkommenden und längst bekannten Apere?
oder Preya, von welchem das, in Europa zum Hausthi®
re gewordene, Meerschweinchen abstammen soll. Wirk
lich herrscht zwischen beiden Thieren in ıhren äußser®®
Formen grofse Aehnlichkeit; jedoch lassen sich, wie 1%
weiter unten zeigen werde, theils in dem Baue ihres Sche
dels, theils in ihrer Oekonomie, Verschiedenheiten nach
weisen , dergleichen nur zwischen Gattungen , nicht ab@
zwischen Abänderungen' einer und derselben Gattung?
stattfinden können.
Die Kennzeichen dieses Geschlechtes sind zu bekann!
als dafs ich sie hier zu wiederhohlen brauchte; ich geb
daher sogleich zur Beschreibung des Aperea und zur ve
gleichung desselben mit dem Meerschweinchen über.
`
I
\
GAvIAS a,
Der Aperea.
Der Pelz des Aperea besteht aus geraden, nicht weich
anzufühlenden und glänzenden Borstenhaaren, welche 2°
s ; n 7
*) Aus der-Cavia- rupestris des Prinzen zu Wied hat Hr. F, Cuvie® >» i
res verschiedenen Zahnbaues wegen, ein eigenes Geschlecht gemach?
welchem er den Namen Kerodon gab. i
„À
Ber nn
a a
a der. Haut anliegen. Die Ohren und der Rücken der
Üse sind blofs mit wenigen und kurzen Haaren bedeckt,
© Augenlieder und die Fufssohlen sind nackt. Ueber
m Munde finden sich auf jeder Seite einige steife, lan-
B esten Im Winter sihd die: Haare am Kopfe, mit
Isnahme der Kehle, auf dem Nacken und dem Rücken,
den Seiten des Rumpfes und an den Extremitäten bis
gen das Fufsgelenk hinab braun mit gelblichrothen Spi-
A, auf den Füfsen bräunlichweifs, an der Kehle, an
` unteren Seite des Halses, an der Brust und am Bau-
a gelblichgrau ; die Borsten im Gesichte haben eine
Warze Farbe; die Haut der wenig behaarten und der
dckten Theile, so wie die Iris und die Nägel sind braun.
M Sommer wird die Farbe der Haare blafser und alle
Veren und äufseren Theile des Thieres erscheinen grau-
“hbraun mit einer röthlichen Schattierung.
Fr Beide Geschlechter sind einander in ihrer Farbe ganz
u; auch habe ich sonst keine Farbeabänderungen bei
“ser Gattung bemerkt, noch von solchen je gehört.
k E” Dimensionen des männlichen Aperea’s sind fol-
tde :
10% ganze Länge; 2% 6ʻi/ Länge des Kopfes; 74 gi
ange des Rumpfes, 3’ 6 mittlere Höhe.
Wee Der Zahnbau des Aperea ist der nämliche wie poem
~ Tschweinchen, nur sind in seiner oberen Kinnlade die
"Mmeidezähne mehr gebogen , und die Backenzähne, bei-
cher Breite, nicht so lang wie bei diesem; auch hat
* Cement beim ersteren eine bräunlichgelbe, beim letz-
A eine gelblichgraue Farbe. Bei Vergleichung der
we beider Thiere findet man, dafs derjenige des Ape-
ech vorn spitzer zuläuft, hinten breiter ist und eine E
tere Hirnschale hat, 'als dieses beim Meerschwein-
dr der Fall ist; bei jenem laufen ferner die Nasenkno-
X nach oben in eine Spitze aus, bei diesen sind sie
x abgeschnitten; bei jenem steigt das Hinterhauptbein
Grundfortsatze senkrecht, bei diesem schief nach
18 *
n 276 —
"hinten empor; bei jenem ist das Hinterhauptloch beinah®
kreisförmig, mit einer Hervorragung des oberen Randes,
bei diesem ist es mehr hoch als breit; endlich sind noch
beim ersteren die Felsenbeine und die hintere Oeffinung
der Nase gröfser, die untere Kinnlade aber niedriger als
beim letzteren. Der. Gesichtswinkel des Aperea beträg!
ungefähr fünfzehn Grade, derjenige des Meerschweinch@"*
hingegen nur eilf Grade. y ;
` Ich habe den Aperea in ganz Paraguay und südlich
von diesem Lande bis zum fünf und dreifsigsten Grad?’
dann auch in Brasilien, bei Bahia und Pernambuc?» =
getroffen. In Paraguay findet man ihn vorzüglich in feno?”
ten Gegenden, wo er in Gesellschaften von sechs bis "i
-he
de
zehn Individuen zwischen den undurchdringlichen.R4
von stachligen Bromelien lebt, welche am Saum®
Wälder, unter dem niedrigen Gesträuche und längs
Hecken wachsen. In dem Inneren der Waldungen uw
auf offenem Felde kommt er nicht vor. Man erka
seinen Aufenthaltsort sogleich an den schmalen, geschlá”
gelten Wegen, die er sich zwischen den Bromelien pah?
und die gewöhnlich noch zwei bis drei Fufs weit ins pse”
hinaus laufen. Des Morgens früh und Abends nach a
nenuntergang kommt er aus seinem Schlupfwinkel heit"
um seiner Nahrung, die aus Grasarten besteht, na?
gehen, entfernt sich aber nie weit, höchstens zwanzig
von seinem Wohnorte. Er ist jedoch nicht sehr 5° je
und man kann sich ihm leicht auf halbe Schufsweit® ge
hern. -Seine Bewegungen, seine Art zu frefsen, 5°
die Laute, die er von sich giebt, sind die nämliche"
beim Meerschweinchen. Das Weibchen wirft, nur an” ;
im Jahre und das im Frühling, ein bis zwei sehend® ge
ge, welche gleich nach der Geburt laufen und ihre" Mur
ter folgen. | \ Be
Auf einer Reise nach Villa Rica sah ich bei eine”
Landmanne vierzehn zahme Apereas, die in der fünfte?
und sechsten Linie von einem Paare abstammten » das
fs)
jê
— 277 —
Neben Jahre vorher jung eingefangen hatte. Sie waren
E: zahm > kannten ihren Herrn, kamen auf seinen Ruf
ihren Schlupfwinkeln hervor, frafsen aus seiner Hand
d liefen sich von ihm streicheln und auf die Arme
le : R a a
hmen. Gegen fremde Personen zeigten sie einige Furcht.
u ihrer Farbe stimmten sie alle mit den wildlebenden
Pereas. überein, eben soin ihrer Lebensart, indem sie,
er sie nicht gerufen wurden, den Tag hindurch sich
Brock hielten und nur Morgens und Abends ihre Nah-
08 aufsuchten. ‚Die Weibchen warfen nur einmal im
ir und nie mehr als zwei Junge. í ii
Im Jahr 1820 brachte ein Schiffer mehrere Paare von
erschweinähen nach Asuncion , die ersten welche man
a Paraguay gesehen hat. Sie vermehrten sich in den fünf
genden Jahren, bis zu meiner Abreise, sehr stark, in-
ĉn die Weibchen jährlich, vom August bis. zum Ende
a
"nungs, dreimal und jedesmal drei bis sieben Junge
fen. In ihrer Farbe änderten sie sich nicht im gering-
Ste. Nager ; ; {
tn und waren, wie überail, zwei- oder dreifarbig, d.h.
Weifs und roth, oder weifs und schwarz, oder weils, roth,
ud schwarz,
' Ich versuchte mehrmals diese Meerschweinchen mit
a oben beschriebenen, zahmen Apereas zu paaren, was
aber nie gelang. Gewöhnlich wurde, wenn man ein
‚ Mar yon ihnen einsperrte, das schwächere Individuum
"on dem stärkeren so zerbifsen, dafs man sie wieder tren-
Xen mufste.
Da nun einerseits das Meerschweinchen vor dem Jah-
4 1820 in Paraguay unbekannt war, da es unter allen
Immelsstrichen immer die nämliche Farbe beibehält,
'nigstens dreimal im Jahre, und jedesmal mehrere Jun-
° wirft, und, wie bekannt, weder Feuchtigkeit noch Käl-
x erträgt, da auf der anderen Seite der Aperea weder im
"ilden noch im häuslichen Zustande Farbenabänderungen
tist, nur einmal im Jahre, und jedesmal höchstens zwei,
Uge wirft, sich vorzugsweise in feuchten Gegenden auf-
nn e
— 278 —
hält, die Kälte *) gut erträgt, und da endlich nach mei-
nen Versuchen das Meerschweinchen und der Aperea sie
nicht zu mischen scheinen, so wird man wohl den; schon
aus den Verschiedenheiten der Schedel beider Thiere sic?
attun |
ergebenden Schlufs, dafs sie zwei verschiedene G
gen ausmachen , nicht zu gewagt finden.
Der Pelz des Aperea kann zu nichts benutzt werd
sein Fleisch hingegen, welches einen süfslichen Geschm
hat, wird von din wilden Indianern gegefsen. Man fang
dieses arglose Thier leicht in Schlingen und in Grube"
Aufser dem Menschen hat es ie alle Paraguayisch®®
Raubthiere, die zum Katzen- und zum Hundegeschle©
gehören, zu Feinden; besonders aber stellen ei die grös”
seren Schlangen nach, welche sich gewöhnlich auch !
der Nähe der Bromelien und zwischen Anii aufhalte®"
en}
ac
*) In Buenos- Ayres sinkt das Thermometer im Winter zuweilen me
rere Grade unter den Gefrierpunkt , eine Kälte welche das Me
schweinehen nicht aushält.
FÜNFTE ORDNUNG. EDENTATA.
— ea
Gen. Diaısveis
Gürtelthier.
Das Hauptkennzeichen dieses Geschlechtes besteht in
tiner Art von knöchernem Harnisch oder Schale, die mit
leinen , verschieden gestalteten , und, wie eine Musivar-
cit, regelmäfsig neben und hinter einander gereihten Schild-
then von Hornsubstanz bedeckt ist und auf dem Rücken
ð wie an den Seiten des Körpers, vom vorderen Rande
der Schultern ‚bis an den hinteren Rand der Schenkel,
die Stelle der Haut einnimmt. Kleinere Gruppen von
Schildchen finden sich auf der oberen Seite des Kopfes ,
Am Schwanze, zuweilen auch auf den Backen und der un-
leren Hälfte der Extremitäten. Die Zähne geben für die-
ses Geschlecht kein so unterscheidendes Kennzeichen ab,
Wie diefs bei den vorhergehenden Geschlechtern "der Fall
War, indem hier-die Anzahl, die Gestalt und der Stand-
ort der Zähne nicht bei allen Gattungen die nämlichen
find, Diese Verschiedenheit im Zahnbaue bestimmte Hrn.
“ Cuvier, neben dem Geschlechte Dasypus noch zwei
Neue, als Tatusia und Priodontes, aufzustellen. Nach die-
ser Eintheilung der Gürtelthiere enthält das Geschlecht
asypus blofs diejenige Gattung, welche, einzig unter ih-
den, neben den Backenzähnen noch einen Zahn in jedem
Wischenkieferknochen , also dem Standorte nach zwei
Obere Schneidezahne, hat; zu den Geschlechtern Tatusia
į
— 280 —
und Priodontes hingegen werden diejenigen Gattungen 89°
zählt, die nur Backenzähne besitzen, deren Gestalt aber
bei dem ersten walzenförmig, bei dem zweiten ellipso1=
disch ist. Eine solche Zersplitterung hat aber den Nach“
theil, dafs Gattungen von einander getrennt werden , ZW
schen denen in ihrer äufseren Gestalt wie in ihrer ine“
ren Bildung, in ihrer Lebensweise wie in ihrer Fortpflan-
zungsart die gröfste Aehnlichkeit herrscht. Ich werde da-
her diese neue Eintheilung hier nicht befolgen , sonder"
die, von mir beobachteten Gürtelthiere blofs nach Ur
terabtheilungen ordnen, welche den neuen Geschlechte!®
entsprechen, :
Ehe ich aber zur Beschreibung der einzelnen Gattu”
gen übergehe, scheint mir angemelsen, einige Bemerkuf“
gen über ihre Lebensart , die bei allen fast die nämlich?
ist, voraus zu schicken,
Paraguay besitzt fünf Gattungen yon Gürtelthiere”?
welche in der guaranischen Sprache den Geschlechtsna“
men Tatu tragen; neben diesem hat noch jede ihren Gat
tungsnamen. Sie bewohnen theils die offenen Felder»
theils die Gebüsche und den Saum der Waldungen ; y
Inneren der Wälder kommen sie nicht vor, Sie leben 1”
keinem ganz bestimmten Reviere, und ändern öfters ihg
Lager. Dieses besteht in einer gangförmigen , vier bis PR
ben Fufs langen, Höhle, welche sie mit ihren starken ha
geln in die Erde graben. Ein solcher, unterirdischer Gang
bildet ‚gewöhnlich mit der Oberfläche des Bodens, inde”
er in die Tiefe geht, einen schiefen Winkel; seine Mir
dung ist kreisförmig und hat, je:nach der Gröfse des
Thieres, einen Durchmefser von neun Zoll bis zwei F uf;
gegen sein blindes Ende zu wird er immer breiter, °°
dafs sich das Thier im Grunde defselben bequem umwe???
den. kann; seine Richtung ist bald gerade, bald, vo” det
Mitte weg, auf die eine oder die andere Seite geboge”"
In diesen Höhlen bringen die Gürtelthiere die ganze Zeit
zu, die sie nicht zum Aufsuchen ihrer Nahrung ver
dan, In den Wildnifsen gehen sie sowohl bei Tage)
wen“
E > = ne
besonders wenn der Himmel bewölkt ist, als bei Nacht aus;
in bewohnten Gegenden aber trift man sie gewöhnlich nur
mit einbrechender Dämmerung und bei Nacht an.. Sie
kehren, wie gesagt, nicht immer zu der nämlichen Höh-
le zurück , sondern graben sich von Zeit zu Zeit, oft je-
de Nacht, eine neue, sey es, dafs sie den Weg zur frü-
eren nicht mehr finden, oder durch irgend ein Raub-
thier davon verscheucht werden, oder auch, was wohl
das wahrscheinlichste ist, dafs sie einen Theil ihrer Nah-
Tung aus der Erde hervor suchen und zu dem Ende einen
“tschöpften Boden gegen einen frischen vertauschen. . Sie
legen nämlich, wie schon Azara bemerkt hat, ihren Bau
Vorzugsweise am Fufse von Termitenhügeln und Ameisen-
haufen an, und untergraben dieselben, wodurch viele von
diesen, wie ich bei zahmen Tatus sah, ihrem Geschmacke
sehr zusagenden Insekten in ihre Höhle hinabfallen und
Ihnen zur Beute werden. Aufserdem ‘besteht ihre Nahrung
vornätwlich aus Käfern und ‚deren: Larven, aus Raupen,
Heuschrecken und anderen Insekten, so wie auch aus Erd-
würmern. Ich habe öfters einem Tatu, von der Gattung.
novemeinctus, welcher mit einigen Pferden in einem Ho- .
fe eingeschlofsen war, zugeschen, wie er die Mistkäfer ,
die sich in die Erde eingegraben hatten‘, ' herausscharrte
Oder beim Regenwetter, die hervorkriechenden Regenwür-
Mer aufsuchte und verzehrte. Dafs sie kleine Vögel,’ die
auf der Erde nisten, Eidechsen, Kröten und Schlangen:
tefsen, wie Azara angiebt, ist ein Irrthum; eingeschlos-
“sene Tatus wenigstens berühren diese Thiere nicht, und
ihr Zahnbau ist auch nicht so beschaffen, dafs sie solche
2erreifsen könnten. Aus dem letzteren Grunde kommt mir
auch. Azara’s andere Behauptung , dafs die Tatus nämlich
das Aas lieben, unwahrscheinlich vor; wenn sie, wie es
wirklich der Fall ist, todte Körper aufsuchen , so geschieht
diefs ohne Zweifel nur der Insekten, Larven und Würmer
wegen, die sich immer in grofßser Anzahl bei denselben
tinfinden. Zuweilen habe ich im Magen eines Gürtelthie-
tes. auch. Ueberreste von. vegetabilischen Stoffen gefunden ,
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= 39 =
die aber so fein zermalmt waren , dafs ich nie die Pflan-
ze oder auch nur den Pflanzentheil , dem sie angehört
hatten, erkennen konnte. So viel ist aber, gegen die
herrschende Meinung in Paraguay, gewifs, dafs die Tatus
keine Maniocwurzeln benagen , wiewohl sie sich gern in
den Maniocpflanzen aufhalten, weil sie dort viele, vo
den Stauden herunterfallende Raupen , oder, auf den Wur-
zeln sitzende Larven finden.
Bei ihrem bepanzerten Körper läfst sich von den Gül“
telthieren nicht viel Gewandtheit erwarten. Ihr gewöhn“
licher Gang ist ein langsamer Schritt; beschleunigen sie
denselben, so machen sie keine Sätze, sondern widerho-
len ihre Schritte nur mit mehr Schnelligkeit, wobei sie
jedoch nie so geschwind vorwärts kommen, dafs sie ei
Mensch nicht einholen könnte. Sie nehmen ihren Lauf
entweder in gerader Richtung oder in grofsen Bogen, in-
dem ‘ihr wenig biegsamer Panzer ihnen nicht gestattet,
sich schnell auf die eine oder die andere Seite zu wen-
den. ‘Was ihnen aber an Gewandtheit gebricht, wird
durch ihre grofse Muskelkraft ersetzt. Diese zeigt sich be-
sonders in der Schnelligkeit, mit der sie sich in die Erde
‘eingraben , und zwar an- Stellen, ‘wo oft ein Karst nuf
‚mit Mühe eindringt, wie z. B. am Fufse von Termiten-
hügeln. Ein ausgewachsener Tatu, der einen Feind in
der Nähe wittert, braucht höchstens drei Minuten, um
einen Gang zu graben, dessen Länge diejenige seines Kör-
pers schon um ein beträchtliches übertrift, Bei dieser ÅT-
beit kratzen sie mit den Nägeln der Vorderfüfse die Erde
auf, und 'scharren mit den Hinterfüfsen den aufgelocker-
ten Theil derselben hinter sich. Ein anderer Beweis ib”
rer Kraft ergieht sich aus dem Umstande, dafs selbst de!
stärkste Mann nicht vermag, einen SPRINT EI Tatu,
der sich schon über seine Körperlänge eingegraben hat,
beim Schwanze wieder rückwärts aus dem Gange perar
zuziehen ; so kräftig weifs das Thier seinen Panzer und sei-
ne Füfse an die Wände der Höhle anzustemmen. Wenn
man endlich einen Tatu beim Schwanze oder beim Bein®
a Bi
in der Hand hält und nicht genau auf ihn achtet, so
so macht er sich zuweilen plötzlich wieder frei, indem
er sich nur in etwas zusammenbiegt, und dann, gleich
einer Springfeder,, wieder ausstreckt.
Die Gürtelthiere leben immer einzeln ; nie wird man
zwei Individuen in der nämlichen Höhle antreffen, wenn
es nicht die Mutter mit ihren Jungen ist. Der unterirdi- :
sche Bau dient ihnen nicht nur, um darin auszuruhen,
‚sondern auch als Zufluchtsort gegen ihre Feinde. Befin-
den sie sich in der Nähe ihrer Höhle, und witteřn sie
Gefahr, so begeben sie sich auf der Stelle in dieselbe;
ist aber die Entfernung dafür zu grofs, so suchen sie so
_ schnell wie möglich eine neue zu graben , lieber als dafs
sie sich in eine fremde Höhle flüchteten. Sie legen ihren
Koth, der weich und walzenförmig ist, nie in der Nähe
ihrer Wohnung ab, und trift man solchen bei der Mün-
‘dung einer Höhle an, so kann man gewils ‚seyn, .dafs’
das Thier sie verlassen hat und nicht wieder dahin zurück-
kehrt.
Die Begattungszeit der Gürtelthiere fällt in den Win-
ter, bei den einen auf den Anfang, bei den anderen auf
das Ende desselben. Die beiden Geschlechter suchen sich
alsdann auf ihren Streifereien bei Nacht auf, verweilen
aber nicht länger bei einander, als zur Befriedigung ih-
res Geschlechtstriebes nothwendig ist, wie ich diefs auf
dem Anstande bei hellem Mondschein mehrmals zu beob-
achten Gelegenheit hatte. Das Weibchen wirft, je nach
dem Zeitpunkte der Begattung, bald noch im Winter,
bald erst im Frühjahre drei bis neun Junge, die es in
seiner Höhle versteckt hält und: während einigen Wochen
Säugen soll. Jedoch kann die Säugezeit nicht lang dau-
ern; indem ich Junge vom Dasypus peba oder novem-
cinctus auf dem Felde angetroffen habe, deren Länge mit
dem Schwanze kaum einen Fufs betrug. Wie bekannt
kommen sie schon mit ihrem Panzer auf die Welt; die-
ser ist aber noch ganz weich und knorplich und yerknö-
chert sich erst nach mehreren Monaten.
Nur äufserst selten werden in Paraguay Tatus aufge-
zogen, -da sie sehr traurige und, ihres Grabens wegen >
auch schädliche Hausgeriäßten sind. Diejenigen, welche
ich gesehen habe, hielten sich den Tag über in einem
Winkel ihres Käfichs ganz ruhig, walai sie die Extremi-
täten unter ihren Panzer doikeltrgei und die Spitze der
` Schnautze gegen den Boden senkten; bei einbrechende
Nacht hingegen fiengen sie an umherzulaufen , nahmen die
ihnen vorgelegte Nahrung zu sich und versuchten von Zeil
zu Zeit mit ihren Nägeln ein Loch in den Käfich zu gra-
ben. Liefs man sie in einem Hofe frei herumlaufen , 5°
gruben: sie sich zuweilen schon bei Tage, gewifs aber iR
der.ersten Nacht, in die Erde ein, und lebten dann wie
im Zustande der Freiheit, indem sie nur bei Nacht sick
zeigten ‘undi alle drei aber vier Tage eine neue Höhle er-
a Sie gaben übrigens beinahe keine Zeichen yot
Intelligenz, und schier den Menschen kaum von de»
anderen Geschöpfen, mit denen sie lebten, zu unterschei-
den; jedoch gewöhnten sie sich daran, von ihm berührt
und 'berümgetragen zu werden , während sie vor Hunden
“und Katzen: zu fliehen suchten. Erschreckte man sie durch
einen ‘Schlag oder durch einen starken Laut, so sprangen
sie einige Schritte weit fort und versuchten sogleich ein
Loch zu graben. In ihrem Laufe achteten sie weder auf
leblose Gegenstände noch auf lebende Thiere; die in ib-
rem Wege lagen, sondern raunten über alles weg. Un-
ter ihren ‚Sinnen ist der Geruch der vorzüglichste; lang®
nicht so scharf sind ihre Gehörorgane ; ihre Augen end-
lich, die’vom hellen Sonnenlichte geblendet werden, die“
nen ihnen blofs um ganz nahe Gegenstände wahrzunehmen
"Die Nahrung der Tatus besteht in der Gefangenschaft
in Würmern, Insekten, Larven und rohem oder gekoch”
tem Fleische, das man aber in kleine Stücke zerschneide"
mufs, indem sie von gröfseren, wie ich diefs oft beob-
achtete, nicht leicht etwas abbeifsen können. Sie ergrei-
fen ihre Speise theils mit den Lippen , theils mit ihrer,
sehr ausdehnbaren und mit vielen Pupillen besetzten Zurg®-
s b85 =
Die wilden Indianer efsen das Fleisch aller in Para-
guay vorkommenden Tatus, die übrigen Einwohner hin-
gegen nur dasjenige des Tatu-hu (Dasypus novemeinctus)
und des Tatu-mburica (Dasypus hybridus). Gebraten und
mit spanischem Pfeffer und Citronensaft versetzt, ist das
Fleisch der zwei letzteren Gattungen , wenigstens für mei-
nen Geschmack, eines der angenehmsten Gerichte. Aus
dem Panzer verfertigt man zuweilen kleine Körbe; hinge-
gen benutzt man ihn nicht mehr, wie zu Azara’s Zeit >.
um Guitarrenböden daraus zu machen. 7 .
Der Jäger stellt dem Tatu gewöhnlich beim Mond-
scheine nach. Hierfür bewaffnet er sich blofs mit einem
dicken Stock von hartem Holz, der an einem Ende spitz
oder auch keilförmig zuläuft, und sucht mit einigen Hun-
den das Wild mE So wie diese einen Tatu aufjagen,
sind sie ihm auch sogleich auf dem Leibe, wenn er an-
ders nicht in seine Höhle entwischt. Da sie denselben
mit den Zähnen nicht anpacken können, so halten sie ihn
mit den Füfsen und der Schnautze am Boden fest; bis der ;
Jäger hinzu kommt, und das Thier durch einen Schlag
auf den Kopf erlegt. Kann es sich aber noch zu rechter
Zeit in seine Höhle flüchten, so wird diese vom Jäger
vermittelst seines Stockes so lange erweitert, bis er den
Tatu mit einer Hand beim Schwanze fafsen kann, worauf
er ihm dann mit der anderen Hand sein Messer in den
After stöfst. Der heftige Schmerz hindert nun das Thier,
sich gegen die Wände des Ganges anzustemmen, so dafs
es aus demselben kann herausgezogen werden. Auch füllt
man zuweilen seine Höhle mit er wodurch er ge-
nöthigt wird sie zu verlassen, oder man richtet an der
Uing derselben eine Falle, in welcher er beim Her-
austreten erschlagen wird.
Die Tatus sind für die Einwohner von Paraguay , wel-
che eınen bedeutenden Theil ihres Lebens zu Pferde zu-
bringen , die entfernte Ursache mancher Unglücksfälle, in-
_ dem Fin Zusammentreiben des Rindviehes oder auf der
Jagd, die, im gestreckten Galoppe begriffenen, Pferde zu-
RE Ale SEE Be 7 Se NR
— 286 —
weilen mit einem Fufse in einc Höhle treten, überschla-
gen und so schwere Verwundungen des Reuters verufsa-
dek: ‘Die Eigenthümer ‘von Meiereien verfolgen daher
diese Thiere und suchen sie in ihren Datin auszu=
rotten.
Unter den Säugethieren stellen ihnen die größeren
Katzenarten und die beiden Aguara’s nach; jedoch sche
nen sie nicht häufig die ae dieser Feinde zu werden >
- denn wo sie der Mensch i in Ruhe läfst, da finden sie sichs
mit Ausnahme der gröfsten Gattung (Dasypus giganteus)
immer in grofser Anzahl vor.
Ich gehe nun zur Beschreibung der einzelnen Gattun-
gen über.
A
A. Gürtelthiere, die mit Schneidezähnen und
Backenzähnen versehen sind,
Dısyeus Sexcincerus L.
(Dasypus setosus. P. de Wied.) (Dasypus encoubert. Desm.)
Der Tatu-poyu.
Azara, der Prinz zu Wied, Hr. F. Cuvier und An-
dere mehr haben die äufseren Bedeckungen, sowohl die-
ses, als der zwei folgenden Gürthelthiere, so beschrieben;
dafs ich mich hier ganz kurz fafsen kann.
Der guaranische Name dieser Gattung, Tatu-poyu>
bedeutet Tatu mit gelber Hand.
Die obere Seite, des Kopfes ist bei diesem Gürtelthie-
re mit einer Gruppe von unregelmäfsig sechseckigen Schild-
chen bedeckt. Dieselbe fängt einen Zoll hinter der Schnau“
tze an, geht bis ans Hinterhauptloch , und hat über je“
dem Auge einen kleinen Ausschnitt. Auf dem Nacken
finden sich neun, neben einander stehende, länglich vier-
eckige Schildchen , deren längere Seiten mit der Axe des
Körpers parallel laufen. Die Schale, welche den Rücken
Zn a oo O ein
— 287 —
ünd die Seiten des Rumpfes bedeckt, besteht zuvorderst
aus dem Schulterpanzer , der etwas mehr als zwei Zoll von
der Länge des Rückens einnimmt. Er ist in seiner Mitte
Aus fünf, an den Seiten aus sieben, querlaufenden und
fest mit einander verbundenen Reihen von Schildchen zu-
Sammen gesetzt, welche die Gestalt. von unregelmäfsigen
Sechsecken. haben , ausgenommen an der hintersten Rei-
e€, wo sie die Form eines Dachziegels annehmen, dessen
Pitze nach vorn gerichtet ist. Auf den Schulterpanzer
folgen sechs, von einander getrennte, bewegliche und quer-
'aufende Reihen oder Gürtel von länglich viereckigen Schild-
then, von denen das äufserste auf jeder Seite die übrigen
a Länge in etwas übertrift, und dann der Hüft- oder
AÄreuzpanzer, welcher aus zehen Reihen von länglich vier-
eckigen Schildchen besteht. Diese zehen Reihen liegen
dicht aneinander und nur die erste trennt sich auf bei-
den Seiten des Körpers in etwas von der folgenden ; die
letzte hat in der Mitte des hinteren Randes einen kleinen
Ausschnitt. Die beiden Seitenränder der Rückenschale sind
gezahnt, mit Ausnahme derjenigen des Schulterpanzers , die
in gerader Linie fortlaufen. Der Schwanz ist zunächst
dem Rumpfe mit fünf, von einander: getrennten Ringen
Yon viereckigen Schildchen , der übrige Theil desselben _
mit unregelmäfsig sechseckigen Schuppen besetzt. Endlich
finden sich noch unter jedem Auge zwei bis drei, einen
oll lange, horizontal laufende, und mit einander ver-
ündene, am Halse, gleich vor dem vorderen Winkel des
Chulterpanzers , zwei querlaufende, nicht zusammenhan-
Sende Reihen von Schildchen vor; auch ist der Rücken
der. Füfse ‚ so wie die vordere Seite der Vorderarme, mit
Starken, unregelmäfsig sechseckigen Schuppen bedeckt. Noch
St zu bemerken, dafs alle viereckigen Schildchen zwei ,
Ihrer Länge nach laufende, Rinnen haben.
Die übrigen Theile des Körpers sind mit einer dicken,
Serunzelten Haut bedeckt, auf der eine.grofse Anzahl fla-
ther Warzen stehen; nur die Fufssohlen zeigen keine der-
Sleichen , sondern sind glatt.
»
= 288 —
1
Haare finden sich beim Tatu -poyu nur wenige. Am
hinteren Rande des Kopfschildes, des SchulterpanzerS; der
Rückengürtel , der einzelnen Schildreihen des Kreutzpan-
zers und der Schwanzringe zeigen sich einige steife Bor-
sten, deren gewöhnlich zwei hinter jedem Schildchen ste
hen. Auch hinter den flachen Hautwarzen und am vor-
deren Rande der Schildchen, welche die Zehen bedecken,
sitzen immer einige starke Borsten. ;
Die Farbe der Schildchen ist bräunlichgelb. Durch
die Reibung verliert sie zuweilen an einigen Theilen, wie
auf dem Kopfe und an den Seiten des Rumpfes, von ih-
rer braunen Schattierung und wird lichtgelb oder gelb-
lichweifs. Die Haut hai ebenfalls eine bräunlichgelbe Far-
be, die aber mit grau gemischt ist. Die Haare, die hin-
ter den Schildchen des Kopfes, des Rückens, der Seite”
des Rumpfes und des Schwanzes hervortreten, sind gelb-
lichweifs , diejenigen der blofsen Haut braun, und die de!
- Füfse röthlichbraun. ;
Man trift zuweilen Individuen von dieser Gattung YO”
‚ Tatu an, welche statt sechs, sieben bewegliche Rücken“
| gürtel und an dem Hüftpanzer statt zehen, eilf Schild-
‚reihen haben. Diese Abänderungen hangen blofs von der
‚Individualität, und keineswegs von dem Alter, ab, indeM
‚man dieselben bei ganz jungen, wie bei ausgewachseneN
Thieren findet. | |
Die Dimensionen eines großsen, männlichen Tatu”
poyu sind: - ; ;
-5U Länge des Kopfes; a 9/// Breite desselben zw”
schen beiden Jochbogen; ı/ ı4/ Länge des Rumpfe’
g'/ Länge des Schwanzes; 8% ungefähr die mittle®
Höhe. -
In der oberen Kinnlade sind achtzehn , in der unte-
‚ren zwanzig Zähne vorhanden, welche alle die Gestalt
von, seilwärts in etwas zusammen gedrückten,. Walzen
haben. Sie sind mit keiner eigentlichen Wurzel versehen
' und ihre Knochensubstanz ist nur von einem dünne?
Blättchen Schmelz umgeben, Der erste Zahn der obere?
1i
Kinnlade steckt im hintersten Ende des Zwischenkieferkno-
‚Chens und mufs also seiner Lage nach als ein‘ Schneide-
dezahn angesehen werden, obschon er den Dienst‘eines
ackenzahnes verrichtet. Diesen zwei Schneidezähnen ent-
Sprechen in der Unterkinnlade die beiden zweiten Zähne,
Welche daher, so wie die zwei ersten, auch für Schneidezäh-
ùe gehalten werden, wiewohl sie weder als solche dienen,
Noch die gewöhnliche Stelle derselben einnehmen , indem
Sie nicht vorn in der Kinnlade sondern seitwärts und in der
Nämlichen Reihe mit den Backenzähnen stehen. Durch diesen
Standort, so wie durch eine schwache, rückwärts gerichtete
Tümmung, hat der erste Zahn eher das Aussehen eines
Rokzahnes, als eines Schneidezahnes. Man könnte also den
Zahnbau des Tatu-poyu auch auf folgende Art ausdrücken:
Schneidezähne %,, Eckzähne %,, Backenzähne %.
Bei geschlofsenen Kinnladen pafsen der erste und der zwei-
te Zahn des Oberkiefers auf den zweiten und den dritten
des, Unterkiefers; die folgenden Zähne aber greifen von
beiden Kinnladen RE einander ein, so dafs immer
ĉn Zahn mit zwei entgegemgesetizten in Berührung steht.
Bei jenen bildet daher die Mahlfläche nur eine, bei die-
Sen hingegen zwei Ebenen, von denen die eine in etwas
Nach vorn, die andere in etwas nach hinten sieht. In
dem Oberkiefer nehmen die Zähne bis zum sechsten, im
üterkiefer bis zum siebenten, an Gröfse zu, und von da
MM werden sie wieder kleiner.
Unter allen Gürtelthieren hat der Tatu-poyu das häfs-
lichste und schwerfälligste Aussehen. Der Kopf ist groß,
reit und oben flach; die Schnautze läuft in etwas stumpf
U; das Aug ist klein, die Augenliederöffnung länglich ;
das Ohr , welches ganz wie Chagrin aussieht, ist in etwas
Wichterförmig, über einen Zoll lang und beinahe einen
oll breit; die untere Kinnlade ist kürzer als die obere,
Aber weit höher und dicker als bei den zwei folgenden
Gattungen ; der Hals ist kurz und dick, der Rumpf breit,
Wie gequetscht; die Extremitäten sind kurz, aber stark;
an ee Fuße finden sich fünf, mit starken Nägeln ver-
19
- Anka = u
a Pa EN ER AE TEENE SE è TR a ri i u, ae r Biere di 3 = X -%
tn na ie Fe Piye T à x - En ea. ä P an. 5 > 6
" y P PETERE T p TA GR o onen a ý Sie zoa en‘ à pt
u 290 —
sehene Zehen, die durch eine sehr kurze Haut mit ein-
ander verbunden werden. Die Nägel der Vorderfüfse xon
denen der gröfste, der des Mittelfingers, in seiner Lange
fünfzehn Linien mifst, sind breit, seitwärts, so wie auch
nach der Längenrichtung, schwach gebogen; die drei äus-
seren haben an ihrer äufseren, die zwei inneren an ihrer
inneren Seite einen scharfen Rand. Die Nägel der Hin-
terfüfse. sinad weil kürzer und flächer als die der Vorder-
füfse. Der Schwanz endlich ist rund und läuft kegelför“
mig zu. ine
Der Magen des Tatu-poyu ist einfach, häutig und a
etwas birnförmig; der blinde Sack nimmt nur einen KIO
nen Theil- desselben ein. Es ist kein Blinddarm yorha””
den; hingegen ist das Kolon an der Stelle, wo sich d@
dünne Darm in dasselbe einsenkt, erweitert. Das män”
liche Glied hat eine Länge von ungefähr vier Zoll; es sty
im Zustande der :Erschlaffung , in etwas gewunden , we
ein Korkzieher, und bis an sein Ende von einer Haut u“
geben, Dieses stellt eim kleines Kugelsegment vor , ip
dessen Mitte sich die Harnröhre öffnet. Die Hoden lieg®
unter der Haut, und sind, im Verhältnifse zur Gröfse des
Tbieres klein.
Der Tatu-poyu ist in ganz Paraguay zu Hause. Seit
Fleisch hat einen stinkenden Geruch. aid
B. Gürtelthiere, welche blofs mit Backenzälr
nen wersehen sind.
1.) Backenzähne walzenförmig.
a. Fünf Zehen an allen. Füfsen.
nn ee
Dısrevs GyMmntuavs Illig.
(Dasypus Tatuay. Desm.) (Tatusia Tatuay. F. Curv:)
I4 :
| R
Hi y
È
Der Tatu-ay.
Die Guaranis nennen dieses Gürtelthier Tatu- 27
; 5 a Š n
b. Wunden-Tatu, weil sie sein Fett zur Heilung er
Een ’
— 291 —
Wunden benutzen. Die Creolen hingegen geben ihm, sei-
ner Farbe wegen häufig den Namen von Tatu-ava, d.h.
Indianer “Tatu,
= Die obere Seite seines Kopfes ist, von der Nasenwur-
zei bis ans Hinterhaupt, mit. grofsen, an einander sto-
senden, unregelmäßig. sechseckigen Schildchen bedeckt.
Auf dem Nacken sitzen drei SA Reihen von Jänglich
Viereckigen Schildchen, deren längere Seiten quer, laufen,
Der Schulterpanzer ist aus sieben Reihen von ebenfalls
länglich viereckigen Schildchen, deren längere Seiten. aber
mit der Axe des Körpers gleichlaufen , zusammen gesetzt.
Auf ihn folgen dreizehn bewegliche Gürtel, deren Schild-
chen denjenigen degNackens ähnlich sind.. Der Hüftpan-
‘zer endlich besteht aus zehn Reihen viereckiger Schild-
chen, welche gegen den Schwanz hin an naa so wie
überhaupt an Gröfse zunehmen. Noch finden sich auf dem
Rücken der Füfse, auf der vorderen Seite der Beine, und
auf der unteren Seite les Schwanzendes einige, eiförmige
Schuppen vor. Alle viereckigen Schildchen sind: ihrer-Län-
ge nach doppelt gefurcht. Die Haut, welche den. übrigen
Körper bedeckt, ist, wie bei der vote Senälgn Gattung,
dick, runzelig und mit querlaufenden Rälhen von horn-
artigen, glatten Warzen besetzt. Neben jedem hinteren
Winkel. der viereckigen Schildchen des Rückens tritt ein
starkes Borstenhaar hervor und ähnliche: Haare stehen, je-
doch nur in geringer Anzahl, hinter den Hautwarzen.
Die Farbe der Schildchen ist licht bräunlichgelb und
hat wirklich einige Aehnlichkeit mit der Hautfarbe der In-
dianer. Mit dem Alter wird sie durch Reibung immer
heller, so dafs sie zuweilen ins weifslichgelbe übergeht.
Die Haut ist blafs bräunlichgrau. Die Borsten sind gelb-
lichweifs, und die Nägel bräunlichgelb.
Ich habe bei diesem Gürtelthiere keine. Abänderungen
angetroffen. Seine To sind folgende:
zu 441 Länge des Kopfes; 2% Breite desselben zwischen
den een: 14 641 Länge des Rumpfes; 6/4- 314
Länge des Schwanzes ; g'i ungefähr die ER lere Höhe.
19 *
ger
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® ee Dias
E
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m. in , en,
ne Eu
Ich habe bei allen ausgewachsenen Individuen dieser
Gattung in beiden Köunnldeh immer nur sechszehn Ba-
ckenzähne gefunden, und halte daher die Angabe mehre-
rer systematischen Werke, dafs der Tatu -ay in dem Ober-
kiefer achtzehn Backenzähne habe, für irrig. Die drei
ersten der oberen und der erste der unteren Kinnlade sind
in etwas nach vorn gerichtet, die übrigen stehen senk-
recht. Sie palsen von beiden Kinnladen, wenn diese ge-
schlofsen sind, nicht aufeinander, sondern treten zwischen
einander, so dafs, mit Ausnahme des ersten oberen und
des letzten unteren, cin Zahn immer mit zwei entgegen- _
gesetzten in Berührung steht. Ihre Krone hat beim Her-
vortreten aus dem Knochen die Gestalt eines, seitwärts iu
etwas zusammen gedrückten Kegels. Allmälig reiben sich
aber die Spitzen ab, und die Mahlflächen bieten im Ober-
kiefer bei den drei ersten Zähnen eine in etwas nach hin-
ten sehende, bei den übrigen hingegen zwei Ebenen dar, -
von denen die eine in etwas nach vorn, die andere in
etwas nach hinten sieht, und die bei ihrem zusammen-
stofsen einen querlaufenden Grat bilden. Im Unterkiefer
sieht die Mahlfläche des ersten und die des zweiten Zah-
nes in etwas nach vorn; bei den vier folgenden ist sie
wie bei den fünf hinteren Zähnen des Oberkiefers beschaf-
fen, und bei den zwei letzten ist sie horizontal, Die Zäh-
ne beider Kinnladen nehmen vom ersten bis zum sechs“
ten an Gröfse zu und von da an wiederum ab.
Der Kopf des Tatu-ay ist nicht so lang und breit;
hingegen eben so hoch, wie bei der vorhergehenden Gat-
tung, seine Scheitelfläche ist in etwas gewölbt. Die Schnau-
tze läuft stumpf zu; die Augen sind klein und von schwar-
zer Farbe, die Ohren chagrinirt, trichterförmig, achtzeht
Linien lang und eben so breit, und oben mit einem kle®
nen Ausschnitte versehen. Die untere Kinnlade ist nieht
so lang als die obere, der Hals sehr kurz, der Rumpf
nicht so breit wie beim Tatu-poyu, sondern mehr ge
zenförmig ; die Extremitäten sind kurz, aber stark, U
mit fünf Zehen versehen, die Nägel sind an den ae
A
Pe 293 isa
fülsen,, besonders an den drei äufseren Zehen, grofs *),
hohlziegelförmig , in etwas der Länge nach gebogen und
mit einem scharfen Rande auf ihrer äufseren Seite yerse-
hen; an den Hinterfüfsen sind sie viel kleiner, nach der
Längenrichtung gerade und nur in ihrer. Mitte in etwas
Seitwärts gewölbt. Der Schwanz ist rund und läuft kegel-
förmig aus.
A Der Magen des Tatu -ay ist einfach See batiges der
blinde Sack nimmt beinahe die Hälfte desselben ein. Die
dünnen Därme sind lang; es ist kein Blinddarm vorhan-
den ; ‚ hingegen zeigt der dicke Darm. bei seinem Anfange
eine TER Anschwellung, in deren Mitte sich der
dünne Darm einsenkt. Die Lungenflügel haben jeder drei,
die Leber fünf Lappen,
Die Dimensionen des Gerippes von einem ausgewach-
senen, jedoch nicht sehr grofsen, männlichen Individuum
waren folgende :
4‘ 01! Länge des Schedels; ı// ı0/‘/ Breite der Hirn-
schale fei ee den Zitzenfortsätzen; ı// 74 Höhe der
Hirnschale; 3°‘ ı/ Länge der Unterkinnlade; 11/4
Höhe ihres aufsteigenden Astes; a% 11i Länge der
sieben Halswirbel zusammen genommen ; 6 61 Làn-
ge der Rücken- und Lendenwirbel zusammen genom-
‚men; 1% 6/4 Länge des Heiligenbeines; 2% 8// Län-
ge des Steifsbeines bis zu den freien Schwanzwirbeln;
‘64 6/4 Länge der freien Schwanzwirbel zusammen ge-
nommen; .2/' 3/4 Länge des Schulterblattes; 2 34
Breite desselben an seinem -hinteren Rande; . 2/4.64/
Länge. des Oberarmes; 2// ı0'// Länge der -Ulna; | 1%
6/// Länge des Radius; a oft Lang des Vorderfufses
bis ans Ende des Nagels vom Zeigefinger ; welcher der
längste ist;-. 74/4 Länge des Nagels vom Daumen des
Vorderfufses; _10/// Länge des Nagels vom Zeigefinger;
2/1 ol! Länge des Nagels vom Mittelfinger ; al Wu
Länge des Nagels vom vierten Finger; 10%% Länge des
* Ihre Dim: werden bei denen des Gerippes vorkommen.
= 294 ser
Nagels vom kleinen Finger, 3% ja% Länge des Be-
ckens; 1% 6 Durchmesser der Beckenöffnung 7W!7
schen der Verbindung der Schambeine und dem ,, mit
dem Sitzbeine verwachsenen Theile des Steifsbeines; 1
5 Querdurchmefßser der Beckenöffnung ; 2’! g% Lan-
ge des Schenkels; 2% ı// Länge des Beines, dessen
beide Knochen gleich lang sind; 3’/ 341 Länge des
Hinterfufses mit dem, sieben Linien langen Nagel des
Mittelfingers.
Am Schedel des Tatu-ay zeichnet sich besonders das
Siebbein durch seine grofse Entwicklung aus. Die Sieb-
beinplatte nimmt ungefähr den siebenten oder achten Theil
des Umfanges der Hirnhöhle ein, und hilft nicht nur die
Grundfläche derselben bilden, sondern macht allein ihre
vordere Wand aus, indem sie unter den Stirnbeinen auf-
wärts steigt und sich umwölbt. Die Zellen, welche vo?
dieser Platte ausgehen, erstrecken sich hiermit nicht allei”?
nach unten, sondern auch nach vorn und nach oben. 12
dieser letzteren Richtung vertreten sie die Stelle der Stirn“
höhlen, von denen nur einige Rudımente vorhanden sind.
Eine ähnliche Bildung des Siebbeines findet sich auch bei
den anderen Tatus vor, woraus sich dann der feine Ge-
ruch dieser Thiere erklären läfst. S
Bei ganz jungen Individuen trift man die sieben Hals-
wirbel von einander getrennt und beweglich an; bei aus“
gewachsenen hingegen sind der zweite und der dritte mit
einander verwachsen und ihre Dornfortsätze bilden nUF
ein Stück; bei ganz alten Individuen endlich anchilosire®
sich alle Halswirbel , so dafs sie ein unbewegliches GA”
zes ausmachen. |
Die Querfortsätze des vierten, fünften i sechsten und
siebenten Steifsbeinwirbels verbinden sich theils mit dem
hinteren oder oberen Rande, theils mit der inneren Seite
des aufsteigenden Astes vom Sitzbeine, wodurch Sie Bu
sonst weite Beckenöffnung verengern, dem Becken selbst
aber mehr Festigkeit und den hinteren Extremitäten ein®
stärkere Stütze geben. F
Der Tatu-ay hat sechs wahre und sieben falsche Rip-
Pen, nebst einem kleinen Ansatze einer achten. Die er-
Ste derselben ist wenigstens viermal so breit als die übri-
$u. Die fünf folgenden wahren Rippen bestehen nur bei
ihrer Umbeugung aus Knorpel und vereinigen sich mif
dem Brustbeine vermittelst Knochensubstanz, die zwei Drit-
theile des vorwärtslaufenden Astes einnimmt und die man
allenfalls für einen besonderen Knochen ansehen könnte ;
Auch verbinden sie sich nicht mit den Seiten, sondern
Mit der unteren Fläche des Brustbeines. Die Knorpel der
falschen Rippen haben eine sensenförmige Gestalt. Auf
der äufseren Fläche des Schulterblättes findet sich unter.
dem gewöhnlich vorhandenen Grate noch ein zweiter
niedriger vor, welcher mit dem ersteren parallel läuft.
Der Kronenfortsatz zeigt sich als ein abgesonderter,, vier-
2ehn Linien langer Knochen, der sich nach vorn und in-
àen über das Schultergelenk hinabbeugt. Die Knochen des
Ober- und Vorderarmes, des Schenkels und des Beines
sind kurz, dick und mit stark hervortretenden Gräten, so
wie mit beträchtlichen Vertiefungen versehen.
Das Gerippe hängt an einigen Stellen durch ein kur-
zs und dicktes Zellgewebe mit dem Panzer zusammen.
Diefs ist der Fall am Ende der Querfortsätze der vier letz-
‚ten Rückenwirbel und aller Lendenwirbel,, ferner an den
Dornfortsätzen der sechs erten Wirbel des Steifsbeines, an
dem oberen und dem vorderen Rande des Hüftbeines und
a dem hinteren Rande des Silzbeines.
Der Tatu-ay findet sich in ganz Paraguay, jedoch
dicht sehr häufig vor. Er richtet zuweilen, auf die frü-
her angegebene Weise, nicht geringen Schaden in den Ma-
Riocpflanzungen an; um so viel mehr da er jede Nacht
Sine neue Pflanze untergräbt. pA
Be e
be Vier Zehen an den Vorder- und: fünf an den Hin-
terfüfsen.
DaAsyrus Novsemcıncerus LT.
7
(Dasypus longicandus. P. de Wied.) (Dasypus peba. Desm-)
(Tatusia peba. F. Cuv.)
- Der Tatu - hu.
Da sich dieses Gürtelthier, dem die Guaranis den Na
men Tatu-hu, d. h, schwarzer Tatu, beigelegt haben, in
allen gröfseren Sammlungen von Säugethieren vorfindet>
auch schon öfters lebend nach Europa gebracht und vo”
mehreren Naturforschern ausführlich ist beschrieben wo
den, so kann ich mich hier auf wenige Bemerkungen über
dasselbe beschränken.
Folgendes sind die Dimensionen eines grofsen Indi
viduums dieser Gattung:
- 441 Länge des Kopfes; 1/34 4! Länge des Rumpfes?
a/a% 3/11 Länge des Schwanzes; 8 ungefähr die mitt-
lere Höhe; 1% 8/4 Länge des Ohres.
Der Tatu-hu hat, wie die vorhergehende Gattung?
in jeder Kinnlade 'sechszehn Backenzähne ; einige Natu
forscher gaben ihm irriger Weise deren achtzehn im Ober”
kiefer. Man erkennt die Vollständigkeit seines Gebils®®
am Dasein des hintersten oberen Backenzahnes, welche
um zwei Drittheile kleiner ist und in etwas mehr nach
innen steht, als die vorderen. Alle Zähne haben eine wal-
zenförmige Gestalt, nur sind die drei ersten jeder Kin“
lade von den Seiten zusammen gedrückt. Das obere 6%
bifs pafst eben so wenig , wie bei den zwei, vorhergeh@®”
den Gattungen, auf das untere, indem, mit Ausnahm®
des ersten und des letzten oberen, so wie des ersten UM
teren Zahnes, jeder mit zwei entgegengesetzten in Berüh-
zung steht. Somit erhält ihre Mahlfläche die nämlich®
Gestalt wie bei den vorhergehenden Gattungen, aufser dafs
‚der querlaufende Grat weniger sichtbar ist.
Bei ganz jungen Individuen, denen die Zähne eben
durchbrechen, laufen sie in beiden Kinnladen spitz zu,
und zwar so, dafs der erste Zahn eine einfache, die übri-
gen, gleich einer‘ Bischofsmütze, eine doppelte Spitze
haben. \ HE
Das Gerippe dieses Tatu hat mit demjenigen der vor-
ergehenden Gattung grofse Aehnlichkeit, nur findet sich
ĉi ihm ein Rückenwirbel und eine Rippe weniger, als
& dieser. Ferner sind die Rippen beim Tatu-hu brei-
ter als beim Tatu-ay und. die acht hintersten derselben
auf ihrer äufseren Seite mit einer breiten, der Länge nach
laufenden Rinne versehen.
-Um den Bau des Rückenpanzers der Gürtelthiere ge-
Nauer zu untersuchen , liefs ich den eines jungen Indivi-
duums dieser Gattung einige Zeit lang in Wasser einwei-
‘then. Vermittelst der hierdurch bewirkten Zersetzung konn-
te ich zwei verschiedene Bestandtheile an demselben. wahre
nehmen.
Sichtige, hornartige Schuppen oder die bisher beschriebe-
nen Schildchen , welche beim Tatu-hu auf den Schultern
und dem Kreutze theils eiförmig, theils unregelmäfsig
fünf- oder sechseckig, auf den beweglichen Gürteln hin-
Segen dreieckig sind. Sie vertreten die Stelle der Ober-
aut und des malpighischen Neizes. Der, unter densel-
ben liegende Körper des Panzers ist aus querlaufenden
leihen von kleinen, sich berührenden Knochenplatten zu-
Sammen gesetzt, die an dem Schuiterpanzer und dem Kreuz-
Panzer theils eine länglich viereckige, theils eine unregel-
Mäfsig fünf- und sechseckige, an den Gürteln nur eine
linglich viereckige Gestalt haben, Sie werden durch eine
lichte , flechsenartige Haut: mit einander verbunden, wel-
Che zwischen die einzelnen Platten sowohl, als zwischen
die Reihen von Platten hineindringt, und zugleich die
ganze innere Fläche der Schale überzieht. Die Gestalt der
Schildchen ist auf den Knochenplatten stark abgedruckt,
und die Näthe der letzteren sind nur auf ihrer inneren
Den Ueberzug des Panzers bilden dünne, halb durch-
rn ~ - Si S ga a Ee
en ENS O E Et S n NE ann ioe an 00: ARON
mn 298 a
Fläche sichtbar. Man sieht hieraus dafs der Panzer =
Gürtelthiere grofse Aehnlichkeit mit der Schale der Schild-
kröten hat. Wi;
Es ist bekannt, dafs beinahe alle Gattungen dieses
Geschlechtes in der Zahl ihrer beweglichen Gürtel meh-
rere Abweichungen zeigen. So besitzt z. B. der Tatu -»"
bald neun, bald acht, und bald nur sieben derselbe?
' Man schreibt diese Verschiedenheit gewöhnlich dem Alter
des Thieres zu, und glaubt, dafs mit zunehmenden Jab-
‘ren sich mehrentheils auch neue Gürtel erzeugen. Allein
ich habe, mit Dr. Parlet, mehreren ganz jungen Indiv!
duen der letztgenannten Gattung, welche nur sieben oder
acht bewegliche Gürtel besafsen , die Schildreihen des ge
zen Rückenpanzers gezählt, und dieselben nach einem U”
selbst nach zwei Jahren nie vermehrt gefunden; nur ^
Gröfse hatten sie zugenommen. Bei einigen Individue”
war zwar während dieser Zeit die Zahl der bewegliche”
Gürtel von sieben auf acht oder von acht auf neun 9°”
stiegen; diese Vermehrung fand aber nicht durch Erzen“
gung eines neuen Gürtels, sondern dadurch statt, dafs
die erste Schildreihe des Hüftpanzers , die ohnehin einem
Gürtel sehr ähnlich ist, vermittelst des Wachsthums u”
der Ausdehnung der Flechsenhaut einige Beweglichkeit er
bielt, und hiermit die Anzahl der Gürtel auf Kosten d®
Hüftpanzers vermehrt ward. g
Der Magen des Tatu-hu weicht in seiner Gestalt nicht
viel von demjenigen des Menschen ab. Er ist häutig, je
doch hat seine Muskelhaut gegen den Pylorus hin eine þe-
trächtliche Dicke. Die männliche Ruthe geht in drei k&
gelförmige Spitzen aus, die im Dreiecke stehen, und Y°”
denen die obere oder vordere doppelt so grofs ist als ‚die
zwei anderen ; auf dieser öffnet sich, nahe bei ihrem Pe
de und nach unten, als eine kleine Querspalte, die Harn-
röhre. Die äufseren weiblichen Geschlechtstheile sind run?“
lich und an ihrem unteren Ende ın etwas hervorspringen
Die Scheide ist lang, die Gebärmutter einfach und vor
Vänglieh birnförmiger Gestalt, Sie nimmt die, kurzen?
en F
Rllopischen Röhren gleich über der Mitte ihrer rechten
Und linken Seite auf. Die Eierstöcke sind bohnenförmig.
a die Blase weit oben im Becken‘ liegt, so findet sich
Auch beim Weibchen eine lange Harnröhre vor.
Der Tatu-hu ist in Paraguay gemein ; südlich von
isem Lande aber hahe ich ihn nicht mehr angetroffen,
Dasyrrus Hısrındus Desm.
(Tatusia hybrida. F. Cuv.) (Tatu mulet. Azara.)
Ich habe mir weder von dieser noch von der folgen-
Yen Gattung je ein ganzes Individuum verschaffen können,
Sondern immer nur einzelne Theile davon, deren Beschrei-
ung wenig Aufschlufs über diese Thiere geben würde. Von
eiden Gattungen sind mir deren zwar mehrmals zu Ge-
ichte gekommen; auch fand ich Gelegenheit ihre Höhlen
w untersuchen; vergebens aber machte ich Jagd auf sie.
2.) Bachenzähne plattenförmig.
Dısyrus GIGANTEUS G. Cuv.
(Priodontes giganteus, F. Cuv.) (Grand Tatu. Azara.)
Dieses Gürtelthier kommt in Paraguay selten vor. In
den bevölkerten Theilen des Landes ist es ganz ausgerot-
ie, und man findet es nur noch im nordöstlichen Para-
Stay , wo sich blofs einige Horden von wilden Guaranis
Wfhalten. ; e au
Zi en
Gen MIYRMECOPHAGA:
Ameisenfre/ser.
Paraguay besitzt zwei Gattungen von Ameisenfrelser®?
die eine wird in der guaranischen Sprache Yurumi, d.
kleiner Mund, genannt; die andere trägt den Namen Ca
guaré, dessen Bedeutung mir unbekannt ist. Azara ha
beide Gattungen unter ihren guaranischen Namen ir
schrieben.
Myrmecophaga niger, wahrscheinlich nur eine Abio
derung des Caguaré ‚ kommt nicht in Paraguay vor, y
wohl in einigen systematischen Werken irriger Weise die-
se Provinz als ihr Vaterland angegeben ist. Die Abbil-
dung derselben in Azara’s Atlas ist auch keineswegs na?
einem in Paraguay gefundenen Individuum, sondern nál
demjenigen, welches im Pariser Museum aufgestellt ist?
‚ entworfen, und nur in den Atlas aufgenommen wordel#
um zur Vergleichung mit dem Caguare zu dienen..
Mreamzrcgeuagı Jusarı L
Der Yurumi.
Der Pelz des Yurumi besteht aus dichtstehenden, st”
fen, rauch anzufühlenden Borstenhaaren. Sie sind @®
Kopfe kurz; längs dem Nacken und dem Rückgrate, 4
sie eine Art von Mähne: bilden , beträgt ihre Länge vier
bis neun Zoll; am übrigen Rumpfe und an den Extrem
täten sind sie drei, bis vier, am Schwanze zehn bis fünf-
zehn Zoll lang, Sie liegen entweder, mit rückwärts 7
hender Spitze, an dem Körper an, oder hangen an den
Seiten desselben herunter ; nur auf dem Kopfe stehen
sie senkrecht empor. Ihre Gestalt ist walzenförmig , auf“
genommen am Schwanze, wo sie seitwärts zusammeh
gedrückt und lanzettenförmig erscheinen. Die Spitze ar
== 301 ==
Schnautze , die Lippen, die Augenlieder und die Fufssoh-
a sind nackt. | -
Die Farbe des Pelzes ist am Kopfe aschgrau mit schwarz
"mischt , indem aschgraue und schwarze Ringe an ‘den
ñaren abwechseln; beinahe die nämliche Farbe haben
‘r Nacken, der Rücken, zum Theile auch die Seiten des
Umpfes, die zwei vorderen Extremitäten und der Schwanz,
| A Ausnahme seiner unteren Seite; jedoch wird an die-
I Stellen ein Theil der aschgrauen Ringe durch gelb-
” Weifse, oder, wie dieses auf dem Schwanze der Fall
r durch weifslichgelbe vertreten ; die Kehle, der Hals,
i Brust, der Bauch , die hinteren Extremitäten und die
Alere Seite des Schwanzes sind schwärzlichbraun; ein
warzer, anfangs fünf bis sechs Zoll breiter und spitz zu-
fender Streifen erstreckt sich von dem Halse und der
N aus über die Schulter und die Seite des Körpers,
Schiefer Richtung, bis zum Kreutze und wird von zwei
Er: schmalen, blafs aschgrauen Streifen, die’ mit ihm
“ich laufen , ’eingefafst. Eine schwarze Binde ümgiebt
is untere Ende des Vorderarmes; die Zehen der vorde-
it Extremitäten und die nackten Theile des Körpers sind
Heichfalls schwarz, die Nägel schwärzlichbraun.
Die jungen Individuen sind im Allgemeinen in etwas
“ler gefärbt als die Ausgewachsenen ; jedoch finden sich
» ihnen die gelblichweifsen und weifslichgelben Ringe
ù j
at vor. Die einzige Abänderung, welche ich bei die-
Ù 3 a ee =
N Ameisenfrefser angetroffen habe, war ein Individuum,
è $ ; - ;
k dem die sonst aschgrauen Ringe der Haare eine weifs-
e ;
gelbe Farbe hatten.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Yurumi sind:
YAY T 5
© 34 Länge des Kopfes; 2^ 9% Länge des Rumpfes;
N ` :
Und Gi Länge des Schwanzes ohne die Haare, wel-
Che über die Spitze desselben hervorragen; ı/ 8“ un-
‚seläbr die Höhe des Thieres, wenn es auf den vier
Düfsen steht, =
Man findet zuweilen noch größere Individuen, als
. den Haaren des Rückens, des Schwanzes u s, w.
un
Tamm b
Sa u 27 na
ppr ennaa > a E O T
x MĂ Se i
dasjenige war, von dem ich diese Maafse genommen ha“
be. Wie verschieden aber das Gröfsenverhältnißs der Ther
le bei jungen und bei ausgewachsenen Thieren dieser Gat
tung erscheint, zeigen folgende Dimensionen eines Yur
mi, der noch kein Jahr alt war: j
7" ‚6/11. Länge des Kopfes ; 1/ 14 34 Länge des Rum‘
pfes; 11% 6/4 Länge des Schwanzes ohne die, übel
Höhe:
seine Spitze ‚hinausragenden Haare; ı/ mittlere
wenn das Thier auf den’ vier Füfsen steht.
- Das Aussehen des Yurumi ist äufserst häfsli
Kopf hat die Gestalt eines langen , schmächtigen , paa
ch: Sei”
was nach unten gebogenen Kegels; er endet mit @P
kleinen, stumpfen Schunautze. Beide Kinnladen sind glo?
lang; die untere hat nur wenig Bewegung, indem ",
Mund blofs wie eine Spalte erscheint, die höchstens ®.
nen starken Mannsdaumen aufnehmen kann; die Nasen”
cher sind halbmondförmig , die Augen klein und tief"
Kopfe sitzend, die Ohren gleichfalls klein, etwas übe i f
e
+
nen Zoll breit, eben so lang und oben abgerundet.
Hals scheint, seiner langen Haare wegen, dicker als `
Hinterkopf ; der Rumpf ist grof, unförmlich und og
oben nàch unten in etwas breit gedrückt; die Extret
ten sind kurz, die Vorderarme breit und sehr muskul
die vorderen Füfse erreichen eine Länge von sechs 7
und sind mit vier Zehen versehen, an denen sich iP
cker, gleich Adlerskrallen zusammen gedrückter Nagel a
det. Dieser ist am ersten oder innersten Zehen fun i
nien lang und beinahe- gerade, am zweiten einen und 4
Viertel Zoll Jang, gebogen und am inneren Rande aahit
am dritten hat er eine Länge von dritthalb Zoll- u#
nämliche Gestalt wie der vorhergehende, nur dafs er 4|
seinen beiden Rändern scharf: ist; am vierten Zebe”?
_Jich gleicht er in Größe und Form, den: ersten. Im 7
hen und im Ruhezustande legt das Thier diese Nägel» ` le
die Finger einer geschlofsenen Hand , gegen die zus?
zurück, indem es nicht mit der Fläche, sondern mil
3 i E
äufseren Rande der Sohle auftritt, wo sich, gleich 7
— 303 —
dem äufsersten Zehen, eine grofse Schwiele vorfindet. Es
ann übrigens ‚die Zehen nur so weit austrecken, dafs die
Agel mit der Fufssohle kaum mehr als einen rechten Win-
kel bilden. Auf der Sohlenfläche selbst bemerkt man meh-
ter e kleine und gegen ihren hinteren Rand eine grofse
Chwiele, Die hinteren Extremitäten sind bei weitem nicht
SO stark gebaut wie die vorderen; ihr, acht Zoll langer ,
Us ist mit fünf Zehen versehen, deren Nägel blofs fünf
is acht Linien lang, von den, Seiten in etwas zusammen
Sedrückt, schwach gebogen und nach vorn- gerichtet sind.
as Thier- tritt mit der ganzen Sohle des Hinterfufses auf.
er lange, zottige Schwanz ist hoch und schmal und bil-
el eine wahre Fahne.
Die Zunge, deren Dicke nicht mehr als drei bis vier
inien beträgt, hat die Gestalt eines langen ‚sich: allmä-
lig zuspitzenden Kegels; sie besteht aus zwei Muskeln, und
wei drüsenartige Körper sitzen auf ihrer Basis. Sie ist der
Mänge nach sehr ausdehnbar, indem das Thier sie beina-
he anderthalb Fufs weit zum Munde herausstrecken kann.
Der Magen ist grofs, gegen den Pylorus hin gerade abge-
Schnitten und nicht spitz zulaufend ; der blinde Sack nimmt
über den dritten Theil seines Umfanges ein; seine: linke
Hälfte ist häutig, an der rechten hingegen verdicken sich
die Wände allmälig bis zum Pylorus , welcher sehr ER
“ulos ist. ‘Die Ausführungsgänge der Gallenblase und des .
aucreas öffnen sich auf der nämlichen Seite, aber nach
inander in den Darmcanal. Der linke Lungenflügel hat
wei, der rechte drei Lappen. Die äufseren weiblichen
eschlechtstheile erscheinen als eine, etwa zwei Zoll lan-
3°, gleich unter dem After gelegene, verticale Hautspal-
te, welche mit einem breiten: Wulste umgeben ist. Bei
enem halb ausgewachsenen Weibchen, das sich noch nicht
gattet hatte, fand ich die Gebärmutter ganz klein und
Yon dreieckiger Gestalt; ihre Länge betrug sieben, ihre
‚Rröfste Breite, die sie im Grunde erreicht, sechs Linien ;
Segen den Muttermund hin lief sie spitz zu. Die fallopi-
‘chen Röhren hatten kaum eine Länge von fünf Linien
ur
ee
e u ere
z i 3 DM e
re Fe a r
a E Lanai a a a
= 304 —
und öffneten sich ungefähr in der Mitte beider Seiten der
Gebärmutter. Die Eierstöcke. waren eiförmig. |
‚Der Yurumi kommt nicht sehr häufig in Paraguay
vor, wo er'die menschenleeren oder doch wenig besuch“
ten Felder im Norden des Landes bewohnt. Er hat we“
der ein bestimmtes Lager, noch sonst einen bestimmte”
Aufenthaltsort, sondern schweift bei Tage auf den Ebene”
umher, und schläft wo ihn die Nacht überfällt ; jedoch
sucht er:zu diesem letzteren Zwecke eine Stelle zu gewin“
nen, wo das Gras sehr hoch ist oder wo sich einige Bi
sche vorfinden. Man trifft ihn gewöhnlich allein an, e
sei denn dafs ein Weibchen sein Junges mit sich fühl“
Sein Gang ist ein langsamer Schritt, oder zuweilen, wen?
er Se wird , ein schwerfälliger Galopp, mit dem ®
aber so wenig vorrückt, (dafs ihn ein Mensch im Schritt?
einholen kann. ‚Seine Nahrung besteht einzig und allei?
aus Termiten, aus Ameisen und aus den eh von ‚ber
den. Um sich diese zu verschaffen , kratzt und reißt ®
mit den Nägein seiner Vorderfüfse die Erdhügel und die
Erdhaufen , ie denselben zur Wohnung dienen auf,
streckt dann seine lange, ausdehnbare Zunge unter die;
von allen Seiten - herzuströmenden Tüschtei und zieht
zu“
sie, von denselben überzogen, wieder in den Mund
A
rück. Diefs wiederholt er so lange bis er gesätlig
oder bis keine Ameisen oder Termiten mehr zum Vorschei”
ne kommen.
Der Zeitpunkt der Bigattunii so wie die Trager
-des W eibchens, ist mir unbekannt. Es wirft im Frübjê
re ein einziges Junges und trägt dafselbe einige Zeit Jan5
‚mit sich auf dem Rücken herum. Das Junge scheint wäb”
- rend mehreren Monaten zu saugen, und soll, wen» $
auch schon sich von Insekten nähren kann, seine Matt
nicht verlassen , bis sie wieder trächtig ist. Wahrschein“
lich gebraucht es, da ihm die Kraft zum Aufreifson
Termitenhügel noch mangelt, während. dieser Zeit
Hülfe der Mutter, um leichter zu seiner ee zu ge
langen.
1
— 305 —
` Der vorzüglichste unter den Sinnen des Yurumi ist
et Geruch, dessen Organe sehr ausgebildet sind; auf
diesen folgt das Gehör; das Gesicht scheint nur schwach
“U seyn. Der einzige Laut, den er von sich giebt, und
ur wenn er in Zorn geräth, ist eine Art von Brummen,
Es ist ein stilles friedliches Thier, das weder dem
Menschen noch den anderen Säugethieren den geringsten
chaden zuzufügen sucht, es sei denn, dafs es heftig ge-
ER werde.: Man kann ihn auf offenem Felde weite Stre-
“ken vor sich hertreiben ‚ ohne dafs er widersteht. Wird
t aber mifshandelt, so setzt er sich, wie schon Azara
emerkt, auf die Sitzbeine und die Hinterfüßse und brei-
tt die Arme gegen seinen Feind aus, um ihn mit seinen
ägeln zu fafsen. z
Ich habe lange Zeit einen zahmen Yurumi besefsen ,
der noch kein Jahr alt war, als ich ihn erhielt. Man
àtte ihn in einer Meierei an dem linken Ufer des Xexuy,
ugleich mit seiner Mutter, eingefangen, welche aber nach
Nenigen Tagen starb. Ich zog ihn mit Milch, Ameisen
Und gehacktem Fleische auf. Die Milch nahm er schlür-
fnd zu sich, oder auch indem er die Zunge darin bade-
t und sie dann mit der wenigen, ihr anhangenden Flüs-
ügkeiten in den Mund zurück zog. Die Ameisen suchte er im
‘ofe und in den Umgebungen des Hauses auf. So wie er
“nen Haufen ausgewittert hatte, fieng er sogleich an , den-
selben aufzukratzen, und that diefs so lange, bis dessen
"wohner in grofser Anzahl zum Vorscheine kamen; dann
Wilzie er seine Zunge unter ihnen herum und zog sie mit
"Anderten derselben übersäet in den Mund zurück. Azara
Chauptet, dafs der Yurumi seine Zunge in einer Sekun-
© zweimal ausstrecke und zurückziehe ‚ was aber bei dem
“einigen nicht der Fall war, indem er > um dieses nur
"nmal zu bewerkstelligen, schon mehr als eine Sekunde
brauchte, Die Ameisen bleiben übrigens nicht sowohl,
Mie von den mehrsten Schriftstellern angeführt wird, auf
et Zunge kleben, als dafs sie sich zu ihrer Vertheidigung
20
— 306 —
mit ihren Frefszangen auf derselben anklammern, was S°
immer thun, wenn sie, gereizt, auf einen fremden Kör-
per stofsen, Die schwachen und wehrlosen Termiten bin“
gegen werden auf dem klebrigen Ueberzuge der Zung®
wie auf einer Leimruthe festgehalten. Mein Yurumi frals
nicht alle Gattungen von Ameisen gleich gern; er liebte
besonders diejenigen, welche weder grofse Frefszang®”?
noch Stacheln besitzen; eine ganz kleine Gattung , die%
nen sehr stinkenden Geruch von sich giebt, verschmähl®
er gänzlich. Das fein gehackte Fleisch, mit dem ich ‚hr
zuweilen ernährte, mufste ihm anfangs in den Mund 9%
stofsen werden, später aber nahm er dasselbe gleich den
Ameisen vermittelst der Zunge zu sich.
Die Hälfte des Tages und die ganze Nacht brachte A
schlafend zu, ohne sich dafür einen eigenen Platz zu wäb”
len. Er schlief auf der Seite liegend und in etwas 2"
sammen gerollt, indem er den Kopf zwischen die Vorde
beine steckte, die Extremitäten so einzog, dafs sie sich
berührten, und sich mit dem Schwanze bedeckte. W#
er wach, so gieng er im Hofe herum und suchte Amel“
sen. Da er anfangs nicht nur die Zunge, sondern au®
die Schnautze in die aufgescharrten Haufen steckte; a
liefen ihm zuweilen die Insekten über die Nase hina™
wo er sie dann mit den Vorderfüfsen recht gut wiede
abzustreifen wufste. Er besafs , so jung er auch war, große
Kraft; ich vermochte nicht mit meinen Händen seine we
gröfseren Nägel an dem Vorderfufse zu öffnen, wen» -
sie gegen die Fufssohle angedrückt hatte. ;
Er zeigte mehr Intelligenz, als man bei den andere?
sogenannten zahnlosen Säugethieren antrift. Ohne e
Menschen von einander zu unterscheiden, war er doc
gern um sie, suchte sie auf, gab sich ihren Liebkosum“
gen mit Vergnügen hin, spielte mit ihnen und kletterl®
ihnen besonders gern in den Schoofs. Folgsam wat j
übrigens nicht und gehorchte nur selten dem Rufes °
schon man an den Bewegungen seines Kopfes wohl 54 2
dafs er denselben verstanden hatte. Er vertrug sich 9
allen En und liefs sich von einigen Vögeln, wie
Chauna chavaria, Dicholopus cristatus und Pauxi mitu,
die ich gezähmt hatte, manchen kleinen Angriff gefallen,
Ohne sich zu erzürnen. Wurde er aber mifshandelt, so
N fieng er an zu murren und suchte sich mit den Klauen
Seiner Vorderfüfse zu vertheidigen.
Das Fleisch und das Fell des Yurumi werden blofs
von den wilden Indianern benutzt; jedoch giebt es Land-
leute in Paraguay, die das leiztere, unter das Betttuch
Selegt, für ein untrügliches Mittel gegen das Lendenweh
halten und es auch SEEN gebrauchen. Selten macht
Jemand auf diesen Ameisenfrefser Jagd; trift man ihn aber
Zufälliger Weise auf dem Felde an, so ist es ein leichtes
ihn mit jedem Stocke durch einige Schläge auf den Kopf
zu tödten. Diese Thiere sollten GRR vom Menschen
cher beschützt als verfolgt werden; statt schädlich zu seyn ,
gewähren sie im Gegentheile grofsen Nutzen, indem sie
die Termiten und die Ameisen: vermindern, welche in ei-
nigen Gegenden von Paraguay so überhand genommen ha-
ben , dafs dort keine Pflanzungen gedeihen können.
Der Jaguar und der Cuguar er neben dem Men-
schen , a die einzigen Feinde des Fun. Die fabel-
haften Erzählungen der Einwohner von Paraguay über
Kämpfe, die zwischen ihm und dem Jaguar statt finden
sollen, hat schon Azara widerlegt.
Myaumzrcorsacı DETR EDA Y A L
(Myrmecophaga Tamandua. G. Gur.)
Der Caguare.
Der Caguard ist theils mit geraden , steilen, rauh
anzufühlenden und. glänzenden Borstenhaaren , theils mit
Wollhaaren bedeckt, welche an Raubigkeit den ersteren
20 *
= 508 —
kaum nachgeben und nur durch schwache Kräuselung voR
ihnen verschieden sind. Beide haben fast die nämliche
Länge; am Kopfe sind sie kurz, am übrigen Körper an-
derthalb bis drei Zoll lang. Sie stehen in etwas von def‘
Haut ab und sehen mit ihren Spitzen vor dem Schulter-
blatte, an dessen oberem Rande sie einen Wirbel bildens
nach vorn, hinter demselben nach hinten. Die Spitze der
Schnautze, die Lippen, die Augenlieder und die Fuls
sohlen sind nackt, die Ohren u der Schwanz nur dün”
behaart.
Beide Arten von Haaren haben die nämliche Farbe
Am Kopfe, mit Ausnahme eines schwarzen Ringes UM
das Aug, auf dem Nacken und dem Rücken bis gege”
das Kreutz hin, am Halse, an der Brust, ah den vorde-
ren Extremitäten von der Mitte des Oberarmes und a®
den hinteren vom Kniegelenke an abwärts, so wie an den
zwei hinteren Drittheilen des Schwanzes sind sie weifslich“
gelb. Ein schwarzer Streifen zieht sich vom Halse weg»
wo er zwei bis drei Zoll breit ist, rückwärts über die Schul-
ter. und die Seite des Körpers, wobei er so schnell a?
Breite zunimmt, dafs er auf dem Kreutze und am Anfan“
ge des Bauches mit demjenigen der entgegengesetzten Sei-
te zusammen fliefst und dann beide vereinigt den ganzen
Hintertheil des Rumpfes, die Schenkel und den erste
Drittheil des Schwanzes einnehmen. Die Haare dies®
Streifens haben übrigens nur an ihrer oberen Hälfte ein?
schwarze, an ihrer unteren hingegen eine licht graulich“
gelbe Farbe. Die Nase, die Lippen, die Augenlieder und
die Fufssohlen sind schwarz, die Nägel schwärslichKrat
die Haut des Schwanzes ist schuppig, g graulich fleischrot®
und gegen die Spitze hin mit graulichschwarzen Flecke”?
bedeckt.
Es finden sich beim Caguaré einige Farbenabinderun-
gen ‚ welche theils vom Alter, theils von der Individua”
lität des Thieres abhangen. Die ganz jungen Individuen
sind, wie schon Azara angiebt, durchaus weißslichgelb 7
und Roach erst im zweiten oder dritten Jahre die
Farbe der Erwachsenen an. Dann sieht man Individuen 9
denen der schwarze Ring um die Augen fehlt, andere,
ĉi denen die sonst weifslichgelben Theile graulichgelb oder
auch röthlichgelb sind, und noch andere, wo der Bauch
Saulichgelb ist und nur einen schwarzen Anflug hat, in- ;
em hier die Haare blofs an ihrer Spitze schwarz sind. |
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Männchens
von mittlerer Gröfse sind folgende:
54 6411 Länge des Kopfes; ı1 41 60 Länge des Rum-
pfesz;. 1/ 4M Länge des Schwanzes; 1% mittlere Hö-
he des Thieres wenn es auf den vier Füfsen steht; ı//
Länge des Ohres; 10%! Breite desselben.
Der Caguare sieht beinahe noch häfslicher aus als der
Yurumi, mit dem er ,„ den Schwanz ausgenommen, sehr
viel Aechnlichkeit hat, Sein Kopf ist verhältnifsmäfsig nicht
ŝo lang und läuft nicht so spitz zu, wie es bei diesem
der Fall ist. - Die obere Kinnlade übertrift die untere in
eiwas an Länge; die Ohren sind eiförmig, oben abgerun-.
‚ det und stehen in etwas vom Kopfe ab; der Hals ist kurz,
und dicker als der Kopf, der Rumpf verhältnifsmäfsig noch
breiter als beim Yurumi; die Extremitäten haben unge-
fähr den nämlichen. Bau wie hei diesem ; an den vorde-
ten ist der Nagel des innersten oder ersten und des äus-
Sersten Zehens kurz und nur wenig gebogen, derjenige
des zweiten zehn Linien und derjenige des dritten beina-
he zwei Zoll lang; beide sind dick, der Länge nach ge-
Ogen und von den Seiten in etwas zusammen gedrückt;
an den Hinterfüfsen sind die Nägel kurz, unter sich bei-
nahe gleich lang und nur wenig gebogen. Die Fufs-
Sohlen haben die nämliche Beschaffenheit wie beim Yu-
tumi; auch tritt der Caguard wie dieser nicht mit der
Sohlenfläche des Vorderfufses, sondern mit dem äulfseren
Rande derselben auf, wo ebenfalls eine Schwiele vorhan-
den ist. Der Schwanz ist dick, walzenförmig und läuft
Stumpf zu; seine Biegmuskeln sind so stark, dafs sich
= Thier desselben als eines Wickelschwanzes bedienen
ann.,
`
enge Men
r u
Tr a
u BR m
Die Zunge des Caguare ist derjenigen des Yurumi
ähnlich. Die Parotiden laufen vom Ohr abwärts bis an
den Griff des Brustbeines. Der Magen ist nicht blofs, wie
der Prinz zu Wied angiebt, ein häutiger Sack; er zeigt
im Gegentheile viele und starke Muskelfasern. Seine Ge-
stalt ist in etwas eiförmig und der blinde Sack macht über
die Hälfte seines Uasi aus. Links der Cardia ist def-
Magen häutig, rechts Jesa aber muskulos und wird
es immer mehr gegen den Pylorus zu; beiläufig in seine!
Mitte findet sich eine Einschnürung der Häute, die be-
sonders in der kleinen Krümmung sichtbar ist und ihn»
wie ein Diaphragma, in zwei Höhlen, eine grölsere linke
und eine kleinere rechte theilt. Diese Zusammenschnürung
läfst nur einen engen Durchgang, wo die innere Magen“
haut mit vielen Runzeln besetzt ist, zwischen den beiden
Fächern offen. Es scheint auch, das Thier könne diesen
Verbindungsgang gleich dem Pylorus schliefsen, indem ich
bei mehreren Individuen die linke Höhle voll Nahrung
fand, während die rechte ganz leer war. Das Colon bil-
det, wo es den dünnen Darm aufnimmt, eine kugelför-
mige Anschwellungg Die Harnröhre öffnet sich unter def
Spitze der Ruthe. Die Hoden liegen gleich über der Harn“
blase und sind vermittelst eines dichtin Zellgewebes mif
einander verwachsen.. An ihrem Ausführungsgange bemerkt
man einige Blinddärmchen.
Der Caguaré findet sich in ganz Paraguay noch hät
fig genug vor. Er lebt auf den Feldern, in buschreich®®
Gegenden und am Saume der Wälder. Nicht selten näher!
er Sich den Wohnungen der Menschen. Er hält sich nicht
nur auf dem Boden auf, sondern besteigt auch die Bau“
me. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Ameisen, Y°”
denen man immer Ueberreste, nebst camge; zugleich
den Insekten, verschluckter Erde, in seinem Magen 2°-
trift. Azara glaubt, er stelle auch den Bienen Sad ihrem
Honig nach, was nicht ganz unwahrscheinlich ist; aber
gewils besteigt er nicht blofs dieser Speise wegen die Bäu-
me, sondern eher um mehrere Arten von Ameisen zU
mit
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verfolgen, welche auf und in den Bäumen leben, und de-
ren ich in seinem Magen gefunden habe. Er geht in et-
Was schneller als der Yurumi. Das Weibchen soll im
Prühjahre ein einziges Junges werfen, das von der Mut-
ter während mehreren VVochen auf dem Rücken herum-
Selragen wird.
Mehr ist mir von der Lebensart des Caguare nicht
bekannt, auch konnte ich mir nie ein junges, lebendes
Individuum von dieser Gattung verschaffen, um die Sit-
ten und den Charakter derselben genauer zu beobachten.
Das Fleisch und das Fell des Caguare werden blofs
von den wilden Indianern benutzt. Beide- geben einen
genehmen, in etwas demjenigen des Moschus
to]
ähnlichen Geruch von sich.
starken, unan
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SECHSTE ORDNUNG. PACHYDERMA.
Gen. TapıR us Brs
TAPIRUS ÄMERICANDS, Desm.
Der Tapir.
In der guaranischen Sprache wird der Tapir Mboreri
genannt, ein schmulziger Name > dessen Uebersetzung ich
hier weglasse, |
Der Tapir ist mit wenigen, kurzen, an dem. Körpef
‚anliegenden, steifen und rauh anzufühlenden Borstenhaarea
bedeckt; bloßs auf der Mittellinie des Nackens und übe
dem Hinterhaupte erreichen sie eine Länge von ungefäht
fünfzehn Linien und bilden somit eine Art von Mähne,
Ihre Farbe ist im Allgemeinen graulichbraun; di@
Backen sind bräunlichgrau, die Kehle, die untere Seite’
des Halses und der obere Ohrrand blafsaschgrau ; die Au“
gen haben eine schwarze, die Klauen eine schwärzlich“
braune Farbe. x
Azara hält das ‘Weibchen für heller gefärbt als das
Männchen , worin er sich aber irret, Vermuthlich ware?
ihm nur Weibchen zu Gesichte gekommen , die ihr a
gendkleid noch nicht vollständig gewechselt hatten. D16-
ses ist nämlich von demjenigen der erwachsenen Thiere
ziemlich verschieden. Der Säugling zeigt an seinen obe-
ren und äufseren Theilen die nämliche Grundfarbe ulg
die Alten; die obere Seite des Kopfes aber ist mit weis-
— 313 —
sen, kreisförmigen Flecken besprengt; die Backen ziehen
sich ins graulichweifse; auf jeder Seite des Körpers laufen
vier weifse, unterbrochene Streifen von der Schulter bis
an den hinteren Rand des Schenkels; die Aufsenseite der
Extremitäten ist gleichfalls mit weifsen Flecken besetzt ;
die Kehle > die untere Seite des Halses, die Brust, der
Bauch und die innere Seite der Extremitäten endlich sind
Staulichweils.
Diese Flecken, so wie die helle Farbe der unteren
heile des Körpers, verlieren sich allmälig mit zunehmen-
dem Alter; gänzlich aber verschwinden sie erst nach dem
zweiten Jahre. Ich habe mehr als halbausgewachsene In-
dividuen getödtet, an denen man immer noch weifse Fle-
‚cken an den Seiten des Rumpfes und eine blafsaschgraue
Farbe an der Brust und am Bauche wahrnahm ; hingegen
waren die Zeichnungen auf dem Kopfe und an den Bei-
Ren verschwunden. i
Die Dimensionen eines grofsen weiblichen Tapirs sind
folgende : ;
1/ 541 3⁄4 Länge des Kopfes; 4/ 34 Länge des Rum-
pfes; 34 64! Länge des Schwanzes; 3/ 44 mittlere
Höhe.
Das Männchen ist in etwas kürzer und niedriger als
das Weibchen.
Das Aussehen des Tapirs hat einige Aehnlichkeit mit
demjenigen des Schweines. Der Kopf ist lang und hoch,
von den Seiten in etwas zusammen gedrückt, ob den Au-
sen besonders schmal und längs der Pfeilnath , gleich ei-
ner Sturmhaube, mit einem Grate versehen , weleher durch
das Emporsteigen der Scheitelbeine entsteht. Die Nase
Seht in einen Rüfsel aus, der im Ruhezustande beinahe
drei Zoll über die Unterkinnlade hervorragt, sich ausdeh-
den, zusammen ziehen und nach allen Seiten bewegen
kann. Das Aug ist klein und liegt tief in der Augen-
höhle, die aber weit nach vorn vorgerückt ist; nach Aza-
ra soll es bei Nacht leuchten, was ich aber bei der Be-
Obachtung mehrerer zahmen Tapire nie sah, Die Ohren
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— 314 —
sind eiförmig, fünf Zoll lang, drei breit und sehr beweg“
lich. Der Hals ist. lang und dicker als der Kopf. Der
Grat des letzteren setzt sich längs der Mittellinie des Na-
ckens bis zum Anfange des Rückens fort und wird hier
durch die starke Nackensehne gebildet. Der Rumpf i
grofs, walzenförmig, auf dem Kreutze breit; die Extrem!
täten sind stark gebaut und im Verhältnifse zum Rumpfe
in etwas kurz; an den zwei vorderen finden sich viel;
an den zwei hinteren drei Zehen, die mit, beinahe eine
Zoll hohen, vorn abgerundeten Klauen versehen sind.
Der Schwanz ist walzenförmig und läuft nicht sehr spitz ZU»
Der Zahnbau des Tapirs ist bekannt; die Anzahl de
Zähne erscheint erst nach dem zweiten Altersjahre voll-
ständig. Bei einem, ungefähr ein Jahr alten Individu-
um fand ich, außer den Schneide- und Eckzähnen,
der oberen Kinnlade schon die drei und in der untere
die zwei ersten bleibenden Backenzähne, von denen kei
ner im geringsten abgenutzt war; der vierte obere und
der dritte untere lagen mit ganz ausgebildeter Krone um“
ter dem Zahnfleische und hätten dieses in wenigen Tagen
durchbrochen. Der Zahnwechsel fängt also beim Tap“
schon vor Ende des ersten Jahres an.
Der Tapir kommt in Paraguay nicht so ganz selte?
vor, wie Azara behauptet. In den wenig bevölkerten, $?
wie in den ganz öden, Theilen dieses Landes habe 1°
seine Spuren sogar häufig angetróffen, und beinahe jede
Nacht seine Stimme gehört. Er bewohnt die dichten Wal
dungen, welche nahe an Flüfsen, Seen und Sümpfen lit
gen, oder die wenigstens von mehreren Bächen durch“
schnitten werden. Trockene und offene Gegenden besuch
er blofs auf seinen Streifereien , wählt sie aber nie zu se”
‚nem Aufenthalte. Azara ist auch hierin einer entgegen“
gesetzten Meinung, worin er sich nach allen meine” aa
obachtungen, so wie nach denen des Prinzen zu Wie A
irret. Einen grofsen Theil des Jahres hindurch lebt der
männliche Tapir allein; der weibliche hingegen wird ge
wöhnlich von seinem Jungen begleitet, In bewohntel
ae 315 ag
v
Gegenden streift er nur bei Nacht umher , in Einöden aber
habe ich ihn Morgens nach neun Uhr und Abends vor
Sonnenuntergang am Saume der Waldungen angetroffen.
Er bringt die Mittagsstunden schlafend zu ; ist die Wit-
terung warm, so badet. er sich Morgens und Abends, oder
Wälzt sich wenigstens, gleich dem Schweine, in einem
Sumpfe oder einer Pfütze herum. Seine Nahrung besteht
lofs aus Vegetabilien.
Ich in seinem Magen Ueberreste von Blättern
und Knospen verschiedener nn so wie Theile
von mehreren Sumpf- und Wasserpflanzen. Die Melonen
Und das Zuckerrohr scheinen zu seinen Lieblingsspeisen zu
Sehören, denn er besucht zuweilen ihrentwegen die Pflan-
zungen und richtet dann bedeutenden Schaden in densel-
ben an. Er ist von den Säugethieren , die ich bis jetzt
beschrieben habe, das erste, welches, neben seiner ge-
Wöhnlichen Nahrung, wie schon Azara beobachtet hat,
Noch verschiedene Arten von Salz, ohne Zweifel als Ver-
dauungsmittel, geniefst, Man findet nämlich in allen tief
liegenden Gegenden von Paraguay Stellen, wo das Erdreich
kohlensaures, schwefelsaures; und salzsaures Natron ent-
hält. Bei trockener Witterung blühen zuweilen diese Sal-
ze in sehr dünnen Lagen an der Oberfläche des Bodens
aus; so wie aber in oder Nebel eintritt, verschwinden
Sie wieder. Der ea sucht nun diese Stellen, die man
in Paraguay Barreros nennt, von Zeit zu Zeit auf, und
beleckt die mit Salzen geschwängerte Erde. Ob ihm aber
dieselben zum Leben unumgänglich nothwendig seyen, wie
diefs, wenigstens in Paraguay, bei anderen Säugethieren ,
deren ich später erwähnen werde, der Fall ist, konnte
ich nicht bestimmt ausmitteln. Wohl sah ich zwei ein-
gesperrte Individuen, denen man während einem ganzen
Jahre kein Salz gegeben hatte, abmagern und sterben; je-
doch mochten-hier noch eran Ursi als der Mangel
dieses Verdauungsmittels den Tod bewirkt haben.
Gegen den Winter hin suchen sich die beiden Ge-
Schlechter auf, und leben dann während einigen Wochen
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— 316 —
paarweise. Man hört sie in dieser Zeit den einzigen Ton,
welchen sie von sich geben, und der einem gedehnten
Pfeifen ähnlich ist, häufig wiederholen. Das Weibchen
wirft in der Mitte des Frühjahres ein einziges Junges, das.
bald seine Mutter begleitet und sie bis zum nächsten Win-
ter nicht verläfst.
Die Haltung, der Gang und der Lauf des Tapirs sind
ungefähr wie beim Schweine, nur ist dieser letztere in el
was schneller. Auf seinen Streifereien zeigt er viele Vor-
sicht; "er geht einen langsamen Schritt, sieht sich über“
all um, dreht seinen Rüfsel nach allen Seiten, um sein®
Feinde zu wittern, und hält seine Ohren in fortwähren“
der Bewegung. Bemerkt er einen Feind, so flieht er mit
gesenktem Kopfe und in vollem Laufe durch das Dickicht
des Waldes. Da er eine grofse Muskelkraft besitzt, $°
bahnt er sich durch das verschlungenste Gesträuch eine?
Weg, wobei ihm zum Trennen der Aeste der Grat auf
dem Kopfe und dem Nacken wahrscheinlich einige Hülfe
leistet. Seine Flucht nimmt er gewöhnlich nach dem Was-
ser. Er ist ein trefllicher Schwimmer und weifs, im Noth-
falle, auch unterzutauchen.
Der junge Tapir läfst sich leicht zähmen; er gewöhnt
sich nach wenigen Tagen von Gefangenschaft an den Men-
schen und dessen Wohnort, den er alsdann nicht meh!
verläfst. Allmälig lernt er , gegen Azara’s Meinung , seine”
Wärter von anderen Personen unterscheiden , sucht ihn aufs
und folgt ihm auf kleine Entfernungen nach; wird ıhm
aber der Weg zu lang, so kehrt er allein nach der Wob”
nung zurück. Er läfst:sich übrigens von Jedermann be”
rühren und gern hinter den Ohren kratzen. Folgsamkeit
zeigt er aber keine, und überhaupt nur wenig Intelligenz-
Im häuslichen Zustande verändert er seine Lebensart in
so weit, dafs er den gröfsten Theil der Nacht schlafend
zubringt. Auch lernt er, wie das Schwein, jegliche Nah-
rung des Menschen geniefsen und frifst nicht nur alle Ar-
ten von Früchten und Gemüfßsen, sondern auch gekoch-
tes oder an der Sonne getrocknetes Fleisch. Er verschlingt
Sogar, wie Azara ganz richtig bemerkt, Stückchen von Le-
der und Lappen von Wollen-, Baumwollen- und Seiden-
tugen, Diefs geschieht aber weniger aus Gefräfsigkeit,
als aus Liebe zum salzigen Geschmacke, den altes Leder
und Lumpen besitzen. *) An Wasser darf man ihn, be-
Sonders zur Sommerszeit, nicht lassen Mangel leiden, und
das nicht nur des Getränkes, sondern vorzüglich des Ba-
dens wegen. Wenn er frei herumlaufen kann, so sucht
êr solches von selbst auf, und bleibt oft halbe Tage hin-
durch in einer Pfütze liegen , wenn sie von Bäumen be-
‚ Schattet wird.
- Unter seinen Sinnen sind der Geruch und das Ge-
ör die schärfsten; sein Aug aber sieht gar nicht weit.
Azara mufs nie ein lebendes Individuum einige Zeit lang
beobachtet haben, sonst -hätte er ihm keineswegs ein so’
Scharfes Gesicht gegeben. Der Rüfsel dient dem Tapir
Auch als Tastorgan; er kann damit kleine Gegenstände,
Wie Manioewurzeln u. s. w., anfafsen, indem er sie gegen
die Lippen drückt; auch zeigt er in demselben mehr
Empfindlichkeit als in jedem anderen Theile, Biofs wenn
er gereizt wird oder wenn er lange Weile zu haben scheint,
hört man ihn , aufser der Begattungszeit , bisweilen auf
die oben erwähnte Art pfeifen.
Das Fleisch des Tapirs schmeckt ungefahr wie Rind-
eisch ; von einem jungen Thiere steht es, wie ich diefs
Mehrmals erprobt habe, dem Kalbfleische an Schmack-
‚Naftigkeit keineswegs nach. Auch wird dasselbe nicht al-
lein von den Indianern, sondern auch von der ärmeren
Volksklafse unter den weilsen Einwohnern gegelsen. Das
Fell wird seiner Dicke und Stärke wegen sehr geschätzt.
Gewöhnlich werden aus demselben ; nachdem es gegerbt
ist, über drei Fufs lange, und einen halben Zoll dicke
eo l
*) Ich habe in einigen Gegenden von Paraguay, wo sich nur wenig Bar-
rero, oder mit Salzen durchdrungene Thonerde, vorfand, beim Horn-
vieh einen ähnlichen Hang bemerkt, alle Lumpen die es antraf und
selbst die in der Nähe der Hütten zum Trocknen ausgebreitete, und
von der Seife salzig schmeckende Wasche zu verschlingen.
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Riemen geschnitten, denen man durch Wegnahme der Kan-
ten eine walzenförmige Gestalt giebt; durch wiederholte
Einreiben von heifsem Fette geschmeidig gemacht, dienen
sie dann zu Zäumen, welche von äufserst langer Dauef
sind. Das gemeine Volk schreibt den Klauen, den Hals-
haaren und anderen Theilen des Tapirs verschiedene Heil-
kräfte zu, die es übrigens an sich selbst nur selten ver-
sucht, sondern sich damit begnügt, dieselben anderen a“
zupreisen. *%) i
Man jagt den Tapir gewöhnlich indem man ihn mit
Hunden aus dem Walde ins Freie treibt, wo ihn einig?
Reiter mit ihren Schlingen erwarten und fangen. Zuwe
len schiefsi man ihn auch vor den Hunden oder auf de®”
Anstande, oder man sucht ihn zu Wasser an seinen Ba
destellen auf. Obschon er, so wie er gejagt wird, ger
meiniglich. die Flucht ergreift, so widersetzt er sich doch»
wenn er keinen Ausweg mehr finden kann, seinem Ve“
folger. Er packt alsdann Hunde und Menschen mit se?
nen Vorder- und Eckzähnen an , und reifst ihnen, indeM
er sie hin und her zerrt, die Haut auf.
In Paraguay haben die Jäger eine eigene Art, eine"
lebend gefangenen ; jungen Tapir, der zu grofs ist, als
dafs sie ihn aufs Pferd nehmen könnten, mit sich zu füb
ren. Sie durchstechen ihm nämlich, von einem der Na
senlöcher aus, den oberen Theil des Rüfsels und ziehe?
einen ledernen Riemen durch die Wunde; jede wide”
strebende Bewegung verursacht nün dem Thiere heftige”
Schmerz, so dafs es, von diesem ebändigt, seinem Föh
rer ohne Widerstand folgt.
Neben dem Menschen mag wohl der Jaguar der ein
zige Feind seyn, den.ein erwachsener Tapir zu fürchte”
hat. Junge Individuen hingegen und Säuglinge sollen
5
*) Die Einwohner von Paraguay sehen beinahe in jedem Theile eu
Thieres und in jeder Pflanze ein Heilmittel gegen diese oder gy
Krankheit. Sie treiben diefs. so weit, daß, sie mir häufig untrüglieh®
Mittel gegen Krankheiten anzeigten, die gar nicht in Paraguay =
Kommen, wie z, B. gegen die Hundswuth.
nicht selten dem Cuguar und den grofsen Wasserschlan-
gen zur Beute werden.
Gen: Drio ites G. Cur.
Nabelschwein.
Dieses Geschlecht besteht blofs aus zwei Gattungen,
dem Dicot. labiatus und dem Dicot. torquatus der syste-
Matischen Werke. Beide kommen in Paraguay vor, wo sie
Zuerst Azara von einander unterschieden und unter ihren
Quaranischen Namen Tagnicati und Taytetu richtig beschrie-
ben hat. Sie vertreten in jenem Lande, überhaupt in dem
ganzen östlichen Theile von Südamerika, die Stelle unse-
tes WVildschweines, mit dem sie, sowohl in ihrem Aeus-
Seren als in ihrer Lebensart , einige Achnlichkeit haben.
Ihre Geschlechtskennzeichen sind so bekannt, dafs
ich sie übergehen kann; hingegen mögen einige Beobach-
tungen über die Verschiedenheit, welche im Zahnbaue ,
theils zwischen beiden Gattungen, theils zwischen den
bleibenden und den Milchzähnen jeder derselben, vor-
handen ist, am schicklichsten hier ihre Stelle finden; die
Erörterung des letzteren Gegenstandes dürfte um so noth-
Wendiger seyn, da- die Gestalt der Milchzähne einige Na-
lurforscher verleitet hat, ein junges Individuum yon Di-
Cotyles labiatus für eine eigene Gattung zu halten , wel-
Cher sie den Namen Dicotyles. minor beilegten.
Die Nabelschweine haben, wie man weiß, in der
Oberen Kinnlade vier Schneidezähne, zwei Eckzähne und
¿wòlf Backenzähne, in der unteren Kinnlade finden sich
zwei Schneidezähne mehr, hingegen die nämliche Anzahl
von Eck- und Backenzähnen, wie in der oberen. Die
Schneidezähne beider Gattungen sind in ihrer Gestalt de-
nen unseres VVildschweines ähnlich. Die Eckzähne des
Oberkiefers laufen spitz zu, sind von den Seiten stark
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— 320 —
zusammen gedrückt, bieten nach hinten einen Grat, und
nach vorn cine kleine: Ebene dar, welche durch die Rei-
bung gegen die unteren Eckzähne entsteht. Sie sehen mit
ihrer Spitze nach unten und in etwas nach aufsen , und
stehen um einige Linien zum Munde heraus. Diejenigen
des Unterkiefers sind dreiseitig, laufen spitzig zu, zeige”
nach vorn einen convexen Grat, und nach hinten ein®
concave Fläche. Obschon länger als die oberen , ragen
sie doch nicht zum Munde heraus, sondern ihre Spitze
tritt unter der Oberlippe in eine eigene Vertiefung des
Oberkiefers zwischen dem hinteren Schneidezahne und dem
Eckzahne.
Die Gestalt der Backenzähne ist bei den zwei Gattun“
gen nicht ganz die nämliche. Beim Taytetu, Dicotyles
torquatus , zeigen die drei ersten des Oberkiefers drei Hö-
cker, welche im Dreiecke stehen, und von denen der vor“
dere gröfser ist als die zwei anderen, überdiefs einen hö-
ckerigen Ansatz nach hinten und innen, der beim ersten
Zahne nur klein ist, beim dritten hingegen beinahe einen
eben so grofsen Umfang hat als einer der Höcker; die
drei letzten Backenzähne haben jeder zwei Paare von Hö-
ckern. Im Unterkiefer zeigt der erste Backenzahn eine”
höheren und dickeren, vorderen und einen kleineren, bin“
teren Höcker, nebst einem kleinen Ansatze vorn an dem
ersteren ; der: zweite Backenzahn besteht ebenfalls aus zwei
Höckern, von denen der vordere durch einen tiefen Ein”
schnitt in eine äufsere und eine innere Hälfte getheilt
ist; am dritten bemerkt man zwei Paare von Höckern
von denen das hintere niedriger ist als das vordere; am
vierten und fünften sind gleichfalls zwei Paare von Hö-
ckern , diese aber gleich hoch, vorhanden; eben so ist
der sechste Backenzahn gestaltet, aufser dafs er noch eine"
fünften, einzeln stehenden Höcker nach hinten darbietet.
In beiden Kinnladen nehmen die Backenzähne von Yol2
nach hinten an Gröfse zu.
Beim Tagnicati, Dicotyles. labiatus, weicht die Ge-
stalt der Backenzähne von denen des Taytetu in folgendem
u 331 —
ab: im Oherkiefer hat der zweite nur zwei Höcker, einen
Yorderen, in der Mitte eingeschnittenen, und einen hinte-
en, der mehrere kleine unregelmäfsige Einschnitte zeigt,
der dritte ist vierhöckerig, mit einem Ansatze eines fünf-
ten Höckers zwischen den zwei hinteren, Im Unterkiefer
ist der vordere Höcker des ersten Backenzahnes , gleich
dem des zweiten, durch eine Kerbe getheilt; der dritte
ackenzahn ist dem gleichnamigen T Oberkiefers ähn-
lich, und der sechste; `statt mit einem einzelnen Höcker,
Mit einem vierhöckerigen Absatze nach hinten verschen.
Der Milchzähne sind bei beiden Gattungen sechs und
“wanzig, wovon sich im ÖOberkiefer zwölf, nämlich vier
Schneidezihniez zwei Eckzähne und sechs Backenzähne, im
Unterkiefer vierzehn, nämlich sechs Schneidezähne,, zwei
Eckzähne und sechs Backenzähne vorfinden. Die oberen
und unteren Schneidezähne sind in ihrer Gestalt den blei-
benden ähnlich; die vier Eckzähme hingegen sind in etwas
kegelförmig , nur schwach von den Seiten zusammen ge-
drückt, mit ihren Spitzen rückwärts gebogen und Hin
mit einem scharfen Grate verschen, der von der Basis bis
‘zur Spitze läuft. Der erste obere Backenzahn ist dreihö-
ckerig , der zweite und der dritte vierhöckerig; der erste
und der zweite untere sind ihren späteren Stellvertretern
ähnlich, der dritte hingegen hat drei Paare von Höckern;
bei fen; aufser dem ersten, finden sich aber, und zwar
in beiden Kinnladen, neben den Höckern noch eine Men-
$€ ganz kleiner Erhabenheiten.
Die Milchzähne treten in folgender Ordnung hervor:
Zuerst , und das bald nach der Geburt, zeigen sich die
Vier Eckzähne und mit ihnen die zwei äufsersten unteren
Schneidezahne; erst wenn diese ganz zum Vorscheine ge-
ommen sind, bricht in jeder Kinnlade der zweite Backen »
Zahn durch, dann folgen in der oberen alle vier und in
der unteren “die vier mittleren Schneidezähne, und zuletzt
die acht übrigen Backenzähne.
Ich habe nicht ausmitteln können, in welchem Alter
der ii vor sich geht; wahrscheinlich geschicht
21
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diefs vor dem Ende des ersten Jahres. Eheter aber beginnt
erscheint in beiden Kinnladen der vierte, bleibende Ba-
ckenzahn, der hiermit, als der alteste Zahn im vollstän-
digen Gebiße, auch immer eine mehr abgeschliffene Mahl-
fläche darbietet, wie die übrigen Backenzähne.
‚Dıcorvrırs Laısıarvs F. Cur.
Der Tagni cati.
Das gröfsere von den beiden Nabelschweinen, in Pag
raguay Tagnicati, d. h. weifser Kiefer, genannt, ist mit
steifen , rauhen Borstenhaaren bedeckt, die im Gesichtes
mit Ausnahme einiger langen Borsten um die Schnaul2®
und über den Augen, so wie an den Extremitäten kurz
auf dem Kopfe, dem Nacken und den Seiten des Rumpfe
zwei bis drei, auf dem Rücken bis vier Zoll lang sind.
Sie stehen am Rumpfe in einem Winkel von beiläufig 45
Graden von der Haut ab, erheben sich auf dem Kopf?
und dem Nacken beinahe senkrecht, und liegen an den
übrigen Theilen am Körper an. Auf dem Rücken erschei
nen sie am dichtesten, stehen dünn am Bauche und feh-
len beinahe ganz an der inneren Seite von der obere?
Hälfte der Extremitäten. Die kürzeren Haare haben eine
walzenförmige, die längeren eine schwertförmige Gestalt-
Die vordere Seite des Rüfsels, die untere des Schwanzes»
und ein kleiner Flecken an der äufsereh Seite des Meta”
tarsus sind nackt. |
< Die Farbe der Haare ist im Allgemeinen graulich-
schwarz, mit einem röthlichgelben Ringe in der Mitte
derselben , der sich jedoch nicht bei allen yorfindet; a
den Lippen und den hinteren zwei Drittheilen des Unter-
kiefers sind sie weils; die Borsten im Gesichte sind schwarzs
und die nackten Theile, so wie die Klauen, bräunlich“
schwarz. Je älter das Thier wird » desto mehr verlieren
— 323 —
Sich bei ihm die röthlichgelben Ringe, und desto dunkler
erscheinen seine Haare. ws
Die jungen Thiere weichen während den ersten Mo-
naten in ihrer Farbe ganz von ‘den alten ab. Bei einem
Säuglinge von drei Wochen zeigen die Haare gröfstentheils
wechslende, braune und gelblichrothe Ringe; die Stirn
und die Backen erscheinen ganz gelblichroth; auf dem
Rückgrate ist die Farbe in etwas dunkler als an den Sei-
ten des Rumpfes; der Bauch und die Extremitäten sind
töthlichgelb, die Klauen röthlichgrau, von dem weißen
Flecken , der sich bei den erwachsenen Individuen an der
unteren Kinnlade vorfindet, ist noch keine Spur vorhan-
den. Mit zunehmendem Alter verlieren sich allmälig die
hellen Farben und nach Verflufs eines Jahres ist das Thier
auf die oben beschriebene Weise bekleidet.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Tagnicati sind:
1⁄ Länge des Kopfes von der Spitze der Schnautze bis
an den oberen Rand des Hinterhauptbeines; 10% 614
Länge des Kopfes von der Spitze der Schnautze bis zum
Hinterhauptloche; 2% 5// Länge des Rumpfes; 1% 644
Länge des Schwanzes; 2 6/1! Länge des Ohres; ı/
8// mittlere Höhe.
Der Tagnicati hat, wie ich oben schon bemerkte,
etwas von dem Aussehen unseres Wildschweines ; indessen
sind bei demselben der Kopf und der Rumpf kürzer und
dicker, die Extremitäten dagegen länger als beim letzte-
ten. Die Nase läuft in einen kurzen, senkrecht abgeschnit-
tenen Rüfsel aus, auf dessen vorderer Fläche, welche bei-
läufig die Gestalt eines umgekehrten Herzens hat, die Na-
senlöcher sich öffnen; der Mund ist nicht weit gespal-
ten: die Augen sind klein, mit einer runden, schwarzen
Pupille versehen; die Oeffnung der Augenlieder ist Jäng-
lich; die Ohren sind eiförmig, stehen am Kopfe aufrecht,
mit der Spitze nach oben und in etwas nach aufsen ge-
richtet; und zeigen viele Beweglichkeit. Die Stirn ist flach
und läuft mit der Nase in einer Ebene fort; der Hals ist
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— 324 —
dick und kurz, eben so der Rumpf; der Rückgrat krümmt
sich in etwas nach oben; auf demselben erscheint, unge-
fähr über dem ersten Lendenwirbel, die, einige Linien
im Durchmefser haltende Mündung der Ausführungsgan=
ges einer Drüse, welche unmittelbar unter der Haut liegt
und die Gröfse eines Taubeneies hat; diese Drüse sondert
eine braune, honigartige Flüfsigkeit ab, die zuweilen ge
ruchlos ist, zuweilen ‚aber einen, der Ausdünstung des
Negers ähnlichen Gestank von sich giebt. Die Extremitä
ten sind feiner gebaut als beim Wildschweine; an dem
Vorderfufse finden sich vier, am Hinterfufse drei Zehen
von denen aber vorn nur die zwei mittleren, hinten nuf
‚. die zwei äufseren, die Erde berühren. Der Schwanz ist
sehr kurz, von oben nach unten in etwas zusammen p
drückt.
Bei ganz jungen Individuen ist der Kopf verhältnißs-
mälsig kürzer und breiter als bei den ausgewachsenen ; die
Hirnschale erscheint nach oben stark gewölbt, und nimmt
über die Hälfte des ganzen Schedels ein, während sie beim
erwachsenen Thiere blofs einen Drittheil desselben- aus-
macht. Mitten auf dem Rücken der Nase sieht man êi-
nen querlaufenden Eindruck, der sich später gänzlich vyer-
liert.
Der Magen dei Tagnicati ist häutig. Seine Höhle
wird der Quere nach durch zwei piiezktelihe; ringförmig®
Falten der inneren Haut, von denen sich die eine gleich
links der Cardia, die andere zwischen dieser und dem
Pylorus vorfindet, in drei Fächer getheilt. Die Oeffnun“
gen, durch welche diese mit einander in Verbindung ste-
hen, haben einen Durchmesser von ungefähr zwei Zoll»
Das mittlere Fach, in das sich die Speiseröhre ausmün“
det, ist das kleinste von den dreien; das rechte und das
linke Fach sind beinahe gleich grofs. Dieses letztere wird
durch den blinden Sack gebildet, welcher auf seiner obe-
ren und seiner unteren Fläche einen kegelförmigen , hoh-
len Anhang hat. Der Blinddarm ist ziemlich lang und
spiralförmig gewunden.
— 325 —
\
Der Tagnicati findet sich in allen waldreichen Ge-
senden von Paraguay, vor. Er lebt in Truppen von zehen
bis hundert Individuen, die aber keineswegs, wie man Aza-
Ya erzählte, einen Anführer haben; man sieht im Gegen-
theile bald diese bald jene erwachsene Männchen oder Weib-
Chen an ihrer Spitze. Die Rudel änderen täglich ihren
Aufenthaltsort und unternehmen zuweilen sogar Wande-
tungen von zwanzig bis sechszig Stunden. Ich habe in
den Wäldern, wo das Paraguaykraut gewonnen wird, drei
Tage lang die Spuren eines solchen Trupps, immer in der
Nämlichen Richtung, zu Pferde verfolgt. Auf diesen Zü-
Sen. hält sie weder das offene Feld, das sie sonst nur sel-
ten besuchen, noch das Wasser aufs kommen sie zu einem
Felde, so durchschneiden sie dasselbe im vollen Laufe,
Stofsen sie auf einen Flufs oder einen Strom, so stehen
Sie keinen Augenblick an, denselben zu durchschwimmen..
ch sah sie über den Paraguaystrom setzen, an Stellen wo
er mehr wie eine halbe Stunde breit ist. Ihre Annäherung
verkünden sie durch ein eigenes Geräusch, das vom Zu-
Sammenschlagen der Zähne herrührt. Sie gehen bald: bei
Tage, bald bei Nacht, ihrer Nahrung nach , welche vor-
Züglich in Früchten, die von den Bäumen heruntergefal-
len sind, und in Wurzeln besteht. Die letztern wühlen
Sie mit ihrem Rüfsel- aus der Erde hervor, In bewohnten.
Gegenden brechen sie häufig in die Pflanzungen ein, und
2erstören die Pataten-, Melonen- und Maisfelder. Ueber-.
diefs sollen sie auch Schlangen, Eidechsen, nackte Schne=.
cken und Würmer frefsen, von denen ich jedoch niemals”
eberreste in ihrem Magen gefunden habe. Während den.
Üttagsstunden ruhen sie gewöhnlich im Schatten des Wal-.
es aus.
N Der Wurf des Weibchens besteht in zwei Jungen,
Welche nach wenigen Tagen der Mutter: folgen; ob aber
dasselbe nur einmal, oder, wie-man mir häufig versichert
hat, zweimal im Jahre werfe, habe ich nicht ausmitteln
können. So viel ist indessen gewils, dafs die Weibchen
| dicht alle zu gleicher Zeit ihre J ungen zur Welt bringen,
— 326 —
denn ich habe von Anfang des Merzmonates bis in die
Mitte des Augstmonates Säuglinge unter den Rudeln an-
getroffen.
Es ist in Paraguay eine allgemein verbreitete Sage, dafs
die Jungen, auch wenn sie schon laufen können, noch
während einiger Zeit vermittelst ihres Nabelstranges mil
einander verbunden seien, und dafs man nicht selten sol-
che, natürlich zusammen gekuppelte Paare, die sich i”
einem Gesträuche verwickelten, gefangen habe. Wie viel
wahres in diesen Erzählungen liege, mag der Leser selbst
beurtheilen.
Der junge Tagnicati läfst sich ohne Mühe zähmen>
und zwar so vollkommen, dafs er eigentlich zum Haus“
thiere wird. Sein Hang zur Freiheit verschwindet gän?”
lich, und an dessen Stelle tritt die gröfste Anhänglichkeit
an seinen neuen Wohnort und an die ihn umgebende®
Thiere und Menschen. Er entfernt sich, wenn er allei®
ist, weder weit noch lange von der Wohnung ; mit den
übrigen Hausthieren verträgt er sich gut und spielt zuwei-
len mit ihnen; besonders aber ist er den Menschen zug®”
than, unter denen er lebt. Er weilt häufig und ge
in ihrer Nähe, sucht sie auf, wenn er sie einige Zeit laDZ
nicht gesehen hat, drückt beim Wiedersehen seine Freude
durch Entgegenspringen und durch Grunzen aus, gehorcht
ihrem Rufe, so wie er ihre Stimme hört, und begleitet sıe
tagelang im Felde und im Walde. Fremde Personen, die
sich der Wohnung seines Herrn nähern, kündiget es durch
Grunzen und durch Sträuben seiner Haare an; auf fremde
Hunde , wenn sie nicht zu grofs sind, geht er sogleich
los, greift sie an und versetzt ihnen zuweilen mit den Eck“
zähnen tüchtige Wunden, die er aber nicht, nach Art des
Ebers, durch Stofsen, sondern durch eigentliches Beilsen;
seinem Feinde beibringt.
Sein Gang, sein Lauf und seine Geberden sind denen
unseres Wildschweines sehr ähnlich. Hingegen zeigt 2
weder die Gefräfsigkeit noch die Unreinlichkeit desselben s
frifst nie mehr als er bedarf, um seinen Hunger zu stillen s
und ‚sucht blofg in der höchsten Hitze und dann nur beim
angel von reinem Wasser , eine Pfütze auf, um sich dar-
in herumzuwälzen. Er bringt, auch im häuslichen Zu-
Stande, nur «einen kleinen Theil der Nacht schlafend zu,
ruht aber immer während der Mittagsstunden aus.
Von seinen Sinnen scheint keiner sehr scharf zu seyn;
der vorzüglichste unter ihnen ist wohl das Gehör; auf die-
ses folgt der Geruch und dann das Gesicht. Freude,
Furcht und Zorn -drückt er durch verschiedene grünzende
Laute aus.
Man hat mir in Paraguay öfters versichert, dafs sich
der Tagnicati in der Gefangenschaft fortpflanze, und dafs
‚dann das Weibchen alle Jahre zwei Junge werfe. Ohne
die Wahrheit dieser Aussagen gerade zu bestreiten , halte
ich dennoch dafür ‚ dafs sie der Bestätigung bedürfen.
Das Fell dieses Nabelschweines wird in Paraguay blofs
zu Säcken und zu Riemen benutzt ‚sein Fleisch hingegen all-
gemein von der ärmeren Volksklasse gegessen. Dieses hat
einen angenehmen Geschmack, der aber von demjenigen
des Schweinefleisches ganz verschieden ist; auch findet sich
hier, statt des Speckes, nur eine dünne Lage von Fett,
welches mit dem Kalbsfett so ziemlich überein kommt.
Ist das Nabelschwein vor seinem Tode lange gehetzt wor-
den, so nimmt zuweilen das Fleisch in etwas den Geruch
der Flüfsigkeit von der Rückendrüse an, wenn man diese
Nicht bald herunterschneidet; sonst aber kann man das
- getödtete Thier in seiner Haut erkalten lassen, ohne dafs
Sich dieser Geruch am Fleische wahrnehmen liefse.
| Der Tagnicati wird, theils seines Fleisches wegen,
theils auch wegen des Schadens, den er in den Pflanzun-
gen anrichtet, häufig in Paraguay gejagt. Man sucht ihn
‚ gewöhnlich mit Hunden in den Wäldern auf , und töd-
tet ihn entweder mit einem Schufse oder mit Lanzensti-
chen. Es ist lange nicht so gefährlich, wie Azara angiebt,
Truppen von Tagnicatis anzugreifen. Wohl mag bier und
da ein unbesonnener Jäger einige Wunden davon getragen
haben, wenn er sich allein und zu Fufse einem grofsen:
%
E RS
Rudel entgegen stellte; jagt man sie aber mit Hunden und
greift sie nur von der Sejte oder von hinten an, so ist
für den Jäger keine Gefahr vorhanden, indem sie so schnell
als möglich davon eilen und sich höchstens gegen schwä-
chere Hunde vertheidigen. Fallen die Tagnicatis oft iR
eine Pflanzung' ein, so gräbt man auf der Seite, wo sie
dieselbe zu verlassen pflegen , eine breite, acht bis neu?
Fufs tiefe Grube, wartet bis sie erscheinen , und jagt sie
dann mit Hunden und unter Geschrei auf die Grube zus
die, wenn das Rudel beträchtlich ist, zuweilen “bis zus
Hälfte von ihnen angefüllt wird. Ich sah auf einem Land-
gute in der Nähe von Villa de San Pedro neun und zwan-
zig Individuen in das nämliche Loch hinabstürzen und
darin durch die Lanze der Jäger ihren Tod finden. Die
Indianer endlich fangen den Tagnicati zuweilen auch 12 í
Schlingen.
Aufser dem Menschen stellen ihm besonders der Ja-
guar und der Cuguar nach, Vor beiden ergreift er, wie
ich es selbst gesehen habe, die Flucht, und widersetzt sich
ihnen keineswegs, wie man in Paraguay behaupten. hört
Dıiıeorvrızs Toxroevırvus F. Cuv-
Der Taytetu.
Die Haare, mit denen der Taytetu bedeckt ist, haber
ihre Farbe und ihre, durchgehends walzenförmige Gestalt
ausgenommen, die nämliche Beschaffenheit, wie diejeni-
gen des Tagnicati; jedoch sind sie in etwas kürzer und lie-
gen näher am Körper an als bei diesem. Am Kopfe und
am Rumpf sind sie schwarz, mit zwischenlaufenden , 8130-
Iichweifsen Ringen; ein graulichweifser Streifen zieht sich
unten vom Halse auf jeder Seite bis zum WViderriste}
seine Breite beträgt anfangs bis zwei Zoll, und nimmt
allmälig ab, so dafs er spitz ausläuft; in seinem Laufe bil-
t
det er einen Bogen, dessen Convexität nach hinten sicht;
die Extremitäten sind beinahe. ganz schwarz.
‚ Bei alten Individuen verliert sich zuweilen ein Theil
der graulichweifßsen Ringe an den Haaren; selbst der yom
Halse ausgehende, lichte Streifen ist bei ihnen oft kaum
noch bemerkbar. Die Farbe der Säuglinge ist röthlich-
gelb, mit braun gemischt. i . ,
Die Dimensionen eines ausgewachsenen, weiblichen
Individuums dieser Gattung sind :
10’ Länge des Kopfes von der Spitze der Schnautze bis
` an den oberen Rand des Hinterhauptbeines; 84 614
Länge des Kopfes von der Spitze der Schnautze bis an
das Hinterhauptloch; _2/ Länge des Rumpfes; 814
Länge des Schwanzes; ı‘ 6// mittlere Höhe.
Was ich über den Körperbau des Tagnicati gesagt
habe, gilt auch vom Taytetu, nur mit dem Unterschie-
de, dafs beim letzteren der Rücken der Nase nicht eben,
sondern seitwärts gewölbt ist, dafs bei ihm der Kopf nach
vorn spitzer zuläuft und die Zxtremitäten einen feineren
Bau zeigen als beim Tagnicati; auch findet sich beim
Säugling dieser Gattung kein querlaufender Eindruck in
der Mitte des Nasenrückens, und die Absonderung der Rü-
ckendrüse verbreitet bei ihr zu allen Zeiten einen stinken-
den Geruch.
Zwischen den Schedeln beider Thiere nimmt man fol-
gende Verschiedenheiten wahr: beim Taytetu sind die Na-
Senbeine der Länge nach schwach, der Quere nach stark
Sebogen , und ihre frei stehende Spitze ist kurz; beim
Tagnicati hingegen erscheint sie beinahe eben, in der Nä-
he der Nasenwurzel in etwas concav, und laufen in eine
- lange und schmale Spitze aus; beim ersteren ist der Ober-
kiefer schmäler, das Jochbein hingegen mehr hervorragend
als beim letzteren ; beim Taytetu ist das foramen infraor-
bitale kreisförmig und eine tiefe Furche des Oberkiefers
erstreckt sich von ihm bis zur Wurzel des Eckzahnes, beim
Tagnicati stellt es blofs eine vertikale : halbmondförmige
Spalte dar und die Furche mangelt gänzlich; bei jenem
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hat der Grat, den die Scheitelbeine längs der Pfeilnath
vor ihrer Vereinigung mit dem Hinterhauptbeine bilden,
nicht nur eine verhältnifsmäfsig, sondern eine absolut
gröfsere Länge als bei diesem; endlich ist beim erstere
der untere Rand des Unterkiefers dünn , beim letzteren dick.
Der Taytetu kommt in Paraguay in allen gröfseren
Waldungen vor. Er lebt entweder paarweise oder in klei-
nen Truppen, von vier bis zwanzig Individuen. Azara’®
Angabe, dafs er sich nicht in den nämlichen Wäldern mit
der vorhergehenden Gattung aufhalte, ist irrig; wahr hin-
gegen ist, dafs sich, wie er versichert, die Rudel beider
Gattungen nie mit einander vermischen.
Die Lebensart des Taytetu, sowohl im freien als im
häuslichen Zustande, stimmt mit derjenigen des Tagnicatt
beinahe ganz überein; nur zeigt der erstere mehr Furcht-
samkeit, besucht weniger die Pflanzungen, und bringt den
Tag an verborgeneren Stellen zu, als der letztere.
Sein Fell und sein Fleisch werden wie die vom Tag-
nicati benutzt. Wenn man ihn jagt, so flüchtet er sich
nicht selten in einen hohlen Stamm oder unter die losen
Wurzeln eines Baumes. Wir tödteten einst in den Urwäl-
dern des nördlichen Paraguay auf einmal fünfzehn Indi-
viduen, die sich in einem solchen Stamme versteckt hat-
ten und die wir durch Rauch wieder heraustrieben.
Die nämlichen Raubthiere, welche der vorherge*
- henden Gattung nachstellen, sind auch die Feinde des
Taytetu.
Gen. $ u s. Lin.
Sus Scrork Lin.
Das Schwein.
Das zahme Schwein wurde erst spät von den Spaniern
in Paraguay eingeführt. Das Clima dieses Landes ist ihm
m 33r e
aber nicht sehr zuträglich , indem es hier weder so grofs;
noch so fett wird, und nicht so viele Junge wirft, wie in
Europa;. auch hat sein Fleisch durch die Verpflanzung viel
Von seiner Schmackhaftigkeit verloren. *)
Gen. Eovuve
Focos Gaısiııvus
Das Pferd.
Bekannter Mafsen wurde das Pferd erst von den Er-
oberern in Amerika eingeführt. Im Jahr 1537 kamen die
ersten Pferde nach Paraguay. Da diese theils aus Spanien ,
theils von den canarischen Inseln abstammten, so ge-
wöhnten sie sich bald an das neue Clima, und pflanz-
ten sich hier eben so leicht wie in ihrem Vaterlande fort. **)
Gegenwärtig besitzt Paraguay eine grofse Anzahl von
Pferden, an denen man aber von den schönen Formen
ihrer Vorältern nur noch wenige Spuren bemerkt.
Das paraguayische Pferd ist im Allgemeinen von mitt-
lerer Statur, hat einen grofsen Kopf, in etwas lange Oh-
ren und dicke Gelenke; dagegen sind der Hals und der
Rumpf gewöhnlich regelmäfsig, wiewohl nicht ausgezeich-
net schön gebaut. Die Haare sind in der warmen Jah-
Teszeit kurz, in der kalten lang, die Mähne und der Schwanz
‘kurz und dünn. Schöne Pferde trifft man also in Para-
nn,
*) In der Provinz von Busnos- Ayres findet man in einigen Meiereien
verwilderte Schweine, die sich aber weder in Gestalt noch in Farbe
von den zahnen unterscheiden, und unserem Wildschweine nicht
-mehr wie diese näheren sollen.
**) Nach Funes (Ensayo de la historia civil del Paraguay, Buenos - Ayres
Y Tucuman, Band T, Seite 143) soll Irala auf einer Entdeckungsreise
im Jahr 4550 schon 600 Pferde mit sich geführt haben. Diese Anga-
be scheint aber übertrieben zu seyn, denn Azara sah in den Archi-
ven von Asuncion eine Handschrift, nach welcher Irala im Jahr 4551
ein spanisches Pferd noch für ungefähr 45000 Gulden kaufte.
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guay nicht an; jedoch finden sich in einigen Meiereien
zuweilen noch Individuen, bei denen bald der kleine,
schafähnliche Kopf, bald der schön gebogene Hals, bald
die feinen Extremitäten und die kurzen und seltenen Haare
an den Füfsen, bald die lange Mähne und der dicke Schweif
noch von ihrer edeln Ábkunft zeugen.
Ihre Farbe ist so mannigfaltig wie bei ER europäl-
schen Racen; jedoch kommt die TEE TE die
gelblichbraune und die bräunlichschwarze am häufigsten
vor.
Wie an Gröfse und Schönheit stehen die Pferde yon
Paraguay den Spanischen auch an Kraft nach, keineswegs
aber an Schnelligkeit und an Gewandtheit, welche beide
sie, vorzüglich beim Zusammentreiben der Viehheerden
und auf der Jagd, in hohem Grade an den Tag legen. An
Ausdauer im Laufe endlich übertreffen sie die ersteren um
Vieles, was man bei einem so warmen Klima nicht er-
warten sollte. Ich habe sehr oft, und diefs in der Hitze,
mit einem Pferde acht bis sechszehn Stunden beinahe in
ununterbrochenem Galoppe zurückgelegt, ohne dafs hier-
aus für das Thier irgend ein Nachtheil erwachsen wäre.
Die Ursachen, welche die Ausartung des Pferdes in
Paraguay herbei führten, sind vornämlich in der schlech-
ten Nahrung und in dem Mangel von Pflege zu suchen.
Wohl mag grofse. Hitze auf N Entwicklung einen un
günstigen Einfluß ausüben ; jedoch war dieser in Paraguay
nicht stark genug, um die edelste Pferderace Europa’s so
sehr verwandelt zu haben, denn die schönsten und kräß
tigsten Pferde wurden ee von den Meiereien gelie-.
fert, welche im wärmsten Theile des Landes, unter dem
drei und zwanzigsten Breitengrade, lagen. *) In diesen
Gegenden finden sich aber die fettesten Weiden und die
Besitzer derselben richteten ihre Aufmerksamkeit einiger-
mafsen auf die Pferdezucht, während im übrigen Paraguay
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*) Diese schönen Meiereien wurden kurz vor der Reyólution von dem
wilden Indianerstamme, den Mbayas , zerstört,
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die Weiden im Allgemeinen schlecht sind und auf die.
Erziehung und die Besorgung der Pferde wenig geachtet
wird.
Die Weiden bestehen aus einer einzigen Grasart, wel-
Che ausschließslich die Felder bedeckt. Im Frühling treibt
dieses Gras stark hervor > verursacht aber, so lang es noch
jung ist, den Pferden Durchfall, so dafs sie in dieser Jah-
Teszeit sehr schwach sind. Im Sommer und im Herbste
ist es, aufser bei grofser Trockenheit, in hinreichender
enge vorhanden, und die Pferde werden davon fett; je-
doch verschwindet diese Fettigkeit sogleich, wenn das Thier
gebraucht wird, und dabei kein anderes, kräftigeres Fut-
ter erhält. So wie im WVinter mit den. Südwestwinden
die Kälte‘ eintritt, verwelkt beinahe alles Gras, und die
Pferde müfsen sich mit den dürren, durch Sonne und Re-
gen aller nahrhaften Theile beraubten Halmen behelfen,
wobei sie immer sehr abmagern, *) Ferner macht diese
ausschliefsliche Nahrung den Pferden das Salz zum Bedürf-
nils, so dafs sie dasselbe nicht mehrere Monate entbehren
können, ohne zu Grunde zu gehen. Sie suchen daher -
von Zeit zu Zeit die Stellen ihrer Weiden "auf, wo sich von
Salzen durchdrungene Thonerde findet und verweilen stun-
denlang bei denselben, um sie zu belecken. ”) Wo hin-
gegen Stallfütterung statt findet, bedürfen die Pferde kei-
nes Salzes.
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Pflege erhalten die Pferde in Paraguay beinahe gar
keine, Sie bringen das ganze Jahr unter freiem Himmel -
=. ‚Alle.acht. Tage treibt man sie einmal zusaminen
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e Einige Gegenden von Paraguay, wie z. B. die Missionen machen ,
durch die Fruchtbarkeit ihres Bodens > hiervon eine Ausnahme, indem
sie sich durch üppigen und das ganze Jahr hindurch frischen Gras-
wuchs auszeichnen ; auch gedeihen dort die Pferde weit besser als im
übrigen Lande,
*) Da in den höheren Gegenden von Paraguay, wie in den grasreichen
Lomadas (Hügelland) zwischen dem Caa guazu (dem grofsen Walde)
und dem Flecken Yhu > so wie beinahe im ganzen nordöstlichen Theile
des Landes, kein salziges Erdreich vorhanden ist, so können die dor-
tigen Weiden nicht einmal benutzt werden.
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damit sie sich nicht zu weit von der "Wohnung des Ei-
genthümers entfernen. ‚Alsdann untersucht man auch die
Wunden, die sie zufällig erhalten haben , so wie den Na-
bel der Füllen, indem die Schmeifsfliegen häufig ihre Eier
in diese Stellen legen; man reinigt dieselben und bestreieht
die Wunden mit Kuhmist. Läfst nun der Besitzer einer
Meierei noch den Stuten und den Hengsten alle zwei bis
drei Jahre die Mähne und den Schwanz abschneiden , 50
glaubt er seine Pferde genugsam besorgt zu haben. An
Veredlung der Race denkt Niemand; im Gegentheile muß
diese sich immer mehr verschlimmern, indem die schön“
sten Hengste verschnitten werden.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie bald
durch kräftigere Nahrung und bessere Pflege die Pferde
in diesem: Lande könnten uwmgeschaffen werden. Thier?
von gewöhnlichem Schlage, die ich mit Manioc, Mais“
körnern, Zuckerrohr und, statt des Gräses, mit junges
Maispflanzen fütterte, zeichneten sich schon nach wenigen.
Monaten durch ihr kurzes und glänzendes Haar, durch j
ihr festes Fleisch, ihre stolze Haltung und ihre Stärke vo?
anderen aus. Neben der befseren Nahrung erhielten |
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war”
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ot & tE 7 Ya
Pepe ll ar. ê
‘aber auch die nöthige Pflege, indem sie täglich, bei wal“
mer Witterung sogar zwei bis drei Mal des Tages geba-
det, gekämmt und gestriegelt, bei großer Sonnenhitze,
bei Regenwetter und bei kaltem Südwinde unter Dach ge
halten wurden. *) Be
In Paraguay finden sich keine verwilderten Pferdes
wie diefs in den Pampas von Buenos-Ayres und in der
Banda Oriental der Fall ist. **) Jedoch ist der Zustand
Stel
sam
ho /
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*) In Chili hat man durch gute Besorgung die spanische Pferderace fast
unverändert erhaiten.
**) Als dic Spanier vom Hunger und von den wilden Indianern gedrängt,
= im Jahr 1537 Buenos - Ayres verließen, konnten sie nur einen Theil
ihrer Pferde einschiffen und gaben daher den übrigen die Freiheit. Im
` Jahr 4580 wurde Buenos - Ayres wieder erbaut, und die Gründer die
ser Stadt fanden bei-ihrer Ankunft ganze Heerden wilder Pferde, wer
che ‚von jenen freigelassenen abstammten. Die Vermehrung derselbe"
in den Pampas von Buenos-Ayres wird besonders dadurch begit
\
— 335 —
dieser Thiere in Paraguay, wie wir schon. oben geschen
haben ‚'von dem wilden nicht sehr verschieden. - Sie leben
$ truppweise ; gewöhnlich in dem bestimmten Reviere, an
as man sie von Jugend auf gewöhnt hat. Jedem Hengst
giebt man -zwölf bis achtzehn Stuten, die er zusammen
‚hate und gegen fremde Hengste vertheidigt; gesellt man
hm zu viel Stuten zu, so hütet er dieselben nicht mehr.
ie Füllen leben mit ihren Müttern bis ins dritte oder vierte
ahr. Diese zeigen für ihre Jungen, so lange sie noch:
‚augen, grofse Anhänglichkeit und vertheidigen sie zuwei- -
‚en sogar gegen den Jaguar. . Einen eigenen Kampf haben
die Stuten nicht selten mit den Maulthieren zu bestehen,
bei denen sich zu Zeiten eine Art von Mutterliebe regt, so
dafs sie durch List oder Gewalt ein Füllen entführen und
ihm ihre milchleeren Euter zum Saugen darbieten, wo-
bei, wie man leicht denken kann ‚ das Füllen zu Grunde
Sehen mufs. Wenn die Pferde etwas über zwei bis drei
Jahre alt sind, so wählt man unter den jungen Hengsten
einen aus, theilt ihm junge Stuten zu und gewöhnt ihn
mit denselben in einem besondern Reyiere zu weiden ; die
übrigen Hengste hingegen werden verschnitten und gleich-
falls von den Alten abgesondert. Die Thiere, welche zu
stigt, dafs es dort nur wenige Schmeifsfliegen giebt. Diese legen näm-
lich ihre Eier in den blutigen Nabel der Füllen, was ein Geschwiir
zur Folge hat, an welchem das Thier, wenn nicht menschliche Hülfe
dazwischen kommt, zu Grunde gehen mufs. In Paraguay., wo diese
Fliegen in großer Menge vorhanden sind, haben sich daher keine |
Heerden von wilden Pferden bilden können. Ferner sind die Pam-
pas im Winter nicht ohne Futter, indem das abgestorbene Gras reich.
lich durch Klee ersetzt wird. Diese bessere Nahrung ist dann auch
wohl einzig Ursache, dafs die Pferde von Buenos - Ayres und von der
Banda - Oriental durch Größe und Stärke sich vor denen von Para-
guay auszeichnen, denn Pflege erhalten sie keine,
Vebrigens unterscheiden sich die wilden Pferde in diesen Provin-
zen, WO sie Vaguales genannt werden, nicht von den gezähmten ,
aufser dafs sie yon keiner anderen als von brauner oder schwarzer
Farbe vorkommen. Vor der Revolution traf man deren in Heerden
von 100 bis 4000 Stücken ‚ und verfolgte sie gewöhnlich blofs des Scha-
dens wegen , den sie den Meiereien zufügten; seither aber haben sich
‚die ärmeren Landleute aus den Fellen derselben einen Erwerbszweig
gemacht , so dafs sich ihre Anzahl bedeutend vermindert hat.
— 336 —
einem Truppe, sei es.von einem Hengste und seinen Stu-
ten‘ oder von Wallachen gehören, mischen sich nie unter
andere und halten sich immer zusammen, so dafs es schwer
fällt, auf der Weide ein Pferd von seinen Gefährten zu
trennen. Werden sie mit einander vermengt, wie dieß
jede Woche beim Zusammentreiben aller . Pferde eine
Meierei geschieht , so finden sie sich nachher gleich wie”
der auf. -Der Hengst ruft durch Wiehern seine Stute?
zusammen, die Wallachen suchen sich gegenseitig auf und
jeder Trupp bezieht wieder seinen Weideplatz. Tausend
und mehr Pferde brauchen so keine Viertelstunde, um
sich in Haufeu von zehn bis dreifsig Individuen zu “yer
theilen. ` Ich glaube bemerkt zu haben , dafs Pferde von
gleicher Statur oder von der nämlichen Farbe sich leich“
ter an einander gewöhnen, als wenn hierin grofse Ver-
schiedenheit zwischen ihnen herrscht, und dafs die frem-
den, aus der Banda - Oriental und aus Entre-Rios ein“
geführten Pferde sich vorzugsweise zu einander und nicht
zu Inländischen gesellen,
Die Pferde in Paraguay zeigen übrigens nicht allein
für ihre Gefährten, sondern auch für ihre Weiden, gro“
fse Aehnlichkeit; ich habe deren gesehen, welche aus ei-
ner Entfernung von achtzig Stunden zu denselben zurück“
gekehrt waren. Um so viel sonderbarer ist die Erschel“ ,
nung, dafs zuweilen die Pferde ganzer Gegenden aufbre“
chen und, bald zerstreut, bald haufenweise davon renne?”
Diefs geschieht, wenn nach anhaltender trockener Witte“
rung plötzlich starker Regen fällt; wahrscheinlich fliehe®
sie aus Furcht vor dem Hagel, der nicht selten das erst?
Gewitter begleitet. i
Die Sinne dieser, beinahe wild lebenden Pferde sche”
nen mir zum Theile schärfer zu seyn, als es bei den Eu”
ropäischen der Fall ist. Ihr Gehör ist, äufserst fein , was ma®
besonders bei Nacht beobachten kann, indem sie öfters
durch die Bewegung der Ohren das-Vernehmen eines.
räusches verrathen , auf welches der Reiter vergebens horcht-
Ihr Gesicht ist, wie überhaupt bei dem Pferde, schwach3
|
da sie aber fortwährend unter freiem Himmel leben , so gë-
langen sie durch Uebung dazu, die Gegenstände, mehr
Wie unsere Pferde, schon aus einiger Entfernung zu un-
terscheiden. Schärfer als das Gesicht ist ihr Geruch; auch
Machen sie sich vermittelst desselben am leichtesten mit
ihren Umgebungen bekannt, indem sie alles, was ihnen
fremd erscheint beriechen. Durch ihn lernen sie ihren
8ewöhnlichen Reuter, das Reitzeug, den Schoppen, wo sie
Sesattelt werden, u. s. w. kennen; durch ihn wissen sie
in sumpfigen Gegenden die bodenlosen Stellen auszumit-
teln und denselben auszuweichen, und durch ihn endlich
finden sie in dunkler Nacht oder bei dichtem Nebel den
Weg nach ihrem Wohnorte oder nach ihrer Weide. Gute
Pferde beriechen mehrentheils ihren Reuter im Augen-
blicke, wo er aufsteigt, und ich hahe solche gesehen, wel-
che denselben gar nicht aufsteigen lieisen oder sich sei-
ner Leitung widersetztien, wenn er nicht einen Poncho
(Mantel) von Cordova mit sich führte, der einen eigenen,
harnähnlichen Geruch hat, und womit die Landleute » wel-
che die Pferde bändigen und zureiten immer bekleidet
sind. Werden sie durch den Anblick irgend eines Ge-
genstandes erschreckt, so kann ınan sie nicht leichter be-
sänftigen, als wenn man denselben von, ihnen beriechen
läft. So gut: sie übrigens durch den Geruch ihre nahen
Umgebungen kennen und unterscheiden, so wenig nützt
ihnen derselbe für die Entfernung. Ich habe selten ein
Pferd gesehen, welches einen Jaguar auf 5o oder noch
Weniger Schritte gewittert hätte; sie machen daher in den
bewohnten Gegenden von Paraguay die häufigste Beute
dieses Raubthieres aus, Wenn in trockenen Jahren die
Quellen, wo sie zu trinken gewohnt sind, versiegen, so
kommen sie eher vor Durst um, als dafs sie andere auf-
suchten, während das Hornvieh oft fünf bis zebn Stun-
den weit das Wasser wittert und demselben nachgeht, Der
Geschmack ist bei ihnen sehr verschieden; einige gewöh-
nen sich leicht an das Stailfutter, das aus Mais, Manioc
ay
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Sn nn sen
— 338 —
und Zuckerrohr besteht, und lernen allerlei Früchte, selbst
an der Sonne getrocknetes Fleisch, frefsen , während an-
dere eher verhungern, als dafs sie aufser dem gemeinen
Grase irgend eine Nahrung berührten. Ihre Haut endlich
ist bei weitem nicht so empfindlich , wie die unserer Pfer-
de, indem das Gefühl theils durch das Leben unter frei-
em Himmel, theils durch die Mosquiten und Bremsen,
deren Verfolgung sie beinahe das ganze Jahr ausgesetzt sind,
von Jugend auf abgestumpft wird.
Der Charakter des paraguaischen Pferdes ist im All-
gemeinen gutartig; er wird aber häufig durch die gewalt-
same Behandlung bei der Bändigung verdorben. Wenn
nämlich das Pferd ein Alter von vier bis fünf Jahren er-
reicht hat, so wird es eingefangen, an einen Pfahl ge
bunden und trotz seines Widerstrebens gesattelt und ge“
zäumt. Nun wird es vom Pfahle losgemacht und im näm“
lichen Augenblicke schwingt sich ein Pferdebändiger, def
mit sehr grofsen Spornen und einer starken Peitsche ver-
sehen ist, auf seinen Rücken, und tummelt dasselbe un-
ter Spornstreichen und Peitschenhieben so lange auf dem
Felde herum, bis es sich vor Müdigkeit nicht mehr wi-
dersetzen kann und der Lenkung seines Reiters folgt. Diese
Operation wird nun von Zeit zu Zeit wiederholt, und 50
wie das Pferd keinen coreovo (Bockssprung) mehr macht
so heifst es zahm. Es versteht sich, dafs unter einer sol“
chen Behandlung sehr viele Pferde störrisch und bösartig
werden , ausschlagen , Seitensprünge machen, den Reite!
auf gleiche Weise abzuwerfen suchen, sich bäumen bis
zum überschlagen u. s. w. Bei sanfter Behandlung hin
gegen wird das Pferd, selbst wenn es früher mifshandelt
worden ist, äufserst lenksam und zutraulich,, läfst sich auf
der Weide leicht fangen und unterzieht sich willig den
stärksten Anstrengungen. Zuweilen aber liegt der Grun
seiner Widerspänstigkeit in einem krankhaften Zustande.
So, z. B., werfen sich Pferde mit schwacher Brust nicht
selten auf den Boden, wenn ihnen der Bauchriemen 7%
f
stark angezogen wird; andere, deren Rücken schwach ist,
kann der Reuter nie zum Stehen bringen ; solche, welche
ein kurzes Gesicht oder ein sehr feines Gehör haben, er-
schrecken selbst vor den bekanntesten Gegenständen und
nehmen einen Seitensprung oder fahren bei jedem Schalle
zusammen. Auch übermäfsige Anstrengung in der Jugend
oder heftige Eindrücke können ein Pferd für immer wie-
derspänstig machen. So habe ich deren gesehen, die
man zu jung für das sogenannte pechar, d. h., gegen
Pferde oder Ochsen ansprengen und dieselben mit der
Brust über den Haufen werden > abrichten wollte, welche
Später jedem Thiere, das sich ihnen näherte, auswichen.
Eben so ist ein Pferd, das als Füllen von einem Jaguar
verwundet worden ist, beinahe unbrauchbar, indem es
auf dem Felde vor den, durch das weidende Vieh zur Er-
de gedrückten Grashalmen, und, bei einer schnellen Wen-
dung, selbst vor seinem eigenen Schalten erschrickt.
Unter den intellectuellen Fähigkeiten dieser Thiere
zeichnet sich besonders ihr Gedächtnifs aus. Pferde die
nur einmal den Weg von Villa Real nach den Missionen
gemacht hatten, kehrten aus den letzteren, nach mehre-
ren Monaten, auf dem nämlichen, mehr als hundert Stun-
den betragenden Wege allein wieder nach Villa Real zu-
rück.. Wenn in der Regenzeit des Herbstes alle Wege voll
Wasser, Pfützen und bodenlosen Stellen, und alle Bäche
‚angeschwollen sind, so wird doch ein gutes Pferd, wel-
ches diese Wege schon. einige Mal zurück gelegt hat, sei-
nen Reiter, nicht nur bei Tag, sondern auch bei Nacht,
Sicher durch solche, zuweilen gefährliche Stellen tragen.
Dabei geht es, wenn es nicht angetrieben wird, immer
mit grofser Bedächtlichkeit zu Werke, und diefs noch mehr
wenn ihm die Gegend unbekannt ist. Auf meinen Rei-
sen trieb ich die Pferde, welche ich zum Wechseln mit
mir führte, gewöhnlich zuerst in die Sümpfe, durch die
ich zu setzen hatte , um mir von ihnen den sichersten
Weg ausmitteln zu lassen; diefs thaten sie dann auch,
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wenn man ihnen die gehörige Zeit liefs, mit der gröfsten
Umsicht, indem sie bei jedem Schritte bald den Boden
berochen, bald die Festigkeit desselben mit einem der
Vorderfüßse untersuchten.
Diese Bedächtlichkeit rührt übrigens nicht etwa von
einem Mangel, an Muth her, denn das paraguayische Pferd
ist sehr beherzt und stürzt sich, wenn es sich von einem
kräftigen Reiter gelenkt fühlt, ohne Zaudern in jede. Ge-
fahr. Es geht dem wüthenden Stiere und selbst dem Ja-
guar entgegen, springt vom schroffen Ufer in die Flüfse
und durchschneidet im vollem Laufe die Feuerlinie eines
brennenden Feldes.
Die Pferde erreichen in Paraguay ein eben so hohes
Alter, wie in Europay wenn’sie gute Nahrung erhalten
und nicht übermäßig angestrengt werden; da aber beides
nur sellen der Fall ist, so kann man ein zwölfjähriges
Pferd schon für alt ansehen. Sie sind nur wenigen Krank-
heiten unterworfen. Am häufigsten kommt bei ihnen ei-
ne Art von Raude vor, die bei anhaltendem Regenwetter
erscheint, mit der schönen Witterung aber verschwindet;
auch findet man unter den Wallachen nicht selten lun-
genkranke Individuen. Ferner sieht man fast auf allen
Weiden rachitische Pferde, bei denen der Kopf und der
Rumpf beinahe ihre gewöhnliche Gröfse erreichen, die Ex-
tremitäten aber kurz und dick, mehrentheils krumm und
mit grofsen Gelenken versehen sind. Ungeachtet dieser;
bald gröfseren , bald geringeren Verunstaltungen , sind die
Thiere stark und legen gewöhnlich noch mehr Intelligenz,
dabei áber auch mehr Bösartigkeit, an den Tag, als an- 4%
dere Pferde. Die Kehlsucht (gourme), die Rotzkrankheit
oder sonst irgend eine Seuche habe ich hingegen in Pa-
raguay nie beobachtet. Man sieht übrigens in diesem Lan-
de wenig nach den Krankheiten der Pferde, denn so wie
eines erkrankt, schickt man es ohne weitere Besorgung
auf die Weide, wo es entweder sich von selbst wieder
herstellt oder umkommt.
MER 341 prea
Der Nutzen, welchen die Einwohner yon Paraguay
von den Pferden ziehen, ist lange nicht so grofs, als man
erwarten sollte. Sie halten die Hengste und die Stuten
nur allein für die Fortpflanzung und machen blofs von
den Wallachen Gebrauch. Diese dienen ihnen aber nur
zum Reiten ; selten werden sie an einen Wagen gespannt
oder als Lastthiere benutzt. Der einzige wesentliche Vor-
theil, welchen diese Thiere dem Einwohner von Paraguay
öewähren , besteht darin, dafs er vermittelst derselben gro-
{se Strecken in kurzer Zeit zurücklegen kann, was ihm theils
für den Verkehr bei den weiten Entfernungen, theils zur
Besorgung seiner Heerden , höchst nothwendig ist. Aus-
serdem dient das Pferd blofs dazu, der angebornen Träg-
heit seines Herrn zu fröhnen, indem dieser hundert klei-
ne Verrichtungen, die er weit schneller und besser zu Fufse
vornehmen würde, seiner Bequemlichkeit wegen zu Pfer-
- de ausführt; auch ist es ein gewöhnlicher Ausruf der Pa-
Taguayer: „was wäre der Mensch ohne das Pferd! «
EP nF E
Der Esel.
Der Esel wurde, gleich dem Pferde, von den Spa-
niern in Paraguay eingeführt. Das Klima dieses Landes
hat aber einen noch weit ungünstigeren Einflufs auf ihn
ausgeübt, als auf das letztere, indem er, unter den näm-
lichen Verhältnissen ‚ Sich weit weniger vermehrt hat und,
weit mehr entartet ist als das Pferd; blofs in seiner Far-
Ebe ist er unverändert geblieben. Diese Thiere finden sich |
in Paraguay nur in geringer Anzahl vor, und sind so
klein und so schwach, dafs sie beinahe einzig von den
Indianern benutzt werden, welche in den ehemaligen
Missionen leben , und gewöhnlich keine Pferde halten
dürfen.
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Aufser dem gebrauchen einige Besitzer von Meiereien
das männliche Thier zur Zucht von Mauleseln *), die
aber ebenfalls den Europäischen an Gröfse und Kraft nach-
stehen; die schwerste Last, die sie zu tragen vermögen »
und mit welcher sie täglich nicht mehr wie vier bis sechs
Stunden zurücklegen , beträgt vier Ceniner.
*) Das Nähere über die Zucht der Maulesel in Paraguay findet sich in
Azara’s Essai sur Phistoire naturelle des quadrupedes etc. Theil LH:
Seite 346 und folgende. |
SIEBENTE ORDNUNG. RUMINANTIA.
Gen. CeEeRvUS L
Wir verdanken Azara die ersten genauen Beobachtun-
gen über die Hirsche des östlichen Südamerika. Er beschrieb
vier Gattungen von diesen Wiederkauern, und seit ihm
sind in jenen Gegenden weder neue Hirsche entdeckt,
noch über die schon entdeckten neue Beobachtungen ge-
macht worden.
Auch ich fand in Paraguay blofs die vier Galtungen
Azara’s. Alle vier stimmen in ihren Geschlechtskennzei-
chen vollkommen mit dem Edelhirsche und mit unserem
Reh überein. Ihr Zahnbau hat im vollkommenen Zustan-
de, mit Ausnahme einiger ganz unerheblicher Abweichun-
gen, die nämliche Beschaffenheit, wie bei diesen. Auch
in der Zahl, der: Gestalt und der Ersetzungsart der Milch-
zähne herrscht zwischen den amerikanischen und den ge-
nannten europäischen Gattungen kein Unterschied. Bei
jenen, wie bei diesen, sind nur die Männchen mit Ge-
weihen versehen.
Hingegen weichen die Hirsche von Paraguay darin von
den unsrigen ab, dafs sich bei ihnen der Geschlechtstrieb
nicht immer zur nämlichen Jahreszeit einstellt. , Dieses
beweisen die Säuglinge, deren ich, von allen vier Gat-
tungen , sowohl im Herbste als im Frühjahre angetroffen
habe. Da nun, wie bekannt, die Geschlechtstheile und
die Geweihe der männlichen Hirsche in einem, bis jetzt
unerklärten Zusammenhange stehen, so ist diese Verschie-
ti A
Fa
denh ‚eit der Brunftzeit ohne Zweifel die Ursache, warum
die Hirsche in Paraguay keinen bestimmten Zeitpunkt zum
Abstofsen ihrer Geweihe haben. Die einen tragen sie nf
ein Jahr, andere hingegen anderthalb bis zwei Jahre, und
selbst das nämliche- hun stöfst dieselben nicht je-
desmal in der gleichen Jahreszeit ab.
Schon Azara bemerkte diese Unregelmäfsigkeit in dem
Wechsel der Geweihe, an welcher der Prinz zu Wied *)
‚ohne hinlängliche Gründe zweifelt. Dagegen erwähnt
Azara nirgends der Säuglinge, die im Spätjahre angetrof-
fen en
- Von den in Paraguay vorkommenden Hirscharten ge“
hören zwei zu der fünften, die zwei anderen zu der sechs-
ten der von Herrn von Blainville aufgestellten Abtheilun-
gen des Hirschgeschlechtes. Die ersteren haben : nämlich
Geweihe mit mehreren Enden, von denen aher keines
gleich über der Rose entspringt; bei den letzteren sind
die Geweihe einfach oder blofse Spielse.
Gervrus Pıruvposuwg Dem.
Der Guazu-pucu.
ı Der 'gröfste unter den vier Hirschen von Paraguay
wird in der guaranischen Sprache Guazu-pucu, d. h.
hoher Hirsch , genannt. BE
Seine Haare haben, mit Ausnahme der Farbe, die
nämliche Beschaffenheit wie die von unserem Edelhirsch®-
Ihre Farbe hingegen ist im Allgemeinen bräunlichroth 3
die Lippen sind ice an jeder Kinnlade findet
sich vorn ein schwarzer Flecken ; ein Streifen yon der
nämlichen Farbe läuft über den Rücken der Nase bis ın
die Mitte der Stirn; die Augenlieder sind ebenfalls sch war?
*) Beiträge zur Naturgeschichte von Brasilien. Band II. Seite 589.
und von einem gelblichweifsen Ringe umgeben, der, un-
ten in etwas breiter, sich bis auf den Backen. erstreckt;
‚die innere Seite des Ohres ist gelblichweißs ; die Kehle,
der untere Theil der Brust, und = innere Seite der : Ex-
tremitäten bei ihrem - Zusammenhange mit dem Rumpfe
sind weifslichgelb; die Mittellinie vorn ander Brust ist
Schwärzlichbraun ; von dieser Farbe sind auch die vier Extre-
Miläten vom oberen Ende des carpus und des tarsus an ab-
Wärts, so wie die untere Seite des Schwanzes.
Diefs sind die Farben eines erwachsenen Männchens
im Winterkleide; im Sommer erscheinen dieselben in et-
was lichter und bläfser. Der Hirschkuh mangelt der schwarze
Sireifen auf der Nase und der schwätzfiehbraume auf "der
Brust, was auch bei den Säuglingen beideriei Geschlech-
tes der Fall ist,
Eigentliche Farbenabänderungen traf ich sonst bei die-
sem Hirschen keine an; nur sieht man zuweilen Indivi-
duen, welche am ganzen Körper in etwas heller oder auch
in etwas dunkler gefärbt sind, als gewöhnlich; das Land-
volk nennt die ersteren blanquiscos, weifßsliche, die an-
deren requemados, gebräunte. Mehrere Jäger versicher-
ten mich, dafs auch albinos bei dieser Hirschart vorkom-
men, was übrigens schon Azara anführt.
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Männchens,
dessen Geweihe vier Enden zeigten, sind folgende:
ı! Länge des Kopfes; 4/ 2//.6/!! Länge des Rumpfes;
44 6111 Länge des Schwanzes; 3/ 2’ mittlere Höhe;
6/! 1!!! Länge des Ohres; 34 4/4 Breite desselben.
Der Körperbau des Guazu-pucu kommt demjenigen
des Edelhirschen nahe, nur ist er im Ganzen in etwas
schmächtiger; hingegen weichen diese beiden Thiere in
der Gestalt ihrer Geweihe sehr .von einander ab. Diese er-
langen bei dem ersteren nie die Gröfse und Stärke wie
En letzteren, und verästeln sıch weder so vielfältig noch
auf die nämliche Art, wie bei diesem. Sie sitzen auf ei-
nem, von den äufseren Bedeckungen umgebenen , wal-
zenförmigen Fortsatze der. Stiraknechen,, oder dem Rösen-
a en he ENTE ae
= 336 =
stocke, welcher bei erwachsenen Individuen verhältnifsmäs-
sig niedriger und dicker ist als bei jungen, und laufen
so rückwärts, dafs der Stamm des Geweihes mit der Grund-
fläche des Schedels einen Winkel von ungefähr 45 Gra-
den bildet. Ihre untere Hälfte krümmt sich in etwas nach
aufsen, die obere nach innen. Der Stamm ist walzenfor-
mig, wird an der Stelle, wo die Ende entspringen , abge-
plattet, auf der inneren Seite flach, auf der äufseren İP
etwas convex. Mehr oder weniger tiefe Rinnen laufen vol
der Rose bis gegen die Spitze der Ende, und am Stamme»
che die Verästlungen anfangen, bemerkt man einige klein®
Erhabenheiten oder Perlen. Die Ende sind alle, mehr
oder weniger, in einer mit der Axe des Körpers gleich“
laufenden Ebene enthalten; an ihrer Basis unvollkommen
dreieckig,, gehen -sie von da kegelförmig aus. Die Rose
erreicht keine bedeutende Gröfse. Die Farbe der Geweihe
ist, wenn sie eben den Bast verloren haben, bräunlich-
weils, später aber werden sie braun.
Die ersten Geweihe des Guazu-pucu, welche nach
Verflufs des ersten Jahres erscheinen, sind einfach; die
iweiten haben jedes zwei Ende; mit zunehmenden Jahren
vermehren sich die Ende bis auf fünf. Ob aber, bis die“
se die Zahl fünf erreicht haben, bei jedem neuen Triebe
ein Ende mehr zum Vorschein komme, ist mir unbekannt.
Die einfachen Geweihe sind ungefähr sechs Zoll lang, a®
der Basis sieben Linien dick, walzenförmig und spitz zU°
laufend. Die eines Vierenders haben, ihrer Krümmu2z
nach, eine Länge von neun und einen halben Zoll, und
an der Basis einen Durchmesser von neun Linien. Viert“
halb Zoll über der Rose theilen sie sich unter einem Win“
kel von 65 Graden in zwei Ende, von denen das vorder®
vier Zoll lange, seine Richtung nach oben und in etw@®
nach vorn nimmt, das hintere dagegen welches sechs
Zoll lang ist, in der Richtung des Stammes fortläuft. Die-
ses letztere Ende ist, einen Zoll unter der Spitze, zusam“
men gedrückt, so dafs es nach hinten einen, bei zwei
Zoll langen, scharfen Grat bildet. Bei den Sechsendern
Sind die Geweihe etwa sechszehn Zoll lang; vier Zoll über
der Rose entspringt das erste, acht Zoll lange Ende, das
Seine Richtung zuerst nach vorn und oben nimmt und sich
dann, ungefähr in seiner Mitte, allmälig ganz nach oben
und sogar in etwas nach hinten umbiegt; die zwei ande-
ren Ende, von denen das vordere ctwa sechs, das hintere
vier Zoll lang ist, sitzen sechs Zoll über dem ersten; ihre
Richtung ist wie beim Vierender. Die Geweihe der Acht-
ender haben eine Länge von ungefähr siebzehn Zoll, und
an der Basis einen Durchmesser von beinahe anderthalb
Zoll. Die Rose ist grofs und höckerig. Fünf Zoll über
derselben theilt sich das Geweih in zwei Aeste; der vor-
dere ist vier Zoll lang, läuft nach vorn und oben und
geht in zwei Ende aus, von denen jedes eine Länge von
etwa fünfthalb Zoll hat. Der hintere verfolgt in einer
Länge von fünfthalb Zoll die Richtung des Stammes, und
spaltet sich dann gleichfalls in zwei Ende, von denen das
vordere nach oben und in etwas nach vorn gerichtet ist
und eine Länge von sieben und einem halben Zoll hat,
das hintere nach oben und in etwas nach hinten sieht,
und nur vierthalb Zoll lang ist. Die Geweihe eines Zehn-
enders konnte ich mir nicht verschaffen; Azara hingegen
hat deren gesehen, beschreibt sie aber nicht umständlich.
. Die angeführte Länge der verschiedenen Geweihe und
Ende ist übrigens nicht bei allen Individuen die nämliche,
so dafs man Vier-, Sechs- und Achtender antrifft, bei
denen sie bald in etwas gröfser, bald in etwas kleiner
erscheint.
Der Guazu -pucu wechselt, wie ich schon oben von
den Hirschen dieses Landes überhaupt bemerkt habe, die
Geweihe nicht immer zur nämlichen Jahreszeit. Die mehr-
sten Individuen stofsen dieselben im Augstmonat, Herbst-
monat und Wintermonat ab, andere hingegen erst im
April und May. Das Männchen ist in der oberen Kinn-
lade mit zwei Eckzähnen oder sogenannten Hacken verse-
hen, welche dem Weibchen mangeln. Die Backenzähne
beider Geschlechter sind verhältnifsmäfsig in etwas höher
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BE 2
— 348 —
als beim Edelhirsche, und die Oberfläche ihrer Krone
reibt sich nicht so schnell ab, wie bei diesem.
Der Guazu -pucu hält sich in Paraguay blofs im Sumpf-
lande auf; bei grofsen Ueberschwemmungen jedoch tfft
man ihn auch in den höher gelegenen Waldungen und
auf den Feldern an, wo er aber so nahe als möglich beim
Wasser bleibt, dem er auch bei seinem Rückzuge folgt
Der Prinz zu Wied bezweifelt ohne Grund Azara’s Anga-
ben über den Aufenthaltsort dieses Hirschen; seine Ver-
muthung aber, dafs der Guazu-pucu und der Veado Gal-
heiro des Inneren von Brasilien zur nämlichen Gattung
gehören, ist nicht unwahrscheinlich , indem ich den er-
steren auch in dem höher gelegenen Theile von Paraguay}
unter dem zwei und zwanzigsten Breitengrade antraf und
mich mehrere Jäger, welche einige Zeit in der Provin#
Matogroso zugebracht hatten, versicherten, dafs er dort bis
zum siebzehnten Grade vorkomme. Jedoch überall hält
er sich blofs in sumpfigen Gegenden auf, an denen in
einem so wasserreichen Lande kein Mangel ist.
Den gröfsten Theil des Jahres hindurch lebt er in klei-
nen Gesellschaften, von drei bis fünf Individuen. Am
häufigsten sieht man’ einen alten Hirschen von zwei Hirsch“
kühen und etwa einem Schmalthiere begleitet. Während
dem Männchen die neuen Geweihe wachsen, geht es al-
lein; auch das Weibchen trennt sich, wenn die Zeit def
Niederkunft nahe ist, von seinen Gefährten ; nach dersel-
ben erscheint es während mehreren Wochen blofs in Ge-
sellschaft seines Säuglinges.
Abends nach Sonnenuntergang, während der Nacht»
und am frühen Morgen geht der Guazu -pucu seiner Nab-
rung nach; den Tag über liegt er im hohen Grase oder
Schilfe versteckt. Er nährt sich von mehreren Grasarten
und von fetten Sumpfpflanzen ; auch sieht man ihn zuwei-
len den oben erwähnten, salzigen Thon aufsuchen und
denselben belecken , was auch bei den folgenden Hirsch-
arten der Fall ist. Auf seinen Sireifereien ist er äufserst
behutsam, so dafs man sich ihm nur selten auf Schuls-
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uni ten guten nenn E AAEN ARS
— 349 —
Weite nähern kann. Sein Geruch und sein Gehör, die bei-
de sehr fein sind, lassen ihn schon aus der Ferne einen
Feind entdecken, worauf er sich sogleich ins Innere der
Sümpfe zurückzieht. In seiner Haltung und seinen Bewe-
Sungen hat er grofse Aehnlichkeit mit dem Edelhirsche,
Dur ist sein Lauf nicht so schnell, wie der vom letzteren,
indem ein gut berittener Jäger ihn auf trockenem Boden
bald einholen kann; im Moorlande erreicht ihn weder
der Mensch noch sein anderer Feind, der Jaguar. Er ist
ein trefflicher Schwimmer und zeizt ohne Bedenken über
die breitesten Ströme.
Das Weibchen wirft nur einmal im Jahre und jedesmal
nur ein einziges Junges, welches schon nach vier bis fünf
Tagen der Mutter folgt. Die Tragezeit soll, wie mir ej-
nige Jäger versicherten, acht bis neun Monate dauern.
Nicht alle Weibchen werfen zur nämlichen Jahreszeit,
denn man trift, wie ich oben schon angeführt habe, so-
wohl im Frühjahr als im Herbste Säuglinge von dieser
Hirschgattung an. Ich vermuthe, dafs die Jungen, wel-
che man im Frühling sieht, von den Männchen abstam-
men, die ihre Geweihe im Herbst, und die Jungen des
Spätjahres von denen, die sie im Frühling des vorherge-
henden Jahres geändert haben.
Im Magen dieses Hirsches findet man nicht selten
Haarballen und erdige Concremente, welche lelztere vom
Genufse der salzigen Erde herrühren dürften. Auch habe
ich an mehreren Fellen kleine Geschwüre bemerkt, in de-
ten die Larve eines Insektes safe, welches dem Geschlech-
le Oestrus anzugehören schien,
a m
Herr Dr. Parlet besafs während zwei Jahren einen
männlichen Guazu - pucu, den man ihm als Säugling ge-
bracht hatte, Dieses Thier wurde sehr zahm; es kannte
alle Personen des Hauses ; folgte ihnen überall hin, ge-
horchte ihrem Rufe s spielte mit ihnen und beleckte ihnen
1 Hände und Gesicht. Mit den Haushunden und den Pfer-
© den lebte es nicht nur friedlich , sondern neckte sie zu-
i Weilen durch Stöße mit dem Kopfe. Gegen fremde Per-
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sen Geweihe mehrere Ende haben , wird in der gu
— 350 —
sonen und Hunde zeigte es sich scheu und floh vor ihnen-
Es frafs rohe und gekochte Vegetabilien und suchte in der
Küche besonders das Salz auf. Bei schöner Witterung
brachte es die Nacht in einem umzäunten Pomeranzen-
wäldchen, welches hinter dem Hause lag, zu; fiel hinge-
gen Regenwetter ein, so blieb es unter Dach. Während
den Mittagsstunden legte es sich gern an einem stillen
Plätzchen nieder und wiederkaute die genolfsenen Speisen
Dr. Parlet hörte dasselbe nie einen Laut von sich geben.
Die Haut des Guazu - pucu , nachdem man sie gegerbt
und durch Reiben mit den Händen weich gemacht haty
wird gewöhnlich zu Reitdecken benutzt; in einigen Häu-
sern braucht man auch diese Felle, die sich ganz kühl
anfühlen, um im Sommer kranke Personen und Kinder
darauf zu legen. Das Fleisch wird blofs von den India“
nern gegelsen; es hat auch, selbst ordentlich zubereitet;
keinen angenehmen Geschmack.
Der Guazu-pucu kann nur in der Zeit, wo die Was“
ser sehr hoch stehen, mit Erfolg gejagt werden, weil &
sich bei der Ueberschwemmung der tieferen Gegenden auf
höheren, trockenen Boden zurückziehen muls. Man sucht
ihm alsdann den Weg zum Wasser abzuschneiden und ih?
auf offenem Felde zu jagen, wo der berittene Jäger vel”
mittelst seiner Kugeln, bolas, oder seiner Schlinge, laso,
des Wildes bald habhaft wird. Uebrigens mufs man sich
dem, auf diese Art gefangenen, Hirsche, wenn man ihn
tödten oder abfangen will, nur mit Vorsicht nähern , 10”
dem er sich mit den Geweihen und Vorderfüfsen, dere
Klauen spitz und am äufseren Rande scharf sind, ber?
haft vertheidigt.
Ceavus Cınrestaıs F, Cu.
Der Guazu-y.
Der zweite, in Paraguay vorkommende Hirsch, des-
aranl“
schen Sprache Guazu-y, d, h. kleiner Hirsch, genannt.
C
— 3d —
Seine in etwas rauh anzufühlenden, glänzenden Haa-
te sind kurz, ausgenommen an der Brust und am: Bau-
Che, wo ihre Länge einen bis anderthalb Zoll beträgt. Ihre
Farbe ist an den oberen und äufseren Theilen des Kopfes
und des Rumpfes, so wie an den Extremitäten, im All-
gemeinen licht röthlichbraun, mit einem dunkelgrauen
Ringe an der Basis. Vorn an jedem Nasenloche findet
Sich ein kleiner weilser Flecken, dessen Azara nicht er-
wähnt; ein Ring von der nämlichen Farbe umgiebt die
‚Augenlieder, mit Ausnahme einer kleinen Stelle in der Mit-
te des oberen Randes der Augenhöhle; das Innere des
Ohres ist gelblichweißs, und ein weißslichgelber Flecken
Zeigt sich gleich hinter demselben an seiner Basis. Die
obere Seite des Schwanzes ist braun. Die Kehle, der un-
tere Theil der Brust, der Bauch, die innere Seite der Ex-
iremitäten, wo sie vom Rumpfe abgehen, die hintere Seite
der Schenkel und die untere des Schwanzes sind weils.
Die untere Seite des Halses ist, gleich dem Nacken , licht
röthlichbraun und nicht weifs, wie man nach Azara’s Be-
schreibung glauben sollte.
Die Säuglinge sind in etwas lichter gefärbt als die
erwachsenen Thiere, und überdiefs läuft bei ihnen eine
‚Reihe weifser Flecken auf jeder Seite des Rückgrates vom
Ohre bis zum Schwanze und eine zweite, mit der ersten
Parallele Reihe vom Schulterblatte bis auf den Sehenkel;
unter der letzteren finden sich noch mehrere, weifse Fle-
cken ohne Ordnung zerstreut.
Farbenabänderungen trift man bei Guazu - y keine
an, aufser dafs zuweilen Albinos von dieser Gattung: vor- `
kommen. :
Die Dimensionen eines ausgewachsenen Männchens
sind : :
gu Gl Länge des Kopfes; 2° 1ı⁄% Länge des Rum-
pfes; 3% 6 Länge des.Schwanzes; .2/ 24 vordere
Höhe; 2/44 544 hintere Höhe; 5 Länge des Oh-
res; .2// 4lii Breite desselben. $
Das Weibchen ist in etwas kleiner als das Männchen.
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— 352 —
In seiner Gestalt hat der Guazu-y viel Achnlichkeit
mit dem Edelbirsche und mit dem Guazu-pucu, jedoch
ist er feiner und zierlicher gebaut als diese; auch die Stel-
lung seiner Geweihe giebt ihm ein niedliches und zugleich
trotziges Aussehen, welches die beiden genannten Gattun-
gen nicht haben. Seine Geweihe erheben sich nämlich
beinahe senkrecht auf dem Kopfe, indem sie mit der Grund-
fläche des Schedels nach hinten einen Winkel von unge
fähr 70 Graden bilden. Mit ihrer unteren Hälfte krüm-
men sie sich in etwas nach aufsen, mit der oberen nach
innen. Der Hauptstamm ist walzenförmig , die Fortsetzung
desselben seitwärts zusammen gedrückt, der untere Theil
der Ende unvollkommen dreiseitig, der obere kegelförmig
Gerade und geschlängelte Furchen laufen von der Ros?
bis gegen die Mitte der Ende. Auf der inneren und det
hinteren Seite des Hauptstammes bemerkt man , je nach
dem Alter des Thieres, bald mehr bald weniger Perlen.
So wie nämlich die Geweihe keine neuen Ende mehr er-
halten, was oft schon bei Sechsendern der Fall ist, setze?
sich dafür desto mehr Perlen an. Die Ende sind, wie
bei der vorhergehenden Gattung, beiläufig in einer, mit
der Axe des Körpers parallelen Ebene enthalten; die Ros®
ist niedrig, der Rosenstock kurz und dick bei alten, in
etwas länger und dünn bei jungen Individuen. Die Ge“
weihe haben, wenn sie sich von ihrem Baste entblöfsen >
eine bräunlichweifse, später aber eine braune und dan?
wieder eine bräunlichweifse Farbe, die zum Vorschein®
kommt, wenn der braune Ueberzug durch Reiben u?
Abnutzung verschwunden ist.
Die ersten Geweihe erscheinen beim Guazu-y nach-
dem er ein Jahr zurückgelegt hat. Sie sind einfach und
etwa drei Zoll lang. Die zweiten haben eine Länge VO”
sechs bis sieben Zoll; etwa drei Zoll über der Rose thei-
len sie sich in zwei Ende, von denen das vordere kürzef
ist als das hintere, und nach vorn und oben lauft, wäh-
rend das letztere beiläufig die Richtung des Stammes ver”
folgt. Die dritten Geweihe zeigen drei Ende ‘und haben
TE ET TE e ETETE ET ren
— 353 —
ihrer Krümmung nach eine Länge von neun bis zehn Zoll.
Das erste Ende entspringt in einer Entfernung von einem
bis: zwei Zollen über der Rose, ist vier und einen halben
Zoll lang, und nimmt seine Richtung erst nach vorn und
Oben, dann blofs nach oben. Fünfthalb Zoll über der
Rose theilt sich die Fortsetzung des Stammes, unter ei-
nem Winkel von 60 Graden, in zwei andere Ende, von
denen das vordere mit seiner Spitze nach oben, das hin-
tere nach oben und hinten sieht. Beide sind beinahe gleich
lang. Nur selten findet man Geweihe, welche in viet En-
de ausgehen; sie haben die nämliche Gestalt, wie die mit
drei Enden, nur entspringen auf der vorderen Seite des
Hauptstammes , statt einem, zwei Ende, von denen das
Untere kürzer ist als das obere. Dieses vierte Ende er-
Scheint aber nur bei wenigen Individuen , selbst wenn die.
Thiere noch so alt sind; gewöhnlich wird es durch eine
Srofse Anzahl von Perlen ersetzt. |
Die Zeit, wo der Guazu-y seine Geweihe ändert;
Ist noch unbestimmter als beim Guazu-pucu, denn ich
habe zu allen Jahreszeiten Individuen gesehen , welchen
dieselben. entweder fehlten , oder bei denen sie im Wachs-
thume begriffen waren. Die mehrsten jedoch wechseln
die Geweihe gegen das Ende des Winters, das heifst im
Augstmonat und Herbstmonat.
Die Zähne des Guazu-y, die bleibenden. sowohl als
die Milchzähne, sind -denen unseres Rehes ganz ähnlich,
nur besitzt das Männchen, gleich der vorhergehenden,
altung, hoch zwei Eckzähne in der oberen Kinnlade.
Diese Hirschgattung kommt auf den offenen und tro-
Ckenen Feldern der wenig bevölkerten Gegenden von Pa-
laguay vor. Sie soll sich auch in Grofs - Chaco „in der
royinz Corrientes, und besonders. zahlreich , in den Pam-
pas von Buenos- Ayres vorfinden, Iņ der Nähe yon Sümpf-
tn und in Wäldern trift man sie nie an. Vor diesen letz-
teren hat der Guazu -~ y eine solche Abneigung, dafs er,
Wie ich öfters sah, von den Jägern in die Enge getrie-
Ri 23
—
— 354 —
ben, eher zwischen den Pferden durchspringt, als sich
in den Wald flüchtet, Er lebt theils paarweise, theils in
kleinen Rudeln; zuweilen trifft man auch ein Männchen
an, welches einzeln geht. Von Sonnenuntergang bis zum
Morgen streift er auf den Feldern umher und sucht seine
Nahrung ; bei Tage ruht er im hohen Grase, und pält
sich, gleich unserem Hasen, so still in seinem Lager, dafs
man dicht neben ihm vorbeireiten kann , ohne dafs er sic
bewegte. Er witlert übrigens seine Feinde schon auf eine
grofse Entfernung, denn sein Geruch ist fein und sel”
Gehör scharf; auch sein Gesicht scheint mir schärfer zu
seyn, als bei den anderen, in Paraguay vorkommende!
Gattungen von Hirschen, die er auch an Schnelligkeit
weit übertrifft. Nur sehr gute Pferde können ihn im Au
genblicke, wo er aufspringt, einholen; geschieht aber die“
ses nicht sogleich, und hat er einigen Vorsprung, so ve”
mag ihn auch das beste Pferd nicht zu erreichen. Wird
er lange gejagt, so macht er, wie unser Reh, häufig®
Seitensprünge, um die Hunde von seiner Spur abzubrin“
gen, und versetzt sich endlich an einer Stelle, wo er hor
hes Gras findet. Im Falle der Noth zeigt er auch Mutb
und vertheidigt sich gegen Menschen und Hunde entwede®
mit den -Geweihen oder durch Aushauen mit den V
derfüfsen. : ’
Das Weibchen wirft nur ein Junges, und diefs ent
weder im Frühling oder im Herbst; wenigstens habe 3°
im Weinmonate und im Wintermonate', so wie im - ay
und Brachmonate Säuglinge von dieser Hirschgattung N
getroffen. Die Dauer der Tragezeit ist mir unbekand"
Die Mutter trennt sich nicht vom Männchen, wenn ©
Zeit ihrer Niederkunft herannaht, und beide zeigen groß?
Sorgfalt und Liebe für ihr Junges. So wie ihnen Gefahf
droht, verstecken sie dasselhe in hohem’ Grase , zeigen sich
selbst aber dem Jäger und führen ihn yon der Spur des
Jungen ab, Hat sich die Jagd von dem letzteren entfernt?
so kehren sie auf weiten Umwegen wieder zu ‚demselb@#
zurück. Wird aber, trotz ihrer Sorge, das Junge gefange®’
so entfernen sie sich, wenn sie nicht von den Hunden
verfolgt werden , nicht weit. von dem Jäger, sondern ge- |
‚hen unruhig in grofsen Kreisen um ihn herum und’ nä-
hern sich ihm sogar auf Schufsweite ‚so wie sie die me-
ckernde Stimme ihres Jungen vernehmen. Als ich einst
ein solches lebend mit mir wegführte, folgten mir die bei-
den Alten, die sein Geschrei hörten, in einiger Entferaung
während einer halben Stunde nach.
Das Männchen giebt einen sehr unangenehmen Ge-
tuch von sich, welcher einige Aehnlichheit mit dem Ge- .
ruche der Ausdünstung des Negers hat, und „ besonders
‘in der Brunftzeit, so stark ist, dafs man ihn sogar an
Stellen wahrnimmt, wo eine Viertelstunde vorher ein Männ-
chen durchgekommen ist. Ich warf einst meine Kugeln,
bolas, in die Geweihe eines Guazu-y und liefs dieselben nur
so lange daran, bis ich das Thier getödtet hatte; dennoch
hatten sie schon einen so stinkenden Geruch angenommen,
dafs ich mich ihrer während vierzehn Tagen nicht mehr
bedienen konnte; auch besitze ich ein Paar Geweihe, an
denen die noch vorhandene Hautbedeckung der Rosenstö-
cke jetzt, nach dem Verflufse von acht Jahren , noch je-
nen Negergeruch wahrnehmen läfst Derselbe stellt sich
Dicht vor dem -ersten Altersjahre ein, und soll, wie mir
ein Jäger versicherte, ganz wegbleiben, wenn man das
Thier in seiner Jugend verschneidet. Diese Operation hat,
nach der nämlichen Autorität, zugleich die Folge, dafs
keine Geweihe bei dem Thiere zum Vorscheine kommen,
© Der Guazu-y wird, jung eingefangen, so zahm wie
der Guazu-pucu, und zeigt im häuslichen Zustande un-
Sefähr die nämlichen Sitten, wie dieser.
Sein Fell wird wie dasjenige der vorhergehenden Gat-
tung benutze, - Das Fleisch der jungen Thiere beiderlei Ge-
schlechtes hatseinen angenehmen Geschmack ; dasjenige
der alten Weibchen ist in etwas zähe, ünd das‘ der Männ-
chen, welche über ein’ Jahr alt sind, riecht nach der
Ausdünstung des Thieres, so dafs es ganz ungenielsbar wird.
23 *
Um den Guazu-y zu erlegen, mufs man eine Treib-
jagd anstellen. Einige Jäger zu Pferde bilden auf dem Fel-
de einen Halbkreis und erwarten das Wild, welches ih-
nen andere Jäger mit den Hunden zutreiben, So wie sich
einem derselben ein Hirsch genugsam genähert hat, sprengt
er plötzlich. auf ihn zu und wirft ihm die Kugeln in die
Geweihe oder zwischen die Füfse. Eine Hauptregel dabei
ist, dafs sich der Jäger nicht zu frühe gegen das nahende
Thier in Bewegung setze, sonst wird er schon aus der Fer-
ne von diesem bemerkt und ist dann ‚nicht mehr. iM
Stande dasselbe einzuholen. Zuweilen. gelingt es auch»
wenn man mit Vorsieht die Felder durchreitet, vom Pfer“
de herab einen Guazu-y im Aufspringen zu schiefsen.
Aufser dem Menschen hat dieser Hirsch blofßs den Cu“
guar zu fürchten. wer
CGenvus Rurvus. F. Cuv., Illig.
j
Der Guazu- pyta.
Diese Hirschgattung hat in Paraguay ihrer rothe®
Farbe wegen den Namen Guazu-pyta, d.h. rother Hirsch»
erhalten. | z
` Sie ist mit rauh anzufühlenden, steifen und glänze”
den Haaren bedeckt, welche am ganzen Körper in etwa
länger sind als bei unserem Rehe. Die Farbe dieser Haat?
ist im Allgemeinen licht bräunlichroth, die Lippen 5”
weifs, der Rücken der Nase und die Stirn graulichbrau®?
mit etwas roth gemischt, die Ohren innen weifs, außen
graulichbraun ; die Kehle ist weifs, die untere Seite des
Halses bräunlichroth, mit einer Mischung von grats -
obere Hälfte der Extremitäten ist auf ihrer inneren Seil®
weifs, eben so der Bauch von den Zitzen bis zum After,
und der Schwanz unten und zur Seite; die Extremitale®
endlich vom oberen Ende des carpus und des tarsus an
abwärts sind röthlichbraun.
= WM =
Im Winter ‘ist der Guazu-pyta an den oberen und
äufseren Theilen des Körpers in etwas dunkler gefärbt als
in den anderen Jahreszeiten. Ferner findet man Indivi-
duen, bei denen die Lippen nicht weifs sind, andere, wo
der Kopf, mit Ausnahme der Kehle, so wie der ganze
Hals bräunlichroth, mit einer ‚Mischung von grau, er=,
scheinen, und noch andere, bei denen die innere Seite
der Extremitäten oben nicht weils, sondern gelblichweifs
ist; endlich kommen zuweilen bei dieser Hirschgattung
auch Albinos vor, welche durchgehends”mit gelblichweis-
Sen Haaren bedeckt sind. ;
Die Säuglinge tragen das nämliche Kleid, wie die
Erwachsenen , mit dem Unterschiede , dafs sie auf. den
Seiten des Rumpfes drei bis vier, seiner Länge nach lau-
fende Reihen von weifsen Flecken zeigen , welche erst
nach sechs bis acht Monaten gänzlich verschwinden,
Die Dimensionen eines männlichen Guazu -pyta sind
folgende : i j x
81/ 6/11 Länge des Kopfes; 24 10% Länge des Rum-
pfes; 4 6 Länge’ des Schwanzes; 2° 54 64# mitt-
lere Höhe; 34 gı Länge des Ohres; 2/4 a/t Brei-
te desselben.
Die Gestalt des Guazu - pyta kommt mit der unseres
Rehes überein; jedoch ist seine Stirn flacher, das Aug,
kleiner und das Maul in etwas breiter, als bei diesem. Sei-
‚te Geweihe sind einfach oder blols Spiefse, sie sitzen auf
einem dünnen, walzenförmigen Rosenstocke, der bei jun-
gen Individuen eine Höhe von sieben, bei alten von fünft-
halb Linien hat. Die Rose ist klein; aus ihrer Mitte er-
hebt sich der, zwei bis vier Zoll lange, an der Basis etwa
fünf Linien dicke, spitz ausgehende Spiefs, dessen Ober-
fliche einige, der Länge nach laufende Furchen zeigt.
Diese, einander parallelen Geweihe sind nach oben und hin-
ten gerichtet, so dafs sie mit der Grundfläche des Sche-
dels einen Winkel von ungefähr 45 Graden bilden. Sie
werden, wie bei den vorhergehenden Gattungen, in yer-
Schiedenen Jahreszeiten abgestofsen.
= pe
Der Bau der Milchzähne sowohl als der bleibenden
Zähne hat die nämliche Beschaffenheit wie beim Rehe;
“jedoch sind die Backenzähne in der Mitte ihrer hinteren
‚Hälfte, die oberen auf der äufseren, die unteren auf der
inneren Seite, mit einem erhabenen, nach der Höhe des
Zahnes laufenden Grate: versehen, welcher bei unserem
Rehe kaum sichtbar ist; hingegen fehlen , wie bei diesem»
nicht nur, dem Weibchen, sondern auch dem Männchen,
die Eckzähne.
Der. Guazu -pyta bewohnt in Paraguay die von 1 dich“
tem Gesträuche durchzogenen Waldungen; auf offenem
Felde oder: in lichten Wäldern trift man ihn nur selte”
an; dagegen hält er sich in niedrigen wie in hohen ; 2
feuchten wie iu trockenen Gehi auf. -Er bringt den
Tag im dichten Gebüsche schlafend oder sonst aisi zu;
bei einbreehender Nacht, zuweilen‘ schon bei Sonnenun“
` tergang, begiebt er sich an den Saum des Waldes, um
dort zu een. Sind Pflanzungen in der Nähe, so un
terläfst er nicht dieselben zu TEE und darin Schade?
anzurichten,. Er frifst die jungen Schofse der‘ Melonen
den‘aufkeimenden Mais, den jungen. Kobl u.s. w.; be
sonders aber ist er nach den Bohnen begierig: - Mit der
Morgendämmerung kehrt er wieder in ra Wald zurück
Man trift ihn einzeln oder paarweise, nie aber in Ru-
deln an. Das Weibchen wirft gewöhnlich nur ein Jun“
ges, zuweilen jedoch soll es auch zwei zur Welt bringe”
Die Zeit der Niederkunft fällt bei den mehrsten Indiv”
duenin den Christmonat,: bei anderen aber in den apik
Das Junge. folgt nach Fr bis fünf Tagen der Mutter IP
geht anfangsı en ihr. her, später aber voraus. Droht
Eu einige Gefahr, so versteckt. es sich im. Ge büsche®
und die Mutter entiflieht. Veberhaupt ist. der Guazu-Pyl#
sehr furchtsam und vorsichtig dabei aber äufserst neu
gierig. Wenn.er auf die Weide geht, so. tritt er erst nuf
mit dem halben Leibe: aus--dem.. Walde: .heryor und si
sich nach allen, Seiten um ;.dann..thut er einige Sehri
vorwärts und bleibt wieder : stehen ‚. um die. Gegend aus“
iebt
u“
zukundschaften. Sieht er einen Feind. in der Nähe, so
flieht er in den Wald; befindet sich aber dieser in cini-
ger Entfernung von ihm , so betrachtet er ihn erst einige
‚Zeit lang, ehe er die Flucht ergreift. Sein Geruch und
Sein Gehör sind scharf. Sein Lauf ist anfangs schnell;
jedoch ermüdet er bald, so dafs ihn gute Hunde in einem
nicht zu dicht verwachsenen Walde in Zeit von einer hal-
ben Stunde einholen können.
Er läfst sich zähmen wie unser Reh, ist aber nicht
so gutartig wie dieses, indem er zuweilen Menschen und
Thiere anfällt und sie durch Stöfse mit dem Kopf oder
durch Aushauen mit den Vorderfüfsen zu verletzen sucht.
Sein Fell wird: blofs zu Satteldecken benutzt, das
Fleisch der jungen Thiere hingegen, das sehr schmack-
haft ist, auf dem Lande allgemein gegelsen. Das der Al-
`
ten isl in etwas zähe; es giebt jedoch , wenn es ordentlich
gebeitzt und zubereitet wird, noch eine ganz. geniefsbare
Speise ab. Für den nicht verwöhnten Gaumen der wil-
den Indianer ist das Fleisch, sowohl dieser als von den
zwei vorhergehenden Gattungen, ein Leckerbifsen ; selbst
das stinkende Fleisch des männlichen Guazu-y verschmä-
hen sie nicht. z
Der Guazu - pyta wird entweder mit Hunden gejagt
oder auf dem: Anstande geschofsen.
Die zwei gröfseren der in Paraguay vorkommenden
Katzenarten sind, neben dem Menschen, seine gefähr-
‚lichsten Feinde. Den Säuglingen stellen auch der Mba-
tacaya und die beiden Aguara nach,
t
Cervus Sımperrercornıs _ Uig.
(Cervus nemorivagus,-.F. Guy.)
“ 3 N
Der Guazu - vira,
Der kleinste unter den paraguayischen Hirschen wird
.s 4
in der Sprache der Guaranis Guazu - vira" genannt, ein
& mir unbekannt ist,
‘Name, dessen Bedeutung
N
‘== 360 —
Seine Haare sind, mit Alisnähme der Farbe, wie bei
unserem Rehe beschaffen. Diese ist an den oberen un
äufseren Theilen des Körpers im Allgemeinen bräunlich-
‚grau, mit etwas gelblichroth gemischt, indem sich an je
dem Haare ein Ring von der letztgenannten Farbe gleich
unter der Spitze vorfindet ; die Stirn ist graulichbraun, der
Umfang der Augen röthlichgelb und die innere Seite des’
_ Ohres gelblichweils; von dieser letzteren Farbe sind auch
die Kehle, die Brust zwischen den Oberarmen, der Bauch
bis zum After, die innere Seite der. Extremitäten und die
untere Seite des Schwanzes. Die obere Seite des Schwan-
zes und einige lange Haare am hinteren Rande der Schen-
kel haben gewöhnlich eine röthlichgelbe Farbe.
Man trift aber öfters beim Guazu -vira geringe Far-
benabänderungen an; so sind bei einigen Individuen die
Lippen gelblichweifs, bei anderen der ganze Kopf und
die untere Hälfte der Extremitäten graulichbraun; noch ,
bei anderen zieht sich die untere Seite des Halses vom
bräunlichgrauen ins röthlichgelbe, und endlich ist bei vie-
len Individuen der Umfang des Afters weifslichgelb und
die obere Seite des Schwanzes von der nämlichen Farbe
wie der Rücken.
Die Farben der Säuglinge weichen von denen der
Erwachsenen in folgendem ab: die Ohren sind bei ihnen
ganz graulichbraun, über den Rückgrat läuft ein braunef
Streifen, die Seiten des Halses ziehen sich vom bräunlich“
grauen stark ins aschgraue, der Bauch ist weifslichgelb>
eben so die innere Seite der Extremitäten an ihrer obe-
“ren Hälfte, der übrige Theil der letzteren hingegen gelb-
lichroth; endlich laufen drei Reihen von weifsen Flecke”
auf jeder Seite des Rumpfes von den Schultern bis an den
hinteren Rand der Schenkel.
Albinos-habe ich bei dieser Hirschgattung kein
getroffen.
Die Dimensionen ‚eines. ausgewachsenen ‚männlichen
Individuums sind:
8! Länge des: Kopfes; 2/ 5/4 Länge des Rumpfes;
e an-
34
= FR =
Länge des Schwanzes; 2f ı“ mittlere Höhe; 37 gun
Länge des Ohres; 2% 2’ Breite desselben.
In seiner Gestalt unterscheidet sich der Guazu - yira
von unserem Rehe, mit dem er übrigens grofse Aehnlich-
keit hat, durch feineren Bau , verhältnifsmäfsig längere
Hinterextremitäten und stärkere Wölbung des Rückgrats.
Seine Geweihe sind einfach. Sie sitzen auf einem wal-
zenförmigen , drei bis vier Linien hohen und einen Zoll
dicken Rosenstocke. Der Spiefs entspringt nicht, wie bei
der vorhergehenden Gattung, in der Mitte der Rose, son-
dern gegen ihren hinteren Rand hin; er hat an seiner Ba-
sis einen Durchmesser von sechs bis sieben@Linien, erreicht
eine Länge von zwei bis vier Zollen, geht spitzig aus,
und ist vorn mit zwei beträchtlichen Furchen versehen,
die von der Rose bis nahe an die Spitze laufen. Die Ge-
weihe sind so nach hinten gerichtet, dafs sie mit der Grund-
fläche des Schedels einen Winkel von ungefähr 40 Gra-
den bilden, und laufen in etwas ai ie
Wie die vorhergehenden Gattungen stöfst auch der
Guazu-vira nicht alle Jahre seine Geweihe ab. Azara
sah ein zahmes ‘Männchen, welches dieselben über ein
Jahr behielt, und ich besitze den Schedel eines anderen
zahmen Bockes, dessen Geweihe, als er zufälliger Weise
umkam, ein und zwanzig Monate alt waren und dabei
noch keine Spur von anfangender Ablösung zeigten. Auch
sind dieselben durch das Reiben an Bäumen und Mauren
ihrer ganzen Länge nach stark abgeschliffen und haben ihre
natürliche Farbe, die braun war, beinahe gänzlich verloren.
An der Stelle, wo beim Männchen die Geweihe ste-
hen, findet man beim Weibchen zwei kleine Erhöhungen,
welche, wie man am Schedel sieht, Ansätze von Rosen-
stöcken sind. 3? -
Die Zähne des Guazu - vira haben die nämliche Be-
schaffenheit wie die vom Guazu - pyta; auch hier fehlen
dem Männchen die Eckzähne.
In ihrem Schedel unterscheiden sich diese en Gat-
tungen besonders dadurch , dafs beim Guazu -yira die
— 362° —
Augenhöhlen gröfser sind und der Theil des Schlafbeines,
welcher das Hinterhauptbein bilden hilft, breiter ist als
beim Guazu - pyta; auch ist bei dem letzteren der Ro-
senstock höher und dünner als bei dem ersteren.
Noch soll ich bemerken, dafs sowohl diese, als die
drei früher beschriebenen Gattungen, weit kleinere Choan-
nen haben wie unsere Hirsche und dafs bei ihnen der un“
tere Rand der Pflugschaar bis an das hintere Ende des
Bodens der Nasenhöhle reicht, während derselbe beim Edel-
hirsche und beim Rehe um ein Drittheil kürzer ist.
Der Guazu-vira ‚bewohnt die nämlichen Gegenden
wie der Guazu - pyta , mit dem er auch in seiner Lebens“
art übereinstimmt. Das Weibchen wirft gewöhnlich nuf
ein. Junges, selten zwei; die Zeit der Niederkunft fallt
bald in ‘den Christmonat, bald in den April; wenigstens
trift man in diesen beiden Monaten Säuglinge von diesel -
Gattung an. s l z
Diese werden nicht selten von den Landleuten auf-
gezogen und gezähmt, hält: man sie aber nicht angebun-
den oder in einem Hofe, eingeschlofsen, so richten sie häu-
fig in den Pflenzungen Schaden an. So lange sie jung
sind, entfliehen sie nicht; später aber entfernen sie sich
immer mehr von der Wohnung und bleiben zuletzt ganz
weg. Jedoch vergefsen sie. ihren alten Aufenthaltsort nicht,
völlig, denn ich sah ein Weibchen, welches zehn Monate
früher entflohen war, in seiner ehemaligen Wohnung
Schutz gegen einige Hunde suchen, von denen es verfolgt
wurde. f
Das Fell des Guazu - vira wird in Paraguay kaum be-
nutzt, sein Fleisch hingegen, das einen guten Geschmack
hat, von den mehrsten Landleuten gegefsen,
Die Einwohner von Paraguay jagen ihn auf die glei-
che Art; wie den Guazu - pyta, mit dem er auch die
nämlichen Raubthiere zu Feinden hat. p
— 363
Gen. Bios: -L
Bist a
Der Stier.
Dieses nützliche Hausthier war vor der Eroberung in
Amerika unbekannt. Der Hauptmann Johann von Salazar
führte im Jahr 1546 das erste Hornyieh , nämlich sieben
Kühe und einen Stier, in Paraguay ein. TA dieser klei-
nen Heerde stammt, nach Azara, alles Hornvich des ehe-
maligen Vicekönigreiches von Buenos - Ayres ab, wo es
sich bis gegen das Ende des ver flofsenen Iohikander auf
einen solchen Grad vermehrt hatte, dafs man, wiewohl
im Lande selbst eine grofse Anzahl von Hauten gebraucht
werden, doch noch jährlich zwischen 800,000 und 1,000,000
Rindshäuten nach Europa versenden konnte. *)
Das Hornyich in Paraguay ist von mittlerer Größe,
und von regelmäfsigem, in etwas scklankem Körperbaue.
In seiner Farbe zeigt es eben so viele Abänderungen wie
das Europäische , jedoch kommen die röthlichbraune und
die schwärzlichbraune bei ihm am häufigsten vor. Die
Race desselben hat sich weitaus besser erhalten, als die
des Pferdes. Die Ursache dieser Erscheinung liegt theils
darin, dafs die mehrsten Stiere erst in ihrem fünften oder
sechsten Jahre verschnitten werden, also fortwährend junge
und kräftige Thiere zur Fortpflanzung vorbanden sind,
theils auch in dem Umstande, dafs das Hornvieh keiner
so ausgesuchten Nahrung bedarf wie das Pferd , und übri-
gens im et neben dem dürren Grase, sich auch von
Pomeranzen, d die fast in allen Wäldern vorkommen , und
von Baumblättern nährt.
Neben der ‚eigentlichen Nahrung ist demf}Hornyieh in:
Paraguay, wie dem Pferde, das Salz zum Leben unent-
- behrlich. So wie ihm dieses mangelt, magert.es ab und
1 x E
+) Azara’s Essais etc, Band U, Seite 369 und 370,
geht zu Grunde. Alle drei bis vier Wochen besuchen da-
her die Heerden diejenigen Stellen ihrer Weiden, wo sich
salzhaltiger Thon vorfindet, und belecken denselben wäh-
ren d mehrerer Stunden.
Paraguay besitzt nur zahmes und kein wildes Horn-
'-vieh. Dasjenige, welches in einigen Gegenden zuweilen
verwildert, vermehrt sich nicht und stirbt bald aus, 10-
dem nämlich die Kälber, gleich den Füllen, an Bauch-
geschwüren umkommen, welche durch die Maden einer
Schmeifsfliege hervorgebracht werden, die ihre Eier in den
blutigen Nabel derselben legt. *) Das zahme Hornyieh
bringt übrigens, wie das verwilderte, das ganze Jahr un^
ter freiem Himmel zu, und wird nur alle Wochen, ein
oder zwei Male, in eine Umzäumung zusammen getrieben;
5
wo man den Nabel der Kälber von den Würmern reini-
`
get, und die zum’ Verkaufe oder zum Abschlachten be-
stimmten Thiere auswählt. Die einzelnen Heerden beste-
hen aus 5o bis 200 Individuen und enthalten immer meh-
rere Stiere, die sich gut mit einander vertragen. Kom-
men aber zwei Heerden in Berührung, so setzt es gewöhn-
S
lich Kämpfe, nicht nur zwischen den Stieren , sondern
auch zwischen den Kühen beider Theile ab. Die Stiere
wachen lange nicht so sorgfältig über die Heerde, wie
diefs die Hengste thun; jedoch vertheidigen sie- dieselbe
gegen die Angriffe des Jaguars und des Cuguar’s. Wenn
sie ein Alter von fünf bis sechs Jahren erreicht haben , s0
trennen sie sich von derselben, leben einzeln und saches
das andere Geschlecht nur zu Zeiten auf. Die Kühe zei-
gen grofse Liebe zu ihren Jungen, und vertheidigen sie
muthig, nicht nur gegen die oben genannten Raubthiere >
sondern ‘auch gegen den Menschen. Ich habe eine Kuh
gesehen ‚, welcher im Kampfe für ihr Junges ein Jaguat
*) In den Gegenden, wo diese Schmeißsfiiegen entweder gar nisht, oder
blofs in geringer Menge vorkommen, wie in den Feldern der Banda-
Oriental und in den Pampas von Buenos - Ayres, vermehrt sich das
Hornvieh weit schneller als in Paraguay, wozu übrigens auch noch
die fetten Weiden jener Gegenden beitragen.
— 365 —
die ganze Schnautze abrifs, ohne dafs sie, trotz dieser schwe-
ren Verwundung, ihr Kalb dem Feinde überlassen hätte.
Die Kühe, deren Milch benutzt wird, was auf jeder
Meierei nur von 20 bis 5o Stücken der Fall ist, bleiben
vom übrigen Hornyieh getrennt, in der Nahe der Woh-
nungen, und werden täglich einmal zum Melcken gesam-
melt. Sie geben aber, ohne Zweifel weil man sie nicht
` zu melken versteht, ihre Milch nicht eher von sich, bis
das Kalb sie angesogen hat. Die Milch ist mager, im
Sommer noch mehr als im Winter, in welcher letzteren
Jahreszeit sie leicht den Geschmack und den Geruch‘ der
Pomeranzen annimmt, von denen sich das Thier, wenig-
stens zum Theile, nährt.
Das Hornvich in Paraguay wird nur von wenigen
Krankheiten, und von diesen nur selten, befallen. a
hohen Sommer zeigt sich zuweilen bei einzelnen Ochsen,
die stark gebraucht werden der Milzbrand (la mancha),
welcher auch die Menschen ansteckt, wenn das warme
Fleisch des geschlachteten Thieres von Ahnen berührt wird.
Die Rachitis wird, wie bei den Pferden und den Hunden,
auch bei dem Hornyich beobachtet. Die damit behafte-
ten Thiere haben einen regelmäfsig gebauten Kopf und
Rumpf, aber nur ganz kurze, verdrehte und mit dicken
Gelenken versehene Extremitäten.
Das Fleisch des Hornviehes ist schmackhaft und ge-
sund. *) Junge Kälber werden nur selten geschlachtet,
da man ihr Fleisch mit Recht für unkräftig ansieht; zwei
bis dreijährige Kühe hingegen hält man für einen Lecker-
bifsen; nach diesen komma die fünf bis sechsjährigen ,
dann die alten, gemästeten Ochsen, dann die Kühe, wel-
che schon einige Male geworfen haben, und endlich die
Stiere. Ehe ein Thier geschlachtet wird, läfst man das-
selbe, wenn es beim Einfangen stark hit worden ist,
*) Zehn oder wenn es Indianer sind, gar nur sechs Männer efsen
in 24 Stunden ein anderthalbjähriges Kalb auf, ohne davon die ge-
ringste Unpäßlichkeit zu verspüren; sie geniefseu aber nichts anderes
daneben als Wasser oder Mathee (Thee von Paraguaykraut),
—_ 366 —
vorher einige Zeit ausruhen, indem sonst das Fleisch fast
ungeniefsbar ist, und bald in Fäulnifs übergeht.
l Für die Einwohner von Paraguay ist das Hornvieh
‚die Hauptquelle zur Befriedigung der verschiedensten Le-
bensbedürfnifse; jedoch könnten sie, bei etwas mehr Thä-
tigkeit, noch weit gröfseren Nutzen aus ihren Heerden
ziehen , als dieses bis jetzt der Fall war.
Gen. CAPRA L
Gırarı)Beıicrts IL
Die gemeine Ziege.
Der Zeitpunkt, in welchem die Ziege in Paraguay
eingeführt wurde , ist unbekannt. Bei der schnellen Ver- <
mehrung des Hornviehes ward die Zucht dieses Hausthie-
res gänzlich vernachlälsigt, so dafs man jetzt nur selten
auf einer Meierei eine kleine Heerde davon antrift. Auch
scheint das Klima von Paraguay der Ziege eben nicht sehr
zuträglich zu seyn, denn sie bleibt, selbst bei gutem Fut-
ter, klein und mager. Ihre Haare sind sehr rauk und
glänzend, dabei von den nämlichen Farbenabänderungen>
die man bei den europäischen Ziegen bemerkt. Ihr Fleisch
ist zäh und stinkend , die Milch hingegen von guter Be-
schaffenheit; auch wird sie zuweilen benutzt, um schwa”
che Kinder damit aufzuziehen.
Gen; OO vum u
'Ovıs Arızs L
Das. gemeine Schaf.
Die Schafe, welche man in- Paraguay findet, sind,
gleich den übrigen Hausthieren , spanischen Ursprungs >
— 367 —
aber so entartet, dafs jede Spur dieser Abstammung En
ihnen verschwunden ist. Sie sind von kleiner Statur Ta-
gen eine kurze und äußerst rauhe Wolle, und geben nicht
einmal eine angenehme Speise ab, indem ihr Fleisch ge-
wöhnlich mager, ganz weils und von fadem Gada d
ist. Da ig ihr Fell häufig zu Reitdecken gebraucht
wird, und da man seit der Revolution angefangen hat,
die Wolle zu spinnen und zu Mänteln (ponchos) zu ver-
arbeiten, was früher nicht geschah, so werden nun bei-
nahe in allen Mejereien Schafheerden von 100 bis 1000
Stücken gehalten. Sie vermehren sich übrigens eben so
schnell wie in Europa; viele von ihnen kommen aber
durch die Drehkrankheit um, und zuweilen gehen ganze
Heerden durch Fufsgeschwülste zu Grunde, von denen sie
bei lange anhaltendem Regenwelter an werden,
i
EZ
en
wa nn en name PS
> A
nr a
~%
Über die
7 ertheilung g der Säugethiere
in
ea *)
—aa——
Südamerika theilt sich seiner Länge nach in zwei un-
gleiche Landesstriche, deren physische Beschaffenheit sehr
verschieden ist. Den westlichen Landesstrich macht das
hohe Gebirge der Anden aus; der östliche erstreckt sich
von ihrem Fufse bis zum®atlantischen Meere. Dieser letz“
tere besteht theils aus Hügelland, theils aus weiten Ebe-
nen, von denen die ausgedehnteste von der magellani=.
schen Strafse bis gegen den Amazonenstrom hinzieht und
Patagonien, so wie die Pampas von Buenos - Ayres, Tu-
cuman, Gran-Chaco, Chiquitos und Moxos bildet. Dies®
grolse Niederung wird im Norden , längs dem mexicani-
8
schen Meerbusen, von einem Zweige der Faden im Osten,
längs dem Ocean, von einem, sich nicht über sechstal“
seht Fufs erhebenden Gebirge eingeschlofsen.
Jede von diesen zwei Abtheilungen Südamerika’s þe-
herbergt ihre eigenen eg An den Anden ken-
nen wir bis jetzt nur 20 Gattungen, während östlich der-
selben schon 202 sind aufgefunden worden. Jene gehö-
ren zu den Geschlechtern ER Mustela, Mephitis, Eer
lis, Arctomys , Cricetus, Mus, Myoxus , Chlamyphorus,
*) Es ist hier bloß von den Landthieren die Rede.
artis
— 36 —
Tapirus und Lama *), diese zu den GesChlechtern Mycetes,
Ateles, Lagothrix, Cebus, Callithrix, Nyctipithecus, Pi-
thecia, Hapale, Midas, Phyllostoma, Glofsophaga, Dicli-
durus, Vespertilio, Plecotús, Noctilio, Molofsus, Nycti-
nomus, Procyon, Nasua, Potos, Gulo, Mustela, Mephi-
ts, Lutra, Canis, Felis, Didelphis, Chironectes , Macro-
xus, Anisonyx, Ctenomys , Mus, Echimys, Myopotamus,
Condu, Pphiggurus, Lepus, Viscaeia , Cœlogenus , Chlo-
romys, Kerodon , Hydrochærus, Anæma, Bradypus, Acheus,
Dasypus, Myrmecophaga , Tapirus , Dicotyles und Ceryus.
Die Geschlechter Ursus, Arctomys, Cricetus, Myoxus ,
Chlamyphorus und Lama sind den Anden ausschliefslich
eigen; Mustela, Mephitis, Felis, Mus und Tapirus fin-
den sich über beide Landesstriche verbreitet » jedoch so,
dafs die Gattungen, welche den einen bewohnen, gewöhn-
lich in dem anderen nicht vorkommen ; die übrigen Ge-
schlechter endlich leben blofs im östlichen Theile von
Südamerika.
Ueber die Verbreitungsart der 20 Gattungen des westli-
chen Landesstriches ist mir nichts näheres bekannt; dage-
gen habe ich über die Vertheilung der 202 Gatiungen im
östlichen Südamerika folgendes beobachtet.
Die Quadrumanen sind unter allen, hier vorkommen-
den Ordnungen in die engsten Grenzen eingeschlofßsen ,
und erscheinen blofs zwischen dem mexicanischen Meer-
busen und dem neun und zwanzigsten Grade südlicher
Breite. Das Geschlecht Mycetes ist übrigens das einzige
von dieser Ordnung, welches so weit verbreitet ist; das
Geschlecht Cebus geht südwärts nur bis, zum sechs und
Zwanzigsten, Ateles und Nyctipitheeus nur bis zum fünf
und zwanzigsten Grade, und die zwei letzteren erstrecken
Sich nordwärts nicht bis zum Meere. Die Geschlechter
ein
‘*) Zwar sollen sich neben diesen 20 Gattungen noch einige von der
Ordnung der Cheiropteren, eine 'Fuchsart, drei bis vier Arten von
Mäusen und eine Hirschart in den Anden vorfinden ; allein bis jetzt
besitzt man Keine ausführliche Beschreibung derselben.
24
`
Hapale und Midas erscheinen einige Grade nördlich von
| der Linie und dehnen sich nach Süden bis zum drei und
zwanzigsten Breitengrade aus; Callithrix und Pithecia le
}
ben zwischen dem mexicanischen Meerbusen und dem
zwanzigsten bis ein und zwanzigsten Grade südlicher Brei-
té; Lagothrix endlich scheint sich -nur einige Grade, sowohl
nordwärts-als südwärts, von der Linie zu entfernen.
Die einzelnen Gattungen kommen aber keineswegs in
dem ganzen Erdgürtel vor, über welchen das Geschlecht»
zu dem sie gehören, verbreitet ist, sondern jede derselbe®
hält sich nur zwischen gewifsen Breiten und Längen auf.
Einige Gattungen jedoch machen von dieser Regel eine
Ausnahme, und finden -sich beinahe überall zwischen de»
Grenzen ihres Geschlechtes vor. Hieher gehören Mycete$
niger, wahrscheinlich auch Cebus capucina, ferner Nycti-
pithecus/trivirgatus u. a. m. - Im Allgemeinen nimmt die
Zahl der Gattungen von Osten nach Westen ab, vermehft
sich aber, gleich den Geschlechtern, je näher man de
Linie kommt,
Vòn der Ordnung der fleischfrefsenden Thiere find®® :
sich die Cheiropteren über den ganzen östlichen Theil vo
Südamerika verbreitet. Bis jetzt aber sind die Grenze’
zwischen denen die verschiedenen Geschlechter sich aufhal
ten, noch unbestimmt, Die Glofsophagen scheinen sic?
- südwärts nicht über den sechs und zwanzigsten Grad hin“
aus zu erstrecken. Das Geschlecht Noctilio zeigt sich?
nach Dr. Parlet, noch unter dem vierzigsten, und Vesp”
tilio noch unter dem fünfzigsten Grade, Molofsus hing?”
gen soll schon unter dem dreifsigsten Grade nicht meh’
vorkommen. Einige Gattungen, wie z. B. die verschiede“
ten Glofsophagen, finden sich blofs unter gewifsen » 2
dere hingegen, wie die Noctilionen, beinahe untet alle?
Längen. l F '
Eben so weit als die Cheiropteren verbreiten sich di?
Raubthiere. .Das- Geschlecht Nasua erstreckt sich vom
mexicanischen' Meerbusen bis zum acht und zwanzigste®?
Procyon ungefähr bis zum sechs und zwanzigsien Grad?
Potos ‚oder Gercoleptes scheint sich nur wenige Grade, so-
wohl nordwärts als'südwärts, von der Linie zu entfernen;
. Gulo gelit südlich. bis zum acht oder neun und zwanzig-
sten, Mephitis bis zum sieben und dreifsigsten und Lutra
bis etwa zum dreifsigsten Grade. Das Geschlecht Mustela
findet sich blofs in- der Nähe der Linie; Canis: und Felis
hingegen zeigen sich, östlich der Anden, überall vom me-
xicanischen Meerbusen bis zum vierzigsten Grade südlicher:
Breite; der brasilische Fuchs soll sich sogar noch in der
Nähe der magellanischen Strafse vorfinden. B)
Von ah zwei Geschlechtern von. Beutelthieren geht
Didelphis südwärts bis zum sechs und dreißigsien Bandes
Chironectes hingegen ist bis jetzt blofs in der Nähe der
Linie angetroffen worden.
Bei den Raubthieren und den Beutelthieren zeigt sich i
in Hinsicht ihrer Verbreitung das Eigene, dafs sich die
. mehrsten Geschlechter derselben beinahe unter allen Län-
gen des östlichen Südamerika aufhalten, -und dafs die ein-
zelnen Gattungen gewöhnlich nicht wieder in besondere‘
Grenzen eingeschlofsen sind, sondern gröfstentheils in dem
ganzen biete: welches die Natur dem Geschlechte ange-
wiesen hat, vorkommen. Hiervon machen jedoch einige
Gattungen von Mephitis, Lutra, Felis und Didelphis -cine
D enies
Gleichwie -bei Ea Quadrumanen nimmt bei den
Raubthieren ‘und bei ‚den Beutelthieren .die Zahl der Ge-
schlechter sowohl 'als der Gattungen um so mehr zu, als
man sich der Linie nähert :: ; iedoch ist diese Zunahme vom
sieben und zwanzigsten Grade südlicher-Breite an weniger
bedeutend, indem sich unter dieser-Breite-schon der grös-
ste Theil der Gattungen von Raubthieren und Beutelthie-
ren des östlichen Südamerika vorfindet.
ER — SE E E R E ı
*) Indessen dürfte dieser Fuchs, von dem mir ein Engländer Nachricht
gab, der die Reise von Buenos - Ayres nach Chili mehrmals zu Was-
ser gemacht hatte, eher eine neue, noch unbekannte, als die brasi-
lische Gattung seyn.
24 *
.
Die Ordnung der Nager dehnt sich eben so weit aus,
"als die der fleischfrefsenden Thiere. Die Geschlechter Ma-
croxus und Anisonyx leben in der Nähe der Linie; Cte-
nomys hat sich bis jetzt blofs zwischen dem achtzehnten
und dem ein und zwanzigsten Breitengrade gefunden ; Mus
zeigt sich unter allen Breiten; Echimys kommt zwischen
dem mexicanischen Meerbusen und dem sechs und zwan-
zigsten Grade vor; Myopotamus habe ich blofs zwischen
dem zwei und zwanzigsten und dem fünf und dreifsigsten
Breitengrade angetroffen; Coendu und Sphiggurns erstre-
cken sich bis zum sieben und zwanzigsten; Lepus ist von
der Linie bis an die magellanische Strafse verbreitet ; Vis-
cacia *) wird nur zwischen dem ein und dreifsigsten und
dem sechs und dreifsigsten Grade gefunden ;` Calogenus
erscheint vom Orinoco bis zum sechs und zwanzigsten s
Chloromys.bis zum sieben und zwanzigsten , Hydrochcerus
bis etwa zum vier und dreifsigsten , und Cavia bis zum
fünf und dreifsigsten Breitengrade; Kerodon endlich ist
bis jetzt blofs zwischen der Linie und dem siebzehnten
Grade südlicher Breite angetroffen worden.
Die Geschlechter Macroxus, Anisonyx, Ctenomys v»
Myopotamus, Coendu, Viscacia und Kerodon kommen
zwischen den Breiten, inner denen sie sich aufhalten, nur
unter gewilsen Längen vor; die übrigen Geschlechter vor
Nager hingegen finden sich beinahe unter allen Längen:
Ueker die Grenzen, zwischen denen die einzelnen Gattun-
gen dieser Geschlechter eingeschlofsen sind , hat man bis
jetzt noch keine zuverläfsigen Beobachtungen, 3
Auch von den Nagern gilt dasselbe, was von den
Quadrumanen und den fleischfrefsenden Thieren , dafs
`
*) Die Viscacha gehört weder zu den Hasen , noch zu den Cavien» noch i
zu den Murmelthieren, wohin sie in den verschiedenen systematischen
Werken versetzt wurde, sondern sie bildet ein eigenes Geschlecht ,
dem ich den Namen Viscacia beilege. Sie lebt in den Pampas von
Buenos - Ayres und nicht in Chili, wie Molina angiebt , welcher das
Vaterland sowohl von diesem als noch von einigen anderen Säuge-
thieren ganz unrichtig bestimmt hat. =
= BI
nämlich die Zahl ihrer Geschlechter und 1. gegen
die Linie hin zunimmt,
Aus der Ordnung der sogenannten zahnlosen Thiere
finden sich die Geschlechter Bradypus und Acheus zwi-
schen dem neunten Grade nördlicher und dem vier und
zwanzigsten südlicher Breite vor. Beide dringen aber, we-
nigstens südlich vom zehnten Grade, nur wenig in das
Innere des Landes, und halten sich mehr in der Nähe
der Meeresküste auf. Das Geschlecht Myrmecophaga be-
wohnt beinahe alle Längen zwischen dem achten Grade
. nördlicher und dem sechs und dreifsigsten südlicher Brei-
te; Dasypus endlich wird nördlich vom fünfzigsten Brei-
tengrade überall im östlichen Südamerika angetroffen. Die
‚Gattungen dieses letzteren Geschlechtes sind übrigens, je-
de für sich, wieder zwischen eigene Breiten eingegrenzt,
inner denen sie aber beinahe unter allen Längen vor-
kommen.
Wenn also die zahnlosen Thise von Süden gegen
die Linie hin an der Zahl’ der Geschlechter zunehmen,
so wächst dagegen die Anzahl der Gattungen blofs bis
zum ein und zwanzigsten Breitengrade, und nimmt dann
von da bis zur Linie wieder ab.
Die zwei Geschlechter von Pachydermen, Tapirus und
Dicotyles, sind unter allen Längen über das östliche Süd-
amerika verbreitet , aber so, dafs Tapirus sich vom Ori-
noco bis zum sieben und zwanzigsten, Dicotyles bis unge-
fähr zum acht und zwanzigsten Breitengrade erstrecken.
Das Geschlecht Gervus endlich, welches das einzige
‘aus der Ordnung der Widerkäuer ist > das sich östlich von
den Anden aufhält, erstreckt sich vom mexicanischen Meer-
busen bis zum zer oder neun und dreifsigsten Grade süd-
licher Breite. Man trift die bi di Gattungen die-
ses Geschlechtes unter alien Längen an, hingegen dehnen .
sie sich nicht: alle gleich weit nach Süden aus.
Aus dieser Aufzählung. der Grenzen, inner denen die
Säugethiere des östlichen Südamerika leben, geht hervor,
dafs die Zahl der Geschlechter und der Gattungen von der
— 34 — |
E i vu . Be su» .
magellanischen Strafse bis- zur Linie allmälıg zunimmt,
dafs aber diese Vermehrung nicht unter allen Längen die
nämliche ist, Dießs letztere fällt besonders in die Augen,
wenn man die Zahl: der Gattungen , welche in der oben
erwähnten Ebene,; längs dem Fufse der Anden, vorkom-
men, mit N vergleicht, die sich östlich‘ derselben
vorfindet. Dort'kann mian'zwei bis drei Breitengrade dur ch-
wandern, che man auf- ein neues Säugethier stöfst ; hier
hingegen trift man !von einem Grade zum anderen neue
Gattungen an.
Die ungleiche Verbreitung der; Säugelhiere im östli-
chen Südamerika hängt theils von der Verschiedenheit des
Klima ,„.theils von. der Nahrung’ und von der Beschaffenheit
der Bewegungsorgane jeder Gattung ab.
© O to]
Jedwede ‚Gaitüung kann bekanntlich nur. unter einem
gegebenen: Himmielsstriche p d b., nur: unter, besimmten.
- Einflüfsen der Temperatur, des Lichtes, der Feuchtigkeit,
des Luftdruckes, ihr-Leben :zubringen.» Sie wird sich also
-blofs da aufhalten- wo.diese Beikinihie ihres Fortkommens
eintreten. ‚Je bestimmter der: Grad: dieser: Einflüfse für
eine, Gattung ist, in desto! engeren: Grenzen muls sie ein-
geschlofsen bleiben. Da nun..der gröfsere Theil der Säu-
gethiere des östlichen Südamerika: eines ziemlich hoben
Grades von Wärme zu ihrem Leben:bedürfen,, -so finden
=
sich auch mehr- Geschlechter und Gattungen derselben
in- demi: warmen „als in dem gemäßsigten und dem kalten
Theile des Landes,
„Jedem Säugethiere ist ferner von der Natur eine be-
stimmte Nahrung angewiesen; seine Verbreitung über den
Erdboden‘ mufs also zum Theile auch von derjenigen sei-
ner Nahrung- abhangen , wodurch die Geographie der Säu-
gethiere mit der Pflanzengeographie in Verbindung zu ste-
hen.kommt,. Unter. den pflanzenfrefsenden Säugethieren
breiten sich im östlichen Südamerika diejenigen Geschlech-
tér am ‚weitesten, aus, Welche sich von den am meisten
verbreiteten. Pflanzen; den. 'Monoecotyledonen ‚ ernähren;
einen geringeren Raum nehmen dikjenigen ein, deren Nah-
t-a
$ 2
rung in. Dicotyledonen besteht. _ So Sad sich die Wie-
derkäuer und. einige Geschlechter von Nagern, die vor-
züglich. von Grasarten leben, beinahe überall vom Fufse
der, Anden bis'zum Ocean, während die Quadrumanen,,
mehrere andere Nager und die Pachydermen, welche sich
von: Dicotyledonen Br ein, weit..kleineres Gebiet ein-
nehmen p indem’ sich; ihre Nahrung weder‘ so 'weit;nach
Süden’ erstreckt, noch; inner den EEE zwischen denen
sie vorkommt , so allgemein verbreitet isty- als die. Nah-
rung der Wiederkäuer. In, dieser ung yleichen Verbreitung
.der iiinis liegt auch aascs Bisgkiie die Ursache, warum
sich: die ‚Säugethicre „.deren Nahrung sie ausmachen , in
demsihnensangewiesenen Erdgürteln nicht unter, allen. Län-
gen vorfinden.-- So, verschwinden , um -;hiervon: nur. ein -
Beispiel anzuführen , zwischen dem 'achtizehnten und ; sie-
beir und zwaüzigsien Grades südlicher Breite , alle Quadru-
manen, mehrere Nager, und zum Theileiauch.die Pachydermen
westlich vom ein. und secbszigsten. ‚Längegrade,, oil ans
ter dieser Länge die Dicotyledonen beinahe; plötzlich . zu
Ende gehen, und das Land bis. an dem Fufs..deri Anden
‚gröfstentkeils nur mit, Monocotyledonen ‚bedeckt ist.: Noch
soll ich bemerken, dafs. nnter den Geschlechtern , welche
sich von -Dicotyledönen ‚nahren , diejenigen ini die eng-
sten Grenzen eingeschlofsen sind, deren Nahrung wie Z: B.
die der :A ffen; ;vornehmlich.. aus. Baumfrüchten besteht,
indem-die petonnitanden Dieotyledonen noch weniger ver-
breitet sind als die jährigen.
Was die Sängetbiere betrift , welche, von. thierischen
Substanzen leben, so. zerfallen »sıiei.in, solche, die blofs
Fleisch, in solche die Fleisch, Insekten und Früchte,
und in\solche die beinahe ausschliefslich Insekten freisen,
Von den ersteren dehnen sich diejenigen, am. weitesten aus,
weiche den Säugethieren und den auf dem Boden. brüten-
den Vögeln sicllen, So finden der Jaguari, der Cu-
guar, na Aguarachay und einige Didelphen ihre Nahrung
überall, die Erde mag. mit Monegakzleionen oder mit Di-
coiyledonen ‚bewachsen ‚seyn, Schon weniger ausgebreitet
==. 376 ma
sind die Gattungen, deren Unterhalt theils aus Säugethie-
ren, theils und vorzüglich aus Vögeln besteht, die auf
den Bäumen nisten. Daher verschwinden der Mbaracaya,
der Yaguarundi, der Eyra, die Geschlechter Gulo nnd
Mustela, so wie einige Gattungen von Didelphis, an der
Grenze der perennierenden Dicotyledonen. Der nämliche
Fall tritt bei den fleischfrefsenden Säugethieren ein, wel-
che, wie die Geschlechter Procyon und Nasua, nicht nur
thierische Nahrung, sondern auch Baumfrächte geniefsen.
Unter den Säugethieren , die hauptsächlich von Insekten
leben , dehnen sich diejenigen Cheiropteren am weitesten
ii ee sich vorzüglich von den überall verbreiteten
Dipteren nähren; auf sie folgen die Gürtelthiere, deren
Nahrung mehr aus Coleopteren und aus Larven von: Lepi-
dopteren besteht, und dann das Geschlecht Myrmecopha-
ga, welches hauptsächlich von den tropischen Termiten lebt.
Die Verbreitung der fleischfrefsenden Säugethiere hängt
also , wie die der pflanzenfrefsenden zum Theile von der
Verbreitung ihrer Nahrung ab, und so stehen auch sie,
wiewohl nur mittelbar, mit der Pflanzenwelt im Zusam-
menhange, indem sie sich von pflanzenfreisenden Thieren
nähren,
Die dritte Ursache der ungleichen Vertheilung der Säu-
gethiere liegt, wie ich oben bemerkt habe, in der Be-
schaffenheit ihrer Bewegungsorgane, die ihnen mehr oder
weniger Fähigkeit rorleiht pa ihren N zu ver-
ändern. Sup ige 4 P .
2 ODi Quadr ien 3 ME Extremitäten beinahe nur
zum Klettern eingerichtet sind, können blofs dichte Wal-
dungen, nie aber die mit Monocotyledonen bewachsenen
Ebenen, bewohnen. In den Wäldern selbst werden sie ,
da ihre Extremitäten nicht zum Schwimmen taugen, über-
all durch Flüfse und Ströme i in ihrer Ausbreitung gehin-
‚ dert, so dafs man häufig von einem Ufer zum "anderen
| ganz ‘neue Geschlechter oder Gattungen von diesen Thie-
‚ren antrifft, Bei den einzelnen Geschlechtern scheint die
' Verbreitung yornemlich von der gröfseren oder geringeren
Er
Ausbildung ihres Schwanzes zum Bewegungsorgane abzu-
hangen. So dehnen sich, wie man oben gesehen hat, die
Geschlechter Nyctipithecus, Pithecia, Hapale und Midas,
welche keinen Wickelschwanz besitzen, nicht so weit aus,
als das, mit einem solchen versehene Geschlecht Cebus ,
und dieses ist hinwieder weniger verbreitet als das Geschlecht
Mycetes, dessen Schwanz durch sein nacktes Ende sogar
zum Tastorgane wird.
Unter den fleischfrefsenden Thieren können die Chei-
ropteren vermittelst ihrer Flügel nach Willkühr ihren Auf- _
. enthaltsort verändern und sich über alle Landesstriche
verbreiten. Da sie aber durch eben diese Flugorgane un-
fähig werden, sich auf dem Boden fortzubewegen, und da
sie sich nicht vom Boden, sondern nur von höheren Ge-
genständen aus, zum Fluge erheben können, so bewoh-
`. nen auch sie vorzüglich die waldigen Gegenden , und kom-
men. blofs in geringer Anzahl Ni us mit Monocotyle-
donen bedeckten Ebenen vor, wo ihnen einzelne Palmen
zum Aufenthaltsorte dienen. :
Die Raubthiere, deren Bewegungsorgane besonders
' zum Laufe und zugleich auch zum Schwimmen geeignet
"sind, gehören zu ER ausgebreitetsten Sagedasti Je-
doch findet auch bei ihnen, je nach der "Beschatfönkieit
ihrer Extremitäten, in dieser Hinsicht eine Verschiedenheit
statt. So erstreckt sich das Geschlecht Canis, bei wel-
chem die Fülse mehr wie bei keinem anderen Raubthiere
zum Laufe taugen, weiter nach Süden als die übrigen Ge-
schlechter, und kommt in allen Gegenden vor, dieselben
mögen mit Waldungen oder mit Gräsern bewachsen seyn;
Felis, dessen Extremitäten sich: weniger zum Laufe, da-
gegen aber auch zum Klettern, eignen, entfernt sich, el-
nige Gattungen ausgenommen, schon nicht so weit von
den Wäldern, und Nasua kommt in den waldleeren Ge-
' genden gar. nicht yor, indem seine Fülse nicht zu wei-
tem Laufe, sondern mehr 'zum Klettern eingerichtet sind,
Den Nagern erlauben, im Allgemeinen, ihre Bewe-
gungsorgane sich eben so weit auszubreiten , als die fleisch-
x
frefsenden. Thiere: Jedoch werden einige von ihnen, 'de-.
1 ven Extremitäten nicht zum. Schwimmen geeignet: sind,
wie z” B. dasi Geschlecht Lepus,. durch die Gewässer in
ihrer ‚Verbreitung. gehindert; andere , die ihre: Füfse zam
Graben gebrauchen, wie z. B.: Viscacia, können sich: nicht
in ‚steinigen- Gegenden ‚sondern blofs auf; löckerem Boden
aufhalten ; ' und! noch 'andere,,, deren Extremitäten. mehr
für das Wasser als für das Land gebaut sonig bewohnen
nür!'wasserreiche ‚Gegenden. si 5
Unter: den, zahnlosen Thieren können sich. die Ge-
schlechter Bradypus: und Acheus ‚.deren Bewegungsorgane
fast; allein. zu’ mühsamem Klettern: dienen, nie. über: die
waldigen Gegenden:hinaus erstrecken, und auch diese ver-
mögen sie blofs. Iheilweise zu bewohnen ‚ indem jeder Flufs
und jede, anch nöch.:so kleine ‚Unterbrechung des. Wal-
des, durch -einen baumleeren Streifen. von: Landa: ihrer
Verbreitung‘ entgegen steht. Weiter schor. dehnt sich das
Geschlecht Myrmecophaga: aus, dessen Extremitäten piwie-
wohl nur unvollkommen, zum: Gange: geschaffen sind.
Ueber: breite. Ströme: scheinen . jedoch -diese : Thiere‘ nicht
setzen zu können, -Das Geschlecht »Dasypus, welches, al-
lein unter. den. zahnlosen Thieren,. zu einem, in etwas
anhaltenden. Laufe geeignete Extremitäten besitzt, ist im
östlichen ‚Südamerika auch: weit mehr ‚verbreitet, als™die
drei vorhergehenden Geschlechter ; es kann sich aber.;' da
es in Höhlen lebt, blofs in Gegenden aufhalten, wo:das
Erdreich locker, und nicht steinig ist,
Die Pachydermen und die W iederkäuer endlich , de-
ren Extremitäten zum Laufe geeignet sind, und- zugleich
auch zum Schwimmen dienen , verbreiten sich überall, so
weit es ihnen das Klima erlaubt und so weit sie ihre
Nahrung finden.
` Aus, allem, was ich bis dahin über die Vertheilung
der; Säugethiere im östlichen Südamerika gesagt habe, er-
giebt ‘sich’, dafs das Klima die Zone bestimmt , welche
eine "Gattung: bewohnen kann , dafs aber der Aufenthalts-
ort derselben inner dieser Zone von.der Verbreitung ihrer
& l &
Nahrung und von der Beschaffenheit ihrer Bewegungsor-
gane abhängt.
Mehrere Gattungen ändern, je nach den verschiede-
nen Jahreszeiten, ihren Aufenthaltsort. Jedoch sind diese
Bewegungen , im Allgemeinen, nicht sehr bedeutend und
lassen sich keineswegs mit den grofsen Wanderungen eini-
ger Nager und Wiederkäuer des’ nördlichen Asien und
Amerika vergleichen. Den "einen" und den andern aber
liegen die nämlichen Ursachen zum Grunde; die von der
Jahreszeit abhangenden ` Veränderungen“ der : Temperatur
-und “der übrigen atmosphärischen Einflüfse, :so wie der
‚hierdurch kerbeigdfühnte. Mangel an bestimmen
hauptsächlich diese Wanderungem -
In Paraguay bewohnt Mycetes niger währ end der Wint
terszeit die Ufer der Gewässer, im Sommer hingegen zieht
er sich von denselben ins Innere der Waldungen zurück,
Seri.drückend ist als in der Nähe
des Wassers. Cebus Azaræ hält‘sich während:des Som-
indem Hier die Hitze weni
- mers &benfalls im Innern der Wälder auf, wo er Baum-
früchte in Veberflufs findet; im Winter aR wenn ihm
dieser Aufenthaltsort keine Nahrung" mehr: darbietet, nä-
hert er sich dem Saume der en wo er kie Vögel,
Insekten und Früchte von wilden Pomeranzenbätmen’an-
trifft: Nasua socialis nimmt im Herbste die‘ nämliche
Wanderung, wie Cebus Azar®, und ‘aus ‘der nämlichen
Ursache vor. Der Tapir, die Nabelschweine und die zwei
Reharten verlassen im Sommer nur selten das Innere“der
Waldungen in denen sie Schutz gegen'die: {Hitze und
hinlängliche Nahrung finden; im Winter hingegen suchen.
sie diese am Saume der Wälder und in den kleinen’ Ge-
hölzen auf, Die Nabelschweine unternehmen sogar trupp-
weise‘ Wanderungen von fünfzig und mehr 'Stunden,
Diese Bewegungen der genannten 'Pachydermen und
Wiederkäuer haben auch eine Veränderung im Aufenthal-
‚te einiger Raubthiere: zur Folge; wie z. B. des Jaguars,
der Während der warmen Jahreszeit mehr "das Dickicht,,
während der kalten mehr den Saum der Waldungen bewohnt.
— 380 —
Auch die Regenzeit hat einigen Einflufs auf den Auf-
enthalt der Säugethiere in Paraguay. Zu dieser Zeit näm-
lich schwellen die Ströme Paraguay und Parana, so wie
ihre Zuflüfse und die Sümpfe, so sehr an, dafs zuweilen
der sechste Theil des Landes unter Wasser steht; meh-
rere Gattungen von Säugethieren, welche vorzüglich in
der Nähe der Gewäfser leben, wie der Capiygua, der Ta-
pir, der Guazu - pucu u. a. m., sind dann genöthigt, ih-
ren gewöhnlichen Aufenthaltsort zu verlafsen und sich in
höhere, von ihnen sonst unbesuchte Gegenden zurückzu-
ziehen, und Lutra paranensis folgt den Fischen, die sich
aus den grofsen Strombetten in die kleineren Flüfse und
Bäche, so wie nach den überschwemmten Niederungen ,
begeben. $ l
- Endlich mögen auch, wie mir verschiedene Jäger in
Paraguay versicherten, die ungeheuren Schwärme von Mos-
kiten, von Bremsen, von einer Art von Oestrus u. s. w.,
die während des Sommers und des Herbstes die Plage eines
grofsen Theiles von Südamerika ausmachen, auf den Auf-
‚enthalt mehrerer Säugethiere einigen Einflufs haben, in-
dem diese sich ihren Verfolgungen zu entziehen suchen
und sich in Gegenden begeben, die von ihnen mehr ver-
schont bleiben.
In Gegenden , wo der Mensch Pe Asmita der
Raubthiere das von der Natur aufgestellte Verhältnis ge-
stört hat, zeigt sich zuweilen die Erscheinung, dafs ein-
zelne CATER von wehrlosen Säugethieren sich über-
mäfsig vermehren und dadurch aida Gattungen 'aus ib-
ren Wohnplätzen vertreiben. Eine ähnliche Erfahrung hat
das wenig bevölkerte Südamerika noch nicht aufzuweisen.
Auch scheinen hier die Raubthiere der Ausbreitung der
wehrlosen Säugethiere eben nicht hinderlich zu seyn, in-
dem jede Gattung der letzteren von der Natur die Mittel
erhalten hat, sich ihren Feinden, mehr oder minder, zu
entziehen. Die Heerden verwilderter Pferde, Kühe ‚und
Schweine, die man in verschiedenen Theilen von Südame-
rika antrifft, beweisen, wie wenig die Raubthiere der
=== 381 Sia
` Verbreitung anderer Säugethiere im Wege stehen: Ihr Ein-
flufs auf diese mag sich demnach blofs darauf beschrän-
ken, die Zahl der Individuen zu vermindern und ihrer
Vermehrung Grenzen zu setzen.
Das gegenseitige Verhältnifs der Ordnungen von Säu-
gethieren ist im Sure S folgendes: von den
202 Gattungen gehören 67 zu den Quadrumanen, 76 zu
den fleischfrefseuden Thieren, 57 zu den Nagern, i4 zu
den zahnlosen Thieren, 3 zu den Pachydermen und 5 zu
den Wiederkäuern. Die Zahl der Gattungen von jeder
Ordnung verhält sich demnach zu der Gesammtzahl,,
“= bei den Quadrumanen . . . wie
— — fleischfrefsenden Thieren —
— — Nagen . 2. soe e
— — zahnlosen Thieren . .
u Pachydermen = aa
— — Wiederkäuern o . . . — 0;
Die 76 Gattungen von fleischfrefsenden Thieren sioä
aus 39 Cheropieren > 24 Raubthieren und ı7 Beutelthie-
ren zusammen gesetzt. Die ersteren verhalten sich also
zur Gesammtzahl der Säugethiere wie o, 173 zu ı, die
Raubthiere wie o, 118 zu ı, und die Beutelthiere wie
0, 084 ZU 1
Da sich die Beutelthiere zum Theile auch von dem
Fleische anderer Säugethiere ernähren, so mülsen sie in
dieser Hinsicht den Raubthieren beigezählt werden, mit
denen sie 4ı Gattungen, also den fünften Theil aller Säu-
gethiere ausmachen. Eine solche Anzahl von fleischfres-
senden Thieren, im eigentlichen Sinne des WVortes, er-
scheint im ersten ERER als ein wahres Mifsyerhält-
nifs, durch welches das Gleichgewicht unter den Säuge-
thieren bald müfste zerstört werden. Es ist aber zu bemer-
ken, dafs das Geschlecht Lutra sich blofs von Fischen er-
‚ mährt, dafs die Geschlechter Procyon, Nasua , Cercolep-
‘tes, Canis, Didelphis und Chironectes nicht allein von
Fleisch, sondern auch yon Früchten, Insekten und Vyür-
mern leben, dafs ferner alle Raubthiere , und unter ihnen
am ZIE - ui
besonders .die kleineren Gattungen, eben sowohl den Vö-
geln als den Säugethieren nachstellen, und dafs endlich
die “mehrsten kleinen. Raubthiere, gleich den wehrlosen
Thieren, den 'gröfseren zur Nahrung dienen. Durch diese
Umstände wird der Einflufs der PETER auf die übri-
gen Säugethiere um ein bedeutendes vermindert; dieselben
wären jedoch noch nicht hinreichend, das Mifsverhältnifs
zwischen‘ diesen beiden Gruppen’ zu heben, wenn bei der
“ersteren. die Zahl der Individuen verhältnifsmäfßsig eben so
grofs wäre wie bei den letzteren. Die Natur hat aber der
Vermehrung der Raubthiere Hinderniffe in’ den Weg ge-
legt, welche bei den wehrlosen Säugethieren nicht statt
finden. : In der Fähigkeit sich fortzupflanzen trifft man
zwar bei beidem Gruppen kaum eine Verschiedenheit an;
die Raubthiere kommen aber in einem sehr hülflosen Zu-
stande zur Welt, und werden nicht selten, vorzüglich die |
von den gröfseren Gattungen , am Stellen geworfen , wel-
che ihnen gegen Kälte, Hitze und Regen keinen Schutz
gewähren; sie hangen ferner weit länger, als die mehrsten
anderen Thiere, von der Mutter ab, indem sie derselben
nicht nur für ihre erste Nahrung, die Milch, sondern auch
noch einige Zeit hindurch. für ihre: zweite, das Fleisch,
bedürfen; da endlich die Mutter täglich ihrer eigenen Nah-
rung nachgehen mufs, so sind sie unterdessen ganz schutz-
los und den Verfolgungen anderer Raubthiere ausgesetzt.
Viele gehen daher bei ungünstiger Witterung durch Krank-
heiten zu Grunde; andere kommen durch Hunger um,
theils weil ihnen die Mutter nicht hinreichenden Unterhalt
verschaffen kann , theils weil sie nicht selten die „noch
hülflosen , Jungen verläfst; noch andere werden, während
der Abwesenheit der Mutter, Raubthieren zur Beute. „Bei
den wehrlosen Säugethieren hingegen können die- einen
sehr bald nach der Geburt ihre Bewegungsorgane gebrau-
chen , und ‘die anderen werden von der Mutter auf dem
Rücken getragen, oder in unterirdischen Höhlen und ver-
borgenen Lagern verwahret, so dafs sie gegen die Unbilde
der Witterung sowohl als gegen die Gefahren der Nach-
u u
\
stellung. entweder selbst Schutz zu suchen vermögen, ‘oder
von’ der Mutter oder durch. ihren Aufenthaltsort geschützt
werden. Auch bedürfen sie. der Mutter nicht so lange wie
die. Raubthiere, indem. sie. mehrentheils schon während
der Säugezeit im Stande sind, ihre vegetabilische Nahrung
selbst aufzusuchen, und gehen daher, wenn sie auch früh-
zeitig von der Mutter verlassen werden, nicht 'so leicht
zu: Grunde.
Durch diese Hindernifse der Vermehrung bei den
Raubtbieren wird die Zahl der Individuen, im Verhält-
nifse zu den ‚wehrlosen: Thieren, so beschränkt, dafs sie
‚keinen zerstörenden Einflufs -auf dieselben ausüben kön-
nen, und nur dazu dienen, das Gleichgewicht zwischen
den. pflanzenfrefsenden Thieren und der Pflanzenwelt , so
wie zwischen den insektenfrefsenden Thieren und der In-
sektenwelt zu erhalten,
Über das
Leuchten der Augen
bei ‘einigen
Gattungen von Säugethieren.
— Ze
Es ist bekannt, dafs die Augen einiger Säugethiere
bei Nacht zuweilen ein Licht von, sich geben, welches.
mit demjenigen des Phosphors Aehnlichkeit hat, Bei uns
kann may, diese Erscheinung am leichtesten bei der Haus-
katze: : dann, „uch, wiewohl seltener, beim Fuchse und
beim Hunde Wahrnehmen. In Paraguay beobachtete ich
dieselbe bei einer Gattung von Nachtaffen , Nyctipithecus
trivirgatus, bei dem Jaguar (Felis onça), dem Cuguar
(Felis concolor), dem Mbaracaya (Felis pardalis), ferner
Au 384 —.
beim Aguarachay (Canis Azaræ), bei einer Gattung von
Kaninchen, (Lepus Brasiliensis), und endlich beim wilden
Meerschweinchen, (Cavia cobaya); bei den übrigen nächt-
lichen oder in der Dämmerung lebenden Säugethieren hin-
gegen, als bei den Cheiropteren, bei einigen Gattungen
von Raubthieren, wie Felis Yaguarundi und Eyra, bei
den Beutelratten , bei einigen Nagern aus den Geschlech-
tern Mus, Gelogenus und Chloromys, und endlich bei
den Gürtelthieren, nahm ich nie ein Leuchten der Au-
gen wahr. be
Folgendes sind die Beobachtungen , welche ich bei
den genannten Thieren über diese Erscheinung gemacht
habe.
- _ Bei dem Nachtaffen bemerkte ich das Leuchten der
‚ Augen nur bei grofßser Finsternifs, also nur bei Nacht oder
bei Tage nur in einem sehr dunkeln Zimmer. Dasselbe
ist nicht anhaltend, sondern erscheint mit kürzeren oder
längeren Zwischenräumen und dauert zuweilen nur einen
Augenblick, zuweilen aber bis eine halbe Minute. Dabei
ist die Pupille so erweitert, dafs man kaum noch eine
Spur von der Iris sieht. Die beiden Augenkammern sind
erleuchtet und das Licht strahlt von ihnen auf die nahe
gelegenen Gegenstände aus.
Bei den drei Katzenarten zeigt sich das Leuchten
nicht nur bei Nacht, sondern auch in der Dämmerung
und selbst bei Tage, wenn der Himmel bewölkt ist, oder
wenn sich die Thiere an einem Orte befinden, wo wenig
Licht einfällt. Auch bei ihnen stellt sich dasselbe blofs
auf Augenblicke ein, hält jedoch zuweilen während einer
ganzen Minute an. Ihre Pupille ist bei Nacht grofs, 50
dafs man die zusammen gezogene Iris kaum noch am Ran-
de bemerkt; bei Tage hingegen öffnet sie sich weniger Im
ersteren Falle erscheinen beide Augenkammern gleich er-
leuchtet, im letzteren aber zeigt sich in der vorderen nur
ein schwaches Licht, während man durch die Pupille hin-
ter der Iris ein starkes Leuchten wahrnimmt.
— 385 —
Beim Canis Azaræ habe ich das nämliche beobachtet,
wie bei den drei Katzenarten. Bei einem blinden Indivi-
duum dieser Gattung, welches an einer Amaurosis zu lei-
den schien, gaben die Augen kein Licht mehr von sich,
und bei einem anderen, bei dem die Krystalllinse des
einen Auges verdunkelt war, zeigte sich an diesem Auge
gleichfalls kein Leuchten , aufser wenn sich die Pupille
stark erweiterte, wo dann an ihrem ‚Rande ein schwaches
Licht bemerkt wurde.
An den beiden Nagern nahm ich das Leuchten der
Augen sowohl den Tr über, bei dunkelm., Wetter, als
bei Nacht wahr. Dasselbe ist nur schwach , hält oft ziem-
lich Jange an, zeigt sich aber nur selten. Die Pupille
dieser Thiere ist ee stark erweitert, und beide Kam-
mern sind erleuchtet.
Aus einigen, theils von Dr. Parlet, theils von mir
aù dem Jaguar, dem Mbaracaya, der Hauskatze u, s. w.
angestellten Versuchen ergab sich, dafs nach Durchschnei-
dung oder blofs nach Verletzung des Sehnerven das Auge
-kein Licht mehr erzeugt, dafs Bee Verletzungen de
Hornhaut und der Iris auf diese Dichidttchsinumgt. ‚keinen
- Einflufs haben. *)
` Das Leuchten der Augen findet nur dain statt, wenn
die Aufmerksamkeit des Thieres durch einen unbekannten
‚Gegenstand‘ oder durch irgend einen Schall erweckt, ‚oder
wenn irgend ein Trieb oder eine Leidenschaft bei ihm
aufgeregt wird. Nähert man sich, z. B., bei Nacht und
zu ungewöhnlicher ‘Stunde dem ‚Nachtaffen , dem Jaguar,
dem Guguar u. s. w., oder bringt man-in Griger Entfer-
nung von ihnen ein Geräusch „hervor, so stellt sich ge-
wöhnlich die Lichtentwicklung ein, und das Licht strahlt
in der Richtung aus, in welcher wan sich ihnen ‚nähert
oder in ‚der sie das Geräusch vernommen haben... Läfst
*) Aehnliche ‚Versuche, die ich bei. einigen Eulen ‚anstellte:,' deren Atm
gen, wie bekannt, gleichfalls zuweilen hei Nacht leuchten, zeigten
die nämlichen Ergebnite,
25
IE: m
man ferner diese Thiere hüngern und reicht ihnen dann
bei Nacht ihre Nahrung zum Riechen dar, so fangen ihre
“Augen sogleich anzu leuchten ; hierbei bemerkt man deut-
lich, dafs das Thier erst dann die, in seine Nähe geleg-
‘te Nahrung findet, wenn das aus seinem Auge strahlende
Licht dieselbe trifft. Endlich entwickelt sich dieses, wenn
das Thier gereizt und in Zorn -gebracht wird.
Ich habe. dieses Leuchten bei den angeführten - Gat-
tungen in einer Entfernung von zehn bis dreifsig Schrit-
ten wahrgenommen. : Es ist stärker oder schwächer, je
nachdem die Aufmerksamkeit des Thieres mehr oder we-
niger gespannt ist. Das stärkste Licht, im Verhältnifs zur
Gröfse des Thieres, zeigt sich beim- Nachtaffen; Gegen-
-stände, welche in einer Entfernung von anderthalb Fufßsen
von seinen Augen liegen , lassen sich vermittelst desselben
‘deutlich unterscheiden.
Aus den angeführten Beobachtungen und Versuchen
ergiebt sich, dafs die Lichtentwicklung in dem Theile des
Auges, welcher hinter der Krystalllinse liegt, statt findet,
dafs dieselbe , obschon wahrscheinlich nur mittelbar, von
dem Sehnerven abhangt, zum Theile dem Willen des Thie-
res unterworfen ist, zum Theile aber auch unwillkürlich,
bei einer heftigen Aufreitzung des Nervensystems ‚ entsteht,
dafs endlich die Thiere vermittelst derselben bei Nacht nahe
‘Gegenstände erkennen und sich auch dieses Mittels zum
nächtlichen Sehen bedienen. Ueber das unmittelbare Werk-
zeug ‘dieser Absonderung aber hat mir die Zergliederung
keinerlei Aufschlufßs gegeben, indem die Augen jener Säu-
gethiere in ihrem Baue- nichts Eigenthümliches zeigen ,
was auf dieselbe Bezug haben könnte,
Die älteste Theorie des Sehens, die der griechischen
Philosophen, gründete sich zum Theile auf diese, zwar
nur beiceiner Thiergattung, der Hauskatze, von ihnen be-
obachtete Erscheinung; sie erklärten nämlich alles Sehen
durch Ausstrahlung von Licht aus den Augen und Zurück- -
werfung desselben yon den beleuchteten Gegenständen.
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Über die
Ausmessung der Säugethiere.-
———a— m “
Die- Ausmessung der Säugethiere ist in doppelter Be-
ziehung für den Naturforscher von Wichtigkeit; sie be-
lehrt ihn einerseits über die absolute Gröfse, die eine Gat-
tung erreicht, und anderseits über die Gröfseyerhältnifse 5
in welchen die verschiedenen Theile des Körpers bei jeder
Gattung zu einander stehen.
Nicht alle Individuen einer Gattung, auch wenn sie
ihr vollständiges Wachsthum erreicht haben, sind von der
nämlichen Gröfse, und oft herrscht zwischen den beiden
Extremen derselben .ein beträchtlicher Unterschied. Die
absolute Gröfse einzelner Thiere kann also nie ein Kenn-
zeichen für die Gattung abgeben, und würde, dafür ge-
nommen, um so eher in Irrthum führen, als grofse und
kleine Individuen der nämlichen Gattung nicht selten auch
in ihrer Farbe von einander abweichen. Kann man aber
durch Ausmessung einer hinreichenden Zahl von Indivi-
duen die mittlere Gröfse einer Gattung erhalten , so dürfte
solche schon eher unter die Kennzeichen derselben auf-
genommen werden.
Bei allen ausgewachsenen Individuen einer Gattung
aber, sie mögen nun grofs oder klein seyn , bleibt, we-
nigstens im wilden Zustande, das Gröfseverhältnifs der
verschiedenen Theile des Körpers immer das nämliche ,
während dasselbe von Gattung zu Gattung ändert, Die
relativen Dimensionen gehören also zu den sichersten Gat-
lungskennzeichen , die aber bis jetzt nicht so, wie sie es
verdienen, sind beachtet worden. Würde man diese durch
genaue und ‚widerholte Melsungen überall auszumitteln
suchen , so möchte wohl mehr wie eine Gattung blofs als
Abänderung, so wie umgekehrt, was man bis dahin für
Abänderung hielt, hin und wieder als Gattung erscheinen,
238
TR m
So wie das Gröfseverhältnifs aller Theile des Körpers
ein Kennzeichen für die Gattung abgiebt, so könnte man
vielleicht in den relativen Dimensionen der Gattungen be-
stimmte Grenzen auffinden,, die als Merkmale des Geschlech-
tes dienen würden.
So verhält sich, z. B., nach den Mefsungen verschie-
dener Naturforscher , die Länge des Kopfes und des Rum-
pfes zusammen genommen zur mittleren Höhe
bei Felis leo . . . . . wie ı ‚532,
~= wigris 7. ve 555,
—— leopardus . ». — è 516,
jubata . $ ; 544,
caracal . > 551,
caligata. . . : 585,
“obscura. e < 5713
concolor SET 5735
ofiea - 545,
celidogaster 5ov,
pardalis . ‚mio, 5655
Byte, PEERS TA 500,
yaguarundi i 545.
Diefs Verhältnifs ist hingegen
i Ganis borealis . : 611,
656,
600,
LS oe
1
1
SE „os l
cinereo argenteus 1 620,
argentheus . . — 1 610,
ep»... ...— 2 ‚615,
brasiienis“ . „ — ı: 0,65.
Beim Geschlechte Felis wäre also das mittlere Ver-
hältnifs der Länge zur Höhe wie ı : 0, 543, beim Ge-
schlechte Canis wie 1 : 0, 619.
Sollen diese Ausmefsungen sichere Resultate gewäh-
ren, so müfsen sie alle auf die nämliche Art und nach
bestimmten Regeln vorgenommen werden. Diefs war aber
bis jetzt keineswegs der Fall, wodurch dann auch bei den _
‚als Beispiel angeführten Geschlechtern Felis und Canis die _
Verschiedenheit in dem Länge- und Höheverhältnifse der
Gattungen zu grofs mag ausgefallen seyn. Die Länge des
Kopfes wird von der Spitze der Schnautze bald nur bis
zum Hinterhauptloche, und bald bis ans äufserste Ende
des Hinterhauptbeines gemefsen > was bei einigen Gattun-
gen, wie bei den Schweinen und den Nabelschweinen ,
einen Unterschied von einem bis zwei Zoll ausmacht. Zu-
weilen nimmt man gar als Länge des Kopfes nur die Ent-
fernung der Schnautzenspitze vom hinteren Rande der Basis
‚ des Ohres an, während dieser gewöhnlich vor dem Hinter-
hauptloche liegt, Ich habe diese Dimensionen immer auf
die erste der drei erwahnten Arten, welche auch die ge-
wöhnlichste ist, bestimmt; noch angemefsener aber dürfte
wohl seyn, vom vorderen Ende des Zwischenkieferkno-
chens bis zur Mitte des Hinterhauptloches zu mefsen, und
die Länge der Schnautze oder des Rüfsels, so wie die Her-
vorragung des Hinterhauptbeines, wo sich dergleichen vor-
findet , besonders anzugeben.
Die Grundfläche des Schedels hat nämlich bei den
verschiedenen Gattungen eines Geschlechtes verhältnifs-
mäfsig dieselbe Länge, während die knorpligen und fleischi-
gen Theile der Schnautze, so wie die Hervorragungen der
pars occipitalis des Hinterhauptbeines, welche letzteren übri-
gens auf die ganze Länge des Thieres keinen Einflufs haben ,
bei jeder Gattung verschiedene relative Dimensionen dar-
bieten, so dafs das Längeverhältnifs des Schedels vielleicht
ein Geschlechtsmerkmal an die Hand geben könnte.
Die Höhe des Thieres sollte immer.an lebenden, und
nie an todten Individuen gemefsen werden , indem man bei
den letzteren die Extremitäten nur selten in ihre natürli-
che Lage zu bringen vermag.
Ein unerläfßsliches Beding für die Richtigkeit der Re-
sultate ist aber, dafs alle Mefsungen an vollkommen aus-
gewachsenen Individuen angestellt werden, da vor der
Vollendung des Wachsthums,, wie ich bei mehreren Säu-
gelhieren von Paraguay gezeigt habe, das Gröfseyerhältnils
390. —
der Theile nicht das nämliche ist wie nach derselben, Es
mufs daher vor jeder Ausmefsung nothwendig der Zahnbau
des Thieres untersucht werden, welcher beinahe immer über
das Alter desselben sicheren Aufschlufs giebt. Wird diefs
nicht beachtet, so kann man leicht verleitet werden, ein
junges Individuum einer schon bekannten Gattung für eine
neue Gattung zu halten, und dies um so eher, da die
jungen Thiere in ihrer Farbe so häufig von den erwachse-
nen abweichen, Er
INHALTSANZEIGE.
—”
` ERSTE ORDNUNG. BIMANA.
Gen. Homo, Ureinwohner von Paraguay .
. ZWEITE ORDNUNG. QUADRUMANA.
Gen. Mycetes. Mycetes caraya. i 5
Gen. Cebus. Cebus Azare s ; i .
Gen. Nyctipithecus. Nyctipithecus trivirgatus .
DRITTE ORDNUNG. CARNIVORA.
Erste Familie. CHIROPTERA.
Gen. Phyllostoma 5 2
Phyllostoma superciliatum .
lineatum . :
infundibiliforme _
hlıum
Gen. Glofsophaga
Glofsophaga villosa
Gen, Vespertilio
Vespertilio villosissimus
——— nigricans
Gen. Molofsus .
> Mölofsus laticandatus .
m cxcus
crafsicaudatus
castaneus
Gen, Noctilio .
Noctilio dorsatus.
ruber .
sc Bam
Dritte Familie. Sıncvınarıa. Erste Abthei-
lung. Pläantigrada
‘Gen. Nasua . > x >
Nasua socialis . ER
solitaria »°. » = E
Gen. Procyon. Procyon. cancrivorus
Gen. Gulo 2 . . : $
Gulo barbarus . i : ; $ z
ts o > . $ - .
Zweite Abtheilung. ER Gen. Lutra.
Lutra paranensis . Er EG
Gen. Canis. Canis jubatus : : :
Canis brasiliensis A ı 7 3 T
—— familiaris. a) der amerikanische Hund;
b) der eingeführte europäische Haushund
Gen. Felis, Felis: onça . Eu: 2 z E x
Felis concolor - = š š 5 =
—— pardalis s. mitis s. tigrina b `
—— macrura Žž . 4 Bel
rons yaguarundi : Š 3
_—— eyra . š i t k
—— catus domesticus E i ;
| Vierte Familie. MARSUPIALIA.
Gen. Didelphis ; f = r
Didelphis Azarz . x f A
lanigera z 7 j
crafsicaudata 5 = 5
VIERTE ORDNUNG. GLIRES.
Gen. Mus. Fe
Mus anguya
== rufus .
— callosus
-— longitarus . >
Gen, Echimys . i i
Echimys spinosüs à
longicaudatus
u 483
Gen. Myopotamus . 4
Myopotamus bonariensis
Gen, Sphiggurus
Sphiggurus spinosa
Gen, Lepus i
Lepus brasiliensis ,
Gen, Cologenus
Coelogenus paca
Gen. Chloromys
Chloromys acuti .
Gen. Hydrocherus . i
- Hydrocħèrus capybara
Gen. Copia
Cavia Aperea AS rd
. >> 5 s
. ®
FÜNFTE ORDNUNG. EDEN®A TA.
Gen. Dasypus E i
Dasypus sexcinctus _. 5
gymnurus ..
novemecinctus
hibrigus _ a
giganteus |. rk
Gen. Myrmecophaga - \
Myrmecophaga jubata ;
F m— tetradactyla .
» s
$
? E:
d è
SECHSTÉ/ ORDNUNG. PACHJDERMA.
Gen, Tapirus. #Tapirus americanus
r Gen, Dicptyles s s j
Ea Dicotylgs labiatus
L OO = törguatus ~.
# ? Gen. Ssa Sus scrofa . . :
` Gen. Egüüs Equus Gin 3 2339
Equussasinus s o e 4i
g e
MEBENTE ORDNUNG. RUMINAN TIA
Gen Cer: ie A
4 .
0
i 348°
Corvus paludosus Br EA
#
3
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A ORAO IE s ORAN AH
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